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1. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*

2. Neuere Geschichte - S. 27

1869 - Mainz : Kunze
27 Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch- fahrt nach Ostindien. Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be- handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506. Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ; Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum- seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531. 4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs- hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger- sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516) die Krone der vereinigten Reiche übergeht. B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh. 1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der Kirche aufrief. Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen- satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar- bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli, die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel 1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531 2. Die französisch-schweizerische Reformation durch Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534, giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan- derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine *) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie Magaliängs,

3. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

4. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);

5. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

6. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

7. Neue Zeit - S. 39

1897 - Stuttgart : Neff
(1523—1534, Julius von Medici), verlangten Durchführung des Wormser Ediktes zeigte sich die altgläubige Mehrheit des Reichs- tags geneigt, obwohl Campeggi die gravamina des vorhergehen- den Reichstags sehr geringschätzig behandelte, aber die Städte erhoben unter Hinweis auf drohenden Aufruhr Widerspruch, und so kam es zum Beschluss, dass alle Stände dem Wormser Mandat, insoweit als möglich, nachkommen sollten. Man wiederholte dabei das Verlangen „eines freien Universalkonziles“ auf deutschem Boden. Da jedoch bei der damaligen politischen Lage nicht so bald ein Universalkonzil zu erhoffen war, so sollte noch vor Ende 1524 eine „gemeine Versammlung deutscher Nation“ in Speier eine einstweilige Ordnung der kirchlichen Wirren für Deutschland festsetzen. Gegen diesen Beschluss wandte sich auch der ebenso universalistisch gesinnte, als altgläubige Kaiser, er verbot 15. Juli den Speirer Tag als eine „An- massung der deutschen Nation“ und gebot unter An- drohung der schwersten Strafen die Durchführung des Wormser Edikt s. Mitte 1524 brachten Campeggi und Ferdi- nand einen Sonderbund süddeutscher Bischöfe und Laienfürsten (einigermassen auch der bayrischen Herzoge) zur Unterdrückung der Ketzerei zu stände („Regensburger Konvent“). Besonders Ferdinand verfolgte die Ketzer unbarmherzig. Andrerseits ver- banden sich oberdeutsche Reichsstädte zu gegenseitiger Hilfe, wenn man wegen Missachtung des Wormser Edikts gegen sie Gewalt gebrauchen würde: der Reformation neigten sich unter den Fürsten immer mehr zu Herzog Johann, Friedrich des Weisen Bruder, Georg von Brandenburg- Ansbach (fränkische Linie, zugleich Fürst von Jägerndorf [Schlesien]), dessen Bruder, der Hochmeister desdeutsch- ordens Albrecht, die Mecklenburger Herzoge, Graf Albrecht von Mansfeld. Entschieden trat ihr bei Frühjahr 1524 Phi- lipp vonhessen. Anfänge evangelischer Gemeinden bildeten sich nicht ohne häufige Durchbrechung des bestehenden formellen Rechtes und manche tumultuarische Gewaltsamkeit seit 1523 in kursächsischen Landen, namentlich aber und am raschesten in Reichsstädten, in denen bald der Rat die kirchliche Um- gestaltung in die Hand nahm. In der Schweiz hatte seit 1522 die Zwingli’sche Reformation begonnen. § 15. Anfänge der Zwingli’schen Reformation in Zürich. Ulrich (Huldreich) Zwingli, geb. 1. Januar 1484 zu Wildhaus im Toggenburgischen, das dem Abt von St. Gallen unterstand, als Sohn einer schlichten, ziemlich wohlhabenden und angesehenen Bauernfamilie, erhielt,

8. Neue Zeit - S. 59

1897 - Stuttgart : Neff
59 Magdeburg, Bremen, seit Mai Lübeck) zunächst auf sechs Jahre sich zu gegenseitiger Hilfe verpflichteten bei allen Angriffen „um des Worts Gottes, evange- lischer Lehr oder unseres heiligen Glaubens willen“. Der Anschluss der Schweizer Reformierten erfolgte nicht, weil diese (vor allem Zürich und Bern) sich weigerten, die Tetrapolitana anzunehmen, was übrigens Sachsen auf die Dauer auch kaum genügt hätte. Die Möglichkeit eines politischen Anschlusses der meisten oberdeutschen Städte an die Schweizer, den Zwingli seit langem als einen Teil seiner umfassenden Projekte erstrebte, wurde durch den Untergang Zwinglis in der Schlacht bei Kappel (11. Oktober 1531) und den zweiten Kappeier Frieden beseitigt, in dem die reformierten Städte ihre „Burg- rechte“ aufgeben mussten. Untergang Zwinglis. Zwinglisplan war, dieeidgenossen- schaft so umzugestalten, dass das seitherige Uebergewicht der (an Bevölkerungszahl weit nachstehenden) fünf alten Orte durch ein noch ent- schiedeneres Uebergewicht der (meistens schon reformierten) Städte ersetzt würde, und mit ihr die oberdeutschen Städte zu verbinden. Aber in Zürich selbst musste er einer immer stärker werdenden Gegnerschaft gegenüber die massgebende Leitung der Politik aufgeben (Mitte 1530), und von den reformierten Eidgenossen widerstrebte Bern Zwinglis politischen Planen, besonders seiner Kriegspolitik. Da die fünf Orte den Bündnern im „Müsserkrieg“ gegen einen mailändischen Abenteurer keine Hilfe leisteten, entstand bei Zürich grosser Argwohn. Zwingli wünschte Krieg, aber auf Drängen der andern Städte, besonders Berns, beschlossen die reformierten Städte Mitte Mai 1531 gegen die fünf Orte eine (im ersten Kappeier Frieden vor- gesehene) Proviantsperre. Die fünf Orte, hiedurch bedrängt und erbittert, erklärten, ohne das Ergebnis ihrer Unterhandlungen mit dem Kaiser, Ferdinand, dem Papste u. a. abzuwarten, 9. Oktober den Krieg. Am 11. Oktober wurde das an Zahl bedeutend schwächere und in ungünstiger Stellung sich befindende Züricher Heer von dem der fünf Orte bei Kappel geschlagen; Zwingli fiel neben vielen andern hervorragenden Persönlichkeiten. Die fünf Orte Hessen seinen Leichnam vierteilen und als den eines „allererzesten Erzketzers“ verbrennen. Ein Heerhaufen evangelischer Städte wurde in schmählicher Weise von Zugern geschlagen (23. Oktober). In Stadt und Land Zürich wurde das Verlangen nach Frieden trotz Hilfs- bereitschaft Hessens und Strassburgs immer dringender und allgemeiner. In dem 16. November abgeschlossenen Frieden wurde die Gleichberech- tigung der Orte beider Konfessionen ausgesprochen, sowie Parität für die gemeinen Herrschaften, jedoch sollte eine katholische Minder- heit bei ihrejn Glauben geschützt sein. Das Burgrecht der Evangelischen wurde aufgehoben. In den Herrschaften des Klosters von St. Gallen, die der Abt jetzt zurückerhielt, gelangte zumeist die alte Kirche wieder zur Herrschaft, wie auch im Rheinthal, in Rapperswil und den „freien Aemtern“ des Aargau; in Glarus gewann sie wieder Boden, in Solothurn so ziemlich die Allein- herrschaft. Kaiser Karl hatte sich trotz Zuredens Ferdinands und des Papstes im zweiten Kappeier Krieg neutral verhalten — hauptsächhch wohl aus Rück- sicht auf Frankreich. Organisation des Sehmalkaldener Bundes. Der Bund zerfiel in zavei Kreise, den oberdeutschen und den sächsischen. Die Voll-

9. Neue Zeit - S. 63

1897 - Stuttgart : Neff
Ferdinand keine Hilfe, und als Karls Aufforderung, den Krieg fort- zusetzen, aus Spanien eintraf, war bereits nicht nur infolge der Schlacht bei Lauffen (13. Mai 1584) das Land ganz in den Händen Ulrichs, sondern auch durch Vermittelung Kursachsens der Friede von Kaaden (29. Juni) geschlossen. Die österreichische Afterlehnschaft, die er festsetzte, wurde 1599 aufgehoben, so dass Württemberg auch formell die Reichsunmittel- barkeit wiedererhielt. Der Nürnberger Anstand wurde in Kaaden bestätigt, während Sachsen, Hessen und ihre fürstlichen „Mitverwandten“ Ferdinand zunächst provisorisch als römischen König anerkannten (endgültig Oktober 1585), wogegen Ferdinand den im Nürnberger Anstand genannten Ständen einjährigen Stillstand der schon anhängigen Prozesse zusagte. Entsprechend einer die „Sakramentierer“ ausschliessenden Bestimmung des Kaadener Vertrages wurde in Württemberg die Reformation mit tvesentlich lutherischer Lehre durchgeführt, aber mit ziemlich zwingli’schem Gottesdienst (nach Strassburger Muster). Die Wiedertäufer in Münster. Wie in andern westfälischen Städten, war auch in der Bischofsstadt Münster im Zusammenhang mit erfolgreichem Ankämpfen der Zünfte gegen den Rat Mitte 1532 die neue Lehre durch- gedrungen und zwar in zwingli’scher Richtung. Aber bald errangen aus den Niederlanden eindringende wiedertäuferische Elemente die Oberhand. Anfang 1534 kam der „Apostel“, Schneider Bockelson aus Leyden, dann der „Prophet“ selbst, Jan Mathys aus Harlem, Bäcker, und der einheimische Tuchmacher Bernd Knipperdolling wurde erster Bürgermeister. Wer der Wiedertaufe sich nicht unterzog, musste auswandern. Gütergemeinschaft wurde Ende Februar eingeführt und nach wenigen Monaten Vielweiberei geboten. An Stelle des bei einem Ausfall in tapferem Kampfe gefallenen Mathys wurde Bockelson Prophet des „neuen Jerusalem“, in das niederländisches Proletariat massenhaft herbeiströmte, und Anfang September unter Abschaffung der zwölf Aeltesten „König Johann der Gerechte in dem Stuhl Davids“, Knipperdolling Statthalter. Der König schuf sich eine berittene Leibgarde und lebte in der seit Ende Februar 1534 vom Bischof belagerten Stadt in Saus und Braus. Nachdem ein Sturm abgeschlagen war, wurde die Stadt von September an cerniert, unterstützt wurde der Bischof vom Erzbischof von Köln, dem Herzog von Cleve, Philipp von Hessen, vom oberrheinischen und westfälischen Kreise mit Truppen, von Johann Friedrich von Sachsen (1532 —54) mit Geld. Ihre Einnahme wurde durch Verrat ermöglicht (25. Juni 1535). Johann und Knipperdolling wurden erst An- fang 1536 unter entsetzlichen Martern hingerichtet. Wiedertäuferische Auf- stände waren gleichzeitig in den Niederlanden erfolgt. Die besonneneren und moralisch gesunden Element^ des Wiedertäufertums fasste der Friese Menno Simons (f 1559) zu Gemeinden zusammen, die friedlich ein praktisches, aber weltflüchtiges Christentum mit Verwerfung des Kriegsdienstes, des Eids und der Bekleidung von Aemtern übten (Mennoniten). Die Reformation in Skandinavien. Wullenwever. Die Kalmarische Union wurde 1448 zum erstenmale in Frage gestellt, da Karl Knudson (Karl Viii. bis 1470) sich als König von Schweden wiederholt gegen Christian I. be- hauptete. Der zweite dänische König aus dem Hause Oldenburg, Hans I. (1481—1513), herrschte nur wenige Jahre in Schweden (1497—1502). Den jüngeren Sten Sture, der wegen seines Streites mit dem Erzbischof Troll vom Papst gebannt war, besiegte Christian Ii., der in Dänemark Bürger- und Bauernschaft als Gegengewicht gegen den hohen Adel und Klerus be- günstigte, 1520 und liess bald nach seiner Krönung eine grosse Anzahl Bischöfe, Adelige und Bürger hinrichten („Stockholmer Blutbad“). Um die Macht des hohen Klerus zu beseitigen und den gewaltigen Grundbesitz der Kirche in die Hände des Staates zu bringen, begann Christian iii seinen Reichen kirchliche Reformen.

10. Neue Zeit - S. 133

1897 - Stuttgart : Neff
133 lischen Kirche bei Strafe der Acht, diese wurde 1598 durch spanische und jülich-clevesche Truppen, nicht ohne zahlreiche Austreibungen und Konfiskationen, erzwungen. Ein Nachspiel der Kölner Stiftsfehde, die durch Doppelwahl veranlasste Strass- burger Stiftsfehde (seit 1592) endete damit, dass der Kardinal Karl von Lothringen 1599 vom Kaiser bestätigt wurde und dessen elfjährigen Vetter Leopold (seit 1598 Koadjutor von Passau) zum Koadjutor erhielt; der protestantische Administrator Johann Georg, Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, verzichtete 1604 gegen eine Geldentschädigung. Untergang des livländisehen Ordensstaates. Der Schwertorden hatte sich nach der Säkularisation Ostpreussens vom Deutschorden gelöst. Der Ordensstaat, der die Oberherrlichkeit des Kaisers und des Papstes an- erkannte, war ein loses Gefüge. Neben dem Orden, der dem Namen nach Souverän des ganzen Landes war und unmittelbar den grössten Teil des Ge- biets besass, gab es geistliche Fürstentümer (Riga, Dorpat, Oesel, Reval, Kurland oder Pilten), weltliche Ritter mit grossen Ländereien und selbständige Städte: Riga, Dorpat, Reval. Die sehr abhängige esthnische (finnische) oder lettische Bauernschaft war nicht germanisiert worden. Die Refor- mation der Städte und dann der Ritter steigerte noch den Mangel an Zu- sammenhalt. Auf die Gebiete des Ordens, von deren Zusammenhang mit dem Reiche und deren Unabhängigkeit die maritime Stellung der deutschen See- städte abhing, musste jede Macht ihr Auge werfen, die ein dominium maris Baltici erstrebte; insbesondere waren sie für Russland wichtig als Mittel, um durch den Besitz von Ostseehäfen zu freier wirtschaftlicher Entfaltung zu gelangen, und später als Brücke zum Eingreifen in die mitteleuropäischen Verhältnisse. Iw anderschreckliche (1534—1584), dererste„Tsa r“, der (die bis dahin tatarisch-islamitischen) Kasan und Astrachan erobert, die Don’schen Kosaken unter seine Schutzherrschaft gebracht hatte, und unter dem die Eroberung Sibiriens begann, brach 1558 und 1560 mit gewaltiger Macht im Ordensgebiet ein. Da vom Reiche keine Hilfe kam und Polen, unter dessen Schutz sich der Orden und der Erzbischof von Riga gestellt hatten, nicht ausgiebig half, kamen durch Kauf die Stifter Oesel, Reval und Kur- land an den Dänenkönig, Esthland und Stadt Reval begaben sich 1560 unter die Oberherrschaft schwedens, und der Heermeister I Gothard von Ketteier übergab 1561 Livland an Polen und be- hielt das Gebiet links der Düna als erbliches Herzogtum Kurland unter polnischer Oberlehnshoheit, Iwan blieb Narwa. Die Kämpfeiwans gegenpolenund seine Verbündeten, Däne- mark und Lübeck, später Schweden, endeten damit, dass Russland 1582 in einem durch den Jesuiten Poissevin vermittelten zehnjährigen Waffen- stillstand mit Polen alle livischen Besitzungen und in einem dreijährigen Waffen- stillstand mit Schweden Esthland und Earwa aufgab. Das Reich hatte für das bedrängte Deutschtum dieser Gebiete so gut wie nichts gethan. Der Kampf zwischen Schweden und Polen, der vor allem durch den Streit um [ diese Gebiete verursacht war, ermöglichte es später den Moskowitern, sich [ hier festzusetzen. Die Türkenkriege. Ungarn und Siebenbürgen. In einem auf i acht Jahre geschlossenen Frieden trat Ferdinand 1562 an Zäpolya Sieben- bürgen, an die Türkei Temeswdr (zweites Paschalik) ab und verpflichtete sich zur Tributzahlung. Nach seinem Tode verursachten Kämpfe Zäpolyas gegen Max einen grossen Angriff Solimans, der vor dem durch Zriny heldenmütig
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