Ssl
l;at ; so wirkte also die Reformation belebenv auf die katholische Kirche zurück
Im zweiten Jahre des Concils, 154ti den 18 Februar starb der alte Doktor
Luther, noch vor dem Ausbruche des Kriegs, den er immer zu vermeiden
gesucht hatte.
Der Schmalkaldische Krieg.
Auf dem Reichstage von Regensburg verlangte der Kaiser abermals,
daß die protestantischen Stände das Concil anerkennen sollten, aber sie wei-
gerten sich deß und mußteit es thun, wenn sie nicht wieder katholisch werden
wollten. Nun drohte der Kaiser, denn eine dauernde Trennung schien ihm
so unvernünftig als den Protestanten, welche ebenso bestimmt aus den Sieg
ihres Glaubens rechneten, und der Churfürst von Sachsen und der Landgraf
Philipp, welche auf die kaiserliche Ladung dem Reichstag anzuwohnen sich
weigerten, griffen den Kaiser mit 43,000 Mann in seinem verschanzten
Lager bei Ingolstadt an. Doch kanonirten sie nur aus der Ferne, der
Kaiser aber verstärkte sich, ächtete die beiden Fürsten als Ungehorsame,
nicht als Lutheraner, während der Herzog Moriz seinem Vetter, dem Chur-
fürsten, in das Land einfiel. Dieser Moriz war Protestant, hatte aber des
Kaisers ganzes Vertrauen gewonnen und trachtete nach dem Churhute. Doch
kehrte der Churfürst schnell zurück und verjagte seinen ungetreuen Vetter; aber
im folgenden Jahre drang der Kaiser aus Böhmen vor und besiegte und
fing den Churfürsten auf der Lochauer Heide. Auf die Drohung, den Ge-
fangenen enthaupten zu lassen, ergab sich auch die Festung Wittenberg und
Karl stand in der Schloßkirche am Grabe des Dr. Luther. Da rieth ihm
sein Feldherr, der spanische Herzog Alba, den Leichnam des Erzketzers aus-
graben und verbrennen zu lassen; aber Karl sprach: „Er steht vor einem
höheren Richter, ich führe mit den Lebenden Krieg nicht mit den Todten;"
ja er ließ nicht einmal den lutherischen Gottesdienst unterbrechen. Herzog
Moriz wurde nun Churfürst, der Churfürst Herzog und verlor an Moriz den
größten Theil seines Landes und blieb Gefangener. Auch den Landgrafen
Philipp von Hessen verließ sein brausender Much und er stellte sich dem
Kaiser als Gefangener und blieb es lange genug. Die protestantischen Städte
zahlten ungeheure Strafgelder und der Kaiser stellte in denselben die Ari-
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Extrahierte Personennamen: Luther Philipp Philipp Moriz Moriz_war_Protestant Karl Karl Karl Karl Moriz Moriz Philipp_von_Hessen Philipp
4s3
und zum Theil auf den vielen Inseln des stillen und südlichen Oceans, iu Au-
stralien so viele Kolonien angelegt hatten;, man darf wohl annehmen, daß sich
seit 1500 die Zahl der Seeschiffe verzehnfacht hat, in noch größerem Verhält-
nisse war aber auch die Zahl der Handelsleute gestiegen. Die seefahrenden Na-
tionen waren auf einander sehr eifersüchtig; England und Spanien führten des
Handels wegen große Kriege mit einander, indem die Spanier ihre vielen
Kolonien den Engländern gerne verschlossen hätten. Doch gewannen die Eng-
länder immer mehr die Oberhand; sie ließen durch Anfon von 1740 — 44 die
Erde umschiffen, eben so durch Cook, der diese große Reise zum Frommen des
Handels und der Wissenschaft dreimal unternahm (1768—71 , 1772—75 ,
1776—79). Die Fortschritte der mathematischen und physikalischen Wissen-
schaften nützten dem Seefahrer unendlich; er bekam eine Menge brauchbarer
Instrumente, mit denen er seinen Standpunkt aufsindet, Beobachtungen an-
stellt und Gefahren vermeidet; namentlich werden seit Cook die Seekarten mit
außerordentlicher Genauigkeit entworfen.
Die Europäer holten zwar so viel Kaffee, Zucker, Tabak, Gewürz,
Baumwolle u. s. w. aus den anderen Erdtheilen, daß man glauben möchte,
Europa sei wirklich tributbar geworden. Das ist aber nicht der Fall, denn
dafür brachten die Europäer so viele Erzeugnisse ihres Kunstfleißes in die Ferne,
daß der Ankauf jener Produkte mehr als ersetzt war, ohnedieß kamen auch die
reichen Kolonisten gewöhnlich wieder mit ihrem Gelde in ihre Heimath zurück.
Die Gewerbthätigkeit nahm in den meisten Ländern, besonders in England,
Frankreich und den Niederlanden zu; es kamen die Fabriken auf, besonders in
Baumwolle und Metall; auch bereits einzelne Maschinen, z. B. die Spinn-
maschine, selbst die Dampfmaschine, welche aber erst in unserer Zeit zum Herr-
scher der Welt geworden ist.
Der Ackerbau gewann sehr durch die Einführung der Kartoffel, die
Franz Drake aus Amerika brachte, von der man jetzt sagen kann, sie ist das
Manna für die Armen in Europa geworden; auch der Kleebau wurde in den
meisten deutschen Gegenden erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
eingeführt. Wie aber für die dringendsten Bedürfnisse durch diese Psianze gesorgt
wurde, so schlichen sich zwei künstliche ein, das Tabakrauchen, welchen Genuß
die gebildeten Europäer von den amerikanischen Wilden annahmen, und das
Branntweintnnkcn. Die Araber und das Mittelalter kannten den Alcohol
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Extrahierte Personennamen: Cook Cook Franz_Drake Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Europa England Frankreich Amerika Europa
344
der mit Luthern in Leipzig disputirt hatte, warf auch den Reformatoren
in Zürich und Basel den Handschuh hin ; Oecolampad (Hausschein) dis-
putirte 1526 in Baden im Aargau mehrere Tage mit ihm; wie immer
schrieben sich beide Theile den Sieg zu. Noch hatte sich Bern nicht ent-
schieden und beide Theile boten alles auf, diese Stadt sich zu erhalten oder
zu gewinnen, denn von ihr schien der Sieg des einen oder andern Glaubens
abzuhängen. Der Rath schwankte lange; die Worte des Konstanzischen Ge-
neralvikars Faber, „jetzt geht es an die Pfaffen und später an die Junker",
der Bauernkrieg in Deutschland und ähnliche Erscheinungen machten die
Rathsherrn, welche wie die Bürgerschaft der Reformation geneigt waren,
stutzig. Endlich schrieb auch der Rath von Bern eine öffentliche Disputation
aus und lud alle Gottesgelehrten dazu ein; sie dauerte lange und auch hier
waren die anwesenden katholischen Geistlichen (kein Bischof, keine namhaften
Gelehrten waren erschienen) nicht im Stande, die Lehren, Einrichtungen und
Gebräuche ihrer Kirche zu vertheidigen, so fremd waren die meisten in ihrer
eigenen Kirche geworden! Nun entschied sich die Stadt für die Reformation
und nun wurde auch in den eidgenössischen Gauen der Grundsatz aufge-
stellt: „die Landesherren sind auch die Religionshcrren" und die katholischen
und reformirten Vögte ließen den Unterthanen eben so wenig die freie
Wahl des Glaubens, als dieses von Herzogen und Fürsten in Deutschland
geschah. Die katholischen Stände Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug
verbanden sich mit einander und später mit dem Bruder des Kaisers, dem
König Ferdinand, daher dieses Bündniß dac Ferdinandische genannt wurde;
die reformirten Städte aber schlossen ein evangelisches Bündniß und suchten
ihren Rückhalt bei dem Könige von Frankreich. Dieß geschah 1528 ; im
gleichen Jahre enthaupteten die Züricher einen thurgauischen Katholiken,
welcher Schmähreden ausgestoßen hatte; und die Schwyzer fingen und ver-
brannten den Prediger Kaiser, der in ihrer Vogtei Gaster aufgetreten war.
Nun zog man aus zum Kriege, aber die Katholischen waren viel schwächer
und nicht gerüstet und froh, als Landammann Aebli von Glarus einen
Frieden vermittelte. Der Ferdinandische Brief wurde herausgegeben und ver-
brannt, und in den Gemeinden der Vogteien sollte das Handmehr über die
Religion entscheiden.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Aebli_von_Glarus
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Basel Baden Deutschland Bern Deutschland Schwyz Unterwalden Luzern Frankreich
-—»
414
Reichsrathe; da konnte das „Nein" (liberum veto) eines einzigen Edelmannes
jeden Beschluß ungültig machen; auch ging es oft stürmisch her und in Deutsch-
land wurde es sprüchwörtlich, zu sagen: es ist wie auf dem polnischen Reichs-
tage, d. h. man schreit, tobt, schlägt u. s. w. Zu diesen Nebeln kam noch
ein unseliger Kampf der Katholiken mit den Resormirten, welche in Polen
Dissidenten genannt wurden und gleiche Rechte mit den Katholiken ansprachen.
Als 1763 Augustin, von Sachsen starb, gewann die Kaiserin Katharina
durch Gold eine Partei, welche den Stanislaus Poniatowski, einen polnischen
Fürsten, zum Könige wählte. Dieser war ihr blind ergeben und diente als
Werkzeug ihrer Pläne. Gegen diesen Knecht auf dem Throne bildeten edle Po-
len , welche das kommende Verderben ahnten, einen Bund, den sie Konföde-
ration nannten. Ihnen gegenüber stellten sich die Dissidenten, und Katharina
schickte, wie sie sagte, zum Schutze derselben ein Heer nach Polen, welches
gegen die Konfüderirten mit unmenschlicher Grausamkeit wüthete. Kaiser Jo-
seph in Wien sah die Vergrößerung Rußlands mit Eifersucht und drohte sogar
mit Krieg, allein Friedrich d. Gr. brachte eine Vereinigung zu Stande. Die
drei Mächte verständigten sich, welches wohlgelegene Stück jede an sich reißen
dürfe, und sie verpflichteten sich auch zur gemeinschaftlichen Vertheidignng des
Raubes. So wurden 3000 szmcilen von Polen abgerissen und vertheilt, und
der Reichstag mußte die Abtretung unterzeichnen. Maria Theresia lebte noch
und eiferte sehr gegen diesen Gewaltstreich; aber das Alter hatte ihre Willens-
stärke gebrochen und sie mußte es geschehen lassen. Sie schrieb an den Minister
Kauniz: als ich von Feinden bedrängt war und nicht wußte, wo ich mich hin-
wenden sollte, da steifte ich mich auf mein gutes Recht und vertraute auf Gott."
Sie nannte die Theilung eine unchristliche That, die ihnen Schande bringen
werde vor allen Menschen; sie selbst getraue sich nicht mehr, sich irgendwo
sehen zu lassen. Ungeschminkt nannte sie die Theilung „gegen alle gesunde Ver-
nunft," fügte aber klagend bei, sie sei nicht mehr en vi§ueur und so willigte sie
seufzend ein, „in Angst, daß Gott diese Ungerechtigkeit schwer strafen werde."
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Extrahierte Personennamen: Katharina Stanislaus_Poniatowski Katharina Friedrich_d Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Kauniz
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Polen Sachsen Polen Wien Polen
473
in Volhynien die Flanken deckten; den ersten Widerstand leisteten die Russen
bei Smolensk, verbrannten aber die Stadt und zogen weiters, verfolgt von
der großen Armee, die bei dem andauernden Regcnwetter und dem Mangel an
Nahrungsmitteln viel zu leiden hatten. Endlich am 7. Sept. hielten die Rus-
sen bei dem Dorfe Borodino Stand, einige Meilen von ihrer heilig gehaltenen
Stadt Moskau, und lieferien zu deren Rettung die von Napoleon und seinen
Soldaten sehnlich gewünschte Schlacht. Sie war mörderisch, die Russen schlu-
gen sich heldenmüthig, mußten aber doch die mit 40,000 Leichen besäte Wahl-
statt dem Sieger überlassen und wandten sich südwärts nach Kaluga. Einige
Tage darauf sahen die Franzosen die große Stadt mit ihren tausend Kirchen
und Palästen, mehr asiatischen als europäischen Anblicks; sie zogen ein, die
Straßen wiederhallten von dem Hufschlag der Kriegsrosse, aber kein Mensch
ließ sich sehen; denn viele Einwohner, die vornehmen alle, waren ausgewan-
dert, die andern blieben in ihren Häusern. Wie froh waren die abgematteten,
ausgehungerten Soldaten, daß einmal der Ort der Ruhe und Erholung er-
reicht war! Aber bald erhob sich da und dort in den verschiedenen Quartieren
der Stadt eine Feucrsäule, und bald loderte an mehr als 40 Stellen der Brand
zu gleicher Zeit auf und auf einmal wurde es Napoleon und den Soldaten zu
ihrem Entsetzen klar: die Russen haben ihre Hauptstadt selbst angezündet! So
war es auch; der Statthalter Nostopschin hatte vor dem Einzug der Franzosen
die Feuerspritzen untauglich gemacht, in öffentlichen Gebäuden leicht ent-
zündbare Stoffe aufgehäuft und einige hundert Verbrecher aus den Gefängnis-
sen losgelassen, die nun an allen Enden und Ecken Brand legten. Bald war
die große Stadt nur ein Feuermeer, welches alles verzehrte; das ersehnte Ob-
dach, die ungeheuren Vorräthe an Kleid und Speise, deren die Solvaten so be-
dürftig waren. Von den Trümmern Moskaus unterhandelte Napoleon mit
Kaiser Alexander, der ihn eine Zeitlang hinhielt, aber endlich erklärte, von
keinem Frieden wissen zu wollen, so lang noch ein Franzose aus russischem
Boden stehe. So mußte sich Napoleon zum Rückzug entschließen, denn einen
Winterfeldzug gegen St. Petersburg konnte er mit seinem entblößten Heere
nicht wagen. Am 19. October wurde er angetreten und zum Abschied der
Kremlin, die alte Czarenburg, in die Luft gesprengt. Die große Armee zog
des Weges, den sie gekommen war, und hatte sic damals schon Mangel gelit^
ten, so fand sie jetzt vollends nichts mehr und es begann eine schreckliche Noch.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Nostopschin Napoleon Alexander Alexander Napoleon
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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