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1. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*

2. Neuere Geschichte - S. 27

1869 - Mainz : Kunze
27 Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch- fahrt nach Ostindien. Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be- handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506. Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ; Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum- seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531. 4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs- hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger- sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516) die Krone der vereinigten Reiche übergeht. B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh. 1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der Kirche aufrief. Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen- satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar- bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli, die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel 1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531 2. Die französisch-schweizerische Reformation durch Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534, giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan- derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine *) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie Magaliängs,

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 157

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revulution. 157 mit 80,000 Mann in Esthland eingebrochen und belagerte Narwa. Mit 9o00 Mann landete Karl in Liefland, rückte vor Narwa und schlug daselbst das fast zehnfach überlegene Heer der Rüsten (1700). Der König hatte sich so in die Hitze treiben lasten, daß er einen Stiefel im Moraste stecken ließ und im Strumpfe heranstürmte. Unter Kano- nendonner zog der junge Held in die Stadt ein; sein erster Gang war in das Haus des Herrn, um Gott auf den Knien für seinen Sieg zu danken. Peter der Große soll nach dieser Niederlage die prophetischen Worte gesprochen haben: „Ich weiß wohl, daß uns die Schweden noch oft schlagen werden, aber endlich müssen sie uns auch siegen lehren." Auch das sächsische Heer unterlag bei Riga. König August ver- suchte insgeheim und öffentlich den Frieden zu erhalten; allein Karl wies die Unterhandlungen zurück, und nach zwei neuen Siegen über die Sachsen ließ er in Warschau den König August durch den polnischen Reichstag absetzen und den Woiwoden Stanislaus Lesczinski zum Könige ausrufen. August Ii. machte mit Hülfe der Russen Versuche, den pol- nischen Thron wieder zu erlangen, allein Karl besiegte seine Gegner abermals und beschloß, trotz aller Vorstellungen seiner Freunde und dem ausdrücklichen Verbote des deutschen Kaisers, seinen Gegner' in Sachsen anzugreifen. Er führte seinen Vorsatz aus, und als er in der Nähe von Dresden erschien, bequemte sich August zum Frieden von Altran- städt (1706), worin er für sich und seine Nachkommen auf den polni- schen Thron verzichtete und dem Bunde mit Rußland entsagte. Aus Karls Rückmarsch nach Polen traf eines Tages eine Ge- sandtschaft schlesischer Protestanten bei ihm ein und bat um Schutz ihres Gottesdienstes. Ein alter Bauer drängte sich an Karl heran und wich nicht von ihm, bis ihm der König die Hand darauf gegeben hatte, er werde ihnen die freie Ausübung ihres Gottesdienstes verschaffen. Karl hielt Wort. Als er den Kaiser Joseph I. hierum anging, ge- währte dieser bereitwillig das Gesuch und schrieb dem Papste, welcher ihn darüber tadelte, daß er die eingezogenen Kirchen herausgegeben habe, er sei noch glücklich gewesen, daß der König von Schweden nicht auch seinen Uebertritt zur lutherischen Kirche begehrt habe; denn er wisse nicht, was er alsdann gethan haben würde. Fünf Jahre waren seit der Schlacht bei Narwa verflossen. Peter der Große hatte die Abwesenheit seines Gegners vortrefflich benutzt, Jngermannland, Liefland und Esthland genommen und am Ausflusse der Newa (1703) den Grundstein zur neuen Hauptstadt des Reiches, St. Petersburg, gelegt. 100,000 Leibeigene arbeiteten Tag und Nacht u. August n. vou Sachsen. Karl seht den König von Polen ab und zwingt Sachsen zum Frieden. Die schlesi- schen Prote- stanten erhal- ten Karls Beistand. Peter der Große grün- det St. Pe- tersburg 1703.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 273

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. später aber aus Argwohn sich veranlaßt gefunden, diese Begünstigungen wieder zurückzuziehen und die russischen Beamten zu einer strengen Amtsführung aufzufordern. Der Viceköuig von Polen, Großfürst Con- stantin, regierte mit Strenge und verfolgte die Unzufriedenen mit un- nachsichtlicher Härte. Die Polen hofften auf Hülfe von Frankreich und ergriffen die Waffen. Am Abend des 29. Nov. drangen zu Warschau 20 bewaffnete Zöglinge der Kadettenschule in den Palast des Groß- fürsten, andere riefen die Bevölkerung der Hauptstadt zu den Waffen. Mit Mühe rettete sich Constantin und zog sich mit den russischen Be- amten und Soldaten zurück. Die Nevolution war gelungen. Allein statt rasch zu handeln, begann man erst zu überlegen, was für die Zukunft Polens das Beste sei; die Meinungen waren sehr getheilt. General Chlopicki übernahm die Leitung der Angelegenheiten, obwohl er der von dem Volke ausgegangenen Bewegung nicht hold war, und übernahm, um Unordnungen vorzubeugen, die Diktatur, sandte eine Deputation nach St. Petersburg und ließ dem Kaiser Unterhandlungen anbieten. Allein diese wurden zurückgewiesen; Chlopicki legte seine Diktatur nieder, und Fürst Nadziwill übernahm den Oberbefehl. Ein Beschluß des Reichstags entschied den vollständigen Bruch mit Rußland. General Diebitsch rückte bereits mit einem ungeheuren Heere gegen von den Rust die Polen vor und überschritt ungehindert die polnische Grenze. Die ^Zm'acht^un' Polen fochten in allen Schlachten mit einer bewundernswürdigen Tapfer- temüdt. feit und blieben mehrere Male Sieger; der verwundete Chlopicki trat den Oberbefehl an Skrzynecki ab, welcher in der mörderischen Schlacht von Ostrolenka besiegt wurde. Auch der tapfere General Dweruicki, welcher nach Volhyuien vorgedrungen war, um die Revolution in die ehemaligen russischen Provinzen zu tragen, ward genöthigt sich auf östreichisches Gebiet zu flüchten. Zwietracht, Verrath und leere Ver- tröstungen auf französische Hülfe schadeten der polnischen Erhebung so sehr, daß an ein Gelingen nicht mehr zu denken war. General Die- bitsch und Großfürst Constantin erlagen nebst vielen Tausenden des russischen Heeres der damals wüthenden asiatischen Cholera, und Fürst Paskewitsch, welcher im Kriege mit Persien und mit der Türkei be- deutende Erfolge erkämpft hatte, übernahm den Oberbefehl. Skrzynecki hoffte noch immer auf Hülfe von Frankreich oder England, hinderte den Uebergang der Russen über die Weichsel nicht und zog sich fechtend vor der Uebermacht zurück; er mußte seinen Oberbefehl einstweilen an den General Dembiuski abtreten. Mißtrauen und Zwietracht herrschte in der Hauptstadt und in dem Heere der Polen. In Warschau regte ein Iakobinerklub den Pöbel zu gräßlichen Mordscenen auf und ver- Cassian's Geschichte. Iii. 2. Slusl. v. Stacke. 13

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 287

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 287 erwartet hatte, namentlich setzten sie sich bei Kalafat jenseit der Donau fest, das ihnen die Russen vergebens zu entreißen suchten, wogegen letztere die türkische Flotte bei Sinope im schwarzen Meere in Brand steckten (30. Nov. 1853). Da die Friedensvorschläge der europäischen Mächte vergeblich waren, und die Russen nach ihrem Uebergang über die Donau ins türkische Reich selbst einfielen, so erfolgte (27. März 1854) die Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Rußland, wogegen Oestreich und Preußen neutral blieben. Die Türken waren im Felde glücklich, die lange Belagerung Silistrias durch die Russen war erfolglos, und die Russen zogen sich nach ihrer Niederlage im Juni allmählich ganz aus den Donaufürstenthümern zurück. Während die verbündeten Mächte in der Ostsee die Festung Bomarsund zerstörten und die Alands- inselu besetzten, hatten, sie in der Türkei viele Mühseligkeiten zu bestehen und erlitten durch Krankheiten große Verluste, bis endlich ihre Flotte nach der Halbinsel Krim segelte und Rußland im Süden angriff. Das verbündete Heer siegte an der Alma (20. Septbr.) und belagerte Sé- bastopol, Rußlands Hauptfestung und Kriegshasen auf der Krim, der das schwarze Meer beherrschte. Trotz der Siege von Balaklawa und Inkermann (5. Nov. 1854) konnten die Verbündeten Sébastopol noch nicht erobern, und unter unsäglichen Leiden und Entbehrungen durch Cholera, Typhus und nasses Wetter blieben die Engländer unv Franzosen den Winter über vor Sébastopol liegen. Nene Friedensuuterhandlungen zu Wien hatten wieder keinen Erfolg, als Kaiser Nicolaus I. (2. März 1855) starb und Alexander Ii. den russischen Thron bestieg. Während die Verbündeten in der Ostsee russische Festungen bombardirten, ohne viel auszurichten, entbrannte aus der Krim durch den neuen französischen Feldherrn Pelissier, der aus Canrobert folgte, der Kampf mit größerer Heftigkeit. Er besetzte die Einfahrt ins asowsche Meer, ward aber nach einem vorläufigen Sieg am 18. Juni vor Sébastopol am Mala- kofsthurme geschlagen. Im August siegte er an der Tscheruaja, und endlich am 8. Sept, siel der Malakosfthurm nach einem heftigen Sturm in die Hände der Verbündeten. Damit war die Eroberung Sebastopols entschieden, und der Friede zu Paris (30. März 1856) beendigte den Krieg. Rußland verzichtete auf seine besondere Schutzherrschaft über diê Christen in der Türkei, deren Freiheit von allen Mächten gewähr- leistet wurde, sowie auf sein Schutzrecht über die Donaufürstenthümer, wogegen es Sébastopol und den südlichen Theil der Krim zurückerhielt; das schwarze Meer ward für neutral und die Donauschiffahrt für frei erklärt.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 1

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch. Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asten und Afrika und bedroht das christliche Europa. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Romani, Provinciales) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsncht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die west- türkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahr- scheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reichs, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Auf- gabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. Zm Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten ger- manischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit barbarischen Heiden und fanatischen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Europas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittel- alter, rettet und schützt. Bumüller, Gesch. t>. Mittelalters. 1

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 101

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Ungarn. Arpad. 101 getrieben; 973 blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die Ungarn westwärts getrieben hatten. Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973 — 1015), erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das byzantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer Chan in Vielweiberei und be- wies dadurch, daß Rußland der Barbarei noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa; das germanische Element war aber bereits in dem slavischen aufgegangen, was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne; der Großfürst Jaroslaw wie- derholte die Theilung 1054, und nun dauerte sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren Anfängen so furchtbar aufge- treten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr ausübte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden noch im 12. Jahrhun- derte durch die Mongolen beinahe vernichtet. Die Ungarn. Arpad (888-9v7). Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmälig am Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren gezogen und wurde von den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren, nach welchem sich das ganze Volk nannte, angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahrhun- derts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren beherrschten, und sich des ganzen Landes von der Raab bis zur Aluta bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der Arpaden er- losch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zertrümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Naubzug, und als dieser vortrefflich gelang, kamen sie fast jedes Jahr regelmäßig wieder und verwüsteten Deutschland bis Bremen, Basel und Metz; ebenso wenig verschonten sie Oberitalien, wo sie 900 an der Brenta das Heer Be- rengars von Friaul aufrieben. Man nannte sie damals Hunnen, weil sie denselben an Wildheit und Häßlichkeit ungefähr gleich waren und wie jene nur zu Pferde fochten. Wie alle Wilden und Halbwilden be-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch Das Ehristenthnm unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asien und Afrika und bedroht das christliche Europa. Die Franken. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Komgni, ?rovincial68) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsucht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen, als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die wefttürkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahrscheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reiches, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Aufgabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. 2m Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten germanischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit germanischen und nichtgermanischen Heiden und fanati- schen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Euro- pas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittelalter, rettet und schützt. Lumüller, Mittelalter. 1

9. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Theilungsvertrag zu Verdun. 83 -wollte Ludwig und Karl ihres Erbtheils berauben, zu welchem Zwecke er sich mit dem Aquitanier Pipin verband. Allein der Theil seines Heeres, welchen er gegen Karl den Kahlen an der Seine zurückließ, wurde von diesem geschlagen, und als er sich nun gegen Karl wandte, zersprengte Ludwig das von ihm zurückgelassene Heer in einer Schlacht auf dem Ries (schwäbische Ebene, von der Wernitz bewässert, an der Gränze zwischen Schwaben, Bayern und Franken) vollständig (Mai 841), ging bei Worms über den Rhein und vereinigte sich unweit Toul mit Karl dem Kahlen. Beide lieferten am 25. Juli bei Fontenaille (k'ontnnetum) unweit Aurerre Lotharn eine 14stündige Schlacht, in welcher dieser besiegt und der austrasische Heerbann fast aufgerieben wurde (40,000 Mann todt). Rur widerstrebend und auf günstige Zwi- schenfälle lauernd bequemte sich Lothar zu Unterhandlungen; er wiegelte sogar die Sachsen gegen Ludwig auf, indem er ihnen die Wiederher- stellung des Gesetzes ihrer Väter, wie es vor Karl dem Großen bestand, versprach und die Frilinge und Liten gegen die Edelinge hetzte, als ihm diese nicht mehr anhingen (Aufstand der Stellinga); ja er zog die normanischen Seeräuber herbei und räumte ihnen die Insel Walchern ein. Endlich sah er sich, weil die Völker des Krieges überdrüssig waren, dennoch zu einem Vergleiche mit seinen Brüdern genöthigt, der im August 843 zu Verden (Verdun) zu Stande kam. Lothar behielt mit dem Kaisertitel Italien, den südlichen Theil von Rhätien und Rorikum, von Helvetien die heutigen schweizerischen Kan- tone Wallis, Genf, Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern, Solothurn, Aargau jenseits der Aare, Basel; den Länderstreifen an der Rhone bis zum Genfersee, nordwärts den zwischen Saone, Maas und Schelde einerseits und dem Rhein andererseits; diesseits des Rheins noch Fries- land. Ludwig bekam Deutschland diesseits des Rheins, jenseits des- selben die Bisthümer Mainz, Worms und Speyer, den nordöstlichen Theil von Helvetien und Rhätien; Karl endlich den von Lothars Herr- schaft westlich gelegenen Theil des Reiches (Neustrien, Aquitanien, ein Stück von Burgund, die spanische Mark), mußte aber noch längere Zeit mit dem Aquitanier Pipin kämpfen. Daß diese Theilung wohl die Oberherrlichkeit des Kaisers Lothar über die königlichen Brüder aufhob, aber keineswegs die deutschen und romanischen Völker auseinander schied, ergibt der Augenschein, obwohl sich in der Folge der Theilung der Gegensatz zwischen deutsch und roma- nisch rascher entwickelte; auch lag dem Vertrage von 843 der Gedanke, Karls des Großen Reich dauernd in drei Reiche aufzulösen, nicht ent- fernt zu Grunde; es bestand vielmehr das Erbrecht der drei karolingi- schen Dynastieen im Falle des Aussterbens der einen oder andern fort, woraus wir neue Theiluugen, eine kurz dauernde Wiedervereinigung 6 *

10. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Ungarn. Arpad. 111 warf die Chazaren bis an den Iaik (Uralfluß), die türkischen Stämme der Kassogen und Jassen zwischen dem asowschen und kaspischen Meere, einen Theil der Bulgaren, und wurde von dem byzantinischen Kaiser Johannes Tsimiszes 971 bei Silistria mit Mühe zurückgetrieben; 973 blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die Ungarn westwärts getrieben hatten. Wladimir der Große (973—1015). Theilung des Reichs. Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973—1015), erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das by- zantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer Chan in Vielweiberei und bewies dadurch, daß Rußland der Barbarei noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa; das germanische Element war aber bereits Ln dem slavischen aufgegangen, was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne; der Großfürst Jaroslaw wiederholte die Theilung 1054, und nun dauerte sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren An- fängen so furchtbar aufgetreten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die . Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr aus- übte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden noch im 12. Jahrhunderte durch die Mongolen beinahe vernichtet. Die Ungarn. Ärpal, (838—907). Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmählig um Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren ge- zogen und wurde vdn den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren (vgl. oben S. 41) angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahr- hunderts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren be- herrschten, und sich des ganzen Landes von der Aluta bis zur Raab bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der Arpaden erlosch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zer- trümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Raub-
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