19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revulution. 157
mit 80,000 Mann in Esthland eingebrochen und belagerte Narwa.
Mit 9o00 Mann landete Karl in Liefland, rückte vor Narwa und
schlug daselbst das fast zehnfach überlegene Heer der Rüsten (1700).
Der König hatte sich so in die Hitze treiben lasten, daß er einen Stiefel
im Moraste stecken ließ und im Strumpfe heranstürmte. Unter Kano-
nendonner zog der junge Held in die Stadt ein; sein erster Gang
war in das Haus des Herrn, um Gott auf den Knien für seinen
Sieg zu danken. Peter der Große soll nach dieser Niederlage die
prophetischen Worte gesprochen haben: „Ich weiß wohl, daß uns die
Schweden noch oft schlagen werden, aber endlich müssen sie uns auch
siegen lehren."
Auch das sächsische Heer unterlag bei Riga. König August ver-
suchte insgeheim und öffentlich den Frieden zu erhalten; allein Karl
wies die Unterhandlungen zurück, und nach zwei neuen Siegen über
die Sachsen ließ er in Warschau den König August durch den polnischen
Reichstag absetzen und den Woiwoden Stanislaus Lesczinski zum Könige
ausrufen. August Ii. machte mit Hülfe der Russen Versuche, den pol-
nischen Thron wieder zu erlangen, allein Karl besiegte seine Gegner
abermals und beschloß, trotz aller Vorstellungen seiner Freunde und dem
ausdrücklichen Verbote des deutschen Kaisers, seinen Gegner' in Sachsen
anzugreifen. Er führte seinen Vorsatz aus, und als er in der Nähe
von Dresden erschien, bequemte sich August zum Frieden von Altran-
städt (1706), worin er für sich und seine Nachkommen auf den polni-
schen Thron verzichtete und dem Bunde mit Rußland entsagte.
Aus Karls Rückmarsch nach Polen traf eines Tages eine Ge-
sandtschaft schlesischer Protestanten bei ihm ein und bat um Schutz
ihres Gottesdienstes. Ein alter Bauer drängte sich an Karl heran
und wich nicht von ihm, bis ihm der König die Hand darauf gegeben
hatte, er werde ihnen die freie Ausübung ihres Gottesdienstes verschaffen.
Karl hielt Wort. Als er den Kaiser Joseph I. hierum anging, ge-
währte dieser bereitwillig das Gesuch und schrieb dem Papste, welcher
ihn darüber tadelte, daß er die eingezogenen Kirchen herausgegeben
habe, er sei noch glücklich gewesen, daß der König von Schweden nicht
auch seinen Uebertritt zur lutherischen Kirche begehrt habe; denn er
wisse nicht, was er alsdann gethan haben würde.
Fünf Jahre waren seit der Schlacht bei Narwa verflossen. Peter
der Große hatte die Abwesenheit seines Gegners vortrefflich benutzt,
Jngermannland, Liefland und Esthland genommen und am Ausflusse
der Newa (1703) den Grundstein zur neuen Hauptstadt des Reiches,
St. Petersburg, gelegt. 100,000 Leibeigene arbeiteten Tag und Nacht
u. August n.
vou Sachsen.
Karl seht den
König von
Polen ab
und zwingt
Sachsen zum
Frieden.
Die schlesi-
schen Prote-
stanten erhal-
ten Karls
Beistand.
Peter der
Große grün-
det St. Pe-
tersburg
1703.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Karl Karl August Stanislaus_Lesczinski August Karl Karl August Karls Karl Karl Karl Karl Peter
der_Große August Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Esthland Liefland Schweden Riga Sachsen Warschau Sachsen Dresden Karls Polen Schweden Narwa Petersburg Sachsen Polen Sachsen Karls
Die neuen und neuesten Santene der Schweiz. §. 57.
259
enthält die größte, bevölkertste (31,000, mit den Außengemeinden
40,000 E.) und reichste Stadt der Schweiz, welche ihrer Stellung am
Fuße des Alpenlandes und an der Oeffnung verschiedener, dort auslau-
fender Thäler ihre historische und commercielle Bedeutung verdankt, zu-
gleich in geistiger Beziehung allen Städten der französischen Schweiz
weit überlegen ist und dem „gelehrten" Zürich an wissenschaftlicher Bil-
dung und literarischen Berühmtheiten nicht nachsteht.
17—19. Die drei neuen Cantone der deutschen Schweiz haben
das Gemeinschaftliche, daß sie alle drei auf bedeutende Strecken vom
Rheine (einschließlich des Bodensees) begrenzt werden, Aargau ge-
hört größtentheils, Thurgau ganz der hier hügelsörmigen Ebene an,
St. Gallen vorzugsweise dem Alpenlande. — Aargau umfaßt das
Gebiet des Zusammenflusses sämmtlicher Aar-, Reuß-, Limmat- und
Rheingcwässer, in welchem außer der wenig bedeutenden Hauptstadt
Aarau der älteste und besuchteste Badeort der Schweiz, Baden (von
der Limmat durchströmt), liegt. In einiger Entfernung von dem Ein-
flüsse der Reuß und Liinmat erheben sich über der Aar die Trümmer
der Habsburg. — Die hügelförmige Landschaft des Thurgau, zu beiden
Seiten der Thur und östlich bis zum Bodensee, hat viele Schlösser,
aber keine irgend bedeutende Stadt (Hauptstadt Frauenseld, mit nur
2500 E.). — Im Canton St. Gallen, welcher sich vom Züricher-
und Wallenstätter- bis zum Bodensee und Rhein ausdehnt, ist die gleich-
namige Hauptstadt (11,000 E.) durch Fabrikfleiß und die literarischen
Schätze der um das Jahr 630 vom hl. Gallus gestifteten Abtei (auf-
gehoben 1805), von wo aus die Eultur sich einst über das Schwaben-
land und über ganz Deutschland verbreitete, Rorschach, als Hafenort
am Bodensee, und Rapperschwyl, als Hafen am Zürichersee (der
Brücke gegenüber), wichtig. Das Bad Pfäffers s. S. 222.
20—22. Die drei südlich en und südöstlichen Cantone gehören
sämmtlich dem Alpenlande an. Graubünden (das Land der grauen,
d. h. alten Romanen, Grisons) oder das Quellengebiet des Rheines, an
welches sich das kleinere Quellengebiet des Inn angeschlossen hat, ist der
größte (140 □ M., also beinahe Vs der Schweiz) und zugleich der am
schwächsten bevölkerte von allen Cantonen. Er gibt durch seine schroffen
Gegensätze in der plastischen Gestaltung, in der Vegetation (fruchtbare
Thäler, auf dem Südabhang der Alpen Kastanienwälder, wechseln ab
mit wüsten Einöden und Gletschermassen) und in der Bevölkerung nach
Abstammung, Sprache, Religion und Sitten (Vz deutsch, % romanisch
mit verschiedenen Dialeeten, Vr katholisch, Zu protestantisch, selbst pro-
testantische Italiener finden sich im S.) ein Bild der Alpenwelt im
Kleinen und macht so speziell den Uebergang von Mittel- zu Südeuropa,
wie dies von der ganzen Schweiz im Allgemeinen behauptet werden
kann. Der Canton bildete lange neben der schweizerischen Eidgenossen-
schaft einen besondern Bund für sich, zusammengesetzt aus drei Bünden:
dem grauen Bund, dem Gotteshausbund und dem Zehngerichte-
bund, welche (bis zur Verfassung von 1848) wieder aus einer Anzahl
(26) kleiner, unabhängiger Republiken, Hochgerichte genannt, bestanden.
17 *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Gallus
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Schweiz Rheine Thurgau Rheingcwässer Baden Habsburg Thurgau Rhein Deutschland Rorschach
Größe und horizontale Gliederung Rußlands. §. 63.
313
gange Polens, ein unmittelbarer Nachbar Deutschlands geworden war.
Nur auf dem kirchlichen Gebiete behauptete sich der ältere Einfluß s ü d -
europäischer Cultur. Aus■ dem byzantinischen Reiche hatten die
Russen das Christcnthum erhalten, und bei der zunehmenden Ohnmacht
des Patriarchen in Constantinopel erhielt die griechische Kirche in Ruß-
land eine unabhängige, nationale Entwickelung, die dem Russen um
so theurer und heiliger ward, je härtere Kämpfe (gegen Tartaren, Po-
len, Schweden) er für sie zu bestehen hatte und je mehr sie in diesen
Kämpfen selbst bemüht gewesen ist, das Nationalgefühl zu beleben und
zu stärken. In dieser Beziehung ist daher die germanische Cultur ohne
Folgen geblieben.
Lage und Umfang.
Das russische Reich erstreckt sich in einer Ungeheuern, nur
durch eine schmale Meerenge (welche?) unterbrochenen Breite (von
200 Graden der Länge) durch drei Erdtheile und übertrifft alle
Staaten alter und neuer Zeit bei weitem an Flächeninhalt (392,000
H3m.), denn dieser ist mehr als das Doppelte von Europa und
bildet fast den sechsten Theil der ganzen bewohnten Erde, — da-
von fallen 97,235 H3m. auf Europa, 24,300 auf Amerika, das
Uebrige auf Asien. Einzelne seiner Provinzen übertreffen an Raum
noch die größten europäischen Staaten; so ist das Gouvernement
Archangel (16,000 Ihm.) um ‘/s größer als Deutschland, das
Gebiet von Jakutzk (74,000 □ M.) sogar 2/s von Europa gleich.
Angabe der Meeres- und Landgrenzen nach der Karte!
Horizontale Gliederung.
Das europäische Rußland bildet ein ziemlich regelmäßiges
Rechteck (die Ausdehnung von S. nach N. beträgt 530 M., die
von W. nach O. 300 M.). Die Halbinselbildung ist am bedeu-
tendsten da, wo sie für die Entwicklung der Cultur und des Ver-
kehrs am wenigsten von Einfluß sein kann. Am Eismeere begren-
zen die einander gegenüberliegenden Halbinseln Kanin und Kola
den Eingang zum weißen Meere. Auch die russische Ostseeküste
erhält durch den Einschnitt des finnischen und rigaischen Busens
einige Gliederung; noch geringer ist die der Nordküste des schwarzen
Meeres durch die Krim oder die taurische Halbinsel. Ganz un-
bedeutend ist die Jnselbildung, die dem schwarzen Meere sogar ganz
fehlt. Von einer einflußreichen Küstenentwickelung kann also hier
keine Rede sein, es kommt nur 1 M. Küste auf 100 □ 90?., ein
weit ungünstigeres Verhältniß als bei irgend einem anderen euro-
päischen Seestaate.
Vertikale Gliederung.
In keinem größern europäischen Staate ist die Form des Tief-
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Extrahierte Personennamen: □_M.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Constantinopel Ruß- Schweden Europa Europa Amerika Asien Deutschland Europa
Erstes Buch
Das Ehristenthnm unter den Germanen und Slaven. Der Islam
erobert Asien und Afrika und bedroht das christliche Europa.
Die Franken.
Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von
germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö-
mische Bevölkerung (Komgni, ?rovincial68) herrschen, so ist für das
Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß
noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen
und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast
unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsucht und
Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm
kennen, als den kriegerischen.
Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der
ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen
Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die
finnischen Stämme der Ungarn und die wefttürkischen der Awaren (die
bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc.
gedrängt werden. Die Bulgaren, wahrscheinlich ein Mischvolk aus
Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und
in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen
Reiches, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber)
zu kämpfen hat und sich wenigstens der Aufgabe gewachsen zeigt, den
von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß
abzuwehren.
2m Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch
die Vereinigung der meisten germanischen Stämme, die gleichzeitig in
die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche
den Kampf mit germanischen und nichtgermanischen Heiden und fanati-
schen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Euro-
pas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittelalter, rettet
und schützt.
Lumüller, Mittelalter.
1
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Ungarn Asien Europas Europas
Theilungsvertrag zu Verdun.
83
-wollte Ludwig und Karl ihres Erbtheils berauben, zu welchem Zwecke
er sich mit dem Aquitanier Pipin verband. Allein der Theil seines
Heeres, welchen er gegen Karl den Kahlen an der Seine zurückließ,
wurde von diesem geschlagen, und als er sich nun gegen Karl wandte,
zersprengte Ludwig das von ihm zurückgelassene Heer in einer Schlacht
auf dem Ries (schwäbische Ebene, von der Wernitz bewässert, an der
Gränze zwischen Schwaben, Bayern und Franken) vollständig (Mai
841), ging bei Worms über den Rhein und vereinigte sich unweit Toul
mit Karl dem Kahlen. Beide lieferten am 25. Juli bei Fontenaille
(k'ontnnetum) unweit Aurerre Lotharn eine 14stündige Schlacht, in
welcher dieser besiegt und der austrasische Heerbann fast aufgerieben
wurde (40,000 Mann todt). Rur widerstrebend und auf günstige Zwi-
schenfälle lauernd bequemte sich Lothar zu Unterhandlungen; er wiegelte
sogar die Sachsen gegen Ludwig auf, indem er ihnen die Wiederher-
stellung des Gesetzes ihrer Väter, wie es vor Karl dem Großen bestand,
versprach und die Frilinge und Liten gegen die Edelinge hetzte, als ihm
diese nicht mehr anhingen (Aufstand der Stellinga); ja er zog die
normanischen Seeräuber herbei und räumte ihnen die Insel Walchern
ein. Endlich sah er sich, weil die Völker des Krieges überdrüssig waren,
dennoch zu einem Vergleiche mit seinen Brüdern genöthigt, der im August
843 zu Verden (Verdun) zu Stande kam.
Lothar behielt mit dem Kaisertitel Italien, den südlichen Theil von
Rhätien und Rorikum, von Helvetien die heutigen schweizerischen Kan-
tone Wallis, Genf, Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern, Solothurn,
Aargau jenseits der Aare, Basel; den Länderstreifen an der Rhone bis
zum Genfersee, nordwärts den zwischen Saone, Maas und Schelde
einerseits und dem Rhein andererseits; diesseits des Rheins noch Fries-
land. Ludwig bekam Deutschland diesseits des Rheins, jenseits des-
selben die Bisthümer Mainz, Worms und Speyer, den nordöstlichen
Theil von Helvetien und Rhätien; Karl endlich den von Lothars Herr-
schaft westlich gelegenen Theil des Reiches (Neustrien, Aquitanien, ein
Stück von Burgund, die spanische Mark), mußte aber noch längere Zeit
mit dem Aquitanier Pipin kämpfen.
Daß diese Theilung wohl die Oberherrlichkeit des Kaisers Lothar
über die königlichen Brüder aufhob, aber keineswegs die deutschen und
romanischen Völker auseinander schied, ergibt der Augenschein, obwohl
sich in der Folge der Theilung der Gegensatz zwischen deutsch und roma-
nisch rascher entwickelte; auch lag dem Vertrage von 843 der Gedanke,
Karls des Großen Reich dauernd in drei Reiche aufzulösen, nicht ent-
fernt zu Grunde; es bestand vielmehr das Erbrecht der drei karolingi-
schen Dynastieen im Falle des Aussterbens der einen oder andern fort,
woraus wir neue Theiluugen, eine kurz dauernde Wiedervereinigung
6 *
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl Karl Karl Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar Ludwig Ludwig Karl_dem_Großen Karl August Lothar Ludwig_bekam_Deutschland Ludwig Karl Karl Lothar Karls
Die Ungarn. Arpad.
111
warf die Chazaren bis an den Iaik (Uralfluß), die türkischen Stämme
der Kassogen und Jassen zwischen dem asowschen und kaspischen Meere,
einen Theil der Bulgaren, und wurde von dem byzantinischen Kaiser
Johannes Tsimiszes 971 bei Silistria mit Mühe zurückgetrieben; 973
blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom
unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die
Ungarn westwärts getrieben hatten.
Wladimir der Große (973—1015). Theilung des Reichs.
Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973—1015),
erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das by-
zantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die
griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte
das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und
Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer
Chan in Vielweiberei und bewies dadurch, daß Rußland der Barbarei
noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa;
das germanische Element war aber bereits Ln dem slavischen aufgegangen,
was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine
Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne;
der Großfürst Jaroslaw wiederholte die Theilung 1054, und nun dauerte
sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren An-
fängen so furchtbar aufgetreten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die .
Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr aus-
übte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden
noch im 12. Jahrhunderte durch die Mongolen beinahe vernichtet.
Die Ungarn. Ärpal, (838—907).
Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie
zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen
richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmählig
um Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren ge-
zogen und wurde vdn den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf
es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren (vgl.
oben S. 41) angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahr-
hunderts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren be-
herrschten, und sich des ganzen Landes von der Aluta bis zur Raab
bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der
Arpaden erlosch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zer-
trümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die
Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs
Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Raub-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Arpad Johannes_Tsimiszes Wladimir_I. Anna Jaroslaw Igor Raab Arpad_(
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Silistria Donau Ungarn Europa Europas Ungarn Pannonien Aluta Swatopluks Ungarn Deutschlands
Die schweizerische Eidgenossenschaft gegründet.
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Die schwehcrische Eidgenossenschaft gegründet (1308).
Der ermordete König hatte besonders eifrig darnach getrachtet, die
Leute im schweizerischen Alpengebirge an sich zu bringen; denn er er-
kannte die Wichtigkeit dieses Landes als Eckstein gegen Frankreich und
Italien recht wohl und als tüchtiger Kriegsmann schätzte er das aleman-
nische Fußvolk wie sein Vater, der sich ausgesprochen hatte, mit 40,000
Fußgängern und 4000 Reitern aus Alemannien wolle er der ganzen
Welt die Schlacht anbieten; denn die Natur jener Thäler und Berge
hatte dafür gesorgt, daß die altdeutsche Kriegsweise dort erhalten blieb.
Albrecht hatte vieles ererbt und vieles erworben in diesen Gegen-
den, und es brauchte nur noch einige Schritte, bis seine Herrschaft ab-
gerundet war. Thurgau, Zürichgan, Aargau, Zug, Freiburg und Luzern
gehörten ihm; als Schirmvogt von Säckingen war er Oberherr von
Glarus, als Schirmvogt von St. Gallen, Bisthum Chur und Kloster
Einsiedcln war er in diesen Stiftslanden Oberrichter und Pannerherr;
in Schwyz und Unterwalden hatte er Landvogtrechte, überdies Herr-
schaften und Güter; dagegen sind die Rechte Habsburgs in Uri noch
nicht hinlänglich aufgehellt. Von diesen drei Ländern ging ein Wider-
stand aus, dessen Veranlassung und Umfang wir nicht mehr bestimmen
können; denn was die Schweizer erzählen, ist Volkssage, durch lange
Feindseligkeit gänzlich verunstaltet, und gleichzeitige Geschichtschreiber
haben wir über jene Ereignisse keine. Wir lassen demnach die Geschichte
von Tell, Melchthal, Walter Fürst und Staufacher der Poesie und Sagen-
geschichte und begnügen uns, die Punkte herauszustellen, die unbestritten
bleiben müssen. Obwohl kein Geßler auf der Burg bei Küßnacht ge-
schichtlich erwiesen ist, so haben jedenfalls Adelige des Königs, mögen
diese Vögte gewesen sein oder nicht, das Landvolk durch Uebermuth er-
bittert; dies war bei der damals überhaudnehmenden Entartung des
Adels allbereits an der Tagesordnung. Noch gewisser ist, daß die Land-
gemeinden in den Bergen die Wirren der Zeit so gut benutzt hatten als
die Fürsten; als kein Kaiser die Rechte des Reiches wahrte, die Adeligen
sich für oder gegen die Hohenstaufen oder in eigenen Fehden schlugen,
als selbst die beiden Habsburger Linien einander bekriegten, nahmen die
Städte im damaligen Oberdeutschland (so nennt es noch der Schweizer
Tschudi im sechszehnten Jahrhundert) z. B. Zürich und noch mehr Bern
die Gelegenheit wahr sich jeder Oberherrlichkeit, die doch keinen Schutz,
sondern nur Lasten im Gefolge hatte, zu entziehen, was um so leichter
anging, als Schwaben keinen Herzog von Burgund, keinen Neichsstatt-
halter mehr hatte. Das gleiche thaten die Bauern, voran die Schwyzer,
welche bereits zweihundert Jahre mit dem Kloster Einsiedeln in einem
Streite wegen Wäldern und Alpen lagen; Zürich hatte sich an ihnen
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Walter_Fürst Schweizer
Tschudi
324 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor.
Gelde, hatten in der Regel 20,000 Schweizer im Solde, und die „freie"
Schweiz wurde für Jahrhunderte die Magd der stolzen Dame Frankreich.
Nach dem burgundischen Kriege 1481 nahmen die acht alten Orte
die Städte Solothurn und Freiburg in den ewigen Bund auf; dem hl.
Einsiedler Nikolaus von der Flühe war es gelungen, die Eifersucht der
Hirtenkantone auf die Städte, deren Uebergewicht in dem Bunde durch
die Aufnahme von Solothurn und Freiburg entschieden wurde, zu bre-
chen, indem er sie auf die Verdienste der beiden Städte um die Eidge-
nossenschaft hinwies, andererseits aber vor der Einmischung in „fremder
Herren Händel" verwarnte.
Zwölftes Kapitel.
Entdeckungen und Macht der Portugiesin (1385—1518).
Portugal erwehrte sich 1385 durch den Sieg von Albujarotta der
kaftilifchen Oberherrschaft, und obwohl es auch seine Thronstreitigkeitcn
und Adelörebellionen hatte, schritt es im Ganzen muthig auf dem Wege
fort, der ihm durch die Natur angewiesen war. Unter Johann I. (1383
bis 1433) eroberten die Portugiesen (1415) die Stadt Ccuta auf dem
afrikanischen Ufer der Meerenge von Gibraltar, den einen Schlüssel der-
selben; damals war Ceuta eine große und reiche Handelsstadt und wurde
forthin der Stützpunkt der portugiesischen und später der spanischen
Unternehmungen gegen die nordafrikanischen Moslemin. Afrikas Küsten
waren von nun an das Ziel der portugiesischen Kriege und Fahrten,
aber die westlichen Küsten, die der atlantische Ocean bespült, waren nur
auf eine sehr kurze Strecke bekannt. Man wußte nicht mehr, daß Phö-
nikier unter Pharao Necho den ganzen Erdtheil umschifft hatten, daß
der Karthager Hanno tief gegen Süden vorgedrungen und glücklich wie-
der zurückgekehrt war; Fabeln über die Sonnenglut, welche hinter dem
Aethiopenlande alles Holz verzehre, über die Schrecken des Oceans
u. s. w. vertraten die Kenntniß der alten Seefahrer.
Prinz Heinrich der Seefahrer (1418—1463).
Prinz Heinrich, ein Sohn Königs Johann I., beschäftigte sich viel
mit den Wissenschaften; die Astronomie führte ihn zur Geographie, und
er faßte den Entschluß, wo möglich das Dunkel aufzuhellen, welches über
Afrika und dem südlichen Meer ausgebreitet lag. Seine Wißbegierde
stimmte vortrefflich mit dem Interesse Portugals überein und ebenso
sehr mit dem Eifer der Nation und seines Zeitalters, den christlichen
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Extrahierte Personennamen: Einsiedler_Nikolaus Nikolaus Johann_I. Gibraltar Pharao_Necho Necho Hanno Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Königs_Johann_I. Johann_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Portugal Frankreich Freiburg Solothurn Freiburg Stadt_Ccuta Ceuta Afrikas Afrika