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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 148

1868 - Mainz : Kunze
148 Zweite Periode der neueren Geschichte. werden. Die schändlichsten Frevel wurden begangen; kein Alter, kein Stand, kein Geschlecht konnte sich der gröbsten Mißhandlungen er- wehren. Wie das Wild wurden die Reformirten gehetzt und einge- fangen, in die Kirche geführt und zum Altar geschleppt, um das heilige Abendmahl nach katholischer Weise zu empfangen. Wer standhaft bei seinem Glauben verharrte, kam ins Gefängniß oder an den Galgen. Damit aber Niemand entfliehen könne, hatte man die Grenzen besetzt, und Jeder, der sich nicht mit einem bischöflichen Zeugnisse ausweisen konnte, ward als Staatsverbrecher behandelt. So minderten sich aller- dings die Reihen der Protestanten; die geistlichen Rathgeber des Königs erwirkten aber in kurzem die Aufhebung des Ediktes von Nantes durch das von Nimes (1685), wodurch den Reformirten jede kirchliche Zu- sammenkunft bei Gefängnißstrafe und Verlust des Vermögens untersagt wurde. Jeder Resormirte, welcher auswandern, und jeder Prediger, welcher innerhalb vierzehn Tagen nicht auswandern würde, sollte zu den Galeeren verdammt werden. Jetzt singen die Dragonaden aber erst recht an; die Verzweiflung der verfolgten Reformirten stieg aufs höchste. So sorgfältig auch der Kriegsminister Louvois die Grenzen hatte besetzen lassen, so fanden doch an 50,000 Familien Mittel und Wege ins Ausland zu entkommen, welches sie freudig aufnahm. Die Rath- Ludwigs Regierung wird demungeachtet und nicht ganz mit Un- geber und Minister recht düs goldene Zeitalter Frankreichs genannt. Nie lebten daselbst Ludwigs: f0 viele große Männer zugleich, deren Verdienste Ludwig Xiv. ver- (Solbett und Sem. herrlichten, als damals. An Mazarins Stelle hatte Colbert die Ver- waltung des Innern übernommen. Dieser ordnende und schaffende Geist belebte den Handel, beförderte Fabriken, legte Canäle an, gründete Handelsgesellschaften für Ost- und Westindien, Colonien in Afrika und Amerika. Der Kriegsminister Louvois hob das Kriegswesen und ver- mehrte das stehende Heer. Der große Baumeister und Ingenieur Der Inge- Vauban umgab Frankreich mit einer doppelten Reihe von Festungen. dluch die Marine hob sich durch den Eifer des Königs zu einer k- Festungen, wundernswerthen Höhe und flößte dem Ausland Achtung gegen die französische Flagge ein. Im Innern ward eine halbrichterliche, halb Die Polizei, militärische Gewalt, die Polizei, begründet, welche einestheils gegen Mord und Eigenthumsverletzung Schutz gewähren, anderntheils durch geheime Spione und Verletzung des Briefgeheimnisses alle Nachstellungen gegen die öffentliche Sicherheit unmöglich machen sollte. Die klassische Auch die Künste und Wissenschaften erreichten unter Ludwig ihren französischen ^ödjsten Flor; er ehrte sie, weil sie ihn ehren und verherrlichen sollten. Literatur. Jedes ausgezeichnete Talent wurde an den Hos berufen und unterstützt.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1876 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 63 aus den Niederlanden mehr Geld zu ziehen, als aus Peru. Jetzt entstand allgemeiner Aufruhr. Krämer, Fischer, Bäcker, Brauer und Handelsleute schlossen ihre Geschäfte, da sie einsahen, daß man ihren Ruin wollte: die Stände proteftirten gegen diese harten Auflagen, und der Aufstand ward allgemein. Diese Stimmung des Landes benutzten zunächst die Meergeusen. So nannte man die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen Wohnsitz mit ihren Kaperschiffen umherschwärmten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Sie bemächtigten sich der Seestädte Brkl*) und Vließingen und betrachteten den Prinzen von Oranien als ihr Haupt, welchem bald darauf die meisten Städte Hollands und Seelands ihre Thore öffneten, als er mit einem Heere ||nbfeinca6, aus Deutschland anlangte. Jetzt sah der finstere Herzog von Alba ein, Berufung $uv daß er den Aufstand nicht bewältigen konnte, und bat um seine Ent- 5°r3e ir,T3' lassung, welche ihm Philipp sogleich gewährte (1573). Sein Nachfolger in der Statthalterschaft, Zuniga i; Requesens, war entschieden milder B^t)^ und gemäßigter und verkündete Amnestie, hob Alba's Blutrath auf, bentfnegfort. welcher 18,000 Menschen zum Tode geführt hatte, und hoffte den Frieden im Lande wieder herzustellen. Da er aber die Rückkehr der Resormirten zur katholischen Kirche verlangte, dauerte der Krieg fort. Das Glück neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Bewundernswert war die Tapferkeit und Ausdauer der Städte Harlem und Leyden. Das schlechtbefestigte Harlem vertheidigte sich sieben Monate Harlem und lang. 300 Frauen, in Compagnien abgetheilt, kämpften unter An- aut führung der Wittwe Hasselaer an der Seite ihrer Männer. Von Hunger besiegt, ergaben sich die Bewohner; ein großer Theil wurde aus den Befehl von Alba's Sohn Friedrich enthauptet. Von den Spaniern eng eingeschlossen, litten die Bürger von Leyden bald den peinigenden Hunger. Der Bürgermeister van der Wersweigerte sich die Stadt zu übergeben. Da durchstachen die Geusen die Dämme, und ein günstiger Sturm trieb das Wasser bis zu den Schanzen der Spanier und den Mauern der Stadt. Die Flotte der Geusen brachte den hungrigen Bürgern Lebensmittel, während die Spanier abziehen mußten (1574). In Anerkennung des bewiesenen Heldenmuths und der ungeheuern Opfer, die Leyden damals gebracht, boten die holländischen Stände der Stadt Zollfreiheit auf mehrere Jahre oder Stiftung einer Universität an. Die Bürger zogen die Stiftung der Universität vor, und 1575 ward sie eröffnet. Gleichzeitig ordneten 1574 die Reformisten *) Daher der Spottvers: „1572 den ersten April Verlor Herzog Alba seinen Brill."

3. Die Neuzeit - S. 134

1884 - Mainz : Kirchheim
134 Die Wassergeusen. Die Utrechter Union. gerten, that er es selbst ans eigener Machtvollkommenheit, als Stellvertreter des Königs. Durch dieses Verfahren sahen sich die Stände in ihrem Rechte verletzt, und eine dumpfe Gährung ging durch das ganze Land. Die Kaufleute schlossen die Läden, der Handel stockte, die Märkte standen leer, und in den volkreichsten Städten herrschte eine düstere, schwüle Stille, wie sie einem schweren Ungeteilter vorangeht. Und dieses Ungeteilter war auch schon in vollern Anzuge. Die geflüchteten Niederländer, gegen welche der Herzog die Acht ausgesprochen halte, besonders Wilhelm von Oranien, der durch die Flucht nach Deutschland der Hinrichtung glücklich entronnen war, warb dort Truppen und siel im Einvernehmen mit England und Frankreich (Seite 113), die ihm Hilfe zusagten, mit feinem Bruder, Ludwig von Nassau, in die Niederlande ein. Jedoch mehrere Jahre hinter einander scheiterte der Brüder gemeinsames Unternehmen an der Gewandtheit und Tapferkeit der spanischen Soldaten und ihres Anführers. Glücklicher waren die sogenannten Wasser-geusen, d. i. niederländische Freibeuter, welche aus dem Meere umherschwärmten und Schiffahrt und Handel der Spanier durch Kapereien störten. Es gelang ihnen sogar, sich des Haseus von Briel, an der Mündung der Maas, zu bemächtigen. Dadurch wuchs diesen der Mut; sie eroberten eine Stadt nach der andern und wählten den Prinzen von Oranien zu ihrem Anführer. Dieser stellte überall, wohin er kam, den reformierten Gottesdienst wieder her. Nach sechsjähriger Statthalterschaft wurde Alba vom König zurückgerufen. Unter feinen Nachfolgern in der Statthalterschaft wurde mit abwechselndem Glücke fortgekämpft. Deutsche, französische und englische Kriegsvölker mischten sich in den Streit. Entschlossen, sich ganz von der spanischen Herrschaft loszumachen, traten die Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Ober-yfsel, Groningen und Friesland im Jahre 1579 zu Utrecht in eine Verbindung, die Utrechter Union genannt, aus welcher nachher die Republik der vereinigten Niederlande entstanden ist. Aber erst im Jahre 1581, als der König den Anführer dieser nördlichen Provinzen, Wilhelm von Oranien, ächtete, und einen hohen Preis auf feinen Kopf setzte, kündeten sie der spanischen Regierung allen Gehorsam auf. Zwar fiel Wilhelm durch einen Meuchelmörder, aber fein Sohn Moritz trat an feine Stelle. Die Ausübung der katholischen Religion wurde, trotz der wiederholten Versprechungen Wilhelms, ganz untersagt und ihre Bekenner den grausamsten Verfolgungen ausgesetzt.

4. Die Neuzeit - S. 204

1884 - Mainz : Kirchheim
Frankreich. Till. Frankreich als Großmacht. Ludwig Xit. und feine Zeit. 1. Heinrich Iv. Heinrich Iv., der Sohn Antons von Bourbon, des Kö-nigs^von Navarra, und der Johanna d'albret, war 1553 p Pau am Fuße der Pyrenäen geboren. Als Haupt des Hauses Bourbon hatte er nach dem gewaltsamen Tode Heinrichs°Iii. das nächste Anrecht auf die Krone von Frankreich. Da er auch von dem sterbenden Heinrich als fein Nachfolger bezeichnet worden war, nahm er fofort den Titel eines Königs von Frankreich an. Doch hatte er bei feinem Regierungsantritte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfeu. Da er Protestant war, so wollten ihn die Katholiken nicht anerkennen; sie riefen vielmehr den Kardinal Bourbon als Karl X. ans und rückten gegen Heinrich ins Feld. Das Glück war feinen Waffen hold, und er siegte in der Schlacht bei J vry (westlich vou Paris au der Eure, einem linken Nebenflüsse der Seine) am 14. März 1590. Nach diesem Siege rückte er gegen Paris vor, konnte aber die Stadt nicht einnehmen, und selbst als der Gegenkönig starb, weigerte sich die Partei der Guifen, ihn als König anzuerkennen. Heinrich sah mehr und mehr ein, daß nur die Amtahnte der katholischen Religion ihm den Thron sichern und Frankreich beruhigen könne. Er ließ sich deshalb am 25. Juli 1593 zu St. Denis in die Kirche aufnehmen und wurde ant 27. Februar 1594 zu Chartres gekrönt. Die Ligisten blieben aber noch im Besitz von Paris, welches erst später feine Thore dem Könige öffnete. Auch seine Beziehungen zum apostolischen Stuhle waren noch nicht geordnet. Erst 1595 erfolgte die Lossprechung Heinrichs vom Banne, worauf die Ligisten sich unterwarfen. Nachdem Heinrich das katholische Frankreich beruhigt hatte, vergaß er auch feiner alten Glaubensgenossen nicht und erteilte ihnen am 13. April 1598 das Edikt von Nantes, wodurch die Hugenotten freie Religionsübung und bürgerliche Gleichberechtigung erhielten. — Nun suchte er mit Hilfe feines Ministers Sully durch alle Mittel Wohlsein im Lande zu verbreiten. Er schaffte die überflüssigen Soldaten ab und nötigte die Entlassenen, unangebaute Felder urbar zu machen. Den Landleuten erließ er, da sie durch Kriege verarmt waren, eine große Summe rückständiger Steuern, und um feine Landsleute an einfache Kleidung zu gewöhnen, legte er selbst alle unnütze Zier ab. Er trug gewöhnlich einen grauen Rock ohne alle Abzeichen und lachte

5. Die Neuzeit - S. 235

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Pulververschwörung. 2bo einzuprägen, daß seine königliche Würde ein Abglanz der göttlichen Majestät sei. Elende, die ihm zu schmeicheln wußten, machte er zu seinen Günstlingen, gab ihnen die wichtigsten Staatsämter und überschüttete sie mit Geschenken. Dies führte natürlich auf das Nachsinnen nach Mitteln, der immer und immer wieder eintretenden Ebbe der königlichen Kassen zu steuern; die Wahl der Mittel aber zeigte wieder, daß Gewissenhaftigkeit, Treue und Redlichkeit von ihm mit nichten als Eigenschaften betrachtet wurden, deren am wenigsten ein Fürst sich eutrateu dürse, zumal einer, der so übertriebene Vorstellungen vou der Höhe seiner Stellung hatte, wie solche von ihm gehegt wurden. Zunächst bekamen die Katholiken als Verweigerer des Suprematseides (S. 139) dies zu empfinden, gegen die er ein älteres, aus Zahlung eines hohen Kopsgeldes lautendes Gesetz, das aber bereits längere Zeit geruht hatte, in Anwendung brachte und die Steuer mit aller Härte eintrieb. Dieses Verfahren sollte den König in den Augen der Protestanten gegen die Anklage schützen, als huldige er dem Katholieismus; allein die Bedrängnis, in welche dadurch die Katholiken gebracht wurden, mußte zur Verzweiflung reizen. Unerschwingliche Strafgelder, mit denen namentlich die verhaßten Schotten sich bereicherten, brachten viele Hunderte der edelsten katholischen Familien an den Bettelstab. Die grausame Eintreibung jenes Kopsgeldes erregte nun den Fanatismus eines Edelmanns, Robert Katesb y, dessen Vater als Reensant l) öfters eingekerkert gewesen, und welcher selbst früher seinen katholischen Glauben verlassen, in dem neuen der Verschwendung und der Ausschweifung sich ergeben hatte, aber später mit Rene und Scham über fein nur kurz dauerndes „freies" Leben zur katholischen Kirche zurückgekehrt war. Katesby faßte in Verbindung mit einigen katholischen Edelleuten 1605 den Plan einer Verschwörung, welche den Zweck hatte, bei der nächsten Session das Parlamentsgebäude mit dem König und den Parlamentsmitgliedern durch Pulver in die Lust zu sprengen. Es waren erwa dreißig Verschworene und deren Häupter besonders Katesby, Perey 2), Digby, Winter und Wright, welche ein Gewölbe unter 1) Recusanten hießen die Verweigerer des Suprematseides, aber auch jene Katholiken, die dem protestantischen Gottesdienst nicht beiwohnten. 2) Percys Diener Guy Fawkes von Dorkshire sollte und wollte das Pulver anzünden und sich selbst mit in die Lust sprengen. 'Als er morgens zwei Uhr am 5. November die Thüre des von seinem Herrn gemieteten Gewölbes öffnen wollte, wurde er durch eine Abteilung Solduten ergriffen. Vor Gericht gestand er offen seine Absicht, aber nicht seine Mitschuldigen. Nachdem er gefoltert worden, wurde er hinge-

6. Die Neuzeit - S. 241

1884 - Mainz : Kirchheim
Kampf mit dem Parlament. Buckingham. 241 Obigen und von dorther dem Volke einzuschärfen, gehorsamere Unterthanen machen und gefügigere Abgeordnete des Volkes in das Unterhaus bringen werde; denn durch die nächsten Wahlen der neuen Parlamentsmitglieder sprach sich der unter dem Volke schon sehr verbreitete revolutionäre Geist nur noch heftiger und gewaltiger aus. _ Dieser war von protestantischen Fanatikern sowohl der Hochkirchler als Presbyterianer und anderer Sekten nnsgeschreck^worden, als Karl die Katholiken wiederum dem Vertrage mit Frankreich gemäß behandelte und von den lästigsten gegen sie bestehenden Strafgesetzen entband. Man ließ es an nichts fehlen, nm dem Könige recht fühlbar Zn machen, wie sehr er durch seine Vermählung mit einer katholischen Prinzessin (welcher man tin heiligen Eiser unter ihren sechs Kammersrauen vier Protestantinnen aufgedrungen hatte), durch manche Nachsichten gegen ferne katholischen Unterthanen seine ganze Popularität in jetnem Reiche verloren habe, weshalb er hinwiederum selbst jede Gelegenheit aussuchte, um bei seinen protestantischen Unterthanen als ^der Verteidiger des Glaubens" zu erscheinen.' Da nun englische schiffe die französische Marine überall belästigten und der Könia Ludwig Xiii. deshalb den Handelsverkehr mit England aufgehoben hatte, fo kam dem Könige Karl die Bitte der französischen Hugenotten um Hilfe um so gelegener, als zwischen beiden Höfen eine durch Mißverständnisse zwischen dem königlichen Ehepaare Englands hervorgerufene religiöse Spauuuug herrschte. Der Könia der mcht aufhorte, den unbesonnenen Ratschlägen Buckinghams zil rüstete eine Flotte aus und sandte seinen Günstling damit nach Röchelte, um den dort belagerten Reformierten Hilfe fu nugen. Allein dieser mußte sich schon nach den ersten Ver-Wchen schmachvoll zurückziehen und da der König zur Aufbringung ^,5rrtei ^diesen Kriegszug auf deu Rat Buckinghams, ohn? Unwtlltgung des Parlaments, von den Kaufleuten und Schiffern das fogenannte Pfund- und Tonnengeld erhoben hatte, weiterte Srvr b~e®*,annun0 zwischen König und Unterthanen immer mehr. dm Herzog und der'unwille gegen den König brach aber m hellen Flammen hervor, als dieser auch noch eine Zwangvanleche ausschrieb, die durch rohe Gewaltthätigkeit, durch Ltnquamernngen und Einkerkerungen eingetrieben wurde Um la* 5 mun? ' .die lich wie ein reißender Strom über das Königreich zu verbreiten drohte, in ein sanfteres Bette ein-5 engen, wurden Anstalten zur Einberufung eines dritten Parla- Snra78ez^tmvbk öffentliche Meinung ein wenig zu verlohnen, 78 Edelleute, dte wegen ihres Widerstandes geaen die erzwungenen Anleihen verhaftet worden, ans dem Gefängnisse Hoffmann, Weltgeschichte rc. Iii. 16

7. Die Neuzeit - S. 117

1884 - Mainz : Kirchheim
Hugenottenmord. Die Kirche hat keinen Anteil an demselben. 117 anfängliche Zaghaftigkeit in Wut übergegangen: sein natürlicher Hang zur Grausamkeit war erwacht; von den Fenstern des Louvre aus schrie er hiuab in die Straßen: „Tue! tue!“ (Tötet! tötet!) und es wird sogar erzählt, er habe selbst aus die Flüchtigen geschossen, die sich über die Seine zu retten suchten. Von den Hugenotten, die in der Vorstadt St. Germain wohnten, fanden viele Zeit, aus der Hauptstadt zu entkommen; andere wurden von den Katholiken selbst mit Lebensgefahr gerettet. Die beiden bonrbonischen Prinzen ließ der König vor sich kommen und erklärte ihnen mit finsterer Miene: nur in Anbetracht ihrer Jugend habe man ihres Lebens geschont; da er jedoch fortan in seinem Reiche nur eine Religion haben wolle, verlange er als Bedingung ihrer vollständigen Begnadigung ihre Rückkehr zur katholischen Kirche. Heinrich von Navarra versprach alles; Conde machte anfangs Schwierigkeiten, indem er sich auf die den Protestanten zugestandene Religionsfreiheit berief; doch fügte auch er sich schließlich dem Willen des Königs. Obgleich Karl Ix. am Nachmittage des 24. August unter dem Schalle der Trompeten jedermann bei Todesstrase hatte befehlen lassen, ruhig nach Hause zurückzukehren und sich aller Gewaltthätigkeiten zu enthalten, dauerte das Morden noch zwei Tage lang fort, da sich die entfesselte Wut nicht wieder eindämmen lassen wollte. Auch iu die Provinzen waren Blutbefehle entsandt worden, die jedoch in vielen Städten aus hochherzigen Widerstand stießen. So schrieb der Befehlshaber von Bayonne, der edle Vicomte von Orthe, an den König: „Sire, ich habe in Bayonne nur redliche Bürger und brave Soldaten gefunden, aber nicht einen einzigen Henker; deshalb bitten wir uuterthä-nigst, Eure Majestät wolle unseren Leib und unser Leben nur zu möglichen Dingen in Anspruch nehmen." Die Antwort Montmorins, des Statthalters der Auvergne, auf das königliche Schreiben lautete: „Sire! Ich habe einen Befehl unter Eurer Majestät Siegel erhalten, alle Protestanten dieser Provinz töten zu lassen. Ich achte Eure Majestät zu sehr, als daß ich diesen Brief nicht für untergeschoben halten sollte; wenn aber, was Gott verhüten möge, der Brief ächt ist, so habe ich zu viel Hochachtung für Sie, um zu gehorchen." Die Kirche hatte nicht den geringsten Anteil an dem Huge- nottenmord; denn kein einziger Bischos befand sich im Rate des Königs, in welchem derselbe beschlossen wurde, vielmehr nahmen sich die Geistlichen der verfolgten Hugenotten aufs Wärmste an. Als man dem edlen Bischof von Lisienx, Johann Hennnyer, den

8. Die Neuzeit - S. 132

1884 - Mainz : Kirchheim
132 Der Kompromiß. Die Geusen. stimmung stieg, als eine -neue Diöcesarieinteilung — 14 Bistümer und 3 Erzbistümer — vorgenommen und Granvella zun: Erzbischöfe von Mecheln erhoben wurde. Die Stände klagten, weil ihnen hierbei ihr verfassungsmäßiger Einfluß entzogen sei; die höhere Geistlichkeit klagte, weil die reichen, bisher durch Eingeborene besetzten Abteien aufgehoben feien, nm Bistümer zu gründen, die man Fremden verleihe; die Calviniften klagten, weil ihren Übergriffen auf katholischem Boden Halt geboten würde. Vorzüglich aber würde der tüchtige nnb pflichttreue Kar-binal Granv ella Gegenstand der schändlichsten Angriffe und Verleumdungen, weshalb Margaretha selbst es für ratsam hielt, aus seine Abbernsuug anzutragen. Dieser kam Granvella znvor; er verließ freiwillig das Laub. Allein die Gährnng im Lanbe blieb. Sie warb noch gesteigert , als Philipp zur Regelung der kirchlichen Verhältnisse die Einführung der Beschlüsse des Tribentiner Conciliums verlangte nnb beshalb die erforderlichen Religionsebiüe erließ. Auch das galt für eine Verletzung der stänbifchen Rechte nnb führte zu neuen noch lauteren Klagen, Und alsbalb schloß der von dem Verräter Wilhelm von Omnien geleitete mißvergnügte Abel bagegen einen Bnnb, Kompromiß genannt, nnb entwarf eine besonbere Bittschrift um Aushebung der Religionsebikte. Diese Bittschrift sollte der Oberstatthalterin in Brüssel, wo sie ihren Wohnsitz hatte, öffentlich überreicht werben. Es war am 5. April 1566, als 3—400 zusammengetretene Abeltge, an berert Spitze Heinrich von Breberobe, ein Abkömmling bei- alten Grasen von Hollanb, nnb Ludwig, Graf von Nassau, Brnber des Prinzen von Oranien, stauben, zu Brüssel in einem feierlichen , tief ernsten Zuge, immer vier nnb vier, unter großem Zulause des erstaunten Volkes, nach dem Palaste der Oberstatthalterin zogen, um ihr jene Bittschrift zu überreichen. Margaretha war nicht wenig bestürzt beim Anblick einer so zahlreichen Menge. Einer ihrer Räte aber, Gras Barlaimont, flüsterte ihr zu: sie solle sich boch vor biesem Bettelgesinbel (Gueux) nicht fürchten. Das war auch bert Abgeorbneteu zu Ohreu gekommen. Sie machten sich aus Barlaimonts Schiinps-Ii)orte einen Ehrennamen, nannten ihre ganze Partei „Gen-s e n" (Bettler) und trugen auf der Brust eine Denkmünze mit dem Bilbnisse des Königs und der Aufschrift: „Treu bis zum Bettelsacke!" Die Oberstatthalterin versprach benabgeorbnetert, sie wolle sich für sie beim Könige verwenben und erließ einstweilen in Betreff der Inquisition eine inilbernbe Bestimmung. Das hielten die

9. Die neueste Zeit - S. 284

1886 - Mainz : Kirchheim
"284 Frankreich. Die dritte Republik. Freiheit des Unterrichts u. s. w. in Deutschland verfolgten geistlichen Orden und katholischen Priester eintraten und gegen die Altkatholiken ins Feld zogen. Das veranlaßte den Reichskanzler Fürsten Bismarck, durch deu deutscheu Gesaudteu in Paris, den Grafen von Arnim, Beschwerde beim französischen Ministerium zu erheben. Infolge dessen richtete der Kultusminister ein Schreiben an die Bischöfe (26. Dezember 1873), in welchem alles widerraten wird, was Mißhelligkeiten veranlassen könnte. Aber der Ton dieser Rüge war Bismarck zu sauft, zudem nahm sich die französische Presse der Bischöfe an. Deshalb erklärte Bismarck in einem Schreiben an die deutscheu Vertreter bei den Höfen, daß er die Erhaltung des Friedens zwar wünsche, aber wenn ein Zusammenstoß unvermeidlich sei, selbst den geeigneten Zeitpunkt wählen werde. Der Erfolg hiervon war, daß Minister Fonrton den „Univers," in welchem der Hirtenbrief des Bischofs von Perignenx abgedruckt war, auf zwei Monate unterdrückte. Buffet hatte wie Broglie die Anschauung, daß die Republik die Permanenz der Revolution sei, weshalb auch er für die Republikaner nicht günstig gestimmt war. Dagegen unterstützte er die Katholiken im Kampfe gegen Rationalismus und Materialismus. Diesem wurde denn auch eine Hauptwaffe entwunden. Die Nationalversammlung nahm nämlich (Mai 1875) die Gesetze über die Freiheit des höheren Unterrichts an, -als deren Verfechter Bischof Dnp anlonp von Orleans mit feurigem Eifer auftrat. Katholiken und andere Religionsgesellschaften durften demgemäß Universitäten gründen, welche die gleichen Rechte mit der Staatsuniversität zu Paris besitzen sollten. Noch im nämlichen Monate gingen die Katholiken daran, solche Universitäten in Lille, Paris, Orleans, Angers, später in Toulouse, Poitier und Montanban ins Leben zu rufen, wozu die nötigen Summen rasch gezeichnet wurden. Darüber gerieten nun die Liberalen und Roten in Ärger und Wut, die Presse begann Gift und Galle zu speien. An der Spitze der Katholikenfeinde stand G a m b e 11 a , der besonders die Agitation für die Wahlen zur Deputiertenkammer (20. Febr. 1876) leitete; diese brachten den Republikanern eine Majorität, so daß die Bildung eines neuen konservativ-republikanischen Ministeriums zu stände kam. Obgleich dieses den Republikanern mehr entsprach und der Protestant W a d d i n g t o n als Minister des Unterrichts den Katholiken ihre errungenen Vorteile wieder zu entreißen suchte, gab es doch bald Konflikte in den Kammern, denen auch Uneinigkeiten in den Ministerien selbst folgten. Daher trat 3 ul es Simon
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