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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 39

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
39 (Grafen-), Herzogen-, Fürsten-, Königs-, Herren-, Frauen-, München-, Kloster-, Burg- u. s. w.; Frei-, Bauer- u. s. f. Häufig habeu ferner Heilquellen die Benennung der Orte verursacht; das ergiebt sich aus den Namen: Baden-, Born-, Bronn-, Brunn- (als Anfangs- oder als Endsilben). Neben den Getreidefeldern erscheinen Gärten, in welchen Hülfen-früchte, Bohnen, Erbsen, Linsen und Rüben angebaut werden. 12 Fruchtbäume bilden bereits einen Obstgarten, links vom Rheine war das Land berühmt „wegen der Fülle des Weines". Die Aufzucht des Kleinviehs wurde stärker betrieben, als die des Großviehs: während zu einer Rinderherde nur 12 Köpfe erforderlich waren, rechnete man auf eine Herde von Schweinen 25 und von Schafen 50 Stück. Neben Hühnern. Gänsen und Enten hielt man auf einem Hofe auch Kraniche und Störche. Die Roßzucht und ebenso die Zucht von Rindern blühte in Thüringen und in dem östlichen Sachsen. Zur Beackerung der Felder bediente man sich des Pfluges und der Egge. Wie in alter Zeit wurde die Feldarbeit von Leibeigenen und Hörigen besorgt. — Auch die Entwicklung des Handwerks schritt fort. Frauen webten wollene Tuche, sogenannten Fries, und leinene Kleiderstoffe. In großem Ansehen standen die Metallarbeiter, welche Schmuck anfertigten. Halsketten, Spangen, Armringe, Ohrgehänge und ähnliches Geschmeide entstand unter den Händen kunstfertiger Goldschmiede. Auch die Schwertfeger und Eisenschmiede waren geschätzt. Der Bau der Häuser ward kunstvoller und zweckmäßiger. Hölzerne Firstsäulen trugen die First, und Winkelsäulen stützten die vier Ecken des Daches. In doppelter Reihe, einer äußern und einer innern, umgrenzten aufrecht stehende Balken das Innere des Hauses. Die Öffnungen zwischen dem Gebälke wurden mit Latten und Steinen geschlossen. Schon auch verwahrte man die Thüren mit schloßartigen Vorrichtungen. — In der karolingischen Zeit betrieb man die Drechslerei, deren Anfänge wahrscheinlich jetzt schon gemacht wurden. — Die Zerkleinerung des Getreides besorgten die Mägde auf Handmühlen oder es geschah auf Wassermühlen, die teils im Privatbesitze waren, teils den Gemeinden gehörten. — Die schon zur Römerzeit bekannten Handelswege vom Rheine bis Handel, zur Elbe und Saale zu den Wenden und die Flußwege erleichterten den friedlichen Verkehr der verschiedenen Völkerschaften. Jüdische und christliche Kaufleute vermittelten den Umtausch der Landesprodukte

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 99

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
99 schuß jedesmal 10 Pfund. Derartige Forderungen hießen Beden und gehörten zu den rechtmäßigen Einnahmequellen der Fürsten. Den freien Bürgern folgen im Range die Handwerker. Ihre Lage hat sich bedeutend gebessert, seitdem sie vom Lande in die Stadt gezogen sind. Statt der ungemessenen, d. h. nicht fest bestimmten und genau abgegrenzten Dienste, zu denen sie früher verpflichtet waren, liefern sie jetzt nur eine festgesetzte Menge ihrer Produkte an beit Bischof ab. Mit Ausnahme dieser Abgabe arbeiten sie für sich selbst, und jeder ist bemüht, möglichst großen Vorteil aus seiner Arbeit zu ziehen. Einer sucht es dem andern in der Erzeugung guter und preiswerter Ware zuvorzuthun. Der Wettbewerb aber weckt den Sinn für Verbesserungen und Erfindungen, so daß eine kunstgemäße Ausübung des Handwerks immer deutlicher zu Tage tritt. Die Erfolge der treuen Arbeit und des rastlosen Strebens nach Vervollkommnung reizen zur haushälterischen Verwendung des gewonnenen Gutes und erzeugen Wohlstand und Ansehen. Die Bernfsfreudigkeit schärst das Gefühl für die Standesehre, die, über die engen Grenzen des einzelnen Handwerks hinausstrebend, den Geist für eine weitergehende Bildung empfänglich macht. Während so der Handwerkerstand innerlich zur vollen Freiheit heranreift, erinnert ihn doch noch manche Dienstpflicht an seine abhängige Lage. In Straßburg müssen die Kürschner die Felle und Pelze für den Bischof bereiten, den Stoff dazu sollen sie mit des Bischofs Gelde in Mainz oder Köln einkaufen. Wenn der geistliche Herr an den kaiserlichen Hof oder zur Heerfahrt reist, müssen die Schuster die schwarzen Ledersutterale zu Leuchtern, Geschirren u. dgl., die Schmiede die Hufeisen, Nägel, Pfeile u. s. w. liefern, die Schwertfeger aber putzen Schwerter und Helme der Hofbeamten. Die Weinwirte haben, wenn der Bischof es begehrt, jeden Montag Aborte und Vorratskammern zu reinigen, Müller und Fischer den Herrn auf dem Rheine zu fahren, wozu die Zöllner die Schiffe stellen. Trotz all dieser Plackereien ist der Aufschwung des Gewerbestandes ein gewaltiger, er bereitet die Zeit der Blüte und der Macht vor, die für die städtischen Gemeinwesen anbrach, als die letzten Fesseln der freien Bewegung gebrochen waren. Wie sticht aber gegen Kaufleute und Handwerker der Stand der vollständig Unfreien ab, die als Kolonen, Tagewerker, Knechte u. s. w. thätig sind! Indes ist auch bei ihnen eine Wendung zum Bessern zu bemerken. Was ihnen an 7 *

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 56

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
56 — „Auf jedem Gute sollen innerhalb des Wohnraumes sich befinden Bettstellen. Pfühle. Federbetten. Bettleinen und Tücher für Tisch und Bänke. Gefäße von Kupfer. Blei. Eisen. Holz. Feuerböcke. Ketten. Kesselhaken. Haken, Borten. Äxte. Beile. Bohrer und alle dergleichen Geräte, so daß man es nicht nötig hat, sie wo anders her zu holen, ohne zu borgen. In unsere Weiberhäuser sollen die Amtleute der Bestimmung nach Stoff zur Arbeit geben lassen, das ist Flachs, Wolle, Waid. Scharlach, Krapp, Wollkämme, Kardendisteln, Seife. Schmer, Gefäße und anderes der Art, was hier notwendig ist. Ein jeder Amtmann soll in seinem Sprengel gute Handwerker haben, als da sind Eisenschmiede, Gold- und Silberschmiede, Schuster. Dreher. Zimmerleute, Schildmacher. Fischer. Vogelfänger, das ist Falkner, Seifensieder und Brauer, das sind Leute, welche Bier, Apfeloder Birnmost oder irgend ein anderes zum Trinken geeignetes Getränk bereiten können. Bäcker, welche Semmel für unsere Wirtschaft zu backen verstehen. Netzmacher u. s. w. — Ein jeder Landmann liefere Jahr für Jahr zu Weihnachten uns ein Verzeichnis von allem unserm Gute und Ertrag und zwar alles getrennt voneinander und wohl geordnet, damit wir imstande sind zu wissen, was und wieviel wir von jeder Art haben." In betreff der Obst- und Gemüsegärten verlangt Karl folgendes: ..Wir wollen, daß sie in den Gärten alle Pflanzen haben, als Lilien, Rosen. Steinklee. Krauseminze. Salbei. Raute. Beifuß. Gurken u. s. w. (Karl zählt 72 verschiedene Pflanzen auf.) Von Bäumen aber sollen sie haben: Obstbäume von verschiedenen Sorten, ebenso Birnbäume und Pflaumenbäume verschiedener Art, Ebereschen. Mispeln, Kastanien, Pfirsichbäume verschiedener Art, Quittenbäume. Haselnüsse, Mandelbäume u. s. w." Nun folgen die Namen verschiedener Äpfelsorten; Karl verlangt Winteräpfel und frühreife, ebenso verschiedene .Birnen, Kochbirnen und Spätlinge. Die Einzahlung der Gelder vom Wirtschaftsertrage soll jährlich in der Fastenzeit, am Palmsonntage, geschehen, nachdem die Rechnungen des laufenden Jahres von dem Könige durchgesehen sind. Des Königs Einrichtungen auf den Kammergütern wurden von den Großen vielfach nachgeahmt, die Landwirtschaft blühte auf. Nicht wenig trugen dazu auch die Umsiedelungen bei, welche Karl vornahm: er verpflanzte Sachsen nach Süddeutschland, die dort für ihren Unterhalt Land urbar machen mußten, in die leer gewordenen Plätze im Sachsen-

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 113

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
113 erfindenden Kunstsinnes war. Daher rührt z. B. der oft überreiche Schniuck der Steinhauerarbeiten an Arabesken u. dgl., der in behaglicher Breite das Seelenleben des schaffenden Meisters veranschaulichte. Nicht, wie es heutzutage so oft geschieht, suchten die Handwerker sick durch leichte, minderwertige Arbeit und niedrige Preise gegenseitig die Kundschaft abwendig zu machen, sondern sie suchten ihren Ruhm darin, durch gediegene, wertvolle Leistungen mit den Genossen zu wetteifern und dadurch die Ehre des Standes und der eigenen Person zu heben. Zur Verzierung forderten namentlich auch die Öfen mit ihren breiten 2j?ep/e* Wandflächen auf. Bildnereien, deren Stoffe aus der Götter- und Tiersage, aus der Natur und dem Menschenleben genommen waren, bedeckten alle dem Blicke des Beschauers zugänglichen Seiten. Ein Gleiches gilt von den Erzeugnissen der Töpferei. Der größte Meister in der Herstellung von Majolika- und Fayencegeräten war ein Nürnberger Künstler, Namens Augustin Hirschvogel. Der Name Majolika stammt von der italienischen Benennung der Insel Majorka her, wo Gefäße aus feinem Thon mit weißer Glasur und kunstmäßiger Bemalung angefertigt wurden. Die größten Maler im sechzehnten Jahrhundert, selbst Raphael Sanzio, malten zu ihrem Vergnügen leichte Gemälde auf solche Geschirre, weshalb dieselben heutigen Tages zum Teil teuer bezahlt werden. Fayencegeräte, nach dem Erfindungsorte Faenza in Italien, oder, wie andere wollen, nach dem Flecken Fayence bei Frejus im südlichen Frankreich benannt, find eine Art irdenen Gefchirres, unechtes oder Halb-Porzellan, Halbgut. „Überwiegend wurde in Deutschland Steingut oder Steinzeug angefertigt, harter Töpferthon und Pfeifenerde zur Herstellung der Geräte und Gefäße benutzt. Bei dem massenhaften Verbrauche konnte natürlich an eine künstlerische Herstellung der einzelnen Gefäße, etwa mit freier Haud, nicht gedacht werden. Auch verbot das grobe Material eine feinere Gliederung. Die Ornamente (Verzierungen) wurden entweder vertieft eingedrückt und eingeschnitten oder im Relief (erhabene Arbeit) mittels Thonformen aufgepreßt. Überall, wo sich ^Lhonlager in der Erde fanden, erhob sich eine rege Töpfer-industrie. Die,Krukenbäcker- lassen sich in ihrer reichen Thätigkeit von Siegburg und Frechen bei Köln bis Höhr und Grenzhausen bei Selters im Nassauischen, dem sogenannten Kannenbäckerländchen, verfolgen. In Ereuffen wurden die Krüge gearbeitet, welche nach den Gegenständen des Reliefschmuckes unter dem Namen Apostelkrüge, Kurfürstenkrüge, Planetenkrüge, Jagdkrüge, Schwedenkrüge, Landsknechtskrüge u. s. w. Teutsche Kulturgeschichte. Ii. o

5. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 127

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
127 Jahre 1349 bestimmt eine Urfunbe in Leipzig, daß die Innung der Gerber, mit denen die Schuhmacher bereinigt waren, die volle Gerichtsbarkeit außer dem Blutbanne über die Henker und die Flickschuster haben soll, 1373 bilden letztere dann eine besondere Innung. Auch die Gerber trennen sich von den Schuhmachern. Letztere zerfielen nach der Art ihrer Arbeiten in Corduaner, d. H. Meister, die Schuhe aus buntem Leder anfertigten, „rinderne" oder „schwarze" Schuhmacher und „Altbüßer" (— Flickschuster). Ein Gewerbe, das durch die stetig zunehmende Kleiderpracht bald große Bedeutung erlangte, war dasjenige der Schneider. Anfangs arbeiteten sie mit sehr unvollkommenen Gerätschaften, da erst 1360 die Nähnadel mit dem Ohr und der metallene Fingerhut in Gebrauch kamen. Für die Wohnungen der Menschen sorgten Zimmerer und Maurer, letztere besonders als Erbauer von Kirchen und Klöstern geachtet, während den Zimmerleuten der Aufbau der meist aus Holz bestehenden Wohnhäuser zufiel. Auch die Tischlev mit ihren zum Teil sehr kunstvollen Arbeiten traten imitier mehr in den Vordergrund des täglichen Lebens. Drechsler gab es seit Karls des Großen Zeiten, ebenso Böttcher, da Karl verbot, zur Aufbewahrung der Getränke Gefäße aus Thon zu nehmen, vielmehr die Herstellung hölzerner Fässer befahl. Trotzdem verfiel das Gewerbe der Töpfer nicht, sondern fand durch seine prächtigen Krüge, Kannen und andere Geschirre den allgemeinsten Beifall während des ganzen Mittelalters. — Zu den Metallarbeitern zählte man die Schmiede, die Schwertfegev und Harnischmacher, die Nagler, Hufschmiede, Messerschmiede, Feilenhauer und Klempner. Maler und Glaser haben an anderer Stelle bereits Erwähnung gefunden; letztere benutzten das gemeine böhmische Glas gern zur Betrügerei, indem sie es für venetianisches ausgaben und sich bezahlen ließen. Der Nürnberger Rat ist in einer Verfügung von 1563 der Meinung, „solches Glas habe in den Stuben bei der Wärme feinen Bestand, werde dickhäutig und dunkel, so daß mehrmals solch böses Glas die Gemächer verfinstert, denselben ein scheuchliches Ansehen giebt und ein böses Ende nimmt." Aus diesem Grunde verbietet der Rat den Glasern die Verwendung des böhmischen Glases. — Anspruch auf besondere Beachtung haben auch die funstvollen Arbeiten der Schlosser, die Thürbeschläge, Gitter, Klopfer und Schlösser herstellten, ebenso die Werke der besonders in Bohmen zahlreichen Zinngießer. Sie lieferten Kronleuchter, Krüge, Teller, Schüsseln, Zieraten. — Das funstreichste Gewerbe war dasjenige der Goldschmiede.

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 30

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
30 Kanonen (vom lat. canna — Röhre) mit sehr langem Rohre hießen Feldschlangen, die leichtere Art derselben Falken. Falkonette. Die Kanonen wurden aus Eisen, später aus Bronze um einen festen Kern gegossen, seit dem fünfzehnten Jahrhundert in Deutschland gebohrt. >zhre Verwendung im Kriege war wegen ihrer oft ungeheuren Größe und Schwere anfangs auf die Einnahme ober die Verteibigung feste): Plätze beschränkt, im Laufe der Zeit gelangte man jedoch zu Geschützen, die leichter fortbewegt werben konnten. Die immer dünner und leichter hergestellten Röhren gestatteten schließlich, daß ein Mann sie tragen und mittels einer Lunte abfeuern konnte. Die ersten dieser Handfeuerwaffen bestanden ganz aus Eisen und wurden gelegentlich auch als Schlagwaffe benutzt; sie führten aus diesem Grunde den Namen „Schießprügel". Später gab man dem eisernen Rohre einen hölzernen Schaft, den man beim Abfeuern unter den Arm schob. Das vordere Ende des Rohres ruhte aus einer Gabel und hatte nahe bei feiner Mündung einen Haken, der beim Gebrauche der Waffe den Rückstoß aufhielt, weshalb sie den Namen „Hakenbüchse" erhielt. Unablässiges Streben nach Verbesserung des immer noch zu schweren Feuerrohres führte zur Anbringung der seitlich befestigten Pfanne und des Hahnes. Die Nürnberger erfanden das stählerne Rad, welches beim Umlaufen gegen ein Stück Schwefelkies schlug und so Funken erzeugte, die das Gewehr zur Entladung brachten. Die Spanier bedienten sich des Schnapphahnschlosses und des Feuersteins (Flms), und dies gab Veranlassung, das Feuerrohr „Flinte" zu nennen. Die Bedeutung der Feuerwaffen für das Kriegswesen war balb erkannt worben, bennoch entschloß man sich nur schwer dazu, bte Verderben bringenden Maschinen im gelbe zu gebrauchen. Aus weiter Ferne konnte jetzt ein Feigling den Tapsersten im Heere niederstrecken; persönlicher Mut, körperliche Krast und Gewandtheit, Standhaftigkeit in gefährlichen Lagen u. s. w. schienen ihren Wert verloren zu haben. Namentlich die Ritter konnten sich mit dieser „Ersinbung des Teufels" gar nicht befreunben. Was nützte dem in Eisen gehüllten Manne jetzt noch die schwere Rüstung? Gegen die tötende Kugel schützte sie nicht. Trüben Blickes schaute der Burgherr die Mauern und Türme seines Schlosses an; schier unzerstörbar däuchte dem Ritter das feste Gefüge des dicken Mauerwerkes, aber auch diese Schutzwehr sank in Trümmer, wenn dre langen Rohre aus ihren Schlünben bte feurigen Ballen empor fanbten. Eine Raubburg nach der andern wandelte sich in eine Ruine um, als

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 70

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
70 um seinen Hals geredet hätte. Eine verwandte Erscheinung im Mittelalter zeigte sich in der Neigung des Volkes zu Neckereien, die nur zu leicht über alle Grenzen der Menschlichkeit hinausgingen und nicht selten Gesundheit und Leben des Betroffenen ernstlich gefährdeten. Die Geschichte der hansischen Höse in Bergen bietet Belege dafür. 'Spiele- Unter den dreizehn sogen. ,Spielen', an denen Jung und Alt im Bergen, bergischen Hause seine Freude fand, waren das Rauch-, das Staupen-und das Wasserspiel die beliebtesten. „Tie älteren Bewohner des Kaushofes zogen zu demselben unter rohem, wüstem Schreien und Johlen in die Schnstergasse und füllten hier Gefäße jeder Art mit dem Kehricht der Straße an, mit Schnitzeln von altem Leder u. s. w. Narren und Masken, Bauernweiber n. dergl. begleiteten den Zug, warfen einander und pritschten nach Weise des deutschen Hanswurst die Zuschauer. Nach einem solchen Umzuge ging's aus das Komptoir zurück. Hier wurden die Lehrlinge an einen Strick gebunden und im ,Schütting' bis zu der in der Decke befindlichen Öffnung emporgezogen, worauf die unsauberu Stoffe unter ihnen entzündet wurden. Dann legte man den Gepeinigten allerlei sonderbare Fragen vor, die sie im Qualm beantworten mußten. Nach ausgestandener ,Prüfung', bei der die meisten ohnmächtig wurden, ließ man den Ärmsten herunter, schleppte ihn in den Hof und brachte ihn durch Übergießen mit kaltem Wasser wieder zu sich. Das ,Wasserspiel' wurde um Pfingsten gehalten. Die Lehrlinge mußten sich entkleiden und wurden dann in das oft noch eiskalte Wasser getaucht, auch wohl unter dem Kiel des Schiffes durchgezogen. Beim Heraufziehen der halb erstarrten Lehrlinge geschah es wohl, daß denselben durch hervorstehende Nägel u. dgl. lebensgefährliche Verletzungen beigebracht wurden. Wenige Tage später fand das,Staupenspiel' statt. Während die Knaben auf Befehl der Meister nach einem benachbarten Walde fuhren, um dort Maienzweige zu holen, richteten Meister und Gesellen im Schütting das sogen. ,Paradies' ein. Sie kleideten nämlich mit Teppichen eine Ecke des großen Saales ab, stellten dort eine Bank auf und legten Rutenbündel zurecht. Am nächsten Tage ging’s in feierlichem Aufzuge nach einem außerhalb des Thores gelegenen Garten. Zwei jüngere Hauswirte, stattlich mit fchwarzen Mänteln angethan und mit Schwertern bewaffnet, führten den Zug. Nebenher liefen wieder der Narr nut Pritsche (Holzwerkzeug zum klatschenden Schlagen) und Kappe, der verkleidete Bauer und

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 114

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
114 gingen." Im Dienste der Baukunst lieferte die Töpferei Fliese zur Bedeckung des Fußbodens und der Wände, sie errichtete mächtige Kachelöfen, deren Kacheln plastisch verziert und meist mit einer grünen Glasur überzogen wurdeu. Metall- Sehr bedeutend waren ferner die Leistungen des Kunstgewerbes in ar5m' der Bearbeitung edler und unedler Metalle. Die Entwürfe zu diesen Arbeiten rührten oft von den berühmtesten Künstlern her, während die Ausführung den kunstfertigen Händen der Handwerker zufiel. Goldene und silberne Geräte, Schmucksachen u. dgl. zierten, wie es in der Natur der Sache lag, die Prunkgemächer der Reichen und Vornehmen, aber auch der gewöhnliche Bürger strebte darnach, durch die Erwerbung edel gestalteter Arbeiten aus unedlem Metall seinem Kunstgeschmacke Genüge zu leisten. Er fand feine Freude an Geräten und Geschirren aus Messing und Zinn. Die Verzierungen der Zinngeschirre, die meist sehr massiv (schwer, massig) in der Form waren, wurden eingeätzt und eingegraben, selten zeigten sie Reliefschmuck. Die Natur des Messings verlangte gedrehte Glieder und glänzende, polierte Flächen, wie die messingnen Kronleuchter mit ihren vielen Kugeln und Knöpfen, die Leuchter und ähnliche Geräte sie aufweisen. Zu besonders glänzender Entfaltung gelangte das Gewerbe der Plattner d. i. der Harnifchmacher. „Durch die sogenannte getriebene Arbeit, bei welcher man zur Herstellung von plastisch Figürlichem ober Ornamentalem in Metall sich sogenannter Punzen oder des spitzen Endes des Arbeitshammers bediente, wurde der Rüstung, besonders den Helmen, das Schwere und Drückende genommen. Gravierungen (Grabstichelarbeiten), Ätzungen und Ciselierungen (getriebene Arbeiten) lieferten die Ornamente, deren Reichtum und Mannigfaltigkeit jeder Beschreibung spottet. Auch Verzierungen von Gold und Silber brachte man auf den stählernen Panzern und Helmen an und zwar durch die sogenannte Tauschierarbeit. Sie bestaub barin, daß man Linien in den Gegenstanb vertiefte, Golb- ober Silberplättchen auflegte, biefe mit dem Polierstahl einrieb und dann den Gegenstanb bis zum Schwarzwerben auf glühenbe Kohlen legte, worauf er noch einmal poliert würde." Ein- Nicht unerwähnt biirfen auch die eingelegten Holzarbeiter: bleiben, die am Ende des sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert vor- arbett' herrschten. Neben der Verwenbung tierschiebener Holzarten an einem Geräte benutzte man balb auch Elfenbein, feine Steine, Schilbpatt, Email und Metall als Einlagen.

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 115

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
115 Hierher gehört auch die im sechzehnten Jahrhundert blühende Wappen- ^7 Malerei, von der sich auf den Kircheuftühlen, an bunten Fenstern. Be-Malerei, gräbnisplätzen, Altären u. s. w. in den Kirchen wie auch in alten Häusern noch zahlreiche Spuren finden. Jedem Mitglieds der Familie sollte im Wappen die abgekürzte Chronik und das Ehrengedüchtnis derselben vorgehalten werden. „Wo in reichen patricischen oder adeligen Hänsern über der Hausthür, an Treppengeländern u. s. w. früher der drachentötende St. Georg zu edlem Rittertums gemahnt hatte, da mußte nun das Familienwappen diesen Dienst versehen; fand man sonst auf dem Grunde der Schüsseln und Teller Adam und Eva unter dem Baume oder die Verkündigung Mariä u. dgl., so trat nun an die Stelle solcher Bildwerke das Wappen. In den patricischen Familien, namentlich in Nürnberg, Augsburg und andern Städten, wo die Anwesenheit von Künstlern Gelegenheit gab, wurde es Sitte, sogenannte Geschlechtsstammbücher zu führen, in welchen Abstammung und Verzweigung der Familie verzeichnet war. Jedem einzelnen Namen ist in der Regel das Wappen und häufig auch die Figur iu feiner Malerei beigefügt." So umgaben die Erzeugnisse der Kunst und des Sunstgewerbes$ie ®r= den Bürger in der Kirche, auf dem Markte und den Straßen. derene^-s Häuser in langer Reihe mit Bildnereien und Malereien oft aufs «erae.r5 . 11 des in prächtigste geziert waren; die Kunst schuf der Familie ein trauliches..0»^ Heim, das in allen Teilen den Wohlstand und die Freude feiner Be-""d,^a-wohner an allem Edlen und Erhabenen verriet. Die ans Eichenholz gefertigten und durch eingelegte Arbeit wie durch Schnitzerei und Eisen-öeschlag oft kunstreich geschmückten Schränke und Truhen bargen reiche schätze an Leinenzeug, Stickereien und Bildzeug (Weberei mit eingearbeiteten Bildern). Vom Kaminsims blinkten die blank geputzten Zinnsachen herab; an Koffern und ähnlichen Geräten, die mit Leder überzogen waren, erfreuten eingeschnittene oder gepreßte Verzierungen, häufig bemalt und vergoldet, das Auge. Auf Börten und Schränken prangten hohe, reich verzierte Krüge; Schüsseln, Teller und Kredenz-b. i. Darreichschalen zeigten eingebrannte Malereien. Wer es irgend erschwingen konnte, kaufte venetianisches Glas, das von deutschen Künstlern noch wieder besonders verziert war; auch den zierlich geformten Trinkgläsern wußte man phantastisch zusammengesetzte Füße von Metall zu geben. Seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts war es allgemeiner Brauch geworden, die Gesimse der Zimmertäfelung mit eingerahmten Bilbern auszustatten. Selbst die Kleibung mochte das kuust- 8*

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 192

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
192 einfacher her. Den Mittelpunkt der Mahlzeit bildete stark gewürztes Fleisch; als Gewürz war namentlich der Pfeffer im Mittelalter sehr beliebt und infolgedessen ein kostbarer Handelsartikel. Zucker war noch so selten im sechzehnten Jahrhundert, daß man einige Pfund dieses süßen Gewürzes Kaisern und Königen als angemessenes Geschenk bringen durfte. Zum Fleische ward besonders Brot mit Käse und Butter gegessen, Gemüse dagegen selten, oft nur in Zeiten der Teurung. Morgens und abends genoß man Suppe, wie es hier und da auf dem Laude noch Sitte ist. Kaffee und Thee waren damals noch unbekannte Genüsse, sie wurden erst im siebzehnten Jahrhundert allgemeiner. Bei festlichen Gelegenheiten hielten indes auch Bürgerleute daraus, ihren Tisch mit recht vielen verschiedenen Speisen zu besetzen. Bei einem kirchlichen Feste im Jahre 1300 gab es folgende Gänge: 1. „Eiersuppe mit Safran, Pfefferkörnern und Honig, ein Hirsegemüse, Schaffleisch mit Zwiebeln, ein gebratenes Huhn mit Zwetschen; 2. Stockfisch mit Öl und Rosinen, in Ol gebackene Bleie (Fisch), gesottener Aal mit Pfeffer, gerösteter Bücking mit Senf; 3. ferner gesottene Speisefische, gebackene Barbe (Fisch), kleine Vögel, in Schmalz hart gebacken, mit Rettig, eine Schwemskenle mit Gurken." Tisch- Da von Tischgeräten anfangs nur Messer und erst seit dem sech- 9cratt' zehnten Jahrhundert zangenartige Gabeln vorhanden waren, so mußte man sich beim Essen hauptsächlich der Finger bedienen. Vor und nach dem Essen ward in besseren Häusern daher Wasser zum Waschen der Hände herumgereicht. Nach dem Besitzstand des Einzelnen richtete es sich ferner, ob er von zinnernen, hölzernen oder silbernen Tellern und Schüsseln aß. Getränke, wie Wein, selbstgebrautes Bier, Met, Apfelmost und, nach den Bauernkriegen, auch Branntwein, genoß man aus Bechern von Gold, Krystall, Zinn oder Holz. ^Die In reichen Häusern war es leicht, üppige Gastmähler zu veranstalten, Srirncn da eine Menge von Dienern und Dienerinnen den Befehlen der Herralter.' schast zu Gebote stand, ganz anders aber lagen die Verhältnisse in einem gewöhnlichen Bürgerhause. Die ganze Arbeitslast ruhte auf den Schultern der Frau, die nur in den größeren Kindern und in der Magd eine Stütze fand. Dies ist ja heutzutage meistens noch die Regel. Die Geschichte der deutschen Franen lehrt aber, daß die Familien, in denen die Mütter den belebenden Mittelpunkt bildeten, stets die glücklichsten gewesen sind. Solche Frauen sind des Lobes wert, das Dr. Luther in seiner Schilderung der guten Hausfrau ausspricht. ,Ein
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