Schmalkaldischer Krieg. Moriz.
157
Das Concil zu Trient wird von den Protestanten ver-n.s.g.
worfen.
Lurher stirbt zu Eisleben unter den immer mehr wachsen-1546.
den Mißhelligkeiten der Stande und des Kaisers, die traurige
Zukunft ahnend.
Karl rüstet sich zum Kriege; versendet drohende Erklä-
rungen ins Reich. Darauf rasche Vereinigung und Rüstung
des schmalkaldischen Bundes. Der Churfürst von Sachsen
und Philipp von Hessen stoßen mit ihren Truppen zu den
oberländischen unter Schärt! in von Burtenbach, von dem
Kaiser in die Acht erklärt.
Schmalkaldischer Krieg 1546 und 47: Unentschlossen
und uneinig, lassen die Verbündeten ihre Vortheile unbenutzt,
und alsbald von dem verstärkten Kaiser zurückgedrängt, lösen
sie ihren Bund auf. Der Churfürst eilt seinem Lande gegen
den eingefallenen Herzog Moriz zu Hilfe, schlägt ihn zurück
und dringt in das Herzogliche ein; aber der Kaiser unterwirft
und züchtigt rasch die oberländischen Städte, und zieht mit
seinem Bruder, mit Moriz und Herzog von Alba gegen Sach-
sen heran. — Der Churfürst wird durch seine Sorglosigkeit
bei Mühlberg (Loch au er Haide) geschlagen, gefangen 1547.
Wittenberger Capitulation, Moriz Churfürst. Auch der
Landgraf Philipp von Hessen unterwirft sich zu Halle,
wird aber ungeachtet der Fürsprache seines Sebwieger-
sohnes Moriz und des Churfürsten Joachims von Branden-
burg gefangen gehalten. Daher entwirft Moriz, während
er das geächtete Magdeburg belagert, und der Kaiser wegen
der Franzosen besorgt ist, den Plan zu seiner Rache und rüstet
sich; er täuscht den Kaiser, nimmt Magdeburg durch geheimen 1551.
Vergleich ein, und bricht plötzlich mit Landgraf Wilhelm von
Hessen und Markgraf Albrecht von Brandenburg in das obere
Deurschland; er erc.bert die Ehrenbürger.klause, überrascht
den Kaiser in Jnspruck, und erzwingt endlich, nach wieder-
holten Unterhandlungen mit Ferdinand, den Passauer Ver-1552.
trag (die Protestanten gleiche Partei im Reiche mit den Ka-
tholischen), — der Churfürst und Landgraf wieder frei.—'
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Hessen Wilhelm Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Ferdinand
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Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt
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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
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scheitert an der resultatlosen Belagerung Boulognes durch
die Engländer. Im Frieden von Crespy (bei Laon)
wird im wesentlichen der frühere Zustand bestätigt, die Be-
lehnung mit Mailand einem Sohne des Königs in Aussicht
gestellt. Von Soliman erkauften Karl und Ferdinand
(Zapolya 's schon 1540) nach einer furchtbarer'. Verheerung
Ungarns einen fünfjährigen Frieden 1545, in dein sie nur
die Grenzplätze behielten.
Die Abneigung der protestantischen Stände, das 1545 er-
össnete Eon eil zu Trient zu beschicken, und die Verbreitung
der Resorniation über immer größere Theile des Reichs haben
eine engere Verbindung des Kaisers mit dem Pabste zur Folge.
In einem Jahre ■—- 1539 •— wird die Reformation im
Herzogthum Sachsen, durch Heinrich, Georgs Bruder, und in
Kur-Brandenburg durch Joachim Ii Angeführt. Der letztere in-
des; wie der seit Anfang 1546 protestantische Kurfürst von der
Pfalz treten nicht zum Schmalkaldischen Bund. Versuch einer
Reformation im Erzstift Köln durch den Kurfürsten Hermann
von Wied (mit Hülfe Melanchthons) 1543, durch den Kaiser
Hintertrieben 1545 und 1547. Die Reformation in Dänemark,
Schweden und England ward eine Stütze des deutschen Prote-
stantismus. Luther 7 am 18. Febr. 1546.
3. Der Schmalkaldische Bürger- und Religiouskrieg bis
zum Augsburger Religionsfrieden 1546—1553.
a. In Süddeutschland. Dort schlagen der Herzog von
Würtemberg und die Städte zuerst los, Kurfürst Johann Friedrich
von Sachsen (seit 1532) und Landgraf Philipp von Hessen stoßen
zu ihnen (zusammen e. 47000), vom Kaiser einseitig, ohne Prozeß
in die Reichsacht erklärt, der nun (gegen die Wahlcapitulation)
fremdes (italienisches und spanisches) Kriegsvolk ins Land ruft.
Unentschlossenes Umherziehen der Schmalkaldener in den oberen
Donaugegenden, bis das Geld für die Söldner ausging und
Moritz von Sachsen (seit 1541 Herzog, seit 1546 auch „Conser-
vator" von Magdeburg und Halberstadt) in die Lande des Kur-
fürsten zur Achtsvollstreckung eiustel. Der Kurfürst intb der Land-
graf überlassen ihre süddeutschen Verbündeten sich selbst, die sich
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Extrahierte Personennamen: Crespy Karl Karl Ferdinand
(Zapolya Ferdinand Heinrich Heinrich Joachim_Ii_Angeführt Hermann
von_Wied Johann_Friedrich
von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen
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nun dem Kaiser unterwerfen im Anfang 1547 (voran Ulm schon Ende
1546), doch unter Zusicherung einstweiliger freier Religionsübung.
d. In Sachsen. Kurfürst Johann Friedrich gewann rasch
gegen Moritz seine Lande wieder, ja er eroberte dessen eignes
Gebiet fast vollständig; selbst in dem benachbarten Böhmen fand
er Sympathieen. Seine gänzliche Niederlage und Gefangen-
"4?nehmung bei Mühlberg a. d. Elbe (auf der Lochauer Haide
bei Torgau) durch die Uebermacht (27000 gegen 6000) des von
Böhmen her vordringenden Kaisers. Wittenberg ergiebt sich; des
Landgrafen Demüthigung und unerwartete Gesangennehmung in
Halle. Das geächtete Magdeburg bleibt zuletzt allein im Wider-
stand gegen den Kaiser; dessen Bekämpfung wird dem (mit dem
Kursächsischen Gebiete belehnten und im Jahr darauf zum Kur-
fürsten ernannten) Herzog Moritz übertragen. Karl V, ohnehin
in Deutschland ein Fremdling, zerfällt nach diesen vorübergehenden
Siegen über die Reformation vollends mit der großen Mehrheit
der Station. Die Niederwerfung der protestantischen Partei nutzend
und an dem Versöhnungswerk des Tridentinums verzweifelnd,
1548 sucht er die Parteien vergebens durch das Au g sb u r g e r I n t er i m
zu einigeu.
1551 e. Schwenkung des Kurfürsten Moritz gegen den
Kaiser, um im Bunde mit mehreren Reichsfürsten die bedrohte
Freiheit der deutschen Stände aufrecht zu erhalten, die vielfach
gefährdete Sache der Protestanten zu stützen, sich selbst in der
Meinung seiner Glaubensgenossen und seiner Uuterthanen wieder-
herzustellen und seinen Schwiegervater Philipp von Hessen zu be-
freieu. Capitulation von Magdeburg 1551, Ofsensivbündniß mit
König Heinrich 11 von Frankreich (1547—1559), dem die deutschen
1552 Reichsstädte Metz, Tont, Verdun als Reichsvicariat überlassen
werden. Moritz Zug gegen den überraschten Kaiser, der von
Jnspruck nach Villach flieht; das Coucil in Trient löst sich auf.
1552 Der Passauer Vertrag: Entlassung der Kriegsvölker;
Freigebung des Landgrafen; binnen Jahresfrist soll ein Reichstag
gehalten und durch ein Natioualconcil der Religionsfriede herge-
stellt werden. Nur Markgraf Albrecht vvu Brandenburg-Culmbach
fügt sich dem Vertrag nicht, souderu setzt den Krieg gegen katho-
lische Stifter fort. Moritz, mit der Achtsvollstrecknng betraut,
1553 fältt siegend bei Siev e rsha u s e n (bei Celle). Sein Bruder und
Nachfolger August tritt an Johann Friedrich die alten Besitzungen
der Ernestinischen Linie in Frauken und Thüringen ab. Der
französisch-osmanische Krieg wird inzwischen fortgesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl_V Karl Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich Heinrich Reichsstädte_Metz Moritz Albrecht_vvu_Brandenburg-Culmbach Albrecht Moritz August Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Mühlberg Torgau Wittenberg Halle Magdeburg Deutschland Magdeburg Frankreich Verdun Villach Celle
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über jenes Land verschaffte. Die Hofhaltung des Kurfürsten zeichnete sich durch Luxus aus und verursachte, obwohl die Stände zu verschiedenen Malen besondere Steuern bctoitligteu, eine erhebliche Schuldenlast. Er und sein kinderloser Bruder starben fast gleichzeitig, so daß die Marken wieder vereinigt wurden.
7. Unter dem sparsamen Johann Georg (1571—1598) siedelten sich viele vor den Spaniern flüchtende Niederländer in den Marken an und brachten thätige Hände und reiche Mittel mit.
8. Aus Joachim Friedrich (1598—1608) folgte
9. Johann Sigmund (1608—1619) ist wegen seiner Ländererwerbungen bemerkenswert!). Zunächst fiel ihm in Folge des Joachim-schen Lehnsvertrags das Herzogtum Preußen, freilich noch unter der drückenden Oberhoheit Polens, zu; dann erhielt er aus der Clevefchen Erbschaft Cleve, Mark und Ravensberg, die Erstlinge brandenburgischer Gebiete im westlichen Deutschland. Wir haben oben gesehen, wie er, um sich gegen seinen Miterben zu sichern, die reformierte Confession annahm und somit zwar zwischen dem Fürstenhaus und dem meist lutherischen Volke eine Kluft schuf, zugleich aber auch seinen Nachfolgern den Beruf ertheilte dieselbe durch eine Union auszugleichen.
10. Georg Wilhelm (1619—1640) war der schwächste aller hohen-zollerschen Fürsten, was dem Lande, für das er durch ängstliche Neutralität zu sorgen sich abmühte, während des großen Kriegs zu schwerem Schaden gereichte. Aber in seinem Sohne schenkte die Vorsehung Brandenburg und Deutschland ein auserwähltes Rüstzeug.
§ 36. Der große Kurfürst.
Im Jahre 1620 mitten im Lärm des böhmisch-pfälzischen Krieges ward Friedrich Wilhelm zu Berlin geboren; seine Erziehung von dem Herrn von Leuchtmar geleitet erhielt er der größeren Sicherheit wegen theilweise in Küstrin. Mit kaum 15 Jahren bezog er die reformierte Universität Leyden, und machte von dort auch einen Abstecher nach dem Haag, der hohen Schule der Diplomatie in jener Zeit. Doch vor dem wüsten Treiben der adeligen Jugend floh er ins Kriegslager des oranischen Statthalters Heinrich Wilhelm nach Breda, bei dem er länger verweilt wäre, hätte nicht der gemessene Befehl des Vaters entsprechend den Wünschen der Wiener Hofburg ihn dem befürchteten niederländischen Einfluß entzogen. Kurfürst und Kurprinz reiften bald nach der Rückkehr des letzteren ins Herzogtum Preußen, wo
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_( Johann Joachim_Friedrich_( Friedrich Johann_Sigmund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leuchtmar Heinrich_Wilhelm Heinrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Joachim-schen_Lehnsvertrags Polens Deutschland Brandenburg Deutschland Berlin Breda Wiener_Hofburg
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Vumfcy Änsbach und Baireuth beherrscht hatte, war durch feine in vielen Fehden bewährte Kriegstüchtigkeit so berühmt geworden, daß man ihm den Namen Achilles zuerkannte. Er fetzte die Unteilbarkeit der Marken fest und mehrte den territorialen Bestand des Landes durch das schlesische Herzogtum Krossen. Sein Hof in dem fränkischen Kadolz-bürg überstrahlte an Glanz den kaiserlichen, verschlang aber große Geldsummen.
4. I oh ann (1486- 1499), fein Sohn, erhielt wegen feiner Fertigkeit in der lateinischen Sprache den Namen Cicero, veranlaßte aber durch Steuerdruck eine Empörung der Städte, die blutig unterdrückt wurde.
5. Joachim Nestor (1499—1535), nicht minder gelehrt wie der Vater, stiftete 1506 die Universität Frankfurt an der Oder, bestrafte anfv strengste die Raubritter, welche deshalb eine Verschwörung gegen fein Leben anzettelten, gründete das Berliner Kammergericht und zeigte sich mehr bürgerfreundlich als feine Vorfahren. Der Reformation war er entschieden abgeneigt, einmal weil der erste Angriff das Ablaßunwesen Pm Ziele hatte, an welchem sein Bruder Albrecht von Mainz stark betheiligt war, dann weil feine Universität Frankfurt sofort für Tetzel gegen die Wittenberger Partei ergriff. Endlich mag auch die Kehrseite der Kirchenverbesserung, der Unfug der Wiebertäuser und Kommunisten, ihn in seinem Widerstände bestärkt haben. Seine Gemahlin Elisabeth,' welche sich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt hatte reichen lassen, mußte sich vor feinem Zorn außer Landes begeben und verkehrte seitdem viel mit Luther.
_ 6. Von seinen Söhnen hatte der jüngere Johann der Achilleischen Konstitution zuwider die Neumark mit Küftrin als selbständiges Gebiet erhalten und trat sofort dem fchmalfalbifchen Bunde bei, fein Land dem evangelischen Glauben eröffnend. Der ältere, Kurfürst Joachim Ii. (1535 1573), verfuhr lauer und langsamer, so daß der Hof und Berlin erst nach vier Jahren übertraten. Im Ganzen nahm das Reformieren in Branbenburg einen friedlichen Verlauf, auch wurden die Kirchengüter 3um großen Theil für Schulen verwandt. Im schmalkaldifchen Kriege blieb der Kurfürst neutral; sein Protest gegen Philipps Gefangennahme wurde nicht berücksichtigt. Schon bald nach seiner Thronbesteigung hatte er mit den Landesherrn von Liegnitz, Wohlan und Brieg einen Vertrag geschlossen, wonach diese Gebiete beim Aussterben ihrer Regentenhäufer an Branbenburg fallen sollten. Obgleich berselbe vom späteren böhmischen König, bent Kaiser Ferdinand I., als Herzog von Schlesien, als ungültig umgestoßen würde, ist er boch später zum Rechtstitel für die Erwerbung eines großen Theils von Schlesien geworben. Auch zur Besitznahme Preußens traf Joachim schort die Einleitung, inbem er sich nach Albrechts I. (1525—1568) Tode, der nur einen schwachsinnigen •Sohn hinterließ, als nächster Verwandter von Polen die Mitbelehnung
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Extrahierte Personennamen: Achilles Cicero Joachim_Nestor Albrecht_von_Mainz Albrecht Elisabeth Johann Joachim_Ii Philipps Philipps Ferdinand_I. Ferdinand_I. Joachim Albrechts_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Berlin Branbenburg Liegnitz Brieg
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war die Befreiung vieler Christensklaven. Ein 1541 gegen Algier unternommener Zug endete durch die Schuld der Elemente unglücklich.
Bis zum Frieden von Crespy hatte der Kaiser die Protestanten, welche ihm wesentliche Hilfe gegen die Türken und Frankreich leisteten, schonen müssen. Weil sie aber das Tridentiner Concil nicht anerkennen wollten, begann er mit dem evangelischen sächsischen Herzog Moritz im Bunde den Kampf gegen sie 1546. Man nennt diesen kurzen aber erfolgreichen Krieg den schmal-kaldischen. Im ersten Jahre wurden die oberdeutschen Städte gezwungen den Frieden mit schweren Opfern zu erkaufen, 1547 unterlag die protestantische Hauptmacht unter dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen bei Mühlberg nach kurzem Kampfe. (Alba.) Karl nahm darauf Witt enberg durch Capi-tulation ein und gab dem Albertiner Moritz außer der Kurwürde noch den ganzen sogenannten Kurkreis mit Wittenberg. Den ehemaligen sächsischen Kurfürsten ernestinischer Linie, sowie Philipp von Hessen, der vergebens seine Gnade angefleht hatte, behielt er in harter Gefangenschaft.
1548 ließ er zu Augsburg das Interim aufstellen, eine Richtschnur, nach welcher bis zur definitiven Regelung durchs Concil die Protestanten sich in Glaubenssachen verhalten sollten. Da dasselbe nur den evangelischen Pfarrern ihre Frauen und den Laien den Kelch ließ, so stieß es auf starken Widerstand, den der Kaiser durch Ausweisung vieler Geistlichen vergebens zu brechen suchte. Besonders Magdeburg sträubte sich dagegen; es wurde in die Reichsacht erklärt und die Ausführung derselben Moritz und Joachim von Brandenburg übertragen. Weil nun der erstere als Schwiegersohn Philipps über dessen harte Behandlung empört war und zugleich sich bei seinen Glaubensgenossen von dem Vorwürfe des Verraths reinigen wollte, so schloß er mit dem französischen König Heinrich Ii. insgeheim einen Vertrag, nach welchem diesem für zu leistende Hilfe die Bistümer Metz, To ul und Verdün überlassen werden sollten. Während Heinrich so das Reich im Westen beraubte, nötigte Moritz in Verbindung mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach den Kaiser zur Flucht von Innsbruck über die Alpen und schloß darauf 1552
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mühlberg Wittenberg Magdeburg
— 144 -
Zu glimmen. Die deutschen Protestanten waren in zwei Parteien gespalten, die Lutheraner und die Reformierten. Letztere, obwohl vom Augsburger Religionsfrieden ausgeschlossen, hatten sich durch engen Anschluß an Frankreich, England und die Niederlande bedeutend gestärkt; als ihr Führer galt der Kurfürst von der Pfalz, der in Heidelberg residierte, wo auch das Lehrbuch ihrer Kirche, der Heidelberger Katechismus, seine Entstehung fand. Sie wurden trotz aller Vermittlungsversuche von den Lutheranern angefeindet, die als Häupter die beiden Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg anerkannten. Als nun 1608 unter dem Pfalzgrafen mehrere deutsche Fürsten und Städte zur Union zusammentraten, fand diese im Norden Deutschlands fast keine Anhänger; man neigte sich vielmehr auf die Seite der Katholiken, welche geführt von Herzog Maximilian von Baiern, der kurz vorher die evangelische Reichsstadt Donauwörth vergewaltigt hatte, die Liga 1609 stifteten. So standen zwei mäch-tige Verbindungen im Reiche sich gegenüber, bereit beim ersten Anlaß gegen einander loszubrechen. Derselbe schien durch den Cleveschen Erbfolgestreit gegeben zu werden. Nachdem nämlich der letzte (katholische) Herrscher von Jülich-Cleve-Berg 1609 gestorben war, machten auf seine Länder zwei Nachkommen seiner Schwestern Ansprüche, beide Protestanten, der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Gegen die Katholiken, welche sich das reiche Land nicht entgehen lassen wollten, suchten sie den Beistand der Union und des französischen Königs Heinrich Iv". nach. Schon fanden einige Scharmützel statt, da fiel Heinrich durch den Dolch Ravaillacs (1610). Nun aber entzweiten sich die Bewerber selbst; der Brandenburger trat, um sich die Hilfe der Niederlande zu sichern, zum reformierten Glauben über, Wolfgang Wilhelm dagegen wurde katholisch und Mitglied der Liga. Den Greueln, welche die von dem letzteren ins Land gerufenen Spanier anrichteten, machte noch einmal ein Theilungsvertrag ein Ende, nach welchem Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg fielen.
Auch in den österreichischen Erblanden hatte der Protestantismus Wurzel gefaßt; in Böhmen, welches allein Rudolf noch
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Heidelberg Sachsen Brandenburg Deutschlands Jülich-Cleve-Berg Brandenburg
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Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem Könige. Verblendet durch die Herrschsucht seiner Gemahlin, der englischen Prinzessin Elisabeth, nahm er die verhängnisvolle Gabe an, aber statt sein junges Königreich zu schützen und zu festigen, ergötzte er sich an Festen oder theologischen Disputationen, die nur dazu beitrugen ihm die Lutheraner ganz zu entfremden. Auf Seiten des Kaisers stand das Haupt der Liga, der bairische Maximilian, mit ihm durch Verwandtschaft, mehr aber noch durch gleiches Streben für die Allgewalt der katholischen Kirche verbunden. Er schickte ihm sofort den kriegsbewährten Tilly mit einem Heere zu Hilfe, vor dem die Aufständischen bis unter die Mauern Prags zurückwichen. Hier am weißen Berge kam es am 8. Nov. 1620 zur ersten entscheidenden Schlacht, die für Friedrich vollständig verloren gieng. Kopflos begab sich dieser, der das Vergnügen König zu sein nur kurze Zeit genossen hatte und deshalb den Spottnamen Winterkönig erhielt, auf die Flucht; Ferdinand war mit einem Schlage Herr in Böhmen geworden. Er zerschnitt den Majestätsbrief, wiegte aber durch sein anfänglich mildes Auftreten die schon zum Theil geflüchteten Protestanten in Sicherheit, um sie nachher desto nachdrücklicher zu züchtigen. Das Land wurde den Jesuiten und Dragonern zur Bekehrung preisgegeben, viele Edle hingerichtet, ihre Güter um Spottpreise an gut kaiserlich Gesinnte verkauft.
Um dieselbe Zeit waren die mit dem Kaiser verbündeten Spanier unter Spinola aus den südlichen Niederlanden in die Pfalz eingebrochen, welche sie mit Feuer und Schwert verwüsteten. Der geächtete Kurfürst fand nicht einmal bei seinen Glaubensgenossen entschiedenen Beistand; nur ein Fürst der Union, Georg Friedrich von Baden-Durlach blieb ihm treu; außerdem kämpften für ihn durch englisches und holländisches Geld unterstützt sein früherer Feldherr Mansfeld und der ritterliche Bandenführer Christian von Braunschweig, der den Handschuh der Pfalzgräfin an seinem Hute trug. Den beiden erstem gelang es zwar Tilly,
# welcher nach der Eroberung der Oberpfalz (zwischen Ansbach, Baireuth, Baiern und Böhmen) den Spaniern zu Hilfe gezogen war, bei Wi eslo ch 1522 zurückzudrängen'; als aber Uneinigkeit zwischen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Elisabeth Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ferdinand Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Christian_von_Braunschweig Tilly