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wird; doch ist der 4 Stunden lange und V2 Stunde breite
Ueberlingersee ausschließlich badisches Desitzthum^. Der See,
dessen absolute Höhe über dem adriatischen Meer und der
Nordsee nun ermittelt ist, liegt 1232' ü. d. M., mißt von
Bregenz bis Constanz 10 bad. Stunden und bis zur Mün-
dung der Stockacher Aach 14 Stunden. Seine größte
Breite zwischen Arbon und Bregenz beträgt 5 Stunden;
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 3 Stunden,
zwischen Constanz und Meersburg 1v2 Stunden. An
Flächenraum nimmt er 9*/2 lum. ein.
Er ist also dreimal größer als das Fürstenthum Lichtenstein
(3 sim.). Uebrigens sind außer diesem noch 7 Deutsche Staaten
an Umfang kleiner als der Bodensee: die Landgrafschaft Hessen (5
s)M-), das Fürstenthum Lippe-Schaumburg 8 ssim., das Fürsten-
thum Reuß-Greiz 7 s)M. und die 4 freien Reichsstädte: Frank-
furt 2, Hamburg 6, Lübeck 6, Bremen 3y2 f)M.
Unter der Benennung Dbersee begreift man die süd-
lichere Seehälfte: von Immenstaad-Romanshorn bis Bregenz.
Im Ueberlingersee liegt die hochanstcigende aber kleine
Insel Mainau mit schönem Schloß, setzt Eigenthum des
Großherzogs.
Ehedem eine Besitzung des deutschen Ordens, wurde diese Insel
im 30iährigen Krieg 1647 von den Schweden mit einer Flotille
von 17 Schiffen erstürmt und geplündert.
Die vorzüglichsten Seehafen sind: Constanz, Ludwigs-
hasen, Meersburg (badisch), Friedrichshafen (württember-
gisch), Lindau (bayerisch, auf einer Insel im südöstlichen
Theil des Bodensees), Bregenz (österreichisch), Rorschach
und Romanshorn (schweizerisch).
Bei starkem Wind, namentlich beim Südwind, „Föhn" genannt,
ist der See sehr bewegt und auch für größere Schiffe gefährlich;
der Obersee ist selbst zeitweise sehr stürmisch, während die Seefläche
bei Constanz sich ruhig verhält; doch zeigt er manchmal bei stil-
lem Wetter ein starkes sogenanntes „Grundgcwell", wobei der ganze
See in Bewegung ist. Die tiefste Stelle desselben ist in der Mitte
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 856'. Bei Constanz
zwischen Horn und Kreuzlingen beträgt dieselbe 140'. In den See
ergießen sich gegen 50 Bäche und Flüsse. Unter den vielen (26)
Fischarten, die derselbe enthält, sind die Felchen und Gangfische
dem See allein eigentümlich. Von crsteren werden die Blaufel-
chen nur zwischen der Mainau, Meersburg und Bottighofen und
in der Bucht von Constanz im Juni und Juli gefangen; die Sand-
felchen im Winter am Untersce; die Gangfische aber in den Mo-
naten November und December. Der Fang der letzteren beginnt
im Untersee bei Ermatingen und Gottlieben und endet bei Constanz
oberhalb der Rheinbrücke, wo sie zu Tausenden innerhalb der nach
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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der Fischerordnung hiesür festgesetzten 13 Nächte gefangen werden.
Letztere kommen geräuchert in den Handel. Aber es gibt im See
auch Hechte bis zu 40 Pfund; Seeforellen bei Constanz und Lachs-'
forellen bei Lindau bis zu 30 Pfund. Außerdem werde>a 73 Vögel-
arten, worunter 36 Arten Schwimm- und 30 Arten Sumpfvögel
an demselben aufgezählt.
5 Eisenbahnen münden am Bodensee: 1) die baye-
rische Staatsbahn in Lindau, 2) die Schweizerbahn von
Winterthur nach St. Gallen, 3) die Schweizerbahn von
Winterthur nach Romanshorn, 4) die württembergische
Staatsbahn bei Friedrichshasen, 5) die badische bei Constanz.
Vom Bodensee 3/4 Stunden entfernt, doch mit demselben
durch den bei Constanz abfließenden Rhein verbunden, ist
der Zetter- oder Untersee — ein selbständiges Seebecken
von mehr als 1 Om. Umfang, von Gottlieben bis zur
Zeller Aach 3% Stunden, bis Stein Vj2 Stunden lang;
die Breite beträgt 1—iy2 Stunden. Die größte Tiefe
zwischen Hornstaad und Berlingen beträgt 148'. Er um-
schließt die Insel Reichenau, die °/4 Stunden lang und
gegen % Stunden breit ist.
Die vom irländischen Bischof Pirmin 724 gegründete, 1538 mit
dem Hochstift Constanz vereinigte Benediktinerabtei Reichenau war
eine der wichtigsten Bildungsstätten Süddeutschlands. Die Kirche
von Oberzell (unfern der Ruinen der 1370 zerstörten Burg Scho-
pfeln), wurde 888 von dem später zum Erzbischof von Mainz er-
nannten Abt Hatto von Köln erbaut. Auf dieser Insel liegt der
als Heerführer sagenberühmte Schwager Carls des Großen, Gerold,
damals Herr des ganzen Linz- und Argengaues, der im Kampfe
wider die Avaren fiel, begraben. In Mittelzell ist die Grabstätte
Kaiser Carls des Dicken, f 888.
Der Seearm zwischen der Reichenau und Allensbach heißt auch
der Gnadensee.
Von Constanz bis in die Nähe von Gottlieben ist der Rhein
ganz badisch; von da an bildet der Thalweg, der am Schweizer
User hinzieht, die Landesgrenze, so daß fast der ganze Unterscc zu
Baden gehört. Dieser See gefriert beinahe alljährlich zu, so daß
er von der Reichenau in die Schweiz oft mit Magen befahren
werden kann. Der Bodensee dagegen gefriert seiner bewegten
Wellen wegen höchst selten zu. Doch fand dieß statt in den Jah-
ren 1277, 1560, 1573, 1587, 1695 und 1830.
Besonders hoch (10'/2‘ über den Nullpunkt des Lindauer Pegels,
der den niedersten Stand des Wassers bezeichnet, während der Con-
stanzer Pegel den höchsten angibt) war der Wafferstand in den
Jahren 1343, 1511. Nahezu gleich hoch in den Jahren 1640, 1770, <
1785. Auch in den Jahren 1817, 1821, 1822, 1857, 1858 er-
reichte der See eine bedeutende Höhe. Sehr niedrig war der Wasser-
stand 1672, 1725, 1779, 1784, 1797 und 1859. Am höchsten steht
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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9
kraft der Erde an ihr festgehalten, und wir selbst, ob wir
stehen oder gehen, werden durch diesen Zug der unsicht-
baren Kraft an der Erde festgehalten. Freilich empfinden
wir diesen Zug nicht, aus dem ganz einfachen Grunde,
weil dieser Zug immer fort wirkt und immer gleich stark
ist. So empfindet z. B. auch keiner die Schwere seines
Kopfes, weil er ihn immer trägt, und Gott den Leib zu
diesem Tragen eingerichtet hat. Eben so wenig empfinden
wir den Druck der Luft, obwohl wir eine sehr große Last
tragen; kommen" wir aber auf einen sehr hohen Berg,
auf welchem eine um so viel tausend Fuß kürzere Luftsäule
auf uns drückt, als der Berg über dem Thale steht, aus
welchem wir emporgestiegen sind, so empfinden wir die
Verminderung des Druckes recht wohl. Ebenso verspüren
wir es, wenn wir in den tiefen Schacht eines Bergwerks
niederfahren, wo der Druck der Luft beträchtlicher ist als
auf der Oberfläche. Wenn man also etwas nicht sieht
oder empfindet, so darf man nicht gleich der Meinung
sein, es sei gar nicht vorhanden.
Man sagt gerne: Die Gelehrten sind nicht verlegen,
sie brüten allerlei Gedanken aus und glauben dann selbst
daran, verlangen aber noch dazu, daß auch andere Leute
an diese Gedanken glauben sollen. So haben sie nun eine
Anziehungskraft ausgedacht, von der kein Mensch etwas
spürt, die kein Mensch noch gesehen hat, und doch soll
man an diese Anziehungskraft glauben. Da kann man
antworten: 1) Man sieht und spürt eben gar oft eine
Sache nicht, weil man oft Augen hat und nicht sieht und
Ohren hat und nicht hört. 2) Es gibt außer der Anziehungs-
kraft der Erdkugel noch andere Anziehungskräfte, welche
man lange genug auch nicht gesehen und gekannt hat.
So weiß setzt jedermann, daß das Eisen und andere Me-
talle den Blitz anziehen. Der Blitz hat doch gewiß eine
furchtbare Gewalt und doch zieht ihn ein Eisendraht an
und leitet ihn fort; die Anziehungskraft des Eisens muß
also für den Blitz eine sehr starke sein. Dagegen hat
der Magnet eine sehr starke Anziehungskraft für das
Eisen, so daß man darüber erstaunen muß. Von diesen
beiden Anziehungskräften hat man mehrere tausend Zahre
nichts gewußt und doch sind sie da gewesen; — so ist es
auch mit der Anziehungskraft der Erde. Man sieht übri-
gens die Thätigkeit der Anziehungskraft der Erde oft
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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612
Großbritannien. — England.
zuwege. Von der Starke des Dampfes kaun man sich einen Begriff machen,
wenn man hört, daß es eine Maschine in England gibt, die die Kraft von 600
Pferden hat. Eine andre treibt 8 Münzwerke, wo in 1 St. 30000 Geldstücke
geprägt werden können. Es gibt sogar tragbare Dampfwerke, die den Dienst
der Pferde bei allerlei Geschäften versehen. Wie besonders die Fabrikation der
Metallwaaren dadurch gewonnen hat, läßt sich denken. Man rechnet, daß die
vielen tausend Dampfmaschinen Großbritanniens einer Leistung von l2/s Mill.
Pferden oder 82/s Mill. Arbeitern gleich kommen. Bekanntlich wandte man zuerst
in den Freistaaten Nordamerikas den Dampf ans Bewegung der Schiffe an.
Robert Fulton war der erste, der dies that, indem er 1807 ein Dampfboot
auf dem Hudson sehen ließ. — 4) Kanäle und Eisenbahnen. Längst schon
hatte man einzelne Kanäle von achtnngswerther Arbeit in England wie in Frank-
reich; allein der Herzog von Bridgewater ließ durch den berühmten Mechaniker
Brindley ein Werk ausführen, das als neues Muster gelten konnte, und viele
ähnliche veranlaßt hat. Dieser Kanal sollte seine Steinkohlgruben zu Worsleymill
mit Manchester und Liverpool verbinden, und ward trotz aller Hindernisse durch
Berge, über Flüsse und Landstraßen geführt. Deshalb geht er an mehreren
Stellen über hohe Schwibbogen, während er selbst 34 Brücken aus sich hat.
Bewunderungswürdig ist die Stelle, wo er ans 3 Bogen von 50' Höhe über die
140' breite schiffbare Jrwell zieht. Zu gleicher Zeit kann man dort unter und
ans ihm Schiffe fahren sehen. — Ganz England ist von Kanälen durchschnitten,
deren man 97 zählt, mit einer Gesanuntlänge von 500 Meile». Hauptverbin-
dungen sind folgende: Oberhalb London löst sich ein Kanal von der Themse ab
und setzt sich quer dnrch's Land bis zur Bucht des Mersey fort, während er
Seitenarme sowohl zur Saverne und znm Bristolkanal als zum Hnmber streckt.
Eben so ist der Hnmber mit dem Ribble bei Preston, und London mit Ports-
mouth verbunden. Jener innere Haupt- oder große Verbindungskanal (great
junction channel) von der Themse nordwälts, übersteigt aumählig eine Höhe von
796' in 121 Schleusen, und der Nebenarm zwischen Trent und Saverne hat
sogar einen Fall von 1068' mit 90 Schleusen und läuft über 33 Bogen. —
Die Eisenbahnen, so wichtig und so bewnnderungswerth als die Kanäle,
z. B. am Mersey, über den auf 26 Bogen in einer Höhe von 111 Fuß der
Schienenweg hinführt, vermehren sich fortwährend, und hatten im Jahre 1852
eine Gesammtlänge von 1100 Meilen, nemlich deutsche, nicht englische. Das
Innere Englands, schon an sich nicht weit vom Meere, befindet sich dadurch der
hafenreichen Küste noch achtmal näher. — Uebrigens hat England durch die
steigende Industrie seit 80 Jahren eine andre Physiognomie erhalten. Der ebnere
trefflich angebaute Osten, mit den 2 Universirätk- und andern älteren Städten,
deren ehrwürdige Münster an kirchliche Hoheit, wie die zahlreich im Land umher
zerstreuten Parks und Schlösser an den Glanz der Aristokratie erinnern, ist im
wesentlichen sich gleich, d. h. »14 England geblieben. Aber inmitten der Insel,
mehr nach West und Nord, nahe den Metallen und Kohlen, hat die Industrie
ein neues England, ein gewerbliches, ein mehr demokratisches ge-
schaffen, voller Hütten und Hammerwerke, Dampfmaschinen und Fabriken, und
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Robert_Fulton Brindley
Extrahierte Ortsnamen: England England Nordamerikas England Frank- England London London Saverne Mersey Englands England England Nord England Hammerwerke
656
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
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Südamerika. — Peru u. Bolivia.
723
leicht und fair.! als Schreibpapier benutzt werden. — Die Indianer, nicht so
roh um Gefangene zu todten und zu fressen, und meistens so mild, daß sie nur
gegen Thiere ihre Giftpfeile gebrauchen, leben unter eignen Caziken. Arzt- und
Priesterdienst verrichten die Zauberer. Die am Ucayale glauben an Seelen-
wanderung in Thierkörper. Die Roa Mapnas graben die Leichen, wenn sie
verwest sind, wieder aus, wickeln sie gereinigt in eine Hülle von Thon, be-
zeichnet mit Hieroglyphen, und stellen sie zur Verehrung aus, indem ein zweites
Leichenbegängniß gehalten wird. Die civilisirten Abkömmlinge der alten
Peruaner sind sehr unterwürfig, und eben deshalb trag, unreinlich, heim-
tückisch , doch den Kirchenceremouien sehr zugethan. Sie treiben Ackerbau und
Handwerke, aber gleich den Spaniern mit geringen! Fleiß. Ihre Sprache (Quichua)
ist sehr beliebt, sie wird sogar von den Creolen in Lima und Quito gern ge-
sprochen , und soll wegen ihrer Lieblichkeit in Idyllen und Elegien gar reizend
klingen. Vielleicht verdrängt sie dereinst die spanische Sprache und bildet eine
eigne Literatur. — Es fehlt dem Lande noch an Handelstraßeu. Der große
sestgebaute Bergweg der Inkas, der 250 Meilen weit bis Quito führte und alle
Provinzen ihres Reiches auf dem Gebirge in Verbindung brachte, ist sehr ver-
fallen. Wahrscheinlich wenn erst der Ackerbau sich an den Strömen ausbreitet
und die Schiffahrt gesichert ist, wird der Marannon die große Verbindungsstraße
mit der Ostseite Amerikas werden, so wie man bereits durch den Pilcomayo mit
dem Paraguay und La Plata in Verbindung steht *). Was der Marannon
hinunter führen könnte, wären: Zeuge von Quito, China von Lopa, Zucker von
Cuzko, Leinwand von Moxo, Oele von Lima, Baumwolle und feine lange Seide
von Mojobamba, Cakao und andre Früchte aus den Ebenen. Natürlich würde
dann beim Steigen aller Gewerbe das Silber von Paseo und Potofi, das Gold
von Cataguayta, und anderes Metall woran kein Mangel ist, auf bergmännischere
Weise gefördert werden und größere Wirkung auf den Nationalwohlstand äußern.
Auch die feine Wolle der Vicunna's wäre besser zu benutzen; mau macht aber zu
viel Jagd auf diese Thiere, die schon genug von ihrem natürlichen Feinde, dem
hoch über den Paramos, selbst über den Schneegipfeln, fliegenden Condor zu
leiden haben, und rottet sie beinah aus.
Die beiden Staaten Peru und Bolivia begränzen einander im Hochlande des
Sees Titicaca, der 12000' überm Meere liegt, 38 M. lang und mehr als 250
*) In den Jahren 1844 und 1845 hat eine Gesellschaft in den Freistaaten
Nordamerikas untersuchen lassen, wie weit und für welche Schiffe der Amazonen-
strom aufwärts fahrbar sei. Capitän Klause leitete das Unternehmen und der
Erfolg war sehr befriedigend. Die Dampfboote gelangten zuerst bis Loretto auf
der Gränze Ecuadors, dann bis Laguna, wo der Huallaga einmündet, und fuhren
noch diesen Nebenstrom, nachdem Klause mit Booten ihn näher erforscht, bis zum
peruanischen Dorfe Tingo hinauf. Eben so bot der Pastaya, ein nordwestlicher
Zufluß des Maraunou, bis zum Dorfe Andoas keine großen Schwierigkeiten dar.
Vermittelst des Dampfes ist also schon vom atlantischen Meere her, mitten in
Südamerika hinein, bis nahe an den Fuß der Andes, die große Handelstraße
eröffnet.
46*'
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Planzeichnen und Messen.
45
den halben rechten, die von 30° und 60° d. h. drittel und
zweidrittel rechte erkennen lernt, wonach sich dann die Größe
der andern leichter beurtheilen läßt.
Die Schüler mögen sehen, wie sich ihr eigner Fuß oder Schuh zum Maß-
stabe verhält, um wieviel also ihr eigner Schritt kleiner als ein Maßschritt ist,
der aus zwei Fuß besteht. Daran knüpft sich das ungefähre Ausmessen größerer
Längen, z. B. einer Hecke, eines Stück Wegs, u. f. w. Man messe nämlich die
Länge eines gewissen Wegs mit der Schnur, gehe ihn dann in gewöhnlichem
Gange hin und zähle seine Schritte. Geschieht dies öfters, so kann man ziem-
lich genau wissen, wie viel rheinische oder Werkschritte ein längerer Weg beträgt,
den man gemacht hat. — Auch läßt sich das Auge im Schätzen von Entfernun-
gen üben. Mau sei nur aufmerksam darauf, in welchem Abstande man die Fen-
ster oder Thüren eines Hauses, das Schreiten eines Menschen, Kleiderfarben,
Gesichtszüge u. a. m. erkennen kann. Haben wir darüber gehörige Erfahrung,
so werden wir leicht beim Anblick eines entfernten Gegenstandes seine Weite von
uns schätzen können. Augen von niittlerer Schärfe unterscheiden z. B. auf 1000
Schritt die Beine einer Kompagnie Soldaten, auf 300 Schritt die Gesichter und
auf 150 die Augen darin.
§. 23. Don der Linienmessung.
Auf dem Papier werden die geraden Linien mittelst Maßstab und
dem Hand oder Stangenzirkel gemessen. Auf dem Felde mißt man
sie mit Hülfe der einfachen oder der doppelten Klafter, oder
auch mit der Meßleine oder Meßkette.
Dem Messen der Linie geht das Bezeichnen ihrer Endpunkte mit-
telst senkrecht in den Boden eingesteckter Visirstäbe *) voraus,
zwischen die man nöthigenfalls noch mehrere Visirstäbe einpflanzt,
um die Richtung der Linie gehörig einhalten zu können. Ist die Linie
gehörig ausgesteckt, so wird ihre Länge mit Hülse der Meßstange,
deren man in der Regel sich zwei anschafft und beide mit verschiede-
nem Oelfarbanstrich versieht, auf folgende Art bestimmt.
Die eine Meßstange legt man, nach dem Augenmaße, in die Rich-
tung der zu messenden Grade, bei dem einen ihrer Endpunkte begin-
nend, und bringt das Ende der Meßstange, durch Vor- oder Rück-
wärtsschieben in der ihr gegebenen anfänglichen Richtung, über den
Endpunkt der graden Linie oder an die Mitte des diesen Endpunkt
bezeichnenden Absteckstabes. Hieraus wird die zweite Meßstange vor die
*) Die Bisirstäbe sind 8 — 12' laug, 1 — 1v2 Zoll dick und in der
Regel mit abwechseludeu Farben, z. B. weiß und roth angestrichen. Das untere
Ende des Stabes ist mit einer eisernen Spitze versehen, um ihn sicherer in den
Boden stecken zu können.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
515
Vierter Abschnitt.
Die Länder und Staaten der Erde.
I. Asia.
§. 1. Beschreibung des Landes.
8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen,
die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des
Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen-
seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil
auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt,
übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel-
ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die
Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und
von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die
Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal
größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält-
niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt
7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300
M., die Inseln abgerechnet.
Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu-
tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien
48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000
Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben-
Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn-
bare am Eismeer.
Flüsse und Seen.
1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht
den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist
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Extrahierte Personennamen: Anatoli
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Suez Europa Europa Kleinasien Kamtschatka