Rußland. 121
der politischen Steppe, zu erwähnen, wo namentlich deutsche Mennoniten viel
zur Kulturenrwickelung jener Gegend beigetragen haben. — Die Deutschen in
Rußland haben größtenteils ihr deutsches Wesen treu bewahrt. Rußland
war das Ziel deutscher Auswanderer, bis die Union bevorzugt wurde (1820).
Zu den mongolenartigen Völkern gehören in Nordrußland_ die
Finnen mit hoher Kultur, Lappen und S a m oje de n, in den südrussischen
Steppenländern die Nomad envölker der Kirgisen, Tataren und
Kalmücken. Unter den sö. Steppenvölkern ist der Mohammedanismus
verbreitet, unter den mongolenartigen Völkern des Nordens noch vereinzeltes
Heidentum anzutreffen.
Nahrungsquellen. Die Natur des Landes führt die Bewohner
in erster Linie auf Ackerbau, Viehzucht und Forstbetrieb hin Land--
wirtschaftliche Rohstoffe stellen auch den größten Teil der Aus-
fuhr.*) Über 1/3 der ganzen Getreideernte Europas kommt auf Nußland.
Sehr bedeutend ist ferner die Fischerei in den Meeren und Flüssen. Der
Kaviar ist ein geschätzter Ausfuhrartikel. Das Großgewerbe ist noch wenig
entwickelt, obgleich Rußland reich an Mineralien, namentlich au Steinkohlen,
ist. Berühmt ist das russische Leder. Der Handel Rußlands wird im
Innern durch die Flüsse und Kanüle gefördert. Die Bahnen sind weit-
maschig, die Züge selten, die Fahrt sehr langsam und die Wagen bequem.
Die Handelsflotte ist unbedeutend, der Handel wird zu 9/i0 von ausländischen
Schiffen besorgt.
Der deutsch-russische Handel umfaßt mehr als des gesamten
russischen Außenhandels; der deutsche Handel nimmt die 1. Stelle ein (Ruß-
land sendet uns Rohstoffe, wie Getreide, tierische Stoffe und Holz.).
3. Staatliche Verhältnisse und Trtskunde. Rußland ist eine
Monarchie, Der Kaiser oder Zar ist „Selbstherrscher aller Reußen." Finn-
land hat eine besondere Verfassung.
G St. Petersburg, mit Vororten fast l'/2 Mill. E., prächtige, modern
aufgebaute Haupt- und Residenzstadt an der Newa, erste Handelsstadt und
Fabrikstadt des Reichs, mit Schiffahrtsverbindung nach X.-, 0.- und Mittel-
rußland, Hauptsitz der Wissenschaft in Rußland. Vor Petersburg aus einer
Felseninsel der feste Kriegshafen Kronstadt. — H Riga, 3. Seehafen,
Mittelpunkt des Deutschtums der Ostseeprovinzen. — Dorpat, alte, deutsche,
der Verrussung verfallene Universitätsstadt. — Helsingsors, Hst. von Finn-
land. — Ar changel, ältester, aber unbedeutender Hafen Rußlands am Weißen
Meer. — Nifchni Nowgorod, Binnenhandelsplatz, an? Die Bedeutung
der Messen ist — wie überall — geringer geworden. — ® Moskau, (über
l Mill. E.), alte Hst. des Zarenreiches in der Mitte Rußlands an der Moskwa
gelegen, ist eine Mischung altrussischer Bauwerke und moderner Großstadt-
bauten. Der Kreml, eine Art Burg mit Schlössern und Kirchen, gilt als
Mittelpunkt des echten Russentums. Moskau ist der wichtigste Eisenbahn-
knotenpunkt Osteuropas und Mittelpunkt der Wasserstraßen, vielseitigste
Industriestadt des Reichs. — Im S. von Moskau der Mittelpunkt der
innerrussischen Metallindustrie Tula.
D Warschau, Hst. des ehemaligen Königreichs Polen, ist stark befestigt.
Knotenpunkt von Handel und Verkehr in Polen. — »j! Lodz, einzige eigent-
liche .Fabrikstadt des russischen Reiches, unter den Einwohnern leben viele
Deutsche. — In Litauen: »Wilna.
* Kiew (kicss), am?, die alte, heilige Stadt der Russen, von der aus
Nch einst das Christentum im Reiche verbreitete. — »Charkow (khärkoff),
bedeutendste Handelsstadt in Kleinrußland. — * Odessa (400 T.), größter
o'lir02 &estan5:) Su der russischen Ausfuhr aus Lebensmitteln (über
Ii00 Mill. Jt), besonders Getreide und Mehl lmehr als 900 Mill. J6)
■iazu kamen Rohstoffe (Flachs, Holz, Häuf, Leinsamen pp.)
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Kulturgeographie. 201
Ozeans auf; aber auch das Mittelmeer und der Indische Ozean werden
neuerdings immer mehr in den deutschen Weltverkehr gezogen. Dies
beweisen auch die Dampferlinien nach der Levante, Ostafrika und der
Südsee.
Die Binnenschiffahrt wird durch schiffbare oder kanalisierte Flüsse
und durch Kanäle ermöglicht.
Schiffe mit mehr als 1000 t Tragkraft (= der Tragkraft von 80 Eisen-
bahnwagen!) verkehren im Binnenlands auf dem Rh ein abwärts Mannheim,
sowie auf dem Kaiser Wilhelm-Kanal, bis zu 1000 t
1. auf der Elbe,
2. auf der Oder,
3. aus der Wasserstraße Od er-Spreekanal, Spree, Havel,
Havelmündung,
4. Unter-Weichsel,
5. Dortmund-Ems-Kanal, Ems.
Von den deutschen Wasserstraßen ist der Rhein am belebtesten. Sehr
befahren wird außerdem die Elbe. Außerdem kommen noch die Wasser-
straßen, die von Berlin nach Hamburg und nach Stettin führen, in
Betracht. — Den westlichen Wasserstraßen fehlt die Verbindung mit der
Elbe und damit mit dem östlichen Flußnetz.
Die Weichsel, Oder und Memel führen größere Mengen Floßholz, das
meist aus Rußland kommt, abwärts.
Verkehr der bedeutendsten Binnenschiffahrtshäfen
1905 in Mill. t.
R Hein gebiet: Oder:
Ruhrort, Duisburg 10,3 Breslau 1,0
Köln 0,8
Ludwigshafen, Mannheim 7,0
Frankfurt a. M. 1,4 Pregel: Königsberg 0,5
Elb gebiet:
Hamburg 5,4 Donau: Regensburg 0,3
Magdeburg 1,3
Berlin ' 7,4
Dresden 0,9
Die Eisenbahnen bewältigen neben der Flußschiffahrt den Innen-
Handel. An Gesamtlänge der Bahnen (1905: 56 Tsd. km)
stehen wir in Europa an der Spitze. Wir werden nur von
der Union übertroffen.
Den größten Güterverkehr haben Berlin, Hamburg, Leipzig,
Mannheim, Köln, Duisburg.
Ergebnisse: Aus den vorausgegangenen Darlegungen ergibt sich, daß
das Deutsche Reich der 2. Handelsstaat und der 3. Industriestaat der Erde
ist. Als Broterzeuger nimmt es die 4. Stelle ein.
Die deutsche Volkswirtschaft hat es also in jeder Beziehung zu ganz
hervorragenden Leistungen gebracht, Deutschland ist auch in dieser Hin-
sicht eins der ersten Kulturländer der Erde.
Dabei hat es im Gegensatz zum industriellen England ein gewisses
Gleichgewicht zwischen Landbau und Gewerbe zu halten
verstanden.
8. Auswanderung.
Seit 1821 sind 6 Mill. Deutsche meist nach Nordamerika ausge-
wandert. Noch heute gehen 90^/g aller deutschen Auswanderer nach Nord-
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Extrahierte Personennamen: Hein Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Indische_Ozean Ostafrika Mannheim Spree Rhein Berlin Hamburg Stettin Ruhrort Duisburg Breslau Ludwigshafen Mannheim Frankfurt Hamburg Donau Regensburg Magdeburg Berlin Dresden Europa Berlin Hamburg Leipzig Mannheim Duisburg Deutschland England Nordamerika
— 61 —
Folgen der Änderungen, die die Eigenwärme der Erde betreffen.
Da sie aus dem Innern der Erde heraus entstehen, so faßt man
sie wohl unter der Bezeichnung „endogene Vorgänge" zusammen.
Ihnen gegenüber stehen die Erscheinungen, welche von außen her
eine Umgestaltung der Erdrinde bewirken, und die man deshalb
„exogene Vorgänge" nennt. Fast alle haben ihre letzte Nr-
sache in den Wirkungen der Sonne aus die Erdoberfläche. Teil-
weise werden sie durch direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen
hervorgerufen, zum andern Teile aber durch die von der Sonne
wieder veranlaßten Bewegungen des Wassers und der Luft
bewirkt, wobei chemische Prozesse und Wirkungen der Schwerkraft
gleichfalls tätig sind. Die wechselnde Erwärmung und Abkühlung
läßt in Verbindung mit chemischen Vorgängen die Gesteine an
der Erdoberfläche verwittern, die entstandenen Trümmer stürzen
unter dem Zuge der Schwerkraft hinab oder werden vom Winde,
vom strömenden Wasser oder vom Eise abwärts geführt und
helfen dabei wieder in mannigfaltiger Weise andere Stellen der
Oberfläche zerstören, bis sie endlich abgelagert werden und vor-
läufig zur Ruhe gelangen. Selbst das einsickernde Regenwasser
untergräbt und zerstört nicht selten die oberen Schichten der
Erdrinde.
Die exogenen Vorgänge, deren Resultate sich als Zerstörung,
Abfuhr und Ablageruug darstellen, gleichen allmählich die Un-
ebenheiten der Erdrinde aus, indem sie die Erhöhungen abtragen
und die Vertiefungen auffüllen. Wenn wir im folgenden die
einzelnen Vorgänge nacheinander betrachten, fo ist dabei von
vornherein festzuhalten, daß sie meistens sich gegenseitig ergänzen,
und daß bei jedem Vorgange Zerstörung und Aufbau eng mit-
einander verbunden sind. Nur die Verwitterung an sich wirkt
ausschließlich zerstörend, wenn sie auch zugleich das Material zu
neuen Ablagerungen schafft.
1. Verwitterung.
Wo das Gestein frei an der Erdoberfläche liegt oder von
nur dünnen Erd- oder Pflanzendecken überlagert ist, wird es von
Temperaturschwankungen der Tages- und Jahreszeiten be-
einslußt. Wenn auch diese Schwankungen das Gestein nur bis
zu geringer Tiefe hinab berühren, fo genügen sie doch, eine Ver-
änderung der obersten Schichten hervorzurufen. Mit jeder
Steigerung der Temperatur dehuen diese sich aus, und bei ab-
nehmender Erwärmung ziehen sie sich wieder zusammen. Da
aber die tieferen Schichten diese Bewegungen wegen ihrer gleich-
bleibenden Temperatur nicht mitmachen, so müssen Spannungen
im Gestein entstehen, die endlich parallel zur Oberfläche laufende
Sprünge erzeugen und ein Abblättern der oberen Schichten be-
wirken. Jede durch Abkühlung bewirkte Zusammenziehung der
oberen Gesteinsschichten verursacht außerdem in diesen Partien
V
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— 128 —
oberen Ende des Genfer-, Urner- und Bodensees zeigen. Seit-
lich einmündende Flüsse bauen ihre Deltas mitunter ganz durch
den See hindurch und trennen die Wasserfläche in zwei Becken.
So wurde der Thuner vom Brienzer See durch die Lütschine
geschieden, und die Adda trennte den kleinen, nördlich vom Comer-
see gelegenen See vom Hauptbecken ab. Endlich verschwinden
manche Seen dadurch, daß sie allmählich zu Mooren umge-
waudelt werden.
D. Das ?Neer.
(Uber horizontale Ausdehnung und Gliederung
des Weltmeeres, vgl. S. 100 n. 115 ff.)
1. Der Meeresboden.
Da der Boden des Meeres der unmittelbaren Betrachtung
nicht in gleichem Maße zugänglich ist wie die Oberfläche des
festeu Landes, so ist unsere Kenntnis von ihm noch recht mangel-
hast. Erst die letzten Jahrzehnte haben durch ausgedehnte Ties-
seeforschungen uns manche wertvollen Ausschlüsse über Bau und
Bedeckung des Meeresbodens gebracht.
a. Tiefenlotung. Um die Meerestiefe zu messen, benutzt
man in flachen Meeren ein Handlot. Es besteht aus eiuer Leine,
an der ein Gewicht hängt, und bei welcher nach gewissen Merk-
zeichen die Länge des abgelaufenen Stückes leicht bestimmt werden
kann. Je tiefer das Gewicht einsinkt, desto schwerer muß es sein,
damit Meeresströmungen die Leine nicht mit sich forttragen, fo
daß sie nicht die senkrechte Entfernung zwischen Spiegel und
Boden des Meeres angibt. Dadurch ist der Verwendung der
Handlote eine Grenze gesetzt, und bei der Feststellung großer
Tiefen muß mau sich besonders konstruierter Tiefseelote bedienen.
Bei ihnen wird die Leine durch dünnen Stahldraht ersetzt, und
die Gewichte sind bis zu 100 kg schwer, lim Zeit und Mühe
des Heraushebens solcher Lasten zu sparen, sind die Tiefseelote
so eingerichtet, daß sie beim Aufstoßen auf den Grund das Gewicht
loslassen, dafür aber in zweckmäßig gebauten Behältern Boden-
proben und Wasser aus der Tiefe mit emporbringen, auch an
eingesenkten Thermometern die Tiefentemperatur anzeigen. Eines
der bekanntesten älteren Tiefseelote ist das von dem amerikanischen
Seekadetten Brooke 1854 ersuudene. Es besteht aus einer recht
großen Kanonenkugel, die von einem an: oberen Ende mit zwei
Scharnierhaken versehenen Stabe durchbohrt ist. Beim Aus-
stoßen auf den Boden lösen sich die die Kugel tragenden Drähte
von ihren Haken, so daß das schwere Gewicht in der Tiefe zurück-
bleibt. Andere Tiefseelote haben statt der Kanonenkugel Eisen-
ringe, wodurch es möglich wird, für verschiedene Tiefen ver-
schieden schwere Gewichte (bis zu 300 kg) zu verwenden.
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— 15 —
scheint sehr ungewiß. Neuerdings nimmt man vielfach an, daß
das Erdinnere alle Aggregatzustände in lückenlosem Ubergange
zeigt, daß also unter der starren Rinde zähflüssige und unter
diesen leichtflüssige Massen liegen, und daß der innere Kern aus
Gas besteht. Diese Anordnung würde der Ansicht von der mit
der Tiefe stets wachsenden Temperatur sich anpassen. Dem Ein-
wände, daß der ungeheure Druck der aufliegenden Massen der
Bildung von Gasen im Erdkern widerspreche, hält man die Tat-
sache entgegen, daß für viele Körper eine sog. kritische Temperatur
nachgewiesen ist, d. h. eine Wärme, bei welcher der Körper im
gasähnlichen Zustand? sich befinden muß, wie groß auch der auf
ihm lastende Druck sein mag. Wenn dieser kritische Punkt z. B.
für Wasser 580° C. beträgt, so dürfte bei 8000» bis 10000" kein
Körper sich mehr in den flüssigen Zustand überführen lassen.
Diese Temperaturen sind aber gering gegen jene, welche man für
das Erdinnere annehmen muß. „Man hätte sich dann das Erd-
innere als einen unendlich heißen Gasball von voller Starrheit
oder Ruhe der Moleküle zu denken, was unfern Vorstelluugen
vom Aggregatzustand der Körper allerdings Schwierigkeiten bietet.
Nur die Eigenschaft bliebe jener erstarrten Masse in gasähnlichem
Zustande, daß sie sich bei vermindertem Druck sofort ausdehnt. Auch
diese Anschauung bleibt so lange Vermntuug, als man nichts
Näheres weiß über die wirklich vorbandene Dichte im Erdzentrum
und nicht nachgewiesen ist, daß unsere Erdrinde imstande ist, einer
solchen gewaltigen von innen wirkenden Spannkraft die Wage
zu halten." (Wagner.)
Im Gegensatz zu dieser Ansicht nehmen viele Forscher an,
daß im Innern der Erde ein mächtiger Metallkern von rund
10000 km Durchmesser ruht, der hauptsächlich aus Eiseu (spez.
Gewicht 7,8) besteht. Zwischen dem Eisenkern und der etwa
1500 km dicken Gesteinskruste vermutet mau eine Schicht von
mehr oder minder glutflüssigem Magma. Es ist jedoch falsch,
für das Vorhandensein einer solchen zusammenhängenden Magma-
masse die vulkanischen Ausbrüche als Beweismittel heranzuziehen,
da die Vulkanherde kaum tiefer als 50 km liegen dürften.
Vielmehr muß man annehmen, daß in der starren Erdrinde
kleinere Magmamaffen als „Nester" eingebettet sind.
3. Erdmagnetismus.
a) Deklination — Jsogoncn. Hängt man einen Magnetstab
an einem Faden so auf, daß er sich frei in der horizontalen Ebene
bewegen kann, fo nimmt er eine solche Lage an, daß der eine
Pol nach Norden, der andere gen Süden weist, und zeigt auch
nach jeder Störung aus dieser Ruhelage das Bestreben, die vorige
Richtung wieder einzunehmen. Hieraus folgt, daß die Erde wie
ein großer Magnet wirkt, der von einem in der Süd-Nord-Rich-
tung gehenden Strome durchzogeu wird. Das eigentümliche
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48
kirche unter dem König als dem ,Proteetor und einzigen Haupt
der Kirche von England'. Auflösung von Abteien und Klöstern,
Aufhören der Abgaben nach Rom, Bereicherung der Krone.
i53ssuprematseid und die sechs Artikel 1539, blutige Ver-
folgungen gegen die Renitenten: Thomas More und andere.—
Nach der von Heinrich geordneten Erbfolge folgt der zehnjährige
Eduard Vi (-—1553), unter dem die Herzoge von Som-
merset und Warwick-Northumberland als ,Proteetoren' die Re-
formation fortführen, der Erzbischof Cranmer von Canterbury
sie mit der deutschen Bewegung in Verbindung setzt. England
das Asyl der Evangelischen aller Länder, namentlich auch der
nach den: Schmalkaldifchen Krieg flüchtigen Deutschen. — Die
6 Artikel verdrängt durch Cranmers, unter dem Einfluß Melanch-
thonfcher Schriften verfaßten 42 Artikel; neue Liturgie (das
sogenannte Cvmmonprayerbook) 1548. Um fein politisch-
religiöses Werk über feinen Tod hinaus fortzufetzen, bestimmte
der früh sieche König die Thronfolge der Johanna Grey,
Großnichte Heinrichs Viii, vermählt mit einem Sohne Northum-
berlands Lord Guilford Dudley. Aber Heer, Flotte und Haupt-
stadt für die katholische
Maria (—1558), die ,blutige', Tochter Katharinas von
Aragon; Northumb erlaub und das junge Königspaar hingerichtet.
Ihr Streben die Ausrottung des Protestantismus in England.
Schritte zu diesem Ziel: 1. Abschaffung der neuen Liturgie; 2.
Vermählung mit dem Jnsanteu Philipp (Ii) von Spanien 1554,
der zweimal in England war, 3. die Herstellung des Gehorsams
gegen Rom, 4. die Ketzergesetze, die besonders seit 1555 zu blutiger
Vollstreckung kamen. Auch Cranmer fällt; fein Nachfolger, zuletzt
allmächtiger Minister, der Cardinal-Legat Reginald Pole.
Calais' Verlust an Frankreich 1558.
B. Dauernde Begründung der Reformation in England
und 'Schottland.
Elisabeth (—1603), Tochter der Anna Boleyn, die Vor-
kämpferin des westeuropäischen Protestantismus, tritt unter dem
Widerspruch des Pabstes die Regierung an, excommuuieiert 1569.
Herstellung des Suprematseides, doch mit milderer Behandlung
der katholischen Reeufanten. Die ,Acte der Uniformität', nach
der das überarbeitete liturgische Buch gelten sollte; die 39 Artikel
gegen die Noneonformisten oder Dissenters (namentlich Puritaner
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Extrahierte Personennamen: Thomas_More Heinrich Heinrich Eduard Eduard Cranmer_von_Canterbury Johanna_Grey Heinrichs_Viii Heinrichs Guilford_Dudley Maria_( Maria Katharinas_von
Aragon Philipp_( Philipp Elisabeth Anna_Boleyn
Extrahierte Ortsnamen: Rom England England Spanien England Rom Frankreich England
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
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Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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