A. Die Thüringer Mulde.
23
können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit
wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen,
Vorhängen, Säulen usw.
Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache.
Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten
Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser
im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat
nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke
sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden.
fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders
die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes,
enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht
mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei
Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des
rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte.
Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage:
Der Mägdesprung.
Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen.
In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler
Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des
Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der
Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von
einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts
wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe-
gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten.
Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is-
länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern.
Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten.
Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte.
Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber-
springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit-
pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang
ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke,
und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm,
du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber.
Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge
flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige
Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben.
Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit
Tochter und Eidam aus.
fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge
auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n.
Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche
Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um-
gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder-
findet.
Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
A. Die Thüringer Mulde. 65
Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter-
lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie
war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne
auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges
gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen.
Der Edelacker.
Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen
Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn.
Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte
sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden
bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den
Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die
Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze
Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören.
hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die
wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln-
blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer
habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die
Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang
und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried,
ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend.
3. Die Gothaer Mulde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken
bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand
der Höhenzug der hörselberge.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist
an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen,
fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge
Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Hermann
A. Die Thüringer Mulde. 31
Stifte Gernrode von eigner Hab,
Daselbst man sieht noch heut mein Grab."
Markgraf Gero hatte zur Zeit Vttos des Großen mit starker Hand die wenden ge-
demütigt. Die Wendenfürsten trachteten ihm deshalb nach dem Leben. Der schlaue
Gero merkte das. Er beschloh, ihrem heimtückischen Treiben mit einem Male ein Ende
zu machen. Darum lud er 30 Wendenfürsten zu einer Ratsversammlung auf seine Burg
Gersdorf (Gerodorf, Gernrode), hier ließ er ein üppiges Mahl auftragen und lud fleißig
zum Trinken ein. Als die Fürsten trunken waren, wurden sie von Geros Freunden
niedergehauen. Don Gewissensbissen gequält, baute Gero später die Stiftskirche.
b) Zm harz liegen außer den genannten Bergstädten:
1. Andreasberg. Es hatte früher große Silberbergwerke. Der Bergbau wird
aber jetzt nicht mehr betrieben, weil er wegen des billigen Silberpreises nicht mehr
lohnt. Die Stadt ist deshalb Luftkurort und wintersportplatz geworden. Sie ist der
Haupthandelsplatz für Kanarienvogel und hat Streichholzfabriken und Spitzenklöppelei.
2. In Bennecken st ein verfertigen die Bewohner allerhand holzwaren, besonders
Streichhölzer, und treiben damit einen schwunghaften Hausierhandel.
3. Harzgerode, d. i. den Wald gerodet, treibt Ackerbau, Bergbau auf Silber,
Kupfer, Eisen und hat Schieferbrüche.
c) Am Südrande des Dorharzes liegen:
1. Eisleben (25), Sitz der Mansfelder Gewerkschaft, hier ist Luther am 10. Hov.
1483 geboren und am 22. Febr. 1546 gestorben. Auf dem Marktplatze hat man ibm'eirt
schönes Denkmal erbaut.
2. Mansfeld hat ein prächtiges Schloß. In Mansfeld lebte Luthers Dater als
Bergmann, hier hat Luther seine erste Jugendzeit verlebt.
Mansfeld.
wie der Name Mansfeld entstanden ist, erzählt folgende Sage: Kaiser Heinrich Iv.
hatte in der Mansfelder Gegend sein Hoflager aufgeschlagen. Da bat sich einer seiner
Mannen ein Stück Feld zum Eigentum aus. Das sollte so groß sein, daß er es mit einem
Scheffel Gerste umsäen könnte. Der Kaiser bewilligte dem tapferen Ritter die Bitte.
Der nahm den Scheffel Gerste vor sich auf das Roß. Im schnellsten Fluge umritt er das
gewünschte Land. Dabei fielen die Gerstenkörner einzeln aus einer kleinen Öffnung
im Sacke heraus. Als der Sack leer war, hatte er die Grenzen der Grafschaft Mansfeld
umsät. Der Kaiser merkte die List. Doch er sagte: „Gesagt ist gesagt! Das ist des Mannes
Feld!" Daher rühren der Rame Mansfeld und die Gerstenkörner im gräflichen Wappen.
Die Himmelfahrtsdörfer.
Im Mansfelder Lande liegen auch die .himmelfahrtsdörfe t". Daran
knüpft sich folgende Sage: Der Landgraf Ludwig von Thüringen war mit dem Kaiser
ins heilige Land gezogen. Seine Gemahlin Elisabeth ließ er unter dem Schutze seines
Bruders auf der Wartburg zurück. Nach einigen Jahren verbreitete sich das Gerücht,
der Landgraf sei gestorben. Da trieb der hartherzige Schwager die fromme Elisabeth
trotz harter Winterkälte aus dem Lande. Eines Abends kam sie mit ihrer Amme Gertrud
nach Gorsleben im Mansfelder Lande. Da nahm sie der Bauer Hans gastfreundlich in
sein Haus auf. Als er hörte, wie traurig es der hohen Frau erging, beherbergte er sie
den ganzen Winter hindurch. Er tat alles, was er den beiden Frauen von den Augen
absehen konnte. Da kam Himmelfahrt heran, wie die anderen Leute, war auch die
Landgräfin mit ihrer Amme sehr früh auf einen Berg gestiegen, um den Aufgang der
Sonne zu beobachten. Eben sandte die Sonne ihre ersten Strahlen zur Erde, plötzlich
vernahmen sie Hufschläge. Als sie sich umblickten, hielt vor der Gräfin ihr Gemahl.
Beide sanken voller Freude einander in die Arme. Dann führte Elisabeth ihren Gemahl
zu den guten Leuten in Gorsleben. Aus Dankbarkeit erließ der Graf den Einwohnern
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Extrahierte Personennamen: Gero Gero Geros Gero Andreasberg Harzgerode Luthers_Dater Bergmann Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_von_Thüringen Ludwig Elisabeth Gertrud Hans
A. Die Thüringer Ittuiöe.
5
w i e konnten die harten Kelsen verwittern?
Die Sonne hatte sie bis ins Innerste durchwärmt. Kalte Gewitterregen prasselten
hernieder und kühlten sie schnell ab. Dadurch entstanden zarte Risse und Spalten. In
sie sickerte das Regenwasser ein, wusch die wände der Risse ab und vergrößerte sie
dadurch. Die Zeuchtigkeit in den Rissen fror im Winter zu Eis. Das Eis nimmt aber
einen größeren Raum ein als das Wasser. Es dehnte sich aus und sprengte Steinsplitter
und Zelsbrocken ab. Die fielen in die Täler. Mächtige Regengüsse führten den ver-
Witterungsschutt, groben Kies, Sand und Schlamm, aus den Tälern heraus. Er bildete
Ablagerungen von R o t l i e g e n d e m. Vas Rotliegende ist ein roter Sandstein,
der immer unter den Schichten, die Erze tragen, liegt. Es nimmt den größten Teil
des nordwestlichen Thüringer Waldes ein. In dieser Zeit brachen wieder mächtige
vulkanische Massen unter gewaltigem Donnern und Blitzen hervor und überdeckten
vielfach das Rotliegende. Es entstand der Porphyr. Mit dem harten, meist rot-
braunen Gestein werden Straßen gepflastert. Oie höchsten Kuppen, wie Beerberg und
Jnselsberg, sind daraus aufgebaut. Über dem Rotliegenden hat sich der Z e ch st e i n
abgelagert. Er heißt so, weil in ihm Bergwerke oder Zechen angelegt sind. Zu ihm
gehören Gips, Steinsalz, Kupferschiefer. Er enthält bei Schmalkalden und Suhl Eisen-
erze, bei Ilmenau Kupfererze. Km Kuße des Gebirges liegt meist Buntsandstein.
Man nennt ihn so, weil er rötliche, gelbliche, weiße oder bräunliche Farbe hat, also
bunt aussieht.
ver Thüringer Wald besteht demnach aus Gesteinen von verschiedener Festigkeit,
harten und weicheren. Oie weicheren verwittern leichter als die harten. Dadurch ent-
stehen wunderbar geformte Kelsen, schrpff abfallende Schluchten und tief eingegrabene
Täler. Sie erhöhen die landschaftlichen Reize des Gebirges.
4. Rlima.
a) Temperatur. Wenn wir auf einen Berg steigen, so bemerken wir:
3e höher wir steigen, desto kälter wird es. Denn die oberen Luftschichten sind
dünner als im Tieflande. Sie können deshalb nur wenige Wärmestrahlen auf-
nehmen. Auch vom Erdboden können sie nicht so viel Wärme erhalten wie die
unteren Luftschichten, denn sie liegen von der Wärmequelle, der Erde, weiter
entfernt. Darum herrscht auf den höhen des Thüringer Waldes eine rauhe
Luft. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 4°. 3n den Tälern ist es milder,
weil die Berge die rauhen Winde fernhalten.
b) Niederschläge. Oer Thüringer Wald hat viel Niederschläge,
besonders bei Westwinden. Oiese Winde kommen vom Nieere und bringen
viele Wasserdämpfe mit. Oas sind leichte, luftige Gestalten. Sobald sie an das
Gebirge stoßen, sind sie neugierig wie Kinder. Sie möchten gern wissen, wie
es auf der anderen Seite des Waldes aussieht. Sie steigen deshalb in die höhe.
Aber diese Kletterei bekommt ihnen übel. Oben gelangen sie in kältere Luft-
schichten. Oie Kälte können sie aber nicht vertragen. Sie verlieren ihre luftige
Gestalt, und vor Schmerz zerfließen sie in Tränen- die fallen dann als Negen,
Nebel und Schnee auf die höhen und Abhänge des Gebirges. Solche Negen
heißen Steigregen. Oie mittlere Regenmenge steigt auf den höchsten Bergen
bis 120 mm. Don Gewittern haben die Ortschaften in den Tälern mehr zu
leiden als die höher gelegenen. Oenn die Gewitterwolken gehen meist tief.
Im Winter gibt es auf den höhen viel Schnee. Oa hat der Schneepflug viel
zu tun. Nlanche Häuschen sind bis an die Zensier im Schnee vergraben. An
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8 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Segensengel wandelte sie in die Hütten der Armut und Krankheit und spendete Nahrung
und Trost. Als aber ihr frommer Gatte auf einem Kreuzzuge nach dem heiligen Lande
in Italien starb, wurde sie in rauher Vinterszeit mit ihren vier Kindern von der Wart-
burg vertrieben. In bitterer Armut beschloß sie mit 24 Jahren ihr tugendreiches Leben.
«Es ist im Mai 1521. Da wird die Stille der Burg um Mitternacht plötzlich rauh
unterbrochen. Die Zugbrücke rasselt nieder. Das Tor tut sich auf. Im Zackelschein sprengt
ein Reitertrupp herein und führt einen Gefangenen mit sich. Ein Mönchlein ist's. Das
Angesicht ist hager und bleich. Doch hehrer Glaubensmut strahlt aus den tiefen Augen.
Martin Luther ist's, dem der weise Kurfürst hier trotz Kaisers Acht einen trauten
Zufluchtsort bereitet hat." hier hat Luther angefangen, die Bibel zu übersetzen.
Über die Zugbrücke, durch das dunkle Torgewölbe treten wir in den Hof
der Wartburg. Links und rechts laufen die Verteidigungsgänge den Hof ent-
5lbb. 7. Wartburg. (Nach einer Photographie von Sontag, Erfurt.)
lang. Rechts liegt das Ritterhaus mit dem einfachen Lutherstübchen. Im innern
Lurghofe erhebt sich der Bergfried mit einem Kreuz auf der Spitze. Links davon
liegt neben der Kemenate, der Wohnung der Landgräfinnen, das Landgrafen-
Haus oder der palas mit herrlichen Säulen- und Logenhallen. Daneben ist
die Lurgkapelle.- Im oberen Geschoß nimmt uns der glänzende Kestsaal auf.
hier fand der Sängerkrieg statt. Im Waffensaal starren uns von allen Seiten
geharnischte Ritter zu Kuß und Roß, Lanzen, Speere und gewaltige Schwerter,
Panzerhemden und Helme entgegen.
Ein reizvolles Tal ist das T r u s e n t a l südlich vom Inselsberg. Wild
übereinandergetürmte Granitfelsen treten bis an die Straße heran. Manche
stehen senkrecht wie Säulen, andere hängen über und treten dem Wanderer
beängstigend nahe. Mächtige Zelsblöcke haben sich losgerissen und sind in das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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20
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
liefert noch magere Erträge. Auch der Laubwald will nicht recht gedeihen.
Darum gibt es fast nur Nadelwald. Wohl aber begünstigen die reichen Nieder-
schlage und die fruchtbare Ackerkrume den Wiesenbau.
Oer Unterharz liegt bedeutend niedriger. Darum hat er milderes Klima,
hier gedeihen deshalb die herrlichsten Laubwälder. Oer Waldboden ist mit
Beerensträuchern reich bedeckt. Zwischen den Wäldern liegen üppige Wiesen
und zahlreiche Getreidefelder eingebettet. Selbst Gemüse und Vbst geben noch
befriedigende Erträge.
5. Bewässerung und landschaftliche Schönheiten. Oer harz ist reich
bewässert, denn er hat infolge seiner höhe viele Niederschläge, va der harte
Kelsboden das Wasser nicht eindringen läßt, haben sich Hochmoore gebildet,
vas größte Hochmoor ist das Brockenfeld. Es ist das Hauptquellgebiet des Harzes,
von ihm eilen nach allen Seiten viele Gebirgsflüsse hinab. Die Klußtäler sind
in der Nähe der Quellen meist flache Nlulden. Je näher sie aber dem Kuße des
Gebirges kommen, desto^ stärker wird ihr Gefälle, desto größer ihre Kraft, desto
tiefer graben sie ihr Bett ein. Ihre Täler sind daher meist eng. Sie müssen sich
zwischen den Kelsblöcken einen Weg suchen. Oabei treten ihnen mächtige Granit-
blöde in den Weg, die sie nicht umgehen können. In kühnem Sprunge stürzen
die Wasser über die Kelsen hinweg und bilden Wasserfälle. Einen er-
hebenden Anblick gewähren die harzwasser zur Zeit der Schneeschmelze. Mit
Oonnergebrüll wälzen sie dann ihre trüben Kluten wildschäumend über Granit-
blöde und querliegendes Bruchholz hinweg. Mit Kiesenarmen ergreifen sie die
Kelstrümmer und führen sie in die Täler. Oie Klüsse des Gberharzes führen
ihr Wasser meist der Weser, die des Unterharzes der Elbe zu.
Eines der schönsten Täler des Gberharzes ist das O k e r t a l. Es gräbt
sich tief in den Granit ein, bildet daher reizende Kelspartien zu beiden Seiten
und den prächtigen Wasserfall bei Nomkerhall. In der Nähe des Schneelochs
auf dem Brocken entspringt die liebliche Ilse. In engem Kelsental trippelt
und hüpft sie plätschernd von Stein zu Stein. Bald zwängt sie sich mit jugend-
licher Kraft durch einengende Kelsen, bald springt sie lustig über sie hinweg und
bildet die berühmten Ilsefälle. Lei ihrem Austritt hat sie die Granitmassen
des Gebirges durchsägt und ein enges Kelsentor geschaffen. Oer Kelsen auf
dem rechten Ufer ist der I l s e n st e i n.
Prinzessin Ilse.
hier oben stand der Sage nach das Schloß des Königs Ilsung und der schönen
Prinzessin Ilse. Am Kuße des Berges wohnte eine Zauberin mit ihrer häßlichen Tochter.
Einst kam ein Ritter durch das Tal. Den suchten die bösen Zveiber zu bewegen, bei ihnen
zu bleiben. Er kehrte aber in Ilsungs Schlosse ein. Oie schöne Ilse wurde sein lveib.
Aber nun rächte sich die böse Zauberin an dem Ritter. Zttit Hilfe des Höllenfürsten
sandte sie gewaltige Wassermassen vom Brocken herab gegen Ilsungs Schloß. Sie durch-
wühlten den Kelsen, so daß er mit dem Schlosse zusammenstürzte. Nur Ilse rettete sich
aus den Kelsen, der noch heute steht. Dort wohnt sie seitdem. Ruhelos durchwandert
sie die Talschlucht, um ihren ertrunkenen Gemahl zu suchen, Wer ihr begegnet, dem
schenkt sie Reichtümer, wehe aber dem, der sie neckt. Den verwandelt sie in eine alters-
graue Tanne am steilen Kelsenhang.
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A. Die Thüringer Mulde. 27
Abb. 21. Hundejunge. (Nach einer Photographie von Spieß, Eisleben.)
Venn sie konnten im Dunkeln nicht zurück, weil der Schacht so gefährlich war. Auf einmal
sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht. Oa§ kam ihnen entgegen. Da freuten sie
flbb. 22. Gruppe von Bergleuten. (Nach einer Photographie von Lpieß, Etzleben.)
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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6
7. Die Religion. Unsere Vorfahren dachten sich die ganze Natur voll gttlicher Wesen. Auf den Bergen hausten gewaltige Riesen-in Wald und Busch, in Wiese und Heide walteten die flinken Elbentief unten in Hhlen und Bergen wirkten migestaltete Zwerge. Wenn der Sturm der Wald und Heide fegte, dann sahen die Germanen in den Wolken ihren Hauptgott, den Wodan, daherfahren. Sie erkannten deutlich seinen langen Bart, seinen Sturmhut und sein eines Auge. Wenn die Blitze zuckten und der Donner grollte, dann schauten sie ganz genau Donar oder Thor, wie er mit feurigem Haar und Bart auf rasselndem Wagen durch die Lfte fuhr und seinen gewaltigen Hammer auf die Erde warf. An ihn erinnert noch der Donnerstag.
Wodans Gemahlin war Freia. Sie beschtzte Familie, Haus und Herd. Ihr war der Freitag gewidmet. Die Gttin Nerthus oder Hertha fuhr alljhrlich auf ihrem heiligen Wagen durch die Fluren; wo sie vorbei-gekommen war, da wuchs das schnste Korn.
Vor den Gottheiten hatte der Germane groe Ehrfurcht. Ihnen brachte er seine Opfer dar, um sich ihre Gunst zu erkaufen. Mitten im Walde unter einer heiligen Linde oder Eiche stand ein steinerner Altar. Fr den Gott opferte er dort gern das Beste, was er an Vieh hatte. Bei solchen Gelegenheiten schonte der Germane auch sogar nicht seinen Liebling, das Pferd. Vom Fleische der Opfertiere aen dann alle Anwesenden. Manch-mal bluteten auch verhate Feinde auf den Altren.
Wollten die Germanen die Zukunft wissen, so fragten sie weise rauen oder sie warfen Runenstbchen auf weiem Tuche. Diese tbcheu waren aus Buchenholz und mit geheimnisvollen Zeichen versehen. Aus diesen whlten sie drei aus und deuteten die Zeichen auf ihnen.
Starb der Germane, so lie ihm die Sippe ein Grab aus Steinplatten herrichten. In ihm wurde der Tote mit seinen Waffen beigesetzt. Man gab ihm auch allerhand Schmuck mit, den er besonders gern angelegt hatte; sogar Speise und Trank fgte man fr die Reise ins Jenseits'bei. Dann wurde eine Steinplatte darauf gelegt, und der ihr wlbte sich ein groer Hgel. Solche Grber sind noch zahlreich vorhanden: sie heien beim Volke Hnengrber. In spterer Zeit verbrannte man die Toten und setzte ihre Asche in Urnen bei. Daher findet man in den Hnengrbern meist steinerne Waffen, in den Urnengrbern hufiger solche von Bronze.
Ii. Die Germanen als Nachbarn des Hmerreiches*
1. Friedliche Zeiten. Der Limes*) schtzte das Rmerreich viele Jahr-zehnte wie ein fester Damm gegen die Germanengefahr. Da sich nnsre Vorfahren aber sehr stark vermehrten, reichte ihr Gebiet fr die vielen Leute nicht aus. So muten sie nach der andern Seite hin Land zu gewinnen suchen. Ihre Scharen drangen nach Osten bis in die heutige russische Steppe vor. Dort bauten sie leichte Holzhuser, die schnell wieder ab-
*) Vergl. Teil Ii, Seite 80.
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In aller Stille rstete der Sachse ein Heer und rckte dann in Eil-Mrschen auf Innsbruck los, wo Karl ohne Truppen weilte. Bei Nacht flchtete dieser aus der Stadt. Von Gichtschmerzen geqult, konnte er kein Pferd besteigen; Diener trugen ihn in einer Snfte der den Brenner bis nach Krnten.
14. Der Religionsfriede zu Augsburg. 1555. Den beiden Gegnern war Karl nicht gewachsen; Er berlie es seinem Bruder Ferdinand, den Streit zu Ende zu führen. Nach langen Verhandlungen kam es 1555 zum Religionsfrieden zu Augsburg. Durch ihn wurden das lutherische und das katholische Bekenntnis in Deutschland gleichberechtigt. Doch hatte nicht jeder einzelne Deutsche das Recht, die Religion zu whlen; die Fürsten und die Obrigkeiten der Reichsstdte sollten sie fr ihr Gebiet bestimmen. Wer von den Untertanen sich ihnen nicht fgen wollte, durfte aus> wandern.
Eine andere Bestimmung dieses Friedens betraf die geistlichen Frstentmer. Ferdinand setzte durch, da diese der katholischen Kirche vorbehalten wurden, da also keines von ihnen mehr evangelisch gemacht werden drfe. Wenn ein Bischof zur neuen Lehre bertrat, so mute er sein Frstentum aufgeben. Die Protestanten aber erkannten diese Bestimmung nicht an, sondern erklrten, sie wrden alles daran setzen, diese Gter zu gewinnen. So ward diese Bestimmung eine Quelle bestndige Haders zwischen den Anhngern beider Bekenntnisse.
15. Luthers Tod. Karls V. Ausgang. Luther hatte den Schmalkaldischen Krieg und die ihm folgenden Wirren nicht mehr erlebt. Er starb 1546 zu Eisleben, wohin er trotz schweren krperlichen Leidens gereist war, um einen Streit zwischen den Mansfelder Grafen zu schlichten. In der Schlo-kirche zu Wittenberg liegt er begraben.
Karl V. war von all den Mhen und Mierfolgen seines Lebens vor der Zeit alt geworden. Mde und gebrochen legte er 1556 die Regierung nieder. In Deutschland folgte ihm sein Bruder Ferdinand; alle brigen Besitzungen, Spanien, die Niederlande und die Kolonien, bergab er seinem Sohne Philipp. Daun zog er sich in die Einsamkeit des spanischen Klosters San Dste zurck. Zwei Jahre nach seiner Abdankung starb er.
Ii. Die Reformation in der Schweis.
1. Ulrich Zwingli. Wie Luther in Deutschland, so wirkte Ulrich Zwingli in der Schweiz. Er stammte aus Wildhaus und war zuletzt Pfarrer am Groen Mnster zu Zrich. In den meisten Lehren stimmte er mit Luther berein; dagegen hatten beide vom Abendmahl eine Oer* fchiedene Auffassung.
Um eine Spaltung zu verhindern, lud der Landgraf Philipp von Hessen die Reformatoren zu einem Religionsgesprch nach Marburg ein. Hier verhandelte sie mehrere Tage; aber zur Einigung kam es nicht. Zwinglis Lehre setzte sich zunchst in Zrich durch. Auch mehrere andre
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karls_V. Karls_V. Karl_V. Karl_V. Ferdinand Philipp Philipp Ulrich_Zwingli Ulrich_Zwingli Philipp_von_Hessen Philipp Zwinglis
Extrahierte Ortsnamen: Eil-Mrschen Deutschland Wittenberg Deutschland Spanien Niederlande Deutschland Schweiz Wildhaus Marburg
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9. Kreuzzug und Tod. Friedrichs blonder Bart war allmhlich grau geworden; aber der greise Held fhlte sich noch frisch wie ein Jngling. Da kam die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch die Trken. Der Kaiser hielt es fr seine Pflicht, die heilige Stadt den Hnden der Unglubigen zu entreien. Schon zum folgenden Osterfeste berief er die Groen des Reiches zur Beratung nach Mainz. Fr ihn war ein prchtiger Sitz an erhhter Stelle hergerichtet worden. Aber er weigerte sich, ihn einzunehmen. Er gehrt Christus", sagte er, der mitten unter uns weilt, wenn wir ihn auch nicht sehen", und nahm auf einem gewhnlichen Stuhle Platz. Unter groer Begeisterung wurde der Kreuzzug beschlossen.
Die Trmmer der Barbarossaburg zu Gelnhausen an der Kinzig, in der Friedrich gern weilte.
Bald zog der Kaiser an der Spitze eines wohlgersteten Ritterheeres nach dem Morgenlande. In der Wste von Kleinasien rafften im Sommer 1190 Hitze und Durst viele Menschen und Pferde dahin. Unaufhrlich brachen die leichten trkischen Reiter aus ihren Verstecken hervor und taten den Kreuzfahrern vielen Schaden. Aber in einer Schlacht gegen die Unglubigen blieben die Christen Sieger. Nun glaubten sie alle Gefahr berstanden zu haben. Der Kaiser jedoch sollte das Ziel seiner Fahrt nicht sehen. Staub-bedeckt und erhitzt war der alte Held dem Heere an den Gebirgsflu Saleph vorangeeilt. Er gedachte sich durch ein Bad zu erfrischen. Seine Begleiter wollten es nicht dulden, denn das Wasser des Flusses war eiskalt; aber er strzte sich doch hinein. Da fate ihn der Strudel und ri ihn in die Tiefe.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich