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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 79

1847 - Berlin : Reimer
79 Ausbeute an Gold, Platin, Silber und Edelsteinen gewährt. — Pflege der Bienen (Baschkiren) und Seidenraupen (Süd-Nußland). — Die auf Kosten des Landbau's künstlich belebte Industrie Rußlands ist vorzugsweise in der 3. Zone, namentlich in den Gouvernements Moskau, Wladimir, Kaluga und Tula heimisch, und liefert besonders Leder, Taue, Seife, auch Metallwaaren u. Gewebe aus Wolle, Baumwolle, Leinen, selbst aus Seide, aber diese Erzeugnisse, meist mittelmäßig und theuer, haben nur mit Hülfe der strengen Grenzsperre im Jn- lande und bei den asiatischen Nachbarn Absatz. — Wichtiger der durch die über- seeische und binncnländische Schifffahrt (aus den zahlreichen,'natürlichen und künstlichen Wasserstraßen) und die winterliche Schnecbahn begünstigte, zugleich aber durch strenge Zollgesetze re. beengte Handel, besonders der asiatische, dessen Stapelorte Tiflis, Orenburg, Kiachta re. geworden sind (Peking-Karawanen); — Pelzhandel (russisch- amerikanische Handelsgesellschaft); Menschenhandel im Kaukasus. — 11. Staatseinrichtung. Die Verfassung des kolossalen Reiches ist absolut monarchisch. Der nach dem Erstgeburtsrechte zum Thron gelangende Kaiser (Czar), der „Selbstherrscher aller Reußen", steht selbst an der Spitze der Staatsverwaltung, ihm zur Seite der Reichsrath, dirigirende Senat, dirigirende Synod und das Staats-Ministerium. Unter diesem Civil- und Militair-Gouverneure an der Spitze der Provinzial- Berwaltungen. In Polen ein Statthalter und Provinzial-Ständ e, de- nen indeß, nach dem organischen Statut, keine gesetzgebende Gewalt zusteht. Fast eben so bedeutungslos die finnischen Stände. — Das ursprünglich orienta- lische Gepräge des Staates (nur 2 Stände, leibeigene Knechte und Herren, diese ihrerseits dem Czar knechtisch unterthan) ist durch die Tendenz der Herrscher zur Europäisirung des Volks einigermaßen verwischt worden. Die willkürliche Ein- theilung der zahlreichen Beamtenwelt in 14 Rangklassen ersetzt nur unvollkom- men die fehlende organische Schichtung nach Ständen, und der Versuch den fast fehlenden Bürgerstand zu stärken (Ehrenbürger) soll noch Früchte tragen. Freie bäuerliche Grundbesitzer ebenfalls nur in geringer Zahl. — Desto stärker die un- terste Volksklasse, die der Leibeigenen, die große Mehrzahl der Landbauer (23—24 Mill.), d. i. — da die Bauern in Finnland, den Ostseeprovinzen, in Polen ic., und ebenso die Tataren- und die nomadischen Stämme (welche eigene Stammhäupter, besondere Berechtigungen, und zum Theil blos den Charakter von schutzverwandten Bundesgenossen haben) nicht leibeigen sind — die größere Hälfte des herrschenden russischen Volkes. Auf den Krön- und mehreren Privatgütern hat indeß die Leibeigenschaft aufgehört, und die Regierung begün- stigt die Aufhebung derselben, so wie die Ansiedelung freier Kolonisten. — Die Verwaltung ist in allen Zweigen fast militairisch organisirt, aber die Weite der Räume erschwert den Gang der Staatsmaschine, und begünstigt die Willkür der Beamten, die im Allgemeinen übel berufen sind. Sehr achtbar die Kriegs- macht und Kriegsverfassung: Rekrutirung der regulairen Landmacht vorzugsweise aus den leibeigenen und freien russischen Bauern — Dienstzeit von 15 Jahren — allgemeine Wehrpflichtigkeit der Kosacken sowie der nomadischen Stämme. — Die Weite der Räume und die Länge der Grenzen führen indeß nothwendig Kraftzersplitterung mit sich. Daher die Einrichtung der Militair-

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 87

1886 - Berlin : Hofmann
S 51. Ausbreitung der Reformation. — Luthers Tod. 87 wie z. B. die Unruhen der Wiedertäufer in Münster (Jan van Leyden, Krechting, Knipperd olling) vermochten dem Fortgange des Werkes nicht erheblich zu schaden. Ja, man sah sogar das merkwürdige Schauspiel, daß ein Erzbischof (Hermann von Köln) in seinem Sprengel die Reformation durchzuführen strebte. Der Kaiser, zu sehr beschäftigt mit seinen auswärtigen politischen Angelegenheiten, ließ der Reformation, gleich seinem als römischer König in Deutschland zurückgebliebenen Bruder Ferdinand, ziemlich freien Lauf; aber nur um, wenn er die Hände frei haben würde, sich der Zurückdränguug derselben nachdrücklicher zu widmen. Als er nun Franz I. in dem Frieden zu Crespy zur Ruhe gebracht hatte, wandte er sich der Ordnung der deutscheu Verhältnisse zu. Eine Einigung der Konfessionen, d. h. Unterdrückung der Protestanten, war ihm darum vor allen Dingen nötig, weil in den evangelischen Fürsten mit dem religiösen zugleich ein politischer Unabhängigkeitssinn ausgewachsen war. Die Protestanten waren nicht abgeneigt, sich einem allgemeinen Konzil zu unterwerfen, wenn dasselbe auf deutscher Erde (diesseits der Alpen) statthabe, wenn sie selbst Sitz und Stimme in demselben erhielten, und wenn endlich die Hl. Schrift bei den Beschlüssen als Richtschnur genommen werde. Als aber das Konzil nach Trient berufen wurde, d. h auf die welsche Seite der Alpen, und als man andere von ihnen gestellte Bedingungen auch nicht erfüllte, da weigerten sich die Protestanten, dasselbe anzuerkennen. Nun beschloß der Kaiser, mit Waffengewalt die widerstrebenden protestantischen Fürsten zu zwingen, ihm zu willen zu sein. So entstand der Schmalkaldische Krieg. Noch vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten wurde Luther durch den Tod abgerufen. Es blieb ihm erspart, den Religionskrieg zu erleben, an dessen Vermeidung er ein gut Teil seiner Lebensarbeit gesetzt hatte. Am 18. Februar 1546 starb er zu Eisleben, 1546 wo er sich befand, um einen Erbstreit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Bis an seinen Tod war er der Mittelpunkt der resormatorischen Bewegung geblieben. Während die erste Zeit seines Auftretens mehr dem Niederreißen überlebter Formen gewidmet gewesen, hat er in der Folge dem Aufbau der neuen Bekenntnisgemeinschaft obgelegen. Er suchte vor allem dahin zu wirken, daß in der Form von Landeskirchen sein Werk dem Drange des Katholizismus einerseits, der Gefahr des Sektenwesens andererseits widerstehen könne. In Wort und in Schriften, die

3. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 38

1912 - Berlin : Oldenbourg
38 Europa. Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (850000 Einw.), ist Sitz einer lebhasten Woll^, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der Ledersabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew. Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick- lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs- Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom- systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver- Kunden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso- wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Hauptproduktionsbezirk Runlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrsmitteln werden die fo weit voneinander entfernten Landesteile einander näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland. Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben- meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen, und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert. Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie namentlich den Tee. Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz erbauten Häusern. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür- lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Knltur, 450000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300(100 Einw. und Odessa mit 480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 18

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
is Erster Abschnitt. sich sogar über den Kanal, der die beiden ersten ku- rilischen Inseln trennt. — Unter allen genannten Thieren des östlichen Weltmeers ist keines wichtiger für den Handel, als die Seeotter, deren schönes Fell überall gesucht und in China sehr theuer bezahlt wird. Storch. kl. Die Hunde auf Kamtschatka. Eine Thiergattung, die zwar in allen Landern zu den Hausthieren gehört, aber nur in Rußland auf eine höchst sonderbare Art zum Nutzen und zur Bequemlichkeit der Menschen angewendet wird, sind die Hunde, von denen man fast bei allen Nomaden zahlreiche Heerden findet, und die besonders bei den Kamtschadalen, Ostjaken, östlichen Samojeden, Tungusen und bei einigen Stammen der Manschu- ren als Zug vie h gebraucht werden; eine Bestim- mung, die sie sogar unter den Russen in der Ir- kutskischen Stadthalterschaft haben, wo sie in eini- gen Gegenden die Stelle der Postpferde vertreten. Nirgends aber ist die Zucht dieser Thiere so wichtig und nothwendig, als in Kamtschatka, wo sie die einzige Gattung von zahmen einheimischen Thieren ausmachen, und wo inan ihrer eben so wenig ent- behren kann, als in andern Landern des Hornviehs, oder der Pferde. Die Kamtschatkischen Hunde sind in der Größe und Gestalt nur wenig von den großen russischen Bauerhunden verschieden; aber ihre Sit- ten haben sie durch die Art ihrer Erziehung, Nah- rung und Behandlung fast gänzlich geändert. Sie werdeir für die besten und dauerhaftesten Läufer un- ter allen sibirischen Hunden gehalten, und ihr Feuer ist so groß, daß sie sich oft im Ziehen die Glieder verrenken., und daß ihre Haare sich von der'hefti- gen Anstrengung, durch welche das Blut in die äußern Theile getrieben wird, röthlich färben. Sie besitzen so viel Kräfte, daß vier derselben, die man

5. Grundriß der neuern Geschichte - S. 138

1835 - Berlin : Trautwein
138 Iii. ^eriobe. Iii. 3eiiraunt. 1815—1834. na, ‘Parma uttb beni größten ‘ifjciic bei ^irdjenflaati aui; fd>on im 9)t&rj rücfteti xnbep auf 2ìnfud>en bei %rjogi ö|lerrcid)ifd)e Gruppen in 93tobcna ein, ber2luf|tattb tvurbe hier und in ‘Parma fcl)r balb unterbrüeft, und aud) die 3nfurgentcn im Äird)cn|taate mürben ned) vor 3i6lauf bcficlben flottati von den Ocfrerreid)ern gefd)lagett und jerflreut. 2(ud) in mehreren bcutfd/en 0taaten bctvirftc ober bcfd)leunigte der Einfluß der 3uli'9lcvcluticn den 2(uébrud) von Unruhen, tvcld)c ju Versilberungen in Vcrfaffung und Verwaltung führten. Unruhen in ©reiben und Üeipjig im 0ept. 1830 veranlagten, daß der Vruber bei .^6nigi von 0ad); fen, Soiapimilian, auf die i^ronfolgc ju (Muniteti feinei altern 0of)tti ^riebrid) Tiuguft verjid.ttete, daß biefer jum ^iitregentcn ernannt, im 0ept. 1831 citte nette Verfaflung eingefiìhrt und in $olgc berfelben aud) die 0taativertvaitung unigcfraltet tvurbe. Unruhen in Gaffel und attbern f>effifd?ett 0tabten um òiefclbe ?eit bewogen den ^urfütflen von Reffen feinem £anbc im 3«n. 1831 cine flanbifd)e Verfaflung ju geben, und im 0ept. ernannte er ’den iturprinjen jutit ‘Ddìitregenten und ubcrgal» if>tu einfltveilcn allein die Regierung, ©ic in Hannover im ^an. 1831 entflanbcnen Unruhen tvurben halb unterbrüeft, der Äöttig ernannte 1832 einen feiner ©rüber, den ^»erjog von Eambribge, juttt Vicefönige und gab beni lianbe 1833 eine neue Verfaflung. Q:in 2iufflanb ju ©raunfd)tveig im 0ept. 1830 bewirkte die Vertreibung bei Jjetv jogi föarl, fein ©ruber S5ßili)dm übernahm fogleid) die Verwab tung, und ttad) vorheriger ©eiflintmung bei ¿vónigi von Clnglanö trat er im ?(pr. 1831 die Regierung ali Jperjog an. 3” der 0d) tveij brad)en in vielen Kantonen im 0ept. 1830 Unruhen atti, tvc(d)c Einführung neuer Verfaflungen und die Trennung bei Cantoni ©nfel in jivei Cantone, ©afe(;0tabt und 95afcl/£anbfd)aft, bewirftett. ©ic in 97eufd)atc( aud> im 0cpt. beginttenben Uttru» hett würden fd)ott im ©ec. tvieber unterbrüeft. 2lntcrifa erfuhr im neunjehnten 3flhl'f)uni>crt eine große Umgejlaltung. ©ie vereinigten 0taatcn von 91orb< atnerifa blühten rafd) auf: ©evölferung, (Metverbfleiß und X?an; bei fliegen jufehenbi; die 3^hf der ‘Provittjett erhob fid) auf vierunbjtvanjig, bai (Mebict tvurbe vergrößert 1803 durch beit - „ftauf bei vott 0panien erfr att Sranfreidj überlaffencn fiouifta* tta’i uttb 1821 burd) den Äauf ^loriba’i vott 0panien. Einen atto Jjanbcl6eiferfud)t 1812 entflanbencn Ärieg mit Ettglanb, in

6. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 114

1835 - Berlin : Trautwein
114 Vierte Periode. 1273 —1492. (1458—1461), von der Billigung des Geschehenen abgehalten, er ließ sich sogar bewegen, in den wiener Concordaten 1448 die früher» Anmaßungen des pabstlichen Hofes anzuerkennen, bewirkte durch Aufkündigung des Geleits 1449 die Auflösung des Con- cils, und die frühere Stellung des Pabstthums schien hergestellt. Den Schweizern, welche, von Siegmund beauftragt, fast alle helvetischen Besitzungen des geächteten Herzogs Friedrichs erobert hatten, suchte Friedrich dieselben im Bunde mit Zürich, welches über die toggenburgische Erbschaft mit den Eidsgenossen zerfallen, und mit Frankreich wieder zu entreißen; allein die Züricher wur- den 1448 an der Sil besiegt, die hcldenmüthige Aufopferung ei- ner Schweizerschaar bei S. Jacob an der Dirs (1443) gegen das vom Dauphin herbeigeführte große Söldnerheer (Armagnacs) bewog diesen zum Frieden, und Friedrich mußte den Eidsgenos- scn 1449 förmlich ihre Eroberungen bestätigen. Durch den Tod des jungen Ladislaus (1457) und seines Bruders Albrecht's (1463) erwarb er zwar ganz Oesterreich; allein vergeblich strebte er nach dem Besitze der Königreiche des erstern, er mußte Georg Podie- brad in Böhmen und Matthias Corvinus in Ungarn als König anerkennen und wurde vom letzter» sogar 1485 aus Wien ver- trieben. Die Vermählung seines (1486 zum römischen Könige gewählten) Sohnes Maximilians mit Maria von Burgund be- reitete dagegen die Macht seines Hauses vor*). *) Durch die zum Theil unbedeutende Persönlichkeit der Kaiser und ihr eigensüchtiges Streben, die Kaiserwürde nur zur Begründung oder Vergröße- rung einer Hausmacht zu benutzen, nahm die schon begonnene Auslösung des Reiches in viele einzelne Gebiete, welche jetzt immer mehr zu Ganzen in sich vereinigt wurden, zu, und die Landeshoheit bildete sich ungeachtet der auch gegen sie gerichteten Vereinigungen des Adels und der Städte weiter aus. Die Reichstage beschäftigten sich, aber selten mit durchgreisendein Erfolge, mit der Abfassung von Reichsgesetzen, Anordnungen über die Reichsjustiz und die Siche- rung des Landfriedens und einer Reform der Kriegsverfassung. Wohlstand und Macht der Städte, in welchen in dieser Periode fast durchgehende die Hand- werker und Kaufleute Theil an der Regierung erhielten und deren Abgeordnete zuerst von Rudolf von Habsburg bisweilen, später gewöhnlich, aber stets nach Gutbefinden der Kaiser, zu den Reichstagen berufen wurden, stiegen bedeutend, und die Blülhe des deutschen Städtewesens zeigt sich theils in den Städwver- bindungen des südlichen Deutschland's, besonders aber in der Hanse. Bereits gegen '1460 umfaßte sie 52 Städte (unter diesen Hamburg, Lübeck, Brenlen, Riga, Königsberg, Magdeburg, Hannover, Braunschweig und Amsterdam), und die Zahl derselben stieg, die verbündeten ungerechnet, später bis gegen 80. Sie theilce sich erst in drei, dann in vier Quartiere: das wendische mit dem Haupt- orte Lübeck, das westphälische mit Cöln, das sächsische mit Braunschweig und

7. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 283

1877 - Berlin : Herbig
Deutschland, Reformation. 283 welchem der Kaiser seinen Bruder Ferdinand belehnt hatte. Dicsor sicht sich zu einem Vergleich gezwungen, in welchem er auf Wurtem- berg verzichtet, dafür aber von den Evangelischen als römischer König anerkannt wird. 1535. Karls Zug gegen Tunis (Seeräuber Chaireddin Barbarossa). Tunis erobert und alle Christensklaven befreit. 1536—1538. Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. um Mai- land, auf das König Franz, da Herzog Franz Ii. Sforza kinderlos gestorben war, seine Ansprüche erneuert. Neuer, fruchtloser Einfall Karls in die Provence, Franz fällt in Savoyen und Piemont ein, verbündet sich mit Soliman, der Ungarn bedrängt und durch seine Flotte die Küste Italiens plündern lässt. Der Krieg wird beendet durch den 1538. Waffenstillstand zu Nizza, auf Grund dos Besitzstandes (eigentlich auf 10 Jahre geschlossen). Juli. Zusammenkunft Karls V. mit Franz I. in Aigues mortes. 1539—1540. Karl V. reist (um einen Aufruhr in Gent zu bekämpfen) durch Frankreich, wo er von Franz I. ausgezeichnet empfangen wird. — Gent wird mit dem Verlust seiner Privilegien bestraft. 1540. Der iesuiten-Orden, von Ignatius von Loyola (1534) ge- stiftet, vom Papst Paul 111. bestätigt, tritt der Aus- breitung dor Roformation mit Erfolg entgegen. 1541. Reformation in Genf durch Calvin (Jean Cauvin aus Noyon in Artois, geh. 1509, mit dem 18. Jahre katholischer Pfarrer, legt seine Stelle nieder, studirt die Rechte in Orleans und Bourges, tritt 1532 in Paris als Reformator auf, findet Schutz bei Margarethe v. Navarra, Schwester von Franz I. Aus Frankreich ver- trieben, geht Calvin nach Basel, gibt 1535 die Institutio Christianae ‘religionis heraus, 1536—1538 in Genf, 1538—1541 in Strasburg, dann in Genf Haupt des Staates, f 1564). Von da verbreitet sich die Re- formation nach Frankreich und Schottland (John Knox, spr. nox). 1541. Karls unglücklicher Zug gegen Algier. 1542. Vertreibung des Herzogs Heinrich von Braunschweig- Wolfonbüttel durch den Schmalkaldischen Bund. 1542—1544. Vierter Krieg Karls V. gegen Franz 1, veranlasst durch die Belehnung von Karls Sohn Philipp mit Mailand. Als Vorwand dient, dass zwei von Franz I. an Soliman geschickte

8. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 422

1877 - Berlin : Herbig
422 Neuere Geschieht«, Vierte Periode. Mehemed Ali, Vicekönig von Aegypten, hatte in einem früheren, siegreichen Kriege (1881—1883) gegen seinen Oberherrn, den Sultan, Constantinopel bedroht, war aber durch die europäischen Mächte zum Frieden gezwungen worden und hatte sich begnügen müssen, Syrien als Lehen vorn Sultan zu nehmen. Der Versuch der Pforte, ihm (1839) Syrien wieder zu entreifsen, scheitert. Ibrahim, Sohn Mehemed Alis, besiegt die Türken bei Nisib am Euphrat. Die türkische Flotte kommt durch Verrath in die Hände des Vicekönigs von Aegypten. Im Vertrauen auf Frankreichs Hülfe verlangt Mehe- , med Ah von dem jungen Sultan Ahdul-Medjid (1839—1861) die erbliche Belehnung mit allen von ihm beherrschten Ländern. Um diesen Ansprüchen entgegen zu treten, schliefsen England (Lord Palmerston), Oesterreich, Breufsen und Iiussland, mit Ausschluss Frankreichs, 1840 einen Allianzvertrag, der einen Augenblick den Frieden Europas in Frage stellt. Allein nach dem Fall des Ministerium Thiers und nachdem im Oktober Guizot Ministerpräsi- dent geworden, fügt sich Frankreich und lässt den Vicekönig im Stich. Dieser wird durch das bewaffnete Einschreiten Englands und Oesterreichs in Syrien zum Nachgeben gezwungen und behält nur die erbliche Herrschaft über Aegypten unter Oberhoheit der Pforte. 1840. Zweiter abenteuerlicher Streich des Prinzen Louis-Napo- leon. Er fährt von Margate (Grafschaft Kent) mit etwa 50 Anhängern nach Boulogne, wird dort von der National- garde gefangen, in Paris vor den Pairshof gestellt und zu lebens- länglicher Halt verurteilt. (Entkommt von Ham unter Namen und Kleidung eines Maurergesellen Badinguet 1847.) 1840. Die Ueberreste Napoleons I. (durch den Prinzen von Joinville, 15. Dec. dritten Sohn Ludwig Philipps, von St. Helena ge- bracht) werden im Dom der Invaliden in Paris feier- lich beigesetzt. 1846. Abschaltung der Korngesetze in England (Robert Peel). 1846. Tod Papst Gregors Xvi. Reformversucho seines Nach- folgers Pius Ix. (Mastai-Feretti). Berufung des vereinigten Landtags in Preußen. 1847. Sonderbundskrieg (gegen sieben katholische Kantone) in der Schweiz (Jesuiten). General Jjufour überwältigt rasch Freiburg und Luzern. Sonderbund aufgelöst.

9. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 423

1877 - Berlin : Herbig
Pariser Februarrevolution. 423 Umgestaltung der schweizerischen Eidgenossenschaft aus einem Staatenbunde souveräner Kantone in einen Bundesstaat. An Stelle der bisherigen Tagsatzung, in der abwechselnd Zürich, Bern und Luzern Vorort gewesen war, tritt der Bundesrath in Bern, be- stehend aus 1) Ständerath (Vertretung der einzelnen Kantonal- regierungen), 2) Nationalrath (Vertretung der ganzen schweizerischen Bevölkerung, nach Mafsgabe der Volkszahl gewählt). Einheitliches Militär-, Bost- und Münzwesen. In Frankreich in Folge der ganz unpopulären Leitung der ausivärtigen (Parteinahme für den Sonderbund, etc.) und der in- neren Politik (konservatives Ministerium Guizot, 1840—1848), bei Veranlassung des Widerstandes der Regierung gegen die liberale (aber auf dem Gebiet der Verfassung bleibende) lief'ormbewegung (Odilon Barrot), Ausbruch der 1848. Pariser Februarrevolution. 24. Febr. Strafsenkampf gegen die Truppen, welcher hauptsäch- lich geführt wird von den Mitgliedern der geheimen (socialistischen) Gesellschaften, unter Betheiligung eines Theils der mit der reaktionären Politik der Regierung unzufriedenen National- garde. Theilweiser Abfall der Truppen. Flucht des Königs Ludwig Philipp (f 1850) und seiner Familie nach England, lies Königs Thronentsagung zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, Sohnes des 1842 gestorbenen Herzogs von Orléans und der Prin- zessin Helene (von Mecklenburg), wird nicht beachtet, sondern zur unangenehmen Ueberraschung der pariser Bürgerschaft (bourgeoisie) die Republik proklamirt. Provisorische Regierung (Dupont de l'eure, Lamartine, Ledru Rollin, Marie, Crémicux, Arago, der ältere Garnier-Pagès). Der Socialist Louis Blanc tritt an die Spitze einer Arbeiterkommission (später Ministerium des Fortschritts genannt) behufs „Organisation der Arbeit“, bringt aber nichts Prak- tisches zu Stande. Berufung einer Nationalversammlung nach Paris, welche die Verfassung der neuen demokratischen Republik feststellen soll. Errichtung von kostspieligen Arbeiterbeschäftigungs- Anstalten (Ateliers nationaux) und damit Anerkennung des „Rechts auf Arbeit.“ Errichtung der Mobilgardc.

10. Deutsche Geschichte von der Reformation bis zu Friedrich dem Großen - S. 11

1901 - Berlin : Springer
11 nehmende Körperschwäche legte Karl V. im Jahre 1556 die Regierung nieder. Spanien mit seinen Kolonieen, Neapel, Mailand und die Niederlande kamen an seinen Sohn Philipp Ii., die Kaiserwürde an seinen Bruder Ferdinand, dem er die österreichischen Länder schon früher überlassen hatte. So teilte sich das Haus Habsburg in zwei Linien, eine spanische und eine österreichische. Karl zog sich gleich darauf in das spanische Kloster San Inste in Estremadura zurück, wo er im Jahre 1558 starb. 2. Die Zeit vor dem großen Kriege. Unter Kaiser Ferdinand I., 1556—1564, und unter seinem Sohne Maximilian Ii., 1564—1576, hatten sich die Protestanten nicht über Verfolgung zu beklagen. Aber sie selbst waren uneinig. Gleichzeitig mit Luther hatte nämlich Ulrich Zwingli zu Zürich in der Schweiz eine von Rom unabhängige Kirche begründet, die auch im südwestlichen Deutschland Wurzel faßte, jedoch in wichtigen Punkten von der Lehre Luthers abwich. Die Lehre Zwinglis wurde dann von dem Franzosen Johann Calvin in Genf umgebildet, und seine reformierte Lehre verbreitete sich namentlich in Frankreich, in den Niederlanden und in Schottland. Und nicht nur Lutheraner und Calvinisten lagen in Streit mit einander, sondern auch unter den Lutheranern selbst entstanden Parteien, die sich in Wort und Schrift mit Haß und Erbitterung bekämpften. Dieser Zwist hemmte die weitere Ausbreitung der Reformation; noch mehr aber schadete ihr der geistliche Orden der Jesuiten, der, von dem spanischen Edelmann Ignatius von Loyöla gestiftet und im Jahre 1540 vom Papste bestätigt, sich die Aufgabe setzte, den Protestantismus mit allen Mitteln zu bekämpfen, und in allen katholischen Staaten bald einen sehr großen Einfluß gewann. Von den Fürsten dieser Zeit war der mächtigste, Philipp Ii. von Spanien, ein entschiedener Vorkämpfer des Katholicismus; aber sein Versuch, den protestantischen Glauben und die Freiheiten der Niederlande zu unterdrücken, hatte den Abfall dieser blühenden Provinzen zur Folge. Als er spanische Truppen in das Land schickte und zur Bekämpfung der Ketzer die Inquisition einführte, die durch
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TM Hauptwörter (200)200

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