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fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
§ 170. Der dreißigjährige Krieg. Mat.thias. Ferdinand Ii. jc. 4ßl
königlichen Städten das Recht zugestanden, auf katholischem Grund und Boden protestantische Kirchen und Schulen zu errichten.
5. Im Jahre 1582 ließ Papst Gregor Xiii. den neuen Kalender, den der veronesische Arzt Aloys Lili verbessert hatte, dem Reichstage zu Augsburg vorlegen und beantragte dessen Einführung. Die katholischen Stände gingen sogleich auf den Antrag ein, die protestantischen dagegen erklärten dessen Verwerfung für eine Gewissenssache, da der Papst der Antichrist sei. So wurde der Kalender erst ant Anfange des 17. Jahrhunderts eingeführt, und auch da berechneten die Protestanten Ostern noch anders als die Katholiken. Erst 1699 folgten dieselben auch in der Berechnung der Osterfeier. Doch sollte der Kalender nicht Gregorianischer Kalender heißen, sondern man nannte ihn „Allgemeiner Reichskalend«er". In England wurde derselbe übrigens erst 1752 und in Schweden erst 1753 angenommen. Rußland hat bis heute noch den Kalender alten Stiles, den Julia nischen, und ist daher immer um 12 Tage in der Zeitrechnung zurück.
8 170.
Brr dreißigjährige Krieg (1618—1648). Matthias. Ferdinand Ii. Kurfürst Friedrich Y. von der Pfatz.
469) An die Stelle Rudolfs wählten die Kurfürsten den Erzherzog Matthias. Allein die Hoffnungen, welche man auf 1612. ihn setzte, gingen nicht in Erfüllung, da derselbe bereits alt und wenig thätig war. Die Unzufriedenheit zwischen den Religions-parteten wuchs, und es bedurfte zuletzt wenig, um die Streitigkeiten zum Ausbruch kommen zu lassen. Eine Veranlassung fand sich in Böhmen, wo von den Bürgern zu Klo st er grab und zu Braunau protestantische Kirchen ans den Ländereien katholischer Prälaten erbaut wurden. Da den Erbauern das Recht nicht zustand, so wurde auf kaiserlichen Befehl die erste niedergerissen und die zweite geschlossen, und als in Braunau ein Aufstand losbrach, wurden einige Bürger gefangengesetzt. Nun klagten die Protestanten über Verletzung des Majestätsbrieses und organisierten ihre Partei. __ Der Graf Matthias von Thurn zog mit einer Anzahl Ständemitglieder auf das Schloß in Prag und verlangte Rechenschaft von den kaiserlichen Statthaltern. Da sie von diesen an den Kaiser selbst gewiesen wurden, so warfen sie die Statthalter Martinitz und Slavata, sowie den Geheimschreiber Fabricins Platter, denen sie die Maßregeln des Kaisers zuschrieben, zum Fenster hinaus. Es wurde zwar keiner beschädigt, aber des Kaisers Majestät war auf das gröblichste verletzt. Es schien den Rädelsführern nichts anderes übrig zu bleiben als offene Empörung. Sie erklärten deshalb den Kaiser seiner Krone verlustig und setzten 30 Direktoren ein, welche an
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lili Julia Matthias Ferdinand Friedrich_Y Friedrich Rudolfs Matthias Matthias_von_Thurn Martinitz Fabricins_Platter
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Rudolfs Braunau Braunau Prag
586
Die Zeit von 1815 bis 1857.
noch schlimmer kommen. Die Bevölkerung des von der Natur außer-
ordentlich gesegneten Ländchens war zur Hälfte katholisch, zur Hälfte
protestantisch, jedoch so, daß der letztere Theil um etwa 5000 Seelen
überwog; die Verfassung hatte deßwegen vollständige Parität bestimmt,
so daß in allen Landesbehörden beide Theile gleich repräsentiert waren.
Bei Gelegenheit der Revision machte sich eine doppelte Agitation geltend;
auf katholischer Seite verlangte man Sicherstellung der konfessionellen
Rechte, namentlich in Betreff der Verwaltung des Kirchenguts, des Un-
terrichtswesens u. s. w., dagegen wollte der protestantische Theil gerade
hierin nichts geändert wissen und stimmte mit den Katholiken nur darin
überein, daß er eine demokratische Erweiterung der Volksrechte verlangte.
Daran hatte aber der Große Rath kein Wohlgefallen und daher kam es,
daß die von ihm vorgelegte neue Verfassung am 5. Oktober 1840 bei
der Volksabstimmung mit 23,095 Stimmen gegen 3171 verworfen wurde.
Der Große Rath versammelte sich sogleich wieder und brachte in sehr
kurzer Frist eine neue Verfassung zu Stande, in welcher die Parität der
konfessionellen Vertretung wegfiel, indem die Mehrzahl der katholischen
Repräsentanten gegen dieselbe stimmte und nur zwei einläßlich für die-
selbe zu sprechen wagten. Am 5. Januar 1841 ging die Volksabstim-
mung in Ruhe und Ordnung vor sich und ergab: in den reformierten
Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen nahm die über-
wiegende Mehrheit an, in den katholischen: Baden, Bremgarten, Laufen-
burg, Rheinfelden und Muri verwarf sie; da aber die radikalen Katho-
liken zahlreicher für die neue Verfassung als die konservativen Protestanten
gegen sie stimmten, so zählten die Annehmenden 15,336, die Verwerfen-
den 11,454 Stimmen. Dadurch wurde klar: 1. daß die katholischen
Großräthe nicht im Sinne des katholischen Volks gestimmt hatten, 2.
daß die neue Verfassung dem katholischen Volke nur aufgezwungen wer-
den könne, 3. daß der protestantische Aargau dies nur mit der Hilfe
radikaler Nachbarkantone auözuführen vermöge. Die aargauische Regie-
rung schritt nun nach dem Muster von Solothurn vor, wozu sie beson-
ders von dem Regierungsrath Waller, einem Katholiken und radikalen
Fanatiker, gespornt wurde. Die Häupter des Komites von Bünzen,
das während der Revisionsbewegung für die Parität gearbeitet, aber
auch nicht einen ungesetzlichen Schritt gethan hatte, sollten mit Hilfe
der Gensdarmerie und der radikalen Schutzvereine verhaftet werden. Dies
geschah am 10. Januar morgens an einem Sonntage zu Bremgarten
und Muri, an welchen Ort Waller auf sein eigenes Begehren als Ne-
gierungskommissär geschickt wurde. Wegen dieser Verhaftungen rottete
sich das Volk zusammen, befreite die Gefangenen und sperrte Waller
sammt den Gensdarmen ein, aber schon am 11. rückten die von der Re-
gierung aufgebotenen Milizen aus den protestantischen Landestheilen ein,
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588
Die Zeit von 1815 bis 1857.
Gericht zu stellen, sondern sie zu beschimpfen und zu pensionieren; es
war gegen alles Recht, die Mitglieder einer Korporation anzuklagen, sie
nicht zu strafen, aber die Korporation aufzuheben und ihr Gut wegzu-
nehmen; die Aufhebung der Klöster schlug endlich das eidgenössische Bun-
desrecht ins Gesicht, indem §. 12 der Bundesakte ausdrücklich den Be-
stand der Klöster und Stifte verbürgte. Die katholischen Kantone Uri,
Schwyz, Unterwalden, Zug und Fr ei bürg protestierten alsbald
energisch gegen die Gewaltthat, Neuen bürg sprach sich in gleicher Weise
aus, St. Gallen erklärte sich ebenfalls in diesem Sinne und der Vor-
ort Zürich mußte auf das Begehren der sechs ersten Stände eine außer-
ordentliche Tagsatzung einberufen, die einzelnen Kantone also ihren Ge-
sandten die nothwendigen Instruktionen in der Klosterfrage ertheilen, was
das Feuer der Zwietracht in der ganzen Schweiz aufs neue anfachte. Die
Tagsatzung kam 1841 den 15. März in dem Vororte Bern zusammen,
dessen Schultheiß Neuhaus sie mit einer gespreizten Rede in franzö-
sischer Sprache eröffnete. Dieser Neuhaus war ein geborner Vieler,
hatte die Handlung erlernt und war lange in Frankreich beschäftigt ge-
wesen, woher er den angebornen protestantischen Haß gegen die Klöster
mit philosophischem Franzosenthum verquickt in die Schweiz zurückbrachte.
Seit dem Zahre 1830 war er in die politische Laufbahn eingerückt, war
1831 Sekretär des Verfassungsraths, hierauf Vorstand des Departements
des Erziehungswesens und wurde, als die radikale Partei in Bern das
Uebergewicht erhielt, Schultheiß und so Präsident der Tagsatzung. Er
hatte der Solothurner Negierung bei der Verfassungsrevision den Ge-
fallen gethan und Bataillone an die Gränze geschickt (von nichts sprach
er lieber als von Berns 30,000 Bajonetten), hatte das Freienamt er-
drücken helfen und der aargauischen Regierung die bestimmte Versicherung
gegeben, daß sie auf die Unterstützung Berns unter allen Umständen
rechnen dürfe. Schon in seiner französischen Eröffnungsrede zeigte er
seine radikale Gewaltthätigkeit und Sophisterei, indem er dem Artikel 12
der Bundesakte den Artikel 1 gegenüber stellte, der jedem Kanton seinen
unversehrten Bestand garantierte; Aargau aber könne allein entscheiden,
ob der Bestand der Klöster mit dem Bestand des Kantons vereinbarlich
sei und bei dem Urtheil des Aargaus werde es die Tagsatzung bewen-
den lassen. So beutete damals der Radikalismus die Käntonalsouve-
ränität aus, die er sonst als eine Duelle des nationalen Unheils an-
klagte; die Tagsatzung jedoch ging nicht darauf ein, sondern erklärte mit
Stimmenmehrheit (zu der die reformierten Stände Zürich, Schass-
hausen, Waadt, Neuenburg, Baselstadt, die paritätischen St. Gallen,
Glarus und Graubünden, nicht aber die katholischen Luzern und Solo-
thurn gehörten), Aargau möge wegen seines Dekrets, die Klosteraufhe-
bung betreffend, noch einmal eintreten und dem Bunde Genüge thun,
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26 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
er bereits gethan hatte, wenn er der Kirche treu bleiben wollte, zumal
einzelne Fürsten ihn durch ihre Ausdrücke gegen das Frohnleichnamsfest
(„dergleichen Menschensatzung, gottlose, ungereimte menschliche Anordnung,
tödtliches, schädliches Gift" ic.) beleidigt hatten. Als nun in Folge des
Reichstagsabschiedes das Kammergericht gegen die Protestanten, welche
fortwährend auf das Kirchengut griffen, einschritt, schloßen diese das
Bündniß zu Schmalkalden (Dez. 1530; förmlicher Abschluß 27. Febr.
1531; die Verbündeten waren 7 Fürsten, 2 Grafen, 24 Städte) und
rüsteten sich zum Kriege. Zu gleicher Zeit bewiesen sich auch katholische
Stände feindselig gegen Karl, weil er die Wahl seines Bruders Fer-
dinand, welcher Böhmen und Ungarn (in welchem die Türken hausten)
erworben hatte, zum römischen König, d. h. zum Reichsregenten während
Karls Abwesenheit, eifrig zu bewirken strebte. Der König von Frank-
reich stachelte die Protestanten und hatte ihnen bereits 100,000 Gulden
zugeschickt, und da auch Sultan So ly man nur auf einen deutschen Krieg
wartete, so zog es der Kaiser vor, den sogenannten Nürnberger
Frieden (1532) abzuschließen. Darin versprach man sich jedes Angriffs
zu enthalten und das allgemeine Koncil abzuwarten, welches der Kaiser
eifrig betrieb; unterdessen soll der Rechtstrieb wegen der Stiftsgüter ein-
gestellt sein; der Stillstand geht aber nur diejenigen Stände an, welche
das augsburgische Bekenntniß bereits unterschrieben haben, nicht diejeni-
gen, welche jetzt erst unterschreiben wollen. Das war also eine Art
Waffenstillstand; Sultan Solyman aber verglich um diese Zeit die deut-
schen Fürsten den Füchsen des Simson, mit denen dieser die Weinberge
und Fruchtfelder der Philister in Brand steckte.
Die Reformation in der Schweiz.
Ulrich Zwingli in Zürich (1519—1531).
In der Schweiz fand die deutsche Reformation ein augenblickliches
Echo und die Erschütterung des Bundesstaates, der längst nur dem Namen
nach zum Reiche gehörte, war eine noch heftigere als die des Reiches.
Hier war es Magister Ulrich Zwingli, welcher 1519 in der Stadt
Zürich zu reformieren begann. Er war wie Luther in den alten Spra-
chen gelehrt, von unermüdlicher Thätigkeit, Meister in Wort und Schrift,
aber ein Republikaner, dem der leidende Gehorsam, welchen Luther den
Unterthanen predigte, nichts weniger als eine christliche Pflicht erschien.
In Zürich fand er für seine Lehre denselben Boden wie Luther in Deutsch-
land, und wie die Reformation in Deutschland fortschritt, so richteten
auch Zwingli und der Rath in Zürich ihren Gang. Im Jahre 1523
schrieb der Rath eine Disputation aus, in welcher bewiesen werden
sollte, ob Zwingli mit seinem Reformieren Recht habe oder nicht. Es
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Ulrich_Zwingli Ulrich_Zwingli Zwingli Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ungarn Karls Frank- Schweiz Schweiz Zürich Deutschland Zürich
Die schweizerischen Wirren.
505
der Dinge nie aufgeklärt wurde; dagegen verdarb die systematische Feind-
seligkeit, mit welcher die herrschende Partei gegen die Katholiken ver-
fuhr, die edelsten Säfte des schweizerischen Volkslebens. Wir übergehen
den Bruch des Konkordates, den sich St. Gallen 1833 zu Schulden
kommen ließ, als der Bischof von Chur und St. Gallen starb, weil
derselbe doch mit einem neuen Konkordate endigte, auch nicht die refor-
mierte Bevölkerung die Schuld trug, da die katholische die überwiegende
Mehrzahl bildet; ebenso erwähnen wir nur die 1838 erfolgte Säkulari-
sation des uralten Klosters Pfäffers, sintemal der Konvent darum ge-
beten hatte. Die gemeinschaftlichen Operationen gegen die Rechte der
katholischen Kirche und der katholischen Schweizer begannen nach einem
umfassenden Plane 1834 im Januar mit den Beschlüssen der Konferenz
zu Baden, welche durch die Regierungen von Luzern, Bern, Thur-
gau, St. Gallen, Aargau und Baselland gefaßt wurden, wäh-
rend Solothurn sich nur referieren ließ; diese Beschlüsse besagten in
Wahrheit nichts anderes, als eine völlige Unterwerfung der Kirche unter
Ke Staatsgewalt, eine Vernichtung aller kirchlichen Verträge, die Ein-
führung eines unkirchlichen Kirchenrechts. Der Papst und die Bischöfe
verwarfen die Artikel der Konferenz, der Klerus protestierte gegen sie,
cke Negierungen aber setzten dieselben zuerst in den großen Räthen und
dann theilweise mit Waffengewalt durch; es war aber das Schicksal der
Konferenz, durch ihre Siege zu Grunde zu gehen. Im Thurgau trug
de reformierte Mehrheit des großen Raths kein Bedenken, die Konferenz-
be'chlüsse anzunehmen und so in den Angelegenheiten der katholischen
Kirche gegen die Stimmen ihrer katholischen Mitbürger zu entscheiden;
mot anders verfuhr der große Rath 1836 in Bern, und als die katho-
lische Bevölkerung des Jura dagegen tumultuierte, so wurde sie durch
die Miliz aus den reformierten Landestheilen, wiewohl ohne Blutver-
gießen, zu Paaren getrieben, doch fand auch die Beruer Negierung für
gut die Konferenzartikel ad acta zu legen. Im Aargau verweigerten
die meisten Geistlichen den unbedingten Eid auf die neue Verfassung,
zu der die Badener Artikel gleichsam einen Zusatz bildeten, das katho-
lishe Volk erklärte sich in Masse für die mit Strafen heimgesuchten
Pfarrer, und nun rief die aargauische Negierung die Hilfe des refor-
mierten Kantons Zürich an, der auch wirklich den katholischen Aargau
okkupierte; doch gab nun auch die aargauische Regierung den Badener
Artikeln keine weitere Folge. Im Kanton Glarus fand die siebenmal
stärkere reformierte Bevölkerung 1836 für gut, der katholischen die 1683
feierlich unter eidgenössischer Vermittlung garantierten Rechte zu ent-
ziehen; dabei blieb es, denn auf der Tagsatzung fand die Mehrheit nicht
für gut, die von eidgenössischen Siegeln schwere Vertragsurkunde, welche
der Urner Gesandte empor hielt, zu respektieren; nur von einem ging
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584
Die Zeit von 1815 bis 1857
Mehrzahl ihrer Mitbürger in Religion, Unterricht und Sitten meistern
wollte und dabei über Meineid und Verrath schrie, wenn man ihr nicht
alle Aemter in Händen ließ. Die schweizerischen Radikalen waren über
diese Niederlage furchtbar erbittert; unleugbar hatte sich die Mehrzahl
des Volkes im Wallis gegen den Radikalismus entschieden, aber nun
wurde das souveräne Volk, dem man sonst neben dem richtigsten Ver-
stände alle guten Eigenschaften des Herzens zuschrieb, mit einemmal als
eine Bestie tituliert, die sich von einigen Schlauköpfen und egoistischen
Schurken gegen die besten Freunde hetzen und dann wieder an Strick
und Halsband führen lasse. Auch wurde eine Verordnung des wallisi-
schen Großen Raths, die den protestantischen Ansaßen nur einen Privat-
gottesdienst gestattete, gegen den katholischen Klerus unermüdlich ausge-
beutet; daß damals die Verfassung des Kantons Zürich ausdrücklich die
evangelische Religion als Landesreligion bezeichnete, daß in Zürich so
wenig als in Schaffhausen, Bern, Genf u. s. w. ein Katholik Bürger
werden konnte; daß in Appenzell-Außerrhoden kein Bürger eine Katho-
likin heirathen durfte, und wenn auch alle Kinder protestantisch erzogen
würden; daß der Heidelberger Katechismus, in welchem die Katholiken
vermaledeite Abgötterer genannt werden, in Bern und andern protestan-
tischen Kantonen als Schulbuch fungierte, alles dies hatte natürlich nichts
zu bedeuten, wenn gegen römische Intoleranz gestürmt wurde. Die Er-
bitterung gegen den katholischen Klerus und besonders gegen die Jesui-
ten steigerte sich durch deren Sieg im Wallis (ihnen wurde die Nieder-
lage der Radikalen am Trient Schuld gegeben) um so mehr, als bereits
auch in der andern Schwei; die politische Parteiung die religiöse zur
Mitwirkung herbeigezogen hatte.
Solothurn revidiert seine Verfassung (1840).
Für den Kanton Solothurn lief mit 1840 die 10jährige Periode
ab, während welcher die 1831 in das Leben getretene Verfassung sich
erproben sollte; nach Verfluß dieser Zeit mußte sie einer Revision unter-
worfen werden, wenn der Große Rath mit absoluter Stimmenmehrheit
sich für dieselbe entschied. Dies geschah und zwar ganz im Sinne des
Volks, weil dieses aus der Beamtenherrschaft („Herrschaft der Kapaci-
täten" von den Herren genannt) eine Demokratie machen wollte. Es
verlangte direkte Wahlen für die Großräthe, Verminderung der Beam-
tungen und Besoldungen, namentlich weniger Regierungs- und Appella-
tionsräthe; freie Wahl der Gemeindebeamten durch die Gemeinden, freie
Gemeindeverwaltung und Beschränkung des Aufsichtsrechts der Regie-
rung; Aufhebung der Sporteln und Taren der Gerichtspräsidenten und
Oberamtmänner; Aufhebung des Zwangs für die Gemeinden bei Bür-
geraufnahmen; endlich das allgemeine Veto. Außer diesen Forderungen
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Der sogenannte Sonderbundskrieg.
597
Bourgeoisie der Stadt am 8. Okt. in einem wenig ernsthaften Gefechte
gesiegt hatten. James Fazp, ein junger Mann, der die Julirevolution
in Paris mitgemacht hatte, errichtete eine durch und durch demokratische
Republik und gab auch den Katholiken in der Stadt Genf unbeschränkte
Religionsübung, so daß Genf seitdem aufgehört hat, die Stadt Kalvins
zu sein. Damit gewann er das katholische Landvolk (in den 1815 von
Sardinien abgetretenen Theileu) für seine Umwälzung, dessen Leiter die
Gleichberechtigung der katholischen Kirche in Genf höher anschlugen als
den dadurch den Radikalen zufallenden Gewinn einer weitern Stimme
in der Tagsatzung für das Bündniß, das gegen Luzern und die sechs
mit ihm verbundenen Kantone im Werk begriffen war. Die Mehrheit
für die Tagsatzung des Jahres 1847 entschied der Kanton St. Gallen
und im Sommer erging an Luzern die doppelte Aufforderung, daß es
die Jesuiten entlasse und sein Bündniß mit den oben genannten sechs
Kantonen auflöse. Luzern und seine Verbündeten, „der Sonderbund",
verweigerten beides und hatten dazu alles Recht; sofort aber wurde die
Schweiz mit dem Getöse der Rüstungen für den Bürgerkrieg erfüllt.
Von den auswärtigen Mächten gaben sich Frankreich und Oesterreich
ernstlich Mühe den Ausbruch zu verhindern, aber keine der beiden Mächte
unterstützte die Sprache der Gesandten dadurch, daß sie ein Korps an
die Gränze marschieren ließ und in klaren Worten mit bewaffneter
Intervention drohte; daher kümmerte sich die radikale Schweiz um deren
Worte nichts und verhöhnte besonders den französischen Gesandten Bois
le Komte durch die Presse, die dessen Namen als „Holzgrafen" über-
setzte. Lord Palmerston, der englische Minister des Auswärtigen, er-
muthigte die Kantone der Tagsatzungsmehrheit zum energischen Handeln
und verhinderte durch seine Einsprachen das französische Kabinet an
ernsthaften Schritten, so daß dieses den Sonderbund dringend ermahnte,
sich ja nur in geharnischter Defensive zu halten, indem dann gewiß auch
kein Angriff gegen ihn gewagt würde. Aber die öffentliche Meinung in
Frankreich sprach sich bereits entschieden gegen den Sonderbund und die
Jesuiten aus; die Vorzeichen einer Revolution in Frankreich zeigten sich
immer häufiger; Sardinien hatte bereits seine frühere Rolle gewechselt;
die italienische Revolution war im Anzuge; selbst Deutschland gab das
Schauspiel wiederholter Unruhen und seine öffentlichen Stimmen waren
fast ausschließlich gegen den Sonderbund gerichtet, den Professor K or-
tüm in Heidelberg in einer eigenen Broschüre als ein Glied des
großen Bundes bezeichnete, den die Kabinete gegen die bürgerliche Frei-
heit der europäischen Nationen geschlossen hätten. Die Tagsatzungs-
mehrheit ihrerseits nahm gegenüber der öffentlichen Meinung in Europa
und in der Schweiz selbst eine sehr günstige Stellung ein; nichts werde
gegen die katholische Religion und gegen die Rechte der Katholiken unter-
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Extrahierte Personennamen: James_Fazp
Extrahierte Ortsnamen: Paris Genf Genf Sardinien Genf Luzern Luzern Frankreich Oesterreich Frankreich Frankreich Sardinien Deutschland Heidelberg Europa
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Straen verdeten; ein rmlicher, drftiger Stil bezeichnet die nach dem dreiigjhrigen Krieg aufgefhrten Huser.
Der Friedensschlu hatte obendrein den Reichskrper der-strnrnelt, um bedeutende Glieder verkrzt. Schweden, das be-reits im Besitze von Finnland, Esthland, Livland, Jngermann-land war, beherrschte, durch die neuen Besitzungen gestrkt, den Norden, die Mndungen der Oder, Elbe und Weser; als Reichsstand hatte es Sitz und Stimme auf den Reichstagen.
Den Erbfeinden, den Franzosen, die im Besitze von Lothringen und Elsa waren, stand am Oberrhein Deutsch-land offen, mit den Festungen Breisach und Philippsburg hatten sie die Schlssel dazu in Hnden.
Die Abtretung Hollands im Norden und der Schweiz im Sden war fr Schifffahrt und Handel von schwerer Be-beutung.
Die kaiserliche Gewalt im Innern bekam fast den letzten Sto; die Reichsstnbe hatten in ihren Territorien die Lanbes-hoheit gewonnen und wrben boburch dem Ganzen mehr ent-frembet, das politische Leben zog sich in die einzelnen Lanbes-theile zurck. Die Reichsstnbe hatten die wichtigsten Entschei-bungen in der Hand, der Gesetze, Krieg, Steuern, Aushebungen, Einquartierungen, Festungsbauten u. s. w. Sie b urften unter sich und mit Fremben Bnbnisse schlieen, Ge-sanbte an fremben Hfen halten. Die kaiserliche Gewalt hatte wenig praktische Bebeutung; das Kaiserthum sank zu einem bloen Titel herab; es war nur die Jbee der Oberlehns-herrlichkeit und des Rechtes; die praktischen Rechte beschrnkten sich auf Ertheilung und Erneuerung von Privilegien, Stanbes-erhhungen, Abelsverleihungen k. Noch schlimmer htte es mit dem Kaiserthum gestanben, wenn es nicht in den Hnben von Fürsten mit bebeutenber Hausmacht gelegen htte.
Der Reichstag wrbe an einem Orte, zu Regensburg, seit 1663 Perm att ent; er wrbe aber von dem Kaiser und den Stnben nicht persnlich besucht, sonbern diese hielten ba-selbst ihre stnbtgert Gesanbten.
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meinschaft und Vielweiberei, rissen das Stadtregiment an sich und fhrten eine tolle Schreckensherrschaft, bis die Stadt vom Bischof von Mnster, Philipp von Hessen und Heinrich von Braunschweig genommen wurde. Johann von Leyden, Knipper-dolling und Krechting wurden unter Martern hingerichtet und ihre Leichen in Kfigen an dem Thurme der Lambertuskirche ausgehngt (1535).
4. Allmhliche Verbreitung der Reformation.
Sehr gnstig fr die Entwicklung der Reformation war der Umstand, da der Kaiser nach dem Wormser Reichstage Deutschland verlie und erst nach acht Jahren zurckkehrte. Fr die neue Lehre erklrten sich alsbald der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise (f 1525), dann (1525) Philipp der Gro-mthige, Landgraf von Hessen; 1526 wurde auf dem Landtage zu Homburg die neue Kirchenordnung eingefhrt; 1527 wurde zu Marburg die erste evangelische Universitt gegrndet. Der Gromeister des deutschen Ordens. Albrecht von Hohenzollern, trat auch zu der neuen Lehre der und verwandelte 1525 sein Ordensland Ostpreuen mit Genehmigung seines Lehnsherrn, des Knigs von Polen, in ein weltliches Herzogthum. Dann traten bei die Herzoge von Braunschweig-Lneburg, der Herzog von Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mans-feld. 1539 Brandenburg, Kurpfalz u. a.; unter den deutschen Stdten Nrnberg, Straburg, Ulm, Magdeburg u. a., die Hansastdte Bremen, Hamburg und Lbeck. Bei der alten Lehre blieben die drei geistlichen Kurfrsten, die Herzoge von Bayern, der Herzog Georg von Sachsen; nach dessen Tode 1539 wurde das Land jedoch protestantisch.
5> Die Augsburger Confessto (1530)*
Die lutherischen und katholischen Reichsstnde standen sich drohend gegenber und thaten sich in Bndnissen zusammen. Auf dem Reichstage zu Speier 3 529 wurde das Wormser Edikt durch Stimmenmehrheit erneuert; dagegen protestirten die luthe-rischen Fürsten und wurden seitdem Protestanten genannt.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann_von_Leyden Johann Friedrich Friedrich Philipp Philipp Albrecht_von_Hohenzollern Albrecht Georg_von_Sachsen