22
Karthager.
^lassungen? und auf den Inseln des persischen Meerbusens: Tyros,
Arados. Araber dienen ihnen als Matrosen.
Die Maaren und Produkte der von ihnen besuchten Länder tauschen
sie theils gegen einander, theils gegen die Erzeugnisse ihrer eigenen
Industrie um , und so gewinnen sie durch ihren S e e h a n d e l in
Spanien: Silber, Gold, Eisen, Blei und Südfrüchte; auf den Kassite-
riden: Zinn; au den Küsten der Ostsee, der Mündung des Eridanos
(Rhenus? Padus?): Bernstein (Elektron); an den Küsten des arabi-
schen Meerbusens (Ophir — Südland?): Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Weihrauch; auf den, persischen Meerbusen von Vorder - Indien und der
Insel Taprobane (Ieilon): Gewürze, Zimmt re.
Ihr Landhandel durch Karawanen erstreckt sich: nach Palästina:
Waizen, Rosinen, Oel, Balsam; nach Aegypten: Getraide, baumwollene
und gestickte Zeuge; nach Syrier: Wein und Wolle; nach Babylon
über Palmyra: Webereien; Arabien: Gewürze und Ranchwerk; Persien
bis ins Innere von Asien: Zimmt, Elfenbein, Ebenholz; und über
Armenien nach Vorder- und Nord-Asien: Kupfer, Pferde, Sklaven rc.
* Ihre zahlreichen Fabriken und Mannfacturen bestehen in
Purpnrfärbereien (aus dem Safte der Seemnscheln), Webereien (die
beste Leinwand von Sidon), Glas (Sand, nitrum, im kleinen Flusse
Belos), Spielsachen, Bearbeitung des Bernsteins, Elfenbeins, Goldes
und anderer Metalle.
Ihre Haupterfindungen sind: Schiffbau, Buchstabenschrift
(durch Taaut? Kadmos bringt sie nach Vöotien?), Rechenkunst,
Astronomie rc.
Religion: Vielgötterei nnt Menschenopfern, — Vergötterung
der Heroen und Naturkräfte: Herakles (sein Tempel in Alttyros, seine
Wanderungen), Baal (Sonne oder Himmel, Kronos), Kabircn und
Patäkcn, (Schutzgötter der Schiffe, Laren), Dagon und Derketo
(Fischgottheiten) rc. Priester der einzelnen Götter.
§. 9.
Karthager (Karchedonier).
I. Von der Entstehung des Staates bis zum An-
fänge des fyrakufanifchen Krieges, von 888 bis
480 v. Eh. G.
^ Unsicherheit der wenigen Nachrichten. Schnelles
Aufblühen des jugendlichen Staates. Kolonien führen
zu Eroberungen.
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» '
28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
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— 15 —
städte (Milet). Im südöstlichen Kleinasien lag Tarsus, heute Tersus
(Pauli Geburtsstätte — fruchtbare Gegend).
Heute herrschen die Türken in Kleinasien (Türkenwirtschaft —
Kulturrückgang). In den Küstengebieten (besonders an der West- und
Südküste) wohnen Griechen (Handel und Gewerbe). Sonstige Be-
Völkerungselemente sind Armenier, Turkmenen und Araber.
Zu den wichtigsten Siedlungen rechnen Smyrna (220000 Einw.,
im Altertum die „Krone Joniens", heute die erste Handelsstadt der
Levante, bedeutende Ausfuhr, Smyrnateppiche, eine Anzahl deutscher
Bewohner), Skutari (am Bosporus, 80000 Einw., Vorstadt von Kon-
stantinopel, Begräbnisstätte frommer Türken, Zufuhr der klein-
asiatischen Erzeugnisse nach der Hauptstadt, prächtiger Blick auf den
Bosporus und Stambul), Bruffa (einst Residenz des Sultans, Meer-
schaumgewinnung, seidene Gewebe), Angora (Garn, Gewebe, Schale),
Konia (im Mittelalter zeitweise Sitz des Sultans, Weg nach Syrien)
und Adana (fruchtbares Gebiet, Armenier) — Bahnlinien und ihre
Bedeutung! Pläne der Engländer! — An der Nordküste liegen Sinope
(Diogenes) und Tarabison tkarawanenstratze nach Persien (Täbris)].
— Die genaue Lage der Orte bestimmen!
Die dem Busen von Jskenderun vorgelagerte, naturschöne und
fruchtbare Insel Cypern (Kupfer) ist unter englischer Verwaltung
wieder in kultureller Hebung begriffen (Wein, Seidenbau).
Armenien.
Antitaurus und Pontisches Gebirge führen in ihren Ausläufern
hinüber zu dem ostwärts von Kleinasien gelegenen Hochlande von
Armenien, das im Nordosten von der Kur (Kura), im Osten vom
Kaspisee begrenzt wird, im Südosten in das Hochland von Iran
übergeht und im Süden zur Euphrat-Tigris-Ebene abfällt.
Das Innere des Hochlandes wird in der Hauptsache von 1000
bis 2000 m ü. d. M. gelegenen, vorwiegend in ostwestlicher Richtung
sich erstreckenden Hochebenen erfüllt, welche zum geringeren Teile
dem Ackerbau dienen, meistens jedoch Weideplätze darbieten. Eine
Reihe von Bergkegeln, teilweise von bedeutender Höhe, welche
zumeist als alte Krater anzusprechen sind, sowie einzelne Gebirgs-
ketten erheben sich noch über diese Hochflächen. Überhaupt weist das
Hochland von Armenien mit seinen Randgebirgen, seinen vulka-
nischen Kegelbergen, seiner ganzen Bodenform und feiner Ge-
steinszusammensetzung nur zu deutlich darauf hin, daß es mit den
benachbarten gebirgigen Gebieten, mit Kleinasien, Kaukasien
und Persien in dem gleichen geologischen Zeitraum entstanden ist.
Zum mindesten gilt dies von der Hebung der Gebirgsketten der
genannten Länder, welche sast sämtlich die gleiche Streichrich-
tung aufweisen. Auch im armenischen Hochlande traten an einzelnen
Stellen aus den Bruchspalten ungeheure Mengen von Schlacken
und vulkanischem Gestein hervor und überschütteten in manchen
Gegenden weithin das Land. Die vulkanische Tätigkeit ist auch in
Armenien noch keineswegs zur Ruhe gelangt (warme Mineral-
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— 3 —
in welchem der Tarim bis zum Lob-nor (See) fließt, auch das Hoch-
land von Armenien mit dem Wan- und demurmiasee u.a. Einzelne
Tiefländer zeigen ähnliche Verhältnisse (Erklärung!), so Turan
mit dem Balkasch- (Jli) und Aralsee (Amur und Syr). Die
wasserreichen Abhänge der Gebirge aber sind die Quellen zahl-
reicher Flüsse, die teilweise das Gebirge durchbrechen und dann
in den angrenzenden, zumeist weiten Tiefebenen vielfach zu
gewaltigen Strömen sich entwickeln. Wir nennen unter diesen zunächst
Ob, Jenissei, Lena, Amur, Hoangho-Jangtsekiang, Mekong,
Ganges-Brahmaputra, Indus, Euphrat und Tigris. Die häufige
Bildung von Zwillingsströmen (nennen!) erklärt sich aus der
Streichrichtung der Gebirge und der Mulden- bzw. Becken-
form der sich anschließenden Tiefebenen. Für die Schiffahrt
und damit für die kulturelle Entwickelung der Gebiete, welche sie
durchfließen, sind diese Riesenströme nur teilweise von einiger Be-
deutung geworden. So können einige nur wenig befahren werden,
weil der größte Teil ihres Laufes zu reißend ist, wie z. B. die
Flüsse Hinterindiens. Andere wieder, wie die Flüsse Sibiriens,
sind den größten Teil des Jahres mit Eis bedeckt. Dazu ist die
Küste des Nördlichen Eismeeres wegen starker Vereisung selbst
im Sommer schwer zu erreichen. Natürlich haben auch die An-
schwemmungsprodukte der großen Ströme die heutigen Formen
des Bodens mit bilden helfen und den Kulturwert besonders der
Tieflandsgebiete, welche sie durchfließen, teilweise erhöht oder auch
herabgesetzt. — In den Gebirgsrändern liegen auch einige reiz-
volle Seen von teilweise bedeutender Tiefe, so der Baikalsee, der
mit seinen steil aufsteigenden Uferrändern, den zahlreichen Ge-
wässern, die in ihn münden oder ihn durchfließen, u. a. m. an die
Seen der Schweiz erinnert. Seine Entstehung freilich ist auf
vulkanische Tätigkeit zurückzuführen.
In klimatischer Hinsicht sind durch die gewaltige Ausdehnung
des Kontinents (Anteil an drei Zonen) und durch den vielfachen
Wechsel von Hochland, Randgebirge und Tiefland mannigfache
Unterschiede gegeben. Wärme und Beregnung zeigen oft große
Gegensätze. Während sich in Sibirien die größten Kältegrade der
Erde zeigen (in Werchojansk an der Jana, östlich der Lena, sank
die Temperatur im Jahre 1885 bis —69,8° C), haben Indien,
der Malaiische Archipel u. a. Gebiete hohe Wärme zu verzeichnen
(höchste Temperatur + 50 0 C). Der Regenarmut der von Gebirgen
umrandeten Hochländer (teilweise Wüsten- und Steppengebiete)
steht der Niederschlagsreichtum der Tropengebiete mit den Tropen-
und Monsunregen gegenüber. So hat Tscherrapundschi am Süd-
abhange des Himalaja die größte jährliche Regenmenge der
Erde. Im Jahre 1861 betrug hier die Regenhöhe mehr als 2000 cm
l*
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— 26 —
genannt, bildet ein regenarmes, vielfach steiniges und sandiges Gebiet
(Steppe). Die Randgebirge saugen die Niederschläge größtenteils
auf. An ihren Abhängen und in den Niederungen der Flußläufe
herrscht — teilweise noch unter künstlicher Bewässerung — größere
Fruchtbarkeit, welche u. a. auch den Anbau von Reis ermöglicht.
Dattelpalmen, Oliven- und Orangenbäume gedeihen. Der größere
Teil dieses ganzen nordwestlichen Gebietes aber dient vorwiegend
als Weideland. Die in diesen Gegenden nomadisierenden Araber
züchten Schafe, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel und Maultiere.
Sie wohnen in Zelten und auch in Erd-, Stein- und Schilshäusern.
Zu beiden Seiten des Tigris lag am Fuße des Gebirges das alte
Assyrien. — Durchweg fruchtbarer ist die südöstliche Tiefebene
Mesopotamiens, auch Irak Arabi (das alte Babylonien) genannt,
welche in der Hauptsache ein Schwemmland (welcher Flüsse?) dar-
stellt (Kanäle). Freilich muß auch hier überall künstliche Bewässe-
rung die Fruchtbarkeit des Bodens erhöhen helfen; denn auch
dieses Gebiet liegt noch im Regenschatten hoher Randgebirge.
Im Klima herrschen im ganzen Lande große Gegensätze zwischen Tag
und Nacht. Aber die Vegetation ist teilweise eine geradezu üppige,
so auch in einzelnen Gegenden des weiten Niederungsgebietes
(Dattelhaine, saftige Wiesen, reichtragende Ackerflächen u. a.). Schon im
Altertum bestand in diesem Teile des Landes ein vielverzweigtes
Kanalnetz zwischen Euphrat und Tigris.
Die höchste Blütezeit hat das Land freilich unter der assyrischen
und babylonischen Herrschaft gesehen. Der Boden lieferte die
reichsten Erzeugnisse. Die Schilderungen von seiner Frucht-
barkeit grenzen ans Fabelhafte. Der Weizen trug sechsfältige
Frucht. Die großartigen Bewässerungsanlagen jener Zeit
aber sind verfallen, und heute ist Mesopotamien nur noch ein
Schattenbild jener kulturellen Glanzperiode. Es geht jedoch mit
Vollendung der Bagdadbahn (Hasen El Kuweit) einer besseren
Zukunft entgegen.
Die Herrschaft über Mesopotamien hat mehrfach gewechselt.
Im Mittelalter bemächtigten sich die Araber des Landes. Es
ward Sitz der Kalifen. Am Ende dieser Zeit begann schon der
Verfall. Seitdem ist auch der Islam die vorherrschende Religion
und wird die arabische Sprache gesprochen. Heute gehört das Gebiet
den Türken und hat auch die Folgen der Türkenwirtschaft an sich
erfahren müssen. Die Araber sind noch jetzt das wichtigste Bevölke-
rungselement. Daneben finden sich Türken, Kurden, Syrer, Arme-
nier u. a. im Lande.
In der Nähe des heutigen Mosul (60000 Einw.), das in seiner
früher berühmten Musselinindustrie stark zurückgegangen ist,
sonst aber noch einen lebhaften Transithandel betreibt, liegen am
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bau und vorwiegend ausgedehnte Laubwaldungen, darunter viele Eichen-
bestände, mehr noch aber Lindenwälder. Die Linde kann als echt
mittelrussischer Baum bezeichnet werden. Der Juli ist bei den Russen der
Lindenmonat. In diesen Gegenden werden auch viel Bienen gezüchtet,
welche sehr guten Lindenblütenhonig liefern, den der russische Bauer als
Zucker benutzt. Oft werden Linden nur zu dem Zwecke gefällt, um aus
ihrem Baste Matten zu siechten. Zu den eben erwähnten Kulturpflanzen
treten hier noch Weizen und Hanf hinzu. Hier ist auch der Beginn
der Obstkultur zu suchen. Die Tierwelt ist etwa dieselbe wie in dem
nördlichen Teile dieser Zone. In den Wäldern von Bialowicza ist
noch der Auerochse vertreten. Der Ackerbau ist aber der Haupterwerbs-
Abb. 70. Die Tundra.
Aus „Bilder aus Rußland". Verlag von F. E. Wachsmuth, Leipzig, Kreuzstr. 3.
zweig dieses Gebietes, und nur in weniger fruchtbaren Gegenden gesellt
sich zum Ackerbau die Gewerbtätigkeit. Die frühere Hausindustrie
hat in Anbetracht der vorhandenen Steinkohlenschätze sowie der mineralischen,
pflanzlichen und tierischen Rohprodukte immer mehr dem Fabrikbetriebe
weichen müssen. Im Gebiete der Schwarzerde (wo?), welche der
Düngung wenig oder gar nicht bedarf, liefert der Boden so reichen
Ertrag, daß eine bedeutende Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse
möglich ist, wie denn Holz und Getreide die bedeutsamsten Bestandteile der
russischen Ausfuhr darstellen (Danzig). Im Osten geht dieser Land-
strich schon in das Kaspische Steppenland über, das stark mit Salz
gesättigt und reich an Salzseen ist. (Erklärung!)
Dann folgt die Zone der Steppen, in der die Bewässerung gering
ist und der Wald fast ganz fehlt. Es ist das Gebiet zwischen der unteren
Wolga und dem Pruth. Die Steppen bilden schier endlose Grasflächen,
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Märkte sind diejenigen von Moskau und Nischni-Nowgorod. Der
jährliche Umsatz ist ein ganz bedeutender. Er erstreckt sich besonders auf
Getreide, Holz, Hanf, Flachs, Tabak, Leder und Metalle. Die russischen
Wasserwege fördern den Binnenverkehr ungemein. Über Rußlands
Lage für den Außenhandel sprachen wir schon (siehe das!). Der
auswärtige Handel erfolgt zur See und zu Lande, und er muß in den
europäischen und asiatischen Handel unterschieden werden. Die wichtigsten
Verkehrsländer sind Deutschland und England. Ausgeführt werden vor-
wiegend Rohprodukte, Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Häute, Pelzwerk,
Eier, Butter, Zucker u. a. m. Zur Einfuhr gelangen in erster Linie
Jndustrieerzeugnisse und Kolonialwaren, wie Baumwolle, Maschinen,
Tee, Seide, Metallwaren, chemische Produkte u. a. m. So gibt Deutsch-
land an Rußland Eisen, Eisenwaren, Maschinen u. a. ab.
Bis in das 15. Jahrhundert hinein standen die Russen unter der
Herrschaft der mongolischen Tataren. Die Großfürsten von Moskau
schüttelten das fremde Joch ab und legten sich den Titel „Zar" bei.
Aber erst Peter der Große erhob Rußland zur Großmacht (zu Beginn des
18. Jahrhunderts). Er besiegte die Schweden und dehnte das Land bis
zur Ostsee aus. Er schuf dadurch ein Verbindungsglied zwischen Rußland
und der westeuropäischen Kultur. Die Kaiserin Katharina Ii. riß
den größten Teil von Polen an sich und unterwarf die türkischen Länder
am Schwarzen Meere. Schon im 16. Jahrhundert begann Rußland
seinen Besitz auch nach Osten über Nordasien bis zur Beringstraße
auszudehnen, und so wurde es mit etwa 23 Mill. qkm und 130 Mill.
Einwohnern der größte zusammenhängende Staat der Erde.
Der Zar war bisher der absolute Herrscher, der „Selbstherrscher
aller Reußen", zugleich das Oberhaupt der griechischen Kirche, deren
höchste Behörde der heilige Synod ist, der sich aus geistlichen und Welt-
liehen Würdenträgern zusammensetzt. Erst seit 1905 ist — infolge der
vielfachen revolutionären Bewegungen — die absolute Monarchie ein
wenig modifiziert worden durch Einsetzung der Duma, einer Art Volks-
Vertretung. Doch ist ihr Einfluß noch unbedeutend. Der Reichsrat hat
die Gesetze vorzubereiten, die der Kaiser dann erläßt.
Das große russische Reich wird verwaltungsmäßig in 60 Gouvernements
geteilt. Den wichtigsten Bestandteil des europäischen Rußland bildet
Großrußland. Es erstreckt sich vom Weißen Meere bis in die Steppen
hinein. Die wichtigste Siedlung Großrußlands ist die alte Hauptstadt
Moskau (1,2 Mill. Einw.). Es liegt an der Moskwa, einem Neben-
flusse der Oka, auf hügeligem Boden. Zahlreiche Straßen und Eisen-
bahnen kreuzen sich hier. Auch ist die Stadt durch Kanäle und Flußläufe
mit allen Rußland begrenzenden Meeren verbunden. Seiner zentralen
Lage verdankt es den Ruf der wichtigsten Handelsstadt des russi-
schen Binnenlandes. Hier werden z. B. die Getreidemengen der Korn-
kammer Rußlands, das Holz und das Pelzwerk des Nordens, die Metalle
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— 279 —
gelangt man in die Zone der Wälder (erst Nadel-, dann Laub-
Hölzer — Bären, Vielfratze, Wölfe, Füchse, Lnchse, Elentiere, Rehe,
wilde Schweine, Eichhörnchen u. a. — Bienen), dann in das Gebiet
des Ackerbaus (Gerste, Hafer, Roggen, Kartoffeln, Flachs, Weizen,
Hanf —Tierwelt ähnlich —der Auerochse in denwäldern vonbialowicza)
und schließlich in die Zone der Steppen (endlose Grasstächen, durch-
setzt von Disteln, Schafgarbe, Flußschilf und Königskerzen — Pferde-,
Schaf- und Rinderherden — Antilopen, Schakale — Kamele — im Osten
das kaspische Steppenland, mit Salz gesättigt und reich an Salzseen).
Die Völkertafel steht recht bnnt aus. Im Weichselgebiete fitzen
Polen und viele Juden. In den Ostseeprovinzen wohnen Deutsche,
Litauer, Letten, Esten, Finnen und Schweden, im Norden Lappen
und Samojeden, am Ural Baschkiren, in den Steppengebieten Kirgisen,
Tataren, Kalmücken, Kosaken, in Beffarabien Rumänen.
Das Kernvolk aber, etwa 9v Millionen, bildet das slawische Volk
der Russen, die wieder in Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen
unterschieden werden. (Charakteristik derselben!) Sie bekennen stch zur
griechisch-katholischen Kirche. Die Volksbildung liegt noch recht da-
nieder. Die ländliche Bevölkerung hat das große Übergewicht. (Geringe
durchschnittliche Dichte der Bevölkerung — Auswanderung!)
Rußland ist in erster Linie ein Ackerbaustaat, die Kornkammer
Europas (Gebiet der Schwarzerde — Weizen, Roggen, Hafer, Gerste,
Zuckerrüben, Kartoffeln, Hanf, Flachs — Getreideausfuhr). Weitere
wichtige Erwerbsquellen stnd die Viehzucht (Rinder, Pferde, Schafe,
Schweine, Ziegen, Kamele, Renntiere, Gestügel u. a.), die Forstwirt-
schaft (Jagd), der Fischfang [Hering, Kabeljau, Lachs, Steinbutt, Stör
(Kaviar, Fischleim)^, der Bergbau [Erze, wertvolle Gesteine (wo? welche?),
Steinkohlen (am Donez, südlich von Moskau), Salz (Steinsalz, Salinen-
salz, Seesalz), Petroleum (stehe Kaukasten!)^ und die Industrie (Webe-,
Eisen-, Holz-, Lederindustrie, Zuckerbereitung, Branntweinbrennerei,
Tabakfabrikation u. a.).
Der Binnenhandel ist ein ganz bedeutender. Den Außenhandel
lähmt die ungünstige Lage des mächtigen Reiches. (Die wichtigsten
Produkte der Ein- und Ausfuhr nennen!)
Zar Peter der Große erhob Rußland durch Ausdehnung des Lan-
des bis zur Ostsee zur Großmacht (Verbindung mit der westeuropä-
ischen Kultur). Katharina Ii. erwarb den größten Teil von Polen und
die türkischen Länder am Schwarzen Meere.
Der Zar war bisher der absolute Herrscher. Seit 1905 ist eine
Volksvertretung, die Duma, eingesetzt (der heilige Synod, der Reichsrat).
Großrußland erstreckt stch vom Weißen Meere bis zu den Steppen.
Seine wichtigste Siedlung ist die alte Hauptstadt Moskau [1,2 Mill.
Einw., zentrale Lage, wichtigste Handelsstadt des russischen Binnen-
landes, bedeutender Markt, vielseitiges Gewerbe, Kreml — ältester
Stadtteil, Krönnngsstadt, Sitz des Altrussentums, Stadt der Kirchen,
Klöster und Kapellen, westlich die Schlachtorte Borodino und Smolensk,
südlich Tula (Gewehrfabriken, Maschinenindustrie, Kupferarbeiten)^.
Nischni-Nowgorod (Lage!) ist durch seine Messen weltberühmt. Pensa
und Woronesch (Gebiet der Schwarzerde) stnd bedeutende Getreide- und
Viehmärkte. Smolensk war einst bedeutende Festung. Archangelsk
(Lage, 20000 Einwohner) ist Rußlands wichtigster Seehafen am Eis-
meere.
Die bekanntesten Siedlungen Ostrußlands find Perm und Jekaterin-
bürg (Zentren des Bergbaus am Ural), an der Wolga Kasan (Handel
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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— 274 —
der Juden. Die Stadt hat 780000 Einwohner, darunter etwa 30 000
Deutsche. Sie besitzt prächtige Paläste und herrliche Kirchen. Warschau
ist eine Festung. Die umfangreiche Industrie der Stadt erstreckt sich
vorwiegend auf Maschinenbau, Lederbereitung, Zuckerfabrikation und
Holzindustrie. Warschau liegt am Kreuzungspunkte der Bahnen Wien—
Petersburg und Berlin—thorn—moskau. Das stattliche Königliche
Schloß mit seinen terrassenartig angelegten Gärten ist der Stadt erhalten
geblieben. Die Universität besitzt eine reiche Bibliothek und eine
Sternwarte. Nahe der deutschen Grenze ist Lodz infolge seiner be-
deutenden Baumwoll- und Wollindustrie schnell zu einer der ersten
Fabrikstädte Rußlands aufgeblüht. Die Fabriken sind meist in den
Händen von Deutschen. Als diese vor etwa hundert Jahren wegen der
hohen Grenzzölle, durch welche die Einfuhr nach Rußland erschwert wurde,
die ersten Fabriken gründeten, war Lodz noch ein ganz unbedeutender
Ort. Heute hat es bereits 350 000 Einwohner. Man nennt es wohl
das „polnische Manchester". Hart an der deutschen Grenze liegt Kalisch
(Schutzbündnis 1813). Südöstlich von Warschau erhebt sich Lublin.
Es treibt vorwiegend Handel mit Getreide und Wolle.
Die Ostseeprovinzen (Deutschtum, Russifizierung!) gehören zu den
bestangebauten und in der Kultur am höchsten stehenden Ge-
bieten des europäischen Rußland.
In Kurland ist Libau ein wichtiger Hafenplatz. Der Hafen ist
vortrefflich angelegt und fast das ganze Jahr hindurch eisfrei. Seit Libaus
Hafenanlagen mehr ausgebaut sind und eine bessere Verbindung mit dem
Hinterlande geschaffen ist, erfolgt ein Teil der russischen Ausfuhr, die
früher nur nach den deutschen Ostseehäfen sich richtete, von Libau aus.
Es ist zudem Seebad. Die Hauptstadt Kurlands ist das land-
einwärts gelegene kleinere Mitau.
Livlands bedeutendste Seehandelsstadt ist Riga, nahe der
Mündung der Düna. Es ist die drittgrößte Seehandelsstadt Ruß-
lands und war früher ein wichtiges Glied der Hansa. Sie ist um 1200
von Bremer Seefahrern gegründet worden. Ausgeführt werden vor-
nehmlich Getreide, Flachs, Hanf und Holz. Dorpat war früher
deutsche Universität und geistiger Mittelpunkt des Deutschtums.
Die Universität ist jetzt russisiziert, und die Stadt führt wieder den
Namen Jurjew. Östlich von Dorpat liegt der bekannte Peipussee.
In Estland ist Reval der bekannteste Ort. Er liegt an einer
tiefen Bucht des Finnischen Meerbusens und hat eine sehr schöne
Umgebung. Die Bauart der Stadt ist mittelalterlich. Die Ausfuhr
erstreckt sich auf Getreide, Spiritus, Flachs, Vieh u. a.
In Jngermanland liegt die Residenz des Zaren und zweite
Hauptstadt des russischen Reiches, St. Petersburg (11/2 Mill. Einw.).
Kurz vor ihrer Mündung teilt sich die Newa in mehrere Arme, und
dieses von ihr gebildete Delta überdeckt St. Petersburg. Die Gegend, in
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«ach Sibirien, ehemalige Tatarenhauptftadt), Samara (Bahn nach
Sibirien, Handel mit Getreide, Holz, Salz u. a.), Saratow (lebhafte
Industrie, bedeutende Getreidemärkte) und Astrachan (Handel nach
Persien und Russisch-Zentralasten — Mische, Kaviar), Orenburg am Ural-
stutz (Endpunkt der astatischen Karawanenstraße, früher Grenzfeftung).
Südrußlands (vorwiegend Anbau von Getreide und Mittelpunkt
der russischen Viehzucht) wichtigster Ausfuhrhafen ist Odessa am Schwar-
zen Meere (420000 Einwohner, erste Seehandelsstadt an der russischen
Pontusküste lebhafte Industrie, Universität). Andere bekannte Siedlungen
sind Kischinew (Gemüse, Obst, Wein, Tabakfabrikation), Akkerman
(Hafen Bessarabiens, am Liman des Dnjeftr), Nikolajew (Kriegshafen,
am Liman des Bug), Cherson (Hafenplatz für Holz und Getreide, nahe
der Mündung des Dnjepr), Simferopol (Hauptstadt der Krim), Sewa-
stopol (Kriegshafen) und Kertsch (Hafenplätze der Krim).
Die bedeutsamste Stadt Kleinrußlands ist Kiew (230000 Einw.,
heilige Stadt, Festung, Universität, Handel, Industrie). Charkow hat
berühmte Messen (Universität). Bei Poltawa besiegte Peter der Große
1709 Karl Xii. von Schweden.
Die Hauptstadt Weftrußlands ist Wilna (Handel, Kreuzungspunkt
wichtiger Bahnlinien). Weitere Siedlungen sind Minsk, Grodno (Ge-
treide- und Holzhandel), Kowno (Holzhandel nach Deutschland), Bje-
lostok und Bialowicza (Urwald, Wisent). Lage!
Polens Hauptstadt ist Warschau (780000 Einwohner, einst Haupt-
stadt des Königreichs Polen, große Messen, bedeutender Handel, um-
fangreiche Industrie, prächtige Kirchen und Paläste, Festung, Univer-
sität). In diesem Gebiete liegen noch Lodz (330000 Einwohner,
großartige Baumwoll- und Wollindustrie, viele Deutsche), Kalisch
(Schutzbündnis 1813) und Lublin (Handel mit Getreide und Wolle).
In den Ostseeprovinzen (hochstehend in der Kultur) ist Libau in
Kurland ein wichtiger Hafenplatz (Seebad). Die Hauptstadt Kurlands
ist das weiter landeinwärts gelegene Mitau.
Livlands wichtigster Seehandelsplatz ist Riga (drittgrößte See-
Handelsstadt, einst wichtiges Glied der Hansa, Aussuhr von Getreide,
Hanf, Flachs und Holz). Dorpat (Jurjew) ist Universttät.
In Estland ist Reval die bedeutendste Siedlung (Lage! Ausfuhr
von Getreide, Spiritus, Flachs, Vieh u. a.).
In Jngermanland liegt an der Newa Sankt Petersburg [11/2 Mill.
Einwohner, Residenz des Zaren, zweite Hauptstadt, erste Seehandels-
stadt Rußlands, in industrieller Hinsicht an zweiter Stelle (welche
Zweige?), Gründung Peters des Großen, warum gerade hier angelegt? —
günstigekanal- und Eisenbahnverbindungen, westeuropäisches Aussehen,
breite, schöne Straßen (z. B. der Newsky-Prospekt), prächtige Bauten
(Profanbauten: Winterpalais des Zaren, Admiralität, Universität,
Peter Pauls-Festung—kirchliche Bauten: Peter Pauls-Kirche—begräbnis-
stätte der russischen Kaiserfamilie, Jsaakskathedrale, ein besonders kost-
bares Bauwerk), Sitz der höchsten Behörden — südlich die Luftschlösser
Zarskoje Sel« und Gütschina, am Finnischen Meerbusen die Kaiser-
lichen Schlösser Peterhof und Oranienbaumz. Am Austritt der
Newa aus dem Ladoga-See liegt die alte Festung Schlüsselburg (Staats-
gefängnis). Die Seefestung Kronstadt (Kriegshafen) schützt die Residenz.
Die Hauptstadt des Großfürstentums Finnland ist Helsingfors
(Universität). Sie wird durch die Festung Tweaborg geschützt (Lage! —
Handel, nahe das Luftschloß Monrepos). An der schwedischen Grenze
Tornea (Berg Awasaksa, Anblick der Mitternachtssonne).
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große Karl_Xii Karl Kalisch Peter_Pauls-Festung—kirchliche Peter_Pauls-Kirche—begräbnis-