- 96 —
Sieben Fürsten und 15 Reichsstäude hatten die Protestatiou unterschrieben.
(In diesem Jahre, 1529, schrieb Luther auch seinen großen und kleinen Katechismus.
§. 5. Lwingli und Calvin.
Gleichzeitig mit Luther trat in der Schwei; der Prediger Huldrich Zwingli auf. 1484 zu Wildhausen geboren, studierte er in Wien, war Lehrer in Basel, dann Prediger in Glarus, später zu Maria Einsiedeln. In Zürich begann er gegen den Ablass und die Reliquienverehrung zu predigen (1518) und wies, trotz der ihm angebotenen Ehrenstellen, rücksichtslos auf die Misbränche in der Kirche hin.
1522 führte Zwingli eine Kirchenordnuug in Zürich ein. Er verwarf die Messe und den Cölibat und heiratete selbst 1524. Sehr bald näherten sich die Wittenberger und Schweizer Reformatoren einander durch Briefe. Weil aber Zwingli über das heilige Abendmahl anderer Meinung war als Luther, so entstand ein Streit zwischen beiden Reformatoren und ein Gespräch, vom Landgrafen Philipp von Hessen (1529) veranlasst, führte zu keiner Einigung. Doch wurde beschlossen, dass über die streitigen Punkte nicht weiter gepredigt oder geschrieben werden sollte. Allein Luther regte den Streit wieder an, und so blieb die Abendmahlslehre der Trennungspunkt zwischen beiden Parteien bis heute, wo in Preußen wenigstens die unterte Kirche entstand. Indes brach zuerst in der Schweiz ein Religionskrieg aus, da die katholischen (Jantone gegen die reformierten feindlich auftraten. Im Jahre 1531 kam es am 11. October bei Kappel zum Gefechte, worin der edle Zwingli, der mit der bewaffneten Bürgerschaft ausgezogen war, sein Leben verlor. Dessenungeachtet wurde die Reformation in der Schweiz durch andere Männer fortgesetzt, besonders durch Johann Calvin, einen Franzosen, welcher seiner freisinnigen Lehre wegen Frankreich verlassen musste und im Jahre 1536 zum Prediger und Lehrer der Hochschule in Genf berufen wurde. Er lehrte im Geiste Zwingli's, war aber nicht so mild und duldsam gegen Andersdenkende wie dieser. So billigte er z. B. die Verbrennung des spanischen Arztes Michael Ser Veto, der die Dreieinigkeit leuguete und deshalb von dem Genfer Rathe als Ketzer ver-urtheilt wurde. Die beiden Sozini verbreiteten Serveto's Lehre in Polen und stifteten die Secte der Soziniauer oder Unitarier, welche bis auf den heutigen Tag in Siebenbürgen fortbesteht.
Zwingli's und Calvins Anhänger wurden später die Reformierten genannt.
§. 6. Die Reformation in England und Skandinavien.
a. England. Seit 1509 regierte in England der König Heinrich Viii., ein grausamer, herrschsüchtiger Fürst. Derselbe schrieb anfangs gegen Luthe r ein Buch (die Vertheidigung der 7 Sakramente rc.), dafür erhielt er vom Papste in Rom den Titel eines Beschützers des Glaubens. Als aber der Papst seine-Ehescheidung von Katharina, seiner ersten Gemahlin, nicht erlauben wollte, trennte er sich von der römisch-katholischen Kirche und ließ sich vom Parlamente
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Calvin Huldrich_Zwingli Maria_Einsiedeln Maria Zwingli Philipp_von_Hessen Philipp Kappel Zwingli Johann_Calvin Johann Michael_Ser_Veto Calvins_Anhänger Heinrich_Viii Heinrich Luthe Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Wien Basel Glarus Zürich Frankreich Genf Polen Siebenbürgen England Skandinavien England England Rom
— 95 —
Luther verließ die Wartburg, ging uach Willenberg zurück und predigte gegen die Ruhestörer.
Die „evangelische Freiheit", welche Luther predigte, bezogen die bedrückten Bauern fälschlich auf ihre allerdings unglückliche äußere Lage, und so entbrannte 1524 der große Bauernkrieg, 1525 in Schwaben und am Rhein. (Klöster und Burgen wurden beraubt und zerstört.)
Luther sprach gegen „die mörderischen und räuberischen Bauern" in einer besonderen Schrift, und die Fürsten unterdrückten nach blutigen Kämpfen den Ausstand.
Auch in Thüringen entstanden Unruhen, angeregt durch deu schwärmerischen Wiedertäufer Thomas Münzer. Er suchte ein Reich aufzurichten, in dem Gütergemeinschaft herrschen sollte.
Er und sein Anhang (thüringische Bauern und Bürger) wurden bei Frankenhausen (1525) vernichtet.
Im Jahre 1534 tauchten die Wiedertäufer in Münster wieder auf, wo der Schneider Johann von Leyden sich zum König machte und mit seinem Gehilfen Knipperdolling den Bewohnern von Münster (die sich der neuen Lehre nicht anschließen wollten) Hab und Gut auf grausamste Weise wegnehmen ließ. Der Bischof von Münster eroberte aber nach langer Belagerung die Stadt, und Johann von Lehden und seine Freunde wurden hingerichtet.
§, 4. Weiterer Fortgang der Reformation in Deutschland.
Trotz dieser Ausschreitungen machte die Reformation doch sehr rasche Fortschritte.
Der Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen, Friedrichs des Weisen Nachfolger, führte die Reformation in seinem Lande ein; eben so der Landgraf Philipp von Hessen und der Markgraf Albrecht von B randenburg.
(Albrecht von Brandenburg, der letzte Hochmeister des deutschen Ritterordens, machte 1525 bei seinem Uebertritt zur lutherischen Lehre das Ordensland Preußen zu einem weltlichen Herzogthum.)
Bald nachher traten auch die Herzöge von Braun schweig und Mecklenburg sowie die Grasen von Anhalt zur neuen Lehre über.
Um die lutherische Lehre zu schützen, stifteten die genannten Fürsten und die Stadt Magbeburg im Jahre 1526 das Torgauer Bundniü.
In allen Länbern der übergetretenen Fürsten wurde der Gottesdienst nach lutherischer Weise eingeführt. Man verbreitete die Bibel unter dem Volke und hob die Klöster und das Cölibat auf.
«.Luther selbst hatte sich 1525 mit Katharina von Bora verheiratet.)
Auf dem Reichstage zuspeier (1529) würde die weitere Ausbreitung der evangelischen Lehre und jede Neuerung in den schon reformierten Ländern untersagt.
Dagegen protestierten die Anhänger der nenen Lehre und wurden nun Protestanten genannt.
(Obgleich der Kaiser die Protestativn nicht annahm, so riet dennoch Luther von einem Widerstände gegen das Reichsoberhaupt ab.)
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Willenberg Thomas_Münzer Schneider_Johann_von_Leyden Johann Johann_von_Lehden Johann Johann Friedrichs Philipp_von_Hessen Philipp Albrecht_von_B Albrecht Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Katharina_von_Bora
— 99 —
§. 9. Moritz von Sachsen. — Luther's Tod. — Der schmalkaldische Krieg.
Im Jahre 1545 wurde endlich ein Concilium nach Trient berufen. Da aber die Protestanten auf demselben nicht vertreten waren, so verweigerten sie demselben ihre Anerkennung. Nun beschloss Karl den Krieg gegen die Protestanten und verband sich deshalb mit dem lutherischen Herzoge Moritz von Sachsen, einem Vetter Johann Friedrichs, und versprach demselben Vergrößerung seiner Länder.
Als die Protestanten die Gefahr herannahen sahen, vereinigten sie ihre Heere, und hatten, trotz aller Hindernisse, bald 40,000 Mann schlagfertig, während der Kaiser seine Truppen noch aus den Niederlanden und Italien erwartete.
Gegen den Willen ihres Feldherrn, Echärtlin von Bnrtenbach, zögerten die Protestanten so lange bis der Kaiser seine Truppen zusammen hatte. Dieser eroberte viele süddeutsche protestantische Städte, welche ihre Unterwerfung mit großen Summen bezahlen mussten, zog durch Böhmen und vereinigte sich mit Moritz von Sachs en, der in Abwesenheit seines Vetters, Johann Friedrichs, dessen Land besetzt hatte.
Im Frühjahr 1547 drang plötzlich der Kaiser ins Kurfürstenthum Sachsen ein, ging, von einem Verrathet geführt, durch die Elbe, schlug den Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg, nahm denselben gefangen und verlieh das Kurfürstenthum an Moritz. Johann Friedrich aber, über den das Todesurtheil gesprochen war, musste mehrere Jahre als Gefangener dem kaiserlichen Hoflager folgen.
Seine Kinder erhielten von Moritz: Weimar, Jena, Eisenach und Gotha.
Auch der Landgraf Philipp von Hessen wurde vom Kaiser gefangen genommen.
Ehe dieser Krieg, der schmalkaldische genannt, begonnen hatte, war in seinem 63. Jahre, am 18. Februar 1546, Dr. Luther gestorben.
(Er war von Wittenberg nach Eis leben gegangen, um dort eine Streitigkeit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Seine Leiche brachte man unter großem Geleite nach Wittenberg, wo sie in der dasigen Schlosskirche beigesetzt wurde.)
§. 10. Kurfürst Moritz und der Kaiser.
Da die protestantische Stadt Magdeburg dem Kaiser noch widerstand, so wurde sie vom ihm in die Acht erklärt, Moritz von Sachsen sollte dieselbe vollziehen und belagerte die Stadt. Magdeburg vertheidigte sich heldenmütig, plötzlich hob jedoch Moritz die Belagernng auf, schloss ein Bündnis mit den protestantischen Fürsten und wandte sich nachtyrol gegen seinen früheren Verbündeten, den Kaiser, der nur mit Mühe und Noth ans Innsbruck entfliehen konnte. Darauf wurde am 31. Juli 1552 der Passau er Vertrag geschlossen, worin den Protestanten Religionsfreiheit und bürgerliche Rechtsgleichheit eingeräumt wurde. Die gefangenen Fürsten wurden in Freiheit gesetzt. Im Augsburger Religionsfrieden, 1555, wurde der Passauer Vertrag bestätigt.
7*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Karl Karl Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Moritz_von_Sachs Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_Friedrich_bei_Mühlberg Johann Friedrich Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Moritz_von_Sachsen Moritz
- 111 —
Albrecht Achilles (1470—1486) bte R^ierung. Dieser ritterliche Fürst gab das hohenzollernsche Hausgesetz, wonach die Mark ungetheilt an den nächsten Erben fallen sollte. Sein Sohn Johann Cicero (1486 —1499), ein gelehrter, sparsamer und gerechter Regent, kaufte die Herrschaft Zossen und beschloss die Grünbnng der Universität Frankfurt, bte aber erst 1505 eingeweiht würde. Der 15jährige Sohn Johanns, Joachim I. (1499—1535), war trotz seiner Jugenb von festem Willen. Er vernichtete das zu seiner Zeit wieber emporgekommene Raubwesen der Ritter. Unter feiner Regierung brach eine allgemeine Jnben Verfolgung in der Mark aus. Viele unglückliche Jnbeu würden hingerichtet und die anberen ausgewiesen. Der Reformation, die unter seiner Regierung anfing, war er selbst abholb, boch verschaffte seine fromme Gemahlin Elisabeth der Lehre Luthers in der Mark Eingang.
Im Jahre 1524 erbte Joachim die Grafschaft Ruppi n,
c. Gegen das Hausgesetz Albrechts hatte Joachim I. das Laub unter seine beiben Söhne getheilt. Joachim Ii.*, Hefter genannt, erhielt die Kurmark und Johann die Neumark. Beibe regierten von 1535—1571. Währenb Johann, gewöhnlich Mars-graf Haus von Küst r in genannt, schon bei seinem Regierungsantritt zur Lutherischen Lehre übertrat, suchte Joachim erst noch einmal durch eine Kirchenversamm-iung die firchlichen Misbräuche abzustellen. Als jeboch feine Bemühungen scheiterten, traten auch er und balb nach ihm die Einwohner des Landes zur protestantischen Kirche über. Wichtig für die Vergrößerung des Landes war der Vertrag von 1537 mit benherzögen von Liegnitz, wonach Liegnitz, Brieg und Ohlau nach bemaussterben der Herzöge an Brandenburg fallen sollten. Auch die Mitbelehnung über Preußen durch den König v. Polen war für die Folge von Bebeutnng.
Nach dem Tode beiber Marfgrafen würde das ganze Kurfürstenthum wieber vereinigt unter Joachims Sohne
d. Johann Georg (1571—1598). Derselbe war streng, orbimngsliebenb und' sparsam, weshalb sich unter ihm der Wohlstanb des Landes beträchtlich hob. Auch das Schulwesen förberte er, inbem er das Gymnasium zum grauen Kloster als Lanbes-schule einrichtete. Johann Georg war ein eifriger Lutheraner, aber zugleich auch unbnlb-sam gegen bte Kalvinisten. Unter seiner Regierung fanten die Herrschaften Beeskow und Storkow durch Kauf an Braubenburg.
e. Joachim Friedrich (1538—1608), war bemüht, basherzogthumpreußen, dessen Fürst blödsinnig war, in Besitz zu befommeu. Zu btesem Zwecke verband» er sich durch Heirat mit Polen, von dem Preußen ein Lehnsland war. Auch für höhere Bilbung sorgte er, inbem er zu Joachimsthal eine Fürstenschule gründete, die später nach Berlin verlegt würde.
f. Johann Sigismund (1608—1619) Unter der Regierung biefes aufgeklärten, willensfesten, oft nur zu heftigen Fürsten kam basherzogthumpreußen zubran-benburg als polnisches Lehen. Auch die Herrschaften Kleve, Mark und Ravensberg kamen durch Vertrag zu Brandenburg. Durch den Uebertritt des Kurfürsten zur reformierten Kirche erregte er den Unwillen eines großen Theiles der Bevölkerung. Wegen Krankheit übergab er feinern Sohne
g. Georg Wilhelm (1619—1640) die Regierung. Unter besten Regiment brach der 30|ährtge Krieg aus und brachte, ba der Kurfürst ein willensschwacher Mann war, großes Unglück über das Land. Besonders kam basselbe in schlimme Lage, als Georg Wilhelm sich nicht entschließen sonnte, mit Gustav Adolf v. Schweden in ein Bllnb-ttis zu treten. Freund und Feind verwüsteten das Kurfürstenthum. Großen Einfluss übte auf den Kurfürsten fein fatholischer Minister Schwarzenberg aus, welcher ihm beständig zuredete, ein Bündnis mit dem Kaiser und mit Polen zu schließen.
h. Das Herzoglhum Preußen. An der unteren Weichsel bis zum finnischen Meerbusen wohnten tm 12. Jahrh, die heidnischen Preußen, ein slavischer Stamm. Zu ihrer Bezwingung rief der Mönch Christian v. Oliva, beffen Bekehrungswerk bei ihnen gescheitert war, die Hülfe des beutfchen Ordens an. Der Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza, fanbte 1227 eine Anzahl Ritter unter Hermann Balk nach Preußen, benen balb ein größeres Kreuzheer nachfolgte. In fünfzigjährigem, blutigem Kampfe eroberte der Orden, mit den Schwertbrüdern vereinigt, das Land, in welchem er
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Johanns Johanns Joachim Albrechts Albrechts Joachim_I. Joachim_Ii Johann_die_Neumark Johann Johann Johann Joachim Joachims Johann_Georg_( Johann Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich_( Friedrich Johann_Sigismund_( Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Schwarzenberg Christian_v Hermann_von_Salza Hermann_Balk
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 56 -
lief) gleichmäßig geschichtet ist und daher in Steinbrüchen leicht aus-
gebeutet werden kann. Die großen Gebäude in Vraunschweig (Be-
hördenhaus, Finanzgebäude, Kirchen) sind vorzugsweise aus diesen
wertvollen Kalksteinen erbaut. Aber der Kalkstein verschluckt die
Niederschläge, und erst nahe am Rande treten die Quellen der Flüsse
zutage: 1. im Nordosten die von vielen Moorwiesen begleitete Schun-
ter, die zuerst östlich fließt, aber bei Frellstedt durch den Elz ge-
nötigt wird, nordwestlich zu ziehen (Süpplingen, Süpplingenburg), die
sich dann Braunschweig nähert (bei Querum), aber, nachdem sie drei
Seiten eines Vierecks beschrieben hat, unterhalb Braunschweigs (bei Gr.
Schwülper) in die Oker mündet- 2. im Westen die Wabe, die im
schönen Reitlingtal entspringt (hier finden sich auf den nördlichen und
südlichen Bergen alte Burganlagen), durch Lucklum und Riddagshausen
fließt und unterhalb Querums in die Schuntcr mündet- 3. südlich die
Altenau, die durch Schöppenstedt fließt und oberhalb Wolfenbüttels
mündet^ 4. Bäche des Ostelms führen ihr Wasser dem Großen Bruch
und somit dem Flußgebiet der Elbe zu. Der Elm ist mit herrlichen
Buchenwäldern bestanden: die Buche liebt kohlensauren Kalk.
Mitten im Waldgebirge liegt Langeleben, das zur Zeit des '
Herzogs Karl I. in seinem Jagdschlösse mehrmals die preußischen
Könige Friedrich Wilhelm I., des Herzogs Schwiegervater, und Frie-
drich Ii., seinen Schwager (s. S. 6), beherbergte, die zur Jagd nach
dem Elm gekommen waren. In der Nähe erinnert der Tetz eist ein
an die (unbegründete) Sage, hier habe ein Ritter von Hagen dem
Ablaßkrämer Tetzel den großen Geldkasten abgenommen, nachdem er
sich vorher einen Ablaßzettel für eine Sünde, welche er erst noch be-
gehen wollte, gekauft hatte.
2. Umgebung. Um den Fuß des über 20 km langen Elms
zieht ein Streifen der Keuperformation und lagern sich drei Städte und
25 Dörfer. Im Westen, am Ausgang des Reitlingtals, liegt Luck-
lum, einstmals eine Landkomturei des Deutschen Ritterordens, - wie
Süpplingenburg, jenseits des Elms, eine Komturei der Johanniter
war. (Komtur war der Befehlshaber eines Ordens.)
Südlich liegt Evessen mit einem 7 m hohen schön gerundeten,
Hoch oder Tumulus genannten Hügel, den eine alte prachtvolle be-
nagelte Linde krönt. Nach der Sage war ein Hüne (Riese) bei
Regenwetter vom Elm gekommen, und es war ihm soviel Erde am
Stiefel sitzen geblieben, daß er nicht weiter konnte. Da strich er den
Lehm von der Sohle ab, und das ist der Hügel von Evessen, in
welchem ein goldener Sarg stehen soll.
Seines Eulenspiegelhofes wegen ist Kneitlingen, oberhalb
Schöppenstedts, berühmt. Hier soll um das Jahr 1300 der lustige
Spaßmacher Eulenspiegel geboren sein, der in Mölln begraben liegt,
und an dessen Streiche auch der Eulenspiegelbrunnen in Vraunschweig er-
innert.
Der „Streiche" wegen war gleichfalls berühmt Schöppenstedt,
eine gewerbfleißige Stadt mit über 3000 Einwohnern (103 m hoch), in der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karl_I. Karl_I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Hagen Elms Eulenspiegel
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]