Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Weltgeschichte - S. 140

1835 - Mainz : Kupferberg
140 Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei- tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu- friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der 1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli- 1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts- brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari- milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg (1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen in Prag gekrönt worden, stirbt. 1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit, sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher- zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster- reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne (dessen Krönung zu Prag 1617). Dreißigjähriger Krieg 1618—1648. 1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster- grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant- wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn, Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc. treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis. Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, — Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt. 1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen, und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer, *) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.

2. Die Weltgeschichte - S. 135

1835 - Mainz : Kupferberg
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133 n.s.t. Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525. mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins- berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben. Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526. genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher. Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529. Johann von Zipolia König von Ungarn. Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation der Lutherischen — Protestanten*). Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi- gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, — die Schwabacher und Torgauer Artikel. Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530. stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen; Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes. 5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531. Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal- kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen- #) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm 1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her; Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 15

1861 - Freiburg : Herder
Die Reformation in Deutschland. 15 nicht durch Schrift und Predigt zu befehden, so sprach doch Luther sein Verdammungsurtheil über die Zwinglische Lehre öffentlich und in den härtesten Worten aus. Erster Kappcler Krieg und Friede (1528). K 37. Die vier kleineren Orte (Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug) schloßen unter sich und später auch mit des Kaisers Bruder Ferdinand einen Bund, die reformierten einen evangelischen und hatten ihren Der Fer- Rückhalt an dem französischen König. Schon 1528 zogen beide Theile Bund, mit ihren Bannern aus, die schwächeren Katholiken willigten aber bei Kappel gerne ein, für den Frieden den ferdinandischen Bundesbrief herauszugeben und öffentlich verbrennen zu lassen, so wie daß in den gemeinsamen Vogteien die Gemeinden durch das Handmehr über die in Zukunft allein gütige Religion entscheiden sollten. Zweiter Aappeter Krieg und Friede (1531). 8 38. Dieser Kappeler Friede dauerte aber nicht lange; die Re- formierten hoben in den gemeinschaftlichen Vogteien die Klöster auf, Zürich und Glarus, die mit Luzern und Schwyz Schirmorte des Klosters St. Gallen waren, verkauften dasselbe an die Stadt St. Gallen, und die katholischen Orte wurden zu allem hin aufgefordert, auf ihrem Gebiete freie Predigt des Evangeliums und Disputationen zu gestatten. Auf ihre Weigerung wurde ihnen die Zufuhr von Ge- treide und Salz angeschnitten, was die Hirten bis in den Herbst dulde- ten. Als sie aber mit ihren Heerden von den Alpen zu Thal gefahren waren, sandten sie den Absagebrief nach Zürich und zogen mit ihren Bannern aus. Bei Kappel, auf der Hochfläche zwischen demzüricher- und Zugersee, trafen sie auf die Züricher, warfen sie durch einen raschen Angriff und erschlugen über 400 derselben, unter ihnen auch Zwingli (11. Oktober 1531). Eine noch blutigere Niederlage er- litten die Berner und der Zuzug der benachbarten reformierten Land- schaften auf der Höhe des Gubels bei Menzingen (21. Oktober), worauf die Städte, durch das unzufriedene Landvolk mehr als durch die Niederlagen eingeschüchtert, Frieden schloßen, worin sie den katholi- schen Orten gelobten, sie „bei ihrem wahren christlichen Glauben uu- arguiert und undisputiert zu lassen", die in den gemeinsamen Vogteien aufgehobenen Klöster wieder herzustellen und in den Gemeinden der ge- meinschaftlichen Vogteien die freie Wahl des Glaubens zu gestatten. Dieser Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in der deutschen Schweiz. Die Wiedertäufer. 8 39. Als Luther und Zwingli die christliche Freiheit predigten und auf die Bibel als die einzige Ouelle christlicher Erkenntniß hinwiesen, wollten viele Männer ein vollkommeneres Christenthum als die Refor- matoren in derselben gefunden haben und dasselbe Herstellen: einen christlichen Staat ohne Arme und Reiche, weil alle Güter gemein- schaftlich sein sollten, mit allgemeiner Gleichheit und Freiheit, denn nur das verschiedene Maß, in welchem über den einzelnen der Geist ausgegossen wäre, sollte in der Gemeinde erheben und auszeichneu;

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 27

1861 - Freiburg : Herder
Die Reformation außerhalb Deutschland. 27 Sitz, den sie auf romanischem Boden bis zu Ende des vorigen Jahr- hunderts inne hatte. Die Städte und Bischofssitze Genf und Lau- sanne waren durch Kaiser Konrad Ii. (Th. Ii. § 185) an das deut- sche Reich gekommen, und beide Bischöfe erhielten im Laufe der Zeiten fürstliche Rechte wie ihre Amtsbrüder im eigentlichen Deutschland, indem die Kaiser in den geistlichen Fürsten ein Gegengewicht gegen die Macht der weltlichen aufstellen wollten. Die Städte Genf und Lausanne hatten seitdem manchen Zwist mit ihren geistlichen Oberherren, so lange jedoch das Haus Savoyen über das Waadtland und das untere Wallis herrschte, fanden die Bischöfe bei ihm Schutz gegen die Frei- heitsgelüste der Städte, aber in dem Kriege gegen Burgund (1474 bis 1477) verlor der Herzog von Savoyen das untere Wallis und drangen die Schweizer bis Genf vor, so daß der Einfluß Berns in jenem Theile Burgunds maßgebend wurde. § 70. Das mit seinem Bischose hadernde Genf horchte dem Frei- heitsrufe der Reformation, der von dem eidgenösstschen Boden herüber- schallte, freudig, die neue Lehre fand Anhänger, welche durch französi- sche Flüchtlinge verstärkt wurden, und obwohl sie der Zahl nach den Katholiken höchstens gleich waren, vertrieben sie durch ihre Kühnheit den Bischof, der seinem Amte ohnehin nicht gewachsen war. Er flüchtete sich nach Savoyen, die Genfer aber riefen gegen das verhaßte Savoyen die Hilfe der Berner an, und da der Bischof von Lausanne insgeheim 1536. gegen sie für Savoyen Partei nahm, so vertrieben ihn die Berner, welche das ganze Waadtland fast ohne Schwertstreich eroberten und in Vogteien theilten, welche von den Angehörigen der Patricierfamilien verwaltet wurden. Genf getrauten sie jedoch nicht ihrer Oberherrschaft zu unterwerfen, daher blieb es eine eigene Republik, an deren Erhal- tung als einer festen Gränzstadt gegen Savoyen und Frankreich Bern und der Eidgenossenschaft sehr viel gelegen sein mußte. § 71. Hier fand Kalvin (geb. 1509 zu Noyon in der Pikardie) den Schauplatz für seine wichtige Thätigkeit, als er 1536 auf einer Reise in die Stadt kam, welche durch die tumultuarische Reformation eines Farel und Viret zerrüttet wurde. Man hielt ihn zurück, da- mit er Ordnung schaffe; er stellte hierauf eine Glaubensnorm auf, welcher sich jedermann zu fügen hatte, führte eine strenge Zucht ein, mußte zwar 1538 Gens verlassen, wurde aber 1540 wieder zurückbe- rufen und blieb bis zu seinem Tode (24. Mai 1564) der Dictator der Republik. Er organisierte ein Konsistorium, das aus sechs Geistlichen und zwölf Laien bestand und die höchste kirchliche Gewalt übte, eine aus Geistlichen und Laien zusammengesetzte periodische Synode, überließ der Gemeinde die Wahl der Geistlichen, gab also seiner Kirche eine ganz republikanische Einrichtung (Presbyterial- verfassung). Er verbot Schauspiele, Tanzgesellschaften und öffentliche Lustbarkeiten, entfernte Orgel und jeden Schmuck aus den Kirchen, schaffte alle Festtage ab, führte aber eine äußerst strenge Sonn- tagsordnung ein. Uebertretungen wurden unnachsichtlich bestraft, den Geistlichen die Befugniß ertheilt, in den Häusern Religionsunterricht zu ertheilen und den Glauben der Bewohner zu prüfen, sowie von der Kanzel herab Tadel und Zurechtweisung gegen einzelne Personen, ohne Unterschied des Standes, auszusprechen. Widerspruch duldete er nicht;

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1861 - Freiburg : Herder
12 Geschichte der neueren Zeit. Widerlegung (confutano) der Augsburger Konfession ausarbeiten und vorlesen und am 19. November erfolgte der Reichstagsabschied, der im wesentlichen besagt: das Vekenntniß der Protestanten ist angehört und gehörig widerlegt worden; sie erhalten bis 15. April des kommenden Jahres Zeit, sich mit der Kirche wieder zu vereinigen, ein allgemeines Koncil wird über alle streitigen Artikel und Klagen entscheiden; unter- dessen sollen die Katholiken nirgends unterdrückt, die Sakramentierer und Wiedertäufer aber gemeinschaftlich verfolgt werden. § 31. Die Protestanten fügten sich diesem Reichstagsabschiede so wenig als dem zu Speyer erlassenen, und als der Kaiser drohte, schloßen sie nach längerer Vorbereitung am 27. Februar 1531 zu Schmalkal-Schmalkalden ein förmliches Bündniß, das aus sieben Fürsten, am°27^Fk- 5^ Grafen und 24 Städten bestand und als Häupter den Kurfürsten bruariö3i. von Sachsen und den Landgrafen von Hessen anerkannte. Dessenun- geachtet unternahm weder der Kaiser noch sein Bruder Ferdinand, der im December 1530 zum römischen Könige erwählt wurde, etwas gegen die Protestanten, weil diese an dem französischen Könige einen sichern Rückhalt hatten, von Ungarn her Sultan Solyman ll. die österreichischen Länder bedrohte, und die katholischen Fürsten in ihrer Mehrzahl eine Wiederherstellung der alten Kaisergewalt, welche durch einen vollständigen Sieg Karls über die protestantischen Stände in Aussicht stand, mit mehr Besorgniß erfüllte als die Reformation. Daher schloß Karl mit den Protestanten den sogenannten Nürnberger 1532. Frieden, in welchem beide Theile sich jedes Angriffs zu enthalten und ein allgemeines Koncil abzuwarten gelobten, während dessen der Rechtstrieb wegen der bisher eingezogenen Stiftsgüter eingestellt bleiben sollte. Dieser Frieden war daher ein Waffenstillstand auf unbestimmte Zeit, da der Kaiser die Lehre der Protestanten niemals anzuerkennen entschlossen war, und die Protestanten die Berufung auf ein allgemeines Koncil nur insoferne annahmen, als dasselbe kein „päpstliches" sein dürfe. Die Reformation in der Schwei) (1519—1531). Ulrich Zwingli. §32. Die schweizerische Eidgenossenschaft bestand, als 1513 Appenzell in den ewigen Bund ausgenommen war, aus 13 Orten oder Ständen (Kantonen): Uri, Schwyz, Unterwal- den, Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, So- lothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell, die als völlig selbstständige Staaten ihren „ewigen" Bund geschloffen hatten. Mit der Eidgenossenschaft verbündet waren die drei rhätischen Bünde (Graubünden, der graue oder obere, der Gotteshaus- und Zehentgerich- ten-Bund, im 14. und 15. Jahrhundert entstanden), der Fürstabt von St. Gallen, der Fürstbischof von Basel, der Graf von Neuen- burg und das Walliserland, im Elsaß die Reichsstadt Mühl- hausen, in Schwaben die Reichsstadt Nottweil. Die befreundeten Herren und „zugewandten Orte" hatten aber auf den eidgenössischen Tagsatzungen keine Stimme und mußten aus eigene Kosten auf eidgenössi- sche Mahnung Bundeshilfe leisten, während die Eidgenossen sich die Entscheidung vorbehielten, ob sie der Aufforderung zum Zuzuge ver- pstichtet seien. § 33. Die bürgerlichen Einrichtungen der eidgenössischen Orte

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 48

1861 - Freiburg : Herder
48 Geschichte der neueren Zeit. (1568); Johanns Ii. Sohn Sigismund (1592) war durch seine Mutter Katharina, den letzten Sprößling der Jagellonen, zugleich König von Polen und als solcher katholisch; in seinem Namen re- gierte sein Oheim Karl, der Herzog von Südermanland, und eroberte sich die Krone, indem er sich auf die Bürger und Bauern stützte, welche dem Königthume und weil in der neuen Lehre geboren und erzogen der- selben ergeben waren, während Sigismund den Adel und die Bischöfe Karl ix. begünstigte (1598). Karl Ix. versagte oder vernichtete seine Gegner ^schwe-Uchen^ und begann mit Polen, Dänemark und Rußland Kriege, die er Eroberungs- nicht beendigte und bei seinem Tode (1611) seinem (1594 gebornen) kriege. Sohne Gustav Adolf hinterließ. Dänemark (1520—1611). § 120. Der blutige Christian Ii. von Dänemark, der Schweden verlor, versuchte in Dänemark die Reformation Luthers einzuführen, wurde aber 1523 von dem Adel gestürzt. Sein Oheim und Nachfol- ger Friedrich I., Herzog von Schleswig-Holstein, sowie dessen Sohn Christian Iii. setzte jedoch die Reformation durch und Chri- stian Iii. behauptete sich auch auf dem Throne mit Hilfe Gustav Wasas Holstein,Da-und besiegte die Lübecker. Auch in Dänemark wie in Schles- weg^'^Is- wig - Holstein wurde der katholische Glaube verboten , desgleichen in lanv prote-Norwegen, das sich lange gegen die Reformation sträubte, ebenso in stantlsch. Fsland, wo die Anhänger des katholischen Glaubens mit den Waffen in der Hand fielen. Polen. K 121. Nach Polen hatte sich die neue Lehre in verschiedenen Formen verbreitet und bei mehreren Großen und Edelleuten Schutz gefunden; sämmtliche Parteien vereinigten sich zu Sandomir zu einem Glaubensbekenntnisse und erhielten im Jahre 1573 Gleichberech- tigung mit den Katholiken (pax dissidentium; zu den „Dissidenten'' wurden auch die nicht unirten Griechen gerechnet). Drittes Kapitel. Deutschland von dem Passauer Vertrage bis zum dreißigjährigen Kriege (1555—1618). Ferdinand I. (1555—1564). § 122. Ferdinand I. vermittelte, wie oben erzählt ist, den Passauer Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden und fuhr auch in diesem Sinne als „erwählter römischer Kaiser" (nicht gekrönter) zu wirken fort, so daß ihm auch die Protestanten niemals vorwarfen, daß er irgend einen Artikel des Religionsfriedens verletzt habe, während er nicht verhindern konnte, daß sie sich mehr als einmal über das reservatum ecclesiasti- cum wegsetzten. Ferdinand richtete seine Bemühungen besonders darauf,

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 61

1861 - Freiburg : Herder
Der dreißigjährige Krieg. 61 haßten, daher alle in Klagen über Wallensteins und seines Heeres Er- pressungen und Gewaltthaten, die allerdings an der Tagesordnung waren, sich erschöpften. § 157. Der Kaiser mußte auf den Sommer einen Kurfürsten- tag in Regensburg abhalten und hier forderte man von ihm, Max von Bayern voran, die Entlassung Wallensteins sowie der über- flüssigen Truppen. Das Anerbieten Wallensteins, der in Schwaben stand, einen Theil des Heeres nach Frankreich zur Unterstützung der Hugenotten zu entsenden und so die französische Politik mit der gleichen Waffe zu strafen, die sie gegen Deutschland brauchte, nahm der Kaiser nicht an, und vor dem Plane seines Generals, die drohenden Fürsten mit seinem Heere zum Schweigen zu bringen, schreckte er zurück. Da- her erhielt Wallenstein seinen Abschied, den er ruhig hinnahm, und 162g im da der größte Theil seines Heeres entlassen wurde, so war der Kaiser "11911 wieder entwaffnet. Der Mantuanischc Crdfolgekricg (1628—1631). § 158. Auch in Italien mußte der Kaiser nachgeben. Dort sprachen nach dem Tode des Herzogs Vincenz U. vonmantua- Montferrat der Herzog Gonzaga - Rev ers, also ein Halbfran- zose, sowie die Herzoge von Guastalla und Savoyen das Erbe an, aber der Herzog von Revers bemächtigte sich desselben, ohne sich um den Kaiser zu bekümmern, obwohl Mantua ein Lehen des Reichs war. Weder Spanien noch Oesterreich wollten sich das Einnisten der Franzosen in dem wichtigen Mantua gefallen lassen, daher sandte Ferdinand Ii. 1629 den Spaniern 20,000 Wallensteiner zu Hilfe; diese erstürmten und plünderten zwar Mantua, aber da der Kaiser von den Reichsstanden nicht unterstützt, sondern vielmehr zum Frieden ermahnt wurde, so endete der Krieg 1631 damit, daß der Herzog von Revers das mantuanischc Erbe behielt und Savoyen durch ein Stück von Montserrat entschädigt wurde, weil Frankreich ihm Pignerol und da- mit ein Thor nach Italien entriß. Gustav Adolfs Krieg in Deutschland (1630—1632). Z 159. Gustav Ii. Adolf (geb. 1594) folgte 1611 seinem ge- waltthätigen Vater Karl Ix. und erbte von demselben auch den Krieg mit Dänemark, Rußland und Polen. Den dänischen Krieg führte er nicht ohne Ruhm, aber mit wenig Glück, so daß er 1613 den Frieden mit Gelvopfer und einemstückelapplands erkaufte; Rußland dagegen mußte ihm in dem Frieden von Stolbowa 1617 Kare- lien, Jngermanland und Kexholm (am finnischen Meerbusen und Ladogasee) abtreten. Mit König Sigismund von Polen, seinem Oheim, führte er 1621—1623 und wieder von 1626 bis 1629 einen hartnäckigen Krieg; Gustav behauptete Livland und Riga und als einstweiliges Unterpfand ein Stück von Preußen, bei welchem Friedensschlüsse Richelieu entscheidend mitwirkte. Gustav Friede von hatte schon früher mit dem französischen Kardinal wegen eines Einfalls in Aumark. Deutschland unterhandelt, 1627 nicht minder aber auch mit Wallenstein wegen eines Angriffs auf Dänemark, als aber Wallenstcin an der

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 25

1861 - Freiburg : Herder
Die Reformation in Deutschland. 25 braunschweigische Fürstensöhne, über 300 Adelige und 4000 Gemeine fielen, aber Albrecht verlor die Schlacht. Da Moritz durch einen Schuß tödtlich verwundet zwei Tage nach der Schlacht starb, so löste sich das verbündete Heer auf und der Markgraf konnte seinen Raubkrieg er- neuern, bis er endlich unweit Schweinfurt abermals geschlagen nach Frankreich flüchtete; 1557 nach Deutschland zurückgekehrt, starb er im gleichen Jahre zu Pforzheim. Der Augsburger Neligionssrirbc (1555). § 64. Auf dem Reichstage zu Augsburg, auf welchem sich der Kaiser, der in den Niederlanden den Krieg gegen Frankreich leitete, durch Ferdinand vertreten ließ, wurde endlich ein Religio ns friede geschloßen, um „der löblichen deutschen Nation endlichen bevorstehenden Untergang zu verhüten, und damit man desto eher zu freundlicher fried- licher Vergleichung der spaltigen Religion gelangen möge; der Friede soll aber auch dann fortdauern, wenn die gedachte Vergleichung durch die Wege des Generalkoncils, des Nationalkoncils oder Kolloquiums nicht zu Stande kämen". § 65. Es wurde festgesetzt: die protestantischen Stände haben volle Religionsfreiheit und mit den Katholiken Rechtsgleichheit im Reiche, sie behalten die eingezogenen Stifte. Kein Stand soll die Unterthanen eines anderen Standes von ihrer Religion abwendig machen oder in Schutz und Schirm nehmen. Den Unterthanen ist die Auswanderung der Religion wegen gestattet, wenn sie ihre Güter verkaufen und dem Landesherrn für Leibeigenschaft und Nachsteuer billig entschädigen. In den Reichs- städten, wo beide Religionen bisher neben einander bestanden, soll dies fortdauern. Beide Theile machen sich auch für die Zukunft verbindlich, keinem gegen diesen Frieden Handelnden beizustehen, sondern vielmehr dem Angegriffenen zu Hilfe zu kommen. Ein wichtiger Artikel war der sogenannte kirchliche Vorbehalt der Katholiken, daß nämlich Geistliche, welche sich von der alten Religion lossagen, dadurch auch ihrer Aemter und Pfründen verlustig gingen; damit wollten sie verhindern, daß ein Prälat durch seinen Uebertritt zum Protestantismus das Stifts- land zu einer weltlichen und protestantischen Herrschaft mache und so die Mehrheit der Stände im Reichstage eine protestantische werde. Larls Abdankung und Tod (21. Sept. 1558). Deutschlands Lage. § 66. Der Kaiser machte einige schwache Versuche seinem Sohne Philipp die Kaiserkrone zu verschaffen, sah aber bald ein, daß seine Wirksamkeit in Deutschland zu Ende sei, denn gegen ihn, wie er oft sagte, sonst gegen keine andere Macht, waren die deutschen Für- sten beider Glaubensparteien einig. Daher überließ er das deutsche Reich sich selbst und der Regierung seines Bruders Ferdi- nand, übergab am 25. Oktober 1555 die Niederlande seinem Sohne Philipp, entsagte bald darauf der spanischen Krone und legte auch die kaiserliche am 7. September 1556 nieder. Am 10. September schiffte er sich nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei Placentia unweit Valladolid. Hier lebte er mit wenigen Dienern in völliger Abgeschiedenheit, indem er seinem Sohne nur in wichtigen An- gelegenheiten erbetenen Rath gab, widmete seine Zeit der Andacht und Am 12. Zuli 1554. Reserva- tum eccle- siasticam.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 54

1861 - Freiburg : Herder
54 Geschichte der neueren Zeit. Verulam, der berühmte englische Philosoph einer späteren Zeit, spendete ihnen alles Lob. Viertes Kapitel. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). § 136. Die Ermordung Heinrichs Iv. von Frankreich hatte die Koalition gegen die beiden habsburgischen Monarchieen nur sür den Augenblick gelähmt, ihre Feindschaft aber keineswegs entwaffnet, daher sie nur auf gute Gelegenheit zu einem Schlage lauerte. Diese zeigte sich bald. Da weder Kaiser Mathias noch dessen Brüder Söhne hatten, so wurde Erzherzog Ferdinand von Steyermark durch Fami- lienpakt als Erbe aller österreichischen Lande designiert und auch als künftiger König von Böhmen zu Prag gekrönt, nachdem er die 1617. Landesstatute beschworen hatte. Allein in Böhmen bestand eine Partei, welcher der größere Theil der Aristokratie angehörte, die das Haus Habsburg vom Throne ausschließen und einen fremden Fürsten als König aufstellen wollte, um sich selbst der Herrschaft über das Land zu be- mächtigen, wie es dem polnischen Adel gelungen war, und der fran- zösische, dänische, schwedische versuchte. Die Ausführung schien nicht schwer, denn Ferdinand war den Protestanten in den österreichischen Erblanden wegen seiner in Steyermark durchgeführten Gegenreforma- tion verhaßt, im Osten drohte der von den Türken unterstützte Fürst Bethlen Gabor von Siebenbürgen, im Süden war Venedig feindselig gesinnt, in Deutschland selbst durste jeder Feind Oester- reichs auf Unterstützung von Seite der Union rechnen, während sie in Verbindung mit Savoyen, Frankreich und Holland es dem Könige von Spanien unmöglich zu machen schien, seinem Blutsverwandten in Oesterreich zu Hilfe zu kommen. § 137. Die Veranlaffung zum offenen Bruche war bald gefunden; der Erzbischof von Prag ließ eine neu erbaute protestantische Kirche zu Klostergrab schleifen, der Abt von Braunau eine andere schließen (Ende 1617). Darüber erhob sich von Seite der Protestan- ten laute und allgemeine Klage wegen Verletzung des Majestätsbriefes durch die beiden geistlichen Herren, während diese hinwieder gerade aus dem Majestätsbriefe beweisen wollten, daß sie lediglich nach den ihnen zustehenden Rechten gehandelt hätten. Nach dem Majestätsbriefe und dem sogenannten Vergleiche konnte jeder Bewohner Böhmens ohne Unterschied des Standes sich zu dem katholischen oder protestantischen Glauben bekennen, das Recht zum Kirchenbau aber stand den Edelleuten aus ihren Gütern zu, den königlichen Städten und den Bewohnern königlicher Güter. Die Protestanten behaupteten in dem wegen Brau- nau und Klostergrab entstandenen Streite, es seien in dem Vergleiche von 1609 unter den königlichen Gütern auch die geistlichen Güter be- griffen, die Katholiken dagegen beriefen sich auf den buchstäblichen In- halt der Urkunde, in welcher allerdings die geistlichen Güter nicht aus-

10. Geschichte der Neuzeit - S. 12

1883 - Freiburg : Herder
12 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. geschieden war. Noch schroffer zeigte sich die religise Trennung im tg-lichen Leben; so lud z. B. der Kaiser in Augsburg die protestantischen Fürsten zur gemeinschaftlichen Feier des Fronleichnamsfestes ein, erhielt aber zur Antwort: sie wollen dergleichen gottlose, ungereimte menschliche Anordnungen keineswegs befolgen, halten vielmehr dafr, dieselben abzu-schaffen und zu vertilgen, damit nicht die gesunden und reinen Glieder der Kirche mit eben dem schdlichen und tottichen Gifte angesteckt wrden." Der Kaiser lie durch eine Kommission von Theologen eine Wider-legung (Confutatio) der Augsburger Konfession ausarbeiten und vorlesen, worauf am 19. November der Reichstagsabschied (Beschlu der Mehrheit) erfolgte: das Bekenntni der Protestanten ist angehrt und gehrig wider-legt worden; sie erhalten bis 15. April des kommenden Jahres Zeit, sich mit der Kirche wieder zu vereinigen; ein allgemeines Konzil wird der alle streitigen Artikel und Klagen entscheiden; unterdessen sollen die Katholiken nirgends unterdrckt, die Sakramentierer und Wiedertufer aber gemeinschaftlich verfolgt werden. Die Protestanten fgten sich diesem Reichstagsabschiede so wenig als frher dem in Worms und Speyer ergangenen, und als der Kaiser drohte, schloffen sie am 17. Februar 1531 zu Schmalkalden einen frmlichen Bund, der aus sieben Fürsten, zwei Grafen und vieruud-zwanzig Reichsstdten bestand; als Bundeshupter wurden der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Heffen anerkannt. Dessen-ungeachtet unternahm weder Karl V., noch sein Bruder Ferdinand, der 1530 zum rmischen Könige, d. h. zum Stellvertreter und Nachfolger des Kaisers erwhlt worden war, etwas gegen die Protestanten; denn diese durften auf Frankreich zhlen, von Osten her bedrohte der Sultan So lim an die sterreichischen Lnder, und die katholischen Reichsstnde selbst wnschten nicht, da der Kaiser die protestantischen unterwerfe, denn sie frchteten die Wiederherstellung der Kaisermacht weit mehr als die Reformation. Daher schlo Karl V. mit den Protestanten 1532 den Nrnberger Religions-Frieden, in welchem beide Teile gelobten, sich jedes Angriffes zu enthalten und ein allgemeines Konzil abzuwarten. Die Reformation in der Schweiz. (1519-1531.) Die Hidsgenoffenschaft seit 1477. 13. Die schweizerische Eids gen ossenschaft bestand zu jener Zeit aus dreizehn Stnden (Orten, Kantonen), nmlich: Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zrich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell. Diese hatten mit vllig gleichen
   bis 10 von 107 weiter»  »»
107 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 107 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 12
3 0
4 5
5 3
6 0
7 1
8 2
9 0
10 13
11 0
12 1
13 0
14 0
15 2
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 4
23 0
24 4
25 42
26 5
27 37
28 0
29 6
30 1
31 43
32 0
33 3
34 17
35 4
36 2
37 13
38 0
39 1
40 6
41 1
42 3
43 0
44 15
45 9
46 6
47 10
48 0
49 5

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 45
1 45
2 1
3 38
4 41
5 9
6 14
7 236
8 60
9 139
10 2
11 24
12 3
13 10
14 4
15 23
16 106
17 292
18 13
19 19
20 259
21 19
22 2
23 87
24 3
25 15
26 8
27 7
28 18
29 26
30 2
31 1
32 9
33 12
34 79
35 9
36 26
37 46
38 7
39 60
40 16
41 76
42 5
43 55
44 16
45 35
46 13
47 53
48 115
49 20
50 50
51 6
52 21
53 4
54 6
55 0
56 72
57 11
58 212
59 38
60 26
61 39
62 36
63 10
64 24
65 25
66 2
67 48
68 76
69 45
70 42
71 45
72 28
73 46
74 70
75 9
76 34
77 26
78 202
79 14
80 40
81 2
82 27
83 54
84 3
85 19
86 90
87 13
88 14
89 13
90 55
91 2
92 193
93 109
94 39
95 60
96 138
97 53
98 209
99 22

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 27
1 32
2 12
3 22
4 6
5 20
6 51
7 24
8 2
9 47
10 4
11 18
12 85
13 17
14 11
15 4
16 89
17 1
18 5
19 10
20 11
21 2
22 6
23 1
24 120
25 11
26 46
27 4
28 22
29 1
30 129
31 20
32 18
33 65
34 56
35 1
36 4
37 4
38 3
39 49
40 387
41 1
42 8
43 19
44 22
45 7
46 14
47 80
48 7
49 96
50 21
51 20
52 14
53 13
54 16
55 152
56 0
57 8
58 47
59 85
60 2
61 9
62 19
63 3
64 19
65 12
66 3
67 9
68 31
69 1
70 6
71 15
72 5
73 65
74 23
75 29
76 12
77 20
78 48
79 35
80 66
81 120
82 8
83 55
84 9
85 4
86 9
87 17
88 43
89 43
90 5
91 25
92 10
93 16
94 13
95 49
96 20
97 13
98 11
99 4
100 54
101 53
102 21
103 71
104 29
105 1
106 11
107 38
108 0
109 24
110 12
111 3
112 3
113 105
114 40
115 12
116 5
117 5
118 2
119 37
120 8
121 31
122 15
123 8
124 79
125 16
126 20
127 27
128 1
129 20
130 25
131 82
132 2
133 33
134 23
135 8
136 71
137 21
138 5
139 10
140 24
141 1
142 28
143 25
144 43
145 15
146 3
147 13
148 112
149 3
150 37
151 11
152 30
153 7
154 7
155 22
156 13
157 4
158 17
159 37
160 8
161 17
162 5
163 0
164 31
165 7
166 17
167 3
168 16
169 3
170 1
171 4
172 7
173 53
174 4
175 99
176 33
177 137
178 36
179 23
180 30
181 2
182 147
183 88
184 45
185 6
186 30
187 7
188 46
189 15
190 0
191 61
192 6
193 25
194 33
195 25
196 23
197 13
198 6
199 6