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1. Geschichte der Neuzeit - S. 96

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
96 Zur Erweiterung: Das Zeitalter Ludwigs Xiv. predigte man gegen den Kleider-, den Tanz- und andere Teufel. Die spanische Tracht mit dem Mhlsteinkragen wurde durch die franzsische Mode verdrngt; fr Erzeugnisse des A la Mode"=eschmads, fr des Frulein La Mode Lappen- und Kinderwerk" wanderte nach einer Berech-nung des Philosophen Leibniz alljhrlich ein Zehntel alles deutschen Einkommens nach Frankreich; mit franzsischen Brocken suchte man seiner Rede Glanz zu verleihen. Aber es erstanden auch Männer vornehmen und frstlichen Standes, die diese Auslnderei bekmpften: so die Fruchtbringende Gesellschaft, die auf die Reinhaltung der Sprache drang. 3. Ungeachtet der allgemeinen Not verpraten viele Fürsten die Einknfte ihres Landes in kostbaren Bauten, auf Maskenbllen und Reiher-beizen und wiegten sich in dem Gefhl ihrer Gttlichkeit, wie es Richelieu seinen König lehrte: sein Wollen sei das Vollbringen, wie bei Gott. 4. Doch besa Deutschland auch einige wahre Landesvter, die auf den Trmmern des niedergetretenen Vaterlandes ihre Staaten neu aufzubauen begannen. Kurfürst Karl Ludwig (Karllutz") von der Pfalz, der Sohn des Winterknigs, suchte durch Steuerfreiheit die geflchteten Landeskinder zur Rckkehr und zum Wiederaufbau ihrer Huser, Fremde zur Einwanderung anzulocken; durch Einbrgerung des Tabak- und des Kartoffelbaus bemhte er sich, die Landwirtschaft wieder eintrglich zu gestalten. Er grndete das zerstrte Mannheim neu und gewhrte seinen Bewohnern Zoll- und Eewerbefreiheit, sogar Glaubensfreiheit: fr den gemeinsamen Gottes-dienst der Lutherischen und Reformierten baute er die Konkordienkirche. Ja, er bemhte sich, den jdischen Philosophen Baruch Spinoza als Professor an die Heidelberger Universitt zu ziehen. Herzog Ernst von Gotha, Bernhards Bruder, fhrte noch während des Krieges eine strenge Kirchenzucht und den Schulzwang ein: man sagte, Herzog Ernsts Bauern seien frmmer und gelehrter als anderwrts die Edelleute. Der bedeutendste aber unter diesen Staatengrndern war der Kur-frst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. 5. Der Grohe Kurfürst. 1. Die vier Jahre, die der heranwachsende Kurprinz in Holland ver-lebte, waren grundlegend fr Preuens und Deutschlands Zukunft. In seiner frommen Gemahlin, der Oranierin Luise, der Dichterin des Kirchenliedes: Jesus meine Zuversicht", verehrt das deutsche Kaiserhaus seine Ahnfrau. In heiem Bemhen rang er bei den Friedensverhand-lungen mit Schweden um Vorpommern, um seinem Lande nach hollndi-

2. Geschichte der Neuzeit - S. 7

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Bauernkrieg. art V. I 3 s41. 7 traf die uneinigen Haufen in Schwaben und im Taubergrund. Mit topfen und Hngen, mit Fingerabhacken und Augenausstechen wte-ten die Sieger. Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand, dem die Odenwlder ihre Fhrung aufgezwungen hatten, schmachtete zwei Jahre zu Heilbronn im Gtzenturm". Vor Zabern wurden an 20000 Bauern, als sie vertragsmig ohne Waffen ab-ziehen wollten, von den Soldknechten Herzog Antons von Lothringen treulos niedergehauen. Mnzer verhie seinen Bauern, die feindlichen kugeln in seinen rmeln aufzufangen; fast ohne Gegenwehr wurden sie von den Landsknechten bei Frankenhausen an der Unstrut niedergemacht, Mnzer selbst gefoltert und enthauptet. Mindestens 100000 Bauern kamen um; die anderen zerstreuten sich in ihre rauchenden Drfer. Ihre Lage wurde noch schlimmer als vorher; nur wenige Fürsten, wie der Landgraf Philipp von Hessen, der Pfalzgraf Ludwig V. und die Markgrafen von Baden, gewhrten ihnen Erleichterungen. 5. Einige Propheten" der Wiedertufer" wollten von Mnster in Westfalen aus ein neues Volk Israel begrnden; ein Bcker aus Hartem, dann der Schneider Johann von Leyden waren ihre Fhrer. Sie vertrieben Katholiken und Protestanten, zogen ihr Vermgen ein, verwsteten Kirchen, verbrannten Bcher und alte Urkunden und fhrten Gtergemeinschaft und Vielweiberei ein. Erst nach sechzehnmonatiger Belagerung wurde das Knigreich Jerusalem" von dem Bischof von Mnster mit Hilfe anderer Fürsten zerstrt, seine Hupter martervoll hingerichtet. 4. Karls V. Kriege und die Augsburger Konfession. 1. Seitdem die Kriege mit England aufgehrt hatten, suchten die Franzosen in Italien Fu zu fassen. Ihr jugendlicher König Franz I. nahm Mailand und die Lombardei ein; in der Absicht, dieses deutsche Lehen zurckzuerobern, hatte Karl V. den Wormser Reichstag berufen. Ritter und Sldner aus den Lndern beider Monarchen zogen der die Alpen. Als Franz Pavia umschlo, strmten die Kaiserlichen, Deutsche und Spanier, sein Lager. In zwei Morgenstunden mar das stattliche Heer vernichtet, Franz gefangen. Alles ist verloren, nur die Ehre nicht," schrieb er seiner Mutter. Als der junge König, von Ungarn und Bhmen in einer groen Trkenschlacht fiel, gewann sein Schwager, Karls V. Bruder Fer-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 113

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
König Friedrich Wilhelm I. V 2431. 113 Knstler, Manufacturiers, Tuchmacher, Strumpfweber, Stricker, Metall-arbeiter, Knopfmacher, Hutmacher, Seifensieder, Brstenbinder: alle lud er ms Land. Menschen halte ich fr den grten Reichtum," sagte er. Die Salzburger Protestanten hatten dem Erzbischof Firmian mutig ihren Glauben bekannt. Da muten sie in harter Winterszeit ihre Heimat verlassen. Der König nahm sie als seine knftigen Untertanen amtlich in seinen Schutz und erzwang bei dem Kirchenfrsten eine Frist zum Verkauf ihrer Liegenschaften. So zogen sie durch Deutschland dem fernen Osten zu: aus einer Begebenheit bei dieser Auswanderung hat 1732 Goethe den Stoff zu Hermann und Dorothea" entnommen. Die protestantischen Gemeinden, durch die sie kamen, empfingen sie mit Glocken-gelut und Gottesdienst, beschenkten und geleiteten sie; in Berlin be-grte sie der König persnlich; in England, Holland, Dnemark wurde fr sie gesammelt. An der russischen Grenze haben sie sich eine neue Heimat geschaffen und die Provinz Ostpreuen, die Friedrich der Groe als eine Schpfung seines Vaters bezeichnete, emporbringen helfen. Auch anderwrts ist Friedrich Wilhelm als Schirmherr der Pro-testanten aufgetreten. Als der Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz den Protestanten ihren Anteil an der Heiliggeistkirche in Heidelberg entzog, schlo der König den Dom zu Minden und untersagte mehreren Klstern den Gottesdienst; dadurch erwirkte er die Zurcknahme des Heidelberger Befehls. Aus rger darber verlegte der Pflzer Kurfürst seine Residenz nach Mannheim und erbaute dort das Schlo. 5. Die Beamten galten allgemein als Diener des Landesherrn: in Stuttgart muten sie bei Strafe eines vierteljhrigen Gehaltsabzugs mit Frauen und Tchtern auf den Karnevalsredouten des Hofes erscheinen. Friedrich Wilhelm zwang sie, auf ihre Kosten die heutige Friedrichstadt in Berlin zu bebauen. Aber er sorgte auch fr sie und erzog sie durch sein eigenes Vorbild: vom frhen Morgen war er ttig bis in die Nacht. Er kannte keine Erholung als die Jagd und sein Tabakskollegium, das er allabendlich zu zwangloser Unterhaltung um sich versammelte. Die Feinde spotteten, da er das Schwert nicht ziehe. In der Tat war er nur der Waffenschmied Preuens; aber er hat das Land auch in den Knsten des Friedens stark gemacht. 3. Kronprinz Friedrich. 1. Friedrich Wilhelm drang auf eine praktische Erziehung seines Sohnes. Latein blieb ausgeschlossen; die Geschichte nur der letzten 150 Jahre sollte der Knabe kennen lernen, hauptschlich, soweit das Haus Branden-brg in Betracht kam. Seit der Konfirmation erhielt er nur noch kriegs-wissenschaftlichen Unterricht. Von seiner Mutter, der Prinzessin Sophie Keller, Geschichte. Teil in. g

4. Geschichte der Neuzeit - S. 9

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Speier und Augsburg. Zwingli und Kalo in. I 4152. 9 5. Alsbald schlssen die protestantischen Fürsten zur Verteidi-gung ihres Glaubens zu Schmalkalden ein Bndnis, das nach dem Beitritte der groen Städte, wie Magdeburg und Lbeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. Ein neuer verheerender Trkenkrieg hinderte den Kaiser, gegen den Bund einzuschreiten; so bestimmte er, bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung sollten die Stnde um des Glaubens willen einander nicht anfechten. Der Sultan wich aus sterreich und Steiermark. Aber er fhrte 30000 Gefangene mit in die Sklaverei und behielt den grten Teil Ungarns mit der Hauptstadt Ofen. 5. Zwingli und Kalvin. 1. Der Schweizer Humanist und Theologe Huldrich Zwingli hatte als Feldprediger Sldner nach Italien begleitet; seither eiferte er gegen das Reislaufen", die Unsitte seiner Landsleute, fremden Fürsten ihr Blut zu verkaufen. Als Pfarrhelfer in Einsiedeln wie als Leutpriester in Zrich predigte er gewaltig: Gottesfurcht, Gottes-liebe, Unschuld sei der Kern aller Religion; ttig zu sein im Vertrauen auf Gott sei die groe Christenpflicht. Die Erregung der den Ablahandel benutzte er, um im Einverstndnis mit dem Groen Rat" und der Bevlkerung Zrichs alle kirchlichen Einrichtungen und Gebruche zu beseitigen, die der Bibel widerstrebten. Die Reform fand auch in Bern und andern Kantonen Eingang. Dagegen schlssen sich die Fnforte" Uri, Schwyz und Unterwalden, Zug und Luzern an sterreich. So drohte der Krieg, und die Schweizer Reformierten" wnschten eine Verstndigung mit den deutschen Protestanten. Aber Luther und Zwingli konnten sich der die Lehre vom Abendmahl nicht verstndigen. Als nun Zrich und Bern den Urfantonen Korn, Wein und Salz abschnitten, brachen die Bedrngten hervor und schlugen die Zricher an der Zuger Grenze bei Kappel; Zwingli' 1531 der als Feldprediger mit ausgezogen war, lag unter den Toten. Der Ausbreitung der Reformation war eine Schranke gesetzt. 2. Dagegen trat auf romanischem Boden Genf der Eidgenossen-schaft und der neuen Lehre bei, als ihm Bern gegen seinen Bischof und den Herzog von Savoyen Hilfe brachte. Aber erst dem Franzosen Johannes Kaloin gelang es, aus der ppigen Stadt eine fromme Gemeinde zu machen. Er selbst, ein

5. Geschichte der Neuzeit - S. 82

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
82 Zur Erweiterung: Der Dreiigjhrige Krieg. und wir sind deine Herren". Als die Bhmen vor Wien rckten, schlssen sich die ganz protestantischen Stnde des Erzherzogtums ihnen an und be-drngten Ferdinand in der Hofburg: Gib dich, Nandel!" sagte einer der Adligen, den Erzherzog am Wamse fassend; wirst du nicht unterschrei-ben?" Im letzten Augenblick eintreffende Reiter retteten ihn. Durch seine Absetzung und die Erwhlung des Pfalzgrafen wurde die bhmische Sache eine Angelegenheit des Reiches. Der junge Friedrich und seine Gemahlin, die Tochter König Jakobs I. von England, waren von Ehrgeiz erfllt. Einen Tisch im kur-frstlichen Speisesaal, an dem von jeher die Rte und Edelleute zu speisen pflegten, lie er hinausschaffen: nur mit Fürsten wolle er zu Tische sitzen. 5. In seiner Not lehnte sich Ferdinand an Maximilian: da standen beide Wittelsbacher einander in Bhmen gegenber, während der luthe-tische Kurfürst von Sachsen auf die Seite des Kaisers trat und sich dafr die Lausitz aneignen durfte. Maximilians und der Liga Feldhauptmann, der Brabanter Graf Tilly, war ein eifriger Katholik, ein kleiner, mnchisch strenger Mann, aber gerecht und treu, ein greiser Iunggesell, der die Himmelsknigin in frommer Ritterlichkeit als die Dame seines Herzens verehrte. Nach Tillys Sieg verlor Bhmen alle seine Rechte: aus einem Knig-reich wurde es ein habsburgisches Erbland. Den Majesttsbrief soll Kaiser Ferdinand Ii. mit eigner Hand zerschnitten haben. In Bhmen und Mhren, aber auch in sterreich wurde die Gegenreformation ohne Gnade durchgefhrt: die Adelsfamilien, die dem Protestantismus nicht entsagen wollten, muten auswandern, ihre Lndereien wie die der hingerichteten Standesgenossen wurden eingezogen und an Kirchen und Klster ver-schenkt oder zu Schleuderpreisen verkauft. Bhmen war zugrunde gerichtet. Die Bekehrung der zurckbleibenden Bewohner wurde durch Einquar-tierung namentlich von Liechtensteinischen Dragonern beschleunigt: nur durch Vorzeigung des Beichtzettels bewog man die hartherzigen Selig-machet:" zum Auszug. 6. Der Kaiser hatte Maximilian zum Ersatz fr seine Aufwendungen die Pflzer Kur zugesagt. Daher chtete er Friedrich V. und erklrte ihn seiner Lnder verlustig. Die Oberpfalz (um Arnberg) erhielt Mai, die linksrheinische Pfalz kam an Spanien, das durch dieses Gebiet seine italienischen mit den niederlndischen Besitzungen verband. Das bhmische Nebenland Igerndorf wurde eingezogen; sein letzter Fürst war ein Hohenzoller, Wildenbruchs Eeneral-Feldoberst". Der verlorenen Sache des Pflzers kam auer dem Markgrafen von Baden, dessen Rettung durch 400 Pforzheimer Brger bei Wimpfen der Sage angehrt, nur der Administrator von Halberstadt, der tolle

6. Geschichte der Neuzeit - S. 84

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
84 Zur Erweiterung: Der Dreiigjhrige Krieg. da er teils selbst das Gelt hierzu dargebe, teils vermugliche Obristen, welche von dem Ihrigen etwas zuzusetzen, bestellen mchte". 3. Die Lage des Kaisers war gefhrlich genug. Die Ungarn hatten den Siebenbrger Fürsten Bethlen Gabor (Gabriel Bathory) zum König gewhlt; zu seiner Untersttzung rckten die Trken heran, während im Innern sterreichs ein groer Bauernaufstand tobte. In dieser Not rettete Wallenstein die sterreichische Monarchie: er schlug den Ansturm des Mansselders auf die Dessauer Brcke zurck und hinderte durch wohl-berechnete Bewegungen in Ungarn die Vereinigung der Feinde, bis die Trken abzogen. 4. Er erhielt nunmehr das Frstentum Sagan in Schlesien und kaufte sich das Herzogtum Mecklenburg. Schon war er zum General des ozeanischen und baltischen Meeres" ernannt und trug sich mit groen Plnen: auf der Ostsee wollte er eine kaiserliche Seemacht und unter ihrem Schutz eine deutsch-spanische Handelskompanie grnden; aber die Hansen ver-sagten ihre Mitwirkung. der ganz Deutschland beabsichtigte er ein mchtiges Habsburger Reich aufzurichten, das katholische und evangelische Staaten umfassen sollte. Zum erstenmal erschienen Habsburgische Waffen siegreich an der Ost- und Nordsee. Aber der Kaiser Ferdinand wollte Deutschland der katholischen Kirche unterwerfen. Daher erlie er in feinem 1629 Stegesgefhl, ohne den Reichstag zu fragen, das Restitutions-Edikt, gleichsam eine amtliche Erluterung des Geistlichen Vorbehalts: das Endurteil in einem nunmehr der ein Jahrhundert gefhrten groen Proze". Es war der Befehl, alle feit dem Passauer Vertrag (Nrnberger Religionsfrieden) eingezogenen Erzbistmer, Bistmer, Prlaturen, Klster und andere geistlichen Gter von ihren unbefugten Inhabern zurckzufordern". In Wrttemberg z. 93. muten die Klster mit all ihrem reichert Besitz wiederhergestellt werden; zu Tausenden flchteten die protestantischen Einwohner in die Schweiz. Die beiden restituierten" Erzbistmer und sechs Bistmer verlieh der Kaiser einem seiner Shne. 5. Gewi lastete Wallenstedts Kriegfhrung schwer auf den Lndern: er forderte nicht nur, wie die andern, Quartier und Nahrung, sondern auch das zur Lhnung ntige Geld; die Mittel dazu muten die einheimischen Behrden selbst durch wchentliche Kontributionen (Soldaten-steuer, Kommi") aufbringen. Aber der wahre Grund zu 2ballenstetns Sturz war die ungeheure Machterweiterung, die der Kaiser dem heroischen Valor" und dem Feldherrngeist des Friedlnders verdankte. Dadurch fhlten sich die deutschen Fürsten und nicht minder Frankreich und der Papst beunru-higt wie in Karls V. Tagen. Als daher der Kaiser auf dem Regensburger

7. Geschichte der Neuzeit - S. 86

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
86 Zur Erweiterung: Der Dreiigjhrige Krieg. Geschichtsbchern des Thukydides und besonders des Xenophon, der selbst ein strategischer Reformer gewesen war. Er stellte den veralteten phalanrartigen Vierecken (Bataillonen") der Liga seine leicht beweglichen Brigaden und Regimenter entgegen und ersetzte die wuchtigen Eabelmusketen durch leichte Handrohre; seine Kanonen bestanden aus ftupferrohren mit einem berzug von Strickwerk und Leder, spter aus Eisen. 4. Nach der entscheidenden Schlacht bei Breitenfeld verfuhr Gustav Adolf nach dem Vorbilde des Kaisers: er sah alles Land als seine Beute an. Auf seinem Zug durch die Pfaffengasse" am Main nahm er berall die Erbhuldigung entgegen und bte landesherrliche Rechte aus. Das in seinem Glauben vergewaltigte Volk empfing den stattlichen Mann mit seinem herzgewinnenden Wesen berall mit Jubel; mit dem sieg-reichen Heer durchzog die lutherische Predigt das Reich aufs neue". Gustavs Gattin war die Schwester des Kurfrsten von Branden-brg; auch seine Mutter war eine deutsche Frstin gewesen: er sah das Deutsche als seine Muttersprache an und war mit dem deutschen Geistes-und Gemtsleben innig vertraut. 5. Wallen stein war tschechischer Abkunft, fhlte aber als Deutscher; seine Gter bewirtschaftete er ausschlielich mit deutschen Beamten. Ob-gleich zum Katholizismus bergetreten (Konvertit"), baute er den Evan-gelischen in seiner Hauptstadt Gitschin eine Kirche. Sein religises Leben drehte sich wie das vieler Gebildeten jener Zeit um die Sterne. Oft hatten Groe, wie Kaiser Rudolf Ii. und Papst Pius V., ihre Hofastro-logen, die ihnen die Nativitt", das Horoskop" stellen, den Stand der Gestirne bei ihrer Geburt und zu anderen Zeitpunkten berechnen muten; Kepler hat von diesen Arbeiten gelebt. Seinen Sternen vertrauend, hatte Wallenstein geduldig seiner Stunde geharrt. Auf des Kaisers Bitten ging er zaudernd an die Werbung, zaudernd an die Fhrung des Heeres. Durch seinen Marsch nach Franken bedrohte der Friedlnder Gustavs Verbindung mit dem Norden: der König mute von seinem Vorsto auf Wien abstehen, auf das die Sachsen gleichzeitig von Bhmen aus vorrcken sollten, deckte aber mit seiner ganzen Heeresmacht Nrnberg, seine strkste Sttze in Sddeutschland. Wallenstein verschanzte sich auf den Hhen am linken Ufer der Regnitz. Wie der Sturm auf die Alte Feste, den Schlssel der Friedlndischen Stellung, milang der Versuch des Knigs, seinen Gegner nach dem Sden zu locken. Wallenstein warf sich nach Sachsen und zwang dadurch den König, seinem unzuverlssigen Bundesgenossen aber-mals zu Hilfe zu kommen.*) *) Gustavs Ausgang erzhlt Schiller im Dreiigjhrigen Krieg" und R. F. Meyer in der Novelle Gustav Adolfs Page".

8. Geschichte des Mittelalters - S. 129

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Städte; der Handel. Vi 4i3b. 129 Aber der Holzbau mit seinem Strohdach und die malerisch ver-worrene Anlage der Städte machten Feuersbrnste hufig und furchtbar: Regensburg ist in 40 Jahren dreimal, Worms in 56 Iahren viermal vollstndig abgebrannt. Erst im fnfzehnten Jahrhundert kam von Nrn-berg aus die Handspritze in Gebrauch. 3 a. Der auswrtige Handel ging von Regensburg nach Bhmen, von Wien und Breslau nach Ungarn und Polen. Den sddeutschen Kauf-Herren stellte die Stadt Venedig ein eigenes Handelshaus zur Verfgung, den Fndaco dei Tedeschi, das jetzige Hauptpostgebude, wie es nach einem Brand im Renaissancestil neu gebaut und von Tizian auf der Auenseite mit Fresken geschmckt worden ist. Dort wohnten die deutschen Kaufleute, dort lagerten ihre Waren: Eisen, Kupfer, Blei und Zinn, Pelzwerk und Leder, Holz und Getreide, Leinen und Tuche, auch Pferde brachten sie Hin und fhrten dafr Safran, Pfeffer und Zucker, Weine, venezianisches Glas, Samt, Goldbrokat, Atlas, Damast, Musselin aus. Nach t)er Champagne fhrten Konstanzer Handelsleute Allguer Leinwand aus, die sie vorher im Kaufhaus, dem Konziliumssaal", ausgestellt hatten. Die Kaufleute, die ihre Waren persnlich einkauften und geleiteten, hatten groe Schwierigkeiten zu berwinden. Die Wege waren grundlos, weshalb im Mittelalter sogar Geistliche und Frauen zu Pferde reisten. Mieten, ritterliches Geleit, Zlle, deren berma schon die Kaiser Hein-rich Iv. und Heinrich V. wie spter die ersten Habsburger durch Festsetzung eines Hchstbetrages, einen Tarif, einzudmmen suchten, verursachten groe Kosten: am Rhein waren der hundert Zollsttten; von einer Maut" hat der Museturm seinen Namen. Dazu kamen Rubereien und bei See-Handel das Strandrecht. Ferner besaen manche Städte das Stapelrecht: die Waren muten, etwa an Flubergngen ober an unfahrbaren Stellen, dann aber auch ohne solche Grnde, umgeladen und dabei auf dem Stapel" zum Verkauf ausgelegt werden. Zu diesem Zweck hatte jede Stadt ihr Kaufhaus wie ihr Tuch- oder Gewandhaus, ihr Leinwand-, Korn- und Salz-Haus, deren Namen wie die Merkmale hervorragender Brgerhuser die Dienste unserer Hausnummern leisteten. 3 b. Aber nicht nur die Kaufhallen: auch die Rathuser und Dome sind Denkmler brgerlichen Opfermutes und Schnheitsinnes wie der kunst-gewerblichen Ausbildung der Handwerker. Denn in unfern Stdten blhte je lnger je mehr allgemeiner Wohlstand auf. Der Mainzer Kaufmann Arnold Walpot, der die erste An-re9ung zum Rheinischen Stdtebund gab, erbaute aus eigenen Mitteln den Dominikanern Kloster und Kirche; die Augsburger und Nrnberger Keller, Geschichte. Teil Ii. g

9. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
78 Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung. sdwrts bis zum Hohenstaufen und von da stlich bis an die Donau ausgedehnt und verstrkt. Tie deutsche Wissenschaft hat die ganze Anlage erforscht, Kaiser Wilhelm Ii. die wichtige Lagerfestung Saalburg bei Homburg mit allen Einzelheiten des Baues und der Ausrstung wieder aufbauen lassen. An und hinter dem Limes wie am Rhein unterhielten die Germanen lebhafte Handelsverbindungen mit den Rmern: Honig, Wachs, Kse, Bernstein, Frauenhaar, Sklaven fhrten sie aus. Von Rmern und Galliern lernten sie Verbesserungen in Haus- und Feldbau. Die Jagd wich der Landwirtschaft, die Wildschur dem Leinenrock. Das hlzerne Wohnhaus wurde mit farbigem Ton verziert; es umfate manchmal Stallung und Scheuer unter einem Dach, wie heute noch in Westfalen; im Sden umschlo es mit den Nebengebuden den viereckigen Wirtschafts-Hof; während das gerodete Feld und Weideland Gemeingut (Allmende) der Siedlungen war, bildete das Wohnhaus mit den Wirtschaftsgebuden und dem umzunten Garten das persnliche Eigentum des Hofmanns", der nun bei der Feldarbeit auch selbst mit zugreifen lernte. Um fr sich oder seine Shne ein Gut, eine Hufe" (etwa 30 Morgen, 7x/2ha) zu gewinnen, konnte der Huber", Hofer" nach Belieben in den Wald hinein-roden. Auch der halbfreie (hrige) Mann geno in besonderer Htte seine eigene Huslichkeit, mute aber seinem Herrn Vieh und Getreide zinsen oder als Handwerker Kleidungsstcke und Gerte fertigen. 2. Zu den Sueben gehrten vielleicht die Langobarden, jeden-falls die Alamannen und die Markomannen. Die zogen nach Mar-bods Zeit aus Bhmen westwrts und brachten den dort vorgefundenen Namen des keltischen Stammes der Bojer (Bojohemum, Bhmen) in ihre bajowarischen" (bayrischen) Sitze an Donau und Alpen mit. In das von ihnen aufgegebene dland rckten die Wenden (Slawen) nach, auf die heute noch Ortsnamen auf -itz und -winden hindeuten; an die Rmer, unter denen die Bajowaren nunmehr lebten, erinnern die Namen mit der Silbe walch (welsch: Walchensee, Wallersee): von ihnen lernten sie die Milchwirtschaft; Alm, Senner, Kse, Butter sind rmische Wrter. Die Franken, zu denen die Katten gehrten, waren ein ver-wegenes Volk: von der Kste des Schwarzen Meeres aus fuhr eine ihrer Scharen, die Kaiser Probus dort angesiedelt, aus Weidenbarken, die mit Leder berzogen waren, an den Gestaden Kleinasiens und Griechen-lands hin, eroberte Syrakus und plnderte in Afrika; so erreichte sie um Spanien und Frankreich herum ihre Heimat am Niederrhein. Die Sachsen finden wir zunchst auf der Kimbrischen Halbinsel, an deren Wurzel der Sachsenwald liegt; spterhin heerten sie wie die Nord-mnner zur See an der Nordseekste und tief ins Land hinein. Nach

10. Geschichte des Mittelalters - S. 123

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Ltzelburger Kaiser. Die Bauern. Vi 2i3ib. 123 an die Herzge und Grafen der; es entstanden unabhngige Landes-Herrschaften. Zahlreiche Grafen wurden in diesem und dem folgenden Jahrhundert zu Herzgen erhoben, darunter Eberhard, der Graf im Bart" von Wrttemberg 1495. Den Fürsten gegenber erstritten in den einzelnen Lndern Geistlichkeit, Adel und Städte die Befugnis, in Fragen der Besteuerung, der Gesetzgebung, auch der Erbfolge als Landstnde" gehrt zu werden. 3. Die Bauern und die Schweizer Eidgenossenschaft. la. Die Bauern hatten ihre glcklichsten Tage unter dem Kaiser Rotbart. Sie feierten ihre Kirchweih mit Spiel und Tanz und Schlgerei und pflegten das Volkslied, das damals und besonders im 13. Jahrhundert bei Bauern und Handwerkern seine Blte erreichte. Steigender Wohlstand gab die Mittel, die Wirtschaftsgerte zu verbessern: Wagen und Pflug er-hielten Eisenreifen um die Rder und wurden statt der Rinder vielfach mit Pferden bespannt. Auer dem Getreide pflanzte man Bohnen, Erbsen, Linsen, Gemse, Hanf und Flachs; Obst- und Weinbau waren hoch ent-wickelt. Unter den Haustieren schtzte man am meisten das Schwein: geruchertes Schweinefleisch nahm man auf die Feldzge mit; das Schaf zchtete man auch der Wolle wegen; unter dem Geflgel prangte der Fasan. Die Wohnung enthielt meist nur einen Wohnraum, den der Kachelofen zum guten Teil ausfllte. Als Nahrung diente Suppe und Gemse mit Bier, mitunter auch Fleisch und Fisch. Neben dem selbstndigen Bauernstand gediehen auch die freien Zins-bauern (Pchter): sie bewirtschafteten Grundstcke adligen und klster-lichen Besitzes, den die Eigentmer nicht selbst bebauten. Dafr ent-richteten sie an den auf dem Ober- oder Salhof sitzenden Meier ihre Abgaben: Wein und Korn, Geflgel und Eier, ferner Leinwand; der Zinshahn mute so stark sein, da er aus einen Stuhl von Meterhhe springen konnte. Diesem behaglichen Zustand machte das Zwischenreich ein Ende. Neben den Steuern, die der Bauer an den Landes- und Gutsherrn sowie an die Kirche zu entrichten hatte, drckte ihn Krieg und Fehde, in denen sein Haus verbrannt und seine Felder und Weinberge verwstet wurden. Ib. Dazu kam die Plage durch die Ritter. Kreuzzge und Rom-fahrten hatten aufgehrt. Der Grundbesitz des Ritters war zu klein, um ihn anstndig zu ernhren: in einer kleinen Burg wohnten oft ein Dutzend und mehr verwandte Hausstnde. Da traten denn manche als Beamte in den Dienst eines Fürsten, andere vermieteten ihre Kraft an Städte, deren Aufgebote sie fhrten, an Kaufleute, deren Warenzge sie mit
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