432 Die neue Zeit.
rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei.
8 158.
Die Reformation tu der Schweiz.
437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,
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§ 190. Die Schweiz. 519
Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer.
524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte.
Anmerkungen.
1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz.
2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru,
Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586).
3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-
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Extrahierte Personennamen: Matthäus_Schinn Karl_von_Borromäo Karl Nikolaus_Leuenberg Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Luzern Baden Schweiz Frankreich Frankreich Mailand Schwyz Solothurn Freiburg Bern
136 Grenzen und horizontale Gliederung Europas. §. 42. §. 43.
deutung bald über die andern erhoben. Man hat ihn sehr treffend
als den pädagogischen bezeichnet.')
Eine solche Aufgabe konnte weder Asien übernehmen wegen seiner
colossalen horizontalen und vertikalen Naturformen und seiner für das
Nomaden-, nicht aber für das Culturleben geeigneten Steppennatur, noch
Afrika, von dem nur einige Küstenstriche einen gewissen Antheil an dem
Weltverkehr genommen haben, während das Innere am wenigsten eine
Heimat der Cnltur geworden ist.
8. 42.
Grenzen Europas.
a. Die Landgrenze. Die gegenwärtig von der russischen
Regierung angenommene politische Grenzbestimmung ist der Na-
turgrenze (s. S. 32) in der Weise angepaßt, daß sie, beim karischen
Meerbusen in> Osten der Waigatzstraße beginnend, über den Rücken
des nördlichen Urals läuft bis zur Quelle der Petschora, wo sie
sich auf die Ostseite des Urals zieht, um dessen cultivirte Regionen
Europa einzuverleiben, und zwar bis zum Flusse Tobol, dann sich
wieder gegen Westen wendet zum Uralflusse, dessen Laufe bis zu
seiner Einmündung in das caspische Meer sie folgt. Zwischen dem
caspischen und schwarzen Meere wird die Grenze beider Erdtheile
bald am Nordfuße des Caucafus, bald an dessen Südfuße an-
genommen.
b. Die Meeresgrenzen Europas (Angabe derselben nach
der Karte!) werden allgemein in der Weise angenommen, daß alle
benachbarten Inseln, die im näheren oder ferneren Gesichtskreise der
europäischen Küsten liegen, wie die Färöer, Island zu Europa ge-
rechnet werden. Daß sogar die Azoren und die canarischen Inseln
von ihren Besitzern als Enropa angehörend angesehen werden,
s. 8. 40.
8. 43.
Horizontale Gliederung Europas.
Europa hat weder in horizontaler, noch in vertikaler Richtung
maffenhafte Naturformen, weder große Massenausbreitung, noch große
Ausführlicheres beiguyot, Grundzüge der vergleichenden, physikalischen
Erdkunde in ihrer Beziehung zur Geschichte des Menschen. Deutsch
bearbeitet von H. Birnbaum (1851), S. 250 ff. Bgl. v. Roon,
Grundzüge Iii. 2, S. 6 ff.
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Extrahierte Personennamen: H._Birnbaum
Extrahierte Ortsnamen: Europas Afrika Europas Petschora Europa Caucafus Europas Island Europa Europas Europa
Die Wassersysteme Europas. §. 45.
141
8- 45.
Uebersicht der Wassersysteme Europas.
Wie in der horizontalen und vertikalen Gliederung des Bo-
dens, so zeichnet sich auch in den hydrographischen Verhältnissen
Europa durch Reichthum und Mannichfaltigkeit aus. Zwar har
es weder die colossalen Stromsysteme Amerikas und Asiens, noch
die Asien eigenthümlichen großen Zwillingsströme (eine ähnliche
Erscheinung im kleinen Maßstabe bieten Don und Dniepr, Dniéster
und Bug, Riemen und Düna, Drau und Sau), auch sind die
größten Ströme Europas (Wolga, Donau, Dniepr, Don, Düna)
keine oceanische, sondern münden in Binnenmeere, wie der größte
Strom Afrikas; aber aus dem mannichfaltig gegliederten Relief
seiner Oberfläche ist der Wasserreichthum sehr gleichmäßig nach allen
Richtungen vertheilt. Nicht nur die Gebirgslandschaften und die
diesen zunächst liegenden Tiefländer haben ihren Antheil daran,
sondern auch die große sarmatische Ebene ist durch ansehnliche
Ströme so reichlich bewässert, daß der Wüstencharakter ferngehalten
wird. Während die amerikanischen Ströme mit geringen Aus-
nahmen einer Richtung folgen und in Asien in großen Länder-
räumen nur eine Abdachung vorhanden ist, haben die meisten großen
europäischen Länder (namentlich Spanien, Frankreich, Deutschland,
Rußland) zwei oder mehr Wasserseiten, auf welche ihre Ströme
vertheilt sind. Wie Asien seine nach allen Seiten hin verbreitete,
reichhaltige Bewässerung der centralen Stellung seines Hochlandes
verdankt, so gibt es auf dem Continente Europas zwei solcher
Centra, welche nach allen Richtungen ihre Wasseradern aussenden:
das eine fast in der Mitte des großen osteuropäischen Tieflandes
(auf und an dem nordrussischen Landrücken), das andere ist das
Hochgebirge der Alpen. Jenes tief ländische Centrum sendet
nicht weniger als sechs große Stromläufe in verschiedenen Richtungen
vier Binnenmeeren zu:
dem weißen: die Dwina,
dem caspischen: die Wolga, Europas größten Strom,
dem schwarzen: den Don und Dniepr,
dem baltischen: die Düna und den Riemen.
Das Alpengebirge und die ihm vorgelagerten Mittelge-
birge geben sämmtlichen übrigen Hauptströmen des eigentlichen
Continents ihren Ursprung (einem wenigstens seine Hauptwasser-
masse) und vertheilen diese zwölf Flüsse auf sechs verschiedene Meere
(darunter fünf Binnenmeere). Das Alpengebirge selbst sendet
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas Europa Asiens Asien Europas Donau Asien Spanien Frankreich Deutschland Europas Europas
102
Das russische Transcaucasien. §. 28.
8. 28.
Das russische Transcaucasien.
Der Caucasus (— caspische Berge?) ist ein Alpengebirgs-
land, welches in seinem nordwestlichen Anfang (Halbinsel Taman)
das schwarze von dem azow'schen Meere trennt, dann die Küste
des schwarzen Meeres begleitet und mit seiner östlichen Hälfte den
breiten Isthmus zwischen dem schwarzen und caspischen Meere in
der Richtung von N.-W. nach S.-O. qner durchschneidet, hier die
natürliche Grenze zwischen Asien und Europa bildend (im Alter-
thum auch die Grenze der vorderasiatischen Cultur gegen das scy-
thische Barbarenthum). Aus seinem vielzackigen, nicht abgerundeten
Rücken-erheben sich einzelne Gipfel höher als die höchsten Spitzen
der europäischen Alpen, alle überragt der Elburuz (d. h. der glän-
zende Berg, der Gletscher, 18,500'), auf welchem sich nach den
Erzählungen der Armenier die Arche Noah'ö zuerst (später auf denk
Ararat) niedergelassen haben soll. Die durchschnittliche Höhe ist
8000—10,000', gegen die beiden Enden hin im O. und W.
nimmt die Höhe allmählich ab, am östlichen Ende aber wird die
Breite bedeutender durch eine Spaltung in zwei Zweige, einen
nordöstlichen und einen südöstlichen. In Folge der Zerrissenheit
des Rückens sind bedeutendere Gletscher selten, daher die Gewäs-
ser weniger reichhaltig als in den Alpen.
Diese sammeln sich in vier Flüssen, von denen zwei auf .der
Nord- und zwei auf der Südseite nach entgegengesetzten Richtungen und
Meeren fließen: auf der Nordseite der Kuban vom Elburuz ins schwarze,
der Terek ins caspische, auf der Südseite der kleine Rion (der Phasis
der Alten) ins schwarze, dagegen ins caspische Meer der bedeutende
Kur (Cyrus), welcher zwar nicht auf dem Caucasus, sondern auf dem
armenischen Hochlande entspringt, aber links die meisten Flüsse der Süd-
seite des Caucasus aufnimmt (also diesem Gebirge in gleicher Weise
angehört, wie die Donau den Alpen), während er rechts kurz vor seiner
Mündung den Aras (Arares s. S. 88) aus dem armenischen Hochlande
empfängt.
Wie die Bewässerung, so ist auch die Vegetation keine reich-
haltige, doch sind einzelne Theile des Caucasus mit prächtigen, zum
Theil sehr dichten Waldungen besetzt; in den Thälcrn (namentlich des
Phasis) gedeihen verschiedene Obstsorten, und die Caucasusländer gelten
für das Vaterland unserer Aepfel und Birnen.
Die Bewohner des Caucasus (2v- Mill.?) gehören, mit Aus-
nahme der eingewanderten tatarischen Stämme, sämmtlich dem indo-
europäischen Völkerzweige an. Die (7) verschiedenen Völkerstämme dieses
Gebietes reden zwar sehr von einander abweichende Sprachen, sind aber
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Extrahierte Personennamen: Kuban Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Alter- O. Donau
106 Das Steppenland der Kirghisen. Afrikas Weltstellung. §. 29. §. 30.
Felsfläche. Das Ganze würde eine noch mehr polare Natur haben,
wenn es nicht Tiefland wäre.
Da diesem großen Länderraume die ethnographische Einheit (vgl.
S. 46) anderer asiatischen Landschaften fehlt, so konnte er seine Selb-
ständigkeit nicht behaupten, sondern wurde, wie Amerika, ein Land der
Colonisation für die Europäer, welche so angefangen haben, die Civili-
sation dem Erdtheile, wovon sie ausgegangen, als eine unendlich gestei-
gerte zurückzugeben. Im Tieflande am Jrtisch liegt Tobolsk, ehe-
mals die Hauptstadt von ganz Sibirien, und Omsk am Einflüsse des
Om in den Jrtisch, die Residenz des Generalgouverneurs von Westsibirten.
3. Das Stcppenland der Kirghisen auf der Grenze der
beiden großen Naturtypen Centralasiens, seines Hochlandes und
seines Tieflandes, ist ohne feste Ansiedelungen, nur von Nomaden-
horden durchzogen, welche in Folge der gegenseitigen Eifersucht der
russischen und chinesischen Regierung, trotz der eigenen Schwäche,
ihre Unabhängigkeit erhalten haben.
Für den Durchzug durch ihr Gebiet lassen sich die Häuptlinge der an-
gesehenen Horden, die Kirghisen-Sultane, von den Karavanen wie von
einzelnen Reisenden, Tribut zahlen, wofür sie deren Beschützung über-
nehmen; dennoch haben die Reisenden Schwierigkeiten gefunden, in
das Innere vorzudringen, und unsere Kenntniß desselben ist eine sehr
beschränkte.
Die Inselgruppe Neu-Sibirien im nördlichen Eismeer ist
unbewohnbar.
Ii. Afrika.
8. 30.
Afrikas Weltstellung.
Wenn man die Festlandmasscn der Erde in 3 Nordcontinente
und 3 jenen entsprechende Südcontinente theilt, so zeigen sich wesent-
liche Gegensätze zwischen beiderlei Continenten sowohl in der hori-
zontalen als in der vertikalen Gliederung. Während die Nord-
continente durch Binnenmeere, Meerbusen und dadurch gebildete
Halbinseln, so wie durch contiuentale Inseln, reich gegliedert sind
und im Innern eine große plastische Mannichfaltigkeit aufzuweisen
haben, sind die Südcontinente massive Ganze ohne viele oder tiefe
Einschnitte, arm an Gliedern und arm an Inseln und der Armuth
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Jrtisch Sibirien Omsk Centralasiens Afrika
Klima und Bevölkerung der Schweiz. § 57.
253
Hochebene und dem Jura an; die Form des Tieflandes fehlt
diesem höchsten Lande unseres Erdtheiles gänzlich. Im Alpenlande
erscheinen die Gewässer als Torrenten, Gießbäche, Wasserfälle
und kleinere Seen, in der Hochebene als größere Seen und als
Flüsse mit beruhigterem Laufe. Sämmtliche Gewässer der Hoch-
ebene und der ihr zugewandten Abdachung des Jura gehören dem
Gebiete des Rheines an, die des Alpenlandes vertheilen sich auf
die Gebiete des Rheines, der Rhone, des Po und zum ge-
ringern Theile der Donau, welche letztere nur den Inn aus der
Schweiz empfängt. So sendet also die Schweiz ihren reichhal-
tigen Wasserschatz vier verschiedenen Meeren, vorzugsweise aber der
Nordsee zu.
Das veränderliche Klima der Schweiz- vermittelt, wie das von
Deutschland, das Küstenklima der westlichen Länder Europas mit dem
continentalen der östlichen Länder. Die Temperaturdifferenzen sind am
stärksten in der Ebene und vermindern sich mit steigender Höhe in dem
Grade, wie die Sonnenwärme abnimmt (die Differenz der Mittlern
Sommer- und Wintertemperatur beträgt z. B. in Basel 15°, auf dem
großen Bernhard dagegen nur °). Das Alpenland enthält alle
Stufen der europäischen Klimate und daher die schroffsten Gegensätze:
während im untern Wallis die Sommerhitze oft der von Neapel gleich-
kommt, steht die mittlere Temperatur der höchsten peuninischen Alpen
(—9 bis 10 o r.) der des Nordpols ungefähr gleich. Daher finden sich
in den Alpen, wenigstens auf deren Südseite, auch alle europäischen
Vegetakionsgürtel (vgl. S. 198 f.) schichtenweise übereinander gelagert;
der Jura enthält ebenfalls verschiedene Abstufungen von der Weinregion
an den Ufern des Neuenburger- und Genfer-Sees bis zu derseuigen,
wo der Anbau der Culturgewächse gänzlich aufhört.
Bevölkerung.
Die Bevölkerung, welche im Ganzen 2ifz Mill. übersteigt
(über 3300 auf 1 Ihm.), ist sehr verschieden vertheilt, am dich-
testen in der ebenen Schweiz, wo der Ackerbau mit Ei folg betrie-
den wird und die Industrie eine größere Conccntration der Bevöl-
kerung in mittlere und kleinere Städte veranlaßt; am schwächsten
ist die Volksdichtigkeit in den eigentlichen Alpenlandschaften,
in denen der urbare Boden fast nur Weiden- und Wiescncultur
zuläßt, ein großer Theil aber gänzlich unbewohnbar ist.
Daher sind die Contraste zwischen einzelnen Cantonen so bedeutend, daß
z. B. im Canton Genf 15,000, in Basel 9000, in Zürich 8000, dagegen in
Uri nur 700, in Graubünden nur 650 Cinw. auf I Q.-M. leben.
Der Abstammung nach ist die deutsche Bevölkerung so über-
wiegend, daß ihr 3u der Gesammteinwohnerzahl angehört, der fran-
zösischen nur V», (in den Cantonen Waadt, Genf und Neuenburg,
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TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Donau Deutschland Europas Basel Neapel Genf Basel Zürich Genf Neuenburg
Klima, Vegetation und Bevölkerung Rußlands. §. 63. 321
üppiger Fruchtbarkeit (Getreide, namentlich im S.-O., Flachs und Hanf
von vorzüglicher Güte, Obsthaine), indem die langdauernde Schneedecke
des Winters den Boden befruchtet und die Saaten schirmt, während der
warme, trockene Sommer die Reife beschleunigt (die Russen sagen im
Frühjahre, sie hörten das Gras im Felde wachsen).
3. Eine südliche, welche die baumlosen Flächen des südlichen Land-
rückens und die Steppen der Meergestade umfaßt. Sie hat zwar einzelne
Striche von vorzüglicher Fruchtbarkeit, namentlich erzeugt das Küsten-
gebirge der Krim in seinem nach S. geöffneten, gegen N. durch die
Berge geschützten Thälern, jetzt treffliche Weinpflanzungen und andere
südliche Gewächse, aber der größte Theil dieser Region ist steppenartig
und gestattet nur eine meist kümmerliche Viehzucht (auch Pferdezucht der
Don'schen Kosacken).
Bei dieser Eiutheilung nach Breiiegraden ist jedoch nicht zu übersehen,
daß die mittlere Temperatur nach O. hin stets abnimmt, so daß z. B. in Kasan,
auf gleicher Breite wie Kopenhagen, zuweilen das Quecksilber gefriert, wie in
Lappland. Das asowsche Meer an seinen Küsten und die Wolga an ihrer
Mündung. wiewohl fast unter gleicher Breite mit der Lombardei, frieren im
Winter regelmäßig zu.
Bevölkerung,
a. Anzahl.')
Die absolute Bevölkerung betrug 1860:
im europäischen Rußland fast...................69 Milk. (§.,
„ asiatischen (einschließlich des Amurgebietes) 8 */2 „ „
„ amerikanischen............................... 10,000 „
im Ganzen über 77 Mill. E.
Die Vertheilung derselben auf den Flächenraum ist nicht allein
nach den drei Erdtheilen (in Europa nicht 700, in Asien 32, in Amerika
nicht Vr auf 1 □ M ), sondern auch innerhalb des europäischen Rußlands
eine sehr ungleiche, denn in dem Mittlern Theile (der Region des Ge-
treidebaues und Laubholzes), welcher der Kern des Reiches geworden
ist, findet sich auf % des gesammten Areals mehr als 3u der ganzen
Bevölkerung concentrirt, das Gouvernement Moskau hat 2687, dagegen
das Gouvernement Archangel nur 17 auf 1 Hs M. Nur vier Städte
des unermeßlichen Reiches haben mehr als 100,000 E.; Petersburg fast
% Mill., Moskau 368,000, Warschau nur noch 161,000, Odessa hat
sich zu 107,000 E. erhoben.
6. Abstammung.
Zwar bietet das russische Reich eine solche Mannichfaltigkekt der
unter einem Scepter vereinigten Völkerschaften dar, daß man 64 ein-
9 Wie unsicher die Statistik Rußlands ist, s. Kolb, Handbuch der Sta-
tistik, 2. Ausl. S. 89.
Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Ausl.
21
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Kolb
Extrahierte Ortsnamen: Kasan Kopenhagen Lappland Europa Asien Amerika Petersburg Moskau Warschau Odessa
332 Bevölkerung und Religionsverhältnisse Skandinaviens. §. 64.
schönen Kranze reizender Gebirgsseen umgürtet sind, hat deren in Skan-
dinavien nur der östliche Abhang.
Da die Westseite des Gebirges so schroff abfällt, daß an die
Stelle von Thälern tiefe, schmale Fjorde treten, so hat nur der
Ostabhang einigermaßen ansehnliche Flüsse, welche sich vom Hoch-
gebirge durch die mittlere Berglandschast in die Ebene herabwälzen
und theils hier in den bothnischen Busen münden (wie der Tornea-
Elf, Dal-Els u. s. w.), theils in den Wenernsee (der Klara-Elf),
theils in die Nordsee (Glommen). Der Maan-Elf bildet einen
500' hohen Katarakt („den schönsten der Welt"?).
Eine Binnenschifffahrt zwischen der Nord- und Ostsee vermittelt
der Götacanal, welcher aus der Göta-Elf mit Umgehung des Troll-
hättafalls durch den Wenern- und mehrere kleinere Seen in den Wet-
ternsee und aus diesem (mittelst des Motala-Elf) in die Ostsee führt.
Bevölkerung.
Die polare Lage der Halbinsel, die große Ausdehnung der
Wasserflächen und die unwirthbare Natur des Hochgebirges hat
dem Anbau und den Anstedlungen der Menschen nur einen beschränk-
ten Raum übrig gelassen und diese, namentlich in Norwegen, vor-
zugsweise auf die Küstengegenden angewiesen. Daher hat kein
europäischer Staat, selbst Rußland nicht ausgenommen, eine so
wenig dichte Bevölkerung, die in Schweden (fast 3 % Mill. auf
8000 Üüm.) nur 453, in Norwegen (l’/z Mill. auf 5800 Hü M.)
sogar nur 260 auf l Hü M. beträgt.
Am stärksten bevölkert sind natürlich die südlichen Küftengegenden
von Schweden und Norwegen; am schwächsten das Hochgebirgsland so-
wohl wegen der nördlichen Lage, als wegen des gänzlichen Mangels an
tiefeingeschnittenen Längenthälern, wie solche in den Alpen eine ansehn-
liche Bevölkerung anziehen.
Der Abstammung nach gehört die Hauptmasse der Bevölkerung
dem germanischen Stamme an und unterscheidet sich sprachlich in Nvr-
männer und Schweden, die zahlreiche Idiome reden, die ersteren in
den Küstengegenden und den größern Städten auch einen dänischen
Dialect, das sogenannte Neu-Norwegische (Norske). Im nördlichen
Theile wohnen zwei Zweige der tschudischen Bölkerfamilie: Finnen
und Lappen.
Die lutherische Religion ist die (jetzt auch unter den ehemals
heidnischen Lappen) allgemein verbreitete. Die geringe Zahl der Katho-
liken und Juden genießt keine bürgerlichen Rechte.
Wiewohl ein sehr bedeutender Theil der Bodenfläche nicht zum
Ackerbau geeignet ist und Schweden das Ansehen eines ununterbrochenen
Waldes (bsto des Bodens) hat, so bildet die Landwirthschast doch
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Europäische Seen. Klimatische Verhältnisse Europas. §. 45. §. 46. 143
1. Die Ostsee bildet den Mittelpunkt eines fast vollständig
geschlossenen Kranzes von Seen, deren Abflüsse sie mit wenigen
Ausnahmen (Havel, Spree) aufnimmt. Sie liegen theils auf der
Ostseite des skandinavischen Gebirges und auf dessen Mittelstufe
(der Wener-, Wettern- und Mälarsee), theils auf der finnischen
Seenplatte und an deren östlichem Fuße (hier die größten: der
Ladoga- und Onegasee), theils auf dem nördlichen Landrücken und
an dessen Fuße bis nach Holstein hin.
2. Das Alpengebirge bildet ebenfalls den Mittelpunkt eines
Kranzes von Flußseen, deren Abflüsse nach allen Seiten divergiren,
während die der vorher genannten Seegruppen in einem einzigen
Wasserbecken (der Ostsee) sich concentriren. Die auf der Südseite
an dem Ausgange der Alpenthäler liegenden: der Lago maggiore,
der Luganer-, der Comer-, der Jseo- und Garda-See
führen dem Po Alpenzuflüsse zu; der am Nordwestfuße gelegene
Genfersee ist ein erweitertes Becken der Rhone; im Norden ge-
hören der Vierwaldstädter-, Zürcher- und Bodensee, der
Neuenburger u. s. w. dem Gebiete des Rheines, die Seen auf
dem bairischen Hochlande und die im Salzkammergute dem Gebiete
der Donau an; auch der Ostrand der Alpen enthält kleinere Seen
(in Steiermark, Kärnthen).
3. Die Flußseen im schottischen Hochland haben alpini-
schen Charakter, die in Irland mehr den der Steppenseen.
8. 46.
Die klimatischen Verhältnisse und die organische Natur
Europas.
Durch seine Lage größtentheils in der gemäßigten Zone steht
Europa an Mannichfaltigkeit, Schönheit und Ueppigkeit der Pflan-
zen- und Thierwelt Asien und Amerika nach und hat eine gewisse
Gleichartigkeit in seinen klimatischen Verhältnissen, die jedoch weit
entfernt ist von der Einförmigkeit Afrikas. Mögen auch die klima-
tischen Contraste zwischen West- und Osteuropa und noch mehr
die zwischen Süd- und Nordeuropa uns bedeutend erscheinen, so
werden dock letztere durch den Einfluß des Meeres und die ge-
birgige Beschaffenheit der Südenden Europas wenigstens so weit
ausgeglichen, daß ein und dasselbe Produkt (Getreide) am Nord-
und Südende gedeiht, und daß ein und derselbe Völkerstamm (die
Normannen) an beiden Enden zur Herrschaft gelangen konnte.
Die glücklichste Mischung des continentalen und oceanischen Klimas
ist gerade daö Charakteristische für Europa, natürlich ist das erstere
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Ostsee Wener- Wettern- Holstein Nordwestfuße Rheines Donau Irland Europas Europa Asien Amerika Afrikas Osteuropa Nordeuropa Europas Europa