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1. Teil 2 - S. 113

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 49. Rußland. 113 3. Klima und Kultur. Das Klima ist entsprechend der großen Ländermasse, auf welche die verhältnismäßig kleinen Meere mit ihrer geringen Küstenausdehnung nur wenig Einfluß ausüben, kontinental. Auf kurze, heiße Sommer folgen lange, grimmig kalte Winter, in denen das Quecksilber nicht selten hämmerbar, d. h. — 40°, ist. In der Pflanzenwelt lassen sich vier Zonen unterscheiden: die Tundrazone (s. o.), die Waldzone bis etwa zum 55. Breitenkreise, die Ackerbauzone („das Land der schwarzen Erde") und die Steppenzone. Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind daher: Ackerbau, Wald- Wirtschaft und Bienenzucht, Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe), Fischfang, Jagd und Handel. Im Ural wird Bergbau getrieben, in den Steppen am Kaspischen Meer Salz gewonnen. Die Industrie ist unbedeutend, so daß die Einfuhr vieler Waren aus Deutschland und England erfolgt. Hauptausfuhrprodukte Rußlands sind: Getreide, Vieh, Leder (als Juchten- leder bearbeitet), Wolle, Holz, Pelze, Flachs. 4. Bevölkerung. Der überwiegende Teil der Bewohner gehört dem slawischen Stamm an, nämlich die Russen (Großrussen, Kleinrussen, zu denen auch die Kosaken gehören, und Weißrussen), welche griechisch- orthodox sind, und die Polen, welche römisch-katholisch sind. In den Ostseeprovinzen wohnen lutherische Deutsche, am Eismeer die mongolischen Finnen, Lappen und Samojeden (z.t. noch heidnisch), in den s.-russischen Steppen die mongolischen Tataren und Kalmücken, welche sich zum Islam bekennen. Die Volksbildung steht auf sehr niedriger Stufe; Roheit und Trunksucht sind unter der gewöhnlichen Bevölkerung, welche sich an die Befreiung von der Leibeigenschaft (1861) immer noch nicht gewöhnen kann, weit verbreitet. Der z. T. unermeßlich reiche Adel (die alten Bojaren) lebt auf seinen prächtigen Schlössern auf dem Lande oder in Moskau in verschwenderischer Pracht. 5. Staat und Städte. Der Begründer des russischen Kaiser- reichs, das bis ins 15. Jahrhundert unter der Tatarenherrschaft litt, ist Peter der Große aus dem Hause Romanow (1689 — 1725). Er hat die w.-europäische Kultur eingeführt, indem er den Zugang zur Ostsee in siegreichen Kämpfen gegen die Schweden (Karl Xii.) erwarb. Seine Nachfolger, besonders Katharina Il, eine deutsche Fürstin aus dem Hause Anhalt-Zerbst, dehnten das Reich in glücklichen Kämpfen gegen die Türken und Polen aus. Zugleich waren auch die Eroberungen nach Asien vorgedrungen, so daß die russische Herrschaft heute den Stillen Ozean (Wladiwostock) erreicht hat. Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 8

2. Deutsche Geschichte - S. 108

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
108 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648. der Gromtige, einige andere Fürsten und die Abgesandten mehrerer Städte V .in dem Orte Schmalkaldens Thringer Walde zusammen und schlssen zur Verteidigung ihres Glaubens den schmalkaldischen Bund. 114. Zwinglis Tod. Der Nrnberger Religionsfriede. An einer Stelle brach in der Tat jetzt bereits ein Religionskrieg aus, in der Schweiz. Im Jahre 1531 fielen die Truppen der katholisch gebliebenen vier Wald-Tod statte in das Gebiet von Zrich ein, und in der Schlacht bei Kappel .Qfctttqli? kam auch Zwingli um, der als Feldprediger bei dem Aufgebot war. Der Kaiser aber konnte zunchst nicht daran denken, einen groen Glaubenskrieg zur Unterwerfung der deutschen Protestanten zu führen; daran hinderte ihn schon der Umstand, da Sultan Su leim an von neuem ein gewaltiges Trkenheer heranfhrte. So zog er es denn vor, sich vorlufig mit den evangelischen Stnden zu vergleichen, und schlo mit ihnen 1532 Nrnberger den Nrnberger Reliaionsfrieden; es wurde bestimmt, da bis Reliaions- a ' 7 1532 " einem allgemeinen Konzil, auf dem die religisen Streitigkeiten ausgemacht werden sollten, zwischen dem Kaiser und allen Reichsstnden Friede gehalten werden sollte. Nun sammelte sich ein starkes deutsches Reichsheer, dem auch die protestantischen Fürsten zugezogen waren. Aber es kam zu keiner Schlacht mit den Trken; Suleiman zog sich zurck. In den nchsten Jahren wurde Karl V. wiederum ganz von den Sorgen der auswrtigen Politik in Anspruch genommen; der Protestantismus konnte indessen ungestrt groe Fortschritte machen. B. Dom Nrnberger Religionsfrieden bis zum schmalkaldischen Kriege. 15321545. Die Entwickelung des Protestantismus. In 115. Die Fortschritte des Protestantismus. Der erste Erfolg, den ^a?die Evangelischen in jener Zeit errangen, war der Gewinn Wrttem-bergs, dessen Herzog Ulrich die Reformation annahm. Dasselbe geschah in dem albertinischen Sachsen-Meien und in Brandenburg, wo Kurfürst Joachim Ii. sich 1539 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt reichen lie. Jn^Eng- Gleichzeitig ging England dem Papsttum verloren. Hier herrschte Heinrichviii., der Sohn Heinrichsvii. Tudor (92), ein beraus eigenwilliger, launenhafter und herrischer König. Dieser wnschte sich von seiner Gemahlin, einer spanischen Prinzessin, der Tante Karls V. zu scheiden,

3. Deutsche Geschichte - S. 109

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Entwickelung des Protestantismus. 109 um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit, ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenverfassung weitere nderungen zu treffen. Erst unter seinen Nach-folgern wurde auch in England die Reformation durchgefhrt; die Knigin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus. Von groer Bedeutung wurde es ferner, da in der Schweiz ein G"f';in neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin, der aus dem nrdlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort. In Genf gelangte er feit 1541 zu magebendem Einflu, ordnete die kirchlichen Verhltnisse und fhrte in dieser wohlhabenden und genuschtigen Stadt eine uerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von groer Schroffheit, ja Hrte, rcksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religise berzeugung das Hchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfreudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland wurde die Kurpfalz das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus be-Ausbreitung kannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinismus. Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, Reformierten". Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen. 116. Die Wiedertufer in Mnster. Whrend das Luthertum in Nord- und Sddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertufer eine verhngnisvolle Gewalt. Die Stadt Mnster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben ange-nommen; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwrmerische Anhnger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen lassen wollten, aus den Toren zu treiben. An ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bcker aus Haarlem, und Jan Bockelson, ein frherer Der Wieder-Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des tnufeiftaat Bischofs von Mnster, der, von anderen Fürsten untersttzt, die Stadt be-lagerte, gefallen war, machte sich Jan Bockelson zum König des neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher fhrte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung., während die Lebensmittel 'in der Stadt

4. Für Präparandenanstalten - S. 117

1913 - Halle a.S. : Schroedel
— 117 — Felder, und die mexikanische Agave wächst fast wild. Ölbäume, Feigen- und Maulbeerbäume bedecken Hügel und Bergabhänge; Agrumi bilden Wäldchen, und hier und da ragt eine Dattel- palme empor. Vedi Napoli e poi muori! (Sieh Neapel und dann stirb!) so konnte mit Recht jener junge Mönch ausrufen, der von der Terrasse des Klosters Camaldoli zum ersten Male seinen Blick über Neapel und dessen Golf schweifen ließ'. Vor sich die blauen Fluten des Golfes, der im Hinter- gründe durch die Halbinsel Sorrent und die Felseninsel Capri abgeschlossen wird; zur Rechten der mit Bäumen, Gärten und Landhäusern anmutig besetzte Rücken des Posilipps und links im Hintergrunde der Vkfuv, der aus dem geborstenen Ringwalle der Monte Somma bis 1300 m empor- steigt und aus dessen Krater eine mächtige Rauchsäule emporqualmt. Sie zeigt uns, daß die vulkanischen Kräfte im Innern des Berges'nicht er- loschen, wenn auch nicht in voller Tätigkeit sind. Sobald aber ein Aus- bruch bevorsteht, vernimmt man dumpfes, unterirdisches Rollen und Donnern, anfangs schwaches, dann immer heftiger werdendes Erbeben des Bodens; Quellen versiegen, und aus dem Schlünde steigt eine ungeheure schwarze Rauchsäule empor, die sich an ihrem oberen Ende zu einer flachen Wolke ausbreitet und in der Nacht die Glut der Lavamassen im Krater wieder- spiegelt und deshalb wie eine Feuersäule erscheint. Die Rauchsäule besteht aus Aschen, Steinen und Bomben, die von den ausströmenden Gafen und Dämpfen mit in die Höhe gerissen werden. Der Wasserdampf verdichtet sich zu dunklen Gewitterwolken, die unter den heftigsten elektrischen Er- scheinungen sich entladen. Alle diese Erscheinungen erreichen ihren Höhe- punkt kurz vor dem Augenblicke, in welchem die Lava hervorbricht und in Strömen am Bergabhang Verderben bringend hinabfließt. Verheerender noch als die Lavaströme find die Schlammfluten, die beim Vesuv durch Vermischung der wolkenbruchartigen Niederschläge mit den ausgeworfenen Aschen entstehen und bei ihrer Erhärtung den vulkanischen Tuff bilden. Durch solche Schlammströme wurden einst Herculanum und Stabiä be- graben, während Pompeji mit Asche, Sand und Schlacken überschüttet wurde. Vier Tage und Nächte dauerte im August des Jahres 79 das Wüten des Elements, und spätere neue Ausbrüche brachten weitere vulkanische Uberlagerungen hinzu, daß schließlich über Herculanum eine Tuff- und Lavadecke von 12—30 m, über Pompeji eine Aschen-, Sand- und Schlackenschicht von 6 m Mächtigkeit entstand. So hat aber auch getreu die Erde bewahrt, was sonst die Kriegsstürme der späteren Jahrhunderte vernichtet hätten, und die Ausgrabungen von Herculanum (seit 1719) und Pompeji (seit 1748) haben die Kenntnis altrömischen Lebens und der häuslichen Sitten jener Zeit wesentlich bereichert. Nun erheben sich hier andere Orte voll frisch pulsierenden Lebens, und die in fruchtbare Erde verwandelte obere Decke ist in ein Gartenland von paradiesischer Frucht- barkeit und Schönheit umgewandelt. Der Hauptort Neapel □ (723) ist die volkreichste Stadt Italiens, hat eine Universität und eine deutsche zoologische Station, wird von den deutschen Reichspostdampfern auf der Fahrt nach dem O angelaufen und hat bedeutende Industrie in Seiden-, Schmuck-, Glaswaren und Terrakotten.2 Die Inseln. Von der Apennin-Halbinsel durch die Straße von Messina getrennt, streckt sich der N-Spitze Afrikas die drei- eckige, von Inselgruppen umschwärmte Insel Sizilien, von der Größe der Provinz Sachsen, entgegen. Das Gebirge der N- 1 Vergl. die Landschaftsbilder von Lehmann, Geistbeck und Engleder und aus Hölzels Verlag! ^ Zierfiguren, Vasen usw. aus gebranntem Ton.

5. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 47

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 47 — Die äußerste Hülle der Sonnenatmosphäre ist die rätselhafte Korona, die bisher nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen worden ist. Sie breitet sich in mattem Glänze von der Sonne nach allen Richtungen hin strahlenförmig aus; die Strahlen sind häufig länger als der Sonnendurchmesser. Zur Zeit der Flecken- maxima breitet sich die Korona gleichmäßig nach allen Richtungen aus. Zur Zeit der Fleckenminima erstrecken sich die Koronastrahlen von den äquatorialen Teilen aus wie große Besen: von den Sonnenpolen werden sie „gegen den Äquator herabgezogen, ganz wie die Kraftlinien um die Pole eines Magneten", weshalb man annimmt, daß die jeweilige Struktur der Korona auf magnetische Kräfte der Sonne zurückzuführen ist. Das gleichförmige Licht der. „inneren Korona" wird, wie die spektroskopische Untersuchung lehrt, hauptsächlich von Wasserstoff und einem sonst unbekannten, Koronium genannten Gas ausgestrahlt. Das Licht der „äußeren Korona" ist reflektiertes Sonnenlicht, das von kleinen festen oder flüssigen Partikeln herstammt. Die strahlen- sörmige Beschaffenheit der „äußeren Korona" deutet auf eine Kraft hin, welche die kleinen Partikel vom Sonnenzentrum wegstößt. So erinnern die Koronastrahlen an die Kometenschweife, die in der Regel auch der Sonne abgekehrt sind. Die Temperatur der Sonne wird verschieden hoch angenommen; jedenfalls ist sie so groß, daß alle Elemente noch im Zustande der Dissoziation sich befinden, also eine chemische Verbindung unmöglich ist. Zöllner nimmt sie zu 13250° C an der Oberfläche, 112 0000 0 im Innern an; andere stellen niedrigere Temperaturen auf. Da- gegen ist festgestellt, daß die jährliche Wärmemenge, welche die Ober- fläche der Erde erhält, ausreichend sein würde, um eine die ganze Erdoberfläche bedeckende Eisschicht von 30,8 m Dicke zu schmelzen, und dabei beträgt diese Wärmemenge nur den 2160 millionsten Teil aller von der Sonne in den Weltenraum ausgestrahlten Warme. Wie die Sonne den Wärmeverlust deckt, darüber bestehen verschiedene Hypothesen, die aber nichts weiter als eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich haben. Wie die Sonne eine Achsenbewegung hat, so muß sie auch eine fortschreitende Bewegung im Räume haben. Man hat dies aus den Beobachtungen, die die Spektralanalyse an die Hand gibt, so- wie aus dem Auseinanderrücken der Fixsterne an einer Stelle des Himmels und dem entsprechenden Zusammenrücken an der entgegen- gesetzten Stelle ' geschlossen. Der Weg, den die Sonne in einer Sekunde zurücklegt, beträgt 20 km. Wo wir den Mittelpunkt der Bewegung zu suchen haben, ist zurzeit noch ungewiß. Der Mond (Erdmond). Der Mond, dieser treue Begleiter der Erde, der „stille Ge- fährte der >Nacht", ist wie die Erde eine Kugel, aber nur von

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 125

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation 1522—46. 125 testanten“), in der sie gegen die Beseitigung des Beschlusses von 1526 Einspruch erhoben und erklärten, in religiösen Dingen Mehrheitbeschlüsse nicht für verbindlich erachten zu können. y) Zwingli und die Spaltung im Protestantismus. Nun wäre völlige Einigkeit für die Protestanten das erste Bedürf- nis gewesen. Aber einerseits war man unter dem Einflüsse des einseitigen und doch grofsartigen Idealismus Luthers darüber schwankend, ob man selbst im Palle eines Angriffes durch den Kaiser sich auch nur verteidigen dürfe; andrerseits war man auch in der religiösen Auffassung nicht mehr einig. Huldreich Zwingli, geb. 1. Jan. 1484 in dem Toggenburgischen Alpendorfe Wildhaus als der Sohn des Ammanns, nach einer glücklichen Jugend zu Wien und Basel humanistisch gebildet, seit 1506 Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsitt- lichenden Einflusses der Reisläuferei und des fremden Goldes, seit 1516 Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Pre- diger am großen Münster in Zürich, war im wesentlichen durch humanistische Studien, insbesondere beeinflufst von Erasmus, zum Reformator geworden. Nach dem ersten Konflikt mit dem Ablafsprediger Samson (1519) begann die Reformation in Zürich seit 1523 und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus, Graubündten, während besonders die inneren Kantone Schwyz. Uri, Unterwalden, Luzern, Zug katholisch blieben. Als Theologe radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abend- mahlslehre hervortrat, hielt er, der Republikaner, an dem Prinzip der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine Reformation neben dem religiös-kirchlichen einen staatlich-natio- nalen Charakter. Im Gegensätze zu dem unberechtigten Über- gewicht der Urkantone in der Bundesverfassung wollte er, in Wahrheit ein grofsartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung geben, deren Verwirklichung erst unser Jahrhundert gesehen hat. Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süddeutschen Städten (in Strafsburg durch Butzer und Capito) Eingang gefun- den. Da die Wittenberger sich gegen dieselbe ablehnend verhiel- ten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen; aber dieser Versuch scheiterte auf dem Religionsgespräche zu

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 146

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
146 Fünfte Periode. Von 1517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. That des Königtums. Die Union der drei nordischen Reiche (S. 87 Anm. 8) brach infolge des Stockholmer Blutbades (1520), wo der leidenschaftliche Christian Ii. die Häupter des ihm feind- lichen schwedischen Adels ermorden liefs, endgültig auseinander. Schweden erhob sich unter der Führung des jungen Gustav Erichson Wasa, der 1523 zum Könige ausgerufen wurde. Im selben Jahre wurde Christian auch in Dänemark gestürzt, und sein Oheim und Nachfolger Friedrich I. führte die lutherische Re- formation ein. Auf dem Reichstage zu Westeräs (am n. Ufer des Mälarsees) (1527) setzte Gustav I. es durch, dafs die Predigt der lutherischen Lehre freigegeben und die Kirchengüter einge- zogen und ihm zur Verfügung gestellt wurden; mit diesen Mit- teln befestigte er sein Königtum. Ihm folgte (1560) sein ältester halb geistesgestörter Sohn Erich Xiv., nach dessen Einkerkerung die jüngeren Johann, der dem Katholizismus zuneigte, und Karl. Da nach Johanns Tode dessen Sohn Sigismund, um König von Polen zu werden1, katholisch geworden war, so wurde er nicht anerkannt; König wurde sein Oheim Karl, und als dieser ge- storben, dessen 17jähriger Sohn Gustav Ii. Adolf (1611 — 32). Ungewöhnlich begabt, trefflich erzogen, von aufrichtiger religiöser Überzeugung und sittlicher Reinheit, zugleich ein grofser staats- männischer Geist, ordnete er die Verwaltung und das Rechts- wesen, hob Handel und Bergbau, zwang den unbotmäfsigen Adel in seinen Dienst, gewann in glücklichen Kämpfen Rußland Karelien, Ingermanland und Livland ab (Finnland und Esthland waren schon früher erworben) und drängte dieses Reich von der Ostsee ab. Da erachtete er es an der Zeit an die Lösung einer gröfseren Aufgabe zu gehen und in den furchtbaren Krieg, der schon seit langen Jahren Deutschland verheerte, einzugreifen. Iv. Der Dreifsigjährige Krieg (1618—48). 1. Ursachen und Veranlassung, a) Deutschland von 1558 —1618. Infolge der Erstarkung der Nachbarmächte erlitt das Reich seit 1550 neue (S. 87 f.) Ge- 1 1) Seit dem Aussterben des Jagiellonischen Mannsstammes (1572) war Polen Wahlreich. .

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 241

1911 - Halle a.S. : Gesenius
588. Welche Unterschiede bestanden zwischen den Reformationen Luthers, Zwinglis und Kalvins? 1. a) Luther war der Reformator der Deutschen [126], b) Er reformierte nur auf religiösem und kirchlichem Gebiete im Anschlüsse an die geschichtliche Vergangenheit der Kirche [94]. c) Er wurde durch den Gang der Ereignisse schrittweis vorwärtsgedrängt [55]. 2. a) Zwingli war der Reformator der östlichen Schweiz (Zürich). b) Er reformierte auf religiösem, sozialem und politischem Gebiete [83, 94]. c) Er trat aus rein verstandesmäßiger Erwägung gegen die Kirche auf [82]. 3. a) K a 1 v i n ist der Reformator der romanischen Länder. b) Er reformierte auf kirchlichem (radikal), staatlichem und sozialem Gebiete [153]. c) Er reformierte nach lange erwogenen, eisern durchgeführten Grundsätzen [153]. 589. Welche hauptsächlichen Neuerungen hatte die Tätigkeit der Reformatoren zur Folge? 1. Der Gottesdienst wurde auf Predigt und Gemeindegesang in deutschersprache gestellt [76], 2. Das Abendmahl wurde unter beiderlei Gestalt gereicht. 3. Dem Stande der verheirateten Geistlichen wurde die volle Achtung zuteil. 4. Die staatliche Fürsorge erhielt durch Aufhebung der Klöster und Einziehung des Kirchengutes die nötigen materiellen Mittel zur Pflege des Kirchen - und Schulwesens [78]. 590. Welches sind die wichtigsten Bekenntnisschriften der Reformation? 1. Die „Augsburgische Konfession'' (1530: Protestanten). 2. Die „Christliche Unterweisung“ (1535: Kalvinismus). 3. Der „Heidelberger Katechismus“ (1563: Deutsch-Reformierte). 4. Die „Konkordienformel“ (1577: strenge Lutheraner). 591. Wo breiteten sich die einzelnen Reformationseinrichtungen hauptsächlich aus? 1. Das L u t h e r t u m erstreckte sich über Deutschland und den ganzen germanischen Norden. 2. Der Kalvinismus faßte in der Westschweiz, Frankreich, den Niederlanden und Schottland festen Fuß. 3. Die Lehre Zwinglis blieb auf wenige Kantone der O s t -Schweiz, einige Städte und Territorien Süddeutschlands beschränkt. Meißner, Studienfragen zur deutschen Geschichte der Neueren Zeit. 16

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 35

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 35 — 82. Wie hatte Zwingli zum Reformator sich entwickelt? 1. Er bildete seine Ansichten im Strome der Zeit, indem er die äußeren Eindrücke mit scharfem, ruhig-er wägendem Geiste aufnahm: a) er war in Basel und Wien in engste Beziehung zu den Humanisten getreten, b) er hatte sich in die humanistischen Schriften in Hebevollem Studium vertieft, c) er hatte die politischen Ereignisse und deren Einwirkung auf seine Schweizer Heimat genau verfolgt, d) er hatte als G e i s 11 i c h e r in dem großen Wallfahrtsorte Einsiedeln die Schattenseiten der katholischen Werkheiligkeit gründlich kennen gelernt. 2. Er beabsichtigte von vornherein, auf sein Geburtsland ebensowohl politisch als auch religiös einzuwirken: a) er war vorwiegend Verstandesmensch und faßte die Dinge, wie sie wirklich waren, b) er bildete das kirchliche Wesen entsprechend dem Gemeinde-p r i n z i p e unter der Hoheit der weltlichen Obrigkeit um [80, 81], c) er machte die kirchen-politische Entwicklung seines Zürich zum Mittelpunkte aller seiner Bestrebungen. 83. Welche schweren politischen und religiösen Fragen der Schweiz fallen mit dem Auftreten Zwinglis zusammen? 1. Die Vierwaldstätte mit Zug besaßen in der Tagsatzung der dreizehn Kantone absolute Stimmenmehrheit gegenüber den viel stärkeren Bundesgenossen Zürich, Bern und Basel: es handelte sich um Beseitigung dieses unbilligen Übergewichts. 2. Der auswärtige Söldnerdienst des Volkes brachte den Patriziern gerade der größeren Kantone durch Soldverträge und Pensionen reichen Gewinn: es galt die Abschaffung des das Volk entsittlichenden ,,R e i s -laufens" (1521 verhinderte Zwingli den Abschluß einer neuen vorteilhaften Soldkonvention mit Frankreich). 3. Die Entscheidung über das kirchliche Schicksal der zwölf deutschen und sieben italienischen eroberten Untertanenlandschaften (,,g emeinenvogteie n“) der Eidgenossenschaft führte bis dicht an den Zusammenstoß der österreichischen und der reichsstädtisch-oberdeutschen Partei: der Landfriede von Kappel verhinderte die siegreiche, endgültige Entscheidung für die Evangelischen. 84. Inwiefern wurde durch die Niederlage bei Kappel der reformatorischen Bewegung Zwinglis ein Ziel gesetzt? 1. Die Niederlage der überraschten Züricher durch die überlegenen Streitkräfte der Fünf orte wurde durch Zwinglis Tod vervollständigt. 3*

10. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*
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