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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 1

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch. Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asten und Afrika und bedroht das christliche Europa. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Romani, Provinciales) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsncht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die west- türkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahr- scheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reichs, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Auf- gabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. Zm Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten ger- manischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit barbarischen Heiden und fanatischen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Europas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittel- alter, rettet und schützt. Bumüller, Gesch. t>. Mittelalters. 1

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 101

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Ungarn. Arpad. 101 getrieben; 973 blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die Ungarn westwärts getrieben hatten. Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973 — 1015), erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das byzantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer Chan in Vielweiberei und be- wies dadurch, daß Rußland der Barbarei noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa; das germanische Element war aber bereits in dem slavischen aufgegangen, was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne; der Großfürst Jaroslaw wie- derholte die Theilung 1054, und nun dauerte sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren Anfängen so furchtbar aufge- treten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr ausübte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden noch im 12. Jahrhun- derte durch die Mongolen beinahe vernichtet. Die Ungarn. Arpad (888-9v7). Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmälig am Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren gezogen und wurde von den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren, nach welchem sich das ganze Volk nannte, angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahrhun- derts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren beherrschten, und sich des ganzen Landes von der Raab bis zur Aluta bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der Arpaden er- losch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zertrümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Naubzug, und als dieser vortrefflich gelang, kamen sie fast jedes Jahr regelmäßig wieder und verwüsteten Deutschland bis Bremen, Basel und Metz; ebenso wenig verschonten sie Oberitalien, wo sie 900 an der Brenta das Heer Be- rengars von Friaul aufrieben. Man nannte sie damals Hunnen, weil sie denselben an Wildheit und Häßlichkeit ungefähr gleich waren und wie jene nur zu Pferde fochten. Wie alle Wilden und Halbwilden be-

3. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 153

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Horizontale und vertikale Gliederung Rußlands. 153 neuer Zeit bei weitem an Flächeninhalt (375,000 d>M.), denn dieser ist das Doppelte von Europa und bildet fast den sechsten Theil der ganzen bewohnten Erde. Davon fallen 100,000 lllm. auf Europa, 27,000 auf Amerika, das Uebrige auf Asten. Einzelne seiner Provinzen übertreffen an Raum noch die größten europäischen Staaten; so ist das Gouvernement Archangel um */3 grö- ßer als Deutschland, das von Jrkutzk sogar % von Europa gleich. Angabe der Meeres- und Landesgrenzen nach der Karte! Horizontale Gliederung. Die Halbinselbildung ist am bedeutendsten da, wo sie für die Entwickelung der Cultur und des Verkehrs am wenigsten von Ein- fluß sein kann. Am Eismeere nämlich begrenzen die einander ge- genüber liegenden Halbinseln Kanin und Kola den Eingang zum weißen Meere. Auch die russische Ostseeküste erhält durch den Ein- schnitt des finnischen und rigaischen Busens einige Gliederung, noch geringer ist die der Nordküste des schwarzen Meeres durch die Krim oder die taurische Halbinsel. Ganz unbedeutend ist die Jnselbildung, die dem schwarzen Meere sogar fehlt. Vertikale Gliederung. In keinem größern europäischen Staate ist die Form des Tief- landes so vorherrschend, wie in Rußland, welchem die große ost- europäische (sarmatische) Tiefebene fast ganz angehört. Diese wird theils von Meeren (welchen 4?), theilö von drei Gebirgen, dem Ural, dem Caucasus und den Karpathen, begrenzt und scheint ein trocken gelegter Meeresboden zu sein, als dessen ehemalige Uferränder sich die Karpathen und der Ural noch durch die Stein- salzlager an ihrem Fuße zu erkennen geben. Die Einförmigkeit dieses weiten Flachlandes wird durch zwei in seiner ganzen Breite sich erstreckende Landhöhenzüge und durch die finnische Seen- platte unterbrochen und vermindert. Der Ural (d.h. Gürtel) ist ein langgestrecktes, schmales Meridian- gebirge von mäßiger Höhe, welches im N. bei der Waigatzstraße be- ginnt, im S. sich in drei Parallelketten theilt und im W. sich allmählig in breiten Tafelländern in die Ebene herabsenkt. Er bildet die natür- liche und seinem größten Theile nach auch die politische Grenze zwischen beiden Erdtheilen. Nur der mittlere Theil oder das uralische Erzgebirge ist einigermaßen untersucht wegen seiner unerschöpflichen Lager nicht allein edlerer Steinarten (Marmor, Jaspis), sondern auch der nützlichsten, wie der kostbarsten Metalle, sowohl an der Westseite, als ins Besondere an der Ostseite.

4. Viertehalb Jahrhunderte - S. 603

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V und die Kirchentrennung in Deutschland. 603 jetzt noch bei dem Reichskammergericht über Religionssachen schwebenden Rechtsstreitigkeiten nachgeben. Hier wurde ihm zugleich noch Anderes abgedrungen. Der Landgraf Philipp hatte kurz vorher, von König Franz durch Geld unterstützt, ein Heer gerüstet und mit Gewalt den Vertriebenen Herzog Ulrich, der zum Protestantismus übergetreten war, in sein Land wieder eingesetzt, was um so leichter gelungen war, als der schwäbische Bund sich im Jahre vorher aufgelöst hatte. Dieser Gewaltthat mußte Ferdinand, der noch auf dem Reichstag zu Augsburg die förmliche Belehnung mit Würtemberg empfangen hatte, seine Be- stätigung ertheilen. Wie der Protestantismus nun einen Stützpunkt im Süden Deutschlands gefunden, breitete er sich auch im Norden aus, wo er im Jahre 1539 Brandenburg durch Joachims I. Sohn Joachim Ii» und das Herzogthum Georgs durch dessen Bruder Heinrich gewann. Unter solchen Umständen erhielt das Schmalkaldner Bündniß immer mehr Kraft. In dasselbe waren auch die vier der Zwinglischen Lehre anhängeuden Reichsstädte in Oberdeutschland ausgenommen worden, und um die Verbindung fester zu knüpfen, wurde in der sogenannten Witten- berger Concordie ein Ausdruck für die Abendmahlslehre gefunden, in welchem die beiden protestantischen Parteien, ungeachtet die Verschieden- heit in dieser Beziehung nicht aufhörte, sich einigten. Dagegen sprach man von protestantischer Seite die Trennung von den Katholiken, als Clemens' Vh. Nachfolger Paul Iii. (1534 bis 1549) ein Concil nach Mantua ausschrieb, recht scharf durch die von Luther verfaßten Schmal- kaldner Artikel aus, nachdem man die Theilnahme an dem Concil ver- weigert hatte. Indessen hatte die religiöse Bewegung auch zu einer großen Störung des Friedens geführt. In Münster hatte der Protestan- tismus allmälig Eingang gefunden, und als er sich im Besitze eines Theiles der Stadt befand, erstreckten sich hieher die Einwirkungen der wiedertäuferischen Secte, die in den nahen Niederlanden heimisch ge- worden war. Ihre Sendlinge rissen das ohnehin schon aufgeregte Münster in einen Strudel von Schwärmerei und Gewaltthat, indem sie mit Verkündigungen eines nahenden Gottesreiches viel Volk aus der Umgegend in die Stadt lockten und mit Hülfe desselben alle Gewalt in ihre Hände brachten. Ein Schneider, Johann Bockhold aus Leyden, der göttliche Offenbarungen zu erhalten vorgab, trat an die Spitze der Bewegung, erklärte sich für den König des neuen Reiches, das unter Vernichtung aller Fürsten über den Erdkreis verbreitet werden sollte, und ließ alle Greuel entmenschter Thorheit und Wuth in der Stadt walten. Der Bischof von Münster, der früher mit den Protestanten einen Vertrag hatte eingehen müssen, war jedoch mit Truppen zur Eroberung der Stadt augerückt, und der Hunger riß in derselben ein. Als nun die wegen der würtembergischen Angelegenheit begonnene Fehde

5. Viertehalb Jahrhunderte - S. 595

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 595 stanz. Zwingli's Lehre entfernte sich noch weiter von der kirchlichen, als die lutherische, und kam in Zürich so schnell zur Alleinherrschaft, daß diejenigen, welche katholisch bleiben wollten, keine Kirche zum Gebrauche erhalten konnten und aus der Obrigkeit die katholisch gebliebenen Mit- glieder ausgestoßen wurden. Außer Zürich fielen die Cantone Basel, Bern und Schaffhausen von der Kirche ab, während die neun übrigen nach einem im Jahre 1526 zu Baden von Eck mit Hausschein oder Oekolampadius, der Zwingli's Melanchthon war, gehaltenen Religions- gespräche die neue Lehre als Jrrthum erkannt zu haben erklärten. Von den nicht im Bunde befindlichen, sondern nur dem Bunde zugewandten Orten hatte St. Gallen eine förmliche Empörung zu erleben, die mit dem Wechsel der Religion endete. Als nun in den übrigen Cantonen der Fortgang der neuen Lehre gehemmt wurde, verlangten die abgefalle- nen Cantone, in- denen die Fortdauer katholischen Gottesdienstes nicht gestattet wurde, von den katholischen die Zulassung des ihrigen. So war ein Krieg unvermeidlich, und im Jahre 1531 brach er wirklich aus. Die Schlacht bei Cappel im Cantón Zürich an der Zuger Grenze, wo Zwingli fiel, entschied für die katholischen Cantone, die dadurch für sich ihren Glauben bewahrten, den Abt von St. Gallen, obgleich die Stadt nicht wieder katholisch wurde, wieder in Besitz seiner Herrschaft setzten und in den dem Bunde gemeinschaftlichen Gebieten die Freiheit der Religionsübung für die Katholiken schützten. Doch breitete das Ge- biet der Zwingli'schen Lehre, deren Anhänger die Reformirten genannt wurden, sich nach Westen weiter aus. Sie erhielt einen neuen Mittel- punkt in der Stadt Genf, wo Calvin aus Nopon, nachdem die katholische Religion daselbst schon unterdrückt war, in unermüdlicher Thätigkeit ein eigenes Lehrgebäude aufftellte, und in Nähe und Ferne, auch unter den bisherigen Bekennern von Zwingli's Lehre, großen Anhang gewann. Die Vergrößerung des Berner Gebietes auf Kosten Savoyens schaffte auch dem reformirten Kirchenwesen, das die Anhänger Calvins ebenfalls in sich schloß, größeren Raum. Wie Bern der Stadt Genf zur Be- freiung aus der Herrschaft Savoyens behülsiich gewesen, entriß es im Jahre 1536 demselben mit Hülfe von Wallis und Freiburg, die ihren Antheil erhielten, auch das ganze Waadtland, das nun in der bereits gewöhnlichen Weise reformirt ward. Die weltliche Gewalt der Bischöfe von Genf und Lausanne war vernichtet. Der Herzog von Savoyen, Karl Iii., aus der Familie von Herzog Ludwigs zweitem Sohne Phi- lipp, die nach dem Erlöschen der von dem älteren, Amadeus Ix., aus- gegangenen zur Herrschaft gelangt war, konnte den Verlust nicht hin- dern, da er, zugleich von König Franz angegriffen, selbst sein Stamm- land Savoyen verlor. Die reformirte Lehre der Schweiz breitete sich einerseits nach Frankreich aus und gewann anderseits Anhänger im bis-

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 632

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
632 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp !!. die polnisch-tartarischen Kriege verheerten Grenzländern sich niederge- laffen, sich auch weiter in das tartarische Gebiet hinein verbreitet hatten und in der Verfassung von Kriegerschaaren unter je einem gewählten Haupte, Hetman genannt, theils umherschweiften, theils den Polen und den Russen für Sold dienten. Ein Hetman der Kosaken, die durch die Eroberungen im Tartarenlande in nähere Verbindung mit Rußland ge- kommen waren, Iermak Timosiew, begann gegen das Ende von Iwans Regierung Eroberungen im Osten, die sich in der Folge immer weiter in die Steppenländer des nördlichen Asiens hinein fortsetzten, um in den Gebirgen, welche den nördlichen Rand des großen ostasiatischen Hochlandes bilden, bis an die Grenzen des chinesischen Reiches zu ge- langen. Bei solchem Fortgang der Eroberungen im Süden und Osten war es ein Gegenstand der Unzufriedenheit für den Zaren, durch die Verbindung des schon oft angegriffenen Liflands mit Polen sich die Ge- legenheit zur Berührung mit dem Meere entrissen zu sehen, und für Iwan blieb ungeachtet langer Kriege mit Polen jenes Ziel unerreicht. Xx» Spanien, Deutschland und Italic» zur Zeit des Königs Philipp «. 1. Von den Ländern, welche zu dem Staatenkreise Karls V. ge- hört hatten, nahm für die nächste Zeit Spanien die erste Stelle ein. In Deutschland und Italien verfloß ein halbes Jahrhundert, während dessen man die durch frühere Stürme aufgeregten Wogen zu beruhigen bemüht war. In Deutschland sammelte sich während dieses Bemühens eine Fülle von Beschwerden, die zu einer größeren Entzweiung führten und eine Zeit der höchsten Roth vorbereiteten. In Italien entsagten die Päpste, während sie sich von der weltlichen Staatskunft zurückzogen und der kirchlichen Negierung widmeten, dem Bestreben, die spanische Ueber- macht zu brechen, und so ging für dieses Land die Zeit der Kämpfe zu Ende, da im Innern sich keine Macht ohne Hülfe des Papstes gegen die Spanier erheben konnte, und der Protestantismus, der anderswo fortwährend Bewegung erregte und erhielt, keinen Eingang fand. Spa- nien, das gleich Italien von keiner religiösen Bewegung erschüttert wurde, bewahrte dadurch ungeachtet der Vielartigkeit seiner Bestand- theile und seiner auswärtigen Besitzungen eine Kraft, wie sie den meisten übrigen Staaten damals abging. Es fehlte aber auch nicht an Gele- genheiten, wodurch diese Kraft auf die Probe gestellt wurde. Dazu hatte es an Philipp Ii. einen Herrscher, der das Bewußtsein der Ver- pflichtung in sich trug, alle ihm zu Gebote stehenden Mittel der Sache

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1048

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
1048 Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. lichung zu wecken. Die Gefahr schwoll mit jedem Tage höher au, da man alten vertragsmäßigen Festsetzungen zuwider nicht die Katholiken und die Protestanten ihre Kirchen- und Schnlangelegenheiten besonders verwalten ließ, sondern das katholische Kirchen- und Schulwesen unter das Joch der voin Geiste des Radikalismus erfüllten Regierungen zwang, um für die Zukunft immer freier von dem Widerstande einer der Kirche anhängeudeu Partei zu werden. Der Kampf entbrannte da, als man iin Laufe der Klofteraufhebungen, die überall ein wesentliches Ge- schäft der Revolution bilden, im Jahre 1841 bei den Klöstern des Aar- gaus augekommen war. Der Raub, den die aargauische Negierung an dem großen Vermögen derselben beging, war eine so schreiende Frevel- that, daß die katholische Bevölkerung der Schweiz, wie durch einen hef- tigen Stoß, zur Erkenntniß des vor ihr sich öffnenden Abgrundes geweckt wurde. Die Einsprache des päpstlichen Stuhles und der öftreichischen Regierung blieb unbeachtet. Die Gesuche der Katholiken an die Tag- satzung hatten ebenfalls keine Wirkung, da hier im Jahre 1842 der größtentheils katholische Cantón St. Gallen durch seine als die zwölfte Stimme für einen die Ungerechtigkeit gutheißenden Beschluß den Aus- schlag gab. Die nächste Frucht des Unwillens, welcher die katholische Bevölkerung ergriff, war eine Umwandlung der Cantone Luzern und Freiburg, wodurch au die Stelle der radikalen Regierungen eifrig katho- lisch gesinnte traten. Wallis hatte sich im Jahre 1840 in Folge des Gegensatzes zwischen der katholischen und der radikalen Partei in Ober- wallis und Unterwallis, deren Regierungen in Siders und Sitten saßen, getrennt. Doch brachte das Verfahren der im Jahre 1842 in Unter- wallis aus der Regierung verdrängten Radikalen einen Kampf hervor, der im Jahre 1844 mit einen: entscheidenden Siege der Oberwalliser endigte und so zur Wiedervereinigung des Cantono führte. Nun waren es, da Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug noch keine Umwälzung er- litten hatten, sieben Cantone, welche au der Kirche festhielten und der Revolution gegenüberstanden. Je entschlossener sie sich zur Wahrung der von ihnen heilig gehaltenen Sache zeigten, desto stärkere Feindschaft hegten gegen sie diejenigen Cantone, welche sich die Aussicht benommen sahen, in Kurzem den bei ihnen heimischen Radikalismus über die ganze Schweiz zu verbreiten. Die Unruhe steigerte sich, als die Regie- rung in Luzern, um für katholische Erziehung der Jugend und richtige Ausbildung künftiger Priester eine Bürgschaft zu gewinnen, im Jahre 1844 Glieder des Jesuitenordens berief. Wie der Name der Jesuiten überall eine kirchenfeindliche Gesinnung zu loderndem Zorne entflammt, regte sich jetzt mit einem Male die äußerste Geschäftigkeit zu dem Zwecke, in dem Cantone Luzern, der gerade damals auch der Vorort der Eidge- nossenschaft war, eine Umwälzung zu bewirken, welche der katholischen

8. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 158

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
158 Staatsverfaffung und Topographie Rußlands. 3. Religion. Während fast alle wichtigeren Religionssysteme in dem kolossalen Reiche vertreten sind: griechische, katholische (meist in Polen), prote- stantische (in den ehemals schwedischen Provinzen) und armenische Chri- sten , Juden (besonders in Polen), Mohammedaner (die caucastschen und tatarischen Stämme), Heiden (Buddhisten und Schamanen), ist doch die griechische oder Staatskirche so vorherrschend, daß ihr allein 50 Mill. (% der gesammten Bevölkerung) angehören. Ge- setzliche Bestimmungen tragen wesentlich dazu bei, dieses Uebergewicht der Staatskirche, deren Oberhaupt der Czar selbst ist, fortwährend zu steigern. Staatsverfassung. Die Verfassung ist eine völlig uneingeschränkte, erbliche Monarchie. Der Kaiser oder Czar, welcher stch „Selbstherrscher aller Reußen" nennt, hat die höchste gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt ebensowohl in weltlichen als in geistlichen Dingen. — Für die Verwal- tung ist Rußland in (79) Gouvernements getheilt. Eintheilung und Topographie. A. Das europäische Rußland. 1. Großrußland mit der alten Hauptstadt Moskau oder Moskwa am gleichnamigen schiffbaren Flusse, die größte Stadt nicht allein des Reiches (10 St. im Umfang), sondern vielleicht von ganz Europa. Außerdem: im O. Nischnei-Nowgorod, der „innere Hafen Rußlands" wegen seiner jährlichen Messe, auf welcher selbst Ducharen, Tibetaner und Indier sich einfinden; im S. Tula (größte Waffenfabrik); im N. Archángel, an der Mündung der Dwina, ein Ausgangspunkt des Wallstsch- und Robbenfangs. 2. Kleinrußland oder die Ukraine mit den Universitätsstädten Kiew (am Dniepr) und Charkow. 3. Süd- oder Neurußland mit a. Odessa (97,000 E.) un- weit der Mündung des Dniestr, Mittelpunkt des südrussischen Handels und der Verbindung mit den romanischen Staaten, d. dem trefflichen Kriegshafen auf der Halbinsel Krim: Sebastopol, c. den beiden minder guten Häfen des asowschen Meeres: Taganrog und Azow (an der Mündung des Don). Zu Südrußland gehört auch das Land der Don'schen Kosacken, nördlich vom Pontus, zu beiden Seiten des untern Don, und das Gebiet von Ciscaucasien (mit der Fe- stungslinie am Terek) nebst dem Lande der „Kosacken des schwar- zen Meeres". Militäranstedlungen sollen hier die Grenze gegen die feindlichen Bergvölker sichern, Ackerbau, Handel, Industrie in Auf- nahme bringen und friedliche Verhältnisse mit diesen Völkerstämmen anbahnen.

9. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 599

1855 - Mainz : Kunze
Schweiz. — Das Geschichtliche. 597 Unabhängigkeit, ist die schweizerische Eidgenossenschaft entstanden. Ihr Beginn im Jahr 1308 war klein, doch wuchs sie in den nächsten Jahrhunderten durch heldenmüthige Bekämpfung der Gegner und durch glückliche Erwerbungen zu einem Bunde, der sich über die herrliche Alpenlaudschaft vom Hochgebirg bis zum schwäbischen Rhein, und auf der Südseite bis zum italischen Lago maggiore erstreckte. 'Sie rechnete sich anfangs noch zum deutschen Reiche, dem sie erst durch den Krieg mit Kaiser Max I., der sie 1499 vergebens angriff, völlig ent- fremdet wurde. 1648 im westfäl. Frieden galt sie als eigner europäischer Staat und bestand aus folgenden Theilen: a) 13 (Santone, die theils städtische Ge- biete waren, mehr und minder aristokratisch regiert von kleinem und großem Rath, mit Bürgermeister oder Schultheiß an der Spitze, wie Zürich, Bern, Luzern, Zug, Basel, Freiburg, Solothurn, Schafhausen; theils Län- der, demokratisch regiert durch Landsgemeinden mit Landammanns an der Spitze, wie Uri, Schwvz, Unterwalden, Glarus, Appenzell. >,) Schutz- genossen oder zugewandte Orte, nämlich Abtei und Stadt St. Gallen, Rhätien, Wallis, Biel, Genf, Fürstenthum Neuenburg, und Mühl- hausen im Elsaß, o) Unterthauenlande oder eidgenössische Vogteien, die von einigen Cantonen regiert wurden, nämlich ital. Vogteien südl. des Gott- hard, Sarg ans und Rheinthal neben Voralberg, Baden nebst freien Aemtern; Murten, Gransou. — So mancherlei regierende, regierte, be- schützte und unterthänige Theile mußten auch mancherlei Rechtsame und große Ungleichheit haben, und keineswegs war an eine feste innige Vereinigung der- selben gedacht. Vielmehr hielt der Gegensatz von aristokrat. und demokrat. An- forderungen nicht blos die Cantone, sondern auch die verschiedenen Volksklassen in den Cantonen auseinander; wozu leider im Beginn des 16. Jahrh., da die Reformationsidee nicht den ganzen Schweizerbund durchdringen konnte, noch ein kirchlicher Gegensatz kam, der eben so heftigen innern Streit erregte und auch im Frieden eben solche Absonderung und Verschiedenheit der geistigen Kultur veranlaßte, wie in Deutschland. Jedoch fiel trotz der Entfremdung ihrer Theile die Eidgenossenschaft nicht auseinander. Man hielt wenigstens am schweizerischen Vaterlande, und so lange noch die innern Einrichtungen nicht veraltet waren, wurden sie auch trotz ihrer Mängel nicht morsch. Aber im 17. und 18. Jahr- hundert veralteten sie wirklich. Lange Ruhe, indem man bei großen Kriegen mächtiger Nachbarn Neutralität behauptete, ließ die ehmalige politische Thätig- keit, ohne die ein jedes Volk eigne Kraft und fremde Achtung verliert, allmählig erstarren; das Hergebrachte ward ängstlich erhalten, nicht verbessert. — Unterdeß wirkten die Ideen des 18. Jahrhunderts auch ans schweizerische Gelehrte und Bürger. An der Literatur Deutschlands und Frankreichs Theil nehmend, zeich- neten sich Albrecht Haller, Jselin, Bodmer, d'jvernois, Rousseau, Salomon Gesner, Euler, Bernouilli, Lambert, Sulzer, Zurlauben, Zimmermann, Füeßli, Mallet, Lavater, Salis, Pestalozzi, Johann Müller, Bonstetten u. a. aus; Vater- landsfreunde stifteten eine gemeinnützige Gesellschaft zu Schinznach, und Ein- sichten in das, was dem Volks- und Staatsleben dringend noth that, begannen sich zu verbreiten. Doch ehe sie noch kräftig Wurzel fassen konnten, ward am

10. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 662

1855 - Mainz : Kunze
660 Russisches Reich. — Jetziger Bestand. einem Isthmus hängt, der nur eine Meile breit ist, merken wir folgende Orte: Siinferopol, Sitz der Regierung und im Steigen begriffen, bereits mit 15000 E. Wichtiger die neue schön gelegene stark befestigte Seestadt Sebasto- pol mit Kriegöhaseu, Schiffswerft und 40000 E. Baktschisarai in felsichter Gegend, war vor der russischen Eroberung Sitz des Chans und sieht noch immer talarisch aus, zeichnet sich aber durch Betriebsamkeit, wie mehrere dortige Ta- tarendörfer durch Feld- und Gartenbau aus. Mit diesen sieht man deutsche Colonisten, vorzüglich Mennoniten, in 66 Dörfern wetteifern. Die im Mit- telalter wichtige Handelstadt Feodosia oder Kassa hat heutzutag wenig Be- deutung. An die älteste Zeit, wo es griechische Niederlassungen in Taurien gab, und au den pontischeu König Mithridat erinnern noch Ruinen und ausge- grabene schätzbare Alterthümer. Pantikapäum lag unweit des jetzigen Städtchens Kertsch. Nach der kleinen Feste Ienikale wird die Meerenge genannt, welche die Krim von Asien trennt. Der Ort Orkapi oder Perekop am Isthmus ist zetzo völlig unbedeutend. — Die Bevölkerung Südrußlands, na- mentlich in den Städten, nimmt sichtbar zu, und die Benutzung eines unlängst entdeckten ungeheuren Steinkohlenlagers im Kosackenlaude am Donetz wird den Steppenbewohnern, die bisher gedörrten Mist als Brennmaterial gebrauchten, sehr zu gut kommen. Schon jetzt bezieht Odessa seine Steinkohlen nicht mehr aus England. 5) Kasan und Astrachan. Man lese darüber nach, was schon oben S. 409 bis 413 geschichtlich und geographisch mitgetheilt ist. — :>) Das ehmalige Königreich Kasan wird im südlichen Theile von der Wolga durchftossen und streckt sich im Nordosten über den mittleren Ural hinaus. Kasan nahe der Wolga mit 65000, wichtig durch Gewerbe und Handel. Von den andern Städten sind zu merken: Pensa, Simbirsk, Jsch mit kaiserl. Gewehrfabrik, doch besonders Perm in kupfer- und eisenreicher Gegend an der Kama mit 26000, Hauptort Permiens, wozu jetzt der große Metalldistrict des Ural gehört. Daö Dorf Bulghar erinnert daran, daß vor Alters die Bulgaren an der Kama wohnten. Von Werchotnria zieht sich 100 Meilen lang bis zum Fluß Ural ein gold- haltiges Sandflötz, woraus man jährlich an 280 Pnd Gold und einige Pud Platina wäscht. Die Familie Demidow ist durch Besitz in jenen Gegenden sehr reich geworden; der große Hüttenort Risch nei Tagilsk ist ihr Eigen- thum. Die vornehmste Bergstadt und Sitz des kaiserlichen Oberbergamts heißt Katharinenbnrg. — b) Vom Reiche Astrachan, das au der Ufa und Wolga fruchtbare Landstriche hat, meistens aber aus ungeheuren Steppen besteht, haben wir den östlichen Theil smit den Städten Astrachan (50000) und Orenburgj in der Beschreibung Asiens aufgeführt. Was den westlichen betrifft, so haben sich in neuester Zeit deutsche Kolonisten daselbst angesiedelt, deren Zahl auf 120000 geschätzt wird. Hauptort daselbst ist Saratow au der Wolga mit 45000 E. und steigendem Handel. Die vornehmste Kolonie der Herrnhuter heißt Sarepta. 6) Westruß land oder polnische Provinzen, die von 1772 bis 1807 dem Russenreiche einverleibt worden. ».Lithauen, w5rin: W i l n a an der Wilia, Nebenfluß des Nie men, mit 55000 E., zum Drittel Juden; die Stadt hat
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TM Hauptwörter (200)200

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