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fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 138 -
gehört habe, zog abermals unverrichteter Sache von Deutschlands Grenze ab. Ein großes türkisches Reitercorps wurde jedoch meist durch die Tapferkeit Sebastian Schertlins vollständig aufgerieben.
Zwei Jahre später gewann der vertriebene würtembergische Herzog Ulrich dnrch die Unterstützung des hessischen Philipp sein Land wieder und führte es der neuen Lehre zu (1534). Ueberhaupt regte es sich jetzt aller Orten, sogar in den geistlichen Gebieten, mächtig gegen Rom, und trotz eines katholischen Gegenbundes schien Aussicht vorhanden zu sein, daß ganz Deutschland sich vom Papste abwandte, wenn nicht grobe Unordnungen iu Münster eine Gegenströmung begünstigt hätten. Dort hatten sich 1534 niederländische Wiedertäufer eingenistet, den Bischof vertrieben, die Besonnenen überwältigt und predigten mit solcher Schamlosigkeit die Lehren der Gütergemeinschaft und Vielweiberei, daß ihr Christentum nur als ein Zerrbild erschien. Zu ihrer Vernichtung verbanden sich daher Fürsten beider Bekenntnisse und erreichten durch blutigen Kamps, daß nicht blos den Ausschreitungen der Reformation sondern ihrer Ausbreitung selbst für eine Zeitlang ein Ende gemacht wurde.
In der Schweiz war etwas später als Luther Ulrich Zwingli, nachdem er schon früher gegen das Reislaufen und und den übertriebenen Mariencultus gepredigt, ebenfalls gegen den Ablaß aufgetreten und hatte besonders in Zürich viele Anhänger gewonnen. Seine Lehre stimmte irrt Wesentlichen mit der des deutschen Reformators überein, entfernte sich indessen in Bezug aufdas heilige Abendmahl noch weiter vom katholischen Dogma. Vergebens hatte der unermüdliche hessische Landgraf auch hierin durch ein Religionsgespräch zu Marburg eine Einigung zu erzielen gesucht; sie war an der Hartnäckigkeit Luthers, der allerdings durch verschiedene Schwarmgeister bittere Erfahrungen gemacht hatte, gescheitert. Auch nach dem Tode Zwinglis, der 1531 gegen die katholisch verbliebenen Urkantone in der Schlacht bei Kappel gefallen war, setzte man die Unionsverhandlungen fort und erreichte wenigstens, besonders seit der Franzose Calvin in Genf die Führung der schweizerischen Reformierten übernommen hatte, gegenseitige Duldung.
Luther hatte seit dem Wormser Reichstage mehr im Stillen sein Werk unablässig gefördert. Im Jahre 1534 war seine Bibelübersetzung beendigt worden, die noch heute als Zeugnis ' tiefer ^Frömmigkeit, hingebenden Fleißes und wunderbarer
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Extrahierte Personennamen: Sebastian_Schertlins Ulrich Philipp Ulrich_Zwingli Kappel Calvin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rom Deutschland Marburg Luthers Genf
432 Die neue Zeit.
rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei.
8 158.
Die Reformation tu der Schweiz.
437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,
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§ 190. Die Schweiz. 519
Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer.
524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte.
Anmerkungen.
1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz.
2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru,
Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586).
3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-
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Extrahierte Personennamen: Matthäus_Schinn Karl_von_Borromäo Karl Nikolaus_Leuenberg Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Luzern Baden Schweiz Frankreich Frankreich Mailand Schwyz Solothurn Freiburg Bern
§ 164. Der Abfall der Niederlande.
447
der Großpensionär Oldeubarneveldt gegen den Willen des Statthalters ' zustandegebracht. Inzwischen bekämpften sich im Innern zwei feindselige Religionsparteiendie Arminianer oder Remonstranten und die Gomaristen oder Kontre-remonstranten. Erstere legten die Lehre von den göttlichen Ratschlüssen in einem mildern Sinne ans, während die letzten: an der strengern Calvinischen Lehre festhielten. Aus Haß gegen Oldenbarneveld, der zu den Arminiauern hielt, trat Moritz von Oranien auf die Seite der Gomaristen und veranlaßte eine blutige Verfolgung der Arminianer, in der auch Olden-barneveldt als Opfer siel. Nach Umfluß des Waffenstillstandes schlossen die Generalstaaten ein Schutz- und Trutzbüudms mit Frankreich. Der Admiral Martin Tromp zerstörte in der Nordsee die nach Schweden bestimmte spanische Flotte. Da-i639. durch und durch den östern Verlust der Silbergalliouen sah sich Philipp Iv. genötigt, im westfälischen Frieden die vereinigten Provinzen als unabhängige Staaten anzuerkennen. Auch das Deutsche Reich begab sich aller seiner Ansprüche als Reichslehen auf dieselben.
Anmerkungen.
1. Zu den fremden Räten, welche Philipp der Margareta an die Seite setzte, gehörte vorzüglich Anton Perenot von Granvella, Bischof von Arras, später Erzbischof von Mecheln und Kardinal. Er war ein ausgezeichneter Mann, der die Pläne Oraniens durchschaute und deshalb von ihm gehaßt war. Oranien brachte es dahin, daß Margareta von Parma selbst auf die Abberufung Granvellas drang, ihm selbst aber einen so großen Einfluß gestattete, daß er in der Lage war, seine Gesinnungsgenossen in die angesehensten Ämter zu bringen.
Auf diesem Wege wurde es ihm möglich, gerade das Gegenteil von dem zu bezwecke«, was Margareta mit ihren Maßregeln erzielen wollte; die Unzufriedene» fanden noch Unterstützung.
2. Am 5 April 1566 überreichten eine große Anzahl Adeliger der Statthalterin eine Bittschrift, die hauptsächlich wider die Einführung der Inquisition gerichtet war, welche durch Ferdinand den Katholischen in Spanien Eingang gefunden hatte und von Philipp Ii. zu eitiem politischen Institute ausgebildet worden war. Diese Inquisition, die in Spanien selbst sehr verhaßt war, sollte nun auch in den Niederlanden eingeführt werden. Die Statthalterin soll darüber erschrocken sein, daß sich eine so große Anzahl Edelleute gegen dieses Institut erhob.
Es wird erzählt, bei dieser Veranlassung habe ihr der Staatsrat Bar-laimont in die Ohren geflüstert, sie möge sich nicht fürchten, es seien dies nur Bettler (gueux). Dieser Ausdruck wurde sofort das Losungswort dieser Partei, welche sich selbst den Namen Gtrensen (Gösen) beilegte.
3. Wilhelm von Oranien, Graf von Nassau, der Schweigsame genannt, weil er gewohnt war, seine Meinung zurückzuhalten, war Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht und hoffte Generalstatt-
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Oranien Martin_Tromp Philipp_Iv Philipp Philipp_der_Margareta Philipp Anton_Perenot_von_Granvella Margareta_von_Parma Margareta Ferdinand Philipp_Ii Philipp Wilhelm_von_Oranien Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Arminianer Frankreich Nordsee Schweden Arras Mecheln Spanien Spanien Nassau Holland Seeland Utrecht
38
Erste Periode der neueren Geschichte.
Schwere Ver-
gehen werden
den Jesuiten
zurlast gelegt.
Die Fsrt-
dauer des Re-
ligionsfrie-
dens
wird durch
Heinrich von
Braunschweig
unmöglich.
Kirche zu befestigen und zu verbreiten oder die evangelische Lehre zu
unterdrücken, und unermeßliche Reichthümer, die sie theils freiwilligen
Geschenken und Vermächtnissen, theils dem-Handel indischer und amerika-
nischer Missionäre verdanken, stehen ihnen noch jetzt zu Gebote; denn
obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten
doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den
Wildnissen von Paraguay in Südamerika gründeten sie sogar eine
völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten
Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staats-
ämter, bis sie nach der Aushebung des Ordens das Land verlassen
mußten (1767).
Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere
der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte
sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides,
des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc.
und vertrieb sie aus vielen Ländern. Papst Clemens Xiv. hob
1773 den Orden auf, Pius Vii. stellte denselben aber 1814 wieder
her, und seitdem ist er unablässig thätig, sein früheres Ansehen zu ge-
winnen. Erwähnenswerth bleibt der Ausspruch des dritten Ordens-
generals, Franz von Borgia: „Wie Länimcr haben wir uns einge-
schlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns
vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen!"
11. Der Schmalkaldische Krieg. Luthers Tod (1546).
Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirch-
lichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, zu
Speier, zu Hagenau, zu Worms und zu Regensburg (1541). Da
aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die
Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen
Concil.
Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog
Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen
Lehre am erbittertsten. Als er die Städte Goslar und Braunschweig,
Glieder des Schmalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die
Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewaltthätigen Herzog aus
dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach
lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit
französischen Hülfsgeldern ein Heer warb und in sein Land zurückkehrte,
wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nordheim be-
siegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
Braunschweig Heinrich Clemens_Xiv Erwähnenswerth Franz_von_Borgia Franz Karl_V. Karl_V. Heinrich_von_Braunschweig-Wolfenbüttel Heinrich Philipp_von_Hessen Philipp
34
Erste Periode der neueren Geschichte.
die Protestanten in gerechtem Unwillen über biefe Verurteilung ihrer Glaubenssache ohne richterlichen Entscheib ihre Theilnahme ab und luben ihre Anhänger zu einer neuen Versammlung nach Schmalkalben ein, wo die förmliche Lossagung vom Papste erfolgte (1537). Die zu biesem Zwecke abgefaßte Schrift Luthers, die sogenannten Schmalkalber Artikel, die beibert Katechismen Luthers, bilben mit der Augsburger Consession und der Apologie die symbolischen Bücher ober Be-kenntnisschriften der lutherischen Kirche.
io. Die Wiedertäufer und die Jesuiten.
Zwei Ereignisse jener Tage schienen den Fortgang der Reformation zu gefährden: der Unfug der Wiedertäufer in Münster und die Stiftung des Jesuitenordens durch Ignatius Loyola.
'taufet^1 Ju der westfälischen Stadt Münster waren seit dem Bauernkriege Johann häufig Unruhen zwischen den Bürgern und dem Bischof vorgekommen; jj?jttbieien, der Prediger Rottmann hatte angefangen die neue Lehre zu versündigen. Darum mußte das Domcapitel es geschehen lassen, daß in den sechs Pfarrkirchen die evangelische Prebigt gehalten würde, währenb die Dom-kirche dem katholischen Gottesbienste verblieb. Allein balb brachen neue und gefährlichere Unruhen aus. Die Wiebertäufer hatten sich nach ihrer Nieberlage in Sachsen in die Nieberlanbe begeben. Von ba B°Ä°7und kamen einzelne nach Münster. Unter biesen Schwärmern zeichneten ihre Genossen sich der Bäcker Johann Matthiesen aus Harlem und der Schneider Johann Bockelson von Leyben aus. Als sie durch ihre Weissagungen das Volk aufregten, wurden sie aus der Stadt gewiesen. Allein sie kehrten zurück, brachten den Prediger Rottmann, den reichen Tuchhändler Knipperdolling und den Bürger Krechting auf ihre Seite und predigten in den Straßen Buße und Wiedertaufe. Durch ihre Reden und fünfte? Prophezeiungen wurde die Menge bethört; überall standen Propheten gräulichen ans und entzückte Jungfrauen, welche den Himmel offen und die Engel ^1533-34°"' herabsteigen sahen. Die Weiber tobten in Masse auf den öffentlichen Plätzen umher, jauchzten laut auf, hielten rasende Tänze oder fielen wie tobt nieber. Besonbers zeichneten sich babei die Nonnen aus, welche ihre Kloster verlassen hatten. Man gewahrte unter ihnen Jungfrauen aus den ebelsten Familien, welche von ihren Eltern und Verwanbten vergeblich zur Rückkehr aufgestöbert würden, „Ihr seid nicht unsere Eltern," riefen sie, „denn ihr habt uns in die Häuser des Todes und der Hölle begraben." Die Verirrungen waren so ansteckend, daß selbst Edelfrauen und Töchter der Umgegend ihre Männer und Väter ver-
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Extrahierte Personennamen: Ignatius_Loyola Johann Johann Rottmann Johann Schneider_Johann_Bockelson_von_Leyben Johann Rottmann
28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nnn
für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln ver-
stummten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die
Religion des Landesherrn die Landesreligion sein müsse.' Dies erfuhren
die Leute des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre
entschieden, weil sie dadurch des Klosters Jnterlachen und ihrer Leistungen
an dasselbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster auf-
hob, aber jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekom-
men war, wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die
Unterwaldner zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von
Bern abgeschickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf
die Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium" als bei den alten Abgaben
ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri,
Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai-
sers, dem Könige Ferdinand, daher dieses Bündniß das ferdinan-
dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches
Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank-
reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher
einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und
die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer
Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege
aus; da jedoch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh,
daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt
wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver-
brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft-
lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied;
denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so
wenig als irgendwo Rede.
Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius
mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg; Zwingli wich
nämlich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot
und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man
versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht
hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß" zu donnern und Zwinglis
Lehre eine durch-, ver-, über- und eingeteufelte zu nennen.
Der erste Religionskrieg.
Schlacht bei Lappet (11. C)kt. 1531).
Der Kappel er Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte,
war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft-
lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Aebli Zwingli
Schlacht bei Kappel.
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mit Luzern und Schwyz Schirmorte des Stifts St. Gallen waren, ver-
kauften dasselbe um ein Spottgeld an die Stadt St. Gallen. Die ka-
tholischen Kantone protestierten und wurden nicht gehört, man forderte
im Gegentheile von ihnen, sie sollen auch in ihrem Lande das Evange-
lium frei predigen und Disputationen abhalten lassen. Das wollten
diese nicht; Zwingli rieth zu raschem Kriege (seine kriegerischen Ent-
würfe sind noch handschriftlich auf dem Züricher Nathhause erhalten),
Bern und Zürich wollten aber die Hirtenkantone allmählig mürbe machen
und sperrten ihnen die Zufuhr an Korn und Salz. Vergebens predigte
Zwingli, daß sie dadurch nur den Krieg später herbeiführten; hätten sie
das Recht die Bergkantone auszuhungern, so hätten sie auch das Recht
sie zu bekriegen, und jetzt sei der Zeitpunkt günstiger als im Herbste,
jetzt könne man den kleinen Kantonen nehmen, was sie zu viel Recht
hätten. Die Städte blieben bei ihrer Sperre, und als die Hirten im
Herbste mit ihrem Vieh von den Alpen gefahren waren, rückten sie mit
ihren Bannern aus und sandten Zürich den Absagebrief. Die Züricher
zogen ihnen über den Albis entgegen auf die Hochebene bei Kappel,
ohne Ordnung und Begeisterung, auch der Zahl nach viel schwächer.
Dennoch ließen sie sich in ein Treffen ein; „druckend tapfer nach, ihr
alten Christen," scholl es aus dem Schlachthaufen der Bergleute, und die
Züricher wurden mit einem Verluste von mehr als 400 Bürgern in die
Flucht getrieben. Auch Zwingli blieb auf dem Schlachtfelde; er lag
schwer verwundet auf dem Gesichte (wie die Augenzeugen melden), als
ihn die feindlichen Krieger auffanden und fragten, ob er beichten wolle;
er schüttelte mit dem Kopfe und wurde von einem Unterwaldner durch-
stochen, sein Leichnam aber zerrissen und verbrannt. Nach dieser Niederlage
kamen die Berner und reformierten Landschaften den Zürchern zu Hilfe
und standen den Katholischen bei Baar unweit Zug mit großer Ueber-
macht gegenüber. Diese überfielen aber (21. Oktober) eine Heeresabthei-
lung nächtlicher Weile auf der Höhe des Gubels und rieben sie auf.
Nun wurde abermals ein Friede geschlossen, denn das unzufriedene Land-
volk zwang Zürich und Bern hiezu, in welchem die Städte versprechen
mußten, die Katholiken „bei ihrem wahren christlichen Glauben unarguiert
und undisputiert zu lassen", die einseitig aufgehobenen Klöster wieder-
herzustellen und in den gemeinsamen Vogteien den Unterthanen die freie
Wahl des Glaubens zu gestatten. Jetzt wurde Solothurn wieder ka-
tholisch, ebenso viele Leute in den gemeinschaftlichen Vogteien, die Klöster
wurden in diesen wieder hergestellt, und der Abt von St. Gallen durfte
wieder in sein halbzerstörtes Stift zurückkehren. Dieser Kappeler
Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in der deutschen
Schweiz.
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