38
Erste Periode der neueren Geschichte.
Schwere Ver-
gehen werden
den Jesuiten
zurlast gelegt.
Die Fsrt-
dauer des Re-
ligionsfrie-
dens
wird durch
Heinrich von
Braunschweig
unmöglich.
Kirche zu befestigen und zu verbreiten oder die evangelische Lehre zu
unterdrücken, und unermeßliche Reichthümer, die sie theils freiwilligen
Geschenken und Vermächtnissen, theils dem-Handel indischer und amerika-
nischer Missionäre verdanken, stehen ihnen noch jetzt zu Gebote; denn
obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten
doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den
Wildnissen von Paraguay in Südamerika gründeten sie sogar eine
völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten
Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staats-
ämter, bis sie nach der Aushebung des Ordens das Land verlassen
mußten (1767).
Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere
der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte
sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides,
des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc.
und vertrieb sie aus vielen Ländern. Papst Clemens Xiv. hob
1773 den Orden auf, Pius Vii. stellte denselben aber 1814 wieder
her, und seitdem ist er unablässig thätig, sein früheres Ansehen zu ge-
winnen. Erwähnenswerth bleibt der Ausspruch des dritten Ordens-
generals, Franz von Borgia: „Wie Länimcr haben wir uns einge-
schlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns
vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen!"
11. Der Schmalkaldische Krieg. Luthers Tod (1546).
Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirch-
lichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, zu
Speier, zu Hagenau, zu Worms und zu Regensburg (1541). Da
aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die
Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen
Concil.
Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog
Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen
Lehre am erbittertsten. Als er die Städte Goslar und Braunschweig,
Glieder des Schmalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die
Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewaltthätigen Herzog aus
dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach
lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit
französischen Hülfsgeldern ein Heer warb und in sein Land zurückkehrte,
wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nordheim be-
siegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
Braunschweig Heinrich Clemens_Xiv Erwähnenswerth Franz_von_Borgia Franz Karl_V. Karl_V. Heinrich_von_Braunschweig-Wolfenbüttel Heinrich Philipp_von_Hessen Philipp
Fortschritte der Reformation.
23
Drittes Kapitel.
/ortschritte der Reformation.
Während Karls Abwesenheit war nicht allein der Bauernkrieg in
Deutschland aufgelodert und im Blute von 100,000 Menschen erstickt
worden, sondern auch die wittenbergische Reformation hatte trotz der
Aechtung ihres Urhebers große Eroberungen gemacht. Im Jahre 1525
starb Kurfürst Friedrich von Sachsen, und sein Nachfolger Johann
Friedrich bekannte sich öffentlich zum „Evangelium" und wurde mit
dem Landgrafen Philipp von Hessen eine Hauptstütze der Reforma-
tion. Ihrem Beispiele folgten die Herzoge von Pommern, Mecklen-
burg, Braun sch w eig-Lüneburg (Heinrich von Braunschweig-Wol-
fenbüttel blieb katholisch), Anhalt, Schleswig-Holstein und die
angesehensten Reichsstädte. In den Reichsstädten war jedoch die
Stimmung sehr getheilt; waren die Plebejer, das gemeine Volk, der
Reformation geneigt und wollten durch sie die Stadtverfassung demokra-
tisieren, so gebärdeten sich die vornehmen Geschlechter gewiß gut katho-
lisch; waren aber die Plebejer katholisch, so hielten sich die Ge-
schlechter um so fester an die Reformation. Der Großmeister des
Deutschordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, trat
ebenfalls über und machte sich zum Landesherrn Preußens, das er von
Polen zu Lehen nahm und vom Reiche trennte (1525); ihm thaten es,
wiewohl nicht gleichzeitig, Plettenberg in Livland, Ketteler in
Kurland nach; die esthländische Ritterschaft unterwarf sich Schwe-
den. Diese Länder wurden nun zum Zankapfel zwischen Schweden,
Polen und Rußland. Wo aber die Negierung, ob Fürst oder Stadt-
magistrat, sich zu dem „Evangelium" bekannte, da wurde die Aus-
übung des katholischen Kultus nicht mehr geduldet; es ist
daher eine große Lüge, wenn behauptet wird, die Reformatoren hätten
die Freiheit des Glaubens und Gewissens für jemand anders als für
sich und die Ihrigen verlangt; diese entstand erst aus spätern Kämpfen
und aus gebieterischen politischen Verhältnissen. Ebenso wenig gestatte-
ten katholische Fürsten und Magistrate ihren Unterthanen den
Uebertritt zum „Evangelium", und sie konnten es nicht, wenn sie
nicht alle Gesetze der Kirche und des Staates brechen wollten. So wurde
der später zum Staatsgesetz erhobene Satz: cujus regio ejus et religio,
d. h. der Landesherr ist auch Glaubensherr, thatsächlich eingeführt. Die
katholischen Fürsten konnten das „Evangelium" Luthers nicht anders als
eine neue und große Häresie betrachten und nach den Gesetzen des Reichs,
des rein katholischen Staates, durfte diese so wenig geduldet werden,
als ehemals die Häresie der Hussiten; andererseits war den Anhängern
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Karls Friedrich_von_Sachsen Friedrich Johann
Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich_von_Braunschweig-Wol- Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Ketteler
Extrahierte Ortsnamen: Karls Deutschland Pommern Schleswig-Holstein Plettenberg Livland Kurland Schweden Polen Luthers
584
Die Zeit von 1815 bis 1857
Mehrzahl ihrer Mitbürger in Religion, Unterricht und Sitten meistern
wollte und dabei über Meineid und Verrath schrie, wenn man ihr nicht
alle Aemter in Händen ließ. Die schweizerischen Radikalen waren über
diese Niederlage furchtbar erbittert; unleugbar hatte sich die Mehrzahl
des Volkes im Wallis gegen den Radikalismus entschieden, aber nun
wurde das souveräne Volk, dem man sonst neben dem richtigsten Ver-
stände alle guten Eigenschaften des Herzens zuschrieb, mit einemmal als
eine Bestie tituliert, die sich von einigen Schlauköpfen und egoistischen
Schurken gegen die besten Freunde hetzen und dann wieder an Strick
und Halsband führen lasse. Auch wurde eine Verordnung des wallisi-
schen Großen Raths, die den protestantischen Ansaßen nur einen Privat-
gottesdienst gestattete, gegen den katholischen Klerus unermüdlich ausge-
beutet; daß damals die Verfassung des Kantons Zürich ausdrücklich die
evangelische Religion als Landesreligion bezeichnete, daß in Zürich so
wenig als in Schaffhausen, Bern, Genf u. s. w. ein Katholik Bürger
werden konnte; daß in Appenzell-Außerrhoden kein Bürger eine Katho-
likin heirathen durfte, und wenn auch alle Kinder protestantisch erzogen
würden; daß der Heidelberger Katechismus, in welchem die Katholiken
vermaledeite Abgötterer genannt werden, in Bern und andern protestan-
tischen Kantonen als Schulbuch fungierte, alles dies hatte natürlich nichts
zu bedeuten, wenn gegen römische Intoleranz gestürmt wurde. Die Er-
bitterung gegen den katholischen Klerus und besonders gegen die Jesui-
ten steigerte sich durch deren Sieg im Wallis (ihnen wurde die Nieder-
lage der Radikalen am Trient Schuld gegeben) um so mehr, als bereits
auch in der andern Schwei; die politische Parteiung die religiöse zur
Mitwirkung herbeigezogen hatte.
Solothurn revidiert seine Verfassung (1840).
Für den Kanton Solothurn lief mit 1840 die 10jährige Periode
ab, während welcher die 1831 in das Leben getretene Verfassung sich
erproben sollte; nach Verfluß dieser Zeit mußte sie einer Revision unter-
worfen werden, wenn der Große Rath mit absoluter Stimmenmehrheit
sich für dieselbe entschied. Dies geschah und zwar ganz im Sinne des
Volks, weil dieses aus der Beamtenherrschaft („Herrschaft der Kapaci-
täten" von den Herren genannt) eine Demokratie machen wollte. Es
verlangte direkte Wahlen für die Großräthe, Verminderung der Beam-
tungen und Besoldungen, namentlich weniger Regierungs- und Appella-
tionsräthe; freie Wahl der Gemeindebeamten durch die Gemeinden, freie
Gemeindeverwaltung und Beschränkung des Aufsichtsrechts der Regie-
rung; Aufhebung der Sporteln und Taren der Gerichtspräsidenten und
Oberamtmänner; Aufhebung des Zwangs für die Gemeinden bei Bür-
geraufnahmen; endlich das allgemeine Veto. Außer diesen Forderungen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
— 98 —
ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte.
Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht.
Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531.
Die Häupter desselben waren:
Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort.
Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt.
Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr.
In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Melanchthon Friedrich Philipp_der_Großmütige Philipp Johann Johann_Mathiesen Johann Rothmann Johann Johann_von_Leyden Johann Karl_V. Karl_V. Andreas_Doria Christensklaven Muley_Hassan Karls
Extrahierte Ortsnamen: Christi Marburg Sachsen Hessen Afrika Tunis Karls Deutschland
— 102 -
wurde. Aehnliches war in Braunan geschehen. Der dortige Abt ließ die von seinen protestantischen Unterthanen erbaute Kirche schließen.
Die Böhmen erklärten die genannten Tatsachen als eine Verletzung des Majestätsbriefes. Sie stürmten das Schloß in Prag, stürzten den kaiserlichen Geheimschreiber F a-b rrcrus, sowie die kaiserlichen Räte Martinitz und S law ata aus den Fenstern der Burg in den Schloßgraben und gaben so das Signal znm Kampfe.
I. Böhmisch-Pfälzischer Krieg 1618—1625.
Mathias von Dhurix und Ernst von Mansfeld stellten sich an die Spitze der böhmischen Protestanten. Ehe der Kampf sich blutig austrug, starb der Kaiser Mathias 1619. Auf ihn folgte Ferdinand U. von 1619—1637. Er war ein Vetter des verstorbenen Kaisers. Da er ein eifriger Katholik war, haßten ihn die Böhmen noch mehr, als seinen Vorgänger. Sie riefen Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige aus. //
Ferdinand fand an Maximilian von Baiern einen wackeren Bundesgenossen; beide Übergaben den Oberbefehl über das katholische Heer dem tapfern Tilly.
Johann T s e r k l a e s, Graf v. Tilly, war auf dem Schlosse seiner Ahnen in der Nähe von Lüttich 1559 geboren. Er erhielt durch die Jesuiten eine fromme wissenschaftliche Erziehung und bekundete seine katholische Ueberzeugung durch ein fittenreines Leben. In seinem Heere hielt er strenge Manns-zucht, war aber nicht grausam, wie seine Feinde ihm ungerechterweise vorwerfen. Seine Soldaten waren ihm aufrichtig zugethan. Pflicht und Gewissen, nicht aber Ehrgeiz und Eigennutz waren die Triebfedern feines Handelns. Wertvolle Geschenke schlug er aus oder legte sie auf den Altar der Mutter Gottes in Alt ö tting; seine Erhebung in den Fürstenstand wußte er zu hintertreiben.
Dieser Held, der wie kein Zweiter in der Geschichte verleumdet worden, war Sieger in 36 Schlachten, wovon die erste bedeutende Schlacht am 8. November 1620 bei Prag auf dem weißen Berge geliefert wurde. Tilly rieb das böh-misch-pfälzische Heer fast gänzlich auf. F riedrich von der Pfalz, „der Winterkönig", mußte flüchten, feine Kurwürde ging an Maximilian von Baiern über.
Ernst von Mansfeld setzte auf eigene Faust den Krieg fort. Er verwüstete die Pfalz, die Rhein- und Neckargegend bis zum Elsaß und gewann gegen Tilly die Schlacht
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Martinitz Mathias_von_Dhurix Ernst_von_Mansfeld Ernst Ferdinand_U Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Tilly Johann Tilly Tilly Maximilian_von_Baiern Maximilian Ernst Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Prag Burg Gottes Prag Mansfeld Rhein-
172 Dreißigjähriger Krieg. Restitutionsedikt.
Arnim die Belagerung auf und Zog am 1. August 1628 ab nachdem 10,800 Mann Fußtruppen und 1200 Reiter den feindlichen Kugeln und der Ungunst der Witterung erlegen waren
Der Krieg mit Dänemark hatte inzwischen fortgedauert , aoer aus eine sonderbare Weise. Es verlor ans dem festen Lande alle Plätze, die es hatte, hingegen landeten die dänischen Truppen bald da, bald dort. — Waldstein hatte sich Zwar Zurrt Admiral des ozeanischen und baltischen Meeres ernennen lassen, aber der Kaiser halte seilte Schiffe; ein Ende dieses Krieges war also nicht abzusehen, ^.illp und Waldstein rieten beide dem Kaiser zum Frieden mit Dänemark. Zu Lübeck wurde derselbe 1629 auf sehr einfache Bedingungen geschlossen. Der König erhielt seine verlorenen Landschaften und Städte wieder zurück und versprach dagegen, sich künftig in die Angelegenheiten Deutschlands nicht anders zu mischen, als sich für einen Herzog von Holstein gebührt.
Wie die protestantischen Fürsten, wo sie die Übermacht hatten, diese dazu benützten, ihre Religion für die Zukunft durch die Verstärkung aller Kräfte zu sichern, so benützte jetzt der Kaiser seine Übermacht, um der katholischen Religion das Übergewicht in Deutschland zu verschaffen. Er erließ am 6. März 1629 das bekannte Restitutionsedikt, worin bestimmt wurde, daß die Protestanten alle Klöster und geistlichen Güter, welche sie seit dem Passaner Vertrage widerrechtlich in Besitz genommen, zurückerstatten sollten. Zu gleicher Zeit wurde die Erklärung gegeben, daß die Protestanten das Gebiet der katholischen Stände verlassen müßten, und daß der Religionsfriede nur allein die Verwandten der katholischen Religion und die der 1530 übergebenen Augsburgischen Konfession angehe, alle anderen Lehren und Sekten aber davon ausgeschlossen und verboten, auch nicht geduldet werden sollten.
Die Aufregung unter den Protestanten war außerordentlich und erregte, wie vorauszusehen war, große Unzufriedenheit; aber Zu ihrer Verteidigung fehlten ihnen sowohl Rechtsgründe als materielle Kräfte; die Furcht vor den kaiserlichen und ligistischen Waffen war zu groß, der Boden zitterte unter ihren Füßen, wo Waldstein und Tilly einherschritten. Es wagte daher von protestantischer Seite niemand Widerstand.
Inzwischen erhoben sich aber immer lautere Klagen über die Bedrückungen und furchtbaren Greuel, welche die Waldsteinschen Soldaten verübten, über die Erpressungen seiner Feldherren, vor allem aber über die despotische Willkür Waldsteins selbst. Allent-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: August Waldstein Waldstein Waldstein Tilly Waldsteins
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Holstein Deutschland
190 Dreißigjähriger Krieg. Oxenstierna.
Tode Gustav Adolfs gingen alle seine Pläne, die er in Bezug auf Deutschland gehegt, ins Grab.
6. Fortsetzung des schwedischen Krieges. Waldsteins Tod.
Der Tod Gustav Adolfs veranlaßte eine große Bewegung unter den protestantischen Fürsten. Sie hielten hänfige Zusammenkünfte um Zu beraten, was nun ferner zu thun sei. Einige dachten an den Frieden. Der Kanzler Oxenst ier n a aber, der jetzt die schwedischen Angelegenheiten leitete, hielt ihnen vor, sich enger aneinander anzuschließen, und, wie er sagte, die unterdrückten Stände wieder herzustellen, die Gesetze des Reiches zu rächen, auch damit der Krone Schwedens die gerechte Entschädigung werde, was freilich für ihn die Hauptsache war, nicht einzeln Frieden zu schließen. Bernhard von Weimar drang darauf mit einem großen Teile der Truppen in Franken vor. Er nahm Bamberg, rückte auf die Donau zu, und im März des Jahres 1633 fiel er in Bayern ein und befestigte Nürnberg. Auch Eichstädt, die Stiftung des hl. Bouifacius, siel in Bernhards Hände, der auch Ingolstadt dem Ranbe hinzuzufügen gedachte. Aber das gelang nicht. Im November nahm er jedoch Regensburg und Straubing, ging über die Isar, Wald stein entgegen, und als dieser sich nach Böhmen zurückzog, legte er seine Truppen in die Winterquartiere.
Inzwischen begann Waldstein ein verdächtiges Spiel. Der Verlust - der Schlacht bei Lützen hatte ihn aufs äußerste gekränkt , und er schrieb denselben dem schlechten Verhalten mehrerer Offiziere und Truppenteile zu. Die ersteren ließ er der Feldflncht beschuldigen und zu Prag vor ein Kriegsgericht stellen und enthaupten. Auch mehrere gemeine Reiter wurden gehenkt und mehr als fünfzig Namen abwesender Offiziere als ehrlos an den Galgen geschlagen (1633).
Waldstein hatte zwar durch neue Werbungen seine Verluste wieder ersetzt, und man erwartete jetzt von ihm ein entscheidendes Auftreten, aber sein Benehmen wurde seit der Sützener Schlacht immer zweideutiger und verdächtiger. Wie das Gerücht ging, suchte er mit den Schweden unter der Bedingung Frieden zu schließen, daß er selbst zum Könige von Böhmen gewählt, der Kurfürst von der Pfalz wieder eingesetzt und ihm statt Mecklenburg und Sagau und des rückständigen Soldes Mähren übertragen würde. Den Verbannten sollte die Rückkehr und den Protestanten freie Religionsübnng gestattet sein. Zugleich sollten ihm alle Heere übergeben werden, mit denen er den Kaiser zur
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Oxenstierna Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar Waldstein Waldstein
672 Frankreich in der Zeit der durch die Kirchentrennnnz
Sie erhielten freie Religionsübung für alle Städte mit Ausnahme der
Stadt Paris und der Stadt, wo sich der Hof aufhalten würde, und
sollten alle Aemter bekleiden können. Ueberdies wurden ihnen zu ihrer
Sicherheit die vier festen Plätze La Rochelle, La Charite, Montauban
und Cognac eingeräumt. Ihre Sache war jetzt befestigt, und während
Colignp auch diesem Frieden entgegen gewesen war, fanden der Papst
und der König von Spanien durch denselben die katholische Kirche be-
einträchtigt. Verfolgung der errungenen Vortheile führte zu dem Be-
mühen, Frankreichs Verbindung mit Spanien zu zerreißen und seine
Kräfte zur Unterstützung der aufgeftandenen Niederländer zu verwenden.
5. Je sicherer nun die Hugenotten waren, desto mehr Grund zu
Besorgnissen hatten die Katholiken. Die Gewaltsamkeit, mit welcher
man ihre Kirchen zerstört, ihre Priester gemißhandelt hatte, eröffnete
trübe Aussichten für den Fall, daß die Bestrebungen der Gegner bei
der Regierung maßgebend würden. Ganz besonders diente die Land-
schaft Bearn, die als ehemalige Besitzung des Hauses Albret zu Na-
varra gehörte, zum Schreckbilde wegen der Wuth, mit welcher dort
unter Greuelthaten die katholische Kirche vernichtet worden war, da die
Königin Johanna zu den eifrigsten Häuptern der Hugenotten gehörte.
Die Besorgnisse mußten wachsen, da die Staatskunst Frankreich wirklich
in den Dienst der Hugenotten zu stellen schien. Der König vermählte
sich mit der Tochter des den Protestanten geneigten Kaisers Maximilian,
eine Vermählung von Antons und Iohanna's Sohn Heinrich mit des
Königs Schwester bereitete sich vor, und für Heinrich von Anjou wurde
um die Hand der Königin Elisabeth geworben. Da zugleich auch der
reformirten Partei in Deutschland auf ein Bündniß Hoffnung gemacht
wurde und Coligny auf sein Drängen die Zusage der Unterstützung für
die abgefallenen Niederländer erhielt, schien Frankreich eine Stellung
einnehmen zu wollen, in welcher es die von Philipp zu Gunsten der
katholischen Kirche ausgehenden Unternehmungen hemmen würde. Der
Hof, der während des ganzen Kampfes keineswegs der katholischen
Sache entschieden gedient, sondern sich zwischen den Parteien hin und
her geschaukelt hatte, näherte sich jetzt den Häuptern der Hugenotten so
sehr, daß viele derselben sich in Paris einfanden, wohin auch das Be-
mühen, der französischen Staatskunst eine neue Richtung zu geben, sie
ziehen mußte. Das Herannahen der Hochzeitsfeier des jungen Heinrich
von Navarra vermehrte die Zahl der Hugenotten in Paris. Ihre An-
wesenheit brachte, zumal sie mit bewaffnetem Gefolge erschienen waren,
vielfache Reibungen zuwege. Unter denselben erhitzte sich der Parteihaß
von Neuem, und am Hofe, wo man beständig einer oder der andern
Partei unterthan zu werden fürchtete, wurden Besorgnisse wach vor dem
steigenden Einflüsse der Hugenotten, und vor dem Einflüsse, den das
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Heinrich Heinrich Heinrich_von_Anjou Heinrich Coligny Philipp Philipp Heinrich
von_Navarra Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris La_Rochelle Spanien Frankreichs Spanien Frankreich Deutschland Frankreich Paris Paris
und der schwedisch-polnische Krieg.
707
stimmte. Bisher hatte die Liga den Kampf gegen die Feinde des Kaisers,
der Kirche und der Neichsordnung allein geführt, und dadurch war sie
die leitende Macht in Deutschland geworden, hinter welche der Kaiser
so sehr zurücktrat, daß er gegenüber jenen abenteuerlichen und räuberi-
schen Häuptern der Gegenpartei sein kaiserliches Amt nicht mit Nach-
druck ausübte. Mangel an Mitteln hinderte ihn, neben der Liga ent-
scheidend aufzutreten. Ein reicher böhmischer Edelmann, der sich schon
in dem friaulischen, in dem böhmischen und in dem ungarischen Kriege
ausgezeichnet hatte, Waldstein oder Wallenstein, faßte den Entschluß, für
den Kaiser in der Art Krieg zu führen, wie es bisher gegen denselben
geschehen war. Schon in den Reichsfürstenstand erhoben und nach der
böhmischen Herrschaft Friedland genannt, gedachte er auf jenem Wege
das Ziel landesherrlicher Macht zu erreichen, das den gesetzlos umher-
stürmenden Heerführern entfloh. Er erbot sich, dem Kaiser auf eigne
Kosten ein Heer zu stellen, wenn man ihm den unbeschränkten Oberbe-
fehl übertragen wolle und ihm für die Zeit nach dem Kriege Entschä-
digung durch eroberte Länder verspreche. Bei der Bedenklrchkeit, die
ein solcher Plan erregen mußte, gedachte man ihn auf zwanzigtausend
Mann zu beschränken, doch seine Absichten erheischten ein großes Heer,
das stark genug war, die Mittel zu seiner Unterhaltung mit Gewalt zu
nehmen. Der Kaiser ging auch so auf das Anerbieten ein, und der
unter den Kriegsleuten bekannte Name des Führers zog nach den
Plätzen, wo er werben ließ, Schaaren von solchen, die der Krieg schon
zum Kriegsleben erzogen hatte, und von solchen, die der Kriegsdienst
durch seine Ungebundenheit und die Aussicht reichlichen Lohnes lockte»
Dadurch bereiteten sich ganz neue Verhältnisse vor. Die Noth der
Länder mußte sich vervielfältigen durch das Erscheinen eines neuen Heeres,
dessen Führer durch das kaiserliche Ansehn nur wenig beschränkt war,
und die Mittel des Unterhaltes, wo er sie fand, erpressen, also Freund
und Feind gleichmäßig drücken mußte. Zugleich brachte jenes Unter-
nehmen eine Veränderung in dem Verhältnisse des Kaisers zur Liga
hervor. Die für den Kaiser auftretende Macht verringerte die Bedeu-
tung der Liga und drohte dem Haupte derselben diejenigen Vortheile
zu entreißen, die es für sich von seinem bisherigen Verfahren erwarten
mochte. Erhielt so der Kaiser für den Augenblick Mittel, welche ihn
zu Herstellung der kaiserlichen Gewalt in vollem Maße zu befähigen
schienen, so forderte seine rasch wachsende Macht, nachdem die prote-
stantische Partei aus dem Felde geschlagen war, seine bisherigen Bun-
desgenossen, die katholischen Reichsfürsten, auf zur Wahrung ihrer
Stellung und ihrer im Laufe der Zeit auf Kosten des Kaiserthums er-
worbenen Rechte.
8. Der Krieg, den König Christian gegen Tilly im Jahre 1625
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Waldstein Christian Tilly
828 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätlgen Staatskunst.
Staatsgebietes gleichmäßig verwirklichte. Wohl wurde manche auf
altem Herkommen beruhende Einrichtung, die der Einheit des Staates
im Wege stand, zum Nutzen des Ganzen beseitigt, aber noch öfter die
freie Regung des in kleinen Kreisen waltenden Lebens erstickt. Auch
die Einförmigkeit wurde nicht bloß, wo sie ein erforderliches Mittel war,
sie wurde, als ob sie selbst ein Ziel der Staatsweisheit sei, allenthalben
gesucht. Dadurch wurde der Staat mehr und mehr einer kunstreichen
Maschine ähnlich, und die Thätigkeit des Verwaltens vervielfältigte sich
immer mehr, weil man möglichst Vieles unter Regeln zu bringen suchte.
Man glaubte Vieles, was, ohne mit dem Willen der Staatslenker in
Widerspruch zu stehen, doch Selbstständigkeit verrietst, schon darum in
Schranken weisen, in Formen zwängen zu müssen, weil man von jeder
Uebung der Selbstständigkeit eine Schmälerung der Gefügigkeit besorgte.
Indem so die Negierenden und die Negierten in das mechanische Ver-
stältniß zweier gegen einander wirkenden Kräfte oder Gewichte kamen,
bereitete sich eine große Gefastr vor für eine Zeit, wo die Regierten,
die doch die Quelle der Stärke für den Staat und für die Negierenden
ausmachten, sich den Einwirkungen mechanischer Gewalt gegenüber zu Aus-
übung mechanischer Gewalt aufgefordert füstlten. Auch stier war es zu-
meist die Kirche, deren Thätigkeit der gebührenden Freiheit beraubt wurde.
Die Unabänderlichkeit ihrer Gesetze, die Ausdehnung des Kreises, für
welchen dieselben Geltung in Anspruch zu nehmen staben, machte sie zu
einer gefürchteten Macht, weil sie sich ein Gebiet, in welches keine Ne-
gierungskunst sich hineinerstrecken solle, vorzubestalten schien. Zudem man
aber durch sie die erstrebte Einförmigkeit gefährdet glaubte, von ihr auch
eine Durchbrechung des über den Staat gezogenen Netzwerkes der Vor-
schriften und Regeln besorgte, gab man sich Mühe, sie nicht bloß an
Uebergriffen auf staatliches Gebiet zu hindern, sondern auch innerhalb
ihres Bereiches die Negierungskunst zu versuchen und dadurch ihr die
Kraft zu benehmen, durch welche sie im Namen ewiger Gesetze sich gegen
willkührliche Regeln hätte sträuben können. Auch hier war Frankreich
den Staaten vorangegangen, da es in langer Reihe von Versuchen die
Kirche seines Landes unter dem Vorgeben, sie frei zu machen, mit
Fesseln belastet hatte.
3. War die Richtung, welche die Staatskunst in inneren und äuße-
ren Angelegenheiten genommen, eine der Kirche ungünstige, zum Theile
sogar feindliche, so entsprach ihr eine im Laufe der Zeit entwickelte
Denkweise, die mit ihr in Wechselwirkung stand. Der Fortschritt der
Wissenschaften, vorzugsweise der rechnenden und messenden, sowie die
Herrschaft, welche vermittelst derselben der Mensch über die Natur ge-
wonnen hatte, steigerte die Meinung von der dem einzelnen Menschen
Persönlich eigenen Fähigkeit der Erkenntniß so sehr, daß von Vielen die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]