140
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N
n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und
Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei-
tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu-
friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der
1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den
kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält
das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli-
1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts-
brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari-
milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg
(1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch
den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des
Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen
in Prag gekrönt worden, stirbt.
1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit,
sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien
nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher-
zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster-
reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne
(dessen Krönung zu Prag 1617).
Dreißigjähriger Krieg 1618—1648.
1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau
der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster-
grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant-
wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern
Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius
in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn,
Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc.
treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung
weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis.
Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, —
Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt.
1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen,
und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer,
*) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolf Rudolf Roth Friedrich_Iv Friedrich Matthias Matthias Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Fabricius Graf_von_Thurn Paul_von_Rziczan Wilhelm_von_Lobkowitz Wilhelm Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133
n.s.t.
Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525.
mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins-
berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer
in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben.
Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526.
genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch
Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher.
Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529.
Johann von Zipolia König von Ungarn.
Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation
der Lutherischen — Protestanten*).
Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi-
gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem
Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der
Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, —
die Schwabacher und Torgauer Artikel.
Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530.
stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen;
Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden
mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines
Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes.
5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531.
Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande
zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal-
kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen-
#) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son
Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer
Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm
1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt
sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom
Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne
Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter
Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem
sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her;
Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder
ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Soliman_Ii Johann_von_Zipolia_König Johann Melanchthon Ferdinand_I. Ferdinand_I. Karls Karls Karl Karl Gustav_Erich_son
Wasa Gustav Christian_H._von_Dänemark Eduard_Vi Eduard Maria Maria Philipps Philipps Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ulm Wurzach Böblingen Mühlhausen Sachsen Wien Ungarn Rodach Marburg Schweiz Ungarn Aachen Schweden Stockholm England Spanien Episcopal-Kirche
Die Reformation in Deutschland.
15
nicht durch Schrift und Predigt zu befehden, so sprach doch Luther sein
Verdammungsurtheil über die Zwinglische Lehre öffentlich und in den
härtesten Worten aus.
Erster Kappcler Krieg und Friede (1528).
K 37. Die vier kleineren Orte (Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug)
schloßen unter sich und später auch mit des Kaisers Bruder Ferdinand
einen Bund, die reformierten einen evangelischen und hatten ihren Der Fer-
Rückhalt an dem französischen König. Schon 1528 zogen beide Theile Bund,
mit ihren Bannern aus, die schwächeren Katholiken willigten aber bei
Kappel gerne ein, für den Frieden den ferdinandischen Bundesbrief
herauszugeben und öffentlich verbrennen zu lassen, so wie daß in den
gemeinsamen Vogteien die Gemeinden durch das Handmehr über die
in Zukunft allein gütige Religion entscheiden sollten.
Zweiter Aappeter Krieg und Friede (1531).
8 38. Dieser Kappeler Friede dauerte aber nicht lange; die Re-
formierten hoben in den gemeinschaftlichen Vogteien die Klöster auf,
Zürich und Glarus, die mit Luzern und Schwyz Schirmorte
des Klosters St. Gallen waren, verkauften dasselbe an die Stadt
St. Gallen, und die katholischen Orte wurden zu allem hin aufgefordert,
auf ihrem Gebiete freie Predigt des Evangeliums und Disputationen
zu gestatten. Auf ihre Weigerung wurde ihnen die Zufuhr von Ge-
treide und Salz angeschnitten, was die Hirten bis in den Herbst dulde-
ten. Als sie aber mit ihren Heerden von den Alpen zu Thal gefahren
waren, sandten sie den Absagebrief nach Zürich und zogen mit ihren
Bannern aus. Bei Kappel, auf der Hochfläche zwischen demzüricher-
und Zugersee, trafen sie auf die Züricher, warfen sie durch einen
raschen Angriff und erschlugen über 400 derselben, unter ihnen auch
Zwingli (11. Oktober 1531). Eine noch blutigere Niederlage er-
litten die Berner und der Zuzug der benachbarten reformierten Land-
schaften auf der Höhe des Gubels bei Menzingen (21. Oktober),
worauf die Städte, durch das unzufriedene Landvolk mehr als durch
die Niederlagen eingeschüchtert, Frieden schloßen, worin sie den katholi-
schen Orten gelobten, sie „bei ihrem wahren christlichen Glauben uu-
arguiert und undisputiert zu lassen", die in den gemeinsamen Vogteien
aufgehobenen Klöster wieder herzustellen und in den Gemeinden der ge-
meinschaftlichen Vogteien die freie Wahl des Glaubens zu gestatten.
Dieser Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in
der deutschen Schweiz.
Die Wiedertäufer.
8 39. Als Luther und Zwingli die christliche Freiheit predigten
und auf die Bibel als die einzige Ouelle christlicher Erkenntniß hinwiesen,
wollten viele Männer ein vollkommeneres Christenthum als die Refor-
matoren in derselben gefunden haben und dasselbe Herstellen: einen
christlichen Staat ohne Arme und Reiche, weil alle Güter gemein-
schaftlich sein sollten, mit allgemeiner Gleichheit und Freiheit, denn
nur das verschiedene Maß, in welchem über den einzelnen der Geist
ausgegossen wäre, sollte in der Gemeinde erheben und auszeichneu;
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Kappel Kappeler Kappel Zwingli Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwyz Unterwalden Glarus Luzern Schwyz
Die Reformation außerhalb Deutschland.
27
Sitz, den sie auf romanischem Boden bis zu Ende des vorigen Jahr-
hunderts inne hatte. Die Städte und Bischofssitze Genf und Lau-
sanne waren durch Kaiser Konrad Ii. (Th. Ii. § 185) an das deut-
sche Reich gekommen, und beide Bischöfe erhielten im Laufe der Zeiten
fürstliche Rechte wie ihre Amtsbrüder im eigentlichen Deutschland,
indem die Kaiser in den geistlichen Fürsten ein Gegengewicht gegen die
Macht der weltlichen aufstellen wollten. Die Städte Genf und Lausanne
hatten seitdem manchen Zwist mit ihren geistlichen Oberherren, so lange
jedoch das Haus Savoyen über das Waadtland und das untere
Wallis herrschte, fanden die Bischöfe bei ihm Schutz gegen die Frei-
heitsgelüste der Städte, aber in dem Kriege gegen Burgund (1474 bis
1477) verlor der Herzog von Savoyen das untere Wallis und drangen
die Schweizer bis Genf vor, so daß der Einfluß Berns in jenem
Theile Burgunds maßgebend wurde.
§ 70. Das mit seinem Bischose hadernde Genf horchte dem Frei-
heitsrufe der Reformation, der von dem eidgenösstschen Boden herüber-
schallte, freudig, die neue Lehre fand Anhänger, welche durch französi-
sche Flüchtlinge verstärkt wurden, und obwohl sie der Zahl nach den
Katholiken höchstens gleich waren, vertrieben sie durch ihre Kühnheit
den Bischof, der seinem Amte ohnehin nicht gewachsen war. Er flüchtete
sich nach Savoyen, die Genfer aber riefen gegen das verhaßte Savoyen
die Hilfe der Berner an, und da der Bischof von Lausanne insgeheim 1536.
gegen sie für Savoyen Partei nahm, so vertrieben ihn die Berner,
welche das ganze Waadtland fast ohne Schwertstreich eroberten und
in Vogteien theilten, welche von den Angehörigen der Patricierfamilien
verwaltet wurden. Genf getrauten sie jedoch nicht ihrer Oberherrschaft
zu unterwerfen, daher blieb es eine eigene Republik, an deren Erhal-
tung als einer festen Gränzstadt gegen Savoyen und Frankreich Bern
und der Eidgenossenschaft sehr viel gelegen sein mußte.
§ 71. Hier fand Kalvin (geb. 1509 zu Noyon in der Pikardie)
den Schauplatz für seine wichtige Thätigkeit, als er 1536 auf einer
Reise in die Stadt kam, welche durch die tumultuarische Reformation
eines Farel und Viret zerrüttet wurde. Man hielt ihn zurück, da-
mit er Ordnung schaffe; er stellte hierauf eine Glaubensnorm auf,
welcher sich jedermann zu fügen hatte, führte eine strenge Zucht ein,
mußte zwar 1538 Gens verlassen, wurde aber 1540 wieder zurückbe-
rufen und blieb bis zu seinem Tode (24. Mai 1564) der Dictator
der Republik. Er organisierte ein Konsistorium, das aus sechs
Geistlichen und zwölf Laien bestand und die höchste kirchliche Gewalt
übte, eine aus Geistlichen und Laien zusammengesetzte periodische
Synode, überließ der Gemeinde die Wahl der Geistlichen, gab
also seiner Kirche eine ganz republikanische Einrichtung (Presbyterial-
verfassung). Er verbot Schauspiele, Tanzgesellschaften und öffentliche
Lustbarkeiten, entfernte Orgel und jeden Schmuck aus den Kirchen,
schaffte alle Festtage ab, führte aber eine äußerst strenge Sonn-
tagsordnung ein. Uebertretungen wurden unnachsichtlich bestraft, den
Geistlichen die Befugniß ertheilt, in den Häusern Religionsunterricht
zu ertheilen und den Glauben der Bewohner zu prüfen, sowie von der
Kanzel herab Tadel und Zurechtweisung gegen einzelne Personen, ohne
Unterschied des Standes, auszusprechen. Widerspruch duldete er nicht;
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Ii Konrad Berns
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genf Deutschland Genf Lausanne Burgund Genf Burgunds Lausanne
12
Geschichte der neueren Zeit.
Widerlegung (confutano) der Augsburger Konfession ausarbeiten und
vorlesen und am 19. November erfolgte der Reichstagsabschied, der im
wesentlichen besagt: das Vekenntniß der Protestanten ist angehört und
gehörig widerlegt worden; sie erhalten bis 15. April des kommenden
Jahres Zeit, sich mit der Kirche wieder zu vereinigen, ein allgemeines
Koncil wird über alle streitigen Artikel und Klagen entscheiden; unter-
dessen sollen die Katholiken nirgends unterdrückt, die Sakramentierer
und Wiedertäufer aber gemeinschaftlich verfolgt werden.
§ 31. Die Protestanten fügten sich diesem Reichstagsabschiede so
wenig als dem zu Speyer erlassenen, und als der Kaiser drohte,
schloßen sie nach längerer Vorbereitung am 27. Februar 1531 zu
Schmalkal-Schmalkalden ein förmliches Bündniß, das aus sieben Fürsten,
am°27^Fk- 5^ Grafen und 24 Städten bestand und als Häupter den Kurfürsten
bruariö3i. von Sachsen und den Landgrafen von Hessen anerkannte. Dessenun-
geachtet unternahm weder der Kaiser noch sein Bruder Ferdinand, der
im December 1530 zum römischen Könige erwählt wurde, etwas gegen
die Protestanten, weil diese an dem französischen Könige einen
sichern Rückhalt hatten, von Ungarn her Sultan Solyman ll.
die österreichischen Länder bedrohte, und die katholischen Fürsten in
ihrer Mehrzahl eine Wiederherstellung der alten Kaisergewalt, welche
durch einen vollständigen Sieg Karls über die protestantischen Stände
in Aussicht stand, mit mehr Besorgniß erfüllte als die Reformation.
Daher schloß Karl mit den Protestanten den sogenannten Nürnberger
1532. Frieden, in welchem beide Theile sich jedes Angriffs zu enthalten
und ein allgemeines Koncil abzuwarten gelobten, während dessen der
Rechtstrieb wegen der bisher eingezogenen Stiftsgüter eingestellt bleiben
sollte. Dieser Frieden war daher ein Waffenstillstand auf unbestimmte
Zeit, da der Kaiser die Lehre der Protestanten niemals anzuerkennen
entschlossen war, und die Protestanten die Berufung auf ein allgemeines
Koncil nur insoferne annahmen, als dasselbe kein „päpstliches" sein dürfe.
Die Reformation in der Schwei) (1519—1531). Ulrich Zwingli.
§32. Die schweizerische Eidgenossenschaft bestand, als
1513 Appenzell in den ewigen Bund ausgenommen war, aus
13 Orten oder Ständen (Kantonen): Uri, Schwyz, Unterwal-
den, Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, So-
lothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell, die als völlig
selbstständige Staaten ihren „ewigen" Bund geschloffen hatten. Mit
der Eidgenossenschaft verbündet waren die drei rhätischen Bünde
(Graubünden, der graue oder obere, der Gotteshaus- und Zehentgerich-
ten-Bund, im 14. und 15. Jahrhundert entstanden), der Fürstabt von
St. Gallen, der Fürstbischof von Basel, der Graf von Neuen-
burg und das Walliserland, im Elsaß die Reichsstadt Mühl-
hausen, in Schwaben die Reichsstadt Nottweil. Die befreundeten
Herren und „zugewandten Orte" hatten aber auf den eidgenössischen
Tagsatzungen keine Stimme und mußten aus eigene Kosten auf eidgenössi-
sche Mahnung Bundeshilfe leisten, während die Eidgenossen sich die
Entscheidung vorbehielten, ob sie der Aufforderung zum Zuzuge ver-
pstichtet seien.
§ 33. Die bürgerlichen Einrichtungen der eidgenössischen Orte
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Sultan_Solyman Karls Karl Karl Ulrich_Zwingli
48
Geschichte der neueren Zeit.
(1568); Johanns Ii. Sohn Sigismund (1592) war durch seine
Mutter Katharina, den letzten Sprößling der Jagellonen, zugleich
König von Polen und als solcher katholisch; in seinem Namen re-
gierte sein Oheim Karl, der Herzog von Südermanland, und eroberte
sich die Krone, indem er sich auf die Bürger und Bauern stützte, welche
dem Königthume und weil in der neuen Lehre geboren und erzogen der-
selben ergeben waren, während Sigismund den Adel und die Bischöfe
Karl ix. begünstigte (1598). Karl Ix. versagte oder vernichtete seine Gegner
^schwe-Uchen^ und begann mit Polen, Dänemark und Rußland Kriege, die er
Eroberungs- nicht beendigte und bei seinem Tode (1611) seinem (1594 gebornen)
kriege. Sohne Gustav Adolf hinterließ.
Dänemark (1520—1611).
§ 120. Der blutige Christian Ii. von Dänemark, der Schweden
verlor, versuchte in Dänemark die Reformation Luthers einzuführen,
wurde aber 1523 von dem Adel gestürzt. Sein Oheim und Nachfol-
ger Friedrich I., Herzog von Schleswig-Holstein, sowie dessen
Sohn Christian Iii. setzte jedoch die Reformation durch und Chri-
stian Iii. behauptete sich auch auf dem Throne mit Hilfe Gustav Wasas
Holstein,Da-und besiegte die Lübecker. Auch in Dänemark wie in Schles-
weg^'^Is- wig - Holstein wurde der katholische Glaube verboten , desgleichen in
lanv prote-Norwegen, das sich lange gegen die Reformation sträubte, ebenso in
stantlsch. Fsland, wo die Anhänger des katholischen Glaubens mit den Waffen
in der Hand fielen.
Polen.
K 121. Nach Polen hatte sich die neue Lehre in verschiedenen
Formen verbreitet und bei mehreren Großen und Edelleuten Schutz
gefunden; sämmtliche Parteien vereinigten sich zu Sandomir zu
einem Glaubensbekenntnisse und erhielten im Jahre 1573 Gleichberech-
tigung mit den Katholiken (pax dissidentium; zu den „Dissidenten''
wurden auch die nicht unirten Griechen gerechnet).
Drittes Kapitel.
Deutschland von dem Passauer Vertrage bis zum
dreißigjährigen Kriege (1555—1618).
Ferdinand I. (1555—1564).
§ 122. Ferdinand I. vermittelte, wie oben erzählt ist, den Passauer
Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden und fuhr auch in diesem
Sinne als „erwählter römischer Kaiser" (nicht gekrönter) zu wirken fort, so
daß ihm auch die Protestanten niemals vorwarfen, daß er irgend einen
Artikel des Religionsfriedens verletzt habe, während er nicht verhindern
konnte, daß sie sich mehr als einmal über das reservatum ecclesiasti-
cum wegsetzten. Ferdinand richtete seine Bemühungen besonders darauf,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Johanns Johanns Sigismund_( Katharina Karl Karl Sigismund Karl_ix Karl Karl_Ix Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_Ii Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Iii Gustav_Wasas Gustav Ferdinand_I. Ferdinand_I. Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Schweden Dänemark Luthers Schleswig-Holstein Holstein Dänemark Schles- Holstein Polen Deutschland
Der dreißigjährige Krieg.
61
haßten, daher alle in Klagen über Wallensteins und seines Heeres Er-
pressungen und Gewaltthaten, die allerdings an der Tagesordnung
waren, sich erschöpften.
§ 157. Der Kaiser mußte auf den Sommer einen Kurfürsten-
tag in Regensburg abhalten und hier forderte man von ihm, Max
von Bayern voran, die Entlassung Wallensteins sowie der über-
flüssigen Truppen. Das Anerbieten Wallensteins, der in Schwaben
stand, einen Theil des Heeres nach Frankreich zur Unterstützung der
Hugenotten zu entsenden und so die französische Politik mit der gleichen
Waffe zu strafen, die sie gegen Deutschland brauchte, nahm der Kaiser
nicht an, und vor dem Plane seines Generals, die drohenden Fürsten
mit seinem Heere zum Schweigen zu bringen, schreckte er zurück. Da-
her erhielt Wallenstein seinen Abschied, den er ruhig hinnahm, und 162g im
da der größte Theil seines Heeres entlassen wurde, so war der Kaiser "11911
wieder entwaffnet.
Der Mantuanischc Crdfolgekricg (1628—1631).
§ 158. Auch in Italien mußte der Kaiser nachgeben. Dort
sprachen nach dem Tode des Herzogs Vincenz U. vonmantua-
Montferrat der Herzog Gonzaga - Rev ers, also ein Halbfran-
zose, sowie die Herzoge von Guastalla und Savoyen das Erbe
an, aber der Herzog von Revers bemächtigte sich desselben, ohne sich
um den Kaiser zu bekümmern, obwohl Mantua ein Lehen des Reichs
war. Weder Spanien noch Oesterreich wollten sich das Einnisten
der Franzosen in dem wichtigen Mantua gefallen lassen, daher
sandte Ferdinand Ii. 1629 den Spaniern 20,000 Wallensteiner zu
Hilfe; diese erstürmten und plünderten zwar Mantua, aber da der Kaiser
von den Reichsstanden nicht unterstützt, sondern vielmehr zum Frieden
ermahnt wurde, so endete der Krieg 1631 damit, daß der Herzog von
Revers das mantuanischc Erbe behielt und Savoyen durch ein Stück von
Montserrat entschädigt wurde, weil Frankreich ihm Pignerol und da-
mit ein Thor nach Italien entriß.
Gustav Adolfs Krieg in Deutschland (1630—1632).
Z 159. Gustav Ii. Adolf (geb. 1594) folgte 1611 seinem ge-
waltthätigen Vater Karl Ix. und erbte von demselben auch den Krieg
mit Dänemark, Rußland und Polen. Den dänischen Krieg
führte er nicht ohne Ruhm, aber mit wenig Glück, so daß er 1613 den
Frieden mit Gelvopfer und einemstückelapplands erkaufte; Rußland
dagegen mußte ihm in dem Frieden von Stolbowa 1617 Kare-
lien, Jngermanland und Kexholm (am finnischen Meerbusen
und Ladogasee) abtreten. Mit König Sigismund von Polen,
seinem Oheim, führte er 1621—1623 und wieder von 1626 bis
1629 einen hartnäckigen Krieg; Gustav behauptete Livland und
Riga und als einstweiliges Unterpfand ein Stück von Preußen,
bei welchem Friedensschlüsse Richelieu entscheidend mitwirkte. Gustav Friede von
hatte schon früher mit dem französischen Kardinal wegen eines Einfalls in Aumark.
Deutschland unterhandelt, 1627 nicht minder aber auch mit Wallenstein
wegen eines Angriffs auf Dänemark, als aber Wallenstcin an der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Max
von_Bayern Max Mantuanischc_Crdfolgekricg Vincenz_U Gonzaga Guastalla Ferdinand_Ii Ferdinand Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Ii Gustav Adolf Adolf Karl_Ix Karl Sigismund_von_Polen Gustav Richelieu Gustav_Friede Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Schwaben Frankreich Deutschland Italien Mantua Spanien Oesterreich Mantua Mantua Frankreich Italien Deutschland Polen Stolbowa Livland Riga Aumark Deutschland
Die Reformation in Deutschland.
25
braunschweigische Fürstensöhne, über 300 Adelige und 4000 Gemeine
fielen, aber Albrecht verlor die Schlacht. Da Moritz durch einen Schuß
tödtlich verwundet zwei Tage nach der Schlacht starb, so löste sich das
verbündete Heer auf und der Markgraf konnte seinen Raubkrieg er-
neuern, bis er endlich unweit Schweinfurt abermals geschlagen nach
Frankreich flüchtete; 1557 nach Deutschland zurückgekehrt, starb er im
gleichen Jahre zu Pforzheim.
Der Augsburger Neligionssrirbc (1555).
§ 64. Auf dem Reichstage zu Augsburg, auf welchem sich der
Kaiser, der in den Niederlanden den Krieg gegen Frankreich leitete,
durch Ferdinand vertreten ließ, wurde endlich ein Religio ns friede
geschloßen, um „der löblichen deutschen Nation endlichen bevorstehenden
Untergang zu verhüten, und damit man desto eher zu freundlicher fried-
licher Vergleichung der spaltigen Religion gelangen möge; der Friede
soll aber auch dann fortdauern, wenn die gedachte Vergleichung durch
die Wege des Generalkoncils, des Nationalkoncils oder Kolloquiums
nicht zu Stande kämen".
§ 65. Es wurde festgesetzt: die protestantischen Stände haben volle
Religionsfreiheit und mit den Katholiken Rechtsgleichheit im Reiche, sie
behalten die eingezogenen Stifte. Kein Stand soll die Unterthanen eines
anderen Standes von ihrer Religion abwendig machen oder in Schutz und
Schirm nehmen. Den Unterthanen ist die Auswanderung der Religion
wegen gestattet, wenn sie ihre Güter verkaufen und dem Landesherrn
für Leibeigenschaft und Nachsteuer billig entschädigen. In den Reichs-
städten, wo beide Religionen bisher neben einander bestanden, soll dies
fortdauern. Beide Theile machen sich auch für die Zukunft verbindlich,
keinem gegen diesen Frieden Handelnden beizustehen, sondern vielmehr
dem Angegriffenen zu Hilfe zu kommen. Ein wichtiger Artikel war
der sogenannte kirchliche Vorbehalt der Katholiken, daß nämlich
Geistliche, welche sich von der alten Religion lossagen, dadurch auch
ihrer Aemter und Pfründen verlustig gingen; damit wollten sie verhindern,
daß ein Prälat durch seinen Uebertritt zum Protestantismus das Stifts-
land zu einer weltlichen und protestantischen Herrschaft mache und so
die Mehrheit der Stände im Reichstage eine protestantische werde.
Larls Abdankung und Tod (21. Sept. 1558). Deutschlands Lage.
§ 66. Der Kaiser machte einige schwache Versuche seinem Sohne
Philipp die Kaiserkrone zu verschaffen, sah aber bald ein, daß seine
Wirksamkeit in Deutschland zu Ende sei, denn gegen ihn, wie er oft
sagte, sonst gegen keine andere Macht, waren die deutschen Für-
sten beider Glaubensparteien einig. Daher überließ er das
deutsche Reich sich selbst und der Regierung seines Bruders Ferdi-
nand, übergab am 25. Oktober 1555 die Niederlande seinem Sohne
Philipp, entsagte bald darauf der spanischen Krone und legte auch die
kaiserliche am 7. September 1556 nieder. Am 10. September schiffte
er sich nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei
Placentia unweit Valladolid. Hier lebte er mit wenigen Dienern in
völliger Abgeschiedenheit, indem er seinem Sohne nur in wichtigen An-
gelegenheiten erbetenen Rath gab, widmete seine Zeit der Andacht und
Am 12. Zuli
1554.
Reserva-
tum eccle-
siasticam.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Moritz Ferdinand Philipp Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Pforzheim Niederlanden Frankreich Deutschlands Deutschland Niederlande Spanien Valladolid
54
Geschichte der neueren Zeit.
Verulam, der berühmte englische Philosoph einer späteren Zeit,
spendete ihnen alles Lob.
Viertes Kapitel.
Der dreißigjährige Krieg (1618—1648).
§ 136. Die Ermordung Heinrichs Iv. von Frankreich hatte die
Koalition gegen die beiden habsburgischen Monarchieen nur sür den
Augenblick gelähmt, ihre Feindschaft aber keineswegs entwaffnet, daher sie
nur auf gute Gelegenheit zu einem Schlage lauerte. Diese zeigte sich
bald. Da weder Kaiser Mathias noch dessen Brüder Söhne hatten,
so wurde Erzherzog Ferdinand von Steyermark durch Fami-
lienpakt als Erbe aller österreichischen Lande designiert und auch als
künftiger König von Böhmen zu Prag gekrönt, nachdem er die
1617. Landesstatute beschworen hatte. Allein in Böhmen bestand eine Partei,
welcher der größere Theil der Aristokratie angehörte, die das Haus
Habsburg vom Throne ausschließen und einen fremden Fürsten als
König aufstellen wollte, um sich selbst der Herrschaft über das Land zu be-
mächtigen, wie es dem polnischen Adel gelungen war, und der fran-
zösische, dänische, schwedische versuchte. Die Ausführung schien nicht
schwer, denn Ferdinand war den Protestanten in den österreichischen
Erblanden wegen seiner in Steyermark durchgeführten Gegenreforma-
tion verhaßt, im Osten drohte der von den Türken unterstützte Fürst
Bethlen Gabor von Siebenbürgen, im Süden war Venedig
feindselig gesinnt, in Deutschland selbst durste jeder Feind Oester-
reichs auf Unterstützung von Seite der Union rechnen, während sie in
Verbindung mit Savoyen, Frankreich und Holland es dem Könige von
Spanien unmöglich zu machen schien, seinem Blutsverwandten in
Oesterreich zu Hilfe zu kommen.
§ 137. Die Veranlaffung zum offenen Bruche war bald gefunden;
der Erzbischof von Prag ließ eine neu erbaute protestantische Kirche
zu Klostergrab schleifen, der Abt von Braunau eine andere
schließen (Ende 1617). Darüber erhob sich von Seite der Protestan-
ten laute und allgemeine Klage wegen Verletzung des Majestätsbriefes
durch die beiden geistlichen Herren, während diese hinwieder gerade aus
dem Majestätsbriefe beweisen wollten, daß sie lediglich nach den ihnen
zustehenden Rechten gehandelt hätten. Nach dem Majestätsbriefe und
dem sogenannten Vergleiche konnte jeder Bewohner Böhmens ohne
Unterschied des Standes sich zu dem katholischen oder protestantischen
Glauben bekennen, das Recht zum Kirchenbau aber stand den Edelleuten
aus ihren Gütern zu, den königlichen Städten und den Bewohnern
königlicher Güter. Die Protestanten behaupteten in dem wegen Brau-
nau und Klostergrab entstandenen Streite, es seien in dem Vergleiche
von 1609 unter den königlichen Gütern auch die geistlichen Güter be-
griffen, die Katholiken dagegen beriefen sich auf den buchstäblichen In-
halt der Urkunde, in welcher allerdings die geistlichen Güter nicht aus-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Mathias Ferdinand_von_Steyermark Ferdinand Ferdinand Gabor_von_Siebenbürgen
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Haus
Habsburg Deutschland Frankreich Holland Spanien Oesterreich Prag Braunau
12
Von der Reformation bis zum westflischen Frieden.
geschieden war. Noch schroffer zeigte sich die religise Trennung im tg-lichen Leben; so lud z. B. der Kaiser in Augsburg die protestantischen Fürsten zur gemeinschaftlichen Feier des Fronleichnamsfestes ein, erhielt aber zur Antwort: sie wollen dergleichen gottlose, ungereimte menschliche Anordnungen keineswegs befolgen, halten vielmehr dafr, dieselben abzu-schaffen und zu vertilgen, damit nicht die gesunden und reinen Glieder der Kirche mit eben dem schdlichen und tottichen Gifte angesteckt wrden."
Der Kaiser lie durch eine Kommission von Theologen eine Wider-legung (Confutatio) der Augsburger Konfession ausarbeiten und vorlesen, worauf am 19. November der Reichstagsabschied (Beschlu der Mehrheit) erfolgte: das Bekenntni der Protestanten ist angehrt und gehrig wider-legt worden; sie erhalten bis 15. April des kommenden Jahres Zeit, sich mit der Kirche wieder zu vereinigen; ein allgemeines Konzil wird der alle streitigen Artikel und Klagen entscheiden; unterdessen sollen die Katholiken nirgends unterdrckt, die Sakramentierer und Wiedertufer aber gemeinschaftlich verfolgt werden.
Die Protestanten fgten sich diesem Reichstagsabschiede so wenig als frher dem in Worms und Speyer ergangenen, und als der Kaiser drohte, schloffen sie am 17. Februar 1531 zu Schmalkalden einen frmlichen Bund, der aus sieben Fürsten, zwei Grafen und vieruud-zwanzig Reichsstdten bestand; als Bundeshupter wurden der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Heffen anerkannt. Dessen-ungeachtet unternahm weder Karl V., noch sein Bruder Ferdinand, der 1530 zum rmischen Könige, d. h. zum Stellvertreter und Nachfolger des Kaisers erwhlt worden war, etwas gegen die Protestanten; denn diese durften auf Frankreich zhlen, von Osten her bedrohte der Sultan So lim an die sterreichischen Lnder, und die katholischen Reichsstnde selbst wnschten nicht, da der Kaiser die protestantischen unterwerfe, denn sie frchteten die Wiederherstellung der Kaisermacht weit mehr als die Reformation. Daher schlo Karl V. mit den Protestanten 1532 den Nrnberger Religions-Frieden, in welchem beide Teile gelobten, sich jedes Angriffes zu enthalten und ein allgemeines Konzil abzuwarten.
Die Reformation in der Schweiz.
(1519-1531.)
Die Hidsgenoffenschaft seit 1477.
13. Die schweizerische Eids gen ossenschaft bestand zu jener Zeit aus dreizehn Stnden (Orten, Kantonen), nmlich: Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zrich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell. Diese hatten mit vllig gleichen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ferdinand Ferdinand Karl_V. Karl_V.