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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 391

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 144. Rußland. Dänemark. Schweden und Norwegen. 391 Städte. Von Kiew ging das Evangelium aus, welches durch Missionäre von Konstantinopel her gebracht wurde. Eine Anzahl Häuptlinge, des ewigen Haderns müde, verlangten von den Warägern einen Fürsten, und der Waräger Rurik aus dem Stamme Rus gründete das große Fürstentum Nowgorod,895. welches bald das bedeutendste wurde. Wladimir der Große erstreckte seine Herrschaft schon vom Dnjepr bis zum Ladogasee und bis an die Düna. Allein da er das Reich unter seinei°o°-12 Söhne teilte, so entstand wieder die alte Zerrissenheit. Iwan Iii. (als Zar Iwan I.) ist der Stifter des russischen Zarentums."77. Er machte sich unabhängig von den Tataren, verschaffte der europäischen Kultur in Rußland Eingang und fetzte fest, daß das Reich ein unteilbares sei. Iwan Iv. (als Zar Iwan Ii.) 1557. der Schreckliche fügte Kasan und Astrachan dem Reiche bei. Das Haus Rurik starb mit Zar Feodor I. aus. 1598. 398) Die Bewohner der dänischen Halbinsel und der umliegenden Inseln waren Angeln und Sachsen, ein mit den German e n verwandtes Volk. Sie trieben Seeräuberei, und ihre Seekönige waren gefürchtete Abenteurer, die nicht nur an den englischen, irischen und deutschen Küsten landeten und unermeßlichen Raub mit sich heimschleppten, sondern auch in Frankreich und Italien ganze Landschaften besetzten. Das Christentum wurde zur Zeit Haralds I. vom hl. Ansgarius gepredigt,82«. fand aber nur langsamen Eingang. Harald Ii., der Blauzahn, mußte Dänemark von Kaiser Otto I. zu Lehen nehmen. 965. Kanut der Große vollendete die schon früher begonnene Erobe-1018. jung Englands und vereinigte auch Norwegen mit Dänemark. Aber beide Länder gingen bald wieder verloren. Königin Margarete brachte die Kalmarische Union zu stände, nach welcher nur Ein König über Dänemark, Schweden und Norwegen regieren, jedoch jedes Land seine eigene Verfassung behalten sollte. Diese Union wurde mehrmals zerrissen, aber 1397. wieder erneuert. Christian Ii. war der letzte König, der die Krone der drei vereinigten Reiche trug. Er verlor alle drei nach dem Stockholmer Blutbade und mußte sich aus bent 1520. Lande fluchten. 399) Schweden und Norwegen standen an Bedeutung in den ersten Zeiten weit hinter Dänemark zurück, waren aber stets dessen gefährliche Nachbarn. Die eigentümliche Verfassung Norwegens sowie die innern Streitigkeiten veranlaßten zu allen Zeiten viele Nordmänner (Normannen) zum Auswandern. Solche uoiwegt|che Auswanderer entdeckten Island und später Grön- 861. Und und setzten sich in diesen Ländern fest. Aber nach 250 985‘ 17*

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 623

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 224. Die Schweiz. 623 die Regierungsgewalt in den Hänben der Patrizier lag. Diese Unruhen gaben Frankreich willkommene Veranlassung, dieses Land durch den General Schauenburg besetzen zu lassen, um den ms. republikanisch Gesinnten zu helfen. Es würde der Schweiz eine neue Verfassung aufgedrängt, nach welcher dieselbe ans 22 Kantonen bestehen und tu Luzern, als der Hauptstadt, ein Direktorium eingesetzt werden sollte. Bis die Schweizer sich dazu verstanden, diese Verfassung anzunehmen, war ihr Land der Schauplatz blutiger Kämpfe, da insbesondere die Gebirgsbewohner gegen die Franzosen aufstanden. Die Verbindung mit Frankreich brachte es mit, daß die Österreicher unter dem Erzherzog Karl und die Russen unter Suwarow und Korsakow auf dem Schweizerboden gegen die Franzosen unter Mass 6 na ihre Kämpfe ausfochten. Um sich die französischen Truppen ootnra. Halse zu schaffen, mußte sich die Schweiz bequemen, ein Schutz-und Trutzbündnis mit Frankreich einzugehen und ein Hilfsheer von 16 000 Mann zu stellen. Die nächsten zehn Jahre verliefen is03. ruhig, aber nach dem jähen Sturze Napoleons wurde auch die Schweiz von den Alliierten besetzt und die Patrizier ergriffen, namentlich in Bern, Luzern, Solothurn und Freiburg, die Gelegenheit, frühere Zustände wiederherzustellen. Der Wiener Kongreß erkannte übrigens die Neutralität der Schweizisis. an und regulierte ihre Grenzen. 620) Die Anerkennung der Schweiz als eines neutralen Landes hatte die Folge, daß sie eine Zufluchtsstätte der politischen Flüchtlinge wurde, und es sammelten sich in ihr Unzufriedene aus allen Ländern. Viele von ihnen wurden an den schweizerischen Lehranstalten angestellt und beeinflußten die Jugend im Sinne der Revolution und des Unglaubens. Es war um so leichter, Unzufriedenheit zu erwecken, als die Vielgestaltung der einzelnen Kantonsregierungen die Notwendigkeit einer großem politischen Einheit fühlbar machte. Dazu kamen noch konfe f-sionelle Zerwürfnisse, hauptsächlich der Haß, mit dem der Liberalismus die katholische Kirche in allen Staaten verfolgt. Dieser Haß ries den Aargauer Klo st er sturm hervor, wodurch i84i. die Gemüter der Katholiken auf das tiefste gekränkt wurden. Daßjdie Verfassung im Angesicht der Garanten der Neutralität der Schweiz ohne alle Ahndung gebrochen werden durfte, machte die liberale Partei um so dreister. Es wurde eine radikale Umgestaltung der Verfassung auf dem Wege der Gewalt angestrebt. 621) Die äußere Veranlassung zum Bürgerkriege mußten die Jesuiten wieder bieten, denen der Kanton Luzern seine höhere Lehranstalt übergeben hatte. Angeblich im Interesse des konfes-1«44.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 287

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 287 erwartet hatte, namentlich setzten sie sich bei Kalafat jenseit der Donau fest, das ihnen die Russen vergebens zu entreißen suchten, wogegen letztere die türkische Flotte bei Sinope im schwarzen Meere in Brand steckten (30. Nov. 1853). Da die Friedensvorschläge der europäischen Mächte vergeblich waren, und die Russen nach ihrem Uebergang über die Donau ins türkische Reich selbst einfielen, so erfolgte (27. März 1854) die Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Rußland, wogegen Oestreich und Preußen neutral blieben. Die Türken waren im Felde glücklich, die lange Belagerung Silistrias durch die Russen war erfolglos, und die Russen zogen sich nach ihrer Niederlage im Juni allmählich ganz aus den Donaufürstenthümern zurück. Während die verbündeten Mächte in der Ostsee die Festung Bomarsund zerstörten und die Alands- inselu besetzten, hatten, sie in der Türkei viele Mühseligkeiten zu bestehen und erlitten durch Krankheiten große Verluste, bis endlich ihre Flotte nach der Halbinsel Krim segelte und Rußland im Süden angriff. Das verbündete Heer siegte an der Alma (20. Septbr.) und belagerte Sé- bastopol, Rußlands Hauptfestung und Kriegshasen auf der Krim, der das schwarze Meer beherrschte. Trotz der Siege von Balaklawa und Inkermann (5. Nov. 1854) konnten die Verbündeten Sébastopol noch nicht erobern, und unter unsäglichen Leiden und Entbehrungen durch Cholera, Typhus und nasses Wetter blieben die Engländer unv Franzosen den Winter über vor Sébastopol liegen. Nene Friedensuuterhandlungen zu Wien hatten wieder keinen Erfolg, als Kaiser Nicolaus I. (2. März 1855) starb und Alexander Ii. den russischen Thron bestieg. Während die Verbündeten in der Ostsee russische Festungen bombardirten, ohne viel auszurichten, entbrannte aus der Krim durch den neuen französischen Feldherrn Pelissier, der aus Canrobert folgte, der Kampf mit größerer Heftigkeit. Er besetzte die Einfahrt ins asowsche Meer, ward aber nach einem vorläufigen Sieg am 18. Juni vor Sébastopol am Mala- kofsthurme geschlagen. Im August siegte er an der Tscheruaja, und endlich am 8. Sept, siel der Malakosfthurm nach einem heftigen Sturm in die Hände der Verbündeten. Damit war die Eroberung Sebastopols entschieden, und der Friede zu Paris (30. März 1856) beendigte den Krieg. Rußland verzichtete auf seine besondere Schutzherrschaft über diê Christen in der Türkei, deren Freiheit von allen Mächten gewähr- leistet wurde, sowie auf sein Schutzrecht über die Donaufürstenthümer, wogegen es Sébastopol und den südlichen Theil der Krim zurückerhielt; das schwarze Meer ward für neutral und die Donauschiffahrt für frei erklärt.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 288

1876 - Mainz : Kunze
288 Dritte Periode der neueren Geschichte. läge im ^imi allmählich ganz aus den Donaufürstenthümern zurück. Während die verbündeten Mächte in der Ostsee die Festung Bomarsund zerstörten und die Alandsinseln besetzten, hatten sie in der Türkei viele Mühseligkeiten zu bestehen und erlitten durch Krankheiten große Verluste, bis endlich ihre Flotte nach der Halbinsel Krim segelte und Rußland im Süden angriss. Das verbündete Heer siegte an der Alma (20. Septbr.) und belagerte Sebastopol, Rußlands Haupt-sestung und Kriegshafen aus der Krim, der das schwarze Meer beherrschte. Trotz der Siege von Balaklawa und Jnkermann (5. Nov. 1854) konnten die Verbündeten Sebastopol noch nicht erobern, und unter unsäglichen Leiden und Entbehrungen durch Cholera, Typhus und nasses Wetter blieben die Engländer und Franzosen den Winter über vor der Festung liegen. Neue Friedensunterhandlungen zu Wien hatten wieder keinen Erfolg; da starb Kaiser Nikolaus I. (2. März 1855) und Alexander Ii. bestieg den russischen Thron. Während die Verbündeten in der Ostsee russische Festungen bombardierten ohne viel auszurichten, entbrannte auf der Krim durch den neuen französischen Feldherrn Pelissier, der auf Canrobert folgte, der Kampf mit größerer Heftigkeit. Er besetzte die Einfahrt ins afowfche Meer, ward aber nach einem vorläufigen Sieg am 18. Juni vor Sebastopol am Mala-koffthurme geschlagen. Im August siegte er an der Tschernaja, und endlich am 8. Sept. fiel der Malakoffthurm nach einem heftigen Sturm in die Hände der Verbündeten. Damit war die Eroberung Sebastopols entschieden, und der Friede zu Paris (30. März 1856) beendigte den Krieg. Rußland verzichtete aus seine besondere Schutzherrschaft über die Christen in der Türkei, deren Freiheit von allen Mächten gewährleistet wurde, sowie auf sein Schutzrecht über die Donaufürstenthümer, wogegen es Sebastopol und den südlichen Theil der Krim zurückerhielt; das schwarze Meer ward für neutral und die Donauschiffahrt für frei erklärt. Das Recht, im schwarzen Meere eine Kriegsflotte zu halten, welches in demselben Friedensschlüsse den Russen aberkannt wurde, erlangten sie während des deutsch-französischen Krieges in der sogenannten Pontuseonferenz zu London wieder. Alexander fl. wandte nach dem Frieden seine Hauptsorge der inneren Wohlfahrt seines Reiches zu, und die Aushebung der Leibeigenschaft bekundete einen Hauptfortschritt. Die Gesangennehmung Schamyls endete den langjährigen Krieg gegen die Bergvölker im Kaukasus (1859), aber die Unzufriedenheit der Polen mit der russischen Herrschaft führte einen Aufstand hervor (1863), der nur durch vieles Blutvergießen gedämpft werden konnte.

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 194

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
194 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc. ihre barbarischen Gewohnheiten abthun; allein er richtete nicht viel aus, weil Gesittung nicht geboten werden kann, sondern nur als eine Frucht der Jahrhunderte reift. Peter selbst blieb Zeitlebens ein Barbar, der seine Minister eigenhändig durchprügelte, die Gesandten und Räthe betrunken machte und sich selbst lästerlich berauschte, seiner Wollust mit thierischer Schamlosigkeit stöhnte, das Leben anderer für nichts achtete und zu seinem Zeitvertreibe aufzuopfern geneigt war und bei den Hinrichtungen selbst Hand anlegte. Aber dieser Barbar war ein genialer Mann und hatte einen politischen Scharfblick, der ihn das nahe und ferne Ziel klar er- kennen und jeden Schritt abmessen ließ; bei seiner starken Willenskraft war er dennoch seiner Eroberungslust ganz mächtig und gab ihr nur in so weit nach als nothwendig war, um zu der Macht Rußlands und dessen künftiger Weltherrschaft die Fundamente und Grundmauern zu bauen. Als er die Negierung übernahm hatte das weitausgedehnte Ruß- land noch keine Küsten in seinem Besitze als die des Eismeeres mit dem Seehafen Archangel, welcher die Hälfte des Jahres durch Eis geschlossen ist, und die sibirische Küste bis Kamtschatka, bis wohin die Russen im Laufe des 17. Jahrhunderts vordrangen. Die Mündungen der andern russischen Flüsse waren in den Händen der Türken und Schweden. Ruß- land hatte noch keinen selbstständigen Handel, war also auch ein geldarmes Land. Peter erkannte, daß ohne Seehandel und Seemacht die Stärke eines Staates keine nachhaltige ist, darum suchte er an dem baltischen und asowischen Meere festen Fuß zu fassen, und fing mit den Türken Krieg an, als sie gerade an Prinz Eugen die neue Kriegskunst kennen lernten. Es gelang ihm mit den Schiffen, die er auf dem Don gebaut hatte, die türkische Flotte zu überfallen und zu schlagen; die Stadt Asow, von welcher die Palus Mäotis der Alten den heutigen Namen des aso- wischen Meeres trägt, fiel in seine Gewalt und wurde ihm von den Türken im Frieden von 1699 abgetreten. So öffnete Peter seinem Volke das bisher verschlossene Meer. Schweden von Gustav Ädotpli dis Kart Xii. (1631 — 1699). Seine Hauptanstrengung richtete Peter aber gegen Schweden, wel- ches das baltische Meer beherrschte, dessen Herrschaft er als die erste Bedingung der russischen Größe ansah. Gustav Adolf und die Erobe- rungen der schwedischen Feldherren im dreißigjährigen Kriege hatten das schwachbevölkerte und arme Schweden in den Rang der Großmächte vor- geschoben, und nur auf Schwedens Kosten konnte Rußland zunächst Einfluß auf Europa gewinnen. Auf Gustav Adolf folgte seine minderjährige Tochter Christine, für die während zwölf Jahren ein Reichsrath von fünf Mitgliedern,

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 374

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
374 Zeitalter der Revolution. Siebenundzwanzigstes Kapitel. Der russische Feldzug (1812). Nunmehr aber sollte der furchtbare Glücksumschwung beginnen, welcher in der ganzen Weltgeschichte seines Gleichen nicht hat. Spanien war noch immer nicht unterworfen; die Guerillas waren, wenn auch nicht zahlreicher, so doch gewandter und kühner geworden, der Herzog von Wellington aber hielt die französischen Marschälle im Schach und eroberte selbst einige Festungen. Zu dem spanisch-englischen Kriege, der die französischen Heere im äußersten Westen beschäftigte und aufrieb, kam 1812 ein Krieg mit Rußland, dem halbasiatischen Kaiserreiche. Der Kaiser von Rußland ward nach dem Wiener Frieden des Bundes mit Frankreich überdrüssig; einen andern Grund als den, daß Alerander neben Napo- leon und Rußland neben Frankreich eine ganz unansehnliche Nolle spielte, hatte Kaiser Alerander nicht, und seine Rolle hatte ihm bisher etwas eingetragen. Zwar erlitt der russische Handel durch das Kontinental- system einen empfindlichen Verlust, indem die Hauptausfuhren nach Eng- land, die des Leders, Hanfs und Talgs, aufgehört hatten; es war ferner eine Beleidigung gegen den russischen Kaiser, als Napoleon den Herzog von Oldenburg, Alexanders Vetter, seines Landes beraubte, obgleich der- selbe Rheinbundfürst war; aber dafür hätten sich Entschädigungen in Deutschland finden lassen, wenn die beiden Kaiser gewollt hätten. Die Ursache des großen Krieges war, wie gesagt, in letzter Reihe keine an- dere, als daß Rußland nicht länger zusehen wollte, wie Bonaparte vom Tajo bis zur Weichsel und von der Meerenge Siciliens bis zum Sunde in Europa schaltete, während Rußland nur am schwarzen Meere und an den finnischen Seen seine erobernde Thätigkeit versuchte, das Groß- herzogthum Warschau aber wie ein Keil gegen das Centrum der russischen Monarchie gerichtet war. Die Sprache der beiden Herrscher wurde immer gereizter. Ruß- land schloß Bündniß mit Schweden, dem Norwegen garantiert wurde, mit England und den spanischen Kortes (denn die spanische Königs- samilie befand sich auf französischem Boden), Napoleon aber bot die Streitkräfte Frankreichs und seiner Bundesgenossen auf. Seine eigenen Heere, aus Franzosen, Italienern, Holländern, Deutschen, den entführten Spaniern und Portugiesen bestehend, betrugen gewiß 300,000 Mann. Zu dieser unerhörten Masse stellten die Rheinbnndfürsten 100,000, Po- len 60,000, die Schweiz 12,000, Oesterreich 30,000, Preußen 20,000 Mann; diese zwei Mächte hatten besondere Verträge mit Napoleon ab- geschlossen, in welchen dieser ihnen eine Gebietsvergrößerung auf Kosten Rußlands zusagte. Im ganzen zogen mehr als eine halbe Million

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 412

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
412 Die Zeit von 1815 bis 1857. einmal von den Türken erlöst zu werden sprach sich in den Prophe- zeihungen aus, die unter dem Volke verbreitet waren und durch die sichtbar zunehmende Schwäche des osmanischen Reichs als bestätigt er- schienen. Die Kraft der Osmanen war durch Prinz Eugen in ihren Grundfesten erschüttert worden und wenn auch der Kaiser den von Eugen vorgezeichneten Weg, welcher an das schwarze Meer geführt hätte, verließ und den Türken seinerseits Erholung gewährte, so drängte Rußland seit Peter I. um so entschiedener gegen das schwarze Meer, das Pfand der Herrschaft über Kleinasien und die unteren Donauländer. Rußland rückte auf Kosten der Türkei au die Mündungen des Kuban, des Don, des Dnieper, Dniester, bis an den Pruth und die Donau vor, in Asien über den Kaukasus bis an den Phasis und Kur und stei- gerte durch jeden neuen Krieg die Schwäche der Pforte. Durch die Unterwerfung der Tataren in der Krim und nogaischen Steppe erlitt die türkische Militärmacht einen unheilbaren Schlag, indem sie jene leichte Reiterei verlor, welche bisher die Schwärme der russischen Ko- saken unschädlich gemacht hatte; auch das ehemals so gefürchtete Fuß- volk der Janitscharen zeigte sich der neuen Taktik und Bewaffnung, die Rußland durch deutsche Offiziere empfangen hatte, immer weniger ge- wachsen, und der Versuch, das türkische Heer nach christlichem Muster zu organisieren, kostete 1807 dem edlen Sultan Selim Ih. Thron und Leben. Sein Nachfolger Sultan Mahmud 11. verlor zwar im Frie- den von Bukarest au Rußland nur einen kleinen Landstrich, aber Rußland sorgte dafür, daß es über die Türkei eine Art von Oberhoheit behielt. Dies geschah durch die russische Schutzherrlichkeit über die der Türkei tributpflichtigen Donaufürstenthümer, besonders aber durch das im Frieden von Kutschuk Kainardsche (1774) gewonnene und in jedem späteren Friedensschlüsse bestätigte Recht des russischen Kaisers, kraft dessen er darüber wacht, daß die griechische Kirche in der Türkei in ihren Privilegien nicht beeinträchtigt werde. Dadurch erschien der russische Kaiser den Griechen als der natürliche Beschützer und künftige Erlöser, und er selbst hatte zu jeder Zeit, wann er es für gut fand, einen Anlaß, der Türkei einen neuen Stoß zu geben; wie sollte es näm- lich bei dem rohen Fanatismus der Türken jemals an Gewaltthätigkeiten gegen die Griechen fehlen? Rußland hatte in seinen Kriegen gegen die Türken noch jedesmal die Griechen gegen die Türken aufgerufen, 1770 sogar die peloponuesischen, jedesmal aber im Frieden die Griechen den Tür- ken thatsächlich preisgegeben; die barbarische Rache derselben machte sie den Griechen nur um so verhaßter und diese vergaßen darüber, daß Rußland sie verlassen hatte, und hofften um so mehr von der Zukunft, auf welche sie von den russischen Agenten vertröstet wurden; auch ermangelte der russische Hof niemals, den Griechen Zeichen seiner Sympathie zu geben

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 441

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 441 der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825 die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord- westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord- amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge- schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor- den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über- haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker- baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf, Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer), beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un- mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen- tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu- gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi- schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son- dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver- schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß- land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt, keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale- rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.), er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni- versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen, aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis- sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö- sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 28

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nnn für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln ver- stummten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die Religion des Landesherrn die Landesreligion sein müsse.' Dies erfuhren die Leute des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre entschieden, weil sie dadurch des Klosters Jnterlachen und ihrer Leistungen an dasselbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster auf- hob, aber jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekom- men war, wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die Unterwaldner zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von Bern abgeschickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf die Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium" als bei den alten Abgaben ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri, Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai- sers, dem Könige Ferdinand, daher dieses Bündniß das ferdinan- dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank- reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege aus; da jedoch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh, daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver- brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft- lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied; denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so wenig als irgendwo Rede. Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg; Zwingli wich nämlich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß" zu donnern und Zwinglis Lehre eine durch-, ver-, über- und eingeteufelte zu nennen. Der erste Religionskrieg. Schlacht bei Lappet (11. C)kt. 1531). Der Kappel er Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte, war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft- lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
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