22
Karthager.
^lassungen? und auf den Inseln des persischen Meerbusens: Tyros,
Arados. Araber dienen ihnen als Matrosen.
Die Maaren und Produkte der von ihnen besuchten Länder tauschen
sie theils gegen einander, theils gegen die Erzeugnisse ihrer eigenen
Industrie um , und so gewinnen sie durch ihren S e e h a n d e l in
Spanien: Silber, Gold, Eisen, Blei und Südfrüchte; auf den Kassite-
riden: Zinn; au den Küsten der Ostsee, der Mündung des Eridanos
(Rhenus? Padus?): Bernstein (Elektron); an den Küsten des arabi-
schen Meerbusens (Ophir — Südland?): Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Weihrauch; auf den, persischen Meerbusen von Vorder - Indien und der
Insel Taprobane (Ieilon): Gewürze, Zimmt re.
Ihr Landhandel durch Karawanen erstreckt sich: nach Palästina:
Waizen, Rosinen, Oel, Balsam; nach Aegypten: Getraide, baumwollene
und gestickte Zeuge; nach Syrier: Wein und Wolle; nach Babylon
über Palmyra: Webereien; Arabien: Gewürze und Ranchwerk; Persien
bis ins Innere von Asien: Zimmt, Elfenbein, Ebenholz; und über
Armenien nach Vorder- und Nord-Asien: Kupfer, Pferde, Sklaven rc.
* Ihre zahlreichen Fabriken und Mannfacturen bestehen in
Purpnrfärbereien (aus dem Safte der Seemnscheln), Webereien (die
beste Leinwand von Sidon), Glas (Sand, nitrum, im kleinen Flusse
Belos), Spielsachen, Bearbeitung des Bernsteins, Elfenbeins, Goldes
und anderer Metalle.
Ihre Haupterfindungen sind: Schiffbau, Buchstabenschrift
(durch Taaut? Kadmos bringt sie nach Vöotien?), Rechenkunst,
Astronomie rc.
Religion: Vielgötterei nnt Menschenopfern, — Vergötterung
der Heroen und Naturkräfte: Herakles (sein Tempel in Alttyros, seine
Wanderungen), Baal (Sonne oder Himmel, Kronos), Kabircn und
Patäkcn, (Schutzgötter der Schiffe, Laren), Dagon und Derketo
(Fischgottheiten) rc. Priester der einzelnen Götter.
§. 9.
Karthager (Karchedonier).
I. Von der Entstehung des Staates bis zum An-
fänge des fyrakufanifchen Krieges, von 888 bis
480 v. Eh. G.
^ Unsicherheit der wenigen Nachrichten. Schnelles
Aufblühen des jugendlichen Staates. Kolonien führen
zu Eroberungen.
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136
Karl's Kriege gegen Frankreich
N.c.t. den Türken nachgebend, bewilligt, nach wiederholten Ausglcich-
1532. versuchen, den ersten Religionsfrieden zu Nürnberg
(keiner seines Glaubens wegen befehdet rc.).
1534. Der Herzog Ulrich von Würtemberg erobert, von
Philipp von Hessen und Franz I. unterstützt, sein Land wieder,
und führt, von Oesterreich belehnt, Luthers Lehre ein.
1535. Die schwärmerischen Wiedertäufer in Münster (Rott-
mann, Matthiesen, Knipperdolling rc.) vertilgt.
Karl segelt mit Andreas Doria nach Afrika gegen den
Seeräuber Haradin Barbarossa, — Goleta und Tunis
erobert, Christen-Sklaven frei; der vertriebene Mulei Hassen
wieder König von Tunis, Goleta dem Kaiser.
1536. Dritter Krieg gegen Franz von Frankreich, der
in Savoien einbricht. Karl's vergebliche Herausforderung an
ihn; Einfall in die Provence, öor Marseille; Rückzug. Waffen-
stillstand zu Nizza 1538. Vertrauliche Zusammenkunft Karl's
mit Franz in Frankreich.
1537. Indessen Erweiterung des schmatkaldischen Bundes, —
schmalkaldische Artikel durch Luther; das Concil zu
Mantua von den Protestanten verworfen. Die Zwinglianer
gleichen sich mit den Lutherischen aus; der König von Däne-
1538. mark Christian Iii., sowie schon sein Vater Friedrich I.
schließt sich der Reformation an.
1541. Karl's verunglückter zweiter Zug nach Algier, während
Ferdinand eben so gegen Soliman nichts ausrichtct.
1542. Vierter Krieg gegen Franz, der sich mit den Türken
verbindet. Karl überall siegreich, dringt in die Champagne
et», Heinrich Vi0. von England in die Picardie (Paris
1544. bedroht), — Frieden zu Crespy (Karl belehnt seinen Sohn
Philipp Ii. mit Mailand rc.).
Der unruhige Herzog Heinrich der i'üngere von Braun-
schweig wird vom schmalkaldischen Bunde bekriegt, gefangen;
aber Moriz, Herzog von Sachsen, im Zwiespalt mit dem
Churfürsten Johann Friedrich, der 1532 dem Johann
nachgefolgt, tritt aus dem schmalkaldischen Bunde. Mehre
Reichstage bleiben für die Religionsvereinigung ohne Erfolg.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Würtemberg Philipp_von_Hessen Philipp Franz_I. Karl Karl Andreas_Doria Haradin_Barbarossa Barbarossa Franz_von_Frankreich Franz Franz Franz Christian_Iii Friedrich_I. Ferdinand Soliman Franz Franz Karl Karl Heinrich_Vi0 Heinrich Karl Karl Philipp_Ii Philipp Heinrich Heinrich Moriz Johann_Friedrich Johann Friedrich Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nürnberg Oesterreich Luthers Matthiesen Afrika Goleta Tunis Tunis Goleta Savoien Marseille Nizza Frankreich Mantua Algier England Paris Mailand Sachsen
Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
80
ihre Arbeiten durch die ganze Welt gerühmt werden. Daher, wenn jemand ein vortreffliches Werk will in Erz, Stein, Holz geliefert haben, so schickt er es den Deutschen. Ich habe deutsche Goldschmiede, Juweliere, Steinhauer und Wagner unter den Sarazenen Wunderdinge machen sehen, und wie sie, besonders die Schneider, Schuster und Maurer, die Griechen und Italiener an Kunst übertrafen. Noch im vergangenen Jahre hatte der Sultan von Ägypten den Hafen von Alexandrien mit einer wunderbaren Mauer, die ein erstaunliches Kunststück für das ganze Morgenland war, umgeben, wobei er sich des Rats, des Kunstfleißes und der Arbeit eines Deutschen bediente. Und damit ich mich nicht länger aufhalte, so sage ich, daß Italien, unter allen Ländern des ganzen Erdbodens am berühmtesten und mit Getreide angefüllt, kein anderes schmackhaftes, gesundes und annehmliches Brot hat, als das von deutschen Bäckern gebacken ist, die durch Geschicklichkeit und fleißige Arbeit das Feuer dämpfen, die Hitze mäßigen, das Mehl durchseihen, daß ein leichtes, geringes und schmackhaftes Brot wird, das, wenn es der Italiener bäckt, schwer, dicht, ungesund und unschmackhaft hervorkommt, daher der Papst und die großen Prälaten, die Könige, Fürsten und Herren selten Brot essen, wenn es nicht auf deutsche Art gemacht ist. Nicht allein aber das ordentliche Hausbrot backen sie gut, sondern auch den Zwieback, der zur Speise im Kriege und zur See gebraucht wird, wissen sie so künstlich zu bereiten, daß die Venediger bei den öffentlichen Backöfen lauter deutsche Bäcker haben, und das Gebackene weit und breit durch Jllyrien, Macedonien, den Hellespont, durch Griechenland, Syrien, Ägypten, Lybien, Mauretanien, Spanien und Frankreich und bis nach den Orkneyinseln und an die englischen und deutschen Seehäsen für ihre Seeleute zur Speise und zum Verkauf für andere verschicken."
Was Faber hier vou den Bäckern rühmend hervorhebt, gilt von allen übrigen Gewerben damaliger Zeit in ebendemselben Umfange: die alten Meister zeichneten sich stets durch sinnige, gemütvolle Auffassung der darzustellenden Werke aus und verstanden es nicht minder, mit geschickter Hand das geistig Geschaute in und an dem Material, das sie bearbeiteten, zu veranschaulichen. Die größte Bedeutung erreichte unter Gold- allen Gewerben wohl die Goldschmiedearbeit. Sie wurde in Köln und schmiede..^ 9?ürn£)ei:g fos zur künstlerischen Vollendung geübt, und ihr Ausblühen erklärt sich am natürlichsten aus der altbekannten Vorliebe der Deutschen für Schmuckfacheu aus Gold und Silber. Unter den Meistern,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
463
Nachdem der General Bourmont die Ehre Frankreichs gerettet hatte, verließ er Algier. Die Regierung sandte den General Elau-zel als seinen Nachfolger. Dieser kam mit dem Entschlüsse, die Beduinen und Kabylen vollständig zu unterjochen. Dies Unternehmen sollte jedoch nicht so leicht ausgeführt werden; denn ein heldenmütiger Häuptling, Abd - el-Kad er, hatte die meisten abgefallenen Stämme wieder unter seine Botmäßigkeit gebracht und begann den Krieg mit neuer Kraft. Er fügte den Franzosen verschiedene Niederlagen zu und verwüstete die Ebene von Algier. Da es den Franzosen nicht gelang, die Feinde im freien Felde zu fassen, so wählten sie Mittel, die ein gebildetes Volk gegen wilde Beduinen nicht anwenden sollte: sie führten jetzt Krieg gegen ihre Ernten, ihre Heerden, ihre Dörfer, ja gegen ihre Frauen und Kinder.
Nach wenigen Jahren konnten die Franzosen berechnen, daß ihr tapferes Heer in Afrika die Hütten und Ernten mehrerer tausend Dörser angezündet und Millionen von Schafen, Hornvieh, Kameelen und Pferden entführt hatte. Diese Raubzüge führten zum Ziele. Abd-el Kader flüchtete in das benachbarte Marokko und entzündete dort noch einen kurzen Krieg. Die Bevölkerung fiel dem Häuptling in Masse zu und zwang den Kaiser, gegen Frankreich eine feindliche Stellung anzunehmen. Jedoch eine einzige Schlacht genügte, die marokkanischen Horden auseinander zu sprengen. Die rohen Kabylen hatten sich von der Uebermacht ihrer Feinde überzeugt
und baten um Frieden (1844). Unter englischer Vermittlung wurden die Verträge abgeschlossen. Abd-el Kader mußte sich unterwerfen, und somit war der Besitz Algier's den Franzosen gewährleistet.
Erfindung der Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Telegraphen.
Zu den großartigsten und nützlichsten Erfindungen, die der rastlos forschende und unaufhaltsam weiter strebende menschliche Geist in der neueren Zeit gemacht hat, gehören ohne Zweifel die Er-
findungen der Dampfmaschinen und Telegraphen. — Belehren wir uns zunächst über die Erfindung der Dampfmaschinen.
Die Eigenschaft des Wassers, durch Wärme in Dampf sich aufzulösen, hat Anlaß zu dieser Erfindung gegeben. Man bemerkte nämlich durch fortgesetzte Beobachtungen, daß das Wasser, wenn man es über dem Feuer in Dunst oder Dampf verwandelt, einen 1600 mal größeren Raum verlangt, als es im tropfbar flüssigen Zustande einnimmt. Man gewahrte ferner, daß die Wassertheilchen, wenn sie in Dampf übergehen, sich mit einer Kraft ausdehnen, der
nichts zu widerstehen vermag. Auf diese Wahrnehmungen fußend,
ist man endlich auf den Gedanken gekommen, die ungeheure Kraft des Dampfes den Menschen dienstbar zu machen, und ein Engländer, Namens James Watt (geb. 1736), war der Erste, der
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Algier Algier Afrika Hornvieh Marokko Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
11
noch weiter aus; sie siedelten sich an der Nordküste Afrika's an und gründeten daselbst die berühmte Kolonie Karthago. Endlich schifften die Phönizier nach Westen bis zu der Meerenge von Gibraltar. Sie landeten in Spanien und fanden dort eine ungeheure Menge Silber Zuerst füllten sie ihre Schiffe damit an, dann ließen sie ihre Geräthe von Holz, Stein, Kupfer und Eisen zurück und brachten
dafür Silber nach Hause. .
Doch auch hier fand die Gewinnsucht der kühnen Kaufleute fern Hiel- sie schifften nach England, wo sie Zinn fanden — und nach der preußischen Ostseeküste, wo sie Bernstein holten.
Aber nicht blos zu Wasser, sondern auch zu Lande trieben die Phönizier ausgedehnten Handel. Aus Armenien holten sie Eisen, Stahl, Pferde und Sklaven, aus Babylonien und Persien Leinwand, Seide, Gewürze, Specereien und Elfenbein.
Durch den ausgebreiteten Handel wurden die Phönizier sehr reich und wohlhabend; eine volkreiche Stadt erhob sich in dem unfruchtbaren Lande neben der andern. Von Tyrus und Sidon sagt der Prophet Jesaias: »Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer die herrlichsten im Lande.« — Doch der Reichthum des Kaufmanns-Völkchens reizte die kriegerischen Nachbarn. Nebukadnezar eroberte im Jahre 603 Sidon, belagerte dann Tyrus, dessen Bewohner sich 13 Jahre lang hartnäckig wehrten, und als er endlich Herr der Stadt geworden war, hatten sich die Tyrer mit all' ihrer Habe auf eine benachbarte Insel geflüchtet, woselbst sie sich später wieder anbauten. Abermals erhob sich hier in dem neuen Tyrus der Srtz des Welthandels. Als aber im Jahre 333 Alexander der Große, König von Macedonien, Persien unterjocht hatte und Tyrus dem stolzen Sieger noch zu widerstehen wagte, wurde es nach siebenmonatlicher Belagerung erobert und zerstört.
Unter den vielen Erfindungen, welche den Phöniziern zugeschrieben werden, merken wir uns das Glas, die Purpurfarbe, das kunstreiche Weben der Wolle, die Rechenkunst, die Buchstabenschrift und das Geld Wie sehr sie in der Baukunst erfahren waren, beweist der prachtvolle Tempel in Jerusalem, den Salomo durch phönizische Künstler aufführen ließ
Ueber die Erfindung des Glases erzählt man, daß tyrrsche Schiffer einst an den sandigen Ufern des Belusbaches landeten, um sich eme Mahlzeit zu bereiten. Da es ihnen aber an Steinen zu einem Herde fehlte, so nahmen sie Stücke Salpeter aus ihrem Schiffe und setzten ihre Töpfe darauf. Der Salpeter schmolz im Feuer und vermischte sich mit dem Sande und der Asche. Nachdem diese Masse kalt geworden war, erblickten die Schiffer einen glänzenden, durchsichtigen Stein, der das Glas gab. Anfangs wurde dasselbe so kostbar gehalten wie Gold und Bernstein. Zu Fenstern gebrauchte man es damals noch nicht. Erst im 10. Jahrhundert erhielten die
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Extrahierte Personennamen: Gibraltar Sidon Jesaias Nebukadnezar Nebukadnezar Sidon Alexander
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
114
Politische Geographie.
3. Die And amanen, eine theils ans hohen, vulkanischen,
theils ans niedrigen Koralleninseln bestehende und von Pahnas
(Australnegern) bewohnte Inselgruppe im Meerbusen von Bengalen
(140 Q. M.).
4. Die Niko baren, eine südlich von den Andamanen gele-
gene, aus ähnlichen Inseln bestehende kleinere Gruppe, welche von
muhamedanischen Malayen bewohnt ist (30 Q. M.). Die Dänen
betrachten sich als Herren dieser Inseln.
8. 170. Das holländische Generalgouvernement Indien.
(28,920 Q.m. 16 Mill. Einw.)
Dasselbe besteht ans vielen unmittelbaren und mittelbaren Be-
sitzungen im indischen Archipelagus, ist überaus reich an den man-
nigfaltigsten und köstlichsten Produkten der Tropenzone (Muskat-
nüsse, Gewürznelken, Zimmt, Pfeffer, Zucker, Kaffee, Reis rc.) und
an großen Schätzen des Mineralreichs (Gold, Kupfer, Zinn, Dia-
manten) ^Iid des Thierreichs (Perlen, Cochenille, Elfenbein, Vogel-
nester, Schildpatt, Paradiesvögel re.). Die Einwohner sind vor-
wiegend Malayen; außerdem finden sich viele Chinesen und
Europäer und einige Papuas und Al für ns.
Eint Heilung: 6 Gouvernements.
1. Das Go uv. Java, aus der I. Java sdschawa) beste-
hend. Städte: Batavia an der Nordküste (120,000 E.); viel
Gewerbfleiß; Schiffswerften. Surnkarta (110,000 E.), Residenz
des abhängigen Kaisers von Solo. D s ch o d s ch o k a r t a (100,000
E.), Residenz eines abhängigen Sultans.
2. Das Go uv. Sumatra, aus der südlichen Hälfte der
I. Sumatra und den Ins. Bangka, Billiton, Bintang,
Lingga u. a. bestehend. Städte: Padang an der Westküste von
Sumatra (10,000 C.); Hafen; Handel. B e n k u l e n, südlicher
(12,000 E.); Hafen; Handel. Palembang am Musi (25,000
C.); starker Handel.
3. Das Gouv. Borneo, aus der südlichen Hälfte von
Borneo und mehreren kleinen Inselgruppen bestehend. Darin:
B a n d s ch e r M a s si n g unweit der Südküste (7000 E.); Hafen.
4. Das Gouv. Mangkassar, ans den beiden südlichen
und der östlichen Halbinsel von Celebes, der I. Sumbawa
und anderen Inseln bestehend. Darin: Vlaardingen an der
Westküste von Celebes (15,000 E.); Freihafen; Trepangfischerei.
5. Das Gouv. Timor, aus dem südwestlichen Theil von
Timor und mehreren benachbarten Inseln bestehend. Darin: Ku-
pang auf Timor; Freihafen.
6. Das Gouv. der Molukken, aus der nordöstlichen
Halbinsel von Celebes, der nordwestlichen Halbinsel von Neu-Gui-
nea und fast allen zwischen beiden Halbinseln gelegenen Inseln be-
stehend. Städte: Am boina auf der gleichnamigen Insel (8000
E.); Mittelpunkt des Gewürznelkenbaues.„ Nassau auf der Ins.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Niko Surnkarta Bangka Sumbawa
Extrahierte Ortsnamen: Bengalen Indien Sumatra Sumatra Lingga Sumatra Borneo Borneo Timor Timor Timor Nassau
— 103 —
rat (den Vertretern der Kantone) besteht, hat die gesetzgebende, der
Bundesrat die vollziehende oder Regierungsgewalt. An der
Spitze des letztern steht der immer nur auf ein Jahr gewählte
Bundespräsident. Sitz der Regierung ist Bern. — Die Schweiz
hat kein stehendes Heer; jeder waffenfähige Schweizer ist vom 20.
bis 44. Jahr militärpflichtig und wird in bestimmten Zeitabschnitten
einige Wochen im Soldatendienste geübt.
A. Die 18 deutschen Kantone:
1. St. Gallen. Die Hauptstadt gleichen Namens mit 35 000 E.
ist besonders durch Baumwollindustrie hervorragend. Die Abtei des
hl. Gallus war im Mittelalter ein Hanptsitz der Wissenschaft. Be-
rühmte Bibliothek. — Am Bodensee Rorschach, bedeutender Handels-
Platz und Getreidemarkt. — Rapperswyl, Hafenplatz am Züricher-
fee. — Pfävers, berühmtes Bad in der großartigen Taminaschlucht,
am Ausgange derselben Bad Ragaz.
2. und 3. Appenzell zerfällt in zwei Halbkantone: a) das
südliche (katholische) Appenzell Inner-Rhoden mit dem Hauptorte
Appenzell; b) das nördliche (protestantische) Appenzell Außer-
Rhoden, dessen dichte Bevölkerung hauptsächlich Stickerei- und Baum-
Wollweberei betreibt. Hauptort: Herisan (15 000 E.).
4. Thurgau. Hauptort Frauenfeld. — Am Bodensee der
Hafenplatz Romanshorn.
5. Schaffhausen, fast ganz von Baden eingeschlossen. Die
altertümliche Hauptstadt Schaffhausen mit 13 000 E. liegt unweit
des bekannten Rheinfalles.
6. Zürich. Die am Ausfluß der Limmat aus dem See schön ge-
legene Hauptstadt Zürich (mit den einverleibten Vororten 162000 E.)
ist Mittelpunkt der schweizerischen Seidenfabrikation, anch ein wichtiger
Handelsplatz. Universität und technische Hochschule. — Winter-
thnr (23 000 E.) hat großartige Maschinenfabrikation und Baum-
Wollweberei.
7. Aargau mit dem Hauptorte Aarau (7000 E.). — Bei
Baden altberühmte warme Bäder. — Unfern der Aare die Rninen
der Habs bürg.
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Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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