W
Physische Geogr. 35
dehnt und verdünnt und strömen gegen die Pole, wäh-
rend von da die kältern und dichtern Wasserschichten am
Boden des Meeres gegen den Aequator hinströmen; noch
andere, von diesen unabhängige, Strömungen haben in
örtlichen Ursachen ihren Grund. Durch die Anziehungs-
kraft des Mondes entstehen Ebbe und Flut!) (Vergl.
a. a. O. Seite 209 f.), indem, besonders da, wo der
Mond senkrecht über dem Meere steht, das Wasser sich
zusammenzieht und Fluch verursacht, während auf der
entgegengesetzten Seite der Erde ebenfalls Fluth und an
2 andern entgegengesetzten Seiten derselben, zwischen den
beiden Fluthen Ebbe ist. (§. 64.)
§. 13>2. Das Meer giebt Quellen, Bächen, Flüssen,
Strömen und Seen ihr Wasser, theils durch seine Aus-
dünstung, theils, namentlich manchen Seen, vielleicht durch
unterirdische Verbindung. Wenn das verdunstete Wasser dem
Meere nicht beständig wieder ersetzt würde: so würde
während eines Jahres seine Oberstäche um Z0 bis 60
Zoll niedriger werden.
§. 133. Oie Erde schwebt im großen Himmelsraume
und ist mit Luft und ihren eigenen Ausdünstungen um-
geben. Diese bilden eine Lust- und Dunstkugel, in deren
Mitte sich die Erde befindet; man nennt diese Kugel
Atmosphäre, auch Dunstkreis.
§. 134. In der Atmosphäre giebt es mancherlei Vor-
änderungen, Gebilde und Erscheinungen, welche im Allge-
meinen
Lufterscheinungen, Meteore*) genannt werden. Die
bekanntesten derselben sind:
winde, Wolken, Nebel, Thau, Reif, Regen,
*) Hier wäre zu vergl. der 10. Abschnitt «meiner Naturlehre,
Berlin rc.» und der 10. Abschnitt meines «Erster Unterricht in der
Naturlehre. Neuwied bei Lichtfers. 2. Auflage. 1831.»
3*
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Lorde griffe.
7
Ebene rc., in welche man zuweilen durch eine Oeffnuug
hinein kommen kann, wird eine
Hehle oder Grotte genannt.
§. 29. Aus einigen Höhlen kommt Wasser, diese heißen
Wasserböhlen; aus andern Dampf,
Dampfhöhlen; aus noch andern kommt Luft,
windhöhlen. Manche Höhlen sind mit Knochen angefüllt,
Rnochcnhöhlen; manche enthalten Tropfstein,
Tropfsteinhöhlen.
ll. Wasser der Erve.
§. 30. Jedes Gewässer der Erde wird vom Lande
begrenzt. Diese Begrenzung oder der Rand der Gewässer
heißt das
Ufer, auch das Gestade.
§. 31. Die Form der Gewässer hat eine
Zfache Ausdehnung, in die Lange, Breite und Tiefe.
§. 32. Die Breite eines Gewässers kann seyn zum
Ueberspringen, 10—1000 Fuß, ja unübersehbar.
Eben so ist auch die Länge sehr verschieden, von geringer
Ausdehnung bis zu einer Erstreckung, welche
kein Auge abrcrcht. Die Tiefe kann zunehmen von
einem Zoll bis zur Unergründlichkeit. Ein Ge-
wässer, das nur 2 — 4 Fuß Tiefe hat, heißt seicht.
§. 33. Manche Gewässer bewegen sich nach der Tiefe,
fließende Gewässer; andere haben schon eine Tiefe gefun-
den und stießen nicht mehr,
stehende Gewässer.
§. 34. Die Oberfläche des Wassers wird vom Winde
bewegt: von sanftem Winde gekräuselt, von stärker«
Winde in Wellen geschlagen, vom Sturm in Wellen
gethürmet.
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------------------------------------•
Vorb egriffe. 9
rechte/ und linker Hand das
linke Ufer desselben.
§. 41. Das kleinste fließende Gewässer, welches un-
mittelbar ans dem Boden herauskommt, heißt eine
«Quelle.
§. 42. Fließt das Wasser einer Quelle nur nach an-
haltendem Negenwetter, und verschwindet wieder bei
trockner Witterung: so heißt sie eine
Negenquclle; fließt es nur in unfruchtbaren, nassen Jahren:
so bekommt sie den Namen
Hungerquelle; fließt es zu gewissen Zeiten, und hört dann
regelmäßig wieder auf: so heißt sie eine
periodische (Quelle; fließt es aber beständig, und von der
Witterung unabhängig: so wird sie eine
beständige, lebendige, ewige (Quelle genannt.
§. 43. Das Qnellwasser ist für unser Gefühl gewöhn-
lich kalt; manche Quellen haben aber auch
laues, warmes, ja sogar siedend heißes Wasser, und
werden
Heilquellen genannt, weil das Baden in diesem Wasser
manchen Kranken sehr zuträglich ist.
§. 44. Das Wasser der Quellen ist nicht immer rein,
sondern es führt oft fremde Theile mit sich. Solche
Quellen heißen:
Salzquellen (Sohlquellen), wenn sie Salztheile;
Sauerbrunnen, wenn sie Säuren;
Schwefelquellen, wenn sie Schwefeltheile;
Eisenhaltige (Quellen, wenn sie Eisentheile;
Cament- oder Rupferquelleit, wenn sie Kupfertheile ent-
halten. Ist der Geschmack solcher Wasser bitter, so
führen sie den Namen
Bitterwasser. Es giebt auch Quellen, welche statt Wassers
Bergöhl, Bergt Heer, Naphtha haben; diese werden
Bcrgöhl-, Bcrgthcer-, Naphthaqucllen genannt. Das
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Eintheil. d. Erdoberfläch e. 41
Außer diesen Stapelwaaren ersten Ranges kommen aber
noch eine Menge anderer zur Ausfuhr.
§. 148. Das Festland Australien liefert bis jetzt un-
bedeutend zur Ausfuhr; dagegen sind die Australischen
Inseln zum Theil sehr reich an den kostbarsten Produk-
ten des Gewächsrrichs, als:
Muskatnuß, Aloe, Ingwer, Rokus-Gngo- und andern
Palmen, Zucker- und Bambusrohr, Brodfrucht,
Feigen rc.
Dritter Abschnitt.
Reine, oder stehende Geographie.
A. Einteilung der Erdoberfläche.
Oie Oberstäche der Erde besteht aus
Meer und Land. Das Meer bildet nur ein Ganzes, dessen
viele Abtheilungen aber verschiedene Namen führen. Oie
wichtigsten und größten derselben sind:
1. das Nördliche Eismeer, innerhalb der nördl. kalten Zone;
2. das Südliche Eismeer, innerhalb der südl. kalten Zone.
Auf zwei Wegen kann man aus dem nördl. Eismeer kom-
men; der eine davon bildet eine Meerenge, der andere
eine breite Wasserstäche. Ueber letztere gelangt man in den
3. Ivest-Vcean (Amerik. Ocean), der dann gegen S. bis an
das südl. Eismeer reicht; durch die angedeutete Meerenge
aber in den
4. C>st-<Vcean oder Großen Vcean, welcher ebenfalls an
das südl. Eismeer stößt. Westl. vom mittlern Theile des
großen Oceans liegt, jenseit einer großen Inselgruppe,
5. der Indische Gcean auf beiden Seiten des Aequator,
im N. und W. von Festland begrenzt, im S. an das
Eismeer stoßend.
Das Land heißt
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34
Zweiter Abschnitt.
§. 127. Die Höhe der Berge wird von der Oberstäche
des Meeres an gerechnet, und entweder geometrisch
gemessen, oder durch das Barometer gefunden. *)
§. 128. Das Meer bildet nur ein Ganzes. Seine
Tiefe ist sehr ungleich und wird durch das Senkblei ge-
funden. Sehr tiefe Stellen können aber nicht durch das
Senkblei gemessen werden, und manche derselben hat man
bis jetzt noch gar nicht ergründen können.
tz. 129. Das Wasser des Meeres ist hell und durch-
sichtig, von Farbe bläulich grün (meergrün), hat
einen widerlichen, brttern, Erbrechen erregenden
Salzgeschmaek **) und ist untrinkbar. Zuweilen
sieht man zur Nachtzeit, so weit das Auge reicht, das
Meerwasser leuchten, als ob es in Flammen stände; zu-
weilen sieht man einzelne leuchtende Striche in demselben.
Dieses Leuchten kommt wohl theils von kleinen, leuch-
tenden Seethieren, theils mag es ein durch verwesete
Thiere und Pstanzcntheile entstehendes phosphorisches
Leuchten seyn. Manche Naturforscher wollen dasselbe
auch durch Elektricität erklären.
§. 130. Das Wasser des Meeres ist in beständiger
Bewegung. Die Ursachen dieser Bewegung sind: winde
und Stürme, die Bewegung der Erde um ihre
Achse, die wärme der Sonnenstrahlen, die An-
ziehungskraft des Mondes re.
§. i3l. Die Bewegung des Meerwassers durch Winde
und Stürme ist von selbst klar. Durch die Bewegung
der Erde um ihre Achse von Westen nach Osten, entsteht
zwischen den Wendekreisen eine Strömung gegen Westen;
durch die Wärme der Sonnenstrahlen werden, besonders
in den heißen Zonen, die obern Wafferschichten ausge-
•) Vcrgl. meine Naturlehre, Berlin rc. Seite 65.
**) Doch schützen die Salztbcile das Meerwaffer nicht vor der
Fäulruß, wie in meiner Naturlehre Seite 209 irrig angegeben ist.
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19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 11 —
Parallelkreise 72) Bäume und Kulturpflanzen überhaupt verschwinden.
Geradezu reich hingegen sind die kalten Zonen an Wasser- und Pelz-
tieren. Haustier aber und Hauptreichtum ist in vielen Gegenden des
Nordens das Renntier.
Im allgemeinen gelten folgende Grundregeln:
1. Die Tierwelt ist in ihrem Fortkommen und in
ihrer Verbreituug viel weniger vom Klima abhängig
als die Pflanzenwelt.
2. Vom Äquator nach den Polen hin vermindert
s i ch d i e Fülle und K r a f t d e s Pflanzen- n n d T i e r l e b e n s.
Man sieht gegen die Pole hin nicht nur die Zahl der
Arten, sondern auch die Größe und Entwicklung der
einzelnen Lebewesen abnehmen.
Aie Lufthülle der Erde und ihre wichtigsten Eigenschaften.
Atmofphänfche Erscheinungen.
An der Erdoberflüche wechseln Wasser und Festland mitein-
ander ab — beide umflossen von einer Gas- und Dampfhohlkugel,
die wir Luft nennen.
Die Lufthohlkugel oder Atmosphäre besteht aus einem Gemenge
von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure. In geringer Menge
ist diesen Bestandteilen auch Wasserdampf beigemischt und zwar
durchschnittlich in wärmeren Gegenden mehr als in kälteren, im
Sommer mehr als im Winter, auf Ebenen mehr als auf Bergen,
bei Tag mehr als bei Nacht.
Indem die Sonne ihre erwärmenden Strahlen über die Erd-
oberfläche ausgießt, veranlaßt sie die Verdunstung von Wasser.
Unendlich feine Duuftbläschen erheben sich in die Luft, steigen darin
höher und höher, werden von ihr fortgeführt, bis sie infolge der
Berührung mit kälteren Luftregionen eine Abkühlung erfahren. Hat
die letztere einen gewissen Grad erreicht, so verdichtet sich der Wasser-
dunst und wird unserem Auge als Nebel, Wolke u. s. w. sichtbar,
bis er unter gewissen Umständen als Tan, Regen, Schnee, Hagel:c.
wieder zur Erde gelangt. Die Eigenschaft der Luft, das zumal
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— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland