Rußland, 35
In der Tat hat sich das Russische Reich allmählich unter ,
den vier Weltmächten der Erde nach seiner Größe den
zweiten, nach seiner Einwohnerzahl den dritten Platz <
errungen.
China ist ihm in der Zahl der Bewohner, das Britische Reich an räumlicher
Ausdehnung und an Volkszahl überlegen. Dagegen hat es vor dem Britischen \
Reiche die Geschlossenheit des Besitzes, vor China die engeren Beziehungen zur
abendländischen Kultur und die fortgeschrittenere Organisation seiner Macht-
mittel voraus.
Rußlands einheitliche Natur. Bodengestalt. Der Boden Rußlands ist
seit alter Zeit nur wenig bewegt worden und bildet daher bis zum Ural im
Osten ein ungeheures Tiefland, das nur „Landrücken" von sehr mäßiger
Erhebung durchziehen. Selbst die Kuppen derwaldaihöhe, welcher die größte
Erhebung der nordrussischen Landrücken angehört, erreichen nicht viel über 300 m.
Naturgemäße Folgen dieser Gleichartigkeit und Einförmigkeit der Landschaft sind
dieselben Züge im Kulturleben des Volkes. Das Denken und Fühlen bewegt
sich allenthalben in gleicher Richtung. Günstig dagegen war diese Gleich-
förmigkeit der Natur und Lebensweise den Wanderungen und der Ausbreitung
der Bevölkerung.
Zusammensetzung des Bodens. Seiner Zusammensetzung nach be-
steht der Boden fast ganz aus tafelartig lagernden Schichten. Nur im Süden,
im Gebiete des Donez und an den Schwellen des Dnjepr, tritt ein Granitzug
auf. Erze und besonders Edelmetalle fehlen dem osteuropäischen
Tieslande nahezu gänzlich. Steinkohlen finden sich um Moskau und
besonders am Donez. Das polnische, mit dem oberschlesischen zusammenhängende
Kohlengebiet liegt außerhalb des Osteuropäischen Tieflandes.
Den nordwestlichen Teil des Landes bis zu einer Linie, die allerdings mit
großen Einbuchtungen und Borsprüngen ungefähr von Kiew bis zu den Quellen
der Wytschegda (eines Quellflusses der Dwina) verläuft, bedecken, ähnlich wie im
Norddeutschen Tieflande, die Ablagerungen des großen skandinavischen
Inlandeises und seiner Schmelzwässer. Bald sind diese von mehr
lehmiger, bald von mehr sandiger oder kiesiger Beschaffenheit; dazwischen finden
sich zahlreiche Seen, Sümpfe und Moore. Die Verwitterungskrume ist meist
von grauer Farbe und sandig und heißt daher Bleisand.
Weiter südlich herrscht der Löß, der auf weiten Strecken stark mit Humus
vermischt ist, so daß er hier die berühmte Schwarzerde (Tschernosjöm) bildet,
welche die große Fruchtbarkeit dieser ganzen Zone verursacht. Gegen das
Schwarze Meer tritt wieder mehr gewöhnlicher Löß auf, und in der Kafpischen
Senke besteht der Boden aus Salzton und Flugsand.
Gewässer. Als Folge der Weiträumigkeit des Landes, in dem, abgesehen
von dem sehr trockenen südöstlichen Gebiete, fast überall Abstuß vorhanden ist,
ergibt sich die Größe der Flüsse und Flußgebiete. Die Wolga geht
an Größe allen Flüssen Europas voran; auch die anderen Flüsse, namentlich
die Dwina und der Dnjepr, übertreffen die übrigen europäischen Flüsse mit
Ausnahme der Donau an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem.
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Extrahierte Ortsnamen: Russische China Britische_Reich China Moskau Donez Kiew Europas Donau
38 Europa.
Bevölkerung. Von den 106 Mill. Einw, Rußlands sind ungefähr 84 Mill.
Russen (und zwar 56 Mill. Großrussen um Moskau, die eigentlichen Moskowiter,
22 Mill. Kleinrussen um das ältere Kiew, und fast 6 Mill. Weißrusseu im
Westen, ehemals unter litauischer Oberhoheit), somit rund 80 °/0 der ganzen
Bevölkerung - nur 20% gehören anderen Nationen an. Das russische Reich ist
hiernach zwar kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren
Masse des russischen Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast
gänzlich. Diese umfassen Poleu, Litauer, dann Deutsche (an 2 Mill.), Rumänen
und Griechen, ferner mongolische Stämme (Finnen im Norden), türkische Stämme
(Tataren, Kirgisen, Kalmücken, Baschkiren) im O. und So. — Zwischen den
oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in Bezug
auf Besitz und Bildung.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, nichtuuierten, orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in
dieser Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren 1/3 alles europäischen
Getreides liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen
trotz der schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft.
Ein Hauptgetreidelaud sind auch die sechs Ostseeproviuzen. Rußland gilt daher
als der erste Ackerbaustaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-,
Rüben- und Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland
nur im Süden, besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches
erstrecken sich ausgedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das
waldreichste Land Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich
noch auf niederer Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den
Steppen des Ostens und Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den
Ostseeprovinzen mit Sorgfalt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügel-
zu cht ab. Die Ausfuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in
vorderster Reihe (1906: 120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die
Fischerei, besonders in der Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert
Nordrußland reichliches Pelzwerk.
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt
Rußland in Europa eine wichtige Stelle ein. Es produziert unter allen Staaten
Europas das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber
auch die Haupthebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem
Reiche nicht.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (350000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kiew Europas Westrußland Europas Kaspischen_Meer Europa Europas Lodz Don-Donezbezirk Moskau Warschau Polens
Rußland. 39
einer lebhaften Wölb, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiefebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile einander
näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich
mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch
durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben-
meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer
und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den
Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen
und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer
als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede.
Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des
östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen mit Holz
erbauten Häuferu.
Die politische Haupstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1% Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür-
lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist
Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale
Hauptstadt, an der das Herz des Ruffen hängt, ist Moskau (über 1 Mill.
Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt
des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu
den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es
vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 320000 Einw. — Nach
St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten
Städte die Seehandelsplätze Riga mit fast 300000 Einw. und Odessa mit
450000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach
eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter
Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und
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40 Europa.
Griechen; infolge seines günstigen Hafens, der allerdings künstlich geschaffen
worden, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige
wichtigere Siedelungen sind im Westen Wilna, im Süden Charkow mit
großen Pferde- und Wollmärkten, in der Mitte Tula, bekannt durch seine
Eisenindustrien am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nischni-
Nowgorod, berühmt durch seine Messen; unfern und an der Wolga: Kasan,
eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein sehr wichtiger Getreideplatz, Astrachan
im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz
zwischen der Fluß- und Seeschiffahrt; im Mündungsgebiet des Don Rostow.
— In Polen: Lodz und Warschau (siehe S. 38).
Die Entwicklung Rußlands hindernde Momente. In geographischer Hin-
ficht sind es vor allen zwei Tatsachen, welche der wirtschaftlichen Entwicklung
hemmend im Wege stehen: der Norden des Reiches ist auf weite Strecken hin
unwirtlich und an der See hat Rußland nur einen beschränkten Anteil. Dazu
ist das Nördliche Eismeer nur wenige Monate dem Verkehr geöffnet, das Schwarze
Meer hat nur wenige gute Häfen und die Ostsee ist ein Binnenmeer. Es fehlen
daher die Stützpunkte an den Weltstraßen und die Hafenplätze am Ozean. Daher
die fortwährenden Vorstöße nach den südlichen offenen Meeren: dem Mittelmeer
und dem Persisch-Indischen Meer sowie nach dem Großen Ozean. Außer diesen
durch die Naturverhältnisse des Reiches gegebenen Mängeln übten aus den Fort-
schritt des Landes verschiedene andere Ursachen eine verzögernde Wirkung aus,
vor allem die Rückständigkeit der allgemeinen Volksbildung^), die Unehrlichkeit
und Bestechlichkeit des Beamtentums, die höchst reformbedürftigen sozialen Zustände
und die seitherige absolute Regierungsform. Ob die nene Regierungsform, die
sich äußerlich den abendländischen Mustern anschließt, zu voller Europäisierung
des Landes führen wird, ist abzuwarten. Einstweilen bildet dieses zahlreichste
kaukasische Volk immer uoch ein fremdartiges Element im europäischen Kulturleben
des 20. Jahrhunderts.
Rußland (Osteuropa) und Westeuropa. 1. Rußlands Bodengestalt ist
äußerst einfach: ein ungeheures Tiefland, während die Länder des westlichen
Europa teils bergig sind oder doch aus zerschuitteuen Tafelländern und Plateaus
bestehen und nur untergeordnete Tiefländer enthalten. 2. Die meisten Flüsse
Westeuropas bleiben an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem hinter
den russischen zurück. 3. Rußlands Klima hat vorherrschend kontinentalen
Charakter, Westeuropa hingegen ist infolge der größeren Nähe des Ozeans weit
geringeren Temperaturschwankungen unterworfen. 4. Die große Einförmigkeit
der Bodengestalt bedingt eine weit größere Gleichförmigkeit der Pflanzendecke
und der Bodenkulturen als in Westeuropa. 5. Während Westeuropa seine höhere
Kultur von Rom erhielt, mischen sich in der Bildung und Gesittung des rnssi-
schen Volkes griechisch-orientalische und tatarische Einflüsse (Einfall der Tataren
zu Anfang des 13. Jahrhunderts in das südrussische Steppenland). Nur die
westlichen Gebiete Rußlands und die höheren Schichten der Bevölkerung haben
x) Von den 130 Mill. Einw. des ganzen Russischen Reiches sind 99 Mill. des Lesens
und Schreibens unkundig.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Wilna Charkow Tula Wolga Kasan Saratow Astrachan Wolga Rostow Polen Lodz Warschau Ostsee Ozean Osteuropa Westeuropa Europa Westeuropas Westeuropa Westeuropa Westeuropa Rom
Die Alpen. 4 L
mehr ober minder westeuropäische Kultur angenommen. 6. Ebenfalls von Rom
empfing Westeuropa sein Christentum, Rußland dagegen von Byzanz. Diese
Verschiedenheit des Glaubens bildet auch heute noch eine starke Scheidewand
zwischen West- und Osteuropa; dazu kommt noch die große Verschiedenheit der
beiden Gebiete in Sprache und Schrift. 7. Im Gegensatz zu Westeuropa
herrschte in Rußland bis in die allerneneste Zeit die despotische Staatsform.
Im ganzen ist Rußland ein halb europäisches, halb bar-
barisches Land und der Name Halbasien bezeichnet wohl
am besten Natur und Kultur des Reiches.
Beziehungen Rußlands zu Deutschland. Rußland steht zu Deutschland nach
Natur und Geschichte in engster Beziehung. Die offene Grenze, das Meer, gemein-
same Flüsse (Weichsel und Memel), die Bodennatur und das wirtschaftliche Leben
weisen Rußland und Deutschland aufeinander hin. In letzterer Beziehung empfängt
Deutschland von Rußland vor allem Getreide, Holz, Hans, Flachs und Rohprodukte,
während Deutschland dorthin Jndustrieerzeugnisse ausführt. Auch die Geschichte zeigt
uns beide Mächte vielfach im Vereine und noch heute spielt das deutsche Element
auf allen Gebieten eine bedeutsame Rolle. 2 Millionen Deutsche leben auf russischem
Boden und neben dem Russischen ist nur das Deutsche als Verkehrssprache bis an
das äußerste Sibirien verbreitet. Alte Pflegestätten deutscher Kultur sind vor allem
die baltischen Provinzen Kurland, Livland, Estland, welche Deutsche kolonisiert und
christianisiert haben. Deutsche Kolonien finden sich ferner in Polen (400 000) und
den russischen Städten, vor allem in St. Petersburg, deutsche Ackerbaukolonien be-
sonders im Gouvernement St. Petersburg, an der mittleren Wolga (an 400000,
um Samara, Saratow und Sarepta), in Südrußland nördlich vom Schwarzen Meer
(72 Mill.) und in Kaukasien (an 60000, besonders um Tislis).
Z)ie Alpen.
Die Alpen sind das Hauptgebirge Europas.
Sie erstrecken sich in der Gestalt eines Füllhorns und in einer Länge von
1000 km vom Ligurischeu Meer bis zur Donau und dem Adriatischen Meere
und wachsen in der Breite von 150 km im Westen auf 300 km im Osten an.
In dieser gewaltigen Ausdehnung berühren sie Frankreich, Italien, die Schweiz,
das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn; die Schweiz und Österreich können
geradezu als Alpenstaaten bezeichnet werden, da die Hauptteile ihrer Länder-
massen diesem Hochgebirge angehören. Der Flächenraum des Gebirges (200000 qkm)
erreicht 2/5 des Deutschen Reiches.
Einteilung. Man gliedert die Alpen in zwei Hauptteile, die West- und
die Ostalpen. Die Grenze zwischen beiden verläuft vom Bodensee nach Süden
das Rheintal aufwärts über den Splügen zum Langenfee.
Die Westalpen.
1. Die Französisch-Jtalienischen Alpen.
m. f^e ^iehen vom Golf von Genua bis zum Montblancmassiv und erreichen in diesem
Gipfel (4800 m) die höchste Erhebung des ganzen Alpengebirges wie auch des ganzen
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Rom Westeuropa Byzanz Osteuropa Westeuropa Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Sibirien Kurland Livland Estland Polen Petersburg Petersburg Samara Saratow Sarepta Südrußland Kaukasien Europas Donau Adriatischen_Meere Frankreich Italien Rheintal Langenfee Genua
62 Zusammenfassende Überschau über Europa.
ruhige geschichtliche Entwicklung in Mitte der Großmächte sind die Hauptursachen
hiervon. Die Hauptausfuhrartikel sind Fabrikate, besonders Baumwoll- und Seiden-
wareu, Stickereien und Uhren, dann auch Schokolade und Milchprodukte. Den Haupt-
artteil an der Einfuhr haben Rohstoffe und Lebensmittel.
Durch sein reges Handels- und Verkehrsleben, seine muster-
gültige Landwirtschaft, seine schwungvoll betriebene Industrie,
endlich als Sit; einer hochentwickelten freien Volksbildung
zählt die Schweiz zu den hervorragendsten Kulturländern
Europas.
Staatliche Einteilung und Verfassung. Die Schweiz besteht ans 22 Republiken
oder Kantonen, welche zusammen die „Schweizerische Eidgenossenschaft"
bilden. Sie wird von dem erwählten Bundesrat und von der Versammlung der
Bundesabgeordueten der einzelnen Kantone regiert.
Beziehungen der Schweiz zu Deutschland, a) (Heistige Beziehungen. Die
geographische Lage der Schweiz zwischen Deutschland, Frankreich und Italien begünstigt
offenbar in hohem Maße auch die Entfaltung der geistigen Kultur; denn groß ist die
Zahl der Schweizer, die in der Geschichte der deutschen Wissenschaften und Künste
eine hervorragende Rolle spielen. Bon den Reformatoren ihres kirchlichen Lebens
abgesehen, gilt Pestalozzi als der Bater des modernen Erziehungs- und Unterrichts-
wesens; die Kunstkritiker B od m er und Breitin g er halfen die Blüte der deutschen
Literatur im 18. Jahrhundert vorbereiten, Hallers Alpen und Geßners Idyllen
bezeichnen einen Wendepunkt in der Dichtung ihrer Zeit und in den Dichtern Gott-
sried Keller und Konrad Ferdinand Meyer wie in dem Maler Arnold
Böcklin bewundern wir vollendete Meister moderner Dichtung und Kunst. Die
geistige Kultur der Schweiz ruht vorzüglich aus deutscher Grundlage.
I>) Wirtschaftliche und geschichtliche Beziehungen. Die Schweizer Grenze ist
gegen Deutschland hin offen; Rhein und Bodensee, natürliche Bindeglieder zwischen
der Schweiz uno Deutschland, begünstigen den Verkehr nach unserem Vaterlande in
hohem Maße. Mit Osterreich bildet die Schweiz das wichtigste Durchgangsland des
deutsch-mittelmeerischen Verkehrs. Gleich den Niederlanden ist die helvetische Republik
ein aus nur deutscheu Verhältnissen herausgewachsener Staat. Deutsch ist die weit-
aus vorherrschende Sprache, deutsch ist der Geist der schweizerischen Verfassung und,
wie der Ursprung der Schweiz, so liegt auch ihr politischer Mittelpunkt (Bern» auf
deutschem. Boden. Noch bis 1648 war die Schweiz ein Bestandteil des alten deutschen
Reiches.
Zusammenfassende Überschau über Europa.
(10 Mill. qkm, 400 Mill. Einw.j
Europa, der wichtigste aller Erdteile. Obwohl in physikalisch-
geographischer Beziehung nur eine Halbinsel Asiens, ist Europa gleichwohl durch
seine hohe Bedeutung für die Entwicklung menschlicher Kultur und Gesittung der
wichtigste aller Erdteile. Fast sämtliche Länder der Erde haben dessen
Einwirkung in irgend einer Weise erfahren, so daß man nicht mit Unrecht von
einer Europäisierung der ganzen Erde spricht. Insbesondere erscheint
das Europa der Gegenwart im Geistesleben der Menschheit wie im Wirt-
schaftsleben der Erde als das bedeutsamste Gebiet.
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Extrahierte Personennamen: Pestalozzi Konrad_Ferdinand_Meyer Konrad Ferdinand Arnold
Böcklin
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Deutschland Deutschland Frankreich Italien Deutschland Rhein Deutschland Niederlanden Schweiz Europa Europa Asiens Europa Europa
Das Kaiserreich Rußland. 39
bekanntlich der große Kurfürst Friedrich Wilhelm, welcher die Schweden bei
Fe hr bell in (1675) aufs Haupt schlug. Auch die Dänen verhielten sich dem
deutschen Volke gegenüber meist mißgünstig. Im 19. Jahrhundert hat jedoch
ihr herausforderndes Wesen die Deutschen aufgerüttelt und zur Weckung des
deutschen Nationalgefühls mächtig beigetragen. Seit den letzten Jahrzehnten be-
stehen infolge der gewaltigen Fortschritte der Seeschiffahrt und des allgemeinen
wirtschaftlichen Aufschwungs rege Verkehrsbeziehungen zwischen Deutschland und
den nordgermanischen Reichen. Auch auf geistigem Gebiete hat zu allen Zeiten
regster Austausch stattgesunden. Schweden ist z. B. die Heimat des Handfertig-
keitsnnterrichtes; ebenfo hat sich das Volkshochschulwesen in Schweden und Düne-
mark eher entwickelt als in Deutschland. Die Werke der norwegischen Dichter-
Ibsen und Björnson haben bei uns eine zweite Heimat gefunden.
Das Kaiserreich Rußland.
(Europäischer Besitz 5,4 Mill. qkm und 130 Mill. Einw., auf 1 qkm 24.
Gesamtbesitz 23 Mill. qkm und 160 Mill. Einw.)
Rußlands Weltmachtstellung. Das Osteuropäische Tiefland ist durch seine
Einförmigkeit und den Mangel trennender Erhebungen der Entwicklung eines ein-
heitlichen Großstaates günstig.
Daher hat sich das Russische Reich allmählich unter den
vier Riesenstaaten der Erde nach seiner Größe den
zweiten, nach seiner Einwohnerzahl den dritten Platz
errungen.
China ist ihm in der Zahl der Bewohner, das Britische Reich an räumlicher
Ausdehnung und an Volkszahl überlegen. Dagegen hat es vor dem Britischen
Reiche die Geschlossenheit des Besitzes, vor China die engeren Beziehungen zur
abendländischen Kultur und die fortgeschrittenere Organisation seiner Macht-
mittel voraus.
Rußlands einheitliche Natur. Bodengestalt. Der Boden Rußlands ist
seit alter Zeit nur wenig bewegt worden und bildet daher bis zum Ural im Osten
ein ungeheures Tiesland, das nur „Landrücken" von sehr mäßiger Erhebung
durchziehen. Selbst die Kuppen der Waldaihöhe, welcher die größte Erhebung
der nordrussischen Landrücken angehört, erreichen nicht viel über 300 m. Natur-
gemäße Folgen dieser Gleichartigkeit und Einförmigkeit der Landschaft sind die-
selben Züge im Kulturleben des Volkes. Das Denken und Fühlen be-
wegt sich allenthalben in gleicher Richtung. Günstig dagegen war diese Gleich-
förmigkeit der Natur und Lebensweise den Wanderungen und der Ausbreitung
der Bevölkerung.
Zusammensetzung des Bodens. Seiner Zusammensetzung nach besteht
der Boden fast ganz aus taselartig lagernden Schichten. Nur im Süden,
im Gebiete des Donjez und an den Schwellen des Dnjepr, tritt ein Granitzug
auf. Erze und besonders Edelmetalle fehlen dem osteuropäischen
Tieflande nahezu gänzlich. Steinkohlen sinden sich um Moskau und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Deutschland Schweden Deutschland China Britische_Reich China Donjez Moskau
42 Europa.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, sog. orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft. Rußland
gilt daher als der erste Ackerbaustaat Europas.
Ungemein groß ist im Norden des Landes der W a l d r e i ch t u m, weit ver-
breitet, namentlich in der südlichen Steppenzone, die Viehzucht, sehr ertragreich
die Fischerei (besonders in der Wolga und im Kaspischeu Meere, Kaviar).
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen- lind Leder-
industrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Hauptindustrie-
zentreu sind infolge der hier austretenden Kohlenlager Lodz (350000 Einw,,
darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk (mit Hüttenindustrie), ferner
Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und Moskau, Hauptsitz der
russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die alte Hauptstadt Polens und
drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz einer lebhasten Industrie.
Hauptstätten der Lederindustrie (Juchten und Sasian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, sast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe mit Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dn jepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bnnden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebensowohl
mit der nordrussischen Tiefebene, als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Haupt-
Produktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittel-
punkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrs-
Mitteln werden, was von großer Bedeutung ist, die so weit voneinander entfernten
Landesteile sich näher gerückt, und hebt sich auch der Handel Rußlands immer
mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit
Deutschland.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
sührt es Getreide, Flachs, Hans und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein,' nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Gennßartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultnr, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in
Polen und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche
Rußland; solche sind Grodno, Wilna, (180000 Einw.),Smolensk; dem ganzen
östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit
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Extrahierte Personennamen: Rußlands Produktionsbezirk_Rußlands Hans
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Europa Lodz Don-Donezbezirk Moskau Warschau Polens Moskau Kasan Kiew Petersburgs Moskau Deutschland Westeuropa Asien Polen Grodno Wilna
44 Europa.
Rußland (Osteuropa) und Westeuropa. 1. Rußlands Bodengestalt ist
äußerst einfach: ein ungeheures Tiefland, während die Länder des westlichen
Europa teils bergig sind oder doch aus zerschnittenen Tafelländern und Plateaus
bestehen und nur untergeordnete Tiefländer enthalten. 2. Die meisten Flüsse
Westeuropas bleiben an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem hinter
den russischen zurück. 3. Rußlands Klima hat vorherrschend kontinentalen
Charakter, Westeuropa hingegen ist infolge der größeren Nähe des Ozeans weit
geringeren Temperatnrfchwanknngen unterworfen. 4. Die große Einförmigkeit der
Bodengestalt bedingt eine weit größere Gleichförmigkeit der Pflanzendecke und der
Bodenkulturen als in Westeuropa. 5. Während Westeuropa seine höhere Knltnr
von Rom erhielt, mischen sich in der Bildung und Gesittung des russischen Volkes
griechisch-orientalische und tatarische Einflüsse (Einfall der Tataren zu Anfang
des 13. Jahrhunderts in das füdrussifche Steppenland). Nur die westlichen Ge-
biete Rußlands und die höheren Schichten der Bevölkerung haben mehr oder
minder westeuropäische Kultur angenommen. 6. Ebenfalls von Rom empfing
Westeuropa sein Christentum, Rußland dagegen von Byzanz. Diese Verschieden-
heit des Glaubens bildet auch heute noch eine starke Scheidewand zwischen West-
und Osteuropa; dazu kommt noch die große Verschiedenheit der beiden Gebiete
in Sprache und Schrift. 7. Im Gegensatz zu Westeuropa herrschte in Rußland
bis in die allerneueste Zeit die despotische Staatsform.
Im ganzen ist Rußland ein halb europäisches, halb bar-
barisches Land, und der Name Halbasien bezeichnet wohl
am besten Natur und Kultur des Reiches.
Beziehungen Rußlands zu Deutschland. Rußland steht zu Deutschland
nach Natur und Geschichte in engster Beziehung. Die offene Grenze, das Meer,
gemeinsame Flüsse (Weichsel und Memel), die Bodennatur und das wirtschaftliche
Leben weisen Rußland und Deutschland aufeinander hin. In letzterer Beziehung
empfängt Deutschland von Rußland vor allem Getreide, Holz, Hanf, Flachs und
Rohprodukte, während Deutschland dorthin gewerbliche Erzeugnisse ausführt. Auch
die Geschichte zeigt uns beide Mächte vielfach im Vereine, und uoch heute spielt
das deutsche Element auf allen Gebieten eine bedeutsame Rolle. 2 Millionen
Deutsche leben auf russischem Boden, und neben dem Russischen ist nur das Deutsche
als Verkehrssprache bis an das äußerste Sibirien verbreitet. Alte Pflegestätten
deutscher Kultur sind vor allem die baltischen Provinzen Kurland, Livland, Estland,
welche Deutsche kolonisiert und christianisiert haben. Deutsche Kolonien finden
sich ferner in Polen (400000) und den russischen Städten, vor allem in St. Peters-
bürg, deutsche Ackerbankolonien, besonders im Gonvernement St. Petersburg, an
der mittleren Wolga (au 400000, um Samara, Saratow und Sarepta), in
Südrußland nördlich vom Schwarzen Meer (% Mill.) und in Kaukasien (an
60000, besonders um Tiflis).
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Osteuropa Westeuropa Europa Westeuropas Westeuropa Westeuropa Westeuropa Rom Rom Westeuropa Byzanz Osteuropa Westeuropa Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Sibirien Kurland Livland Estland Polen Petersburg Samara Saratow Sarepta Südrußland Kaukasien Tiflis
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fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
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TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys