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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 526

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
526 Die neue Zeit. schauung zu unterrichten. Zugleich benützte er diese Reise, um sich Kunstfertigkeiten aller Art anzueignen. Ein Aufstand der Strelitzen, den seine Stiefschwester Sophie anstiftete, nötigte ihn, nach Hause zurückzukehren, wohin er Gelehrte, Offiziere, Künstler und viele Handwerker mitnahm. Nachdem er ein bln-1699.tigeä Gericht über die Aufrührer gehalten, machte er sich daran, die große Aufgabe zu lösen, die er sich gesetzt hatte, nämlich Rußland in die Reihe der gebildeten Völker einzuführen. 530) Vor allem begann nun Peter das Militär nach europäischer Weise zu organisieren und die kleine Flotte, die er zur zweiten Belageruug Asows geschaffen, zu verstärken. Um auch an der Ostseeküste festen Fnß fassen zu können, griff er'schweden an, aber seine Soldaten waren den geübten schwedischen Soldaten doch nicht gewachsen und er wurde von Karl Xii. bei 170«. N a r w a auf das Haupt geschlagen. Doch eroberte er In germanland und legte den Grund zu St. Petersburg, der künftigen Hauptstadt des Reiches. Zwar verlor Peter aber-i7ii. mals eine große Schlacht am Prnth gegeu die Türken, aber die russische Flotte siegte bei den Alands in se ln über die i7i4.schwedische, und obwohl der Krieg mit den Schweden noch mehrere Jahre dauerte, so blieb doch im Frieden von Nystädt Esthland, Livland und Jngermanland bei Rußland. Eine Heer-1723. fahrt nach Persien hatte wenigstens den Erfolg, daß Rußland sich auch an der Westküste des Schwarzen Meeres festsetzte. 531) Großartig waren die Veränderungen, welche Peter im Innern vornahm. Um Handel und Verkehr zu heben, wurden Kanäle gebaut, Landstraßen verbessert, die Post, sowie gleiches Maß und Gewicht eingeführt. Auch der Bergbau wurde gehoben. Zur Sicherung der Flotte wurde Kronstadt erbaut und die Festung Schlüsselburg verstärkt, um die Handelsschiffe zu schützen. Peter errichtete Schulen und Waisenhäuser, ließ Druckereien einrichten und Bücher aus fremden Sprachen übersetzen und verbreiten. Auch manchen Übeln Sitten wirkte er entgegen. Weil er aber zu rasch vorging und der sklavische Sinn der Russen die netten Einrichtungen zu bereitwillig annahm, so blieb doch vieles nur auf der Oberfläche haften, ohne wirklich in das Volksleben einzubringen. Bildung und Gesittung konnte unter einem Monarchen wie Peter, der selbst so roh an Sitten war ttttb besten Willkür gleichen Schritt hielt mit feiner Grausamkeit, nicht zunehmen. Auch beraubte Peter die russische Kirche, die seit ihrer Trennung von Rom viel von ihrer Selbständig-keit eingebüßt hatte, noch der letzten Lebenskraft, inbetn er an die Stelle des Patriarchats eine heilige dirigierende Sy-

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 258

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
258 Die neuen Cantone der Schweiz. §. 57. 11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit der Stadt Basel (30,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des Rheines an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des Rheines zwischen Jura und Schwarzwald und auf dem Berührungspunkte dreier Länder (jetzt am Knotenpunkte von vier Eisenbahnen) ihre militärische, commercielle und historische Bedeutung, sowie ihren sprüchwörtlich ge- wordenen Wohlstand verdankt. Noch jetzt gilt Basel als der obere Haupthafen des Rheines, als der erste Handelsplatz der Schweiz. Die Hauptstadt des (seit 1832 abgetrennten) Halbcantons Basellandschaft ist Liestal. 12. Schaffhausen liegt in drei Theilen zerstreut außerhalb der natürlichen Grenze der Schweiz, aus der rechten Seite des Rheines, und bildet gleichsam einen Brückenkopf zwischen Deutschland und der Schweiz. Ein Haupterwerbszweig der am Ende der Schiffbarkeit des obern Rheins liegenden Stadt Schaffhausen ist die Ausladung und Fortschaffung der Waaren oberhalb des Rheinfalles bei Lauffen. 13. Appenzell auf dem nordöstlichsten Theile des schweizerischen Alpenlandes, zwischen dem Rheinthal und der Thur, ward durch die Reformation in zwei unabhängige Staaten getrennt: das südliche, katho- lische Appenzell-Jnner-Rboden mit dem gleichnamigen, dorfähn- lichen Hauptorte, und das nördliche, protestantische Appenzell-Außer- Rhoden, wo eine sehr dichte Bevölkerung (über 10,000 auf 1 □ üjf.) sich von einer lohnenden Industrie (Baumwollenzeuge, seine Musseline) nährt; Herisau ist hier der bedeutendste Ort. Iii. Die neuen und neuesten Cantone vertheilen sich aus die sranzösische, deutsche und wälsche (italienisch-romanische) Schweiz so, daß den beiden ersteren Theilen drei angehören, während von den drei übrigen einer (Graubünden) theils deutsche, theils romanische, einer (Tessin) ita- lienische , und der dritte (Wallis) zur Hälfte deutsche und zur Hälfte französische Bevölkerung enthält. 14—16. Bon den drei Cantonen der französischen Schweiz gehört Neuenburg (Neufchatel) dem Jura, Genf der Ebene, Waadt, als der einzige unter den jüngern Cantonen, sowohl der Ebene und den Alpen, als dem Jura an. Die beiden ersteren haben ihren Namen dem See mitgetheilt, an dessen Westseite ihre Hauptstädte liegen, Waadt dehnt sich zwischen diesen zwei Seen aus, sie beide berührend. Der Gewerbsteiß (besonders Uhrmacherei) blüht in den beiden erstern, Waadt hat an den Ufern des Genfersees die vorzüglichste Weiucultur der Schweiz. In Neuenburg wird die Hauptstadt Neuenburg sowohl von Locle, als insbesondere von dem in einem hohen Thale (3000' über dem Meere) gelegenen la Chaur-de-Fonds (17,000 E.) an Bevöl- kerung und gewerblicher Thätigkeit übertroffen. — Die Hauptstadt von Waadt, das schon im römischen Zeitalter bedeutende Lausanne (18,600 E.), erhebt sich über dem Genfersee auf den terrassensörmigen Hügeln des Mont Jorat, an herrlicher Lage mit Vevay, dem zweiten Ort des Cantons, wetteifernd. — Der Canton Genf, der kleinste nach Zug,

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 324

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
324 Nahrungsquellen, Industrie und Handel in Rußland. §. 63. d. Nahrungsquellen. Schon aus der Uebersicht der klimatischen und Vegetationsverhält- nisse (S. 320) geht hervor, wie verschiedenartig die Nahrungsquellen der Bevölkerung in den verschiedenen Zonen des Reiches sind. Am weitesten ist die Viehzucht über das Ganze verbreitet und umfaßt alle Gattungen vom Kameel des Südens bis zum Rennthier des Nordens; der Ertrag des Ackerbaues, wiewohl das einheimische Bedürfniß über- steigend, würde bei zahlreicheren Arbeitskräften und besseren Absatzwegen noch einer weit größern Ausdehnung fähig sein, denn selbst im euro- päischen Rußland ist kaum fl« des Bodens zum Anbau benutzt. Wein- bau (bis 48° n. Br.) und Seidezucht sind naturgemäß ebenso auf den Süden, wie der sehr lohnende Bergbali aus den (Mittlern) Ural, den Altai und das da-urische Erzgebirge in Asien (s. S. 104) beschränkt; die sehr bedeutende Waldcultur erstreckt sich vorzugsweise über den N. und W., die Fischerei (mit einem Ertrage von mehr als 15. Mill. Rubel) auf alle Meere, Flüsse und Seen, die Jagd (auf Pelzthiere), namentlich in Sibirien, ist wichtiger als in irgend einem europäischen Lande; der Salz gewinn, theils aus Steinsalzgruben im südlichen Ural, theils aus den Salzseen in den Steppen zwischen der Wolga und dem Dniepr, ist sehr bedeutend. Die Industrie wurde seit Peter dem Großen von der Regierung außerordentlich begünstigt, theils durch Anlage von Fabriken aus Staats- mitteln , theils durch Bewilligung von Abgabenfreiheit auf eine gewisse Zeit, theils durch eine strenge Grenzsperre. Die meisten Fabrikanlagen finden sich in den von der Natur bevorzugten Centralprovinzen, nament- lich im Gouvernement Moskau. Der Bauer verfertigt sich selbst die meisten Zeuge und Geräthschaften, deren er bedarf. Der innere Handelsverkehr, dessen Hauptpunkte Moskau, Nischnij-Nowgorod, Jrbit (im Gouvernement Perm), Charkow, Kasan und Orenburg sind, wird durch die Leichtigkeit des Transports auf den zahlreichen, natürlichen und künstlichen Wasserstraßen, sowie auf der Schlittenbahn zur Winterszeit in lebhafter Weise betrieben und ist, außer in Polen und Finnland, wenigen Beschränkungen (sehr geringen Straßen- und Canalabgaben) unterworfen. Die begonnene Anlage von Eisenbahnen, wodurch bereits Petersburg, Moskau, Warschau und Krakau verbunden sind, wird erst ihren unermeßlichen Einfluß auf die Cultivirung des Bodens in den Centralländern und den Absatz ihrer Produkte vollständig entwickeln, wenn die beabsichtigte Fortsetzung nach S., von Moskau einerseits nach Odessa, andrerseits nach Cherson, zur Ausführung gekommen ist. Der Handel mit dem Auslande wird zum größten Theile zur See und zwar meist auf fremden Schiffen, vorzugsweise von englischen Kaufleuten betrieben. Die wichtigsten Ausgangspunkte desselben sind: Petersburg und Riga (die Ostseehäfen sind mit 3u betheiligt), Odessa, Astrachan, Archangel. Den Landhandel mit dem Auslande betreiben

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 254

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
254 Nahrungsquellen, geistige Cultur der Schweiz. 8- 57. theilweise auch in Wallis, Freiburg, Bern) und der geringe Ueberrest der italienischen (in Lessin und einem kleinen Theile von Graubünden) und romanischen (in Graubünden). Weit gleichmäßiger ist die Ver- theilung in'hinsicht der Religion: zum Protestantismus bekennen sich 7s, zum Katholicismus 7b. Das Alpenland ist vorzugsweise katholisch ge- blieben, in der Ebene hat sich die Reformation verbreitet. In den drei Urcantonen (Schwyz, Uri und Unterwalden) , sowie in Zug, Wallis und Tessin finden sich keine oder nur wenige Protestanten. Nur die italienische Bevölkerung ist fast ausschließlich katholisch, wogegen die romanische (wie im Engadin, im Puschlaverthal) starke reformirte Be- standtheile enthält. Auch in dem Geist und Charakter der Bevölkerung prägt sich der Einfluß der großen Mannichfaltigkeit der Bodengestaltung aus und die Schweiz bietet, abgesehen von der Abstammung, fast ebenso viele Individualitäten des Volks- lebens dar, als sie Thalsysteme aufzuweisen hat. Nahrungsquellen. In den Alpenregionen wird der Ackerbau nur spärlich betrieben, die durch hohe Gebirgsrücken von einander getrennten Bewohner der- selben sind zum Theil halbnomadische Jäger und Hirten, die im Früh- lings ihre Thäler verlassen und mit ihren Heerden den Sommer und Herbst auf die höher gelegenen Weiden ziehen, wo Sennhütten ihr Ob- dach bilden; in den Hauptthälern, durch welche große Kunststraßen führen, gibt auch der Waarentransport, in einzelnen Theilen des Berner Oberlandes, im Chamounythal u. s. w. die Führung und Fortschaffung der Fremden einen nicht unansehnlichen Gewinn. Die Hauptbeschäfti- gung der Bewohner der Ebene ist der Ackerbau, die Obst- und Wein- cultur, die Anlage künstlicher Wiesen; die Schweizer des Jura nähren sich bet der geringern Ergiebigkeit des Bodens meist von gewerblicher Thätigkeit. Die Industrie hat vorzugsweise im W. (Basel, Neufchatel, Genf) und im N.-O. (Zürich, Thurgau, St. Gallen, Appenzell) ihre Sitze aufgeschlagen und eine hohe Stufe der Vervollkommnung (besonders in Baumwolle- und Seidemanufacturen, Uhren und Bijouteriewaaren) erreicht. Wegen der starken Produktion und der geringen Consumtion bleibt für den auswärtigen Handel eine bedeutende Masse von land- wirthschaftlichen (Vieh, Käse) und industriellen Produkten übrig. In Bezug auf geistige Cultur, namentlich allgemeine Verbreitung des Unterrichtes, stehen die Bewohner der Ebene und des Ost- und Südabfalls des Jura auf einer höhern Stufe als die des Alpenlandes. Für den höhern Unterricht bestehen drei schwach besuchte Universitäten: Bafel (mit 70 Studenten!), Bern und Zürich, sowie drei Akademien der französischen Schweiz (Genf, Lausanne und Neufchatel). Staatsverfasfung. Die Schweiz bildet einen Bundesstaat von 22 Cantonen, von denen Basel, Appenzell und Unterwalden in je zwei Halbcantone mit völlig selbständiger Leitung ihrer inner» Angelegenheiten zerfallen.

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 328

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
328 Eintheilung und Topographie Rußlands. §. 63. Terek, nebst dem Lande der „Kosacken des schwarzen Meeres" (oder der Tschernomorischen Kosacken). Militäransiedlun gen (seit 1837) sollen hier die Grenze gegen die feindlichen Bergvölker sichern, Ackerbau, Handel, Industrie in Aufnahme bringen und friedliche Ver- hältnisse mit diesen Völkerstämmen anbahnen. 4. West-Rußland (8 Mill. E. auf 7600 □ 9)?.), bestehend aus ehemals polnischen Ländern: a. Litthauen oder Weiß-Rußland mit der in wissenschaftlicher, commercieller und militärischer Beziehung wichtigen, ehemaligen Haupt- stadt Wilna (47,000 E.) an einem schiffbaren Nebenflüsse (Wilija) des Niemen, einst der Mittelpunkt heidnischer Götterverehrung, dann Sitz des ersten christlichen Bischofs Litthauens, jetzt mit vielen zum Theil alterthümlichen Kirchen und Gebäuden geschmückt. d. Wolynien und Podolien, oder Roth-Rußland, steht in der Mitte zwischen den Kulturlandschaften im Westen und den Steppen in seinem Osten. 5. Die Ostseeprovinzen (27» Mill. E. auf 2700 lum.), von Schweden abgerissen: а. Kurland mit der ehemaligen Hptstdt. Mi tau (18,000 E.). 6. Liesl and mit der ehemaligen Haupt- und Hansestadt Riga (60,000 E.) unweit der befestigten Dünamünduug, und Dorpat (deutsche Universität). Dem Busen von Riga ist die fruchtbare Insel Oesel vorgelagert. e. Esthland mit Reval (28,000 E.), dem befestigten Kriegs- und Handelshafen am Eingang des finnischen Busens. ä. Jngermannland mit der (erst 1703 gegründeten) Residenz- und zweiten Hauptstadt Petersburg (1857: 494,600 E.), an der Mündung der Newa in den (der Stadt durch seine Sturmfluten gefähr- lichen) finnischen Busen, zugleich der Mittelpunkt des commerciellen und wissenschaftlichen Lebens. Sie ist nicht durch di« Lage, wohl aber durch die Bauart eine der schönsten und großartigsten Städte der Erde, wo „jedes Haus ein Palast, jeder Palast eine Stadt." Sie reprä- sentirt in ihrer äußern Physiognomie, wie in dem Leben der Ein- wohner , das moderne Rußland und ist gleichsam ein Stapelplatz für Cultur und Sitten des Auslandes. Diese erste Handelsstadt des Reiches kann theils selbst größere Schiffe aufnehmen, theils hat sie in Kronstadt (38,000 E.) einen trefflichen Hafen für die größten und steht für den Binnenhandel mit allen Theilen des Reiches in Waffer- verbindung. б. Das Czarthum Kasan (7 Mill. E. auf 11,200 Ihm.) mit der Universitätsstadt Kasan (57,000 E.) an der Wolga, oberhalb des Einflusses der Kama, nebst einer tatarischen Vorstadt, Stapelplatz des Handels zwischen Sibirien und dem europäischen Rußland. Perm am

8. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 123

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die übrigen alten Cantone. 123 Ii. Die 9 übrigen alten Cantone sind sämmtlich nach ihren Hauptstädten benannt. 5. Der Cantón Zürich zeichnet sich durch trefflichen Anbau, be- sonders an den beiden Ufern des Sees (vgl. S. 105), durch blühenden Gewerbsteiß und durch wissenschaftliche Bildung seiner Bewohner aus; die Hauptstadt Zürich (17,000 E.), „das schweizerische Athen", ist nicht allein (durch ihre Lage am nördlichsten Punkte des umfassen- den Limmatseebeckens) ein Hauptort für den Handelsverkehr nach Italien, wie Luzern, sondern auch der geistige Mittelpunkt der deutschen Schweiz. 6. Zug ist der kleinste aller Cantone, aber der Schlüssel zu den Waldstätten, die hier bei Morgarten den ersten Kampf gegen Oester- reich glücklich bestanden. 7. Glarus besteht aus dem nur gegen N. geöffneten, im S. durch den Dödi abgeschlossenen Linththale (und zwei einsamen Neben- thälern), in welches am meisten unter allen Thälern der Hochalpen die Industrie aus der Ebene vorgedrungen ist. 8. Bern, der zweitgrößte aller Cantone, mit der stärksten Be- völkerung (beinahe % Mill.), der einzige von den älteren Cantonen, der sowohl den Alpen, als der Ebene und dem Jura angehört, trägt seinen Namen von der ehemals, wie jetzt politisch bedeutendsten Stadt (27,500 E.) der ganzen Schweiz. Sein Hauptkörper wird durch das System der obern Aar gebildet. Das Berner Oberland, für dessen Erzeugnisse Thun am Abflüsse der Aar aus dem Thunersee den Stapelplatz bildet, ist (nächst dem Rigi) das Hauptziel der meisten Reisenden in die Alpenwelt; Jnterlaken (ínter lacus), zwischen dem Thuner- und Brienzersee, dient als Haupt- sammelplatz derselben. Auch das größte und merkwürdigste Thal des Jura, das Münster- thal, welches die Birs durchströmt, gehört fast ganz zu dem Cantón Bern. Am Südfuße des Jura liegt Biel am Abflüsse (der Zihl) des Bielersees nach der Aar. 9. Der Cantón Freiburg besteht vorzugsweise aus dem Thale der Saane und dessen Nebenthälern. 10. Solothurn in dem fruchtbarsten Theile der schweizerischen Ebene. Tie Hauptstadt Solothurn liegt an der Aar und am Fuße des Weißenstein, welcher den vollständigsten und umfassendsten Ueber- blick sowohl über die Hochebene, als über die ganze im Hintergründe derselben sich erstreckende Kette der Hochalpen, von der Grenze Tirols bis zum Montblanc, gewährt. 11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit der Stadt Basel (28,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des Rheines an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des

9. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 125

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die neuen Cantone. 125 17.—19. Die drei neuen Cantone der deutschen Schweiz haben das Gemeinschaftliche, daß sie alle drei auf bedeutende Strecken vom Rheine (einschließlich des Bodensees) begrenzt werden. Aargau um- faßt das Gebiet des Zusammenflusses sämmtlicher Aar-, Reuß-, Lim- mat- und Rheingewässer, in welchem außer der wenig bedeutenden Hauptstadt Aarau der älteste und besuchteste Badeort der Schweiz, Baden (von der Limmat durchströmt), liegt. In einiger Entfernung von dem Einflüsse der Reuß und Limmat erheben sich über der Aar die Trümmer der Habs bürg. — Die hügelförmige Landschaft des Thur- gau, zu beiden Seiten der Thur und östlich bis zum Bodensee, hat keine irgend bedeutende Stadt (Hauptstadt Frauenfeld, mit nur 2500 E.). — Im Canton St. Gallen, welcher sich vom Zürcher- und Wallenstätter- bis zum Bodensee und Rhein ausdehnt, ist die gleichnamige Hauptstadt (11,000 E.) durch Fabrikfleiß, Rorschach, als Hafenort am Bodensee, und Rapperschwyl, als Hafen am Zür- chersee (der Brücke gegenüber) wichtig. 20. — 22. Die drei südlichen und südöstlichen Cantone ge- hören sämmtlich dem Alpenlande an. Graubünden ist der größte (140 szm., also beinahe */5 der Schweiz), und zugleich der am schwächsten bevölkerte von allen Cantonen, gibt durch seine schroffen Gegensätze in der Gestaltung des Bodens, in der Vegetation und in der Bevölkerung nach Abstammung, Sprache, Religion und Sitten (% deutsch, % romanisch) ein Bild der Alpenwelt im Kleinen und macht so speziell den Uebergang von Mittel- zu Südeuropa, wie dies von der ganzen Schweiz im Allgemeinen behauptet werden kann. Die Hauptstadt Chur, im Centrum des Graubündner Rheinbeckens und am Ausgange mehrerer Thäler, ward die Vermittlerin des Verkehrs zwischen dem Bodensee und Zürchersee einerseits, dem Comer- und Langensee (über den Splügen und den Bernhardin) andererseits. Unter den (etwa 150) Thälern Graubündens ist das Engadin oder obere Innthal das bevölkertste und wohlhabendste, obgleich die höchste (im obersten Theile 5700' ü. d. M.) angebaute Gegend Europas. — Die männ- lichen Bewohner desselben suchen ihren Erwerb größtentheils durch einen längern Aufenthalt in größern Städten, namentlich Norddeutschlands (beson- ders als Conditoren, Chocoladefabrikanten u. s. w.) und kehren in spätern Jahren in ihre Heimat zurück. Der italienische Canton Tessin besteht aus mehreren, von N. nach S. parallel laufenden Querthälern, die ihre Gewässer dem Lago maggiore zusenden und reicht von der Höhe des Gotthard bis in die lombardische Ebene. Der Sitz der Regierung ist abwechselnd in den drei Hauptorten: Bellinzona (am Tessino), Locarno (am Lago maggiore) und Lugano (am Luganersee). Wallis oder das nach allen Seiten durch die höchsten Gebirgs- mauern fast gänzlich abgeschlossene obere Rhonethal mit dessen Neben-

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 603

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V und die Kirchentrennung in Deutschland. 603 jetzt noch bei dem Reichskammergericht über Religionssachen schwebenden Rechtsstreitigkeiten nachgeben. Hier wurde ihm zugleich noch Anderes abgedrungen. Der Landgraf Philipp hatte kurz vorher, von König Franz durch Geld unterstützt, ein Heer gerüstet und mit Gewalt den Vertriebenen Herzog Ulrich, der zum Protestantismus übergetreten war, in sein Land wieder eingesetzt, was um so leichter gelungen war, als der schwäbische Bund sich im Jahre vorher aufgelöst hatte. Dieser Gewaltthat mußte Ferdinand, der noch auf dem Reichstag zu Augsburg die förmliche Belehnung mit Würtemberg empfangen hatte, seine Be- stätigung ertheilen. Wie der Protestantismus nun einen Stützpunkt im Süden Deutschlands gefunden, breitete er sich auch im Norden aus, wo er im Jahre 1539 Brandenburg durch Joachims I. Sohn Joachim Ii» und das Herzogthum Georgs durch dessen Bruder Heinrich gewann. Unter solchen Umständen erhielt das Schmalkaldner Bündniß immer mehr Kraft. In dasselbe waren auch die vier der Zwinglischen Lehre anhängeuden Reichsstädte in Oberdeutschland ausgenommen worden, und um die Verbindung fester zu knüpfen, wurde in der sogenannten Witten- berger Concordie ein Ausdruck für die Abendmahlslehre gefunden, in welchem die beiden protestantischen Parteien, ungeachtet die Verschieden- heit in dieser Beziehung nicht aufhörte, sich einigten. Dagegen sprach man von protestantischer Seite die Trennung von den Katholiken, als Clemens' Vh. Nachfolger Paul Iii. (1534 bis 1549) ein Concil nach Mantua ausschrieb, recht scharf durch die von Luther verfaßten Schmal- kaldner Artikel aus, nachdem man die Theilnahme an dem Concil ver- weigert hatte. Indessen hatte die religiöse Bewegung auch zu einer großen Störung des Friedens geführt. In Münster hatte der Protestan- tismus allmälig Eingang gefunden, und als er sich im Besitze eines Theiles der Stadt befand, erstreckten sich hieher die Einwirkungen der wiedertäuferischen Secte, die in den nahen Niederlanden heimisch ge- worden war. Ihre Sendlinge rissen das ohnehin schon aufgeregte Münster in einen Strudel von Schwärmerei und Gewaltthat, indem sie mit Verkündigungen eines nahenden Gottesreiches viel Volk aus der Umgegend in die Stadt lockten und mit Hülfe desselben alle Gewalt in ihre Hände brachten. Ein Schneider, Johann Bockhold aus Leyden, der göttliche Offenbarungen zu erhalten vorgab, trat an die Spitze der Bewegung, erklärte sich für den König des neuen Reiches, das unter Vernichtung aller Fürsten über den Erdkreis verbreitet werden sollte, und ließ alle Greuel entmenschter Thorheit und Wuth in der Stadt walten. Der Bischof von Münster, der früher mit den Protestanten einen Vertrag hatte eingehen müssen, war jedoch mit Truppen zur Eroberung der Stadt augerückt, und der Hunger riß in derselben ein. Als nun die wegen der würtembergischen Angelegenheit begonnene Fehde
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