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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 48

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
48 weitere Rat, welcher neben den fünfzehn Personen des engeren amtierte, nicht, wie bisher, aus den Geschlechtern, sondern aus den Gewerbe-Ireibenden genommen wurde. Jetzt traten allbereits neben den Webern Pelzer, Schmiede, Gürtelschläger, Maler, Krämer, Kannengießer u. a. in das Stadtregiment ein. Die erste Aufgabe des neuen Rates bestand darin, den Einfluß der ,Richerzeche' zu beschränken. Schon zur Zeit, als noch der Erzbischos die Stadt beherrschte, hatte sich die ganze Genossenschaft (Gilde) der Kaufleute in mehrere Zunftbrüderschaften geteilt. Die bedeutendste derselben war die Richerzeche. Sie vereinigte die reichsten und angesehensten Leute in sich, und ihre Vorsteher gehörten mit zu dem Rate, den sich der Bischof zur Erledigung bürgerlicher Angelegenheiten aus den ,guten* d. i. angesehenen Bürgern erkor. Auch dann, als die landesherrlichen Rechte von dem geistlichen Oberhirten auf den Magistrat der Stadt übergegangen waren, behielt die Richerzeche ihre Bedeutung als wichtigstes Glied im Ringe der Geschlechter. Die Weber, auf deren Betreiben der zünftifche Rat eingesetzt war, verlangen nun vor allen Dingen die Unterdrückung dieser Zeche: ,Darzo will wie, dat man brege bat amt van der Richerzeche/ Über das Treiben der siegreichen Zunft wird noch folgendes mitgeteilt: ,War es notig, ein Gesetz zu machen, so mußte es betrunken sein mit Wein und alles umsunst und die Bezahlung nahm man von der Rent-kammer/ Als aber die Weber in ihrem Übermute auch die Handhabung von Recht und Gericht hinderten und einen überführten Straßenräuber den Händen des Henkers entrissen, bemächtigten sich Angst und Schrecken der Gemüter aller Gutgesinnten. Sie verbanden sich miteinander und unterstützten den Rat (tue patricischen Mitglieder desselben) in dem nun beginnenden Kampfe mit den Webern. Nach erbittertem Streite werden diese zur Flucht gezwungen; der Rat und die (andern) Zünfte traten den Aufrührern so mannhaft entgegen, ,daß die Weber und Walker den Rücken kehrten, die Fersen sehen ließen und schöne Sprünge thaten/ Furchtbar wütete nun aber der Grimm der Sieger gegen die Weber. Durch reichliche Weinspenden des Rates und der Patricier an das Volk wurde dieses in einem beständigen Taumel erhalten und zur Verfolgung der Flüchtenden angespornt. Die Thore wurden geschlossen; vierzehn Tage lang wütete die Menge gegen die Weber. An Hab und Gut nahm ihnen der Rat 100000 Gulden, denn die Weber waren ,ohn Maßen reich'. Das Walkhaus und die beiden Gewandhäuser Airsburg

2. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 76

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
76 Deutschland eine ähnliche Bedeutung wie der in der Pfalz bei Ludwigs Vi. Tode. Der neue sächsische Kurfürst nahm kein sonderlich tiefes vsnterejje an den kirchlichen Streitfragen; er war eine wohlwollende Natur und von dem Wunsche erfüllt, die Spaltung zu beseitigen, welche die Konkordienformel in die evangelische Christenheit hineingetragen hatte. Christian I. berief den Hoftat Nikolaus grell als Cracos' Nachfolger in die Leitung der inneren und äußeren Angelegenheiten des Landes. In dieser Stellung schützte Grell die Verfolgten, erließ duldsame Verordnungen, strebte die Einigkeit aller Protestanten an, verbot den Geistlichen alles dogmatische Gezänk, sowie die Teufelsbeschwörung bei der -Lctufe und brachte die Richtung Melanchthons zur obersten Geltung. Aber schon 1591 starb Christian I. Mit feinem Nachfolger trat wieder auf Grunb des unseligen Cuius regio, eius religio ein jäher Umschlag ein. Das erste Opfer war der Kanzler grell selbst, der, als Calvinist verschrieen, schon am Tage vor dem feierlichen Leichenbegängnis seines hingeschobenen Fürsten plötzlich verhaftet und in An-klogezustand versetzt wurde. Zehn Jahre währte sein Prozeß, während» dessen er einem Verbrecher gleich im Kerker gehalten wurde. Dann trat der alberttnische Kurfürst Christian Ii. die Regierung an, der alsbald den unglücklichen Mann das Schafott besteigen ließ. Nachdem strenglutherifche Geistliche umsonst feine Bekehrung versucht, fiel am 9. Oktober 1601 auf dem Marktplatze in Dresden fein Haupt unter dem Streiche des Scharfrichters. Ähnliches Schicksal erlitt in Brann-fchweig der Bürgerhauptmann Henning Brabant, der im Jahre 1604 als Führer einer demokratischen Bewegung gegen das Patriziat und zugleich als Calvinist zu Tode gemartert und mit ausgesuchter Grausamkeit, unter fortwährenden lutherischen Bekehrungsverfuchen, form-lich abgeschlachtet wurde; sechs feiner Genossen folgten ihm im Tode. Äeit die Anhänger des Reformationswerkes unter sich in feindliche Parteien zerrissen waren, begannen die Gegner desselben, im Widerspruch mit den Bestimmungen des Religionsfriedens, sich „ K a t h o-liken" zu nennen. Die unter sich zerfallenen Protestanten, obfchon sie auf diese Benennung als die der allgemeinen Christenheit nie verzichtet hatten, mußten es geschehen lassen. Um den wiederhergestellten Katholizismus noch mehr zu stärken, lanbte der Papst Nuntien zu baiternber Resibenz nach Köln, Prag und Graz. Auch die von Gregor Xiii. im Jahre 1582 eingeführte neue Zeitrechnung hatte vorzugsweise einen politisch-kirchlichen

3. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 27

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
27 Aber konnten die Städte nicht auch an den Kaiser gehen und ihn Zu unterrichten suchen? Am 22. März 1523 beschlossen sie auch ihrerseits eine Gesandtschaft an den Kaiser, und am 8. August empfing Karl ihre Boten in Valladolid. Die Boten führten aus: der Reichszoll werde sie ruinieren, er sei unmöglich. Aber wozu bedürfe die Majestät überhaupt eines Reichsregiments, das sie stets beunruhige? Besser, das Regiment höre aus; den Städten genüge der Majestät Bruder als Reichsstatthalter mit) eine tüchtige Besetzung des Kammergerichts, und am liebsten sähen sie Ferdinand als römischen König. Was sollte der Kaiser aus diese verführerischen Sätze antworten? Und konnte der Kaiser, ganz davon abgesehen, gegen die Städte vorgehen? Horte er nicht aus ihren Worten die Stimmen der Fugger, der Welser, aller jener Großkaufleute heraus, denen er ewig verschuldet war, der finanziellen Stützen der katholischen Welt? Und gedachte er jemals stärkere finanzielle Hilfe aus Deutschland erhalten zu können, von wem anders konnte er sie erwarten, als von den Städten? Schon Maechiavelli hatte gesehen, daß die flüssige Wirtschaftskraft der behäbigen Nation allein in den Städten lebe, ans ihnen allein zu heben fei. Zudem: die teilweis zwinglischen und auch ganz allgemein schweizerischen Neigungen vieler oberdeutschen Städte waren dem Kaiser wohl bekannt. Sollte er den Anstoß dazu geben, die Städte aus die Seite der Eidgenossen zu treiben, deren unklare Haltung ihn in seiner italienisch-französischen Politik fortwährend in peinlicher Spannung erhielt? Der Kaiser ließ schließlich antworten: die Städte würden, falls sie ihm ziemlich Hilfe und Steuer thun wollten, bei ihm und feiner deutschen Botschaft gnädige und ehrbare Antwort und endliche Abschaffung des Zolles finden. Kein Zweifel: die Städte hatten in dem Kampfe um den Reichszoll gesiegt. Denn wie hätte das Reichsregiment ihrem und des Kaisers vereintem Willen widerstehen sollen? Und mit dem Reichsregiment hatten auch die Fürsten, dessen Auftraggeber, eine teilweise Niederlage erlitten. Unter diesen Umständen hätten die Fürsten alles daran setzen müssen, ihr Organ, das Reichsregiment, in jeder Hinsicht zu halten und zu heben. Allein das Gegenteil geschah. Zum Verständnis dieser merkwürdigen Schwenkung, in deren Verlauf der letzte Versuch einer föderalistischen Reform zu Grunde ging, müssen wir die Entwicklung einer schon längere Zeit in den Vordergrund gedrängten socialen Klasse verfolgen, des niederen Adels.

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 69

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
69 In tiefer Schmach lag das Reich danieder. Nicht nur die religiösen Parteien zerrissen es; auch politische arbeiteten an seiner Auflösung. Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian Ii. (seit 1564—1576), war in jüngeren Jahren ein Anhänger der Reformation gewesen, hatte sich aber später wieder dem Katholizismus genähert und schließlich völlig ergeben. Auch er war der schweren Aufgabe nicht gewachsen, den zerstörenden Gewalten Trotz zu bieten, die von außen wie von innen auf das Reich losstürmten. Frankreich stand im Bunde mit den Türken und hätte sich keinen Augenblick bedacht, mit diesen Barbaren Europa zu teilen. Noch war der Halbmond im Wachsen, und die Deutschen mußten im Jahre 1568 die Schande erleben, daß ihr Kaiser, dessen Kasse der Krieg erschöpft hatte und dessen Heer entmutigt war, dem Osrnanen dreißigtausend Dukaten jährlichen Tributes zuzusagen genötigt werden konnte. Aber auch ein Deutscher war es, freilich ein humanisierter, Johann (Don Juan) von Österreich, Sohn Kaiser Karls V. und einer Regensburgerin, der in dem glorreichen Seesiege bei Sepanto (1571) den Türken die erste Niederlage beibrachte, welcher dann kein wirklicher Sieg auf türkischer Seite mehr folgte. Der Halbmond wuchs von da an nicht mehr, bis er, freilich erst mehr als ein Jahrhundert später, in den denkwürdigen Tagen vor Wien und in Ungarn abzunehmen begann. Im Inneren des Reiches lebte das totgeglaubte Raubrittertum wieder auf. Einer der gefährlichsten dieser Wegelagerer, Wilhelm von (Crumbach, verleitete in Gotha den beschränkten, eiteln und abergläubischen Herzog Johann Friedrich Ii. von Sachsen nicht nur zu dem Plane, den Kurhut wiederzugewinnen, sondern auch zu dem Versuche, mit französischer, schwedischer, niederländischer und sogar türkischer Hilfe zum Kaiferthron emporzusteigen. Aber der Herzog fiel in die Acht des Kaisers; der zunächst bedrohte Kurfürst August (Moritzens Bruder und Nachfolger) vollzog dieselbe (1567) und siegte mit leichter Mühe. Grumbach wurde grausam hingerichtet, der Herzog aber bis zu seinem Tode gefangen gehalten. Seine Gattin, Elisabeth von der Pfalz, teilte feine Haft und starb darin ein Jahr vor ihm (1594). Ein Kaiser wie Max Ii. entsprach den Hoffnungen noch nicht, welche die römische Kirche auf die völlige Rückeroberung Deutschlands fetzte ;3e'uitert-er widersprach denselben sowohl durch seine Schwäche und Unzuverlässigkeit, als durch eine religiöse Toleranz, die er bisweilen, keineswegs aber immer übte. Entgegen seinem unterwürfigen Vater, war er nicht geneigt,

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 75

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
75 gleichgesinnte Laien, ließ Altäre und Bilder wieder aufrichten, und die Pfalz mußte lutherisch werden, wenn dies auch nicht gerade im einseitigsten Grade durchgeführt wurde. Aber schon sieben Jahre später erhob der energische Pfalzgraf Johann Kasimir als Vormund des minderjährigen Friedrich Iv. den Calvinismus wiederum zur herrschenden Glaubensform, schritt aber gegen die lutherischen Geistlichen erst ein, als sie widersetzlich auftraten. Unter solchen fürstlichen Launen verloren die Unterthanen allen Halt im Glauben wie im Handeln. Ähnliches geschah in Sachsen. Kurfürst August war mehr an der Hegemonie seines Hauses über die deutschen Protestanten und an dem guten Einvernehmen mit dem Kaiser gelegen, als an konfessionellen Einzelheiten. Er hatte auch bis dahin die vermittelnde melanchthonische Richtung begünstigt. Durch den Einfluß seiner Gattin Anna und seines Hofpredigers Listenius wurde er im Jahre 1573 zum eifrigen Lutheraner und vertrieb zur großen Freude des Kaisers die „Kryptocalvinisten". Ihr Führer, der Kanzler C r a c o (Cracau) wurde in Leipzig öffentlich durchgepeitscht und in der Pleißenburg zu Tode gefoltert; der Hofprediger Stößel wurde gefangen gesetzt und starb im Wahnsinn; Kaspar Peucer mußte zwölf lange Jahre im Kerker schmachten, ■ währenddessen ‘seine Gattin, Melanchthons Tochter, aus dem Leben schied. Indessen erließ August unter der Leitung des Tübinger Kanzlers Jakob Audreä die angeblich rein lutherische, aber mehr antimelanch- thonianische Konkordienformel oder das „torgische Buch". Von den übrigen protestantischen Staaten wurde dieselbe aber, teils als nicht genug, teils als allzu lutherisch, verworfen. Deshalb ließ Kurfürst August (1577) im Kloster Bergen bei Magdeburg eine Umarbeitung beraten und vornehmen, die nun in Sachsen und Brandenburg als „bergisches Buch" mit Hochdruck eingeführt wurde. Auch in den meisten übrigen protestantischen Staaten fand sie Aufnahme; in Heffen, Anhalt und der Pfalz aber, sowie in der öffentlichen Meinung erfuhr sie entschiedene, ja die derbste Ablehnung; erst 1580 wurde das Werk veröffentlicht. Schon im Jahre 1581 stellten ihm die Calvinisten die „Bekenntnisharmonie" gegenüber, während die orthodoxen Lutheraner offen bekannten, dem Papsttum näher zu stehen als ihren protestantischen Gegnern. Im Februar 1586 starb Kurfürst August; sein Sohn Christian I. folgte ihm. Dieser Regierungswechsel erlangte für das evangelische

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 116

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
116 ließ er eine Münzordnung von allen Kanzeln des Landes verkündigen, durch die dem Unwesen Einhalt gethan ward. Von den Städten ging Frankfurt, der Hauptsitz für die reichsgesetzlich verbotene Umwechseluug der Münzen, mit gutem Beispiele voran; Rat und Kaufmannschaft reichten sich hier die Hand, um auf den großen Messen dem verderblichen Treiben der kleinen Landesherren ein Ende zu machen. Im Februar 1620 war Hans Adam von Hammerstein, der Rat des Grafen Simon zur Lippe, im Aufträge desselben nach Frankfurt gekommen, um daselbst und in der Pfalz verschiedene Geschäfte zu betreiben. Als ihm zu diesem Zweck von den gräflichen Kammern 17000 Thaler, in eiserne Kisten und Weinfässer verpackt, nachgeschickt wurden, schöpfte der Rat Verdacht und ließ die ganze Summe auf den Römer bringen; eine Untersuchung ergab, daß der größte Teil in schlechten, reichsgesetzwidrigen Münzen bestand, die gegen bessere ausgewechselt werden sollten. Alle Gegenvorstellungen Hammersteins blieben erfolglos; man drohte ihm selbst als Münzverbrecher den Prozeß zu machen, dem er sich nur durch schleunige Flucht zu entziehen vermochte. Vergeblich war der Versuch des Grafen, ein Urteil des Kammergerichts zu seinen Gunsten zu erwirken. Um sich zu entschädigen, ließ er drei Frankfurter Bürgern, die, um Leinwand zu kaufen, nach Detmold gekommen waren, 2500 Thaler abnehmen; die Frankfurter belegten dafür wieder zwei Lemgoer mit Gefängnis. Der Graf zu Lippe erfuhr gleichzeitig noch andere Unfälle. Gegen seine Münzmeister wurden schwere Anklagen erhoben, in Korbach die lippschen Münzen mit Beschlag belegt, in Leipzig einem Inden, der im Aufträge Hammersteins handelte, 5680 Reichsthaler abgenommen, endlich ward ihm vom Reichskammergericht mit Entziehung des Münzrechts gedroht. Begreiflicherweise suchte man sich anfangs durch Beschlagnahme der schlechten Münzen zu helfen; aber der Thatsache gegenüber, daß schon im Jahre 1601 fünfzehnhunderterlei besondere Gepräge von Gulden, gegen fünfuuddreißighunderterlei Gepräge von groben und kleinen Münzen, 1621 allein dreiundachtzig Arten von kleinen Batzen im Umlauf waren, mußten selbst noch so große Beschlagnahmen völlig unzureichend erscheinen. In Kursachsen versuchten die Stände lange vergeblich, den Landesherrn zu einer Reformation der Münzverwaltung zu bewegen; erst nach längerem Schwanken schritt man zu ernsteren Maßregeln. Aber die Herabsetzung des „Schaums", der „Dickbeine" und „Platzer" auf ihren wirklichen Wert war mit einer Revolution

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 332

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
332 Äleti und Gramer. Gilt neuer Stanb von Ingenieuren und Eisenbahntechnikern kam empor, sehr reich an Talenten, unternehmen^ stolz im Bewußtsein einer großen Kulturaufgabe. Es war eine schone sriebliche Arbeit nationaler Befreiung; erst im *e iimnäd)1~ten Jahrzehnt follte sie ihre ganze Stärke offenbaren, bef , Unter jeder großen Umgestaltung des socialen Lebens müssen Frage einzelne blassen und (bewerbe unfehlbar leiben. Eben in die] eit hoffnungsvollen ersten Jahren des Zollvereins und der Eisen-bahnen befunbeten sich schon bis Anzeichen des bcginnenben Ni'assenelenbs. An dem allgemeinen Aufschwünge der Volks-wirtschast nahm auch das Kleingewerbe teil. Doch nur die Zahl der Gehilfen wuchs beträchtlich, die der Meister wenig; ein selbftänbiges Geschäft zu behaupten, warb bei dem verschärft ten Wettbewerbe immer schwieriger. Die Kleingewerbe der Sei-Tutlieber, der Gerber, der Löpfer, der Haubschuhmacher gingen schon zurück, weil sie den Kampf mit den großen Fabriken nicht aushalten konnten. Die Handwerker hatten bamals überhaupt einen schweren otanb. Wollte sich ein solcher etablieren, so mußte er das Bürger- und Meisterrecht in einer Stadt erlangen. Das Bürgerrecht kostete selbst in kleinen Stäbten gegen 20 Thaler, in größeren und großen bei weitem mehr, zuweilen mehrere wun- derte von^ Thalern. Wollte einer Meister werben, so mußte er ein oft kostbares Meisterstück machen, und wenn ihm die Innung nicht wohl wollte, fo würde basselbe, selbst wenn es vorzüglich gelungen, verworfen, der Verfertiger mußte für angeblich Vorbau bene Fehler strafe bezahlen und dann wohl gar ein neues Meisterstück fertigen. Das alles waren Ränke, um nicht einen neuen Mitbewerber im Orte aufkommen zu lassen. Die Meisterslöhne am Orte würden begünstigt, und bies hatte die traurige Folge, daß sich fast alle Meistersföhne in ihrer Vaterstadt niederließen, und daß ein Frember sehr schwer Aufnahme fanb. Hatte einer aber boch fein Meisterstück glücklich durch-gebracht, dann mußte er das Meistergelb erlegen, welches oft 40 und 50 und mehr Thaler kostete, und wofür sämtliche ^nnungsmitglieber ein paar Tage herrlich und in Freu den lebten und das viele Gelb bis auf den letzten Groschen für Essen und Trinken ausgaben. _ Wollte sich einer in einer anbereu Stadt als Meister nieder-lassen, so nahm ihn sehr oft bte Innung nicht auf und machte

8. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 270

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
- - '— 270 im Tiergarten unter den Zelten Versammlungen, die, anfangs klein, bald zu Tausenden anschwollen. Die dort beantragten Forderungen enthielten nicht mehr, als was in den süddeutschen Staaten in ähnlichen Versammlungen beschlossen worden war; allein der Ton der Reden, zuerst gemäßigter, steigerte sich, wie das zu gehen pflegt, allmählich zu immer größerer Heftigkeit. Inzwischen hatten die Stadtverordneten endlich am 9. März wenigstens die Überweisung eines Adreßantrages an eine Deputation beschlossen. Aber erst am 11. März ward die Adresse selbst angenommen; am 13. März sollte sie dem König überreicht werden. Das hieß denn freilich, hinter der Zeit, die pfeilschnell vorwärts eilte, in bedenklicher Weise zurückbleiben. Die Aufregung wuchs und wuchs; sie ergriff nun auch mehr und mehr einesteils die eigentliche Bürgerschaft, andernteils die Arbeiter. Eine Petition um ein Arbeitsministerium ward an den König gerichtet. Erft am 14. März, also volle zwei Wochen nach dem Eingang der Nachrichten ans Paris, überreichte eine Deputation der Stadtverordneten dem König die Adresse, worin neben anderen Wünschen die „schleunige Einberufung des Vereinigten Landtags" erbeten, auch auf die „Einigung Deutschlands" hingewiesen ward. Der König versprach die Einberufung des Landtags, die auch am gleichen Tage durch ein Patent erfolgte. Aber freilich erst auf den 27. April, also nach abermals sechs Wochen! Am 8. März hatte der König eine bedingte Preßfreiheit versprochen, während die süddeutschen Regierungen schon am 11. März mit Aushebung der Censur vorgegangen waren. Vom 13. Marz an nahm die Bewegung schon ab und zu einen tumultuanschen Charakter an. Durch das Aufgebot von Militär wurde die Unruhe nur vermehrt, durch das teilweise zu rasche und rücksichtslose Einschreiten desselben mit der Hiebund Schußwaffe ward die Erbitterung gesteigert, während nichts geschah, um die erregten Gemüter durch Gewährung begründeter Wünsche zu beruhigen. Der Versuch, Bürger als Schutzmänner zu vereidigen und durch diese die Ruhe herzustellen, erwies sich als ohnmächtig. Am 16. März gelangte die Kunde von der in Wien siegreichen Revolution nach Berlin. Ebenso hörte man von immer stärkeren Bewegungen in den preußischen Provinzen. Durch alles dieses stieg die Erregung aufs höchste. Und dabei ging

9. Geschichts-Bilder - S. 261

1878 - Langensalza : Greßler
261 drangen ihm tief in die Seele, und er blieb. 28 Jahre weilte er in Genf und hat ein Licht angezündet, welches durch viele Länder leuchtete, und das noch heute scheint. Gewaltig wirkten seine Predigten. Mit Entschiedenheit und Ernst sorgte er dafür, daß die Gemeinde in Genf ein ehrbares, christliches Leben führte. Aber fein Ernst erbitterte Vieler Herzen. Seine Feinde wußten es zu bewirken, daß er aus Gens weichen mußte. Kaum war er fortgezogen, so brachen die größten Unordnungen aus. Empörung und Mordthaten herrschten. Alle Besseren ersehnten Calvin zurück; man lud ihn ein, wiederzukommen, und er kam. Seine Ankunft war ein Freudenfest für Genf. Bald hatte er in der Stadt eine der herrlichsten evangelischen Gemeinden gebildet. Als ein müder Kämpfer beschloß Calvin sein Leben am 17ten Mai 1564. An ihm verlor Genf den weisesten Bürger; die Kirche beklagte bet seinem Tode den Verlust ihres treuesten Dieners; die schule verlor an ihm einen großen Lehrer. Alle sahen sich des gemeinsamen Vaters und Trösters beraubt. Unter feierlicher Begleitung des Rathes, der Geistlichkeit, der Schulen und der gesammten Bürgerschaft ward er zur Erde bestattet und feine irdische Hülle mit einem einfachen Hügel bedeckt. Er bedurfte keines weiteren Dmkmals. Die zahlreichen Gemeinden, welche er in vielen Ländern mit hat gründen helfen, sind ihm ein dauernderes Denkmal, als Inschriften in Stein und Erz. Kaiser Karl v.*) (1520-1558.) Karl V., Enkel des Kaisers Maximilian und Sohn Philipps von Burgund, war geboren am 25. Januar 1500 zu Gent in den Niederlanden. Er hatte von seinem Lehrer, dem nachmaligen Papste Alexander Vi., eine ausgezeichnete Erziehung erhalten. Schon in früher Jugend fielen ihm vermöge des Erbrechts die herrlichsten Kronen zu (Spanien, Neapel und Sardinien). Als Sohn Philipp's war er Erbe der österreichischen und burgundischen ^Ltammländer. Gleich nach dem Hintritt seines Großvaters (Maximilian I.) strebte er nach der deutschen Kaiserkrone. Sie wurde ihm 1519 gewährt. Das Jahr daraus ließ er sich zu Aachen mit ungewöhnlicher Pracht krönen. Unter Karl V. brach die Reformation in ihrer ganzen Stärke hervor. Er nahm sie anfänglich sehr leicht und erklärte sich, wegen seiner Verhältnisse zu mehreren protestantischen Fürsten, für keine Partei ernstlich. Durch den Augsburger Religionsfrieden war die Trennung der Religionsparteien in Deutschland auf immer festgesetzt. Karl, welcher einen großen Theil seines Lebens und seiner Kräfte an ihre Wiedervereinigung gewendet hatte, konnte an solchem *) Schilling und Koblrausch.

10. Geschichts-Bilder - S. 265

1878 - Langensalza : Greßler
265 ergab sich auf Gnade und Ungnade und that zu Halle fußfällig Abbitte. Moritz von Sachsen und Joachim Ii. von Brandenburg hatten ihn dazu vermocht. Diese hatten freilich gehofft, der Kaiser werde es mit einer gelinden Strafe bewenden lassen. Statt dessen ward der Landgraf in der Gefangenschaft des Kaisers behalten und wie ein gemeiner Gefangener behandelt. In der Seele Moritzens bildete sich eine große Mißstimmung gegen den Kaiser, und es reifte in ihm der Entschluß, mit Gewalt vom Kaiser zu erzwingen, was er aus gütlichem Wege nicht erlangen konnte. Er erhielt 1550 den Auftrag, gegen die widerspenstige Reichsstadt Magdeburg die Reichsacht zu vollstrecken. Er belagerte sie, schloß aber eine sehr glimpfliche Kapitulation ab und behielt sein Heer beisammen. Plötzlich rückte er nach Süddeutschland, und es fehlte wenig, so hätte er den Kaiser bei Innsbruck gefangen genommen. Als nun noch die Franzosen in Deutschland einfielen, blieb dem bedrängten Kaiser nichts übrig, als mit Moritz zu unterhandeln. 1552 im Juli kam der berühmte Passauer Vertrag zu Stande. Der gefangene Lanbgraf von Hessen erhielt die Freiheit, den Evangelischen aber ward Sicherheit ihres kirchlichen Zustandes gewährt. Am 26. September 1555 wurde der Religionsfriede zu Augsburg abgeschlossen, welcher den Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken und völlige Religionsfreiheit sicherte. Ignatius Loyola und"die Jesuiten.*) (1540.) Das in der Reformation hell aufleuchtende Licht der Wahrheit war nicht unter den Scheffel gestellt. Die Schüler der Reformatoren aus allen Ländern in Miltenberg zusammenströmend und in alle Länder von hier wieder ausgehend, wirkten unermüdlich für die neue Lehre. Man las mit Begierde die Schriften Luthers, Melanchthons und Zwinglis, und Tausende schenkten den darin ausgesprochenen Grundsätzen willig Gehör. Nicht blos in Deutschland, der Schweiz, den skandinavischen Reichen, den Nieber-lanben, Polen, Ungarn, Frankreich und England, sonbern selbst in Spanien hatten die Schriften der Reformatoren in vielen Orten Beifall und Bekenner gefunben. Ja, ein eifrig katholischer Schriftsteller legt barüber das überzeugendste Gestänbniß mit den Worten ab: »Hätte nicht die Inquisition bei Zeiten Sorge getragen, biesen Prebigern Einhalt zu thun, die protestantische Religion wäre gleich einem Lauffeuer durch ganz Spanien und Italien geflogen, da Leute von allen Ständen und Geschlechtern zur Aufnahme derselben wundersam hingeneigt waren.« — So sah sich die römisch-katholische Kirche in allen Landen gefährlich bedroht und erschüttert. Zu ihrer Er- *) Nach Sieger, Jordan und A.
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