140
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N
n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und
Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei-
tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu-
friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der
1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den
kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält
das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli-
1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts-
brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari-
milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg
(1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch
den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des
Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen
in Prag gekrönt worden, stirbt.
1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit,
sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien
nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher-
zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster-
reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne
(dessen Krönung zu Prag 1617).
Dreißigjähriger Krieg 1618—1648.
1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau
der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster-
grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant-
wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern
Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius
in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn,
Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc.
treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung
weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis.
Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, —
Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt.
1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen,
und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer,
*) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolf Rudolf Roth Friedrich_Iv Friedrich Matthias Matthias Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Fabricius Graf_von_Thurn Paul_von_Rziczan Wilhelm_von_Lobkowitz Wilhelm Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133
n.s.t.
Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525.
mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins-
berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer
in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben.
Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526.
genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch
Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher.
Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529.
Johann von Zipolia König von Ungarn.
Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation
der Lutherischen — Protestanten*).
Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi-
gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem
Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der
Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, —
die Schwabacher und Torgauer Artikel.
Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530.
stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen;
Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden
mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines
Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes.
5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531.
Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande
zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal-
kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen-
#) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son
Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer
Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm
1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt
sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom
Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne
Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter
Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem
sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her;
Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder
ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Soliman_Ii Johann_von_Zipolia_König Johann Melanchthon Ferdinand_I. Ferdinand_I. Karls Karls Karl Karl Gustav_Erich_son
Wasa Gustav Christian_H._von_Dänemark Eduard_Vi Eduard Maria Maria Philipps Philipps Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ulm Wurzach Böblingen Mühlhausen Sachsen Wien Ungarn Rodach Marburg Schweiz Ungarn Aachen Schweden Stockholm England Spanien Episcopal-Kirche
22
Ferdinand I.
durch die Champagne gegen Paris (bis Soissons) vor. Dies be-
schleunigte den Frieden zu Crespy 1544, durch welchen beide
Fürsten sich verpflichteten, einander zur Wiederherstellung der Ein-
tracht in der Kirche Beistand zu leisten, auch den Krieg gegen die
Türken gemeinschaftlich zu führen; Franz entsagte abermals seinen
Ansprüchen auf Italien.
Den schmalkaldischen Krieg so wie den mit Moritz
von Sachsen s. S. 12 u. 13.
Karl's Abdankung. Als Karl alle seine Bemühungen um
die Wiedervereinigung beider Religionsparteien gescheitert sah und
die Abnahme seiner Kräfte fühlte, übergab er Neapel, Mailand, die
Niederlande und 1556 auch die Krone Spaniens seinem Sohne Phi-
lipp, leistete auf die Kaiserkrone Verzicht zu Gunsten seines ihm
stets ergebenen Bruders Ferdinand und bezog in Spanien eine ein-
fache Wohnung bei dem Hieronymitenkloster St. Just, wo er sich
mit geistlichen Uebungen, Musik, Gartenbau und Verfertigen hölzer-
ner Uhren beschäftigte und, nachdem er schon bei seinem Leben sein
eigenes Leichenbegängniß gefeiert hatte, starb 1558 (21. Sept.).
3. Ferdinand I. 1556—1534,
durch seine Gemahlin König von Böhmen und Ungarn und schon
seit 1531 römischer König, ward ohne Widerspruch in der ihm von
seinem Bruder überlassenen Kaiserwürde bestätigt, welche nun bis zu
ihrem Erlöschen bei der deutschen Linie des Hauses Habsburg blieb.
Er herrschte mit Einsicht und Mäßigung, konnte aber die Ansprüche
auf die an Frankreich verlorenen drei lothringischen Bisthümer nicht
geltend machen und brachte sein Leben, wie früher, so auch jetzt
hauptsächlich mit der Vertheidigung Ungarns zu, mußte jedoch zu-
letzt in einem Waffenstillstände den Türken Alles, was sie in Ungarn
besetzt hatten, überlassen.
Fruchtlos waren auch alle seine Bemühungen um die Wiedervereinigung der
beiden Confessionen, welche er nach der Wiedereröffnung des Cvnciliums zu Trient
durch den Vorschlag, den Laienkelch und die Priestcrebe zu bewilligen, versuchte. —
Seine Erbländer theilte er unter seine 3 Söhne (Maximilian erhielt Oesterreich,
Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Steiermark,
Kärnthen und Krain).
4. Maximilian Ii. 1564—1576.
Krieg mit den Türken 1564—66.
Unmittelbar nach Ferdinand's Tode erneuerte der Fürst von
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Franz Franz Moritz
von_Sachsen Karl Karl Ferdinand Ferdinand_I. Maximilian Maximilian Ferdinand_Tirol Ferdinand Karl_Steiermark Karl Maximilian_Ii Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Paris Italien Neapel Mailand Niederlande Spaniens Spanien Ungarn Frankreich Ungarns Ungarn Oesterreich Ungarn Krain
24
Rudolf Ii.
Prozession in die Acht erklärt und in Folge der Eroberung durch den Herzog von
Baiern ihrer Neichsunmittelbarkeit beraubt.
Da die Protestanten bei allen diesen Gelegenheiten das Ueber-
geivicht der Katholiken empfunden hatten, so verbanden sich auf An-
rathen des calvinischen Kurfürsten von der Pfalz die meisten pro-
testantischen Fürsten in einer Union (1608) zur gemeinschaftlichen
Vertheidigung und Betreibung ihrer Beschwerden. Dieser Union
stellten die katholischeil Stände unter Leitung des Herzogs Maxi-
milian voll Baiern eine Liga entgegen (1609). So standen sich
also die beiden Linien des Hauses Wittelsbach, die jüngere von
Baiern uild die ältere von Knrpfalz, als Führer der beiden Reli-
gionsparteien gegenüber. Da Rudolf in seinem Trübsillne die Ver-
waltung des Reiches unduldsamen Günstlingen überließ, so entwarf
sein ältester Bruder Matthias den Plan, ihn vom Throne zu ver-
drängen. Diesem überließ er «daher Ungarn, Mähren und Oester-
reich, und damit er nicht auch Böhmen verliere, bewilligte er durch
den Majestätsbrief den drei Ständen der Herren, Ritter und
der königlichen Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religions-
übung. — Als der Herzog (Johann Wilhelm) von Jülich, Cleve
und Berg I ohne Kinder starb, eiltstaild zwischen den Nachkommen
seiner Schwestern, dem Kurfürsten Johann Sigmund voll Branden-
blirg und deill Pfalzgrafen (Wolfgang) von Neubnrg (llach einer
vorübergehenden Einigung gegen die übrigen Prätendenten), der
Jülich'sche Erbfolgestreit 1609, welcher (definitiv erst 1666)
mit einem Vergleiche endete, wonach die beiden Prätendenten sich in
die Länder theilten: Cleve, die Grafschaften Mark und Ravensberg
kamen an Brandenburg, Jülich und Berg an Pfalz-Neubnrg.
Nachdem Rudolf seinem Vrnder auch noch Böhmen hatte über-
Johann Iii. Herzog zu Cleve und Graf von der Mark,
verm. mit Maria, Erbin von Jülich, Berg und Ravensberg.
Wilhelm,
Herzog, f 1592.
Joh. Wilhelm, Maria Eleonore Anna
Herzog, f 1609. Gem. Albert Friedr. G. Ph. Ludw.
Hzg. v. Preußen. Psigr. zu Neuburg.
Sibylla
verm. mit
Joh. Friedrich
v. Sachsen.
Anna
verm. mit
Heinrich Viii.
K. v. England.
Anna Wolfgang,
Gem. Joh. Sigmund Pfalzgraf
v. Brandenburg. zu Neuburg.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf Rudolf Matthias Johann_Wilhelm)_von_Jülich Johann Wilhelm Cleve Johann_Sigmund Johann Wolfgang)_von_Neubnrg Rudolf Rudolf Johann Maria Maria Wilhelm Wilhelm Maria_Eleonore_Anna
Herzog Maria Albert_Friedr Sibylla Friedrich
v Friedrich Heinrich_Viii Heinrich Anna Wolfgang
10 Die Augsburgische Confession. Die Wiedertäufer.
zum römischen Könige wählen zu lassen (also die Kaiserwürde in
seinem Hanse zu befestigen) und die kirchlichen Angelegenheiten zu
ordnen, übergaben die protestirenden Stände ihr Glaubensbekennt-
niß, die von Melanchthon abgefaßte Augsburgische Confession
(25. Juni) 1530. Als alle Versuche einer Wiedervereinigung
erfolglos blieben, gebot ein kaiserlicher Reichsabschied Aufhebung
aller Neuerungen und bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung
unbedingte Rückkehr zu allen katholischen Lehren und Gebräuchen.
Da jedoch die protestantischen. Fürsten und Reichsstädte sich im
Bündnisse zu Schmalkalden 1531 zu wechselseitiger Unter-
stützung gegen das bereits beginnende Einschreiten des Reichskammer-
gerichtes verpflichteten und dem Kaiser alle Hülfe gegen die Tür-
ken verweigerten, so nahm dieser in dem Religionsfrieden zu
Nürnberg 1532 den Augsburger Reichsabschied zurück und be-
stimmte, daß bis zu einem künftigen Concilium oder dem nächsten
Reichstage ein allgemeiner Friede zwischen Kaiser und Ständen
sein solle.
Bald wurde die Ruhe abermals durch die Wiedertäufer gestört. Diese
schon im Anfang der Reformation gestiftete Secte schien seit Thomas Münzer's
Tode ausgerottet, als sie plötzlich sich in Münster auf eine furchtbare Weise er-
hob. Ein Prophet dieser Secte, der Bäcker Johann Matthys aus Hartem, kam
mit seinem eifrigsten Apostel Jan Bockelsohn (früher Schneider, dann Schenk-
wirth und Dichter) aus Leiden (1534) nach Münster, sie machten sich durch ihren
zahlreichen Anhang nach Vertreibung der Behörde zu unumschränkten Herren der
Stadt, welche nun der Schauplatz der unsinnigsten Ausschweifungen und Frevel
wurde. Nachdem Matthys bei einem verwegenen Ausfälle aus der vom Bischöfe
belagerten Stadt umgekommen war, wurde Bockelsohn zum Könige des „neuen
Zion" ausgerufen. Der Bischof, von einigen Fürsten unterstützt, eroberte die aus-
gehungerte Stadt, Bockelsohn nebst seinen Helfern Knipperdolling und Krechting
wurden nach schrecklichen Martern hingerichtet und der Katholicismus hergestellt.
Nachdem Karl mit Frankreich Frieden, und mit den Türken
einen Waffenstillstand geschlossen hatte, suchte er auch die Einigung
in Deutschland herzustellen. Das allgemeine Concilium, worauf
man so oft hingewieseu hatte, war endlich kurz vor Luther's Tode
(P 1546) zu Trient eröffnet worden. Allein da die Protestanten
im voraus eiusahen, daß die Majorität des Couciliums aus Geg-
nern der neuen Lehre bestehen würde, so weigerten sie sich, nach
Luther's Rath, dasselbe zu besuchen und verlangten ein Concilium
deutscher Nation. Als der Kaiser nun aller Hoffnung entsagte, den
Religionsstreit in friedlichem Wege zu Ende zu bringen, erklärte er
die beiden Häupter des schmalkaldischeu Bundes, den Kurfürsten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Melanchthon Thomas_Münzer's Johann_Matthys Johann Apostel Jan_Bockelsohn Schneider Bockelsohn Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Frankreich Deutschland
Ausbreitung der lutherischen Lehre. Bauernkrieg. 89
sein Land (Ostpreußen) mit Genehmigung seines Lehnsherrn, des Kö-
nigs von Polen, in ein weltliches Herzogthum 1525. Wie hier über
die nordöstliche, so hatte sich auch über die südwestliche Grenze Deutsch-
lands die Reformation verbreitet, indem Ulrich Zwingli, Pfarrer
in Zürich, eine itoch vollständigere Umgestaltung der christlichen Kirche
betrieb, als Luther bezweckte. In den nördlichen Cantonen fand er
Anhang, dagegen an den Waldstätten (Schwyz, Uri, Unterwalden,
Luzern) und Zug offenbaren Widerstand, die Züricher wurden (bei
Cappel 1531) geschlagen und Zwingli selbst stel auf dem Schlacht-
felde.
Inzwischen hatten die durch neu aufgekommene Steuern hart
bedrängten Bauern in Schwaben und am Rhein Luther's Worte
von der evangelischen Freiheit mißverstanden und in den sog. 12 Arti-
keln Freiheit der Jagd, des Fischfanges, der Holzung, Abschaffung
der Leibeigenschaft und der neuen Lasten, das Wahlrecht ihrer Pre-
diger u. s. w. verlangt. Die .Verweigerung des Geforderten er-
zeugte den Bauernkrieg 1525, welcher sich eben so schnell als
verheerend von Schwaben aus über die Rheingegenden und Franken
verbreitete. Einzelne Adlige wurden von den Bauern gezwungen,
die Artikel anzunehmen und ihren Unterthanen die geforderten Rechte
zu bewilligen. Aber als die Fürsten (der Herzog von Lothringen,
die Kurfürsten von Trier und von der Pfalz) ihre wohlgeordnete
Macht gegen sie aufboten, unterlagen die undisciplinirten Rotten der
Bauern, obgleich tapfere Ritter, wie Götz von Berlichiugen mit der
eisernen Hand, theils gezwungen, theils freiwillig ihre Anführer ge-
worden waren.
Ebrn so scheiterte der Volksaufstand in Thüringen, welchen der fana-
tische Wiedertäufer Thomas Münzer erregt hatte. Er bemächtigte sich in Mühl-
hausen mit Hülfe des Pöbels des Stadtregiments, verjagte die Mönche, plün-
derte die Klöster, lehrte Freiheit und Gleichheit, Ernährung der Armen durch
die Neichen und Gemeinschaft der Güter. Aber die zunächst bedrohten Fürsten
(die Herzöge von Sachsen und Braunschweig und der Landgraf Philipp von
Hessen) schlugen seinen auf himmlischen Beistand rechnenden Anhang bei Fran-
kenhausen, und die Anführer (auch Münzer) wurden gefangen und ent-
hauptet 1525.
Das Wormser Edict kam nicht zur Ausführung, vielmehr er-
starkten die Bekenner der neuen Lehre zu einer politischen Gegenpar-
tei, weil sowohl der Kaiser selbst, als sein Bruder Ferdinand in aus-
wärtige Kriege verwickelt waren, jener mit Frankreich und mit dem
Papste, dieser mit den Türken.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich_Zwingli Cappel Zwingli Thomas_Münzer Philipp_von
Hessen Philipp Ferdinand
98
Ferdinand >. Maximilian Ii.
seinem Brnder überlassenen Kaiserwürde bestätigt, welche nun bis zu
ihrem Erlöschen bei der deutschen Linie des Hauses Habsburg blieb.
Er herrschte mit Einsicht und Mäßigung, konnte aber die Ansprüche
auf die all Frankreich verlorenen drei lothringischen Bisthümer nicht
geltend machen und brachte sein Leben, wie früher, so auch setzt
hauptsächlich mit der Vertheidigung Ungarns zu, mußte jedoch zuletzt
in einem Waffenstillstände den Türken Alles, was sie in Ungarn be-
setzt hatten, überlassen.
Fruchtlos waren auch alle seine Bemühungen um die Wiedervereinigung der
beiden Confessionen, welche er nach der Wiedereröffnung des Conciliums zu
Trient durch den Vorschlag, beit Laienkelch und die Priesterehe zu gestatten, ver-
suchte. — Seine Erbländer theilte er unter seine 3 Söhne (Maximilian erhielt
Oesterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderöstcrreich, Karl
Steiermark, Karnthen und Krain).
Maximilian Ii. 1564— 1576.
Krieg mit den Türken 1564 — 66.
Unmittelbar nach Ferdinand's Tode erneuerte der Fürst von
Siebenbürgen Johann Sigmund Zopolya den kaum beendeten Krieg,
und die ersten Erfolge des kaiserlichen Heeres veranlaßten auch den
altersschwachen Sultan Solyman noch einmal an der Spitze seiner
Schaaren nach Ungarn zu ziehen. Er starb im Lager vor der
Festung Sigeth, welche Graf Zrini mit solchem Heldenmuthe ver-
theidigte, daß die Türken erst nach einem Verluste von 20,000 M.
und nachdem Zrini kämpfend gefallen war, die rauchenden Trümmer
derselben eroberten. Solyman's Nachfolger, Selim Ii., schloß einen
Frieden, dem zufolge beide Theile ihre Eroberungen behielten.
Die letzte Störung des Landfriedens durch die „Grumbachschen Händel" be-
strafte der Kaiser durch die Hinrichtung des Wilhelm von (Arumbach (der den
Bischof von Würzburg hatte ermorden lassen) und seiner meisten Anhänger.
Obgleich Maximilian solche Toleranz gegen den Protestantismus
bewies, daß man eine Zeit lang seinen Uebertritt zu demselben er-
wartete, wurde er dennoch auf den Reichstagen fortwährend mit
Religionsbeschwerden bestürmt, wozu der Religionsfriede von Augs-
burg die Keime enthielt, theils dadurch, daß von der einen Seite
das Reformationsrecht, von der andern der geistliche Vorbehalt gel-
tend gemacht wurde, theils auch dadurch, daß die Calvinisten, die
in Deutschland immer zahlreicher wurden, von dem Religionsfrieden
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_> Ferdinand Maximilian_Ii Maximilian Maximilian Maximilian Ferdinand_Tirol Ferdinand Karl
Steiermark Karl Maximilian_Ii Maximilian Johann Wilhelm Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ungarn Oesterreich Ungarn Krain Ungarn Arumbach Deutschland
17
Lrster Krieg Mischen Karl V und Iratij I von Frankreich. 1521-1526
Karl schloh bei semer Thronbesteigung in Spanien 1516
mit Franz den Bertrag zu Noyon, aber die Rivalitat beider
Konige bei der Bewerbung um die deutsche Krone, Franzens
Ansprüche ans Neapel und die Lehnsherrschaft über Flandern
und Artois, Karls ans das Herzogthum Burgund veran-
lassen Vier Kriege, deren Wechselfalle auch in den Gang
der Reformatwn tief eingreifen. —
Karl mit Léo X und seineu Nachfolgern Hadrian Vi
(1522—1523) und Clemens Vii (-—1534), mit Heinrich Viii
von England und seit 1523 auch mit Benedig im Bunde, er-
obert Mailand für Franz Sforza und behauptet es durch
den Sieg bei Bieocca. Der Connétable Karl von Bourbon, 1522
von der Konigin-Mutter beleidigt, tritt in Karls V Dienste
1523. Englisch-Niederlandische Einfalle in die Picardie, 1523
Karls Feldzug gegen die Provence ohne Erfolg, aber die
Wiedereroberung Mailands durch die Franzosen von kurzer
Dauer; Karls Sileg bei Pavia mit deutschem (Georg^^s
von Frundsberg) îutb spanischem Kriegsvolk, gegen Fran-
zosen und Schweizer. Franzens Gesangennehmung; im
Frie den von Madrid verspricht Franz die Abtretung 152e
des Herzogthums Burgund und verzichtet ans Mailand,
Genua, Neapel.
3. Die drei wichtigsten reformatorischen Reichstage.
a. Der erste Reichstag zu Speier endet mit einem für"26
die protestantischen Stände milden Reichstagsabschied (die Aus-
führung des Wormser Edicts und die Wahl seiner kirchlichen
Stellung wird jebem Stand bis zu einem allgemeine:! oder natio-
nalen Concilinm überlassen) aus folgenden politischen Gründen:
Türkenkrieg 1526. Solimanii, der ,Prächtige' (1520—1526
1566), bereits seit 1521 im Besitze Belgrads*) dringtim Einver-
ständniß mit Franz I in Ungarn ein. Niederlage und Tod
des jungen Ungarnkönigs Ludwigs Ii (seit 1516) in der
Schlacht bei Mohacz, worauf Erzherzog Ferdinand,:52s
*) Bald darauf, — 1522 — wird auch Rhodus von den Türken erobert;
die Johanniter als Vorkämpfer gegen den Islam im Mittelmeer 1530 von
Karl V mit Malta belehnt.
Herbst, historisches Hülssbuch Iii. 2
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Karl_schloh Karl Franz Franz Franzens Karls Karl Karl Hadrian Clemens Heinrich_Viii
von_England Heinrich Franz_Sforza Franz Karl_von_Bourbon Karl Karls Karls Karls_Sileg Karls Franzens Franz Franz Franz_I Franz Ludwigs Ferdinand,:52s Ferdinand Karl_V Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Neapel Karls Burgund Mailand Bieocca Karls Karls Mailands Pavia Frundsberg Madrid Burgund Mailand Genua Neapel Ungarn Ungarnkönigs_Ludwigs_Ii Mohacz Malta
28
theokratische Macht, giebt bet Kirche demokratische Formen. Sein Nachfolger
Theodor Beza (äe Beze) 1519—1605.
Genf durch Calvin der Mittelpunkt der reformierten Kirche.
Von hier gehen Wirkungen aus namentlich nach Frankreich, Schott-
land, England, den Niederlanden, wo indeß früher schon die
lutherische Richtung, aber eruch wiedertäuferische Lehren (auch nach
der Müusterschen Katastrophe) eingedrungen waren.
Geographisches Bild der Niederlande.
Geschichte des Abfalls.
1. Bis zu Herzog Albas Ankunft in den Niederlanden 1367.
Karl V befolgte in Bezug auf die Niederlande (den burgun-
dischen Kreis) namentlich zwei Mgiernngsgruudsatze: 1. Die katho-
lische Kirche als die^allein herrschende zrt wahren, also das Wormser
Edict und weitere Verordnungen (die s. g. Placate) streng aus-
zuführen: 2. den Zusammenhang dieser Territorien mit dein
deutschen Reich unter Erweiterung seiner Fürstengewalt möglichst
zu lösen — eilt politischer Fehlgriff, indem dadurch das Land
seiner natürlichen Verbindung entzogen ward und die unnatürliche
mit Spanien um so greller hervortrat.
Verfassung der Niederlande. An der Spitze des
Ganzen standen ein Generalstatthalter (unter Karl V seine
Schwester Maria, die Königin-Wittwe von Ungarn, dann sein
Neffe Herzog Emanuel Philibert von Savoyen) und die General-
staaten, an der Spitze der einzelnen (17) Provinzen Unter-
statth alter und Provinzial st aaten. Gemeinsame und pro-
vinzielle Regierungsbehörden.
Unter dem hohen Landesadel, der im Besitz der Unterstatt-
halterschaften und Staatsrathsstellen war, aber durch Philipp
mehr und mehr politisch machtlos wurde, ragten beim Tode
Karls V hervor
W ilh elm Graf von Nassau (taciturnus), 1533 in Dillenburg ge-
boten, Erbe der früher durch Heirat erworbenen niederländischen und franzö-
sischen Besitzungen seines Hauses, als Kind lutherisch, am Hofe Karls V katho-
lisch erzogen, später reformiert, in zweiter Ehe mit einer Tochter des Kurfürsten
Moritz von Sachsen verhejrathet, unter Philipp Ii Statthalter von Holland,
Seeland, Utrecht.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Beza Albas Karl_V Karl Karl Karl Maria Maria Emanuel_Philibert_von_Savoyen Philipp Philipp Karls Karls Moritz_von_Sachsen Philipp_Ii_Statthalter_von_Holland Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Niederlanden Niederlande Niederlanden Niederlande Spanien Niederlande Ungarn Karls Nassau Dillenburg Karls Seeland Utrecht
35
Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt