r
I5í Metzen zu Utrecht, zu Rastadt und Baden.
n.c.t.
1709. Niederlage bei Malplaquet zieht er die Fortsetzung des Kriegs
einem schimpflichen Nachgeben vor.
1711. Plötzliche Ministerial-Veränderung in England:
die Partei der Torys siegt gegen die der Whigs; Marlborough
sinkt in seinem Ansehen. Joseph stirbt, und sein Bruder folgt
als
1711. 13) Karl Vi. ; daher Friedensunterhandlungen zu
1713. Utrecht. Marlborough seiner Würde entsetzt. Frieden
zwischen England und Frankreich, zugleich mit Savoyen,
Portugal, Prcussen und Holland. Der Kaiser beleidigt, setzt
den Krieg allein fort; aber Eugen muß der französischen Ueber-
1714. macht weichen; daher durch ihn und Villar« der Frieden zu
Rasta dt und im Namen des Reichs zu Baden, dem auch
Spanien sich anschließt*).
Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekrieg wurde ge-
führt :
b) Der nordische Krieg, von 1700 bis 1721, Frie-
den zu Nystadt.
Karl Xii. folgt, fünfzehn Jahre alt, seinem Vater
Karl Xi. 1697 auf dem schwedischen Throne; bedroht von
den Verbündeten: August Ii., König von Polen, Christian V.
von Dänemark und dessen Nachfolger Friedrich I V., und
Zar Peter I. von Rußland**), schließt er sich an England
»') Der Kaiser erkennt Philipp von Spanien, der auf die fran-
zösische Krone Verzicht leistet, an, und erhalt die spanischen Niederlande,
Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; das Reich erhält Breisach,
Kehl und Freiburg zurück, Baiern und Köln werden restituirt. Eng-
land gewinnt: Anerkennung der protestantischen Erbfolge, die Hudsons-
länder, Neufundland, Neuschottland, Gibraltar, Minorka rc. Hol-
land: das Besatzuugsrechc in acht niederländischen Plätzen — Barrieren.
Savoyen: Sicilien als Königreich und die Zusicherung der einstigen
Nachfolge in Spanien rc. Preussen: Geldern und Beutel,»tel rc.
Rußland war frühe voü Scythen und Sarmaten, alsdann
von Slaven, Finnen, Tschnden, Chazaren, Petschenegen, Polowzern
und andern Nomadenvölkern bewohnt; vorherrschend wurden vorzüglich
int nördlichen (Kiew) gegen 862 die Waräger unter ihrem Fürsten
Rurik, und Wladimir, einer von seinen Nachfolgern, dehnt sein
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Joseph Karl_Vi Karl Marlborough Eugen Karl_Xii Karl Karl_Xi Karl August Christian_V.
von_Dänemark Friedrich_I_V. Friedrich Peter_I._von_Rußland** Philipp_von_Spanien Philipp Gibraltar
Extrahierte Ortsnamen: Baden England Utrecht England Frankreich Portugal Holland Baden Spanien Polen England Neapel Mailand Mantua Sardinien Breisach Kehl Freiburg Baiern Neufundland Neuschottland Sicilien Spanien Kiew
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
Napoleon-Äflifit.
169
Pforte, welche sich Aegypten wieder erobert; mit England zun.c.g.
Amiens (es behält von seinen Eroberungen nur Trinidad rc.). 1802.
Der französisch - russische Entschädigungsplan für das
Reich wird durch eine Reichsdeputation endlich angenommen. 1803.
Die bisherigen ein und fünfzig Reichsstädte werden auf sechs
eingeschränkt ( Augsburg, Lübeck, Nürnberg, Frankfurt, Bre-
men und Hamburg) und die geistlichen Länder vertheilt; nur
der Churfürst von Mainz bleibt als Reichserzkanzler und Pri-
mas von Deutschland rc.
Frankreich zeigt sich in seiner Ueberlegenheit immer des-
potischer. Verbot der Einfuhr aller englischen Erzeugnisse.
Buonaparte Präsident der cisalpinischen Republik. Holland
von französischen Truppen besetzt; die Schweiz entwaffnet,
und nach der Kriegserklärung Englands auch Hannover ein-
genommen. Buonaparte läßt den ihm verdächtigen Picliegru
im Gefängniß ermorden, Moreau, den Republikaner, nach
Amerika verweisen, den Herzog von Enghien zu Vincennes
erschießen, und zum erblichen Kaiser als Napoleon 1.1804.
erklärt ( von Pius Vii. gesalbt), verwandelt er die cisalpi-
nische Republik in ein Königreich Italien und ernennt
seinen Stiefsohn Engen Beauharnois zu seinem Vicekönig. 1805.
Daher durch Pitt die Verbindung Englands mit Rußland,
Oesterreich und Schweden gegen Frankreich. Prenssen neutral.
c) Dritter Krieg des Kaisers gegen Frankreich
(Napoleon) im Jahre 1805, bis zum Frieden zu
Preßburg.
Die Ocsterrer'cber werden unter Erzherzog Ferdinand und
Mack in Baiern von den über das neutrale Ausbach heran
kommenden Franzosen nach Ulm zurück gedrängt. Napoleon,
mit Baiern, Würtemberg und Baden verbunden, erzwingt,
nach den blutigen Gefechten bei Günzberg, Elchingen rc., die
Uebergabe Ulm's, geht über den Inn , nimmt Wien
(Linrat und Davon«* voraus), eilt über die Donau-Brücke
den Russen nach bis Brünn, siegt in der Schlacht bei
Austerlitz (Drei-Kaiser-Schlacht). Dec.
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Extrahierte Personennamen: Buonaparte Buonaparte Napoleon Napoleon Ferdinand Ferdinand Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Amiens Trinidad Augsburg Nürnberg Frankfurt Hamburg Mainz Deutschland Frankreich Englands Moreau Amerika Italien Englands Oesterreich Frankreich Frankreich Baiern Ulm Baiern Würtemberg Baden Günzberg Elchingen Wien Donau-Brücke
41
Geographisches Bild der Scandinavischen Halbinsel.
2. Schwedischer Krieg 1630 — 1632.
Aus Schwedens Vorgeschichte: Gustav Erichson
Wasa (1523—1560) hatte zugleich Schweden von der dänischen
Herrschaft befreit und somit die Calmarsche Union (von 1397)
gesprengt, seine Dynastie erblich gemacht (1544) und die lutherische
Reformation begründet. Seine Nachfolger eroberten zu dem
längst erworbenen Finnland Theile von Esth- und Livland.
Gustav Wasas Enkel Sigismund wird von Polen (seit 1572
völliges Wahlreich) 1587 zum König gewühlt, von Schweden
aber nach dem Tod seines Vaters, da er katholisch war, als
König nicht anerkannt, vielmehr sein Oheim Karl 1599 mit der
Regentschaft, ■— die sich 1604 in das Königthum verwandelte —
betraut. Im Kriege gegen Polen eroberte er auch die oben er-
wähnten, in Sigismunds Besitz gebliebenen Ostseelünder.
Ihm folgt sein Sohn Gustav Ii Adolf (1611—1632).
Gustav Adolf ist geboren 1594 zu Stockholm vou einer deutschen Mutter,
Prinzeß vou Holstein; früh reif und nt die Geschäfte eingeweiht, vielseitig ge-
bildet, Kenner der beiden alten Sprachen, im völligen Besitz von fünf neueren
(außer seiner Muttersprache des Deutschen, Holländischen, Französischen, Italie-
nischen) bekannt auch mit der russischen und polnischen. Sein Gegner, der Kar-
dinal Caraffa über ihn: Orwtavus rex cui parem Suecia nullum, Europa
paucos dedit.
Er erwarb von Rußland 1617 Jngermannland und Karelen,
später im Waffenstillstand von Altmark 1629 bedeutende 1629
Ostseeplätze von Preußen und Polen, das Wallenstein durch ein
Hülfscorps unter Arnim unterstützt hatte*) und Spanien durch
einen Seekrieg an der Schwedischen Küste unterstützen wollte.
Anfang der gemeinschaftlichen Politik Schwedens und
Frankreichs (unter Richelieu), das zwischen Polen und Schweden
vermittelt, um das letztere zum Kampfe gegen den Kaiser frei zu
machen und diesen dadurch voll Italien, (dem Mantuanischen Erb-
folgekrieg), und einem beabsichtigten Angriff gegen Frankreich ab-
zuziehen. -— Drei Hauptgründe bestimmten Gustav Adolf Zum
Eingreifen in den deutschen Krieg: das Interesse seiner Ver-
wandten, der damals lioch vertriebenen Herzoge von Mecklenburg;
sein Widerstand gegen des Kaisers Machterweiterung an der Ost-
see, die Gefährdung des deutschen und nordischen Protestantismus.
*) Die, c v ft e Hülfe sandte Ferdinand den Polen bereits 1627 unter dem
Herzog von Holstein.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Erichson
Wasa Gustav Gustav_Wasas Gustav Sigismund Karl Karl Sigismunds Gustav_Ii_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Caraffa Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Finnland Esth- Livland Polen Schweden Stockholm Holstein Holländischen Französischen Italie- Europa Altmark Polen Spanien Schwedischen Schwedens Frankreichs Polen Schweden Italien Frankreich Holstein
88
kommt. Der Herzog Franz Stephan von Lothringen wird
nach dem Aussterben der Medicäer (1737) Großherzog von
Toskana. Hierdurch wird die Rivalität Frankreichs und
Oesterreichs beseitigt.
4. Die Anerkennung der s. g. pragmatischen Sanc-
1713 tion von 1713, die bei fehlendem Mannsstawm den Töch-
tern des Kaisers die Erbfolge in den habsburgischen Läu-
dern sichern sollte, die Hauptfrage der österreichischen Politik
unter Karl Vi. Besonders durch des Prinzen Eugen
(ß 1736) Geschick und Friedrich Wilhelms I Mitwirkung
im Reiche (außer bei Baiern und Sachsen), sowie fast über-
all in Europa zur Anerkennung gebracht.
A. Friedrich d. Gr. bis zum siebenjährigen Kriege. 1740—1756.
Friedrich der Große führt in diesen Jahren Preußen zum
nächsten Ziel seiner Entwickelung, in den Kreis der europäischen
Großmächte ein.
Erster schslesischer Krieg 1740 — 1742.
Tod Kaiser K asr l s Vi, des letzten Habsburgers, am 20. Oct.
1740; seine älteste Tochter Maria Theresia, Gemahlin des Groß-
herzogs Franz öou Toskana, Universalerbin. Die Garantie der
pragmatischen Sanetion, von Preußen nur gegen die Zusage des
Besitzes von Berg übernommen, wirkungslos, da diese Bedingung
wegfiel. Berg als entlegeneres Land, das mit Frankreich zu
Collisionen führen mußte, weniger wünschenswert!). Die An-
sprüche auf Schlesien erwachen und werden durchgeführt. Fried-
richs Manifest im Dezember; Besitznahme des Landes binnen
Moltatsfrist, da Verhandlungen in Wien sich zerschlugen. Sieg
Friedrichs und des Feldmarschalls Schwerin über die Oester-
1741 reicher unter dem Grafen Neipperg bei Mollwitz (bei Brieg)
1741.
Friedrichs Schutz- und Trutzbündniß mit Baiern und Frank-
reich: Garantie der schlesischen Fürstenthümer nebst der Grafschaft
Glatz, Verzicht auf Jülich-Berg zu Gunsten Baierns.
Sieg Friedrichs über Karl von Lothringen (Schwager Maria
Theresias) bei Chotusitz (in der Nähe von Czaslau) irr Böhmen.
1742englische Vermittlung führt zum Breslauer (in Berlin voll-
zogenen) Frieden 1742: Nieder- und Ober-Schlesien nehst Glatz
mit voller Souverainetät — ca. 680 Q. M. und 1v» Millionen
Einwohner — fallen an Preußen.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Stephan_von_Lothringen Franz Karl_Vi Karl Eugen Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_öou_Toskana Franz Friedrichs Neipperg Friedrichs Friedrichs Karl_von_Lothringen_(Schwager_Maria
Theresias Karl Maria Theresias Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Toskana Frankreichs Oesterreichs Baiern Sachsen Europa Berg Frankreich Wien Friedrichs Schwerin Oester- Brieg Friedrichs Baiern Frank- Friedrichs Berlin
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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