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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 164

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
164 beim Tanze. Diese Haube war von einer Nonne angefertigt worden, die dem Kloster entlaufen war. Helmbrechts Schwester Gotelinde hatte zum Danke die kunstfertige Arbeiterin mit einem fetten Rinde belohnt. Die Mutter aber schenkte ihr so viele Eier und Käse, wie die Nonne im Kloster nie gegessen hatte. Auch gab die Schwester dem Bruder feine weiße Leinwand, wie sie schwerlich jemand besser hatte. Die Mutter fügte ein Kleid vom besten Tuche hinzu, wie es kein Schneider je verschnitten hat. Gefüttert war es mit dem weichen Pelze eines Lammes. Hierauf gab das getreue Weib ihrem lieben Sohne noch ein Kettenwams und ein Schwert, dazu noch zwei Gewänder, ein Messer und breite Taschen. Als darauf der Sohn noch ein Oberkleid begehrte, gab sie, was sie an Gewand noch im Schreine aufbewahrte, willig dahin. Dazu wurde für ihn noch blaues Tuch gekauft, wie es weder hier noch anderswo, ein Meier trug. Auf dem Rücken, vom Gürtel bis zum Nacken, stand ein Knopf an dem andern, die waren rot vergoldet, vorn aber, wo die Halskrause an das Kinn reicht, waren die Knöpfe bis zur Schnalle hin silberweiß. Drei Knöpfe von Krystall, weder zu groß noch zu klein, schlossen sein Kleid aus der Brust, das an dieser Stelle allenthalben mit kleinen Knöpfen besetzt war. welche weithin ihren bunten Schein warfen und hell erglänzten. Nie hatte zwischen Hohenstein und Haldenberg (im nordwestlichen Teile Österreichs unter der Enns) je ein Bauer ein solches Gewand getragen; trenn Helmbrecht so zu Tanze ging, wurde er von Frauen und Mädchen stets freundlich angesehen." Zu dieser Zeit sang Seifrid Helbling mit Recht: ,gebären (Bauern) riter, dienstman » tragent alle glichez kleid, swaz ein riter gerne treit (trägt) nach swelhem lande und swelhem sit, daz treit der gebtire mit/ Wie die Weise der Väter in betreff der Kleidung von den Kindern verachtet ward, so auch die Speise. Nach altem Brauche mußte sich der Bauer an Fleisch, Kraut und Gerstenbrei genügen lassen, Wildbret sollte er nicht essen. Zum Fasttage sollte er allein Hanföl, Linsen und Bohnen genießen. Fisch und (feineres) Öl ließ er fein: das waren Herrenessen. ,Jetzt aber6, fährt Helbling fort, ,essen die Bauern, gleich den Herren, alles, was man Gutes finden kann. Das ist ein schweres Unglück für das Land. Herr König, ich rate euch, nehmt euch des Landes an, so habt ihr Ehre davon/

2. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 105

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
105 sich, wie es scheint, überlegen; es ist nicht zu leugnen, daß sie sich zuerst erhob. In Frankreich erging am 15. Juni 1617 ein Edikt, das der katholische Klerus schon längst gefordert, aber der Hof aus Rücksicht auf die Macht und die Oberhäupter der Hugenotten noch immer verweigert hatte, kraft dessen die Kirchengüter in Bearn wieder herausgegeben werden sollten. Dahin ließ sich Luines bringen, der sich, obwohl die Protestanten anfangs auf ihn rechneten, doch allmählich der jesuitisch-päpstlichen Partei angeschlossen; schon erhoben sich, im Vertrauen auf diese Gesinnung der höchsten Gewalt, hie und da, zuweilen unter dem Läuten der Sturmglocke, Angriffe des Pöbels auf die Protestanten: die Parlamente nahmen gegen sie Partei. Allein bei weitem das Wichtigste bereitete sich in den Erblanden des Hauses Österreich vor. Die Erzherzöge hatten sich versöhnt und verstanden; mit dem großen Sinne, den dies Haus in gefährlichen Augenblicken öfter bewiesen, gaben die übrigen die Ansprüche, die ihnen nach dem Tode des Kaisers Matthias, dem es an Nachkommenschaft gebrach, zuwachsen mußten, an Erzherzog Ferdinand auf, und in kurzem ward derselbe in der That als Thronfolger in Ungarn und Böhmen anerkannt. Es war dies am Ende nur eine Ausgleichung persönlicher Ansprüche, die aber eine allgemeine Bedeutung in sich schloß. Von einem so entschlossenen Eiferer wie Ferdinand ließ sich nichts anderes erwarten, als daß er unverzüglich auch hier seinem Glauben die Alleinherrschaft zu verschaffen und danach die ganze Kraft dieser Länder zur Fortpflanzung des Katholizismus zu verwenden suchen werde. Eine gemeinschaftliche Gefahr für alle Protestanten in den Erblanden, in Deutschland und in Europa. Eben deshalb erhob sich zunächst an diesem Punkte der Gegensatz. Die Protestanten, die sich dem Vordringen des Katholizismus entgegengeworfen, waren nicht allein zur Gegenwehr gerüstet, sie hatten Mut genug, die Verteidigung sogleich in einen Angriff zu verwandeln. In Kurfürst Friedrich von der Pfalz konzentrierten sich die Elemente des europäischen Protestantismus. Seine Gemahlin war die Tochter des Königs von England, die Nichte des Königs von Dänemark; sein Oheim Prinz Moritz von Omnien; nahe mit ihm verwandt das Oberhaupt der französischen Hugenotten von der minder friedlichen Partei, der Herzog von Bouillon. Er selbst stand an der Spitze der deutschen Union. Ein ernster Fürst, der Selbstbeherrschung genug

3. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 332

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
332 Äleti und Gramer. Gilt neuer Stanb von Ingenieuren und Eisenbahntechnikern kam empor, sehr reich an Talenten, unternehmen^ stolz im Bewußtsein einer großen Kulturaufgabe. Es war eine schone sriebliche Arbeit nationaler Befreiung; erst im *e iimnäd)1~ten Jahrzehnt follte sie ihre ganze Stärke offenbaren, bef , Unter jeder großen Umgestaltung des socialen Lebens müssen Frage einzelne blassen und (bewerbe unfehlbar leiben. Eben in die] eit hoffnungsvollen ersten Jahren des Zollvereins und der Eisen-bahnen befunbeten sich schon bis Anzeichen des bcginnenben Ni'assenelenbs. An dem allgemeinen Aufschwünge der Volks-wirtschast nahm auch das Kleingewerbe teil. Doch nur die Zahl der Gehilfen wuchs beträchtlich, die der Meister wenig; ein selbftänbiges Geschäft zu behaupten, warb bei dem verschärft ten Wettbewerbe immer schwieriger. Die Kleingewerbe der Sei-Tutlieber, der Gerber, der Löpfer, der Haubschuhmacher gingen schon zurück, weil sie den Kampf mit den großen Fabriken nicht aushalten konnten. Die Handwerker hatten bamals überhaupt einen schweren otanb. Wollte sich ein solcher etablieren, so mußte er das Bürger- und Meisterrecht in einer Stadt erlangen. Das Bürgerrecht kostete selbst in kleinen Stäbten gegen 20 Thaler, in größeren und großen bei weitem mehr, zuweilen mehrere wun- derte von^ Thalern. Wollte einer Meister werben, so mußte er ein oft kostbares Meisterstück machen, und wenn ihm die Innung nicht wohl wollte, fo würde basselbe, selbst wenn es vorzüglich gelungen, verworfen, der Verfertiger mußte für angeblich Vorbau bene Fehler strafe bezahlen und dann wohl gar ein neues Meisterstück fertigen. Das alles waren Ränke, um nicht einen neuen Mitbewerber im Orte aufkommen zu lassen. Die Meisterslöhne am Orte würden begünstigt, und bies hatte die traurige Folge, daß sich fast alle Meistersföhne in ihrer Vaterstadt niederließen, und daß ein Frember sehr schwer Aufnahme fanb. Hatte einer aber boch fein Meisterstück glücklich durch-gebracht, dann mußte er das Meistergelb erlegen, welches oft 40 und 50 und mehr Thaler kostete, und wofür sämtliche ^nnungsmitglieber ein paar Tage herrlich und in Freu den lebten und das viele Gelb bis auf den letzten Groschen für Essen und Trinken ausgaben. _ Wollte sich einer in einer anbereu Stadt als Meister nieder-lassen, so nahm ihn sehr oft bte Innung nicht auf und machte

4. Geschichts-Bilder - S. 42

1878 - Langensalza : Greßler
42 Seespinnen und Austern wurden häufig gegessen, und eingesalzene Fische lieferte das schwarze Meer in großer Menge. Die Garten-srüchte waren in Attika von besonderer Süßigkeit, und die Feigen, die hier wuchsen, wurden getrocknet sogar nach Persien für die Tafel des großen Königs versandt. Euböa lieferte sehr gute Aepsel, Phönizien Datteln, Korinth Quitten, und die Mandeln von Naxos waren berühmt. Man eröffnete die Mahlzeit gewöhnlich mit Eiern, und schloß sie mit Obst. Kuchen und Pasteten hatte man von allen Arten. Viele Fische erschienen mit ausgenommenen Gräten auf dem Tische, dafür aber gestopft mit allerlei künstlichem Füllsel. Auch Wein wurde bei der Mahlzeit getrunken; man vermischte ihn aber, um ihn süß und duftreich zu machen, mit Gewürzen, Obst und Blumen. Selten trank man indeß reinen Wein, gewöhnlich ward er mit Wasser vermischt. Die Griechen saßen nicht zu Tische, sondern lagen gewöhnlich auf Ruhebetten. Bei Gastmählern war der Speisesaal von Weihrauch und andern Wohlgerüchen erfüllt. Auf den Schenktischen prangten silberne und goldene, oft mit Edelsteinen verzierte Gefäße. Die Gäste wurden bekränzt, jeder hatte einen Sklaven hinter sich; es war Sitte, Freunden allerlei von der Tafel zu senden. Bei lustigen Gelagen wählte man durchs Loos Einen zum Könige des Schmauses, der Alles anordnete, die Gesundheiten ausbrachte, spaßhafte Trinkgesetze vorschrieb, auch wohl einem zu sparsamen Trinker den Wein über den Kopf goß. Fröhliche Gesänge waren die Würze des Mahls, die Lyra ging herum, und wie die Reihe ihn traf, trug jeder Gast ein Lied vor. Diejenigen, die sich zur Unterhaltung nicht selbst genügten, ließen Tänzerinnen und Flötenfpielerinnen kommen, auch wohl Gaukler und Possenreißer. Es war eine alte Sitte in Athen, vor einem Hause, in welchem ein Knabe geboren war, einen Kranz von Oelzweigen, und war es ein Mädchen, ein wollenes Band aufzuhängen. Der Oelzweig sollte ein Sinnbild männlicher Ackerbeschäftigung sein, die Binde die weiblichen Arbeiten bezeichnen. Da dem Vater das Recht über Leben und Tod seiner Kinder zustand, so wurde ihm jedes neugeborne Kind zu Füßen gelegt. Dadurch, daß er es aufhob, verpflichtete er sich stillschweigend zur Erziehung desselben. Ließ er es liegen, so ward es entweder getödtet oder ausgesetzt. Diese unnatürliche Sitte finden wir jedoch nur in den weniger aufgeklärten Zeiten. Am 7. oder 10. Tage nach der Geburt gab man sämmtlichen Verwandten einen Opferschmaus, bei welchem das Kind einen Namen erhielt. Berühmte Namen unter den Vorfahren wurden gern erneuert, denn Familiennamen hatten die Griechen nicht, daher auch zur näheren

5. Geschichts-Bilder - S. 261

1878 - Langensalza : Greßler
261 drangen ihm tief in die Seele, und er blieb. 28 Jahre weilte er in Genf und hat ein Licht angezündet, welches durch viele Länder leuchtete, und das noch heute scheint. Gewaltig wirkten seine Predigten. Mit Entschiedenheit und Ernst sorgte er dafür, daß die Gemeinde in Genf ein ehrbares, christliches Leben führte. Aber fein Ernst erbitterte Vieler Herzen. Seine Feinde wußten es zu bewirken, daß er aus Gens weichen mußte. Kaum war er fortgezogen, so brachen die größten Unordnungen aus. Empörung und Mordthaten herrschten. Alle Besseren ersehnten Calvin zurück; man lud ihn ein, wiederzukommen, und er kam. Seine Ankunft war ein Freudenfest für Genf. Bald hatte er in der Stadt eine der herrlichsten evangelischen Gemeinden gebildet. Als ein müder Kämpfer beschloß Calvin sein Leben am 17ten Mai 1564. An ihm verlor Genf den weisesten Bürger; die Kirche beklagte bet seinem Tode den Verlust ihres treuesten Dieners; die schule verlor an ihm einen großen Lehrer. Alle sahen sich des gemeinsamen Vaters und Trösters beraubt. Unter feierlicher Begleitung des Rathes, der Geistlichkeit, der Schulen und der gesammten Bürgerschaft ward er zur Erde bestattet und feine irdische Hülle mit einem einfachen Hügel bedeckt. Er bedurfte keines weiteren Dmkmals. Die zahlreichen Gemeinden, welche er in vielen Ländern mit hat gründen helfen, sind ihm ein dauernderes Denkmal, als Inschriften in Stein und Erz. Kaiser Karl v.*) (1520-1558.) Karl V., Enkel des Kaisers Maximilian und Sohn Philipps von Burgund, war geboren am 25. Januar 1500 zu Gent in den Niederlanden. Er hatte von seinem Lehrer, dem nachmaligen Papste Alexander Vi., eine ausgezeichnete Erziehung erhalten. Schon in früher Jugend fielen ihm vermöge des Erbrechts die herrlichsten Kronen zu (Spanien, Neapel und Sardinien). Als Sohn Philipp's war er Erbe der österreichischen und burgundischen ^Ltammländer. Gleich nach dem Hintritt seines Großvaters (Maximilian I.) strebte er nach der deutschen Kaiserkrone. Sie wurde ihm 1519 gewährt. Das Jahr daraus ließ er sich zu Aachen mit ungewöhnlicher Pracht krönen. Unter Karl V. brach die Reformation in ihrer ganzen Stärke hervor. Er nahm sie anfänglich sehr leicht und erklärte sich, wegen seiner Verhältnisse zu mehreren protestantischen Fürsten, für keine Partei ernstlich. Durch den Augsburger Religionsfrieden war die Trennung der Religionsparteien in Deutschland auf immer festgesetzt. Karl, welcher einen großen Theil seines Lebens und seiner Kräfte an ihre Wiedervereinigung gewendet hatte, konnte an solchem *) Schilling und Koblrausch.

6. Geschichts-Bilder - S. 234

1878 - Langensalza : Greßler
234 Unglücklicherweise war die Zeit, in der Maximilian den Thron bestieg, keine günstige. Das Ansehen des deutschen Kaisers gegenüber den Reichsfürsten war damals, namentlich durch die thatenlose Regierung Friedrichs so sehr gesunken, daß auch sein Sohn von Seiten des Reiches entweder ganz ohne Unterstützung gelassen, oder ihm nur unzureichend Geld und Truppen bewilligt wurden Daher bestritt Maximilian die Mittel zur Ausführung seiner kriegerischen Unternehmungen meist aus den österreichischen Erblanden, die er seit 1496 unter seiner Herrschaft vereinigt hatte. Für die inneren Zustände Deutschlands dagegen war die Wirksamkeit des Kaisers sehr segensreich, besonders durch Begründung geordneter Rechtsverhältnisse, welchen die rohe Gewalt des Faustrechtes endlich weichen mußte, sowie durch Feststellung der Reichs-versassung, welche Ordnung und Zusammenhang in den deutschen Staatskörper brachte. Auf dem Reichstage zu Worms (1495) wurde der j; tot ge Landfrieden eingeführt. Jede Selbsthülfe ward bei Strafe von 2000 Mark Goldes verboten; alle Klagen sollten vor das Reichskammergericht gebracht werden, welches zu Frankfurt 1495 feierlich eröffnet wurde. Um aber auch die wirkliche Ausführung der Beschlüsse des Reichskammergerichts besonders gegen mächtige Stände zu erleichtern, erfolgte auf dem Reichstage zu Köln (1512) die Einth eilung Deutschlands in 10 Kreise. Ferner errichtete Maximilian stehende Truppen unter dem Namen »Landsknechte«; er verbesserte das grobe Geschütz und schrieb selbst ein Buch über die Artillerie. Ein weiteres Verdienst erwarb sich Maximilian durch Einführung des Postwesens (1516). Wenn der Kaiser durch seine Heirath mit Maria, der reichen Erbin der Niederlande, die Macht des Hauses Habsburg schon sehr vermehrt hatte, so erreichte er dieses Ziel in noch höherem Grade durch das von ihm bewirkte Ehebündmß seines Sohnes Philipp mit Johanna, der Erbin Spaniens, Tochter Ferdinand's von Aragonien und Jfabella's von Kastilien. Eben so leitete er auch eine Wechselheirath seiner Enkel (Philipps Kinder) Ferdinand's und Maria's mit Anna und Ludwig, den beiden Kindern Wladislaw's von Ungarn und Böhmen, ein und legte hierdurch den Grund zu der unmittelbaren Vereinigung der beiden Länder mit dem Hause Oesterreich. — So erhob Maximilian das Haus Habsburg zu fest begründeter Hoheit, und Deutschland dankt ihm den Segen des inneren Friedens, so wie des gesicherten Rechtes. Der Reichstag zu Augsburg (1518) war der letzte, den der Kaiser abhielt. Schon seit längerer Zeit wankte seine Gesundheit, und in den letzten vier Jahren pflegte er stets auf allen Reisen einen Sarg mit sich zu führen, den er sein bestes Haus nannte. Die minder gottesfürchtige Dienerschaft glaubte, Maximilian berge

7. Geschichts-Bilder - S. 299

1878 - Langensalza : Greßler
299 Evangelischen sahen 27 ihrer vornehmsten Brüder unter dem Beile des Henkers bluten. Unzählige vom Volk hatten dasselbe Schicksal; 3000 Familien wanderten aus; die evangelischen Prediger wurden des Landes verwiesen. Den Kampf setzten auf evangelischer Seite zunächst Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig fort. Da es ihnen aber an Geld fehlte, so vermochten sie ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhalten. Diese mußten bald überall vor den katholischen Heeren weichen, welche Tilly befehligte. Tilly war ein tapferer Soldat, von großer Strenge und Pünktlichkeit. Er war klein und hager. Seine Augen blitzten finster unter grauen Wimpern und einer stark gewölbten Stirn hervor. Das Gesicht mit scharfen Zügen trug eine große, gebogene Nase. Gewöhnlich ritt er einen kleinen Grauschimmel und trug ein grünseidenes Gewand nach spanischem Schnitte. Auf dem Hute wogte eine rothe Hahnenfeder. Tilly's Siege brachten den evangelischen Glauben ernstlich in Gefahr. Auch das Heer des Dänenkönigs Christian Iv., welcher den bedrängten Glaubensgenossen zu Hülse kam, wurde 1626 bei Lutter am Barenberge (ein Städtchen im Hannoverschen) geschlagen. Dazu erschien auf katholischer Seite ein anderes Heer, geführt von dem gefürchteten Wallenstein. Dieser, von evangelischen Eltern stammend, war nach einer wunderbaren Lebensrettung aus Zureden der Jesuiten katholisch geworden. Aus den Sternen glaubte er erkannt zu haben, daß er zu etwas Großem bestimmt sei. Da er sehr reich war, so machte er dem Kaiser den Vorschlag, daß er ein Heer werben und selbst unterhalten wolle. Der Kaiser ging darauf ein. Sobald die Werbetrommel des Wallenstein wirbelte, strömten von allen Orten Männer herzu, die lieber rauben helfen, als beraubt sein wollten. Bald war ein ansehnliches Heer unter seinem Befehl beisammen. Während Tilly in Westphalen stand, überschwemmte Wallenstein Schleswig und Jütland mit seinen Schaaren. Wohin diese kamen, verwüsteten sie die Felder, zerstörten die Dörfer und Städte, mißhandelten Weiber und Säuglinge, tödteten die Männer und plünderten auf das Unbarmherzigste. Es war ihnen gleich, ob sie in Freundes- oder Feindesland waren. Wallenstein, früher schon zum Herzog von Friedland in Böhmen ernannt, erhielt Mecklenburg vom Kaiser, und da er zum Admiral der Ostsee erhoben war, so wollte er, daß Stralsund kaiserliche Besatzung einnähme. Die Stadt weigerte sich. Nun schwur der Friedländer, und wenn Stralsund mit Ketten am Himmel hinge, so müßte es herunter. Aber er begrub 12000 Mann vor den Wällen der Stadt und mußte sich zurückziehen. — Dänemark schloß 1629 mit dem Kaiser Frieden. Es versprach, sich künftig aller Theilnahme an protestantischen Angelegenheiten in Deutschland zu enthalten. — Bald waren die katholischen

8. Geschichts-Bilder - S. 323

1878 - Langensalza : Greßler
323 nebst der wichtigen Stadt und Festung Stettin und der Insel Rügen fiel in des Siegers Hände. — Dann, als der Schwede Horn mit großer Macht in Preußen einfiel, flog er mit seinen Tapfern in strengster Winterkälte zu Schlitten über die gefrorenen Haffs und vernichtete den Feind unweit Tilsit. Indeß hatte der Kaiser zu Nimwegen 1679 mit Frankreich einen schmählichen Frieden geschlossen, und der edelste deutsche Held, welcher, von seinem undankbaren und mißgünstigen Bundesgenossen schändlich im Stiche gelassen, nun allein den Franzosen und Schweden gegenüberstand, mußte, was der Kaiser bereits im Friedensschluß dem Reichsfeinde gern zugesagt hatte, weil er mit Neid und Angst Brandenburgs kühnen Aufschwung sah, alle seine schwedischen Eroberungen wieder ausliefern. Ihm blieb für alle Verdienste um das Vaterland nichts als ein unsterblicher Ruhm. »Daß doch dereinst aus unserm Gebein ein Rächer erstünde!« rief voll Unwillens der Kurfürst aus, als er den Frieden von St. Germain unterschrieb. Auch noch auf einem andern Punkte sah sich der Kurfürst von seinem Kaiser bitter betrogen. 1675 starb der Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau; der Kurfürst war bessen rechtmäßiger Erbe. Er mußte sich aber mit dem schwiebuser Kreis als Entschäbi-gung zufrieben geben, und auch biesen jämmerlichen Ersatz machte der Kaiser zu einer Täuschung, ba er vorher schon den Kurprinzen Friedrich, welcher mit seinem Vater durch die Schuld einer ränkevollen Stiefmutter in arge Zwistigkeiten gerathen war, zu dem heimlichen Versprechen genöthigt hatte, ihm denselben, sobald er zur Regierung kommen würde, zurückzuliefern. Das schlesische Fürstenthum Jägerndorf, welches einem brandenburgischen Prinzen gehörte, hatte der Kaiser schon während des dreißigjährigen Krieges dem Fürsten von Lichten st ein geschenkt. Mißmuthig über die ihm von seinen Freunden widerfahrenen Ungerechtigkeiten zog sich der Kurfürst von dem großen Weltschauplatze zurück. Wie sehr Friedrich Wilhelm ein durch und durch evangelischer Christ war, zeigte er bei allen Gelegenheiten. Darum war er auch duldsam, wie kein anderer Fürst, gegen seine andersgläubigen Unterthanen, und als ihm die Polen 1668 ihre Krone anboten und nur verlangten, daß er katholisch würde, antwortete er: auf solche Bedingungen werde er nicht einmal die Kaiserkrone hinnehmen, und die Polen würden so einen König nicht achten können, der für eine Krone fein Gewissen hingäbe. — Hatte der große Kurfürst schon gleich nach seinem Regierungsantritte es sich angelegen sein lassen, sein veröbetes Land durch fleißige Einwanderer aus Holland, dem Bremischen und der Schweiz wieder zu bevölkern, 21*

9. Geschichts-Bilder - S. 331

1878 - Langensalza : Greßler
331 Frankreich gebracht hatte, nicht lieben, und der Pöbel beschimpfte sogar seinen Sarg. Ja die Freude und der Untuille des Volkes ging bis zur Ausgelassenheit; man wollte die Häuser der Jesuiten mit den Fackeln des Leichenzuges in Brand stecken. Zu den Handlungen, die Ludwig hätte bereuen und noch wieder gut machen sollen, gehört besonders, daß er das Ediet von Nantes, welches Heinrich Iv. zu Gunsten der Hugenotten gegeben hatte, in jenen Jahren des Uebermuthes, 1685, aushob. In Folge dessen schloß man den Resormirten ihre Kirchen, alle Kinder resormirter Eltern mußten in katholische Schulen geschickt werden, Ehen, von resormirten Predigern eingesegnet, wurden für ungültig erklärt, den Aerzten wurde verboten, resormirte Kranke zu besuchen. Ja es kam Besehl, daß die Kranken, welche nicht katholisch werden wollten, gleich nach ihrer Genesung zu den Galeeren verdammt sein sollten. Starb ein solcher Mensch, so wurde sein Körper auf den Schindanger geworfen. Die Wuth war so groß, daß man Resormirte an den Haaren aufhing, und unter ihre Füße glühende Kohlen schob, um sie zur Verleugnung ihres Glaubens zu zwingen. Auch machte man Leute betrunken, und bildete ihnen nachher ein, sie wären katholisch geworden. Es ist wohl nicht zu verwundern, wenn hier manche erlagen und die katholische Religion annahmen; allein bei weitem die größte Zahl blieb standhaft, und aller Anstalten ungeachtet, die man gegen die Auswanderung getroffen hatte, verlor Frankreich binnen drei Jahren 50,000 seiner fleißigsten, geschicktesten und geldreichen Familien. — Andere Völker nahmen sie bereitwillig auf, besonders lud sie der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, in seine Staaten ein. Hier legten sie einen großen Theil der Manufakturen und Fabriken an, wodurch die brandenburgifchen Staaten aufblühten. Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf Ludwig's Aeußere, auf feinen Geist und ans seine Hofhaltung. — Der König befaß ein treffliches Aeußere. Seine Gestalt war schön und männlich, seine Gesichtsbildung edel und einnehmend; noch im Alter gewährte er den Anblick eines herrlichen Greises. Dabei verband er in seinem Benehmen Anmuth mit Würde, und während der freundliche Ton seiner Stimme ihm die Herzen gewann, flößte die Hoheit feines ganzen Wesens Ehrfurcht ein. Sein Geist, von Natur scharf und durchdringend, war zwar ohne wahre Pflege geblieben, doch kam ihm in der,Kunst, die Gedanken mit Würde und Feinheit auszudrücken, keiner seiner Hofleute gleich. Auch besaß er ein treffliches Gedächtniß und ein gesundes Urtheil. Die Künste und Wissenschaften wurden von ihm geehrt, weil sie ihn selbst ehren und verherrlichen sollten. Wo ein ausgezeichnetes Talent sich zeigte, ließ er es hervorziehen und unterstützen. Die größten Dichter Frankreichs,

10. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*
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