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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

3. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 54

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
54 Die Stromsyfteme Chinas. §. 19. der Pässe des Himalaya die Verbindungen Indiens mit dem Nordlande zwar nicht gehindert, aber doch sehr beschränkt; kriegerische Berührungen fanden höchst selten Statt, der Handel Indiens verschmähte nicht ganz diese Richtung, aber es war für ihn die am wenigsten bedeutende, die Buddha-Lehre fand und bahnte sich den Weg über das Gebirge, wie das Christenthum den über die Alpen. kl. Die Stufenländer von Ost-Asien. a. Der wichtigste unter den zcihlreichen, zum Theil schiffbaren Strömen, welche dem Nordostrande von Hochasien entquellen, ist der Amur'), der ans dem Verein zweier Flnßgruppcn, einer nörd- lichen und einer südlichen, entstanden, die Stufen des da-urischen Berglandes durchbricht und das gebirgige Gestadeland der Mandschu oder Tungusen (in östlicher und nordöstlicher Richtung) durchfließt. Der breite und tiefe, an Zuflüssen und Inseln reiche Strom scheint, seitdem er theilweise Rußland angehört, (vgl. S. 59) bestimmt zu sein, die Hanptverbindung zwischen dem astatischen Rußland und dem Weltmeer zu vermitteln, obgleich seine Mündung seicht und nur 3 Monate vom Eise frei ist. b. Die beiden chinesischen Zwillingsströme: der Hoangho oder der gelbe Fluß und der Jantse-Kiang (d. h. der große Strom) sind durch Nähe der Quellen und gemeinsames Mündungs- delta zu einem großartigen Stromsystem vereinigt, welches in seinem obern Laufe noch das Plateauland, in dem Mittlern, diver- girenden, ein Alpenland, und im untern, wieder convergirenden Laufe ein Tiefland durchströmt und mit seinem durch zahlreiche Zuflüsse gesteigerten Wasferreichthum eine weitausgedehnte und dichtbevöl- kerte Culturlandschast befruchtet, namentlich ist das chinesische Tiefland am untern Laufe der beiden Ströme, die wasserreichste, fruchtbarste und bevölkertste Kornkammer der Erde, der Mittelpunkt des chinesischen Reiches und der chinesischen Eultur. Vgl. S. 57. Doch gibt es nicht leicht zwei Flüsse, die in ihren sonstigen Ver- hältnissen (außer ihrer Richtung) unähnlicher sind. Während der gelbe Fluß wegen seines reißenden Laufes von den Chinesen zur Schifffahrt wenig (am wenigsten stromaufwärts) benutzt wird und das Flachland an seinem untern Laufe nur durch großartige Wasserbauten und zahl- reiche Canäle vor seinen verheerenden Ueberschwemmungen gesichert ist, wird der Jantse-Kiang schon im Mittlern Laufe von Flößen und Schiffen, im untern von Seeschiffen belebt. Wegen der großen Zahl von Pro- vinzen, die er durchströmt, heißt er der „Gürtel Chinas". ’) Petermann's Mittheilungen, 1857, S. 297 ff. Daß die Ansicht der Mandschu. der Amur entstehe aus der Vereinigung des Sungari und der Schilka vder Sachali, nicht unbegründet, und daß der Sungari die Hauptverkehrsader des Amurspstems sei, s. daselbst S. 519 und 1860, S. 93 Anm. Demnach ist der Argunj nur ein Zufluß der Schilka.

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 102

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
102 Das russische Transcaucasien. §. 28. 8. 28. Das russische Transcaucasien. Der Caucasus (— caspische Berge?) ist ein Alpengebirgs- land, welches in seinem nordwestlichen Anfang (Halbinsel Taman) das schwarze von dem azow'schen Meere trennt, dann die Küste des schwarzen Meeres begleitet und mit seiner östlichen Hälfte den breiten Isthmus zwischen dem schwarzen und caspischen Meere in der Richtung von N.-W. nach S.-O. qner durchschneidet, hier die natürliche Grenze zwischen Asien und Europa bildend (im Alter- thum auch die Grenze der vorderasiatischen Cultur gegen das scy- thische Barbarenthum). Aus seinem vielzackigen, nicht abgerundeten Rücken-erheben sich einzelne Gipfel höher als die höchsten Spitzen der europäischen Alpen, alle überragt der Elburuz (d. h. der glän- zende Berg, der Gletscher, 18,500'), auf welchem sich nach den Erzählungen der Armenier die Arche Noah'ö zuerst (später auf denk Ararat) niedergelassen haben soll. Die durchschnittliche Höhe ist 8000—10,000', gegen die beiden Enden hin im O. und W. nimmt die Höhe allmählich ab, am östlichen Ende aber wird die Breite bedeutender durch eine Spaltung in zwei Zweige, einen nordöstlichen und einen südöstlichen. In Folge der Zerrissenheit des Rückens sind bedeutendere Gletscher selten, daher die Gewäs- ser weniger reichhaltig als in den Alpen. Diese sammeln sich in vier Flüssen, von denen zwei auf .der Nord- und zwei auf der Südseite nach entgegengesetzten Richtungen und Meeren fließen: auf der Nordseite der Kuban vom Elburuz ins schwarze, der Terek ins caspische, auf der Südseite der kleine Rion (der Phasis der Alten) ins schwarze, dagegen ins caspische Meer der bedeutende Kur (Cyrus), welcher zwar nicht auf dem Caucasus, sondern auf dem armenischen Hochlande entspringt, aber links die meisten Flüsse der Süd- seite des Caucasus aufnimmt (also diesem Gebirge in gleicher Weise angehört, wie die Donau den Alpen), während er rechts kurz vor seiner Mündung den Aras (Arares s. S. 88) aus dem armenischen Hochlande empfängt. Wie die Bewässerung, so ist auch die Vegetation keine reich- haltige, doch sind einzelne Theile des Caucasus mit prächtigen, zum Theil sehr dichten Waldungen besetzt; in den Thälcrn (namentlich des Phasis) gedeihen verschiedene Obstsorten, und die Caucasusländer gelten für das Vaterland unserer Aepfel und Birnen. Die Bewohner des Caucasus (2v- Mill.?) gehören, mit Aus- nahme der eingewanderten tatarischen Stämme, sämmtlich dem indo- europäischen Völkerzweige an. Die (7) verschiedenen Völkerstämme dieses Gebietes reden zwar sehr von einander abweichende Sprachen, sind aber

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 106

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
106 Das Steppenland der Kirghisen. Afrikas Weltstellung. §. 29. §. 30. Felsfläche. Das Ganze würde eine noch mehr polare Natur haben, wenn es nicht Tiefland wäre. Da diesem großen Länderraume die ethnographische Einheit (vgl. S. 46) anderer asiatischen Landschaften fehlt, so konnte er seine Selb- ständigkeit nicht behaupten, sondern wurde, wie Amerika, ein Land der Colonisation für die Europäer, welche so angefangen haben, die Civili- sation dem Erdtheile, wovon sie ausgegangen, als eine unendlich gestei- gerte zurückzugeben. Im Tieflande am Jrtisch liegt Tobolsk, ehe- mals die Hauptstadt von ganz Sibirien, und Omsk am Einflüsse des Om in den Jrtisch, die Residenz des Generalgouverneurs von Westsibirten. 3. Das Stcppenland der Kirghisen auf der Grenze der beiden großen Naturtypen Centralasiens, seines Hochlandes und seines Tieflandes, ist ohne feste Ansiedelungen, nur von Nomaden- horden durchzogen, welche in Folge der gegenseitigen Eifersucht der russischen und chinesischen Regierung, trotz der eigenen Schwäche, ihre Unabhängigkeit erhalten haben. Für den Durchzug durch ihr Gebiet lassen sich die Häuptlinge der an- gesehenen Horden, die Kirghisen-Sultane, von den Karavanen wie von einzelnen Reisenden, Tribut zahlen, wofür sie deren Beschützung über- nehmen; dennoch haben die Reisenden Schwierigkeiten gefunden, in das Innere vorzudringen, und unsere Kenntniß desselben ist eine sehr beschränkte. Die Inselgruppe Neu-Sibirien im nördlichen Eismeer ist unbewohnbar. Ii. Afrika. 8. 30. Afrikas Weltstellung. Wenn man die Festlandmasscn der Erde in 3 Nordcontinente und 3 jenen entsprechende Südcontinente theilt, so zeigen sich wesent- liche Gegensätze zwischen beiderlei Continenten sowohl in der hori- zontalen als in der vertikalen Gliederung. Während die Nord- continente durch Binnenmeere, Meerbusen und dadurch gebildete Halbinseln, so wie durch contiuentale Inseln, reich gegliedert sind und im Innern eine große plastische Mannichfaltigkeit aufzuweisen haben, sind die Südcontinente massive Ganze ohne viele oder tiefe Einschnitte, arm an Gliedern und arm an Inseln und der Armuth

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 324

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
324 Nahrungsquellen, Industrie und Handel in Rußland. §. 63. d. Nahrungsquellen. Schon aus der Uebersicht der klimatischen und Vegetationsverhält- nisse (S. 320) geht hervor, wie verschiedenartig die Nahrungsquellen der Bevölkerung in den verschiedenen Zonen des Reiches sind. Am weitesten ist die Viehzucht über das Ganze verbreitet und umfaßt alle Gattungen vom Kameel des Südens bis zum Rennthier des Nordens; der Ertrag des Ackerbaues, wiewohl das einheimische Bedürfniß über- steigend, würde bei zahlreicheren Arbeitskräften und besseren Absatzwegen noch einer weit größern Ausdehnung fähig sein, denn selbst im euro- päischen Rußland ist kaum fl« des Bodens zum Anbau benutzt. Wein- bau (bis 48° n. Br.) und Seidezucht sind naturgemäß ebenso auf den Süden, wie der sehr lohnende Bergbali aus den (Mittlern) Ural, den Altai und das da-urische Erzgebirge in Asien (s. S. 104) beschränkt; die sehr bedeutende Waldcultur erstreckt sich vorzugsweise über den N. und W., die Fischerei (mit einem Ertrage von mehr als 15. Mill. Rubel) auf alle Meere, Flüsse und Seen, die Jagd (auf Pelzthiere), namentlich in Sibirien, ist wichtiger als in irgend einem europäischen Lande; der Salz gewinn, theils aus Steinsalzgruben im südlichen Ural, theils aus den Salzseen in den Steppen zwischen der Wolga und dem Dniepr, ist sehr bedeutend. Die Industrie wurde seit Peter dem Großen von der Regierung außerordentlich begünstigt, theils durch Anlage von Fabriken aus Staats- mitteln , theils durch Bewilligung von Abgabenfreiheit auf eine gewisse Zeit, theils durch eine strenge Grenzsperre. Die meisten Fabrikanlagen finden sich in den von der Natur bevorzugten Centralprovinzen, nament- lich im Gouvernement Moskau. Der Bauer verfertigt sich selbst die meisten Zeuge und Geräthschaften, deren er bedarf. Der innere Handelsverkehr, dessen Hauptpunkte Moskau, Nischnij-Nowgorod, Jrbit (im Gouvernement Perm), Charkow, Kasan und Orenburg sind, wird durch die Leichtigkeit des Transports auf den zahlreichen, natürlichen und künstlichen Wasserstraßen, sowie auf der Schlittenbahn zur Winterszeit in lebhafter Weise betrieben und ist, außer in Polen und Finnland, wenigen Beschränkungen (sehr geringen Straßen- und Canalabgaben) unterworfen. Die begonnene Anlage von Eisenbahnen, wodurch bereits Petersburg, Moskau, Warschau und Krakau verbunden sind, wird erst ihren unermeßlichen Einfluß auf die Cultivirung des Bodens in den Centralländern und den Absatz ihrer Produkte vollständig entwickeln, wenn die beabsichtigte Fortsetzung nach S., von Moskau einerseits nach Odessa, andrerseits nach Cherson, zur Ausführung gekommen ist. Der Handel mit dem Auslande wird zum größten Theile zur See und zwar meist auf fremden Schiffen, vorzugsweise von englischen Kaufleuten betrieben. Die wichtigsten Ausgangspunkte desselben sind: Petersburg und Riga (die Ostseehäfen sind mit 3u betheiligt), Odessa, Astrachan, Archangel. Den Landhandel mit dem Auslande betreiben

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 103

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Sibirien. §. 29. 103 an Sitten und Gebräuchen sehr gleichartig und alle von einem ungebän- digten Freihektssinn beseelt, namentlich die durch ihren schönen Körper- bau und ihre Tapferkeit gleich ausgezeichneten Tscherkessen (d. h. Kopfabschneider) oder Circassier in dem westlichen Caucasus an der Oftküste des schwarzen Meeres. Noch jetzt haben einzelne, namentlich georgische Bergstämmel) die russische Oberherrschaft nicht anerkannt, und andere, welche dies gethan, bekümmern sich doch wenig um das Unter- thänigkeits-Derhältniß. Bedeutende Städte gibt es in diesem Berglande wenige: Achal- zik, welches die Türken zu einer der stärksten Festungen Vorderasiens gemacht hatten, war bis zur Besitznahme durch die Russen (1828) der Hauptstapelplatz für georgische Knaben und Mädchen, die von hier aus vorzugsweise nach Constantinopel verkauft wurden. Die ansehnliche Handelsstadt Tiflis (50,000 E.) am Kur ist die Hauptstadt ^Geor- giens oder Grusiens, der am besten angebauten und am stärksten bevölkerten Provinz Transcaucasiens. Von hier führt der einzige Paß über die fast ununterbrochene Gebirgsmauer und zwar in das Thal des Terek. Eriwan, die Hauptstadt im russischen Armenien an einem Neben- flüsse des Arares, ist schon S. 88 genannt worden. E. Nordasien. 8. 29. Sibirien. Sibirien, der Nordrand Centralasiens, umfaßt nicht nur das sibirische Tiefland, sondern wenigstens auch die Hälfte des Nordrandes vom östlichen Hochasien, zusammen 224,000 Hl M., also fast */, des asiatischen Continents und das Andert- halbfache des europäischen (ohne Inseln). Es erstreckt sich durch die ganze Breite von Asien vom Ural bis zur Behringsstraße und von dem genannten Nordrande bis zum Eismeer, und enthält die drei größten Stromgebiete der alten Welt: des Ob mit dem Jrtisch (64,000 H^M.), des Jenisei (47,000 □ 507.) und der Lena (37,000 Ihm.), welche mit ihrer großen Wassersülle ver- gebens die unwirthbaren Flächen des Nordens tränken und dem un- zugänglichsten aller Oceane zufließen. Mehr als die Hälfte (3/5) dieser Ungeheuern Oberfläche ist nicht zum Anbau geeignet, und die ganze Bevölkerung derselben beträgt nur 4 Millionen (im Jr- 0 Der orientalische Name ist Gurdschi (vom Flusse Kur?), byzantinisch: Georgier, russisch: Grusier.

8. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 104

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
104 Das Hochland von Sibirien. §. 29. kutskiscben Gouvernement 35, in Transbaikalien 24, in Kamtschatka dagegen kaum 1 auf 1 □ M.). Dazu gehören a. die Kirghisen in der großen Steppe nördlich vom caspischen Meere und dem Aral-See, zwischen der untern Wolga und dem obern Jrtisch, b. die türkisch-tatarischen Völkerschaften bis zum Jentsei u. s. w., o. die Ostjäken am mittler» und untern Ob, cl. die Tungusen jenseits des Jenisei, s. die Jakuten an der Lena und ihren Nebenflüssen, f. die zahlreichen ostsibirischen Stämme (Tschuktschen, Korjäken, Kamtschadalen u. s. w.). Alle diese Stämme sind Nomaden und leben von Jagd, Fischfang und ihren Rennthkerheerden. Die Bewohner der wenigen Städte sind meist europäische Eolonisten, und in den Bergwerken arbeiten Verbrecher. Der größte Theil der Nomaden sind Heiden, selbst der Fetischdienst ist allgemein verbreitet; doch macht das Christenthum auch hier Fortschritte. i. Das Hochland von Sibirien. a. Das Altai- (d. h. Gold-) Gebirge enthält den obern Lauf, der sich im Tieflands vereinigenden Zwillingsströme Jrtisch und Ob, zwischen denen das reichhaltige altaische Erzgebirge die Wasserscheide bildet. Die Goldausbeute, welche in dem fast unbewohnten Ost-Sibirien erst 1834 begann, erwies sich nach einigen Jahren schon so lohnend, daß die Wälder, namentlich im Jeniseiskischcn District, sich mit zahlreichen nach Gold suchenden Expeditionen belebten. In West-Sibirien, in den Werken des Altai und im Ural, wird ebenfalls Gold, theils durch Wäschereien, theils aus Bergwerken ge- wonnen. Die ganze Goldproduktion Rußlands (1443 Pud) repräsentirte im Jahre 1854 einen Werth von 20 Mill. Pr. Thlr. b. Die bei weitem größte Gebirgsgruppe des Nordrandes von Hoch- asien bildet die da-urische Alpenlandschaft mit dem tiefen Ein- schnitt des großen Baikal-Sees und einer nordöstlichen Fortsetzung, dem „großen Scheidegebirge" (Jablonoi-Ehrebet). Der Baikal-See ist der größte Alpensee der Erde (80 M. lang, 8—9 breit), an Länge dem adriatischen Meere, an Flächeninhalt (700, nach G. Schweizer 585 Q M.) beinahe der Schweiz gleichkommend, weshalb er auch von den an- wohnenden. Tungusen „Meer" genannt wird, und zwar „heiliges Meer", weil sie Gebete an dasselbe richten und Opfer geloben, um sich eine günstige Ueberfahrt auf seiner stets bewegten Oberfläche zu sichern. Der Hauptverkehr auf dem See (vermittelst einspänniger Schlitten) findet Statt, wenn er mit einer Eisbahn be- deckt ist. Die Völkerstämme am Baikal-See sind jüngst als „Baikal-Kosaken" zu einem Armee-Corps organisirt worden, in ähnlicher Weise wie die Stämme am Don und am schwarzen Meere. Die Mittelpunkte des nordasiatischen Verkehrs sind a. die am Nord- ausgange der Alpenlandschaft liegende schönste Stadt Sibiriens Irkutsk, in der Nähe des Baikal-Sees (und an der durch denselben fließenden Angora), und b. die dicht an der chinesischen Grenze liegende russische Stadt Kjachta, das größte Emporium in Nordasien. Auf beiden Märkten bildet der chinesische Thee (in 700 Sorten oder „Familien") den Haupthandelsartikel, da dessen Verbrauch bei den Asiaten nicht minder als bei den Europäern in merkwürdiger Progression zugenommen hat.

9. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 105

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Tiefland Sibiriens. §. 29. 105 Das Quellland des Amur, das da-urische Erzgebirge, gehört zu Transbaikalien, welches 1851 vom Jrkutskischen-Gouvernement abge- trennt worden ist. Wegen seiner Gold- und Silberlager war es bisher vorzugsweise eine Bergwerkscolonie für Verbrecher; seit der Erwerbung des Ämurgebietes ist ihm ein Theil der Bevölkerung zur Besiedlung der Amurufer entzogen worden. Daß der Bergbau in uralten Zeiten an dem ganzen Nordrande Hochasiens verbreitet gewesen, beweisen nicht nur die vielen Schlackenhalden, verlassenen Bergwerke und Schmelzheerde, sondern auch die vom Jrtisch, selbst vom Ostfuße des Ural bis zum Amursysteme, in einer Strecke von 400—500 Meilen vor- findlichen zahllosen, Goldschmuck enthaltenden Tschuden-Gräber, welche auf eine früher weit dichtere Population sckließen lassen. Es sind theils Stein-, theils Hügelgräber der verschollenen Nation der Tschuden (— Scythen?), die wegen ihres kostbaren Inhaltes längst durchwühlt worden sind. Das neuerworbene Amurgebiet zerfällt (seit 1858) in zwei Theile: einen untern, der mit Kamtschacka und den russischen Küstenländern des großen Oceans zum „Küstengebiete von Oftsibirien" gehört und einen obern oder vielmehr Mittlern, das sog. „Amurland", d. h. das linke Ufer des Amur von der Mündung des Arguri bis zu der des Assuri. Im Mündungslande des Amur entstand als Hauptstadt des neugebildeten oststbirischen Küstenbezirks Nikolajewsk, wo sich der ganze Handel mit Sibirien zu concentriren beginnt, namentlich ein Sammelpunkt für die russischen Wallfischfahrer wegen der Nähe der wallfischrcichen Ochots- kischen See. c. Die nordöstlichen Bergketten Sibiriens, die unter ver- schiedenen Namen bis zur Behringsstraße streichen, sind wenig bekannt. Die kleine, aber betriebsame Stadt Ochotsk hat dem gegenüberliegen- den Meere ihren Namen mitgetheilt. Im äußersten N.-O. wohnen die Tschuktschen, auf der nach ihnen benannten Halbinsel, dem Conrinente Amerikas gegenüber. 6. Die Halbinsel Kamtschatka gehört ebenfalls noch dem Ge- birgslande an. Ihre Ostküste ist von einer Doppelreihe thätiger Vul- kane (einer 14,000" hoch) durchzogen, wie ihre Mitte von einem aus erloschenen Vulkanen bestehenden, niedrigen Gebirgszuge. Die Kamt- schadalen sind durch Krankheiten und Kriege beinahe ausgerottet. Die Hauptniederlassung der Russen ist Pet rop aulowsk an der Südoftküste. 2. Das Tiefland Sibiriens Cl5 von ganz Asien) ist dem centralen Hochlande in seiner ganzen Länge von W. nach O. vorgelagert, wie das colossale Tiefland Amerikas in der Richtung von N. nach S. den Cordilleren. Nur der südlichste Theil ist cultursähiger Boden, indem sich am Nordsnße des Hochlandes eine von spärlichen Getreidefeldern unterbrochene Zone von Waldungen auf wellenförmigen Hügeln ausbreitet; dieser folgt ein noch brei- terer Gürtel einförmiger Steppen, Anfangs noch mit einiger Ve- getation, bald aber ein meist mit Eis bedeckter Sumpfboden oder

10. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 314

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
314 Vertikale Gliederung Rußlands. §. 63. landes so vorherrschend, wie in Rußland, welchem die große ost- europäische (sarmatische) Tiefebene fast ganz angehört. Diese wird theils von Meeren (welchen 4?), theils von Gebirgen (wel- chen 3?) begrenzt und scheint ein trockengelegter Meeresboden zu sein, als dessen ehemalige Uferränder sich die Karpathen und der Ural noch durch die Steinsalzlager an ihrem Fuße zu erkennen geben. Wo nicht Meere und Gebirge die Grenze bilden, da geht die sar- matische Tiefebene unmerkbar in andere Tiefländer über: im W. in die norddeutsche, im S.-W. in die walachische, im S.-O. in die caspische Steppe. Die Einförmigkeit dieses weiten Flachlandes wird nur durch zwei in seiner ganzen Breite sich erstreckende Land- höhenzüge (in Form breiter Dämme) und durch die finnische Seenplatte unterbrochen und vermindert. Unter den drei Grenzgebirgen der sarmatischen Tiefebene ist der Ural (d. h. Gürtel) ein lang gestrecktes, schmales Meridiangebirge von mäßiger Höhe (3000' mittlere Kammhöhe, Gipfel bis zu 8000'), welches im N. bei der Waigatzstraße beginnt, im S. sich in drei Parallelketten theilt und im W. sich allmählich in breiten Tafelländern in die Ebene herabsenkt. Er bildet die natürliche und seinem größten Theile nach auch die politische Grenze zwischen zwei Erdtheilen (vgl. S. 139). Unter seinen drei Theilen: dem (6000' hohen) rauhen nördlichen (bis 61° n. B.), dem erzreichen Mittlern (bis 55") und waldreichen südlichen, ist der zweite oder das uralische Erzgebirge der wichtigste wegen seiner unerschöpflichen Lager nicht allein edlerer Stein- arten (Marmor, Jaspis), sondern auch der nützlichsten, wie der kost- barsten Metalle, sowohl an der Westseite, als insbesondere an der Ost- seite, welche schon in uralten Zeiten unbekannte Völker hierhin gelockt haben, deren Spuren nur noch in verschütteten Gruben, in Gräbern mit Waffen und Goldschmuck erhalten sind. Gegen Ende des 17. Jahr- hunderts ward dieser Bergbau (auf Eisen, Kupfer, Gold, Silber und Platina) wieder ausgenommen, dessen Hauptmittelpunkt, Jckatarinenburg, noch jetzt von den Nachkommen der Deutschen bewohnt ist, durch welche zur Zeit Peter des Großen diese natürlichen Schatzkammern aufgeschlossen wurden. Hier ist demnach europäische Civilisation und Colonisation am weitesten gegen O. vorgeschritten. Ueber den Caucasus s. S. 101 und über die Karpathen S. 207 ff. Das T a u r i s ch e oder Jaila-Gebirge, welches den Südrand der Halbinsel Krim ausfüllt, bietet in seinem steilen Abfall nach dem schwarzen Meere treffliche Häfen dar. Der nordrusstsche oder uralisch-baltische Landrücken ist ein mit Seen und Sümpfen bedeckter Höhenzug, welcher von dem Mittlern Ural (dem Quellgebiet der Petschora) sich zum baltischen Meere zieht und in seiner östlichen Hälfte die Wasserscheide zwischen dem caspischen und arktischen Meere bildet, während er in seiner westlichen Hälfte, wie der südliche Landrücken, von Stromthälern durchbrochen
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