23
d. Der Augsburger Religionsfriede mit dem ius 1555
reformandi in Bezug auf die römisch-katholische und Augsburgifche
Confession, dem Auswandrungsrecht widerstrebender Unterthanen
und dem protestantischer Seits nicht anerkannten reservatum
ecclesiasticum, geschlossen unter dem Widerstand und Widerspruch
Roms.
Karl V, früh gealtert und verzweifelnd an dem Gelingen
seines politischen und kirchlichen Lebensplanes, tritt der Reihe nach
seine verschiedenen Gebiete ab: 1554 Neapel und Mailand, 1555
die Niederlande, 1556 Spanien mit den amerikanischen Neben-
ländern an seinen Sohn Philipp Ii. Die deutsche Krone erhielt
Ferdinand I 1558, (schon 1531 zum römischen König gewählt).
Karls Lebensabend und Tod im Kloster St. Just in Estremadura,
si 21. September 1558.
6. Innere Bekämpfung des Protestantismus.
Während der äußere Kampf zwischen der katholischen Kirche
und der Reformation ruhte, wird der innere principielle Gegen-
satz geschärft durch den Jesuitenorden und die Beschlüsse
des Tridentinums.
a. Das Concil von Trient (1545-—1563), dort eröffnet, 1545-iss?
dann nach Bologna verlegt, 1548 entlassen, von 1551—52 wieder
in Trient (auch protestantische Abgesandte dabei), dann erst An-
fang 1562 wieder dahin berufen durch Pins Iv (ohne Prote-
stanten). Die Abstimmung geschah nicht nach Nationen, sondern
nach Köpfen. Allmähliche, bedingte oder unbedingte Annahme der
Beschlüsse in Italien, Portugal, Polen, Spanien und den spanischen
Niederlanden, vom Kaiser, von Frankreich blos nach der dogma-
tischen Seite.
d. Entstehung des Jesuitenordens.
Don Jnigo (Ignatius) Lopez de Recalde von Loyola (Name des Familien-
schlosses) ans spanischem Landadel um das Jahr 1191 geboren, zeichnet sich im
Kriegsdienst gegen die empörten spanischen Städte aus. Bei der Vertheidignng
von Pampclona gegen die Franzosen schwer verwundet, aus dem Krankenlager
mit dem Leben Christi und der Heiligen beschäftigt, entsagte er dann aller welt-
lichen Ritterschaft; strenge Büßungen, Wallfahrt nach Rom und Venedig, nach
Jerusalem 1523. Sein Plan, als Missionar unter den Mohamedancrn anf-
zutreten, durch die Franziskaner vereitelt. Hcimgekehrt ergab er sich wissen-152?
schaftlichen Studien auf den Universitäten Alcala, Salnmanca, Paris (seit 1529).
Verbindung mit gleichgesinnten Freunden (worunter der Navarrese Franz Xaver).
Ihre Absicht als Missionare nach dem heil. Lande zu gehen, durch den Türken-
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I Ferdinand Karls Lopez_de_Recalde_von_Loyola Pampclona Franz_Xaver) Franz
Extrahierte Ortsnamen: Roms Neapel Mailand Niederlande Spanien Karls Estremadura Bologna Italien Portugal Polen Spanien Frankreich Christi Rom Venedig Jerusalem Salnmanca Paris
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
— 34 —
— Mit Ausnahme der Polarländer bilden in ganz Europa Rind,
Pferd und Schaf die Haustiere. Im Süden werden Esel und
Maultiere als geschickte Bergsteiger zum Reiteu und Tragen benutzt;
dem Norden ist das Renntier eigentümlich.
Von reißenden Tieren hat Europa nur noch Bären und
Wölfe. Beide sind in Großbritannien, die Büren anch in Deutsch-
land ausgerottet; sonst kommen sie am hänsigsten in Rußland vor.
Der Mineralreichtum Europas besteht in Kohlen, Eisen und Salz,
außerdem in Quecksilber, Kupfer, Zinn, Zink und Blei. Von edlen
Metallen gewinnt man Gold in ergiebiger Menge nur im siebenbür-
gischen Erzgebirge und im Ural, wo sich auch Platina findet. Silber
kommt zwar an vielen Orten vor, aber die Ausbeute ist durchweg gering.
V. Bevölkerung. (Übersicht der Staaten siehe S. 37.)
a) Zahl. Europa ist mit 380 Millionen Einwohnern
unter allen Erdteilen weitaus am dichtesten bevölkert. Auf 1 qkm
kommen 38 (in Asien 19, in Afrika 6, in Amerika 3) Menschen.
Doch ist die Bevölkerung sehr ungleichmäßig verteilt. Am gering-
sten ist die Volksdichtigkeit im Osten und Norden: in Norwegen
wohnen 6, in Rnßland 20, in Belgien 221 und im Königreich
Sachsen sogar 253 Menschen auf 1 qkm.
b) Abstammung. Die Bevölkerung Europas verteilt sich
auf zwei Rassen: die kaukasische und die mongolische.
Zur mongolischen Rasse rechnet man etwa 17 Millionen,
nämlich:
1. Die Renntier weidenden Lappen und Samojeden West-
lich und östlich vom Weißen Meere, die Finnen, Liven und
Esthen in den russischen Ostseeprovinzen, die Wolgafinnen an
der Wolga und Kama — zusammen etwa 5 Millionen.
2. Die Magyaren oder Ungarn in der ungarischen Tief-
ebene, 7^ Millionen.
3. Türkische Völker: die Osmatten der Balkanhalbinsel
und tatarische Stämme im südlichen und östlichen Rußland,
au 5 Millionen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Deutsch- Rußland Europas Europa Asien Afrika Amerika Norwegen Rnßland Belgien Königreich
Sachsen Europas Ungarn
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 138 —
Hochebene ist die Heimat der Merinos (Schafe mit langer, feiner
Wolle), welche in großen Herden weidend umherziehen. — Ein der-
hältnismäßig kleiner Teil der Halbinsel, nämlich die andalnsische Tief-
ebene, ferner die geschützten Strecken der Ost-, Süd- und Westküste
haben wirklich südliches Klima und südliche Vegetation.
V. Die Halbinsel ist auf die beiden Königreiche Spanien und
Portugal verteilt.
Das Königreich Spanien.
a) Spanien hat auf einem Flächenraum von 497 000 qkm
18 Millionen Einwohner. Die durchschnittliche Bevölkeruugsdichtig-
keit beträgt also 36 auf 1 qkm. Am schwächsten ist die große Hoch-
ebene, am stärksten die Ostküste bewohnt. — Sechs Städte haben
mehr als 100 000 Einwohner.
b) Die Spanier sind ein romanisches Mischvolk, entstanden
aus der Vermengung der iberischen Ureinwohner mit den eingewan-
derten Römern, Germanen und Arabern. Reste der iberischen Ur-
einwohner sind die Basken am Golf von Biscaya.
Hauptnahrungsquelle der Spanier ist die Landwirtschaft.
Obwohl große Bodenstrecken nicht anbaufähig sind, wird der Bedarf
an Getreide hinreichend erzengt. Der Süden und Südosten liefern
Südfrüchte aller Art, wie auch die nützliche Korkeiche. Von großer
Wichtigkeit ist der Weinbau. Berühmte Sorten sind besonders
Malaga- und Jerezwein. — Die Viehzucht ist im Hochlande vor-
nehmlich auf Schafzucht beschränkt. Im Norden ist außerdem noch
die Rindviehzucht, im Süden die Pferdezucht (andalnsische Rasse), im
Osten die Pflege der Seidenraupe von Bedeutung. — Den Haupt-
reichtum Spaniens bilden seine Mineralschätze. Es finden sich
in großer Menge: Quecksilber, Eisen, Blei, Silber und Steinkohlen.
Die Bergwerke sind aber größtenteils im Besitze der Ausländer (be-
sonders der Engländer). — Die spanische Industrie hat sich in
neuerer Zeit gehoben, doch ist nur die Verarbeitung von Baumwolle
und Seide von Bedeutung — Auch der Haudel Spaniens ist, be-
sonders im Vergleich mit frühern Glanzzeiten, ziemlich gering.
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Spanien Spanien Hochlande Spaniens Spaniens
— 142 —
der berühmte, meist unter dem englischen Namen Sherry bekannte
Wein gebaut. — Malaga (134000 E.), Hauptausfuhrhafen des
feurigen Malagaweins. — Granada (73 000 E.) in reich bewässer-
ter, üppig fruchtbarer Lage. Über der Stadt erhebt sich die Al-
hambra, der großartige, nunmehr verfallende maurische Köuigspalast
(Bild 45, S. 140).
14. Die Balearen und Pityusen, zwei Inselgruppen östlich
des Golfes von Valencia. Hauptorte sind die befestigten Hafen-
Plätze Palma (61000 E.) und Mahon.
Unweit der Südspitze Spaniens erhebt sich der seit 1704 den
Engländern gehörende, stark befestigte Felsen von Gibraltar, „der
Schlüssel des Mittelmeeres" (Bild 46, S. 141).
In einem wilden Hochthal der östlichen Pyrenäen hat sich seit
mehr als 1000 Jahren die kleine Bauernrepublik Andorra erhalten,
452 qkm groß mit etwa 6000 E.
Spanische Kolonien.
Spanien hat von seinem frühern Ungeheuern Kolonialbesitz nur
noch in Afrika mehrere befestigte Plätze an der Nordküste, darunter
Ceuta, Gibraltar gegenüber, ferner die Canarischen Inseln
und zwei Inseln im Golf von Guinea.
Das Königreich Portugal.
a) Portugal hat 92 000 qkm und 5 Millionen Einwohner,
demnach durchschnittlich 55 aus 1 qkm. Das Land hat nur zwei
bedeutende Städte.
b) Die Portugiesen sind ein romanisches Misch Volk und
ausschließlich katholisch.
Wie in Spanien ist auch in Portugal die Landwirtschaft
Hanpterwerbsquelle der Bewohner; doch wird Getreidebau nicht aus-
reichend betrieben. Von desto größerer Bedeutung ist die Gewinnuug
von Wein, Öl und Südfrüchten. Die Viehzucht ist gering,
ebenso der Bergbau. Die meisten Jndnstrieerzengnisse werden
aus andern Ländern (besonders aus Großbritannien) eingeführt. Auch
der Handel ist zumeist in den Händen der Ausländer.
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Extrahierte Personennamen: Gibraltar
Extrahierte Ortsnamen: Malaga Granada Valencia Mahon Spaniens Andorra Spanien Afrika Ceuta Guinea Portugal Portugal Spanien Portugal
— 158 —
Man unterscheidet drei klimatische Gürtel:
1. Der nördliche Gürtel — vom Eismeer bis etwa zum
58. 0 n. Br. — Im nördlichsten Teile dieses Gürtels ist der Boden
infolge der eisigen Kälte fast das ganze Jahr hindurch erstarrt.
Die Vegetation beschränkt sich auf wenige Moose und Flechten. Nur
einige Arten von Pelztieren beleben die öde Fläche. — Südlich des
Polarkreises aber breiten sich unermeßliche Nadel- und Birkenwälder
aus, von Büren, Wölfen und Luchsen bewohnt. Auch Getreide-
und Flachsbau wird schon betrieben, an der Ostsee sogar mit be-
deuteudem Erfolge. Doch dauert der sehr strenge Winter selbst im
südlichen Teile dieses Gürtels noch über ein halbes Jahr. Der
Hafen von Petersburg z. V. ist durchschnittlich sechs Monate des
Jahres zngefroren.
2. Der mittlere Gürtel — ungefähr zwischen dem 58. und
50. 0 n. Br. — ist die Kornkammer Rußlands. Besonders fruchtbar
ist die — auch noch nach Südrußland reichende — mittelrussische
Bodenschwellung, das „Laud der schwarzen Erde". An Stelle der
Nadelwälder treten große Laubwaldungen; vorherrschend ist die Linde.
3. Der südliche Gürtel — südlich des 50.° n. Br. —
ist größtenteils Steppe, welche von nomadisierenden Völkern bewohnt
wird. Im westlichen Teile dieses Gürtels wird noch sehr ergiebiger
Ackerbau betrieben. Als Haustier dient vielfach schon das Kamel.
Eine Ausnahme vom Steppengebiet bildet die fruchtreiche, mit ita-
lienifchem Himmel beglückte Halbinsel Krym.
Hauptbeschäftigung des russischen Volkes ist die Landwirt-
schaft. Neben dem Getreidebau ist von großer Wichtigkeit der
Hanf- und Flachsbau. Einen Hauptreichtum bilden die Walduugen,
welche fast die Hälfte der bebauten Bodenfläche bedecken. — Die
russische Viehzucht liefert besonders Pferde, Riudvieh, Schweine und
Schafe. Bedeutend ist die Fischerei namentlich in der Wolga und
dem Kaspischen Meere (Kaviar, d. i. der eingesalzene Rogen des
Stör) und die Bienenzucht. — Der Bergbau ist bei dem
großen Reichtum an nutzbaren Mineralien besonders wichtig. Un-
erschöpfliche Schätze birgt namentlich der Ural. Hauptsächlich werden
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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