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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

3. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 136

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
136 Grenzen und horizontale Gliederung Europas. §. 42. §. 43. deutung bald über die andern erhoben. Man hat ihn sehr treffend als den pädagogischen bezeichnet.') Eine solche Aufgabe konnte weder Asien übernehmen wegen seiner colossalen horizontalen und vertikalen Naturformen und seiner für das Nomaden-, nicht aber für das Culturleben geeigneten Steppennatur, noch Afrika, von dem nur einige Küstenstriche einen gewissen Antheil an dem Weltverkehr genommen haben, während das Innere am wenigsten eine Heimat der Cnltur geworden ist. 8. 42. Grenzen Europas. a. Die Landgrenze. Die gegenwärtig von der russischen Regierung angenommene politische Grenzbestimmung ist der Na- turgrenze (s. S. 32) in der Weise angepaßt, daß sie, beim karischen Meerbusen in> Osten der Waigatzstraße beginnend, über den Rücken des nördlichen Urals läuft bis zur Quelle der Petschora, wo sie sich auf die Ostseite des Urals zieht, um dessen cultivirte Regionen Europa einzuverleiben, und zwar bis zum Flusse Tobol, dann sich wieder gegen Westen wendet zum Uralflusse, dessen Laufe bis zu seiner Einmündung in das caspische Meer sie folgt. Zwischen dem caspischen und schwarzen Meere wird die Grenze beider Erdtheile bald am Nordfuße des Caucafus, bald an dessen Südfuße an- genommen. b. Die Meeresgrenzen Europas (Angabe derselben nach der Karte!) werden allgemein in der Weise angenommen, daß alle benachbarten Inseln, die im näheren oder ferneren Gesichtskreise der europäischen Küsten liegen, wie die Färöer, Island zu Europa ge- rechnet werden. Daß sogar die Azoren und die canarischen Inseln von ihren Besitzern als Enropa angehörend angesehen werden, s. 8. 40. 8. 43. Horizontale Gliederung Europas. Europa hat weder in horizontaler, noch in vertikaler Richtung maffenhafte Naturformen, weder große Massenausbreitung, noch große Ausführlicheres beiguyot, Grundzüge der vergleichenden, physikalischen Erdkunde in ihrer Beziehung zur Geschichte des Menschen. Deutsch bearbeitet von H. Birnbaum (1851), S. 250 ff. Bgl. v. Roon, Grundzüge Iii. 2, S. 6 ff.

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 141

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Wassersysteme Europas. §. 45. 141 8- 45. Uebersicht der Wassersysteme Europas. Wie in der horizontalen und vertikalen Gliederung des Bo- dens, so zeichnet sich auch in den hydrographischen Verhältnissen Europa durch Reichthum und Mannichfaltigkeit aus. Zwar har es weder die colossalen Stromsysteme Amerikas und Asiens, noch die Asien eigenthümlichen großen Zwillingsströme (eine ähnliche Erscheinung im kleinen Maßstabe bieten Don und Dniepr, Dniéster und Bug, Riemen und Düna, Drau und Sau), auch sind die größten Ströme Europas (Wolga, Donau, Dniepr, Don, Düna) keine oceanische, sondern münden in Binnenmeere, wie der größte Strom Afrikas; aber aus dem mannichfaltig gegliederten Relief seiner Oberfläche ist der Wasserreichthum sehr gleichmäßig nach allen Richtungen vertheilt. Nicht nur die Gebirgslandschaften und die diesen zunächst liegenden Tiefländer haben ihren Antheil daran, sondern auch die große sarmatische Ebene ist durch ansehnliche Ströme so reichlich bewässert, daß der Wüstencharakter ferngehalten wird. Während die amerikanischen Ströme mit geringen Aus- nahmen einer Richtung folgen und in Asien in großen Länder- räumen nur eine Abdachung vorhanden ist, haben die meisten großen europäischen Länder (namentlich Spanien, Frankreich, Deutschland, Rußland) zwei oder mehr Wasserseiten, auf welche ihre Ströme vertheilt sind. Wie Asien seine nach allen Seiten hin verbreitete, reichhaltige Bewässerung der centralen Stellung seines Hochlandes verdankt, so gibt es auf dem Continente Europas zwei solcher Centra, welche nach allen Richtungen ihre Wasseradern aussenden: das eine fast in der Mitte des großen osteuropäischen Tieflandes (auf und an dem nordrussischen Landrücken), das andere ist das Hochgebirge der Alpen. Jenes tief ländische Centrum sendet nicht weniger als sechs große Stromläufe in verschiedenen Richtungen vier Binnenmeeren zu: dem weißen: die Dwina, dem caspischen: die Wolga, Europas größten Strom, dem schwarzen: den Don und Dniepr, dem baltischen: die Düna und den Riemen. Das Alpengebirge und die ihm vorgelagerten Mittelge- birge geben sämmtlichen übrigen Hauptströmen des eigentlichen Continents ihren Ursprung (einem wenigstens seine Hauptwasser- masse) und vertheilen diese zwölf Flüsse auf sechs verschiedene Meere (darunter fünf Binnenmeere). Das Alpengebirge selbst sendet

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 102

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
102 Das russische Transcaucasien. §. 28. 8. 28. Das russische Transcaucasien. Der Caucasus (— caspische Berge?) ist ein Alpengebirgs- land, welches in seinem nordwestlichen Anfang (Halbinsel Taman) das schwarze von dem azow'schen Meere trennt, dann die Küste des schwarzen Meeres begleitet und mit seiner östlichen Hälfte den breiten Isthmus zwischen dem schwarzen und caspischen Meere in der Richtung von N.-W. nach S.-O. qner durchschneidet, hier die natürliche Grenze zwischen Asien und Europa bildend (im Alter- thum auch die Grenze der vorderasiatischen Cultur gegen das scy- thische Barbarenthum). Aus seinem vielzackigen, nicht abgerundeten Rücken-erheben sich einzelne Gipfel höher als die höchsten Spitzen der europäischen Alpen, alle überragt der Elburuz (d. h. der glän- zende Berg, der Gletscher, 18,500'), auf welchem sich nach den Erzählungen der Armenier die Arche Noah'ö zuerst (später auf denk Ararat) niedergelassen haben soll. Die durchschnittliche Höhe ist 8000—10,000', gegen die beiden Enden hin im O. und W. nimmt die Höhe allmählich ab, am östlichen Ende aber wird die Breite bedeutender durch eine Spaltung in zwei Zweige, einen nordöstlichen und einen südöstlichen. In Folge der Zerrissenheit des Rückens sind bedeutendere Gletscher selten, daher die Gewäs- ser weniger reichhaltig als in den Alpen. Diese sammeln sich in vier Flüssen, von denen zwei auf .der Nord- und zwei auf der Südseite nach entgegengesetzten Richtungen und Meeren fließen: auf der Nordseite der Kuban vom Elburuz ins schwarze, der Terek ins caspische, auf der Südseite der kleine Rion (der Phasis der Alten) ins schwarze, dagegen ins caspische Meer der bedeutende Kur (Cyrus), welcher zwar nicht auf dem Caucasus, sondern auf dem armenischen Hochlande entspringt, aber links die meisten Flüsse der Süd- seite des Caucasus aufnimmt (also diesem Gebirge in gleicher Weise angehört, wie die Donau den Alpen), während er rechts kurz vor seiner Mündung den Aras (Arares s. S. 88) aus dem armenischen Hochlande empfängt. Wie die Bewässerung, so ist auch die Vegetation keine reich- haltige, doch sind einzelne Theile des Caucasus mit prächtigen, zum Theil sehr dichten Waldungen besetzt; in den Thälcrn (namentlich des Phasis) gedeihen verschiedene Obstsorten, und die Caucasusländer gelten für das Vaterland unserer Aepfel und Birnen. Die Bewohner des Caucasus (2v- Mill.?) gehören, mit Aus- nahme der eingewanderten tatarischen Stämme, sämmtlich dem indo- europäischen Völkerzweige an. Die (7) verschiedenen Völkerstämme dieses Gebietes reden zwar sehr von einander abweichende Sprachen, sind aber

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 106

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
106 Das Steppenland der Kirghisen. Afrikas Weltstellung. §. 29. §. 30. Felsfläche. Das Ganze würde eine noch mehr polare Natur haben, wenn es nicht Tiefland wäre. Da diesem großen Länderraume die ethnographische Einheit (vgl. S. 46) anderer asiatischen Landschaften fehlt, so konnte er seine Selb- ständigkeit nicht behaupten, sondern wurde, wie Amerika, ein Land der Colonisation für die Europäer, welche so angefangen haben, die Civili- sation dem Erdtheile, wovon sie ausgegangen, als eine unendlich gestei- gerte zurückzugeben. Im Tieflande am Jrtisch liegt Tobolsk, ehe- mals die Hauptstadt von ganz Sibirien, und Omsk am Einflüsse des Om in den Jrtisch, die Residenz des Generalgouverneurs von Westsibirten. 3. Das Stcppenland der Kirghisen auf der Grenze der beiden großen Naturtypen Centralasiens, seines Hochlandes und seines Tieflandes, ist ohne feste Ansiedelungen, nur von Nomaden- horden durchzogen, welche in Folge der gegenseitigen Eifersucht der russischen und chinesischen Regierung, trotz der eigenen Schwäche, ihre Unabhängigkeit erhalten haben. Für den Durchzug durch ihr Gebiet lassen sich die Häuptlinge der an- gesehenen Horden, die Kirghisen-Sultane, von den Karavanen wie von einzelnen Reisenden, Tribut zahlen, wofür sie deren Beschützung über- nehmen; dennoch haben die Reisenden Schwierigkeiten gefunden, in das Innere vorzudringen, und unsere Kenntniß desselben ist eine sehr beschränkte. Die Inselgruppe Neu-Sibirien im nördlichen Eismeer ist unbewohnbar. Ii. Afrika. 8. 30. Afrikas Weltstellung. Wenn man die Festlandmasscn der Erde in 3 Nordcontinente und 3 jenen entsprechende Südcontinente theilt, so zeigen sich wesent- liche Gegensätze zwischen beiderlei Continenten sowohl in der hori- zontalen als in der vertikalen Gliederung. Während die Nord- continente durch Binnenmeere, Meerbusen und dadurch gebildete Halbinseln, so wie durch contiuentale Inseln, reich gegliedert sind und im Innern eine große plastische Mannichfaltigkeit aufzuweisen haben, sind die Südcontinente massive Ganze ohne viele oder tiefe Einschnitte, arm an Gliedern und arm an Inseln und der Armuth

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 253

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Klima und Bevölkerung der Schweiz. § 57. 253 Hochebene und dem Jura an; die Form des Tieflandes fehlt diesem höchsten Lande unseres Erdtheiles gänzlich. Im Alpenlande erscheinen die Gewässer als Torrenten, Gießbäche, Wasserfälle und kleinere Seen, in der Hochebene als größere Seen und als Flüsse mit beruhigterem Laufe. Sämmtliche Gewässer der Hoch- ebene und der ihr zugewandten Abdachung des Jura gehören dem Gebiete des Rheines an, die des Alpenlandes vertheilen sich auf die Gebiete des Rheines, der Rhone, des Po und zum ge- ringern Theile der Donau, welche letztere nur den Inn aus der Schweiz empfängt. So sendet also die Schweiz ihren reichhal- tigen Wasserschatz vier verschiedenen Meeren, vorzugsweise aber der Nordsee zu. Das veränderliche Klima der Schweiz- vermittelt, wie das von Deutschland, das Küstenklima der westlichen Länder Europas mit dem continentalen der östlichen Länder. Die Temperaturdifferenzen sind am stärksten in der Ebene und vermindern sich mit steigender Höhe in dem Grade, wie die Sonnenwärme abnimmt (die Differenz der Mittlern Sommer- und Wintertemperatur beträgt z. B. in Basel 15°, auf dem großen Bernhard dagegen nur °). Das Alpenland enthält alle Stufen der europäischen Klimate und daher die schroffsten Gegensätze: während im untern Wallis die Sommerhitze oft der von Neapel gleich- kommt, steht die mittlere Temperatur der höchsten peuninischen Alpen (—9 bis 10 o r.) der des Nordpols ungefähr gleich. Daher finden sich in den Alpen, wenigstens auf deren Südseite, auch alle europäischen Vegetakionsgürtel (vgl. S. 198 f.) schichtenweise übereinander gelagert; der Jura enthält ebenfalls verschiedene Abstufungen von der Weinregion an den Ufern des Neuenburger- und Genfer-Sees bis zu derseuigen, wo der Anbau der Culturgewächse gänzlich aufhört. Bevölkerung. Die Bevölkerung, welche im Ganzen 2ifz Mill. übersteigt (über 3300 auf 1 Ihm.), ist sehr verschieden vertheilt, am dich- testen in der ebenen Schweiz, wo der Ackerbau mit Ei folg betrie- den wird und die Industrie eine größere Conccntration der Bevöl- kerung in mittlere und kleinere Städte veranlaßt; am schwächsten ist die Volksdichtigkeit in den eigentlichen Alpenlandschaften, in denen der urbare Boden fast nur Weiden- und Wiescncultur zuläßt, ein großer Theil aber gänzlich unbewohnbar ist. Daher sind die Contraste zwischen einzelnen Cantonen so bedeutend, daß z. B. im Canton Genf 15,000, in Basel 9000, in Zürich 8000, dagegen in Uri nur 700, in Graubünden nur 650 Cinw. auf I Q.-M. leben. Der Abstammung nach ist die deutsche Bevölkerung so über- wiegend, daß ihr 3u der Gesammteinwohnerzahl angehört, der fran- zösischen nur V», (in den Cantonen Waadt, Genf und Neuenburg,

8. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 321

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Klima, Vegetation und Bevölkerung Rußlands. §. 63. 321 üppiger Fruchtbarkeit (Getreide, namentlich im S.-O., Flachs und Hanf von vorzüglicher Güte, Obsthaine), indem die langdauernde Schneedecke des Winters den Boden befruchtet und die Saaten schirmt, während der warme, trockene Sommer die Reife beschleunigt (die Russen sagen im Frühjahre, sie hörten das Gras im Felde wachsen). 3. Eine südliche, welche die baumlosen Flächen des südlichen Land- rückens und die Steppen der Meergestade umfaßt. Sie hat zwar einzelne Striche von vorzüglicher Fruchtbarkeit, namentlich erzeugt das Küsten- gebirge der Krim in seinem nach S. geöffneten, gegen N. durch die Berge geschützten Thälern, jetzt treffliche Weinpflanzungen und andere südliche Gewächse, aber der größte Theil dieser Region ist steppenartig und gestattet nur eine meist kümmerliche Viehzucht (auch Pferdezucht der Don'schen Kosacken). Bei dieser Eiutheilung nach Breiiegraden ist jedoch nicht zu übersehen, daß die mittlere Temperatur nach O. hin stets abnimmt, so daß z. B. in Kasan, auf gleicher Breite wie Kopenhagen, zuweilen das Quecksilber gefriert, wie in Lappland. Das asowsche Meer an seinen Küsten und die Wolga an ihrer Mündung. wiewohl fast unter gleicher Breite mit der Lombardei, frieren im Winter regelmäßig zu. Bevölkerung, a. Anzahl.') Die absolute Bevölkerung betrug 1860: im europäischen Rußland fast...................69 Milk. (§., „ asiatischen (einschließlich des Amurgebietes) 8 */2 „ „ „ amerikanischen............................... 10,000 „ im Ganzen über 77 Mill. E. Die Vertheilung derselben auf den Flächenraum ist nicht allein nach den drei Erdtheilen (in Europa nicht 700, in Asien 32, in Amerika nicht Vr auf 1 □ M ), sondern auch innerhalb des europäischen Rußlands eine sehr ungleiche, denn in dem Mittlern Theile (der Region des Ge- treidebaues und Laubholzes), welcher der Kern des Reiches geworden ist, findet sich auf % des gesammten Areals mehr als 3u der ganzen Bevölkerung concentrirt, das Gouvernement Moskau hat 2687, dagegen das Gouvernement Archangel nur 17 auf 1 Hs M. Nur vier Städte des unermeßlichen Reiches haben mehr als 100,000 E.; Petersburg fast % Mill., Moskau 368,000, Warschau nur noch 161,000, Odessa hat sich zu 107,000 E. erhoben. 6. Abstammung. Zwar bietet das russische Reich eine solche Mannichfaltigkekt der unter einem Scepter vereinigten Völkerschaften dar, daß man 64 ein- 9 Wie unsicher die Statistik Rußlands ist, s. Kolb, Handbuch der Sta- tistik, 2. Ausl. S. 89. Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Ausl. 21

9. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 332

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
332 Bevölkerung und Religionsverhältnisse Skandinaviens. §. 64. schönen Kranze reizender Gebirgsseen umgürtet sind, hat deren in Skan- dinavien nur der östliche Abhang. Da die Westseite des Gebirges so schroff abfällt, daß an die Stelle von Thälern tiefe, schmale Fjorde treten, so hat nur der Ostabhang einigermaßen ansehnliche Flüsse, welche sich vom Hoch- gebirge durch die mittlere Berglandschast in die Ebene herabwälzen und theils hier in den bothnischen Busen münden (wie der Tornea- Elf, Dal-Els u. s. w.), theils in den Wenernsee (der Klara-Elf), theils in die Nordsee (Glommen). Der Maan-Elf bildet einen 500' hohen Katarakt („den schönsten der Welt"?). Eine Binnenschifffahrt zwischen der Nord- und Ostsee vermittelt der Götacanal, welcher aus der Göta-Elf mit Umgehung des Troll- hättafalls durch den Wenern- und mehrere kleinere Seen in den Wet- ternsee und aus diesem (mittelst des Motala-Elf) in die Ostsee führt. Bevölkerung. Die polare Lage der Halbinsel, die große Ausdehnung der Wasserflächen und die unwirthbare Natur des Hochgebirges hat dem Anbau und den Anstedlungen der Menschen nur einen beschränk- ten Raum übrig gelassen und diese, namentlich in Norwegen, vor- zugsweise auf die Küstengegenden angewiesen. Daher hat kein europäischer Staat, selbst Rußland nicht ausgenommen, eine so wenig dichte Bevölkerung, die in Schweden (fast 3 % Mill. auf 8000 Üüm.) nur 453, in Norwegen (l’/z Mill. auf 5800 Hü M.) sogar nur 260 auf l Hü M. beträgt. Am stärksten bevölkert sind natürlich die südlichen Küftengegenden von Schweden und Norwegen; am schwächsten das Hochgebirgsland so- wohl wegen der nördlichen Lage, als wegen des gänzlichen Mangels an tiefeingeschnittenen Längenthälern, wie solche in den Alpen eine ansehn- liche Bevölkerung anziehen. Der Abstammung nach gehört die Hauptmasse der Bevölkerung dem germanischen Stamme an und unterscheidet sich sprachlich in Nvr- männer und Schweden, die zahlreiche Idiome reden, die ersteren in den Küstengegenden und den größern Städten auch einen dänischen Dialect, das sogenannte Neu-Norwegische (Norske). Im nördlichen Theile wohnen zwei Zweige der tschudischen Bölkerfamilie: Finnen und Lappen. Die lutherische Religion ist die (jetzt auch unter den ehemals heidnischen Lappen) allgemein verbreitete. Die geringe Zahl der Katho- liken und Juden genießt keine bürgerlichen Rechte. Wiewohl ein sehr bedeutender Theil der Bodenfläche nicht zum Ackerbau geeignet ist und Schweden das Ansehen eines ununterbrochenen Waldes (bsto des Bodens) hat, so bildet die Landwirthschast doch

10. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 143

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Europäische Seen. Klimatische Verhältnisse Europas. §. 45. §. 46. 143 1. Die Ostsee bildet den Mittelpunkt eines fast vollständig geschlossenen Kranzes von Seen, deren Abflüsse sie mit wenigen Ausnahmen (Havel, Spree) aufnimmt. Sie liegen theils auf der Ostseite des skandinavischen Gebirges und auf dessen Mittelstufe (der Wener-, Wettern- und Mälarsee), theils auf der finnischen Seenplatte und an deren östlichem Fuße (hier die größten: der Ladoga- und Onegasee), theils auf dem nördlichen Landrücken und an dessen Fuße bis nach Holstein hin. 2. Das Alpengebirge bildet ebenfalls den Mittelpunkt eines Kranzes von Flußseen, deren Abflüsse nach allen Seiten divergiren, während die der vorher genannten Seegruppen in einem einzigen Wasserbecken (der Ostsee) sich concentriren. Die auf der Südseite an dem Ausgange der Alpenthäler liegenden: der Lago maggiore, der Luganer-, der Comer-, der Jseo- und Garda-See führen dem Po Alpenzuflüsse zu; der am Nordwestfuße gelegene Genfersee ist ein erweitertes Becken der Rhone; im Norden ge- hören der Vierwaldstädter-, Zürcher- und Bodensee, der Neuenburger u. s. w. dem Gebiete des Rheines, die Seen auf dem bairischen Hochlande und die im Salzkammergute dem Gebiete der Donau an; auch der Ostrand der Alpen enthält kleinere Seen (in Steiermark, Kärnthen). 3. Die Flußseen im schottischen Hochland haben alpini- schen Charakter, die in Irland mehr den der Steppenseen. 8. 46. Die klimatischen Verhältnisse und die organische Natur Europas. Durch seine Lage größtentheils in der gemäßigten Zone steht Europa an Mannichfaltigkeit, Schönheit und Ueppigkeit der Pflan- zen- und Thierwelt Asien und Amerika nach und hat eine gewisse Gleichartigkeit in seinen klimatischen Verhältnissen, die jedoch weit entfernt ist von der Einförmigkeit Afrikas. Mögen auch die klima- tischen Contraste zwischen West- und Osteuropa und noch mehr die zwischen Süd- und Nordeuropa uns bedeutend erscheinen, so werden dock letztere durch den Einfluß des Meeres und die ge- birgige Beschaffenheit der Südenden Europas wenigstens so weit ausgeglichen, daß ein und dasselbe Produkt (Getreide) am Nord- und Südende gedeiht, und daß ein und derselbe Völkerstamm (die Normannen) an beiden Enden zur Herrschaft gelangen konnte. Die glücklichste Mischung des continentalen und oceanischen Klimas ist gerade daö Charakteristische für Europa, natürlich ist das erstere
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