92 7. Das Elchsfeld und das Thüringer Stufenland.
an der Geramündung, am niedrigsten ist. Bon hier aus, dem großen
Thüringer Becken, steigt das Land nach N. und nach S. treppen- oder
stufenartig. Deshalb nennt man auch das Land zwischen Thüringer Wald,
Eichsseld und Unstrut das Thüringer Stufenland. Zwischen den Höhen-
zügen dehnen sich weite Talmulden mit welliger Oberfläche aus, die durch-
weg fruchtbaren Acker haben und reichen Ertrag an Feld- und Garten
früchten liefern.
a) Die Windleite, d. h. windiger Bergrücken.
Als waldiger Rücken zieht die Wind leite an dem nördlichen Ufer
der Unstrutwipper entlang und nähert sich immer mehr der Helme. Der
Kyffhäuferdeukmal.
östliche Endpfeiler heißt Kyffhäuser. Dieser ist nach der darauf liegenden
Burg Kysshausen, die vor alters Kusese hieß, benannt. Für sich allein ist
der Kyffhäuser ein Massengebirge von 75 qkm Fläche und 466 m Höhe.
Nach N. fällt er steil zur Goldenen Aue ab, so daß die beiden Ruinen,
Kyffhausen und Rotenburg, weithin sichtbar sind.
Die Burg Kyffhausen wurde wahrscheinlich zum Schutze der in der Ebene
liegenden Kaiserpfalzen Tilleda, Wallhausen und Allstedt erbaut. Aber auch den
reisenden Kaufleuten wird sie eine sichere Stätte vor den Raubrittern gewesen sein.
In den Berg denkt sich das deutsche Volk den Kaiser Barbarossa verzaubert. Von
seiner Herzensgüte weiß die Sage gar viel zu erzählen. Hier belohnt er die Be-
scheidenheit und die Zufriedenheit, dort die Armut, oder er straft die Unzufriedenheit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Das Flachland.
57
gewöhnlich aneinander." Das Salzwasser, „die Sole", floß wie Regen an den spiegel-
glatten Salzwänden hernieder und sammelte sich ain Boden zu kleinen Bächen, die
alle zu einem großen Sammelraume geleitet werden. Auf dem Wege dahin verliert
die Sole viele Schmutzteile, besonders Gips. (Wunderschön sieht eine halbfertige
Glocke bei bengalischer Beleuchtung aus! Man glaubt in einer Tropfsteinhöhle zu
sein. Hier sind durch die Auslaugung Nischen entstanden, dort ragen Stangen
und Zacken empor, und an den Wänden hängen breite Streifen gleich ausgespannten
Häuten.) Plötzlich
blieb der Steiger
stehen und sagte: „In
den Boden dieser
Strecke hat man hier
einen 2 m tiefen und
8 m langen Holzkasten
eingesetzt. Er wird
stets mit Salzstücken
gefüllt, durch die die
Sole hindurchsickern
muß Dabei werden
die Stücke aufgelöst,
und die Sole wird
dick oder „gesättigt".
Aus dem großen
Sammelraume end-
lich wird die Sole
durch Dampfpumpen
an die Oberfläche ge-
pumpt. Von hier läuft
sie nach Elmen in
die gewaltig großen
Sammelbecken unter
dem Gradierwerke
und klärt sich. Diese
Becken enthalten stets
soviel Sole, daß die
Maschine etwa drei
Monate ruhen könnte,
ehe der Vorrat ver-
arbeitet wäre. Weil
die Sole so stark ist,
braucht man sie nicht
mehr über das Gra-
dierwerk zu leiten,
sondern führt sie
wieder nach Schöne-
beck in die Siede-
Häuser. In großen
eisernen Pfannen,
etwa wie die Schul-
stube groß, kocht oder siedet man die Sole. Hierbei scheidet sich das Salz
vom Wasser. Dann schöpft man das Salz heraus und trocknet es. Nun
kann es verkauft werden. Aus einer Tonne Sole gewinnt man 309 kg reines
Salz. Im Durchschnitt bereitet man in Schönebeck täglich 200000 kg Salz;
das macht im Jahre über 60 Millionen Kilogramm. Eine Fabrik, in der man
aus Sole Salz bereitet, uennt man Saline. Schönebeck hat die größte Saline
unseres Vaterlandes.
Glocken im Moltkeschachte.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
106 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
an j)er Geramündung, am niedrigsten ist. Bon hier aus, dem großen
Thüringer Becken, steigt das Land nach N. und nach S. treppen- oder
stufenartig. Deshalb nennt man auch das Land zwischen Thüringer Wald,
Eichsfeld und Unstrut das Thüringer Stufenland. Zwischen den Höhen-
zügen dehnen sich weite Talmulden mit welliger Oberfläche aus, die^durch-
weg fruchtbaren Acker haben und reichen Ertrag an Feld- und Garten-
fruchten liefern.
a) Die Windleite, d. h. windiger Bergrücken.
Als waldiger Rücken zieht die Windleite an dem nördlichen Ufer
der Unstrutwipper entlang und nähert sich immer mehr der Helme. Der
Nach einer Photographie von C, Werneburg, Frankenhausen.
Kyffhäuferdenkmal.
ostliche Endpfeiler heißt Kysshänser. Dieser ist nach der darauf liegenden
Burg Kyffhausen, die vor alters Kusese hieß, benannt. Für sich allein ist
der Kyffhäuser ein Massengebirge von 75 qkm Fläche und 466 m Höhe.
Nach N. fällt er steil zur Goldenen Aue ab, so daß die beiden Ruinen,
Kyffhausen und Rotenburg, weithin sichtbar sind.
Die Burg Kyffhausen wurde wahrscheinlich zum Schutze der in der Ebene
liegenden Kaiserpfalzen Tilleda, Wallhausen und Allstedt erbaut, Aber auch den
reisenden Kaufleuten wird sie eine sichere Stätte vor den Raubrittern gewesen sein.
In den Berg denkt sich da<5 deutsche Volk den Kaiser Barbarossa verzaubert. Von
seiner Herzensgüte weiß die Sage gar viel zu erzählen. Hier belohnt er die Be-
scheidenheit und die Zufriedenheit, dort die Armut, oder er straft die Unzufriedenheit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
140
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N
n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und
Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei-
tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu-
friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der
1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den
kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält
das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli-
1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts-
brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari-
milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg
(1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch
den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des
Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen
in Prag gekrönt worden, stirbt.
1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit,
sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien
nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher-
zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster-
reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne
(dessen Krönung zu Prag 1617).
Dreißigjähriger Krieg 1618—1648.
1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau
der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster-
grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant-
wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern
Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius
in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn,
Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc.
treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung
weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis.
Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, —
Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt.
1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen,
und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer,
*) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolf Rudolf Roth Friedrich_Iv Friedrich Matthias Matthias Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Fabricius Graf_von_Thurn Paul_von_Rziczan Wilhelm_von_Lobkowitz Wilhelm Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133
n.s.t.
Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525.
mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins-
berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer
in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben.
Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526.
genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch
Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher.
Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529.
Johann von Zipolia König von Ungarn.
Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation
der Lutherischen — Protestanten*).
Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi-
gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem
Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der
Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, —
die Schwabacher und Torgauer Artikel.
Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530.
stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen;
Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden
mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines
Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes.
5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531.
Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande
zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal-
kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen-
#) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son
Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer
Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm
1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt
sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom
Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne
Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter
Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem
sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her;
Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder
ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Soliman_Ii Johann_von_Zipolia_König Johann Melanchthon Ferdinand_I. Ferdinand_I. Karls Karls Karl Karl Gustav_Erich_son
Wasa Gustav Christian_H._von_Dänemark Eduard_Vi Eduard Maria Maria Philipps Philipps Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ulm Wurzach Böblingen Mühlhausen Sachsen Wien Ungarn Rodach Marburg Schweiz Ungarn Aachen Schweden Stockholm England Spanien Episcopal-Kirche
17
Lrster Krieg Mischen Karl V und Iratij I von Frankreich. 1521-1526
Karl schloh bei semer Thronbesteigung in Spanien 1516
mit Franz den Bertrag zu Noyon, aber die Rivalitat beider
Konige bei der Bewerbung um die deutsche Krone, Franzens
Ansprüche ans Neapel und die Lehnsherrschaft über Flandern
und Artois, Karls ans das Herzogthum Burgund veran-
lassen Vier Kriege, deren Wechselfalle auch in den Gang
der Reformatwn tief eingreifen. —
Karl mit Léo X und seineu Nachfolgern Hadrian Vi
(1522—1523) und Clemens Vii (-—1534), mit Heinrich Viii
von England und seit 1523 auch mit Benedig im Bunde, er-
obert Mailand für Franz Sforza und behauptet es durch
den Sieg bei Bieocca. Der Connétable Karl von Bourbon, 1522
von der Konigin-Mutter beleidigt, tritt in Karls V Dienste
1523. Englisch-Niederlandische Einfalle in die Picardie, 1523
Karls Feldzug gegen die Provence ohne Erfolg, aber die
Wiedereroberung Mailands durch die Franzosen von kurzer
Dauer; Karls Sileg bei Pavia mit deutschem (Georg^^s
von Frundsberg) îutb spanischem Kriegsvolk, gegen Fran-
zosen und Schweizer. Franzens Gesangennehmung; im
Frie den von Madrid verspricht Franz die Abtretung 152e
des Herzogthums Burgund und verzichtet ans Mailand,
Genua, Neapel.
3. Die drei wichtigsten reformatorischen Reichstage.
a. Der erste Reichstag zu Speier endet mit einem für"26
die protestantischen Stände milden Reichstagsabschied (die Aus-
führung des Wormser Edicts und die Wahl seiner kirchlichen
Stellung wird jebem Stand bis zu einem allgemeine:! oder natio-
nalen Concilinm überlassen) aus folgenden politischen Gründen:
Türkenkrieg 1526. Solimanii, der ,Prächtige' (1520—1526
1566), bereits seit 1521 im Besitze Belgrads*) dringtim Einver-
ständniß mit Franz I in Ungarn ein. Niederlage und Tod
des jungen Ungarnkönigs Ludwigs Ii (seit 1516) in der
Schlacht bei Mohacz, worauf Erzherzog Ferdinand,:52s
*) Bald darauf, — 1522 — wird auch Rhodus von den Türken erobert;
die Johanniter als Vorkämpfer gegen den Islam im Mittelmeer 1530 von
Karl V mit Malta belehnt.
Herbst, historisches Hülssbuch Iii. 2
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Karl_schloh Karl Franz Franz Franzens Karls Karl Karl Hadrian Clemens Heinrich_Viii
von_England Heinrich Franz_Sforza Franz Karl_von_Bourbon Karl Karls Karls Karls_Sileg Karls Franzens Franz Franz Franz_I Franz Ludwigs Ferdinand,:52s Ferdinand Karl_V Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Neapel Karls Burgund Mailand Bieocca Karls Karls Mailands Pavia Frundsberg Madrid Burgund Mailand Genua Neapel Ungarn Ungarnkönigs_Ludwigs_Ii Mohacz Malta
28
theokratische Macht, giebt bet Kirche demokratische Formen. Sein Nachfolger
Theodor Beza (äe Beze) 1519—1605.
Genf durch Calvin der Mittelpunkt der reformierten Kirche.
Von hier gehen Wirkungen aus namentlich nach Frankreich, Schott-
land, England, den Niederlanden, wo indeß früher schon die
lutherische Richtung, aber eruch wiedertäuferische Lehren (auch nach
der Müusterschen Katastrophe) eingedrungen waren.
Geographisches Bild der Niederlande.
Geschichte des Abfalls.
1. Bis zu Herzog Albas Ankunft in den Niederlanden 1367.
Karl V befolgte in Bezug auf die Niederlande (den burgun-
dischen Kreis) namentlich zwei Mgiernngsgruudsatze: 1. Die katho-
lische Kirche als die^allein herrschende zrt wahren, also das Wormser
Edict und weitere Verordnungen (die s. g. Placate) streng aus-
zuführen: 2. den Zusammenhang dieser Territorien mit dein
deutschen Reich unter Erweiterung seiner Fürstengewalt möglichst
zu lösen — eilt politischer Fehlgriff, indem dadurch das Land
seiner natürlichen Verbindung entzogen ward und die unnatürliche
mit Spanien um so greller hervortrat.
Verfassung der Niederlande. An der Spitze des
Ganzen standen ein Generalstatthalter (unter Karl V seine
Schwester Maria, die Königin-Wittwe von Ungarn, dann sein
Neffe Herzog Emanuel Philibert von Savoyen) und die General-
staaten, an der Spitze der einzelnen (17) Provinzen Unter-
statth alter und Provinzial st aaten. Gemeinsame und pro-
vinzielle Regierungsbehörden.
Unter dem hohen Landesadel, der im Besitz der Unterstatt-
halterschaften und Staatsrathsstellen war, aber durch Philipp
mehr und mehr politisch machtlos wurde, ragten beim Tode
Karls V hervor
W ilh elm Graf von Nassau (taciturnus), 1533 in Dillenburg ge-
boten, Erbe der früher durch Heirat erworbenen niederländischen und franzö-
sischen Besitzungen seines Hauses, als Kind lutherisch, am Hofe Karls V katho-
lisch erzogen, später reformiert, in zweiter Ehe mit einer Tochter des Kurfürsten
Moritz von Sachsen verhejrathet, unter Philipp Ii Statthalter von Holland,
Seeland, Utrecht.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Beza Albas Karl_V Karl Karl Karl Maria Maria Emanuel_Philibert_von_Savoyen Philipp Philipp Karls Karls Moritz_von_Sachsen Philipp_Ii_Statthalter_von_Holland Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Niederlanden Niederlande Niederlanden Niederlande Spanien Niederlande Ungarn Karls Nassau Dillenburg Karls Seeland Utrecht
35
Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt
36
geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
56
bürgerlicher und militärischer Aemter an den Suprematseid und
das Empfangen des Abendmahls nach anglikanischem Ritus ge-
bunden war.
4. Die Frage der Thronfolge: Den Herzog von Jork,
der sich zum zweitenmal mit einer Prinzeß von Modena ver-
mählte, und als Katholik durch die Testacte der Großadmiral-
würde verlustig wurde, suchte das Parlament von der Thronfolge
auszuschließen — die ,Ausschließungs-Bill' 1680 vom Unterhaus
angenommen, von den Lords verworfen. — Ursprung der Partei-
namen ,Whigs' und ,Tories'.
Die Verschwörung des Grafen Shaftesbury (von ihm
auch die Habeas-Corpus-Acte 1679 durchgesetzt) und des
Kron-Prätendentey Herzogs von Monmouth (illegitimer Sohn
des Königs) entdeckt, das Thronrecht des Herzogs von Jork fest-
gestellt, Karl tritt auf dem Sterbebette zur katholischen Kirche über.
Jakobs Ii (■—1688) Versuche, seiner Kirche im Lande Ein-
gang zu verschaffen, ferner die Aufhebung des Test-Eides, die
Aufnahme von Katholiken in das Heer, in den Geheimen Rath,
in die Universitätsstellen weckten allgemeine Opposition, die sich
bei der Geburt eines männlichen Thronerben 1688 steigerte.
Die zweite Revolution 1688.
Eine Anzahl Lords wendet sich an Jacobs Neffen und
Schwiegersohn Wilhelm Iii von Oranien, der im Spätjahr
1688 mit einer hollätidischen Flotte in England landet.
Wilhelm Heinrich von Oranien, Sohn Wilhelms Ii und Marias,
der Tochter Karls I von England, geboren 1650 nach seines Vaters Tod, —
kühner und bedeutender Soldat, aber noch größer als Staatsmann. Im zwei-
undzwanzigsten Jahre Statthalter der Niederlande und an der Spitze der Lan-
desvertheidigung, der mächtigste Gegner von Frankreichs Uebergewicht unter
Ludwig Xiv.
Fllicht des Königs unter tiefen Demüthigungen nach Frank-
reich, wo ihm Ludwig Xiv in St. Germain en Laye ein Asyl gab.
Nach langem Schwanken und nach dem Verzicht Marias auf
die selbständige Erbfolge bot die sogenannte Convention*) dem
Oranier, dem zuerst provisorisch die Gewalt übertragen worden,
Anfang 168v* die Königskrone an. Gleichzeitig die Erklärung der Rechte' (decla-
ration of rights) als Inbegriff des altenglischen Verfassungsrechtes.
So vollzog Wilhelm (1689—1702) in seiner Person die
Union der protestantischen Seemächte, der Niederlande und Groß-
britanniens, die schon Oliver Cromwell allgestrebt hatte.
*) d, i. ein nicht von der Krone berufenes Parlament,
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