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1. Die Weltgeschichte - S. 154

1835 - Mainz : Kupferberg
r I5í Metzen zu Utrecht, zu Rastadt und Baden. n.c.t. 1709. Niederlage bei Malplaquet zieht er die Fortsetzung des Kriegs einem schimpflichen Nachgeben vor. 1711. Plötzliche Ministerial-Veränderung in England: die Partei der Torys siegt gegen die der Whigs; Marlborough sinkt in seinem Ansehen. Joseph stirbt, und sein Bruder folgt als 1711. 13) Karl Vi. ; daher Friedensunterhandlungen zu 1713. Utrecht. Marlborough seiner Würde entsetzt. Frieden zwischen England und Frankreich, zugleich mit Savoyen, Portugal, Prcussen und Holland. Der Kaiser beleidigt, setzt den Krieg allein fort; aber Eugen muß der französischen Ueber- 1714. macht weichen; daher durch ihn und Villar« der Frieden zu Rasta dt und im Namen des Reichs zu Baden, dem auch Spanien sich anschließt*). Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekrieg wurde ge- führt : b) Der nordische Krieg, von 1700 bis 1721, Frie- den zu Nystadt. Karl Xii. folgt, fünfzehn Jahre alt, seinem Vater Karl Xi. 1697 auf dem schwedischen Throne; bedroht von den Verbündeten: August Ii., König von Polen, Christian V. von Dänemark und dessen Nachfolger Friedrich I V., und Zar Peter I. von Rußland**), schließt er sich an England »') Der Kaiser erkennt Philipp von Spanien, der auf die fran- zösische Krone Verzicht leistet, an, und erhalt die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; das Reich erhält Breisach, Kehl und Freiburg zurück, Baiern und Köln werden restituirt. Eng- land gewinnt: Anerkennung der protestantischen Erbfolge, die Hudsons- länder, Neufundland, Neuschottland, Gibraltar, Minorka rc. Hol- land: das Besatzuugsrechc in acht niederländischen Plätzen — Barrieren. Savoyen: Sicilien als Königreich und die Zusicherung der einstigen Nachfolge in Spanien rc. Preussen: Geldern und Beutel,»tel rc. Rußland war frühe voü Scythen und Sarmaten, alsdann von Slaven, Finnen, Tschnden, Chazaren, Petschenegen, Polowzern und andern Nomadenvölkern bewohnt; vorherrschend wurden vorzüglich int nördlichen (Kiew) gegen 862 die Waräger unter ihrem Fürsten Rurik, und Wladimir, einer von seinen Nachfolgern, dehnt sein

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 623

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 224. Die Schweiz. 623 die Regierungsgewalt in den Hänben der Patrizier lag. Diese Unruhen gaben Frankreich willkommene Veranlassung, dieses Land durch den General Schauenburg besetzen zu lassen, um den ms. republikanisch Gesinnten zu helfen. Es würde der Schweiz eine neue Verfassung aufgedrängt, nach welcher dieselbe ans 22 Kantonen bestehen und tu Luzern, als der Hauptstadt, ein Direktorium eingesetzt werden sollte. Bis die Schweizer sich dazu verstanden, diese Verfassung anzunehmen, war ihr Land der Schauplatz blutiger Kämpfe, da insbesondere die Gebirgsbewohner gegen die Franzosen aufstanden. Die Verbindung mit Frankreich brachte es mit, daß die Österreicher unter dem Erzherzog Karl und die Russen unter Suwarow und Korsakow auf dem Schweizerboden gegen die Franzosen unter Mass 6 na ihre Kämpfe ausfochten. Um sich die französischen Truppen ootnra. Halse zu schaffen, mußte sich die Schweiz bequemen, ein Schutz-und Trutzbündnis mit Frankreich einzugehen und ein Hilfsheer von 16 000 Mann zu stellen. Die nächsten zehn Jahre verliefen is03. ruhig, aber nach dem jähen Sturze Napoleons wurde auch die Schweiz von den Alliierten besetzt und die Patrizier ergriffen, namentlich in Bern, Luzern, Solothurn und Freiburg, die Gelegenheit, frühere Zustände wiederherzustellen. Der Wiener Kongreß erkannte übrigens die Neutralität der Schweizisis. an und regulierte ihre Grenzen. 620) Die Anerkennung der Schweiz als eines neutralen Landes hatte die Folge, daß sie eine Zufluchtsstätte der politischen Flüchtlinge wurde, und es sammelten sich in ihr Unzufriedene aus allen Ländern. Viele von ihnen wurden an den schweizerischen Lehranstalten angestellt und beeinflußten die Jugend im Sinne der Revolution und des Unglaubens. Es war um so leichter, Unzufriedenheit zu erwecken, als die Vielgestaltung der einzelnen Kantonsregierungen die Notwendigkeit einer großem politischen Einheit fühlbar machte. Dazu kamen noch konfe f-sionelle Zerwürfnisse, hauptsächlich der Haß, mit dem der Liberalismus die katholische Kirche in allen Staaten verfolgt. Dieser Haß ries den Aargauer Klo st er sturm hervor, wodurch i84i. die Gemüter der Katholiken auf das tiefste gekränkt wurden. Daßjdie Verfassung im Angesicht der Garanten der Neutralität der Schweiz ohne alle Ahndung gebrochen werden durfte, machte die liberale Partei um so dreister. Es wurde eine radikale Umgestaltung der Verfassung auf dem Wege der Gewalt angestrebt. 621) Die äußere Veranlassung zum Bürgerkriege mußten die Jesuiten wieder bieten, denen der Kanton Luzern seine höhere Lehranstalt übergeben hatte. Angeblich im Interesse des konfes-1«44.

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 624

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
024 Unsre Zeit. sionellen Friedens verlangte die Mehrheit der Tagsatzung die Entfernung der Jesuiten aus der Schweiz. Da schlossen die sieben katholischen Kantone ein Bündnis, um die Rechte zu wahren, welche die Kantonalsouveränetät ihnen gab. Dieses Bündnis wurde aber als bundeswidrig bezeichnet und „Sonderbund" genannt, und da die Kantone sich weigerten, dasselbe aufzulösen, so wurde zur Wasseugewalt geschritten. Auch diesmal wurde die Sache des Rechtes von den Großmächten im Stiche gelassen. Der eidgenössische Obergeneral Dusour eroberte Freiburg und schlug 1847.die Sonderbundstruppen bei Gislikon im Kanton Luzern. Die Bundesakte wurde nun umgeändert, und die Schweiz erhielt eine 1848. neue Verfassung, wodurch die Sonveränetät der einzelnen Kantone beschränkt und die katholische Kirche noch rücksichtsloser der 1848. Staatsgewalt unterworfen wurde. Als im Jahre 1848 der Kanton Neuenbnrg, der bisher unter preußischer Oberhoheit gestanden, jedes Verhältnis zu Preußen für aufgehoben erklärte, wagte man es ebenfalls nicht, einzuschreiten, sondern Preußen E. hielt es vielmehr für besser, auf seine Rechte Verzicht zu leisten, um nicht größere Verwicklungen herbeizuführen. Das Dappen-thal aber, welches auf dem Wiener Kongreß dem Kanton Waadt E. zugesprochen, jedoch 1846 von Frankreich besetzt und zum Departement Aiu geschlagen worden, vermochte der Bundesrat bis jetzt nicht wieder zu erhalten. Anmerkungen. 1. Das Waadtland, welches zu Bern gehörte, sagte sich im Januar 1798 von diesem los und erklärte sich zur Lemanischen Republik. Ebenso trennte sich Aargau von Bern; in Basel mußten den Landbewohnern gleiche Rechte mit den Stadtbewohnern zugesichert werden, und in andern Kantonen entstanden ebenfalls Unruhen. Mühlhausen, welches vom oberrheinischen Departement umschlossen war, hatte schon 1797 das Verlangen gestellt, Frankreich einverleibt zu werde», und die französische Republik hatte sich eines Teiles des Bistums Basel bemächtigt (Pruntrnt). Deshalb hofften die Republikaner auf die Hilfe der Franzosen. Diese Hilfe kam aber etwas teuer zu stehen, denn die Franzosen beraubten die Kassen, plünderten die Zeughäuser und legten ungeheure Kontributionen auf. Bern allein schätzte den Verlust auf 28 Millionen Gnlden. Der Krieg kostete überdies 15 000 Menschen das Leben. Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Glarus sträubten sich am längsten gegen die Franzosenherrschaft. In dem Volkskriege zeichneten sich ans der Kapuziner Paul Styger, der Priester Maria uns Herzog und der Landammann Alons Reding von Schwyz. Reding schlug die Franzosen zweimal beim Roten Turm bei Morgarten (2. Mai 1798). Es blieben in diesem Treffen 3000 Franzosen und nur 300 Schweizer. 2. Das Jahr 1831 ließ die Schweiz unberührt. Dagegen verlangten 1831 die Landgemeinden von Basel abermals Gleichheit mit den Bürgern

6. Abriss der neuesten Geschichte - S. 28

1875 - Mainz : Kunze
28 C. Romanische Länder. 1. Schweiz. Von grösstem Einfluss war die französische Julirevolution ■auf die Schweiz, welche in diesem Zusammenhang den von französischen Einwirkungen bestimmten romanischen Ländern beigesellt werden mag, obwohl der überwiegende Theil der Bevölkerung wie der Charakter ihrer Verfassung sie als ein germanisches Staatswesen kennzeichnet. Aehnlich wie in Deutschland zeigt sich ein Ueberwiegen der Cantone, der Ein- zelstaaten über die Einheit, die Eidgenossenschaft; es war ein lockerer Staatenbund, dessen Centralorgan, die Tagsatzung, Bevollmächtigte der Einzelstaaten, abwechselnd an einem der 3 „Vororte“, Bern, Luzern, Zürich, tagend, ebensowenig wie der frankfurter Bundestag die Einheit zu vertreten und zu fördern J geeignet war. In den einzelnen Cantonen herrschte ein engherziges, eigennütziges Patricierregiment mit Vetter- schaftswesen und allerlei Missbräuchen. Gegen diesen Patri- ciat erhoben sich, durch die Julirevolution angeregt, die Be- völkerungen in einer grossen Anzahl von Cantonen, namentlich dem grössten, Bern, und in einer Reihe derselben wurden frei- sinnigere Verfassungen durchgesetzt. Dagegen gelang die Herstellung einer wirksamen Einheit so wenig als in Deutsch- land, vielmehr wurde durch die Trennung von Baselland und Baselstadt bei dieser Gelegenheit noch ein weiterer Kleinstaat in die Welt gesetzt. Gegensatz der radikalen und der ultramon- tan-konservativen Partei: „Siebener concor dat“ gegen „sanier Bündnisse‘. 2. Italien. Von mächtigerer Wirkung noch waren die Ereignisse in Italien, wo durch die Tyrannei Oesterreichs und seiner Va- sallen und Verbündeten der nationalen Bewegung mittelbar aufs kräftigste vorgearbeitet war. Aufstand beginnt Febr. 1831 gegen den Herzog von Modena; auf die Nachricht hiervon erhebt sich Bologna und der Theil des Kirchenstaats, welcher am adriatischen Meer liegt, die Romagna, gegen die geistliche

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 603

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V und die Kirchentrennung in Deutschland. 603 jetzt noch bei dem Reichskammergericht über Religionssachen schwebenden Rechtsstreitigkeiten nachgeben. Hier wurde ihm zugleich noch Anderes abgedrungen. Der Landgraf Philipp hatte kurz vorher, von König Franz durch Geld unterstützt, ein Heer gerüstet und mit Gewalt den Vertriebenen Herzog Ulrich, der zum Protestantismus übergetreten war, in sein Land wieder eingesetzt, was um so leichter gelungen war, als der schwäbische Bund sich im Jahre vorher aufgelöst hatte. Dieser Gewaltthat mußte Ferdinand, der noch auf dem Reichstag zu Augsburg die förmliche Belehnung mit Würtemberg empfangen hatte, seine Be- stätigung ertheilen. Wie der Protestantismus nun einen Stützpunkt im Süden Deutschlands gefunden, breitete er sich auch im Norden aus, wo er im Jahre 1539 Brandenburg durch Joachims I. Sohn Joachim Ii» und das Herzogthum Georgs durch dessen Bruder Heinrich gewann. Unter solchen Umständen erhielt das Schmalkaldner Bündniß immer mehr Kraft. In dasselbe waren auch die vier der Zwinglischen Lehre anhängeuden Reichsstädte in Oberdeutschland ausgenommen worden, und um die Verbindung fester zu knüpfen, wurde in der sogenannten Witten- berger Concordie ein Ausdruck für die Abendmahlslehre gefunden, in welchem die beiden protestantischen Parteien, ungeachtet die Verschieden- heit in dieser Beziehung nicht aufhörte, sich einigten. Dagegen sprach man von protestantischer Seite die Trennung von den Katholiken, als Clemens' Vh. Nachfolger Paul Iii. (1534 bis 1549) ein Concil nach Mantua ausschrieb, recht scharf durch die von Luther verfaßten Schmal- kaldner Artikel aus, nachdem man die Theilnahme an dem Concil ver- weigert hatte. Indessen hatte die religiöse Bewegung auch zu einer großen Störung des Friedens geführt. In Münster hatte der Protestan- tismus allmälig Eingang gefunden, und als er sich im Besitze eines Theiles der Stadt befand, erstreckten sich hieher die Einwirkungen der wiedertäuferischen Secte, die in den nahen Niederlanden heimisch ge- worden war. Ihre Sendlinge rissen das ohnehin schon aufgeregte Münster in einen Strudel von Schwärmerei und Gewaltthat, indem sie mit Verkündigungen eines nahenden Gottesreiches viel Volk aus der Umgegend in die Stadt lockten und mit Hülfe desselben alle Gewalt in ihre Hände brachten. Ein Schneider, Johann Bockhold aus Leyden, der göttliche Offenbarungen zu erhalten vorgab, trat an die Spitze der Bewegung, erklärte sich für den König des neuen Reiches, das unter Vernichtung aller Fürsten über den Erdkreis verbreitet werden sollte, und ließ alle Greuel entmenschter Thorheit und Wuth in der Stadt walten. Der Bischof von Münster, der früher mit den Protestanten einen Vertrag hatte eingehen müssen, war jedoch mit Truppen zur Eroberung der Stadt augerückt, und der Hunger riß in derselben ein. Als nun die wegen der würtembergischen Angelegenheit begonnene Fehde

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 595

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 595 stanz. Zwingli's Lehre entfernte sich noch weiter von der kirchlichen, als die lutherische, und kam in Zürich so schnell zur Alleinherrschaft, daß diejenigen, welche katholisch bleiben wollten, keine Kirche zum Gebrauche erhalten konnten und aus der Obrigkeit die katholisch gebliebenen Mit- glieder ausgestoßen wurden. Außer Zürich fielen die Cantone Basel, Bern und Schaffhausen von der Kirche ab, während die neun übrigen nach einem im Jahre 1526 zu Baden von Eck mit Hausschein oder Oekolampadius, der Zwingli's Melanchthon war, gehaltenen Religions- gespräche die neue Lehre als Jrrthum erkannt zu haben erklärten. Von den nicht im Bunde befindlichen, sondern nur dem Bunde zugewandten Orten hatte St. Gallen eine förmliche Empörung zu erleben, die mit dem Wechsel der Religion endete. Als nun in den übrigen Cantonen der Fortgang der neuen Lehre gehemmt wurde, verlangten die abgefalle- nen Cantone, in- denen die Fortdauer katholischen Gottesdienstes nicht gestattet wurde, von den katholischen die Zulassung des ihrigen. So war ein Krieg unvermeidlich, und im Jahre 1531 brach er wirklich aus. Die Schlacht bei Cappel im Cantón Zürich an der Zuger Grenze, wo Zwingli fiel, entschied für die katholischen Cantone, die dadurch für sich ihren Glauben bewahrten, den Abt von St. Gallen, obgleich die Stadt nicht wieder katholisch wurde, wieder in Besitz seiner Herrschaft setzten und in den dem Bunde gemeinschaftlichen Gebieten die Freiheit der Religionsübung für die Katholiken schützten. Doch breitete das Ge- biet der Zwingli'schen Lehre, deren Anhänger die Reformirten genannt wurden, sich nach Westen weiter aus. Sie erhielt einen neuen Mittel- punkt in der Stadt Genf, wo Calvin aus Nopon, nachdem die katholische Religion daselbst schon unterdrückt war, in unermüdlicher Thätigkeit ein eigenes Lehrgebäude aufftellte, und in Nähe und Ferne, auch unter den bisherigen Bekennern von Zwingli's Lehre, großen Anhang gewann. Die Vergrößerung des Berner Gebietes auf Kosten Savoyens schaffte auch dem reformirten Kirchenwesen, das die Anhänger Calvins ebenfalls in sich schloß, größeren Raum. Wie Bern der Stadt Genf zur Be- freiung aus der Herrschaft Savoyens behülsiich gewesen, entriß es im Jahre 1536 demselben mit Hülfe von Wallis und Freiburg, die ihren Antheil erhielten, auch das ganze Waadtland, das nun in der bereits gewöhnlichen Weise reformirt ward. Die weltliche Gewalt der Bischöfe von Genf und Lausanne war vernichtet. Der Herzog von Savoyen, Karl Iii., aus der Familie von Herzog Ludwigs zweitem Sohne Phi- lipp, die nach dem Erlöschen der von dem älteren, Amadeus Ix., aus- gegangenen zur Herrschaft gelangt war, konnte den Verlust nicht hin- dern, da er, zugleich von König Franz angegriffen, selbst sein Stamm- land Savoyen verlor. Die reformirte Lehre der Schweiz breitete sich einerseits nach Frankreich aus und gewann anderseits Anhänger im bis-

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1037

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. 1037 dem größten Eifer verbreitete man Lehren, welche die Menschen alles Gehorsams gegen ein höheres Ansehn entwöhnen und den Glauben an Gott und Unsterblichkeit aus ihrer Brust reißen sollten. So wurde die Schweiz, dem Wesen der Urkantone ganz entgegen, eine Werkstätte, in welcher Waffen zu einem Umstürze für die Nachbarländer, insbesondere für Deutschland, geschmiedet wurden. Um dem neuen Zustande die er- wünschte Dauer und Ausdehnung zu geben und das Geschäft'der Zer- störung ungehindert betreiben zu können, machten die Männer des Ra- dikalismus fortgesetzte Versuche zur Schmälerung der den einzelnen Cantonen gegenüber der Gesammtheit der Eidgenossenschaft zustehenden Hoheit. Eine Verbindung, welche sechs Cantone, Basel, Wallis, Schwyz, Uri, Unterwalden und Neuenburg, zur Aufrechthaltung der Cantonal- hoheit zu Sarnen schlossen, gelangte nicht zum Ziele, da die Glieder der Verbindung im Hinblick auf die Unzulänglichkeit ihrer Widerstands- kraft sich nach den ersten Feindseligkeiten bald der Tagsatzung fügten, wozu der Canton Neuenburg sogar von dem Könige von Preußen als seinem Fürsten angewiesen wurde. 16. Eine reiche Saat der Revolution ging in Folge der franzö- sischen Ereignisse des Jahres 1830 für die Reiche der pprenäischen Halb- insel auf. Dom Miguel verlor sofort die ihm von Frankreich und England bewiesene Gunst. Eine Niederlassung, welche die mit ihm Un- zufriedenen auf Tereeira gegründet hatten, gewann jetzt an Bedeutung, da von dort aus Versuche zum Sturze der verhaßten Herrschaft gemacht werden konnten. Bald darauf, im Jahre 1832, kam auch Dom Pedro, der sein Reich Brasilien in Folge demokratischer Bewegung seinem gleich- namigen Sohne abgetreten hatte, nach Europa und unternahm unter dem Namen eines Herzogs von Braganza die Herstellung der Herrschaft seiner Tochter. Er machte, während Dom Miguel sich in Lissabon zur Abwehr seines Angriffes rüstete, die zweite Stadt des Reiches, Oporto, zum Stützpunkte seiner Bewegungen, ließ von dort aus durch einge- schiffte Truppen Algarbien besetzen, erhielt ein noch größeres Ueberge- wicht durch den von einer englischen Flotte unter Napier bei St. Vin- cente über seinen Gegner erfochtenen Seesieg, konnte in Lissabon, wo die Truppen seine Tochter als Königin ausgerusen hatten, einziehen und behauptete durch Saldanha die Stadt Oporto gegen den von Dom Miguel in Dienst genommenen Bourmont, der nach der Eroberung Al- giers nicht nach Frankreich zurückgekehrt war. Im Jahre 1834 war die Unterwerfung Portugals vollendet, und Dom Miguel leistete gegen ein Jahrgeld und Belassung seines persönlichen Eigenthumö auf die Krone Verzicht, worauf er sich nach Italien begab und gegen seine Verdrängung Verwahrung einlegte. Im nämlichen Jahre starb Dom Pedro, und seine Tochter Maria, von den Cortes für großjährig erklärt,

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1034

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
1034 Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. Ausflüsse des Gefühls für Menschlichkeit und Gerechtigkeit dar. Die Wünsche gingen jedoch nicht in Erfüllung. Die Weftmächte bewaffneten sich, so laut es gefordert wurde, nicht zur Unterstützung der Polen. Rußland aber vollbrachte, während Oestreich und Preußen sorgsam ihre Grenzen hüteten, in Jahresfrist die Unterwerfung der Empörten. Die von dem Ausbruche der Empörung unzertrennliche Verwirrung wurde durch den zum Diktator erhobenen Chlopicki einigermaßen beseitigt. Ihn entfernte es aber von seinem Amte, daß er Rußland gegenüber zu ge- mäßigten Forderungen rieth. Nachdem ein polnischer Reichstag den Thron für erledigt erklärt hatte, rückte Diebitsch mit einem Heere ein. Der Verlauf des Krieges brachte den polnischen Waffen manchen Ge- winn, und der Aufstand verbreitete sich in die östlicheren Länder des ehemaligen Polens, so daß das russische Heer, wenn derselbe dort ge- lang, abgeschnitten worden wäre. Die blutige Schlacht bei Ostrolenka war zwar für die Polen ungünstig, entschied jedoch so wenig, daß der polnische Heerführer Skrzpnecki sich uuverfolgt nach Praga zurückziehen konnte, während Diebitsch, der auch eine Heeresabtheilung nach Litthauen entsenden mußte, bei Pultusk stehen blieb. Die Geringfügigkeit des Er- folges machte dem russischen Oberbefehlshaber seine Stellung bei dem Heere so schwierig, daß er bei dem Kaiser um Erweiterung seiner Voll- macht und Beseitigung der ihm entgegenwirkenden Umstände bat. Ehe die Abhülfe erfolgte, raffte ihn die seit Jahren tief aus Asien vorge- drungene Seuche der Cholera weg, der kurz darauf auch der Großfürst Constantin zu Minsk erlag. Dem neuen Oberbefehlshaber Paskewitsch gelang die Unterwerfung. Warschau mußte sich nach heftigem Sturme zur Uebergabe bequemen, und die polnischen Heerhaufen, die in den übrigen Provinzen gegen die Russen gekämpft, flüchteten sich größten- theils auf östreichisches und preußisches Gebiet, wo sie entwaffnet wurden. Die Verfassung des Königreichs Polen wurde aufgehoben und dasselbe erhielt in einer engeren Verbindung mit dem russischen Reiche seinen Ueberwinder Paskewitsch, dem jetzt der Titel eines Fürsten von War- schau beigelegt ward, zum Statthalter. 15. Einzelne Ausbrüche des Revolutionsgeistes fanden auch in Italien, in Deutschland und in der Schweiz statt. Sie haben das ge- meinschaftlich, daß bald die äußere Ruhe hergestellt wurde, daß aber durch sie die Richtung des Revolutionsbestrebenö sich näher bestimmte und die Gemüther sich mit den Gedanken vertrauter machten, deren Verwirklichung diesmal mißlungen war. Vergeblich, wie der polnische Aufstand, war derjenige, der sich im Jahre 1831 in Modena, Parma und einem Theile des Kirchenstaates erhob. Die Urheber desselben hatten darauf gerechnet, daß Frankreich die Dazwischenkunft Oestreichs verhindern werde, und in Frankreich erscholl der Ruf zu ihren Gunsten
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