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1. Die alte Geschichte - S. 216

1899 - Langensalza : Gressler
216 mit in die Abgründe hinunterrissen, und endlich die siebenunddreißig schwerfüßigen Elefanten, die bei jedem Schritte weiter zu gehen sich sträubten! Wahrlich, Hannibal ist zu bewundern, daß er dennoch den Übergang versuchte, und noch mehr, daß er ihn wirklich glücklich durchführte. Nach neun Tagen eines äußerst mühseligen Marsches erreichte man die Spitze des Gebirges.*) Obgleich hier alles mit tiefem Schnee bedeckt war, mußte man doch zwei Tage rasten, um sich etwas zu erholen. Von hier zeigte Hannibal den schon ganz mutlosen Soldaten die herrlich grünenden Gefilde Oberitaliens, „Seht," sprach er, „das ist alles euer, wenn ihr willig noch die kleine Mühe des Hinuntersteigens überwunden habt. Dorthin liegt Rom, die reiche Hauptstadt; bald werden wir vor ihr stehen." Diese Worte thaten Wunder. Tie Soldaten vergaßen alle überstandenen Leideu und die schneeigen Gipfel, auf denen sie standen, und dachten nur an die Herrlichkeiten Italiens. Aber so ganz leicht war das Hinuntersteigen nicht, wie sie es gedacht hatten. Der Weg wurde zuweilen so steil, daß kaum die Menschen durch Anhalten an Gesträuchen sich hinunterwinden konnten, die Pferde und Elefanten aber hinunterrutschen mußten; ja, einmal gähnte ihnen ein sürchter- j licher Abgrnnd entgegen. Was war zu thun? Zurück konnte man nicht mehr. Ta ließ Hannibal einen Schneckenweg durch die Felseu hindnrchhauen. was wieder entsetzliche Arbeit verursachte. Endlich nach sünszelm Tagen hatten die ausharrenden Karthager das hohe Gebirge glücklich hinter sich, und Oberitalien lag vor ihnen. Aber wie war das schöne Heer zusammengeschmolzen! Kanm die Hälfte war noch übrig. Doch der kühne Führer hatte in kurzer Zeit die Lücken in seinem Heere durch gallische Hilfsvölker ergänzt, und als ihm die beiden römischen Konsuln Pnblius Cornelius Scipio und S e in- | prouius mit ihren Heeren entgegenrückten, schlug er erst den einen am Ticino, dann beide zusammen an der Trebia (218). *) Wo er überging, ist trotz vieler Untersuchungen noch nicht mit Gewiß- I heit ermittelt worden.

2. Die alte Geschichte - S. 220

1899 - Langensalza : Gressler
220 großes Wehegeschrei: aber der Senat benahm sich dabei recht männlich. Er verbot alles Lärmen und Jammern auf den Straßen, schickte gleich einen andern Feldherrn mit einem schnell ausgehobenen Heere den Karthagern entgegen und gab den Gesandten Hannibals, welche Friedensvorschlüge machten, znr Antwort, solange ein Karthager noch in Italien sei, würden sie an keinen Frieden denken. Dieser Mut in der Gefahr hat Rom allein gerettet. Hannibal rückte zwar einmal bis in die Gegend von Rom und setzte dadurch die Furchtsamen in solchen Schrecken, daß sie ihn in Gedanken schon in der Stadt sahen. Aber die Stadt wirklich anzugreifen, wagte er doch nicht. Er konnte es auch nicht; denn sein Heer schmolz von Tag zu Tage mehr, und der Senat von Karthago schickte ihm keine Unterstützung, weil man dort fürchtete, er möchte, wenn er Rom bezwänge, am Ende sich zum Herrscher seiner Vaterstadt machen. Daher wurde nun auch der treffliche Feldherr vou den Römern immer weiter zurückgedrängt, und zuletzt wagte es gar ein unternehmender römischer Konsul, Claudius Marcellus, den man das Schwert Roms nannte, so wie Fabius Cunctator das Schild Roms hieß, nach ©teilten überzusetzen und das mächtige Syrakus anzugreifen. Die Sicilianer hatten sich nämlich gegen die Römer empört, und der Abfall griff immer weiter um sich. Aber hier zeigte es sich recht, wieviel oft ettt einziger Mann vermag. In Syrakus lebte damals Arch inte des, ein Mathematiker, der allein durch die von ihm erfundenen Maschinen Marcellus lange Zeit abwehrte. Daß er Brennspiegel hatte, mit denen er einen Teil der römischen Schiffe im Hafen verbrannt haben soll, ist wohl übertrieben; aber er hatte eine Art eiserner Haken erfunden, die an einem Stricke, der wieder oben an einem Balken befestigt war, auf die feindlichen Schiffe herabgelassen wurden, deren Vorderteil wie mit einer Hand umklammerten, in die Höhe zogen und dann das Schiff mit aller Gewalt fallen ließen, so daß das Hinterteil tief ins Wasser sank. Mit andern Maschinen schleuderte er einen Hagel von Pfeilen und ungeheuren Steinen auf die Schiffe, die unter der Last zertrümmert wurden. Dennoch nahm endlich Marcellus die Stadt durch Überrumpelung ein und befahl dabei ausdrücklich den Soldaten, den

3. Die alte Geschichte - S. 48

1899 - Langensalza : Gressler
48 bis an den Hellespont zog. Hier hatte sich schon früh der Gesang ausgebildet, dazu ausgezeichnete Sänger, von denen außer Orpheus noch Linos und Musäos, welche Griechenland durchzogen, und auf dem Pindos, Parnassos und Helikon ihre Sängerschulen gehabt haben sollen. Daher vielleicht die Sage, daß diese Berge Mufensitze gewesen seien. — Vou des Orpheus herrlichen Tönen sprechen die Dichter mit Entzücken. Wenn er spielte und sang, legten sich schmeichelnd die wilden Tiere zu feinen Füßen nieder, die Gipfel der Bäume neigten sich horchend zu ihm herab, und selbst die sonst unempfindlichen Steine folgten seinen Schritten nach, wie bei Am-phion. Recht rührend schön ist die Mythe von seiner Liebe zu seiner Frau Eurydice. Sie wurde von ihm aufs innigste geliebt; da sank sie, von einer giftigen Schlange gebissen, ins Grab. Orpheus war in dumpfer Verzweiflung; ohne sie vermochte er nicht zu leben; da suchte und fand er den Weg in die Unterwelt an der südlichsten Spitze des Peloponnes. Indem er mit kunstreicher Hand in die goldenen Saiten der Lyra griff, trat er in das düstere Schattenreich, wo sich zum erstenmal Freude und Entzücken verbreitete. Die zu ewigen Strafen Verurteilten horchten auf und vergaßen auf kurze Zeit ihre Pein. Sifyphos hielt ein. den Stein bergan zu wälzen, und fetzte sich auf denselben, den süßen Tönen zu lauschen; Jxions Rad wurde gehemmt; Tantalos vergaß seinen Hunger und Durst, die Danaiden hörten auf zu schöpfen, und alle übrigen Verbrecher ruhten von ihrer Qual. Selbst die scheußlichen Furien vergossen die ersten Thränen sanfter Rührung, und Pluton und Persephone vermochten nicht, dem herrlichen Säuger die Bitte um Zurückgabe feines Weibes abzuschlagen. „Gut!" sprach Pluton; „du sollst sie haben; aber nur, wenn du deine Neugierde zähmst und dich nicht eher nach ihr umstehst, bis du die Oberwelt erreicht hast." Orpheus war entzückt, er versprach alles. Schon war er dem Ende des dunkeln Orkus nahe, schon dämmerten ihm die Strahlen des Sonnenlichts entgegen — da stieg der leise Argwohn in ihm auf, ob sie wohl auch hinter ihm fei. Schnell wandte er den Blick, aber nur um sie verschwinden zu sehen. Er hatte fein Gelübde gebrochen: sie sank in den Orkus zurück und blieb ihm nun unabwendbar

4. Die alte Geschichte - S. 123

1899 - Langensalza : Gressler
123 hier war Themistokles die Seele des Ganzen. Er schickte Boten durch ganz Griechenland von Stadt zu Stadt und trieb ihre Einwohner an, sich zu rüsten, Mannschaft und Schiffe zu schicken und vor allen Dingen einig zu sein. Viele folgten seinem Rate, aber hier und da ging man nicht auf seine Ratschläge ein. Endlich wogten die Perser immer näher heran; ohne Widerstand rückten sie vor bis an das eigentliche Griechenland. Da fanden sie den ersten Aufenthalt. Hier führte damals ein einziger fahrbarer Weg durch das Gebirge hindurch, der Paß von Thermopylä. Er war ziemlich lang und dabei sehr eng; an der engsten Stelle konnte nur ein Wagen fahren. Auf der einen Seite stieg eine hohe Felswand empor, auf der andern war ein tiefer Morast, der bis zum Meere reichte. Hier hatte sich ein kleines Heer von 8000 Mann ausgestellt, meist Pelo-ponnesier, unter ihnen 300 auserlesene Spartaner mit ihrem Könige Leonidas. Da brausten die Perser heran; die Spartaner aber freuten sich auf den Kampf wie auf einen Festtag. Sie schmückten sich das Haar, bekräuzten sich und erwarteten den Angriff. Noch zögerte Xerxes; denn er konnte es sich nicht als möglich denken, daß ein solches Häuflein wirklich Widerstand wagen würde, und ließ ihnen vier Tage zur Besinnung Zeit. Nach deren Verlaus befahl er den Angriff. Der persische Haufen wurde gleich zurückgeschlagen, einem zweiten ging es nicht besser. Selbst die sogenannten Unsterblichen, die Auserlesensten im persischen Heere, setzten vergebens an und deckten mit ihren Leibern den Wahlplatz. Serres sah von fern zu und stampfte mehrmals vor Unwillen auf den Boden. Am folgenden Tage ließ er wieder neue Truppen anrennen. Vergebens! Die Spartaner standen wie die Mauern, und ganze Hügel von persischen Leichen lagen schon vor ihnen. Schon hofften sie, den Persern die Lust, weiter einzudringen, verleitet zu haben, als sie auf einmal die erschütternde Nachricht erhielten, daß sie vom Feinde umgangen seien und daß dieser bald in ihrem Rücken erscheinen würde. Es war nämlich ein griechischer Verräter — Ephialtes hieß der schändliche Mensch — zu Xerxes gekommen und hatte sich für eine Belohnung anheischig gemacht, auf einem einsamen Fußwege, den nur die Umwohner kannten, über das Gebirge Öta einen Haufen

5. Die alte Geschichte - S. 311

1899 - Langensalza : Gressler
311 Stellen des Berges Feuerströme heraus; Flammen durchzuckten die Finsternis; denn es war nun Nacht geworden. Pliuius legte sich, obgleich die Gefahr immer größer wurde und die Flammen immer gräßlicher aufschlugen, ruhig zu Bett, während alle übrigen wach blieben und von Zeit zu Zeit ängstlich hiuaussabeu. Nach einigen Stunden aber mußte man ihn wecken: denn die Asche und die Steine fielen so dicht, daß man fürchtete, die Thür seines Zimmers möchte zuletzt dadurch versperrt werden. Nun wurde überlegt, was zu machen sei. Tie Erde sing an, immer heftiger zu schwanken; jeden Angenblick besorgte man den Einsturz des Hauses, und doch midi wagte man sich nicht ans demselben, weil die glühenden Steine immer dichter herabfielen. Endlich wurde der Ausbruch beschlossen. Jeder band sich ein Kopfkissen aus den Kopf, um die Steine abzuwehren, und nun ging die Reise durch die stockfinstere Nacht, die Sklaven mit Fackeln voraus. Als der sehr starkbeleibte Mann, auf die Schultern zweier Sklaven gestützt, so forteilte, erhitzte er sich durch die Anstrengung und stürzte plötzlich, vom Schlage getroffen, tot zu Boden. Alle übrigen eilten indessen weiter, sich der dringenden Gefahr zu entziehen, und erst einige Tage später konnte man den Leichnam aufsuchen, um ihn zu bestatten. — Ter Neffe des alten, der jüngere Pliuius, war indessen mit feiner Mutter in der Stadt Misenum zurückgeblieben. Hier war er Zeuge der schrecklichen Naturerscheinung, und wir haben noch zwei Briese übrig, in welchen er die Begebenheiten jener Tage beschreibt. Auch an diesem vom Vulkan durch den Meerbusen getrennten Orte wurde stündlich das Erdbeben ärger und erreichte in der Nacht eine solche Stärke, daß alles Hausgerät sich bewegte und die Häuser zusammenzustürzen drohten. Da stürzte die alte Mutter voll Angst ins Zimmer, den Sohn zu wecken, der indessen schon aufgestanden war. Sie begaben sich an das Meer, um hier, wo sie sich sicher glaubten, den Tag abzuwarten. Lo wurde es morgens 6 Uhr; aber die Sonne konnte durch den Aschenregen nicht durchdringen; es wurde kaum dämmerig, und die ganze Natur war in fürchterlichem Aufruhr. Hier und da stürzten Häuser ein, das Meer schlug schäumende Wellen und wars Seetiere bis weit aufs Land; die unglückbringende Wolke lag noch immer

6. Die alte Geschichte - S. 330

1899 - Langensalza : Gressler
330 Jetzt, um das Jahr 374, überschritten sie den Ton, rissen die Alanen, das erste Volk, auf welches sie trafen, mit sich fort und mordeten, wer nicht mit ihnen ging. Daun warfen sie sich auf die Goten, ein mächtiges Volk, welches sich in Ost- und Westgoten teilte. Tie Goten wichen zum Teil dem heftigen Stoße ans und gingen über die Touau (Westgoten), zum Teil schlossen sie sich an die Hunnen an (Ostgoten), die endlich in Ungarn, Polen und Südrußland fürs erste sich niederließen und hier fünfzig Jahre lang Jagd trieben und ihr Vieh weiden ließen. Durch diese Züge aber gerieten fast alle Völker Europas in Bewegung, und es begann nun ein Hin- und Herbrängen, das fast 200 Jahre anhielt. Ein Volk schob das nnbere und würde balb wieder von einem cinbern verdrängt. Daß babei fast alle Kultur, alle Wissenschaft und Kunst verloren ging, versteht sich von selbst, und so riß eine allgemeine Barbarei ein, aus der die Menschen erst sehr allmählich sich wieber herauszuarbeiten vermochten. Die Zeitgenossen können nicht genug das große Elenb beschreiben, das dadurch über die unglücklichen Länder, durch welche die Schwärme zogen, gebracht wurde. „Bald brachen," erzählt einer derselben, „unzählbare Schwärme Quaden, Vandalen, Sarmaten, Alanen, Sachsen, Gepiden, Heruler, Alemannen, Burgunder u. s. tu. von allen Seiten los und zogen über den Rhein her. Ta wurden die Bürger von Mainz, in die vornehmste Kirche fliehend, am Fuße der Altäre niedergehauen: da wurde nach tapferm Widerstande Worms das Opfer ihrer Wut; Speier, Straßburg, Rheims, Arras, Amiens, Tornik, die Städte in den Niederlanden, die Gegend von Lyon, Südfrankreich: alles ist ein unabsehbarer Ruin, und wo kein Schwert gewütet hat, gab Hungersnot langsamen Tod. Als endlich auch Spanien ausgeplündert und verbrannt wurde, nährten sich die Mütter die letzten Augenblicke des verschmachtenden Lebens mit dem Fleische ihrer Kinder; tuilbe Tiere kamen, wenn Schwert, Pest und Hunger einen Augenblick Ruhe gestatteten, ohne Scheu in die wehrlosen Städte und nährten sich von den umherliegenden Leichnamen. Zu dieser Wildheit der Barbaren kam nun noch die Schlechtigkeit der Römer, welche die armen Völker, die das Unglück hatten,

7. Die alte Geschichte - S. 66

1899 - Langensalza : Gressler
66 mit solcher Gewalt, daß es dicht vor dem Schiffe niederfiel, und nur wenig fehlte, daß er es zerschmettert hätte. Wie froh war Odysseus, als er die Insel aus dem Gesichte verlor! Ein andermal kam er vor einer Insel vorbei, wo die Sirenen wohnten, Ungeheuer mit schönen Mädchengesichtern; aber unter dem Wasser endigte der Körper in grauenhafte Drachenschwänze und scharfe Klauen. Wenn ein Schiff sich ihrer Insel näherte, schwammen sie heran, luden die Fremden mit ihren lockenden Stimmen ein, bei ihnen einzukehren, und wenn dann diese dem unwiderstehlichen Gesänge folgten, wurden sie von den Sirenen zerrissen. Zum Glücke wnßte das Odysseus. Als er die Insel in der Ferne sah, befahl er seinen Gefährten, ihn, sobald die Sirenen sich näherten, an den Mastbaum zu binden und nicht loszumachen, solange die Ungetüme zu sehen seien, auch wenn er noch so flehende Gebärden mache. Dann verklebte er ihnen die Ohren mit Wachs, daß sie auch nicht den geringsten Ton hören konnten. Die Sirenen kamen auch bald angeschwommen. Odysseus wurde festgebunden; aber wie wurde ihm. als er den köstlichen Gesang hörte! Er vergaß alle Gefahr und wäre gleich ihnen nachgefahren, wäre er nur nicht angebunden gewesen. Er hob daher bittend seine Hände zu seinen tauben Genossen und machte alle Zeichen eines Flehenden. Aber doppelte Bande schlangen sie um seinen Leib. Er wollte vor Unmut vergehen; die Sirenen aber, da sie sahen, daß ihr Gesang vergebens sei, schwammen wieder fort, und nun erst lösten die Gefährten seine Bande und rissen sich das Wachs ab. Sowie der Gesang geschwiegen hatte, war dem Odysseus die Vernunft wiedergekehrt, und er war froh, der Gefahr entgangen zu fein. Aber bald zertrümmerte ein Blitz sein Schiff; alle seine Begleiter ertranken, und er allein wurde, nachdem er neun Tage auf einem Balken umhergetrieben war, endlich an einer Insel ausgeworfen, auf welcher eine Nymphe, Kalypso, lebte, die ihn freundlich aufnahm und ihm den Vorschlag machte, für immer bei ihr zu bleiben; dafür wollte sie ihm Unsterblichkeit und ewige Jugend verleihen. Doch er hatte keinen andern Gedanken, als Rückkehr zu seinem Weibe und seinem Sohne, den er als Säugling damals ver-

8. Die alte Geschichte - S. 193

1899 - Langensalza : Gressler
193 Stolz nicht zu lassen und giebst dich gar für einen Sohn des Zeus aus." Ter Streit wurde immer hitziger; jedes Wort traf schärfer, und endlich verlor der König die Geduld und griff nach dem Schwerte. Alles sprang auf. Mehrere warfen sich Alexander entgegen, um ihn vor einer Unbesonnenheit zu bewahren; anbere brachten Klittis aus dem Saale. Dieser aber kam fchäumeitb vor Wut zur andern Thür wieber herein und reizte den König so sehr zum Zorne, daß dieser einer Wache den Spieß wegriß und ihn Klitus durch den Leib rannte. Ter Verwundete stürzte röchelnd nieder und war noch wenigen Augenblicken tot. Augenblicklich waren Alexanders Wut und Rausch verschwunden. Ter Anblick des dahinsterbenden Freundes löschte jede Empfinbung des Zornes aus; nur die That stand gräßlich vor seiner Seele. Im Übermaße des Schmerzes wütete er gegen sich selbst und hätte sich mit demselben Spieße erstochen, hätten nicht die Umstehenden ihn festgehalten. Thränen der Reue und des Schmerzes stürzten aus seinen Augen, als er den Freunb seiner Jugenb tot Hinaustragen sah, und die ganze Nacht brachte er in einem trostlosen Zustande zu. Er schrie und weinte, daß man es weithin hören konnte; dann lag er wieder völlig sprachlos da, und nur tiefe Seufzer unterbrachen die schauerliche Stille; oder er rief laut den Namen feines Freundes schmerzlich aus. Drei Tage brachte er in diesem Zustande zu; da gelang es enblich seinen Generalen, ihn einigermaßen zu beruhigen. Lange trauerte er jeboch noch um den Freunb, und erst ein neuer Kriegszug vermochte seinen Schmerz zu ltnbern. 32. Alexander in Indien. Rückkehr und Tod. Teilung des luacedonischen Reiches. Dieser neue Zug ging nach Indien, dem Laube, das wir jetzt Vorderindien nennen. Nur ein Alexanber konnte so etwas unternehmen. Schon der Zug bis an die Grenze Jnbiens war mit unerhörten Schwierigkeiten verbunben. Er mußte ein steiles, von reißenben Tieren bewohntes Gebirge, oft ohne Weg und Steg. übersteigen; dann hielten gewaltige Ströme ohne Brücken, der Indus Meisterwerke, yb. Vi. Nösselt, Weltgeschichte!. 13

9. Die alte Geschichte - S. 198

1899 - Langensalza : Gressler
198 ^nbien und Persien eine lange, ganz dürre, wasserlose Wüste liegt. Hier standen die Zurückkehrenden ein grenzenloses Elend aus. Die senkrecht herabschießenden Sonnenstrahlen hatten den tiefen Sand so erhitzt, daß er durch die Sohlen brannte; dabei sanken sie bei jedem Schritte bis über die Knöchel ein. Nirgends, so weit auch das matte Auge sich umschaute, fand man einen Baum oder Gras-Halrn, nichts als über sich den blauen, wolkenlosen Himmel und um lind neben sich das weiße Sandmeer. Und wie am Tage die Hitze unerträglich war, so war es in der Nacht eine schneidende Kälte. Dadurch erkrankte eine Menge Soldaten. Mau packte die Kranken aus Wagen: aber bald mußte man diese stehen lassen und die Unglücklichen, die darauf lagen, dem grausamen Hungertode preisgeben, weil die Zugtiere vor Hunger und Durst umfielen und nicht weiter Zu bringen waren. Viele, die sich am Abend schmachtend niederlegten. wachten nicht wieder auf, oder, erlebten sie den Morgen, so schleppten sie sich, lechzend vor Durst, dem Heere mit starrem Blicke nach und sanken endlich erschöpft, die Verzweiflung in den starren Zügen, kraftlos in den brennenden Sand hin, um nie wieder auszustehen. Und dieser Zustand dauerte sechzig unendlich lange Tage. In dieser Not sahen alle auf ihren König hin, der längst bereute, diesen unseligen Weg genommen zu haben, und schweigend und in sich gekehrt zu Fuß vor dem Heere herschritt. Das allein richtete noch einigermaßen die niedergeschlagenen Gemüter wieder aus, daß sie Alexander alle Not mit ihnen teilen sahen. Endlich, endlich kam der enkräftete Zug an der Grenze der Wüste an. Aber wie sah das Heer aus! Es war bis auf die Hälfte zusammengeschmolzen, und die Überlebenden waren lebendigen Leichen ähnlich. Bald vergaßen sie indessen beim vollen Tische die glücklich iiberstandenen Drangsale. Sie fuhren auf großen Wagen, auf denen oben ein langer Tisch angebracht war, singend und jubelnd durch das Land und hatten sich mit Kränzen, die Wagen aber mit Laubwerk und Teppichen geschmückt, so daß die Perser riefen, der Gott des Weins fei in ihr Land eingekehrt. In Persien mußte Alexander mehrere Befehlshaber bestrafen, die in seiner Abwesenheit sich Bedrückungen erlaubt hatten, da sie

10. Die alte Geschichte - S. 215

1899 - Langensalza : Gressler
215 mittelländische Meer fahren und etwa bei Rom landen, oder vielleicht nach Sicilien gehen werde. Deshalb schickten sie auch den einen Konsul nach Sicilien, während der andere nach Oberitalien marschierte. Plötzlich erfuhren sie zu ihrer Überraschung, daß Hannibal zu Lande, über die Pyrenäen und Alpen, nach Italien gekommen fei. Wirklich war der kühne Held mit etwa 60 000 Mann und siebenunddreißig Elefanten von Spanien anfgebrochn, über die beschneiten und damals noch unwegsamen Pyrenäen gegangen und dann an der reißenden und breiten Rhone angelangt. Hier war aber nirgends eine Brücke, nicht einmal ein Kahn zu sehen, und jenseit standen die wilden Gallier, ihm den Übergang zu wehren. Jeder andere hätte hier vielleicht den Mut verloren und wäre umgekehrt. Hannibal aber täuschte den Feind durch geschickte Märsche und kam glücklich teils auf Schiffen, teils schwimmend, teils watend hinüber. Aber noch fehlte viel, ehe man am Ziele war; denn nun er- hoben sich vor den Karthagern die himmelhohen, ganz in Schnee, Eis und Wolken gehüllten Westalpen, über die damals weder Weg noch Steg führte. Und dazn war es jetzt Herbst, wo selbst in unsern Tagen die Reise über die Alpen nicht ohne Gefahr ist. Um aber das Grausen noch zu vernehmt, hatten die wilden Bergbewohner, die glaubten, Hannibal wollte ihnen ihr Land nehmen, sich auf deu Abhängen aufgestellt und schleuderten Pfeile und Felsenslücke auf die Kletterer. Tie Packpferde wurden scheu vor dem fürchterlichen Geschrei der wilden Feinde, rissen aus, stürzten über die Soldaten hinweg und zogen viele von ihnen mit in die Abgründe hinunter. Wenn Hannibal endlich glaubte, die Feinde verjagt zu haben, so führ- ten ihn treulose Wegweiser nach einem neuen Hinterhalte, wo er am Rande tiefer Schlünde wieder von allen Seiten angegriffen wurde. Und nun denke man sich ein schwerbepacktes Heer, das ohne Weg und Kenntnis der Gegend aufs Geratewohl über Felsenwände und Schneefelder hinklettert, dem es an Lebensmitteln und warmer Kleidung gebricht; man denke sich viele Tausend Pferde, die von Len Reitern am Zaume geführt werden mußten und die, des Kletterns nicht gewohnt, oft ausglitten und wohl gar die Reiter
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