584
Die Zeit von 1815 bis 1857
Mehrzahl ihrer Mitbürger in Religion, Unterricht und Sitten meistern
wollte und dabei über Meineid und Verrath schrie, wenn man ihr nicht
alle Aemter in Händen ließ. Die schweizerischen Radikalen waren über
diese Niederlage furchtbar erbittert; unleugbar hatte sich die Mehrzahl
des Volkes im Wallis gegen den Radikalismus entschieden, aber nun
wurde das souveräne Volk, dem man sonst neben dem richtigsten Ver-
stände alle guten Eigenschaften des Herzens zuschrieb, mit einemmal als
eine Bestie tituliert, die sich von einigen Schlauköpfen und egoistischen
Schurken gegen die besten Freunde hetzen und dann wieder an Strick
und Halsband führen lasse. Auch wurde eine Verordnung des wallisi-
schen Großen Raths, die den protestantischen Ansaßen nur einen Privat-
gottesdienst gestattete, gegen den katholischen Klerus unermüdlich ausge-
beutet; daß damals die Verfassung des Kantons Zürich ausdrücklich die
evangelische Religion als Landesreligion bezeichnete, daß in Zürich so
wenig als in Schaffhausen, Bern, Genf u. s. w. ein Katholik Bürger
werden konnte; daß in Appenzell-Außerrhoden kein Bürger eine Katho-
likin heirathen durfte, und wenn auch alle Kinder protestantisch erzogen
würden; daß der Heidelberger Katechismus, in welchem die Katholiken
vermaledeite Abgötterer genannt werden, in Bern und andern protestan-
tischen Kantonen als Schulbuch fungierte, alles dies hatte natürlich nichts
zu bedeuten, wenn gegen römische Intoleranz gestürmt wurde. Die Er-
bitterung gegen den katholischen Klerus und besonders gegen die Jesui-
ten steigerte sich durch deren Sieg im Wallis (ihnen wurde die Nieder-
lage der Radikalen am Trient Schuld gegeben) um so mehr, als bereits
auch in der andern Schwei; die politische Parteiung die religiöse zur
Mitwirkung herbeigezogen hatte.
Solothurn revidiert seine Verfassung (1840).
Für den Kanton Solothurn lief mit 1840 die 10jährige Periode
ab, während welcher die 1831 in das Leben getretene Verfassung sich
erproben sollte; nach Verfluß dieser Zeit mußte sie einer Revision unter-
worfen werden, wenn der Große Rath mit absoluter Stimmenmehrheit
sich für dieselbe entschied. Dies geschah und zwar ganz im Sinne des
Volks, weil dieses aus der Beamtenherrschaft („Herrschaft der Kapaci-
täten" von den Herren genannt) eine Demokratie machen wollte. Es
verlangte direkte Wahlen für die Großräthe, Verminderung der Beam-
tungen und Besoldungen, namentlich weniger Regierungs- und Appella-
tionsräthe; freie Wahl der Gemeindebeamten durch die Gemeinden, freie
Gemeindeverwaltung und Beschränkung des Aufsichtsrechts der Regie-
rung; Aufhebung der Sporteln und Taren der Gerichtspräsidenten und
Oberamtmänner; Aufhebung des Zwangs für die Gemeinden bei Bür-
geraufnahmen; endlich das allgemeine Veto. Außer diesen Forderungen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Czaarthuin Sibirien. Verfassung. Verwaltung. Eintheil. ».Orte. 671
3. Verfassung u. Verwaltung. Sibirien ist ein integrirender Be-
standtheil des russischen Reichs. Es wird mit demselben nach einerlei Ge-
setzen regiert und verwaltet. 2 General-Gouverneure. 10)
4. Eintheilung und Orte. — I. General gonvernement West-
sibirien. 56,170 Om. Ueber 2 Mill. E. — 1. Gouvernement T obols k. M)
42,000 Qm. l'/j Mill. E. i Tobolsk. 1587 von den Russen angelegt. 58°
12' 39" N. Br. 85° 58' 25" O. L. Ans der gewöhnlichen Heerstraße 445 M. von
St. Petersburg. Hauptstadt und Sitz des Generalgouverneurs von Westsibirien am
Jrtisch. 25,000 E. 23 griech. u. 1 luth. Kirche. 2 Kloster. 2 Moscheen. Theol.
Seminar. Gymnasium. Theater. Strafarbeitshäuser für Verwiesene. Buchdruckereien.
Justenfabriken. Lebhafter Handel. Hauptuiederlage des an die Krone zu liefernden
Pelzwerkes. Omsk. Stadt an der Mündung des Om in den Jrtisch. 12,000 E.
Viele Verbannte. Hauptfestung der gegen die Kirgisen errichteten^ Jrtischlinie. Sitz
des Militärkommandanten dieser Linie. Sitz des Hetmaus der sibirischen Kosackeu.
Lebhafter Handel mit den Kirgisen. Petropawlowsk. St. am Jschim. 4,000 E.
Hauptfestung der ischimschen Linie. Lebh. Handel mit den Kirgisen. Jschim. St.
am Jschim. 2,000 E. Tara. 1594 von den Russen angelegt. St.^ an der Mün-
dung der Tara in den Jrtisch. 5,000 E. Gewerbe. Handel. Turinsk- St. und
Festung au der Tura. 6,000 E. Pelzhaudel. Tjiumen. St. an der Mündung der
Tumenka in die Tura. 10,000 E. 10 Kirchen. 2 Klöster. 1 Moschee. Eomtoir
der amerikanischen Kompagnie. Gewerbe. Lebh. Handel nüt Bauholz, hölzernen
Häusern rc. Surgut- St. am Ob. 3,000 E. Viel Pelzthiere in der Umgegend.
Starke Fischerei. Beresow- 64° N.br. St. 3 M. oberhalb der Mündung der
Soswa in den Ob. 1,000 E. Meist Verwiesene, die sich hauptsächlich mit Jagd u.
Fischerei beschäftigen. Einer der härtesten Verbannungsörter. Hier hören Gerste, Rog-
gen u. Pferde auf. Hier lebten einst Fürst Menzikoff, Fürst Dolgorucki, Feldmarschall
Ostermaun u. a. als Verbannte. Obdorsk. Elendes Städtchen unter dem Polarkreis
Insten, Korallen, Spiegel n. Spiegelglas u. a. Dagegen wurden von den Chinesen
eingetauscht: 133,438 Kolli schwarzer Thee u. 41,406 Kolli Ziegelthee. Außerdem
sendet China noch: Seide u. Seidenstoffe, Nanking, Porzellan, Rhabarber, Farben,
Spielwaaren. Viel unbedeutender ist der Handel mit China über Zuruchaitu. c. Haupt-
niederlagen für den Pelzhandel der russisch-amerikanischen Kompagnie
sind Petropawlowsk u. Ochotsk. Ein Comptoir derselben ist in Irkutsk, ä. An die
Kirgisen u. die'tartar ei gibt Sibirien Pelzwerk, Salz u. Metalle ab «.empfängt
dafür Vieh, Früchte, Baumwolle, Tabak, Wollenzenge, Schals, Teppiche u. allerlei
Geräthe von Eisen. Hanptorte für diesen Verkehr: Jeniseisk, Tomsk, Buchtarminsk;
Cbiwa, Buchara, Kaschghar. — 3- Der Waarentransstvrt geschieht theils auf den
Flüssen und Seen, besonders ans dem Baikal-See, auf dem Dampfschiffe gehen,
theils zu Lande, vorzüglich auf Schlitten, wobei Pferde, Rennthiere u. Hunde als
Zugthiere gebraucht werden. Den Waarenzug durch Sibirien leiten größtentheils
Türken, die in verschiedenen Städten ansäßig sind.
°) Geistige Kultur- , Die sibirische Schulverwaltung zählt 3 Gymnasien,
21 Kreisschulcn u. 36 Pfarrschulen. Bergwerksschule zu Barnaul. Militärschule zu
Tobolsk. Gymnasialbibliotheken. Buchdruckereien zu Tobolsk.
,0) Verfassung u. Verwaltung. — 1. Unter dem Generalgouverneur von
Tobolsk stehen die Ci vilg ou verneu r e von Tobolsk u. Tomsk, unter dem General-
gouverneur Von Irkutsk die Civilgouverneure von Irkutsk, Jeniseisk u. Jakulsk,
unter Ha sen k o mm an da nt e n die besondern Verwaltungen von Ochotzk u. von Pe-
tropawlowsk._ Von den Civilgouverneuren sind die Kreisregierungen abhängig.
Das Bergwesen wird vom Bergkollegium zu Jekatarinenb urg beaufsichtigt.—
2. Die Nomaden- u. Jägervölker leben unter ihrer eigenen Aeltestenregierung
.slwer eigenen bürgerlichen Rechtspflege; doch wachen russische
Komissäre bei ihren Behörden über Handhabung der Ordnung. Nur die allge-
meinen Verhältnisse dieser Völker, wie Krieg, Frieden n. dgl., werden von den
Gouvernements geleitet. An diese zahlen diese Völker auch den Tribut sjassakst Die
Tsch u kt sch e n sind ganz unabhängig. — Z. Sibirien stellt wenig Rekruten, da
die Urvölker u. auch alle anderen Bewohner des nördlichen Theils keine Kriegsdienste
zu leisten haben. 250,000 Kosackeu unter eigenen Hetmaus bewachen die ischim'sche,
omskis che u. Jrtyschliuie gegen die Kirgisen u. die östliche sibirische Linie
gegen das chinesische Reich.
'st Die Hauptstädte der Gouvernements sind mit einem f bezeichnet.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]