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1. Deutsche Geschichte - S. 109

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Entwickelung de; Prolestantirmus. 109 um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit, ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenverfassung weitere Änderungen zu treffen. Erst unter seinen Nachfolgern wurde auch in England die Reformation durchgeführt; die Königin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus. Von großer Bedeutung wurde es ferner, daß in der Schweiz eine®Cn“te neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin, der aus dem nördlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort. In Genf gelangte er seit 1541 zu maßgebendem Einfluß, ordnete die kirchlichen Verhältnisse und führte in dieser wohlhabenden und genußsüchtigen Stadt eine äußerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von großer Schroffheit, ja Härte, rücksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religiöse Überzeugung das Höchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfteudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland wurde die K u r p f a l z das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus be- Ausbreitung kannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinismus Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, „Reformierten". Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen. § 116. Die Wiedertäufer in Münster. Während das Luthertum in Nord- und Süddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertäufer eine verhängnisvolle Gewalt. Die Stadt Münster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben angenommen ; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwärmerische Anhänger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen laffen wollten, aus den Toren zu treiben. An ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bäcker aus Haarlem, und Jan Bockelson, ein früherer ver M-de» Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des tiiuferftoat‘ Bischofs von Münster, der, von anderen Fürsten unterstützt, die Stadt belagerte, gefallen war, machte sich Jan Bockelson zum König des „neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher führte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung., während die Lebensrnittel'in der Stadt

2. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 72

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
72 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Sieg entschieden worden wgr, und schmckte ihn mit dem eigenen Orden pour le mr. Die Preußen hatten 9000 Mann, die sterreicher mit Einschlu der Gefangenen der 40 000 Mann verloren. Der Feldzug, der die Entscheidung brachte, hatte nicht mehr als sieben Tage gedauert^enedek zog sich zunchst auf Olmtz, dann auf einem Umwege der die kleinen Karpathen und Preburg in der Richtung auf Wien zurck. Unterdessen rckten die preuischen Truppen ebenfalls auf die sterreichische Hauptstadt los. Schon erblickten die Vorposten aus der Ferne den Stephansturm, als am 22. Juli ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Das letzte Blumenau. Gefecht des Feldzuges wurde bei B l u m e n a u unweit Preburg geliefert; es wurde auf die Nachricht von der Waffenruhe abgebrochen. Kaiser Franz Joseph hatte sich sofort nach der Schlacht bei Knig-grtz an Napoleon Iii. mit der Bitte um Vermittelung gewandt und Venetien an ihn abgetreten; seine Hoffnung war, da Italien, wenn es aus Napoleons Hand diese Provinz empfinge, vom Kriege zurcktreten und vielleicht Napoleon selbst sich auf sterreichs Seite schlagen wrde. Die Italiener hatten bisher unglcklich gefochten. Zuerst war ihr Land-Custoz^a und Heer von dem Erzherzog Albrecht bei C u st o z a in der Gegend von Verona geschlagen worden; dann erlitt ihre Flotte eine Niederlage bei der Insel Lissa. Aber dagegen emprte sich das Ehrgefhl des ita-lienischen Volkes, sich Venetien, wie 1859 die Lombardei, von Napoleon schenken zu lassen; die italienischen Truppen rckten vielmehr in Venetien ein und besetzten den grten Teil der Provinz, von den sterreichern kaum gehindert, da diese alle verfgbaren Truppen nach dem nrdlichen Kriegsschauplatze sandten. Indessen nahm König Wilhelm zwar die Ver-Mittelung Napoleons an, setzte aber die kriegerischen Unternehmungen fort, bis es zu dem bereits erwhnten Waffenstillstand und wenige Tage darauf zum Abschlu des Prliminarfriedens von Nikolsburg kam. Friede. Am 23. August wurde der endgltige Friede zu Prag unterzeichnet. Bismarck hatte es bereits aus dem Schlachtfelde von Kniggrtz aus-gesprochen, da es nunmehr gelte, die alte Freundschaft mit sterreich wiederherzustellen. Um die sterreicher nicht zu erbittern, wurden ihnen sehr milde Friedensbedingungen auferlegt. Zwar mute sterreich die Auflsung des deutschen Bundes und die Grndung eines neuen nord-deutschen Bundes, an dessen Spitze Preußen trat, anerkennen; auch gab es seine Zustimmung dazu, da sich Preußen durch Annexion von Schleswig-Holstein und anderen Gebieten stark vergrerte. Aber von Venetien abgesehen, das an Italien fiel, wurde ihm keine Landabtretung

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). 139 gebildet, zuerst (seit 1506) Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsittlichenden Einflusses der Reisläuferei1 und des fremden Goldes, dann (seit 1516) Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Prediger am großen Münster in Zürich, war im wesentlichen durch humanistische Studien, insbesondere von Erasmus beeinflußt, zum Reformator geworden. Nach dem ersten Streit mit dem Ablaßprediger Samson begann die Reformation in Zürich (seit 1523) und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus, Graubünden, während besonders die inneren Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug katholisch blieben. Als Theologe radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abendmahlslehre hervortrat, hielt Zwingli, der Republikaner, an dem Grundsatz der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine Reformation neben dem religiös- t kirchlichen einen staatlich-nationalen Charakter. Im Gegensatz zu dem unberechtigten Übergewicht der Urkantone in der Bundes- Jw* Verfassung wollte er, ein großartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung geben, deren Verwirklichung erst das 19. Jahrhundert gesehen hat. Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süd-deutschen Städten Eingang gefunden. Da die Wittenberger sich ihr gegenüber ablehnend verhielten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen; aber dieser Plan mißlangt u-bei dem Religionsgespräche zu Marburg^1529) vollständig;# W damit war auch der politische Einigungsversuch gescheitert. ö) Der Augsburger Reichstag von 1530. Befreit aus neuer § iw. ' 1 ^ Türkennot durch die tätige Hilfe der Protestanten — Suleiman war (1529) vor Wien erschienen, aber nach kurzer Belagerung wieder abgezogen, — kam Karl V. 1530 nach Augsburg, trotz scheinbarer Milde entschlossen gegen die Ketzerei energisch vorzugehen. Die protestantischen Fürsten traten ihm standhaft entgegen, wie der alte Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach. Am 25. Juni wurde ihm die von Melanchthon verfaßte — Luther befand sich währenddes in Koburg —, bis an die Grenze der 1) Reise — Kriegsfahrt; reislaufen = als Söldner Kriegsdienste tun.

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 140

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 Fünfte Periode. Ton 1517 — 164s. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555. Möglichkeit entgegenkommende Augsburgische Konfession vorge-legt. Obwohl Melanchthon bei den weiteren Verhandlungen in seiner Abneigung gegen die Zwinglianer sich bemühte mit der alten Kirche um jeden Preis zum Frieden zu gelangen und deshalb sogar bis zur Verleugnung der protestantischen Grundsätze ging, kam eine Verständigung nicht zustande. Im Reichstagsabschied blieb die Reformation verboten. 116. e) Der Schmalkaldische Bund und der Nürnberger Religionsfriede. Angesichts dieser Kriegserklärung gaben die Protestanten nun doch ihre Theorie vom leidenden Gehorsam auf; einer Abrede in Schmalkalden (am Südabhang des Thüringerwaldes) folgte (1531) der Abschluß des Schmalkaldischen Bundes, zu dessen Hauptleuten der Kurprinz von Sachsen Johann Friedrich und Philipp von Hessen bestellt wurden. Nach der Katastrophe in der Schweiz, wo die Unentschlossenheit der Reformierten ihre Niederlage bei Kappel (sw. von Zürich) durch die Urkantone und den Tod Zwinglis (11. Okt.) 1531 herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die oberdeutschen Städte dieser großen Vereinigung an. Da jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich der Kaiser 1532 zu dem Nürnberger Religionsfrieden gezwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen Heere, dem stattlichsten, das Deutschland je aufgebracht hatte (etwa 80 000 Mann), zog sich Suleiman zurück. 117. f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532—46). a) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532—44 war Karl V. mit Kriegen gegen die Türken, einem Zuge gegen einen Korsarenfürsten nach Tunis und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt. Der dritte Krieg mit Franz I. (1536 bis 38) endete mit dem Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542—44) mit dem Frieden zu Cr§py (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der beiden Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit Suleiman Ii. verbündet gewesen. ß) Reformierung Württembergs. Nach gewalttätigem Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg (1519) vom Schwäbischen Bunde vertrieben worden, und Karl V. hatte

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 141

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). 141 das Land an Ferdinand gegeben. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph sein Erbe zurückforderfe (1532), faßte Philipp von Hessen den Plan, das angestammte Fürstenhaus wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand und zwang ihn zum Verzicht auf Württemberg (1534). Nunmehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei. y) Überivältigung des religiösen und politischen Radikalismus § 118. in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534 und 1535 entstand von neuem die Gefahr einer Schädigung der Reformation durch die radikale Überspannung. Die Betonung der praktischen Nachfolge Christi im Gegensatz zu Luthers Rechtfertigungslehre, der behauptete Besitz besonderer göttlicher Erleuchtung, auch das mittelalterlich-mönchische Ideal der Weltflucht und Weltver-neinung sind die Quellen des Radikalismus im Reformationszeitalter, der weder 1522 noch 1525 völlig ausgerottet war. Als sein äußeres Kennzeichen kam in der Schweiz die Verwerfung der Kindertaufe, die Wiedertaufe, auf. Von den Niederlanden her fanden die täuferischen Bestrebungen Eingang in der Stadt Münster, deren Bürgerschaft unter der Führung des Predigers Bernhard Rottmann trotz dem Bischof die Reformation eingeführt hatte; nun wurde dieser durch Jan Mattys aus Haarlem, Jan Beuckelssen aus Leiden (Johann von Leiden) u. a. für die Wiedertäuferei gewonnen. 1534 stürzten sie das Stadtregiment und begründeten das kommunistische Gottesreich mit Vielweiberei, in dem zuletzt Johann von Leiden König wurde und sein despotisches Regiment durch blutige Taten aufrecht erhielt. Nach hartnäckiger Verteidigung durch die fanatisierte Menge wurde die Stadt 1535 endlich von den Truppen des von ändern Reichsständen unterstützten Bischofs erstürmt; Johann von Leiden, sein Statthalter Bernhard (Bernt) Knipperdollinck und sein Kanzler Krechtinck wurden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leiber in eisernen Käfigen am Turm der Lambertuskirche aufgehängt. Darauf wurde in Münster der Katholizismus wieder eingeführt. In Lübeck versuchte der Führer der lübischen Demokratie Jürgen Wullenwever, kirchlich wie politisch radikal, den Adel zu stürzen und, in die Thronkämpfe Dänemarks eingreifend,

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
160 Fünfte Periode. Von 1517 —1648.—Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. gabt, trefflich erzogen, voll aufrichtiger religiöser Überzeugung und sittlicher Reinheit, zugleich ein großer staatsmännischer Geist, ordnete er die Verwaltung und das Rechtswesen, hob Handel und Bergbau, zwang den unbotmäßigen Adel in seinen Dienst und gewann in glücklichen Kämpfen Rußland Ingermanland und Polen Livland (§ 131) ab: Finnland und Estland waren schon früher erworben. Da erachtete er es an der Zeit, an die Lösung einer größeren Aufgabe zu gehen und in den furchtbaren Krieg, der seit langen Jahren Deutschland verheerte, einzugreifen. Iy. Der Dreißigjährige Krieg 1618—48. Ursachen und Veranlassung. 131. a) Deutschland von 1558 — 1618. a) Allgemeiner Niedergang Deutschlands. Infolge der Erstarkung der Nachbarmächte erlitt das Reich seit 1550 neue (§ 82) Gebietsverluste: abgesehen von den Niederlanden und den von Frankreich besetzten lothringischen Bistümern (§ 121), lösten sich 1561 die dem Deutschen Orden gehörigen und auch nach der Säkularisation Preußens ihm verbliebenen, aber lutherisch gewordenen Ostseeprovinzen ab: von den Russen angegriffen, begab sich Estland unter schwedische, Livland unter polnische Herrschaft, Kurland wurde Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit. Der Ackerbau machte zwar beim Großgrundbesitz technische Fortschritte, jedoch die Bauernschaft sank tiefer und geriet auch im östlichen Koloniallande in die Unfreiheit. Der hanseatische Handel machte weitere Rückschritte infolge des Erstarkens der nordischen Mächte (1598 schloß Elisabeth den Stahlhof). Die Portugiesen und Spanier, die Holländer und Engländer bemächtigten sich des Welthandels, von dem nun Deutschland für zweieinhalb Jahrhunderte ausgeschlossen blieb. 132. ß) Die Territorien. Das politische Leben spielte sich bei der Auflösung der Reichsgewalt mehr und mehr in den Territorien ab. Hier entstand eine feste Verwaltung, die die Sicherheit von Leben und Eigentum verbürgte.

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 140

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
116, 117. 140 Fünfte Periode. Von 1517 —1648. — Erster Abschnitt. Von 1617 — 1665. Möglichkeit entgegenkommende Augsburgische Konfession vorgelegt. Obwohl Melanchthon bei den weiteren Verhandlungen in seiner Abneigung gegen die Zwinglianer sich bemühte mit der alten Kirphe um jeden Preis zum Frieden zu gelangen und deshalb sogar bis zur Verleugnung des protestantischen Prinzips ging, kam eine Verständigung nicht zustande. Im Reichstagsabschied blieb die Reformation verboten. e) Der Schmalkaldische Bund und der Nürnberger Religionsfriede. Angesichts dieser Kriegserklärung gaben die Protestanten nun doch ihre Theorie vom leidenden Gehorsam auf; einer Abrede in Schmalkalden (am Südabhang des Thüringerwaldes) folgte (1531) der Abschluß des Schmalkaldischen Bundes, zu dessen Hauptleuten der Kurprinz von Sachsen Johann Friedrich und Philipp von Hessen bestellt wurden. Nach der Katastrophe in der Schweiz, wo die Unentschlossenheit der Reformierten ihre Niederlage bei Kappel (sw. von Zürich) durch die Urkantone und den Tod Zwinglis (11. Okt.) 1531 herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die oberdeutschen Städte dieser großen Vereinigung an. Da jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich der Kaiser 1532 zu dem Nürnberger Religionsfrieden gezwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen Heere, dem stattlichsten, das Deutschland je aufgebracht hatte (etwa 80000 Mann), zog sich Suleiman zurück. f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532—46). «) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532—44 war Karl V. mit Kriegen gegen die Türken, einem Zuge gegen einen Korsarenfürsten nach Tunis und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt. Der dritte Krieg mit Franz I. (1536 bis 38) endete mit dem Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542 — 44) mit dem Frieden zu Crepy (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der beiden Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit Suleiman H. verbündet gewesen. ß) Reformierung Württembergs. Nach gewalttätigem Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg (1519) vom Schwäbischen Bunde vertrieben worden, und Karl V. hatte

8. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522—46). 139 gebildet, zuerst (seit 1506) Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsittlichenden Einflusses der Reisläuferei1 und des fremden Goldes, dann (seit 1516) Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Prediger am großen Münster ip. Zürich, war im wesentlichen durch humanistische Studien, insbesondere von Erasmus beeinflußt, zum Reformator geworden. Nach dem ersten Streit mit dem Ablaßprediger Samson begann die Reformation in Zürich (seit 1523) und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus, Graubünden, während besonders die inneren Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug katholisch blieben. Als Theologe radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abendmahlslehre hervortrat, hielt Zwingli, der Republikaner, an dem Grundsatz der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine Reformation neben dem religiöskirchlichen einen staatlich - nationalen Charakter. Im Gegensatz zu dem unberechtigten Übergewicht der Urkantone in der Bundesverfassung wollte er, ein großartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung geben, deren Verwirklichung erst das 19. Jahrhundert gesehen hat. Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süddeutschen Städten Eingang gefunden. Da die Wittenberger sich ihr gegenüber ablehnend verhielten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen; aber dieser Plan mißlang bei dem Religionsgespräche zu Marburg (1529) vollständig; damit war auch der politische Einigungsversuch gescheitert. (5) Der Augsburger Reichstag von 1530. Befreit aus neuer § 115. Türkennot durch die tätige Hilfe der Protestanten — Suleiman war (1529) vor Wien erschienen, aber nach kurzer Belagerung wieder abgezogen, — kam Karl V. 1530 nach Augsburg, trotz scheinbarer Milde entschlossen gegen die Ketzerei energisch vorzugehen. Die protestantischen Fürsten traten ihm standhaft entgegen, wie der alte Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach. Am 25. Juni wurde ihm die von Melanchthon verfaßte — Luther befand sich währenddes in Koburg —, bis an die Grenze der 1) Reise = Kriegsfahrt; reislaufen = als Söldner Kriegsdienste tun.

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 141

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). 141 das Land an Ferdinand gegeben. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph sein Erbe zurückforderte (1532), faßte Philipp von Hessen den Plan, das angestammte Fürstenhaus wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand und zwang ihn zum Verzieht auf Württemberg (1534). Nunmehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei. y) Überwältigung des religiösen und politischen Radikalismus in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534 und 1535 entstand von neuem die Gefahr einer Schädigung der Reformation durch die radikale Überspannung. Die Betonung der praktischen Nachfolge Christi im Gegensatz zu Luthers Rechtfertigungslehre, der behauptete Besitz besonderer göttlicher Erleuchtung, auch das mittelalterlich - mönchische Ideal der Weltflucht und Weltverneinung sind die Quellen des Radikalismus im Reformationszeitalter, der weder 1522 noch 1525 völlig ausgerottet war. Als sein äußeres Kennzeichen kam in der Schweiz die Verwerfung der Kindertaufe, die Wiedertaufe, auf. Ton den Niederlanden her fanden die täuferischen Bestrebungen Eingang in der Stadt Münster , deren Bürgerschaft unter der Führung des Predigers Bernhard Rottmann trotz dem Bischof die Reformation eingeführt hatte; nun wurde dieser durch Jan Mattys aus Haarlem, Jan Beuckelssen aus Leiden (Johann von Leiden) u. a. für die Wiedertäuferei gewonnen. 1534 stürzten sie das Stadtregiment und begründeten das kommunistische Gottesreich mit Vielweiberei, in dem zuletzt Johann von Leiden König wurde und sein despotisches Regiment durch blutige Taten aufrecht erhielt. Nach hartnäckiger Verteidigung durch die fanatisierte Menge wurde die Stadt 1535 endlich von den Truppen des von andern Reichsständen unterstützten Bischofs erstürmt; Johann von Leiden, sein Statthalter Bernhard (Berat) Knipperdollinck und sein Kanzler Krechtinck wurden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leiber in eisernen Käfigen am Turm der Lambertuskirche aufgehängt. Darauf wurde in Münster der Katholizismus wieder eingeführt. In Lübeck versuchte der Führer der lübischen Demokratie Jürgen Wullenwever, kirchlich wie politisch radikal, den Adel zu stürzen und, in die Thronkämpfe Dänemarks eingreifend,

10. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 20

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 - 1648. williger, launenhafter und herrischer König. Dieser wünschte sich von seiner Gemahlin, einer spanischen Prinzessin, der Tante Karls Y., zu scheiden, um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit, ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenversassnng weitere Änderungen zu treffen. Erst unter seinen Nachfolgern wurde auch in England die Reformation durchgeführt; die Königin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus. Calvin in Von großer Bedeutung wurde es ferner, daß in der Schweiz ein <8cnf‘ neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin, der aus dem nördlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort. In Gens gelangte er seit 1541 zu maßgebendem Einfluß, ordnete die kirchlichen Verhältnisse und führte in dieser wohlhabenden und genußsüchtigen Stadt eine äußerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von großer Schroffheit, ja Härte, rücksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religiöse Überzeugung das Höchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfreudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland Ausbreitung wurde die Knrpf alz das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus Calvinismus, bekannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, „Reformierten". Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen. § 23. Die Wiedertäufer in Münster. Während das Luthertum in Nord- und Süddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertäufer eine verhängnisvolle Gewalt. Die Stadt Münster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben angenommen; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwärmerische Anhänger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen lassen wollten, aus den Toren zu treiben. An Der Wieder-ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bäcker aus Haarlem, und täuserstaat. Sqn Bockelson, ein früherer Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des Bischofs von Münster, der, von anderen Fürsten unterstützt, die Stadt belagerte, gefallen war, machte
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