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d. Der Augsburger Religionsfriede mit dem ius 1555
reformandi in Bezug auf die römisch-katholische und Augsburgifche
Confession, dem Auswandrungsrecht widerstrebender Unterthanen
und dem protestantischer Seits nicht anerkannten reservatum
ecclesiasticum, geschlossen unter dem Widerstand und Widerspruch
Roms.
Karl V, früh gealtert und verzweifelnd an dem Gelingen
seines politischen und kirchlichen Lebensplanes, tritt der Reihe nach
seine verschiedenen Gebiete ab: 1554 Neapel und Mailand, 1555
die Niederlande, 1556 Spanien mit den amerikanischen Neben-
ländern an seinen Sohn Philipp Ii. Die deutsche Krone erhielt
Ferdinand I 1558, (schon 1531 zum römischen König gewählt).
Karls Lebensabend und Tod im Kloster St. Just in Estremadura,
si 21. September 1558.
6. Innere Bekämpfung des Protestantismus.
Während der äußere Kampf zwischen der katholischen Kirche
und der Reformation ruhte, wird der innere principielle Gegen-
satz geschärft durch den Jesuitenorden und die Beschlüsse
des Tridentinums.
a. Das Concil von Trient (1545-—1563), dort eröffnet, 1545-iss?
dann nach Bologna verlegt, 1548 entlassen, von 1551—52 wieder
in Trient (auch protestantische Abgesandte dabei), dann erst An-
fang 1562 wieder dahin berufen durch Pins Iv (ohne Prote-
stanten). Die Abstimmung geschah nicht nach Nationen, sondern
nach Köpfen. Allmähliche, bedingte oder unbedingte Annahme der
Beschlüsse in Italien, Portugal, Polen, Spanien und den spanischen
Niederlanden, vom Kaiser, von Frankreich blos nach der dogma-
tischen Seite.
d. Entstehung des Jesuitenordens.
Don Jnigo (Ignatius) Lopez de Recalde von Loyola (Name des Familien-
schlosses) ans spanischem Landadel um das Jahr 1191 geboren, zeichnet sich im
Kriegsdienst gegen die empörten spanischen Städte aus. Bei der Vertheidignng
von Pampclona gegen die Franzosen schwer verwundet, aus dem Krankenlager
mit dem Leben Christi und der Heiligen beschäftigt, entsagte er dann aller welt-
lichen Ritterschaft; strenge Büßungen, Wallfahrt nach Rom und Venedig, nach
Jerusalem 1523. Sein Plan, als Missionar unter den Mohamedancrn anf-
zutreten, durch die Franziskaner vereitelt. Hcimgekehrt ergab er sich wissen-152?
schaftlichen Studien auf den Universitäten Alcala, Salnmanca, Paris (seit 1529).
Verbindung mit gleichgesinnten Freunden (worunter der Navarrese Franz Xaver).
Ihre Absicht als Missionare nach dem heil. Lande zu gehen, durch den Türken-
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I Ferdinand Karls Lopez_de_Recalde_von_Loyola Pampclona Franz_Xaver) Franz
Extrahierte Ortsnamen: Roms Neapel Mailand Niederlande Spanien Karls Estremadura Bologna Italien Portugal Polen Spanien Frankreich Christi Rom Venedig Jerusalem Salnmanca Paris
46
Bisthümer Halberstadt, Minden, Camin (in Pommern) als
Fürstenthümer, die Anwartschaft aus Magdeburg als Herzogthum
(erledigt 1680), — der Verlust Vorpommerns, der Keim zu dem
nun sich entwickelnden Gegensatz Brandenburgs gegen Schweden,
die durch ganz Deutschland zerstreute Lage der Brandenburgischen
Territorien — denn seit 1618 besaß er auch das Herzogthum
Preußen als polnisches Lehen •— ein Wegweiser seiner Politik! —
b. Kirchliche: Der 1. Januar 1624 als Norm für den
Besitzstand der beiden Confessionen im Reiche festgesetzt; dadurch
das ins reformandi gebunden, das reservatum ecclesiasticum
aufgehoben; der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auf die
Reformierten ausgedehnt. Kirchliche Angelegenheiten sollen in den
Reichscollegien ferner nicht durch Stimmenmehrheit entschieden
werden.
B. 3tt Bezug auf das Ausland.
a. Schweden erhält Vorpommern mit Rügen, einen Theil
von Hinterpommern, die Stiftslande von Bremen und Verden
(auf der Ostseite der Weser) als Herzog- und Fürstenthümer, die
Stadt Wismar mit der Reichsstandschast. Es beherrschte die
Mündungen der Oder, Elbe, Weser, damit den ganzen Norden
Deutschlands.
b. Frankreich erhielt die österreichische Landgrafschaft Elsaß,
Breisach (auf der rechten Rheinseite, bei Freiburg), das Besatzungs-
recht von Philippsburg und behielt Metz, Toul, Verdun. Es
war bis zum Oberrhein vorgedrungen; Deutschland stand ihm
hier offen. Alle diese Gebiete besaß es nicht als Reichslehen;
doch fortwährend eine französische Gesandtschaft am deutschen
Reichstage.
Tiefer Fall des Vaterlandes in jeder Hinsicht; in seinem
äußeren und inneren Leben gebrochen, in politischer Macht und
materiellem Wohlstand, in Religion, Sitte, Sprache, Geistes-
bildung, Achtung nach Außen — ein Zustand der Erniedrigung,
der ein Jahrhundert lang, bis zu Friedrichs Ii Zeitalter andauert.
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Halberstadt Minden Pommern Magdeburg Brandenburgs Schweden Deutschland Hinterpommern Bremen Wismar Deutschlands Frankreich Breisach Freiburg Philippsburg Verdun Deutschland Friedrichs
16
schüft (Zünfte) gegen den Rath, die Gefchlechter und die Geistlich-
keit. An der Spitze des Widerstandes gegen die kirchliche Reform
unter den Städten stand Köln, besonders seit 1529.
n24 —1525 6. Der Bauernkrieg: Die Gährung im Bauernstand
namentlich des südwestlichen Deutschlands, veranlaßt durch schweren
Druck, wird'genührt durch den vertriebenen Ulrich von Würtemberg
und die nach der Schweiz geflohenen Ritter. Mit der Abart der
Schwarmgeisterei der Zwickauer, Thomas Münzers (früher in
Alstädt im Thüringschen) und Karlstadts (aus Wittenberg nach
Orlamünde gegangen, dann in Franken und Schwaben) in Ver-
bindung getreten, verstärkt sie sich durch den Anschluß vieler, zunächst
und zumeist kleinerer Städte und bricht im Sommer 1524 längs der
Schweizergrenze vom Schwarzwald bis an den Bodensee in offenem
Aufruhr aus.
a. Der südwest deutsche Schauplatz der Bewegung in Schwa-
den, Elsaß und Lothringen, Baiern, Tirol, Salzburg bis gegen
Wien hin, im Rheingau bis zum Niederrhein und nach Westfalen;
die 12 Artikel zum größeren Theil politisch-socialen Inhalts, doch
mit Berufung auf das @t)aitc[e'iuuu, Nöthigung des Adels, ja ein-
zelner Reichsfürsten zur Unterschrift. Hanptführer: Hans Müller
von Bulgenbach, Georg Metzler von Ballenburg, Wendel Hipler,
Florian Geier; dann, etwa auf 1 Monat, an der Spitze deroden-
wälder Bauern Götz von Berlichingen. Concentrierung der ein-
zelnen Züge vor Würzburg zur Eroberung der Feste Frauen-
berg. Radicale Reformpläne, auf eine abstracte Einheit des
Reichs hinauslaufend, tauchen auf. Luthers heftige Erklärung
gegen die Banernrevolution. Niederlagen der Bauern, namentlich
1525be§ Odenwälder Haufens bei Königshofen a. d. Tauber durch
die Truppen des Schwäbische:: Bundes unter Graf Truchseß-
Waldburg, des Bischofs von Würzburg und der Kurfürsten von
Trier und der Pfalz, zum Theil grausame Unterdrückung und
Züchtigung.
ß. Der Thüringische, wo die religiöse Schwärmerei über-
wiegt. Thomas Münzer in Mühlhausen; theokratisches Regiment,
Sturm auf umliegende Klöster. Der Landgraf von Hessen, der
Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzöge von Braunschweig-
1525wolfenbüttel und Sachsen Sieger bei Frankenhausen; Münzer
hingerichtet.
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19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
32
b. Die nemeischen Spiele, bei Nemea in Argolis dem
Zeus zu Ehren alle zwei Jahre gefeiert.
6. Die isth mischen bei Korinth alle zw ei Jahre zu Ehren
des Poseidon.
d. Die pythischen in alter Zeit von 8 zu 8, seit 586
alle 4 Jahre in Delphi zu Ehren des Apollon. Ursprünglich
auch musische, seit 586 ritterliche und gymnische Wettspiele.
Der Wechsel der Verfassnngsformen läßt sich am klarsten an
der Geschichte Athens erkennen, während Sparta wesentlich in
den einmal angenomnienen Formen beharrte. Beide Städte ge-
langen zu ihrer Bedeutung zunächst durch die politische Ei-
nigung (Centralisation) ihrer Landschaft, ein Fortschritt,
der in Athen am besten glückte. Aber auch anderwärts regt sich
in dieser Periode das mehr oder minder gelingende Streben,
durch Einigung der Landschaft unter einem Hauptort ein poli-
tisches Ganzes herzustellen, so in Argolis und Böotien.
Die griechischen Verfassnngsformen {nolivttai) wechseln mit
einer gewissen Gesetz- und Regelmäßigkeit, so daß man von einer
Periode des Königthums, der Adelsherrschaft, der Volksherrschaft
reden könnte. Doch finden sich diese Formen nicht blos nach-
einander, sondern auch nebeneinander in den verschiedenen
Staaten, im buntesten Wechsel in den Kolonien.
Schema der griechischen Verfassungen nach Aristoteles
1) Das althellenische heroische Königthum (s. oben
S. 22) ist auch im Anfang dieser ersten Periode die herrschende
Staatsform, mit kriegerischem Charakter, nur wenig beschränkt,
doch immerhin weit entfernt von orientalischer Despotie. Mit
dem Erbrecht mußte sich persönliche Tüchtigkeit, überlegene Helden-
kraft verbinden.
Iv. Aelteste Verfassungen.
(Pol. Iii, 4, 7)
Grundformen
Ausartungen {nuqty.ßdaeiß)
1. /uovuq/ja oder ßuoixtiu,
2. Uqunohqaxiu,
3. noxithu (Kòrjf.ioy.oaria)
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39
Elegien. Niederlage der Messenier in der dritten großen Schlacht
durch den Verrath des arkadischen Königs Aristokrates (von
Orchomenos). Zehnjähriger hartnäckiger Widerstand in der
Bergfeste Eira; Uebergabe durch Verrath; Aristomenes' Ver-
such, von Arkadien ans in Lakonien einzudringen, vereitelt. Sein
Asyl und Tod auf Rhodos. Massenhafte Auswanderung aus
Messenien (auch nach Rhegion), Verwandlung der übrigen Be-
wohner in Heloten, die als Knechte der Spartiaten das Land
bauten. Seitdem eine lange Leidensgeschichte des Volkes bis zu
erneuerten Verzweiflungskämpfen.
C. Spartas Hegemonie im Peloponnes.
Durch die geographische Natur des Landes gesichert, durch
die lykurgische Gesetzgebung innerlich gekräftigt, durch den Erfolg
der messenischen Kriege in den Besitz des größten Landgebiets
auf der Halbinsel gesetzt, sucht nun Sparta seinen politischen Ein-
fluß auch in den übrigen peloponnesischen Staaten herrschend zu
machen. So tritt an die Stelle völliger Unterwerfung der
letzteren (etwa seit 600) Schartas Hegemonie im Pelo-
ponnes. Nur zwei Staaten entzogen sich diesem Uebergewicht:
das in der klassischen Zeit ganz bedeutungslose A ch ai a und Argos.
Die Hafen- und städtereiche Landschaft Argolis erstreckt sich
halvinselartig und voll Inseln umgeben zwischen dem Argolischen
und Saronischen Buseil iu das Aegäische Meer. Daher von
den ältesten Zeiten ihr Zusammenhang mit dem Orient. In
der vvrdorischen Zeit der erste Staat des Peloponnes. Nach
der dorischen Wandrung wird die Stadt Argos, in dem frucht-
baren Kern des Landes, der Jnachosebene gelegen, an Mykenäs
Stelle der Hauptort von Argolis, erreichte aber nie die völlige
Beherrschung und Einigullg der nur spärlich mit Doriern be-
setzten Landschaft. Fortwährende Eifersucht gegen Sparta.
Die Glanzzeit der Stadt ist die Regierung des Tenktiben
Pheidvn im 7. Jahrhundert (nicht nach ändern Annahmen trt
der Mitte des achten), vorübergehendes Uebergewicht über Sparta.
In der Mitte des 6. Jahrhunderts Eroberung des lange strittigen
Grenzgebietes Kynuria durch die Spartaner. Entscheidende
Niederlage der Argeier bei Tiryns durch den Spartanerkönig
Kleomenes kurz vor dem ersten Perserkrieg (bald nach 520).
.Damit war die Macht von Argos gebrochen, es hielt sich fern
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Die ersten Jahrhunderte dieser Periode sind noch sehr dunkel,
halb mythisch, halb historisch; auch von der Olympiadenrechnung
an ist die Geschichtskunde noch lückenhaft und zweifelhaft. Haupt-
punkte der Entwicklung: Ausbildung eines hellenischen National-
charakters; die Colonisation, in der sich das reichste Leben und
Streben des Volkes entfaltet; das Städteleben und die Ver-
fassungen; Bildung von Bündnissen (ov^a/Jai); religiöse Ent-
wicklung ; die Anfänge der Literatur und Kunst.
I. Die Wllrrnvmldmmg.
Am Anfang der griechischen Geschichte liegen große Wan-
derungen und Bewegungen der Stämme, die sich in der Aus-
sendung von Kolonien fortsetzen und im Mutterlande die Folge
haben, daß durch das erobernde Vordringen und Emporkommen
des dorischen Stammes der Schwerpunkt der griechischen Ge-
schichte eine Zeit lang nach dem Süden, in den Peloponnes ver-
legt wird. —
Erst nachdem die wandernden Stämme zur Ruhe gekommen,
beginnt eine geregelte innere Entwicklung der einzelnen
Staaten. Aus den Wanderungen geht ein neugebornes Griechen-
land, mit neuen Stämmen, Staaten und Städten hervor. Das
Uebergewicht des Achäischen Stammes tritt ganz zurück, die
beiden hellenischen Großmächte, Sparta als die Vertreterin des
dorischen, Athen als die.hauptmacht des jonischen Stam-
mes treten hervor.
a. Thessalische Wandrung: Zug der (vielleicht durch
illyrische Barbaren gedrängten) Th essaler aus Thesprotien über
den Pindos in das Thalgebiet des Peneios, das nach ihnen be-
nannte Land, dessen frühere Bewohner theils in die Gebirge ge-
scheucht, theils zu Leibeignen (mveorcu) gemacht werden. Nach
langen Kämpfen werden die Thessaler Herren des Landes, ge-
langen übrigens nie zu eingreifender Bedeutung in der griechischen
Geschichte. Anfangs einzelne Fürstenthümer, dann Adelsherrfchaft,
auf dem Reiterdienst beruhend; das Land immer ohne Einheit.
Vergebliche Versuche, in Mittelgriechenland vorzudrmgen; Kämpfe
mit Böotern und Phokiern im 6. Jahrhundert.
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33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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I. Die Perscrkrikgk.
500—449 v. Chr.
Die Perserkriege geben dem ganzen späteren Leben der
Griechen einen Schatz edler nationaler Erinnerungen und lehren
sie ihren eigenthümlichen Werth als freie Bürger gegenüber den
Knechten eines Despoten kennen; in weltgeschichtlicher Beziehung
sind sie der erste große Zusammenstoß zwischen Orient und
Occident. Auf Seiten der Griechen die Einzelfreiheit, die städtische
Unabhängigkeit, der Bürgersinn und damit die Bedingungen eines
steten Fortschritts und die Wurzel der höheren menschlichen
Tugenden — auf Seiten der Perser die unfreie Masse, der
blinde Gehorsam, wobei die sittliche Freiheit des Einzelnen gegen-
über dem Belieben des gleichsam zum Gotte erhobenen Herrschers
verschwindet.
A. 3utö der persischen Vorgeschichte.
Die wichtigsten orientalischen Völker und Reiche nach geo-
graphischer Folge sind: die Aegypter mit ihrer Jahrtausende
alten eigenthümlichen Cultur; die wesentlich geschichtslosen nur
durch ihr Eingreifen in die Geschicke der benachbarten Cultur-
völker bemerkenswerthen Hirten- und Raubstämme der
arabischen und syrischen Wüste; das Volk Israel, das
auserwählte der Völker mit seinem Monotheismus und seiner
höchsten weltgeschichtlichen Stellung und Aufgabe; das Handels-
und Jndustrievolk der Phönikier mit ihren weitreichenden
Seefahrten und Colonisationen; die Syrer und die Stämme
Kleinasiens; ostwärts im Stromthal des Euphrat-Tigris, einem
ähnlichen Niederland wie Aegypten, die Babylonier; zwischen
dem armenischen Hochland und dem Plateau von Iran, westlich
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Extrahierte Ortsnamen: Occident Israel Kleinasiens