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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 249

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
6. Zwingli und Calvin. 249 fierfeft entließ der Kaiser die protestantischen Stände mit dem Bescheid' da ihr Bekenntniß gehört und widerlegt sei, so werde ihnen eine Frist bis zum 15. April kommenden Jahres bewilligt, um zu berathen ob sie in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehren wollten oder nicht; bis dahin sollten sie sich jeder weiteren Der- kam einer Kriegserklärung aeaen die evanqelische Lehre und ihre Bekenner gletdj. Saturn Menen die Fürsten und Städte Angsbnrgischer Coufesston zur Vertl eidiauna ihres Glaubens — wenn es nöthig, auch mit dem Schwerte — den schmalkaldischen Bund. Doch die Gefahr wurde [löol noch einmal abgewendet. Der drohende Ausbruch dev Krieges mit den Türken und Franzosen machte den Kaiser zum Nachgeben geneigt^ und so kam in dem Nürnberger Religionsfrieden ein vorläufiger Ausgleich zu Stande. 6. Zwingli und Calvin. 2u aleicher Reit mit Luther eröffnete Huldreich Zwingli in der Schweiz den Kamps gegen die Irrthümer und^ Mißbrauche der römischen Kirche. Er wurde geboren den 1. Januar 1484 zui484 Wild haus im heutigen Kanton St. Gallen, wo sein Vater ein wohlhabender Bauer war. Seine erste Bildung empfingeraus den Schulen zu Basel und Bern; dann gmg er zur Universität Wien und widmete sich dort vorzugsweise dem Studium der alten Sprachen. 1506 zum Priester geweiht, erhielt er em Pfarramt m Glarus, und ernsten, frommen Sinnes war er aufrichtig bemüht, das Seelenheil seiner Gemeinde zu fordern. Bei steten Forschen nach Wahrheit lernte er auch Me heilige Schrift kennen. Da fand er denn, was so mancher Andere vor und mit ihm gefunden, daß das wahre Wesen des Christenthums grundverschieden von dem sei, das in der damaligen Kirche zur scheinunq trat. 1516 wurde er Pfarrer zu Maria (Sinftedeln,i5i6 einem berühmten Wallfahrtsorte im Kanton Schwyz. Hier, wohin Tausende kamen, um sich Vergebung der Sunden zu holen, hatte er Gelegenheit genug, gegen römische Werkhelligkeit zu eisern. Er predigte, wie Gott sich aller Orten finden lasse und um des Einen Erlösers Jesu Christi willen den Bußfertigen ihre Sunden vergebe. Drei Jahre später wurde er als Pfarrer am Dome zui5i9 Zürich angestellt, und von dieser Zeit an beginnt seine eigentliche informatorische Thätigkeit. , n . r ... Beim Antritt seines Züricher Amtes erklärte Zwuigu, nicht Menschenwort, sondern das lautere Gotteswort lehren zu wollen. Statt die sonntäglichen Perikopen seinen Predigten zu Grunde zu legen, wie man bisher gethan, sing er an, die gesammte apostolische Heilslehre im Zusammenhange vorzutragen. Gegen den Äblafz-

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 251

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
7. Zug der Reformation durch Deutschland und Europa. 251 und die Spaltung zwischen Lutheranern und Reformirten, wie die beiden Religionsparteien von jetzt ab genannt wurden, wurde noch mehr erweitert. Zwei Jahre später brach der Glaubenshaß iu der Schweiz in offenen Krieg aus. Die katholischen Fünforte fielen in das Gebiet von Zürich ein und besiegten die weit schwächeren Gegner in der Schlacht bei Kappel. Zwingli, der als Feldpredigeri53i am Kampfe theilgenommen, lag verwundet unter einem Baume, als ein Uuterwaldener herzukam und ihm den Todesstreich ver- setzte. Sein Leichnam wurde geviertheilt und verbrannt und die Asche in den Wind gestreut. In Folge dieser Niederlage wurde an vielen Orten die reformirte Lehre durch die katholische wieder verdrängt. Doch Zwingli's Werk sollte nicht untergehen; Johann Calvin, aus Noyon iu der Picardie gebürtig, setzte es fort. Aus Frankreich vertrieben, kam er nach Genf, wo Farel der Reformationi536 Eingang verschafft hatte und ihn bestimmte, an dem Aufbaw der evangelischen Kirche mitzuwirken. Nun versuchte Calvin, an Stelle der in Genf herrschenden Ueppigkeit und Weltlust ein Leben von apostolischer Einfachheit und Sittenstrenge dort heimisch zu machen, und entwarf eine Kirchenordnung, nach welcher jeder, der sich offenbarer Unchristlichkeit schuldig mache, aus der Stadt verwiesen werden solle. Diese Strenge zog ihm viele Gegner zu, und er sah sich genöthigt, Genf zu verlassen und nach Straß bürg zu gehen. Nach seiner Entfernung riß in Genf die alte Zügellosigkeit wieder ein und der Rath rief ihn zurück. Calvin begann sein Werk von Neuem und mit solchem Erfolg, daß Genf bald als Muster strenger Sittenreinheit allen reformirten Gemeinden voranleuchtete, er selbst aber bei dem großen Einfluß, den er auf kirchliche wie bürgerliche Verhältnisse ausübte, der eigentliche Beherrscher des Freistaats wurde. In Betreff der Abendmahls lehre näherte er sich der Auffassung der Lutheraner, entfernte sich aber wieder von ihnen durch Aufstellung des Lehrsatzes von der Gnadenwahl — Gott habe von Anfang an einige Menschen zur Seligkeit bestimmt, andere nicht. Seine Anhänger, die Ealvinisten, breiteten sich besonders über die Niederlande und Frankreich ans, in welch letzterem Lande sie unter dem Namen „Hugenotten" eine mächtige Partei bildeten. Die wichtigste Bekenntnißschrift der deutschen Reformirten ist der auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz verfaßte Heidelberger Katechismus. 7. Zug der Reformation durch Deutschland und Europa. Das Licht der Wahrheit ist ein hellglänzendes, daß es weithin leuchtet und selbst die dunkelsten Orte erhellt. So hatte sich die Reformation nicht nur in fast allen Theilen Deutschlands,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

5. Lehrbuch der Geographie - S. 219

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kursus Ii. Abschnitt V. §§ 139, 140 a. 219 der Küsten auch vom Eisbär und Eisfuchs. In ihrem gefrornen Boden findet man hie und da zahlreiche Stoßzähne des Mammuts, eines ausgestorbenen behaarten Elefanten. Das Mineralreich liefert Platin, Eisen und Gold (Ural), Silber (Altäi), Kupfer, Blei, Graphit, Edelsteine und Steinkohlen. Die Bevölkerung ist äußerst dünn zerstreut, so daß auf viele qkm im N. nicht ein Mensch kommt. Die meisten Völker nähren sich von Jagd und Fischerei (Tnngnsen und Kamtschadalen). Die Tschnktschen im äußersten No. sind das eigentliche Handelsvolk Ostsibiriens. Die Samojeden und Jakuten leben im N. Die europäische Bevölkerung besteht zum Teil aus freiwillig Eingewanderten, zum anderen Teile aus solchen Leuten, welche, wegen eines Verbrechens oder wegen politischer Vergehen aus Rußland verbannt, meist in den Bergwerken oder als Ackerbauer Verwendung finden. Die Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei bildet die Grenze zwischen West- und Ostsibirien. Westsibirien: Hauptstadt Tobölsk (20090 Einwohner) in dem Ackerbaulande an der Mündung des Toböl in den Jrtisch (Fig. 79). — Tomsk (52000 Einwohner) in der Nähe des Ob mit bedeutendem Handel, da es an dem „Sibirischen Trakt" liegt, dem großen Handelswege, welcher von Jekaterinburg über Tomsk und Jrkutsk nach Kiachta führt (Verbindung mit China). Mit der Sibirischen Bahn ist es durch eine kurze Zweigbahn verbunden. Ostsibirien: Jrkütsk (51000 Einwohner) nahe dem Baikälsee; von hier geht die Handelsstraße nach China über Kiachta, wo chinesischer Thee gegen Wollwaren und Pelzwerk eingetauscht wird, — Jakütsk an der Lena ist der Hauptstapelplatz sür das Pelzwerk und fossile Elfenbein Ostsibiriens. Die Durchschnittswärme des Januar beträgt hier — 43°, die des Juli dagegen 19°. Im ostsibirischen Küstengebiet, das sich südwärts bis zur Wurzel der Halbinsel Korea erstreckt, liegen gute Häfen; der südlichste (darum am längsten eisfreie) ist Wladiwostok, Zu Sibirien gehören die Neusibirischm Inseln im Nördlichen Eismeere und die Insel Sachalm im Stillen Ozean. B. Mittel- und Ostasien. (§ 140 a.) Chinesisches Kcich. 11000000 qkm; 370 Millionen Einwohner. China bildet eine zusammengedrängte Masse ohne bedeutende Gliederung, mit nur geringer Küstenlänge im Verhältnis zu seiner Größe. Es umfaßt das zentrale Hochland, die Stufenländer des Amur, Hoäng-ho und Jangtse-kiäng, das Chinesische Tiefland und einige Inseln. — Die fast allseitige Abgeschlossenheit, geringe Gliederung, sowie die überaus große Fruchtbarkeit des Bodens im Tieflande, welcher alles hervorbringt, dessen die Bevölkerung bedarf (Reis, Baumwolle, Weizen, Thee, Zuckerrohr u. a.), waren es, welche China unabhängig erhielten und die fast völlige Feruhaltuug alles Fremden bis in die neueste Zeit ermöglichten. Das zentrale Hochland, */,? der Gesamtfläche Asiens einnehmend, wird ein- geschlossen: Im 8. von dem Himalaja, in welchem der Monnt Everest (mannt everest) oder Ganrisünkar (8800 m, Fig. 80) der höchste Berg der Erde ist. Ihm steht nicht viel nach der Dhawalagiri. Über das Gebirge führen nur wenige sehr beschwerliche Pässe in einer Höhe von 5—6000 m. Jtn W. von dem Pamir-Hochlande, dem Tien-schan und Altäi.

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 603

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V und die Kirchentrennung in Deutschland. 603 jetzt noch bei dem Reichskammergericht über Religionssachen schwebenden Rechtsstreitigkeiten nachgeben. Hier wurde ihm zugleich noch Anderes abgedrungen. Der Landgraf Philipp hatte kurz vorher, von König Franz durch Geld unterstützt, ein Heer gerüstet und mit Gewalt den Vertriebenen Herzog Ulrich, der zum Protestantismus übergetreten war, in sein Land wieder eingesetzt, was um so leichter gelungen war, als der schwäbische Bund sich im Jahre vorher aufgelöst hatte. Dieser Gewaltthat mußte Ferdinand, der noch auf dem Reichstag zu Augsburg die förmliche Belehnung mit Würtemberg empfangen hatte, seine Be- stätigung ertheilen. Wie der Protestantismus nun einen Stützpunkt im Süden Deutschlands gefunden, breitete er sich auch im Norden aus, wo er im Jahre 1539 Brandenburg durch Joachims I. Sohn Joachim Ii» und das Herzogthum Georgs durch dessen Bruder Heinrich gewann. Unter solchen Umständen erhielt das Schmalkaldner Bündniß immer mehr Kraft. In dasselbe waren auch die vier der Zwinglischen Lehre anhängeuden Reichsstädte in Oberdeutschland ausgenommen worden, und um die Verbindung fester zu knüpfen, wurde in der sogenannten Witten- berger Concordie ein Ausdruck für die Abendmahlslehre gefunden, in welchem die beiden protestantischen Parteien, ungeachtet die Verschieden- heit in dieser Beziehung nicht aufhörte, sich einigten. Dagegen sprach man von protestantischer Seite die Trennung von den Katholiken, als Clemens' Vh. Nachfolger Paul Iii. (1534 bis 1549) ein Concil nach Mantua ausschrieb, recht scharf durch die von Luther verfaßten Schmal- kaldner Artikel aus, nachdem man die Theilnahme an dem Concil ver- weigert hatte. Indessen hatte die religiöse Bewegung auch zu einer großen Störung des Friedens geführt. In Münster hatte der Protestan- tismus allmälig Eingang gefunden, und als er sich im Besitze eines Theiles der Stadt befand, erstreckten sich hieher die Einwirkungen der wiedertäuferischen Secte, die in den nahen Niederlanden heimisch ge- worden war. Ihre Sendlinge rissen das ohnehin schon aufgeregte Münster in einen Strudel von Schwärmerei und Gewaltthat, indem sie mit Verkündigungen eines nahenden Gottesreiches viel Volk aus der Umgegend in die Stadt lockten und mit Hülfe desselben alle Gewalt in ihre Hände brachten. Ein Schneider, Johann Bockhold aus Leyden, der göttliche Offenbarungen zu erhalten vorgab, trat an die Spitze der Bewegung, erklärte sich für den König des neuen Reiches, das unter Vernichtung aller Fürsten über den Erdkreis verbreitet werden sollte, und ließ alle Greuel entmenschter Thorheit und Wuth in der Stadt walten. Der Bischof von Münster, der früher mit den Protestanten einen Vertrag hatte eingehen müssen, war jedoch mit Truppen zur Eroberung der Stadt augerückt, und der Hunger riß in derselben ein. Als nun die wegen der würtembergischen Angelegenheit begonnene Fehde

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 595

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 595 stanz. Zwingli's Lehre entfernte sich noch weiter von der kirchlichen, als die lutherische, und kam in Zürich so schnell zur Alleinherrschaft, daß diejenigen, welche katholisch bleiben wollten, keine Kirche zum Gebrauche erhalten konnten und aus der Obrigkeit die katholisch gebliebenen Mit- glieder ausgestoßen wurden. Außer Zürich fielen die Cantone Basel, Bern und Schaffhausen von der Kirche ab, während die neun übrigen nach einem im Jahre 1526 zu Baden von Eck mit Hausschein oder Oekolampadius, der Zwingli's Melanchthon war, gehaltenen Religions- gespräche die neue Lehre als Jrrthum erkannt zu haben erklärten. Von den nicht im Bunde befindlichen, sondern nur dem Bunde zugewandten Orten hatte St. Gallen eine förmliche Empörung zu erleben, die mit dem Wechsel der Religion endete. Als nun in den übrigen Cantonen der Fortgang der neuen Lehre gehemmt wurde, verlangten die abgefalle- nen Cantone, in- denen die Fortdauer katholischen Gottesdienstes nicht gestattet wurde, von den katholischen die Zulassung des ihrigen. So war ein Krieg unvermeidlich, und im Jahre 1531 brach er wirklich aus. Die Schlacht bei Cappel im Cantón Zürich an der Zuger Grenze, wo Zwingli fiel, entschied für die katholischen Cantone, die dadurch für sich ihren Glauben bewahrten, den Abt von St. Gallen, obgleich die Stadt nicht wieder katholisch wurde, wieder in Besitz seiner Herrschaft setzten und in den dem Bunde gemeinschaftlichen Gebieten die Freiheit der Religionsübung für die Katholiken schützten. Doch breitete das Ge- biet der Zwingli'schen Lehre, deren Anhänger die Reformirten genannt wurden, sich nach Westen weiter aus. Sie erhielt einen neuen Mittel- punkt in der Stadt Genf, wo Calvin aus Nopon, nachdem die katholische Religion daselbst schon unterdrückt war, in unermüdlicher Thätigkeit ein eigenes Lehrgebäude aufftellte, und in Nähe und Ferne, auch unter den bisherigen Bekennern von Zwingli's Lehre, großen Anhang gewann. Die Vergrößerung des Berner Gebietes auf Kosten Savoyens schaffte auch dem reformirten Kirchenwesen, das die Anhänger Calvins ebenfalls in sich schloß, größeren Raum. Wie Bern der Stadt Genf zur Be- freiung aus der Herrschaft Savoyens behülsiich gewesen, entriß es im Jahre 1536 demselben mit Hülfe von Wallis und Freiburg, die ihren Antheil erhielten, auch das ganze Waadtland, das nun in der bereits gewöhnlichen Weise reformirt ward. Die weltliche Gewalt der Bischöfe von Genf und Lausanne war vernichtet. Der Herzog von Savoyen, Karl Iii., aus der Familie von Herzog Ludwigs zweitem Sohne Phi- lipp, die nach dem Erlöschen der von dem älteren, Amadeus Ix., aus- gegangenen zur Herrschaft gelangt war, konnte den Verlust nicht hin- dern, da er, zugleich von König Franz angegriffen, selbst sein Stamm- land Savoyen verlor. Die reformirte Lehre der Schweiz breitete sich einerseits nach Frankreich aus und gewann anderseits Anhänger im bis-

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1048

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
1048 Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. lichung zu wecken. Die Gefahr schwoll mit jedem Tage höher au, da man alten vertragsmäßigen Festsetzungen zuwider nicht die Katholiken und die Protestanten ihre Kirchen- und Schnlangelegenheiten besonders verwalten ließ, sondern das katholische Kirchen- und Schulwesen unter das Joch der voin Geiste des Radikalismus erfüllten Regierungen zwang, um für die Zukunft immer freier von dem Widerstande einer der Kirche anhängeudeu Partei zu werden. Der Kampf entbrannte da, als man iin Laufe der Klofteraufhebungen, die überall ein wesentliches Ge- schäft der Revolution bilden, im Jahre 1841 bei den Klöstern des Aar- gaus augekommen war. Der Raub, den die aargauische Negierung an dem großen Vermögen derselben beging, war eine so schreiende Frevel- that, daß die katholische Bevölkerung der Schweiz, wie durch einen hef- tigen Stoß, zur Erkenntniß des vor ihr sich öffnenden Abgrundes geweckt wurde. Die Einsprache des päpstlichen Stuhles und der öftreichischen Regierung blieb unbeachtet. Die Gesuche der Katholiken an die Tag- satzung hatten ebenfalls keine Wirkung, da hier im Jahre 1842 der größtentheils katholische Cantón St. Gallen durch seine als die zwölfte Stimme für einen die Ungerechtigkeit gutheißenden Beschluß den Aus- schlag gab. Die nächste Frucht des Unwillens, welcher die katholische Bevölkerung ergriff, war eine Umwandlung der Cantone Luzern und Freiburg, wodurch au die Stelle der radikalen Regierungen eifrig katho- lisch gesinnte traten. Wallis hatte sich im Jahre 1840 in Folge des Gegensatzes zwischen der katholischen und der radikalen Partei in Ober- wallis und Unterwallis, deren Regierungen in Siders und Sitten saßen, getrennt. Doch brachte das Verfahren der im Jahre 1842 in Unter- wallis aus der Regierung verdrängten Radikalen einen Kampf hervor, der im Jahre 1844 mit einen: entscheidenden Siege der Oberwalliser endigte und so zur Wiedervereinigung des Cantono führte. Nun waren es, da Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug noch keine Umwälzung er- litten hatten, sieben Cantone, welche au der Kirche festhielten und der Revolution gegenüberstanden. Je entschlossener sie sich zur Wahrung der von ihnen heilig gehaltenen Sache zeigten, desto stärkere Feindschaft hegten gegen sie diejenigen Cantone, welche sich die Aussicht benommen sahen, in Kurzem den bei ihnen heimischen Radikalismus über die ganze Schweiz zu verbreiten. Die Unruhe steigerte sich, als die Regie- rung in Luzern, um für katholische Erziehung der Jugend und richtige Ausbildung künftiger Priester eine Bürgschaft zu gewinnen, im Jahre 1844 Glieder des Jesuitenordens berief. Wie der Name der Jesuiten überall eine kirchenfeindliche Gesinnung zu loderndem Zorne entflammt, regte sich jetzt mit einem Male die äußerste Geschäftigkeit zu dem Zwecke, in dem Cantone Luzern, der gerade damals auch der Vorort der Eidge- nossenschaft war, eine Umwälzung zu bewirken, welche der katholischen
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