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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 42

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
42 Feind: den schwäbischen Bund zu verwenden. Die Bauern ihrerseits hofften in Herzog Ulrich gleichfalls eine willkommene Hilfe gegen den schwäbischen Bund zu gewinnen. Nicht Gemeinschaft oder Verwandtschaft grundsätzlicher Ansichten und Bestrebungen führte die Bauern und Herzog Ulrich zusammen; sie wollten lediglich einen gemeinsamen Gegner mit gemeinsamer Kraft zu Boden werfen. Daß die Bauern die Haltung des schwäbischen Bundes richtig beurteilten, geht aus dem Wort (vom 17. Februar 1525) des bayrischen Kanzlers Leonhard von Eck hervor, welcher allzeit einer der grimmigsten Feinde der Bauern gewesen und mit seinem Rat die Entschließungen des schwäbischen Bundes beherrschte: „Wenn der verfluchte Mann, der Herzog nit wär, fo wollten wir die Bauern wohl erputzeu." Die Vertreter des Allgäuer Hausens konnten darauf hinweisen, daß sie sich mit der Beteuerung und der Zusicherung friedlicher Absichten an Erzherzog Ferdinand, der von seinem Bruder Kaiser Karl V. als Vertreter in Deutschland zurückgelassen worden, gewandt hatten, daß indes ihre eindringlichen Forderungen an ihn, „als den kaiserlichen Statthalter, den Liebhaber der Gerechtigkeit, den Grund, Ursprung und Beschirmer des göttlichen Rechtes" bislang erfolglos geblieben. „Es hat etwas Rührendes, wie diese von ihren kleinen Herren gequälten und zur Notwehr getriebenen Leute im letzten Augenblicke noch ihre Blicke nach dem Kaiser richten, von welchem die niedrigen Schichten des Volkes gewohnt waren, Hilfe und Erlösung zu erwarten." Doch der Kaiser war fern, indes auch seine Anwesenheit hätte in diesem Punkte wenig gefruchtet. Ebensowenig wie Karl V. die Sprache seiner deutschen Unterthanen vollauf verstand, ebensowenig verstand er der deutschen Bauern Wesen und Art. Ebensowenig wie er bei seinen weltumspannenden Herrscherplänen dem deutschen Volke seine vornehm-lichste Sorge zuwandte, ebensowenig hatte er Sinn und Herz für des gemeinen Mannes Not und Klage. Auch der junge Erzherzog Ferdinand, welcher durch seine Erziehung schon dem deutschen Wesen entfremdet worden, hatte nicht genugsam Einblick in die volkswirtschaftlichen und staatsrechtlichen Verhältnisse Deutschlands, um die Klagen der Bauern begreiflich oder gar berechtigt zu finden. In feinen Entschließungen war er von seinen Ratgebern abhängig, und dies waren durchweg grundsätzliche Gegner der Bauern. Ulrich Schmid nun bekämpfte mit beweglich eindringlichen Worten solche ungestüme Hitze, welche nur Mittel der Gewalt anerkennen wollte. Er fand bei diesem Widerstreite einen redegewandten Beistand an

2. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 4

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
4 1532. Weil die Franzosen und Türken beu Kaiser mit Krieg bebrohen, so kommt in Nürnberg der Religionsfriebe zustaube, in dem bis auf weiteres Religionsfreiheit gestattet wird. Die evangelische Lehre breitet sich schnell aus, besonders in Württemberg, Baden und Elsaß, im Herzogtum Sachsen (Hauptstadt Dresden) und ganz Nvrbbeutschlanb. 1546. Luther reist nach Eis leben, um einen Streit der Grafen von M a n s-felb zu schlichten. Hier stirbt „der große Reformator", wie er selbst sagt, „ein anserwähltes Rüstzeug Gottes, im Himmel und auf Erden und in der Hölle wohlbekannt", am 18. Februar, morgens 3*/2 Uhr, noch im letzten Todeskampfe bezeugend, wie er freudig sterbe auf alles, was er gelehrt. Sein letztes Gebet lvcir: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." b) Der Schmalkaldische Krieg und Karls V. letzte Tage. 1546. Karl V. spricht über die protestantischen Fürsten, die zu Schmal kalben ein Bündnis geschlossen hatten, die Acht aus. Er zieht gegen die freien oberdeutschen Städte, bereu Heer der tapfere Schärtlin führt, und benen Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen (Wittenberg) und Landgraf Philipp von Hessen zu Hilfe eilen. Herzog Moritz von Sachsen (Dresden) besetzt seines Vetters, des Kurfürsten, Lcmb; der Kurfürst eilt zum Schutze besfelbeu zurück; die ober-beutschen Stabte müssen sich unterwerfen. 1547. Der Kaiser siegt über Johann Friedrich bei Mühlberg a. b. Elbe. Kur-sachsen erhält der Herzog Moritz. 1548. Der Kaiser erläßt das Augsburger Interim, das den Protestanten nur den Laienkelch und bic Priesterehe bewilligt. 1552. Moritz von Sachsen, den des Kaisers Verfahren verdrießt, zieht gegen denselben. Der Kaiser muß nachgeben und bewilligt zuerst im Passau er Vertrag, später 1555 im Augsburger Religionssrieben den protestantischen Fürsten das Recht, in ihren Gebieten die Religion zu bestimmen. 1556. Karl V. legt die Kaiserkrone uieber. 1557. Karl V. stirbt in der Einsamkeit des Klosters St. Inste in Spanien. Zweiter Abschnitt. Deutschland um die Wende des fünfzehnten und sech- -Zehnten Jahrhunderts. Sociaic Die drei Jahrhunderte, die der Reformation Darangingen, waren stände, ein Zeitalter heftiger socialer Kämpfe. Die gesellschaftliche Ordnung, die sich im frühen Mittelalter ausgebildet hatte, beruhte auf drei Elementen: auf der Geburt, dem Beruf und dem Grundbesitz. Die cdu germanischen Geburtsstände waren zuerst durchbrochen worden durch die

3. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 73

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
gebigkeit gegen die Kirche sein ohnehin verarmtes Land an den Rand des finanziellen Ruins; „er war der Erste, der dem H. Loyola einen Altar errichtete." Dagegen wurde unter ihm München zu der prangenden Kunststadt, die es seitdem blieb; nur war damals der Jesuitenstil der herrschende und verbreitete sich mit seiner Überladung an Schmuck von dort aus nach allen Seiten. Auch protestantischen Fürsten in Sachsen, Hessen und der Pfalz, und mit ihnen der Bevölkerung ihrer Länder, nahten sich die Bekehrungsversuche des römischen Nuntius, der Jesuiten und ihrer Helfershelfer. Auch arbeitete man daran, das Reichskammergericht von seinen protestantischen Mitgliedern zu säubern. Endlich brach der Tod Kaiser Maximilians Ii. (1576) dem Vorgehen der katholischen Reaktion auch in Österreich Bahn. Mit der äußersten Rücksichtslosigkeit wurde von den bis dahin zurückgedrängten Jesuiten das Unternehmen ins Werk gesetzt, dem die Erzherzoge und der neue Kaiser Rudolf Ii. gern ihre Unterstützung liehen. Die freie Religionsübung der Protestanten wurde ausgehoben; alle litterarischen und künstlerischen Werke evangelischen Ursprungs wurden unterdrückt; von der Universität Wien wurden die protestantischen Lehrer entfernt. In Böhmen kam es zur Vertreibung der böhmischen Brüder. Der Protestantismus hat das Schicksal seiner teilweisen Vernichtung®^^3 nicht ohne eigene Mitschuld erlitten. Er hatte einen einseitigen undb1e",|1ro fanatischen Charakter, namentlich in Österreich, angenommen; gehässige te^n= Befehdung verschiedener theologischer Ansichten und Sekten trieb in ihm ihr Unwesen. Und wo er nicht zu Grunde ging, wie in Norddeutschland und einem kleinen Teile des süddeutschen Gebietes, da ließ er sich nicht etwa durch die Katastrophe in Österreich und Bayern belehren und auf einen befferen Weg führen. Nein, die inneren Streitigkeiten dauerten fort. Die Spitze der Erbitterung erstiegen sie, als Calvins Lehre dem Luthertum entgegentrat und nun die beiden protestantischen Standpunkte das nicht zu Trient bekehrte Deutschland in furchtbarster Weise zersplitterten. Bis dahin war das Lutherthum verhältnismäßig mild gewesen; der Kampf mit dem Calvinismus und die Erregung der Anhänger desselben warfen es nun ebenfalls dem Fanatismus in die Arme. In der reformierten Schweiz hatte der Calvinismus, dessen Begründer zuerst 1534 nach Basel gekommen war und später von Genf aus den größten Einfluß nahm, die aufgeklärte Richtung Zwinglis in

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 74

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
74 der „helvetischen Konfession" aufgesogen. Das Beispiel Calvins, der seinen groß angelegten Charakter durch die Verbrennung Servets rntb andere blutige Verfolgungen verdunkelt hat, wirkte in der beutscheit Schweiz nach. In Basel würde der Wiebertäufer Davib Joris, der unter falschem Namen dort gelebt hatte, nach seinem Tode erkannt, ausgegraben und verbrannt; in Bern wurde (1566) der schon von Calvin verfolgte Neapolitaner Valentin Gentilis, ein sogenannter Antitrimtarier wie ©erbet, „als ein abfchewlich Monstrum und irre* machenber Grewel mit dem Schwerte hingerichtet und ihm hiernit sein gotteslästerlich Haupt abgenommen," wie der Chronist Bettler erzählt. Und so verbreitete sich der Glaubenszwang von der Schweiz nordwärts. L>o sehr Deutschland Ursache gehabt hätte, einig zu sein gegenüber der stets drohenden und stets wachsenben Gefahr eines Einbruches der Türken, so wenig bachten die Reichsstänbe daran, ihre konfessionellen Zerwürfnisse aufzugeben. Kein Haß in der Geschichte kam dem gleich, welcher Lutheraner und Calvinisten gegeneinander erfüllte; harmlos war dagegen ihr Haß gegen den „römischen Antichrist", den Papst; unbedeutend der zwischen den Protestanten im allgemeinen und den Katholiken bestehenbe Gegensatz. Kurfürst Friedrich Iii. der „Fromme" von der Pfalz glaubte im Jahre 1563 diejenige Richtung als die bessere erkannt zu haben, welche in Wahrheit vorwiegenb die calvinische war. Er gab bies zwar nicht zu und behauptete lutherisch zu bleiben, ließ aber Altäre und Bilber aus den Kirchen hinausschaffen, befestigte den calvinischen Charakter der Religionslehre durch Einführung des Heidelberger Katechismus, biefert religiösen Kobex der „Reformierten" aller Länber, und üerteibigte sie tapfer gegen alle Anfeinbungen der Katholiken und einseitigen Lutheraner. Auch unterstützte er die französischen Hugenotten und die aufstänbischen Nieberlänber. Auf der anberen Seite war er aber unbulbsam. Er zwang seine Unterthanen, seinem religiösen Beispiele zu folgen. Die Unfügsamen vertrieb er. In Heibelberg berief er ein Ketzergericht zusammen, auf besten Urteil der Antitrinitarier Johann Sylvan, der sich freilich so weit vergessen hatte, in den blutigen Türken seine Glaubensgenossen zu suchen, enthauptet würde, wäh-renb sein Mitverfolgter, Abarn Neuser, fliehen konnte und in der That zum Islam übertrat. Dreizehn Jahre waltete bieses Regiment, dann kam Friedrichs Sohn, Ludwig Vi., welcher Lutheraner war, zur Regierung und bewirkte den umgekehrten Gang der Sache. Er vertrieb fünf- bis fechshunbert calvinische Prebiger und Lehrer und zahllose

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 270

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
270 gest- 1705) zu betrachten. Als Oberpfarrer in Frankfurt am Main richtete er „collegia pietatis“, d. H. gottesdienstliche Hausandachten, ein, in denen sich die Gläubigen durch Bibelerklärung und Gebet erbauten und zu Werktätiger Heiligung erweckten. In seinen Schriften drang Spener auf Einschärfung der Lehre, daß das Christentum in der Ausübung der von Christo gebotenen Liebe bestehe; er drang ferner auf eine bessere Bildung der Prediger, deren Beruf fei, nicht zu streiten, sondern den neuen Menschen zu wecken. Durch ihn erhielt das gesamte kirchliche Leben die nachhaltigste Förderung. Wunderbar schnell verbreitete sich diese neue Richtung durch alle Stände. Durch August Hermann Francke nahm sie Besitz von der Universität Halle. Der Adel schloß sich ihr ein; der Bürger und Bauer fand in ihr Trost und Erquickung für alle Mühsal seines freudelosen Daseins. Vckche Neben dem Erstarken des freien philosophischen Denkens und neben Kirchcn-ber durch den Pietismus geweckten tieferen Gemütsinnerlichkeit sind es eimgunc, besonders auch die Versuche, die drei gesonderten abendländischen Kirchen zur Gemeinschaft zurückzuführen, die den Sturz der starren Orthodoxie herbeiführten. Nach dem dreißigjährigen Kriege tauchten von mehreren Seiten die verschiedenartigsten Entwürfe der Bermittelung auf. Papst (Innocenz Xl, 1676—1689) und Jesuiten wußten genau, was sie wollten, nämlich Wiedererlangung der verlorenen Alleinherrschaft. Um dies Zu erreichen, hielt es der Papst für der Mühe wert, die umfassendsten Zugeständnisse den Protestanten zu machen, wenn diese nur seine Oberhoheit anerkennen und die Entscheidung über streitige Kirchensachen der Stimmenmehrheit einer neuen Kirchenversammlung anheimstellen würden. Aber er fand seitens der Protestanten nicht das gewünschte Entgegenkommen. Orthodoxe und Pietisten ließen sich niemals ernstlich auf jene Lockungen ein, und die Mittelpartei, die eine friedliche Verbrüderung der gesamten Christenheit wünschte, vermochte trotz alles guten Willens das Unvereinbare nicht zu vereinen: das Ende der Verhandlungen war das geschärfte Gefühl der Gegensätzlichkeit und unlösbarer Entfremdung. Ebenso fruchtlos blieben die Verhandlungen zwischen den Lutheranern und Reformierten. Gewonnen war indes die Überzeugung, daß die Einheit nicht dadurch hergestellt werden könne, daß eine Kirche sich zur allgemeinen Kirche mache, sondern daß jede Kirche der andern ihr Eigentümliches lassen müsse, ohne darin ein Hindernis des Friedens und der sonstigen

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 134

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
134 hielten die Stricke, womit sie mich regierten, aus- und niederzogen. Da erhaschte ich die Rechenstecken, welche aber auf mich zu wichen, und konnte daran keinen Anhalt finden, nur daß durch Gottes Schickung mir ein Loch gemacht wurde, daß ich konnte unter die Brücke schlupfen. So oft ich mich wollte anhalten, schlugen sie mich mit gedachtem Rechenstecken, daß dieselben entzweisprangen wie ein Schulbakel. Als sie sich nun nicht allein müde gearbeitet hatten, sondern auch dachten, ich hätte meinen Rest, ich würde im Wasser ertrinken, ließen sie beide Stricke fahren. Da wischte ich unter die Brücke und konnte mir keiner beikommen. Da suche ich in der Tasche und finde ein Messerlein, so sich zusammenlegen ließ, welches sie nicht hatten haben wollen, ob sie mich schon oft durchsucht. Damit schnitt ich die Stricke an beiden Füßen los und sprang hinunter, wo die Mühlräder liegen. Es ging mir das Wasser über den halben Leib. Da warfen die Schelme Stöcke, Ziegelsteine und Prügel hinter mir her, um mir den Rest vollends zu geben. Ich war auch willens, mich ganz hinauszuarbeiten, gegen des Müllers hintere Thür, konnte aber nicht, entweder weil die Kleider voll Wassers mich zurückzogen, oder vielmehr weil Gott solches nicht haben wollte, daß ich da sterben sollte. Denn wie ein trunkener Mann hin und her taumelt, also auch ich, und komme auf die andere Seite gegen den Hinteren Brauhof. Da sie nun merkten, ich würde im Zwinger aussteigen, laufen sie in die Stadt und nehmen mehr Gesellen zu sich, passen unten bei den Gerberhäusern auf, ob ich ihnen kommen würde. Aber als ich dieses merkte, daß ich jetzo allein war, blieb ich im Wasser stecken und steckte meinen Kopf unter einen dichten Weidenbusch und ruhte im Wasser vier oder fünf Stunden, bis es Nacht und in der Nacht stille wurde. Dann kroch ich halbtot heraus, konnte der Schläge wegen fast keinen Atem holen. Ging dann über die Brunnenröhren, den Wasserfluß immer hinab und kletterte über einen Weidenstamm, daß ich die andere Seite erreichte." Bötzinger rettete sich diesmal nach Kobnrg. Als er nach langen Irrfahrten wieder zu seiner Familie kam, fand er „die Kinder schier vor Hunger verdorben. Sie hatten die Zeit über nicht Kleie genug kaufen können zu Brot". Chr. von Grimmelshausen berichtet in seinem Romane „Der abenteuerliche Simplicissimus" von einem unerfahrenen Knaben, der feines Vaters Schafe hütete und dabei von plündernden Söldnern überfallen wird. Was er nun erlebt, erzählt er mit folgenden Worten:

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 408

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
408 ein Friedrich der Große nicht unterschätzte, leicht nur zu eine in der Unterricht§gegertftänbe wurde. Siefen Zustand meinte St ci i f e r Wilhelm I., luenn er int Jahre 1878 ausfprach: „E i? wird jetzt in der Schule gar vieles gelehrt, doch darf das nicht hintenan gesetzt werden, was für die Erziehung von besonderer Wichtigkeit i ft. Dahin gehört vor allen Dingen die Religion, die Jugend in wahrer Gottesfurcht zu unterweisen und mit Achtung vor den heiligen Gütern zu er füttern." Sbte Das Grenzgebiet zwischen dem Staate und der me katholischen Kirche ist oftmals der Schauplatz heißen Kirche. Ringens zwischen beiden gewesen: es ist unleugbar, daß die letztere sich zu Zeiten Übergriffe in das Staatsleben erlaubt hatte, die zurückgewiesen werden mußten, aber ebenso klar ist es, daß manchmal das Vorgehen des Staates dem gläubigen Katholiken als eine Vergewaltigung seiner Religion erscheinen mußte. Die katholische Kirche wird nämlich von allen ihren Anhängern als der Ausdruck des Gottesstaates aus der Erde betrachtet, daher auch der Priester als der Stellvertreter Gottes und der Vermittler zwischen Gott und den Menschen erscheint, während die evangelische Kirche den einzigen Vermittler zwischen Gott und dem Menschen in dem Herrn und Heiland Jesus Christus sieht. Aus jener, aus der ganzen Entwickelung der Kirche entsprungenen und bei allen ihren Gliedern festgewurzelten, Anschauungsweise erwächst nicht nur die Forderung, daß der Staat sich in die Angelegenheiten der Kirche nicht zu mischen habe, sondern wird sogar der Schluß gezogen, daß der Papst selbst ein weltliches Regiment und ebenso einen bestimmenden und schiedsrichterlichen Einfluß auf alle christlichen Staaten ausüben müsse. Die weltliche Macht hatte Pins Ix. gänzlich eingebüßt, nachdem infolge des dentsch-franzöfifchen Krieges auch seine letzte Schutztruppe, die Frankreich ihm gestellt, Rom den Italienern preisgegeben hatte. Ebenso schmerzlich war es in Rom empfunden worden, daß der E i n f l u ß des fji t h o l i f cf) e n Österreichs in Deutschland durch den Sieg Preußens vernichtet schien, daß an die Spitze Deutschlands das protestantische Hohenz ollerm Haus gestellt wurde. Vergeblich blieben die Bemühungen des Papstes, sowie deutscher Vifchöfe, das junge deutsche Reich für

8. Geschichts-Bilder - S. 292

1878 - Langensalza : Greßler
292 Theilnahme, welche Karl Ix. äußerte, der selbst zu dem Kranken eilte und zu ihm die herzlichen Worte sprach: »Die Verwundung trifft Sie, der Schmerz mich, mein Vater!« — ferner die vielen Anstalten, welche er zur Entdeckung des Mörders machte, vermochten sie wieder zu beruhigen. Dieser mißlungene Versuch auf Coligni's Leben entflammte den Zorn der Königin Mutter nur noch mehr. Sie drang unaufhörlich in ihren Sohn, in eine allgemeine Ermordung der Hugenotten zu willigen. Der König erschrak anfangs, aber man wußte ihn zu überreden; und als Katharina eines Tages im Staatsrathe, zu welchem sie die wüthendsten Hugenottenfeinde versammelt hatte, auf das feierlichste betheuerte, Coligni habe eine Verschwörung gegen den Thron und gegen alle Katholiken eingeleitet: da erhob sich Karl Ix. bestürzt von seinem Sitze und schwur, daß der Admiral und alle Hugenotten sterben sollten. Unverzüglich wurden die Anstalten zu einem allgemeinen Blutbade gemacht. Dem Marschall von Tavannes ward der Auftrag gegeben, die katholischen Bürger von Allem zu unterrichten, und dem jungen Herzog von Guise, für Coligni's Ermordung zu sorgen. Der Herzog wollte auch den König von Navarra und den Prinzen Conde auf die Liste setzen, aber man scheuete sich doch, königliches Blut zu vergießen. Den benachbarten Katholiken ward befohlen, Hugenotten in ihre Wohnung aufzunehmen, um sie leichter ermorden zu können. Die Vorsteher der Bürgerschaft erhielten den Befehl in Gegenwart des Königs, um Mitternacht ihre Compagnien vor dem Rathhause zu versammeln. — Alle Vorkehrungen zu diesem grausenhaften Ueberfall wurden mit so bewunderungswürdiger Verschwiegenheit getroffen, daß kein Reformirter etwas davon erfuhr. Die Glocke im Louvre sollte das Zeichen geben, und ein weißes Tuch um den linken Arm und ein wrißes Kreuz auf dem Hute sollten das Merkzeichen sein, an welchem sich die Katholiken einander kennen könnten. Jetzt ward es dunkel und unter bangem Herzklopfen erwartete Karl Ix. die bestimmte Stunde. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Muth ein. Man mußte ihm aber doch noch den Befehl zum Läuten der Glocken im Louvre abnöthigen. Als die verhängnißvolle Stunde schlug, eilte blutdürstend der Herzog von Guise nach der Wohnung des kranken Admirals. Hätte der Herzog nur einige Minuten gezögert, so wäre der Mordbefehl widerrufen worden; denn von dem Schrecken des Gewissens oder von feiger Angst überwältigt, hatten im Augenblick der ausbrechenden Gräuel der König und fein Bruder, selbst die Königin Mutter den Widerruf beschlossen. Aber ein durch die Nacht tönender Pistolenschuß verkündete, daß es zu spät sei. Coligni war schon gefallen. Auf den Zuruf: »Im Namen des Königs!« ward seine Pforte den

9. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*

10. Neuere Geschichte - S. 27

1869 - Mainz : Kunze
27 Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch- fahrt nach Ostindien. Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be- handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506. Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ; Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum- seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531. 4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs- hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger- sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516) die Krone der vereinigten Reiche übergeht. B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh. 1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der Kirche aufrief. Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen- satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar- bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli, die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel 1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531 2. Die französisch-schweizerische Reformation durch Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534, giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan- derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine *) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie Magaliängs,
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