§ 159. Unruhen in Spanien. Erster und zweiter italienischer Krieg. 435
der zuerst in den Niederlanden regierte, niederländische Staatsmänner mit nach Spanien brachte und ihnen die wichtigsten Stellen anvertrante. Auch die kastilischeu Städte erhoben sich und begehrten ihre alten Freiheiten, die sie besaßen, ehe sie mit den übrigen Königreichen vereinigt wurden. Diese Unruhen wurden erst unterdrückt, als der Adel sah, daß auch sein Einfluß sinke, und deshalb den Kaiser ernstlich unterstützte. Vorzüglich aber beschäftigten den Kaiser die Kriege mit Frankreich und die Händel mit dem Papste.
440) Franz I., welcher erbittert war, daß er bei der Bewerbung um die Kaiserkrone unberücksichtigt blieb, hatte M a i-land erobert und suchte auch alte Ansprüche hervor, um Rechte auf Neapel geltend machen zu können. Allein Mailand war ein deutsches Neichstehen, und der französische Einfluß war für Karl ebenso gefährlich, als die spanische Macht für Frankreich bedrohlich war. Karl vereinigte sich deshalb mit Heinrich Viii. von England und dem Papste, und es kämpften Engländer in den Niederlanden und Spanier und Deutsche in I t a l i e n gegen Franz I., welcher mit Venedig und der Schweiz ein Bündnis eingegangen hatte. Nicht nur wurde Mailand deu Franzosen wieder abgenommen, sondern diese mußten nach der Schlacht bei Bicocca Italien räumen. Nun verfuhr aber der isw. Kaiser angriffsweise und trug den Krieg auf französischen Boden.
Die Kaiserlichen drangen in die Provence ein, wurden aber aus Frankreich hinausgeworfen. Franz verfolgte sie selbst nach Italien , wurde aber in der Schlacht von Pavia gesangengenorn-1525. men und nach Madrid abgeführt. Dort blieb er über ein Jahr, bis er eidlich gelobte, allen Ansprüchen auf Italien zu entsagen und Burgund an Karl herauszugeben, welchen Eid er jedoch nicht hielt.
441) Die glücklichen Erfolge, welche Karl Y. errang, beunruhigten jedoch deu Papst und die italienischen Fürsten, und dieselben schlossen unter sich und mit Franz I. ein Bündnis. Dies nahm der kaiserliche Feldherr in Italien, Karl von Bourbon, ein französischer Prinz, zum Vorwande und zog, ohnejüefehl vom Kaiser erhalten zu haben, vor Rom, erstürmte die Stadt und gab sie der Plünderung seiner Soldaten preis, die lauge Mangel an Lebensrnitteln gelitten und keinen Sold empfangen hatten. Die Soldaten hausten wie Türken. Der Papst selbst geriet in Gefangenschaft und mußte sich loskaufen. Aber Karl von Bourbon, der selbst eine Sturmleiter anlegte, war auch einer der ersten, der von einem Schusse niedergestreckt wurde. Er war schon tot, ehe Rom im Besitze der
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§ 234. Frankreich seit der Februarrevolution. 653
10. Dezember 1848 erfolgten Abstimmung erhielt der Prinz io.de-Louis Napoleon in 84 Departements die meisten Stimmen im und übernahm somit als Präsident die Regierung der Republik.
Doch bevor die vier Jahre der Präsidentschaft vorüber waren, vollführte er den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851. Er ließ nämlich in der Nacht eine große Anzahl von Abgeordneten und issi. Generalen verhaften, löste am andern Tage die Nationalversammlung, die sich der Verlängerung seiner Präsidentschaft widersetzt hatte, aus und appellierte an das Volk, welches ihn alsdann zuerst zum Präsidenten auf zehn Jahre und ein Jahr darauf 2o.unb zum erblichen Kaiser wählte. Am 2. Dezember 1852 wurde der- zember selbe als Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen proklamiert. 1861> 650) In der Machtstellung, die Napolen Iii. erworben hatte, suchte er sich die Gunst aller Parteien zu erhalten und führte deshalb eine Reihe von Unternehmungen aus, die eiuzig und allein ans diesem Gesichtspunkte sich erklären lassen. Die arbeitende Klasse gewann er durch die Herstellung großartiger öffentlicher Bauten, durch Errichtung von Sparkassen, gewerblichen Vereinen (Assoziationen) und Erleichterung in der Arbeitgesetzgebung. Die Katholiken machte er sich geneigt durch die Unterstützung des Heiligen Vaters, den er jedoch nur soweit schützte, daß er stets damit drohen konnte, er werde seine Unterstützung zurückziehen, um sich unentbehrlich zu zeigen. Hauptsächlich strebte er auch danach, das französische Gebiet zu vergrößern und den Einfluß Frankreichs nach außen zu erweitern. Zu diesem Behufe mußten Rußland und Österreich geschwächt werden. Napoleon verband sich deshalb mit England und Sardinien zum Krimkriege, und schützte die Türkei um so eher, als von dieser Seite her ihm keine Gefahr drohen konnte. Zum Danke für den geleisteten Beistand schiffte er sich selbst mit einer Armee nach Italien ein und kämpfte auf den lombardischen Ebenen für Sardinien gegen Österreich, ließ die italienischen Fürsten vertreiben und selbst das päpstliche Gebiet schmälern, wogegen Sardinien an Frankreich das Stammland der Könige von Sardinien, Savoyen und Nizza, abtreten mußte. Um England in China^0-sich nicht allein festsetzen zu lassen, schickte Napoleon Iii. gleichfalls eine Flotte dorthin, die gemeinschaftlich mit der englischen operierte. Eine Expedition nach Syrien zu guusteu der Maro-lernten , deren Dörfer von den Drusen verbrannt und deren Einwohner niedergemetzelt wurden, sollte seinen Eifer für den christlichen Glauben bethätigen. Um der Welt zu zeigen, daß er von den europäischen Monarchen als ebenbürtig und seine Autorität anerkannt werde, veranstaltete er persönliche Zusammenkünfte mit
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568 Unsre Zeit.
klärt, und auch iu Deutschland und in Italien wnrde wieder 1800.zu den Waffen gegriffen. Moreau überschritt mit 100000 Mann den Nhein an sechs Punkten, siegte in mehreren Schlachten und besetzte sogar Mönchen. Bonaparte stieg mit 60 000 Mann über den Großen Bernhard und überfiel unversehens die i8oo.österreicher. Die Schlacht von Marengo, welche durch das unerwartete Erscheinen des Generals Desaix gegen die Österreicher unter Melas gewonnen wurde, entschied das Schicksal Italiens. Da mittlerweile Moreau bei Hohenlinden, sieben Stunden östlich von München, die Österreicher und Bayern unter dem Erzherzoge Johann und dem bayrischen General Wrede schlug, und die Franzosen von Bayern und von Italien ans gegen Wien vorrückten, wurde zwischen Frankreich und Österreich der Friede von Lüneville geschlossen, wonach der Thalweg des Rheines die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bilden sollte und die Bestimmungen des Friedens von Campo bntar 8 0 r In i o erneuert wurden. Eine Folge dieses Friedens war auch 180?der Regensburger Reichsdeputatious-Hauptschluß, durch welchen die deutschen Fürsten für ihre Verluste an Österreich mit den Besitzungen der geistlichen Fürsten und der Reichsstädte entschädigt wurden. Die cisalpinische Republik wurde in eine italienische verwandelt und Bonaparte selbst auf zehn Jahre zum Präsidenten ernannt. Da England eine Schuldenlast von 500 Millionen Pfund angehäuft hatte, so war es ebenfalls zum Frieden von Amiens gezwungen, in welchem es mit Ausnahme von Ceylon (ßilon) und Trinidad alle seine Eroberungen zur See an Frankreich, Spanien und Holland zurückgab. Mit 1802. Rußland und der Hohen Pforte wurden besondere Friedensverträge zu Petersburg und Paris abgeschlossen.
569) Im Innern Frankreichs stellte Bonaparte wieder gesetzliche Zustände her und wurde der Schöpfer einer neuen Staatsordnung. Er revidierte die Emigrantenliste und gab 145 000 Auswanderern die Erlaubnis zur Rückkehr. Das Land wnrde wieder in regelmäßige Verwaltungsdistrikte eingeteilt, und 100 Präfekten, 400 Unterpräfekten und 10 000 Maires sorgten für das öffentliche Wohl. Es wurden Kanäle und Häsen gegraben, Brücken gebaut, neue Straßen angelegt und der Verkehr dadurch auf allen Punkten Frankreichs gehoben. Den größten Dienst aber erwies der erste Konsul dem Lande durch das mit Pins Vii. abgeschlossene Konkordat, durch welches der Gottesdienst wiederhergestellt wurde und die kirchlichen Verhältnisse wieder eine feste Gestalt erhielten. Auch schuf er durch die Stiftung der Ehrenlegion wieder einen Verdienstadel und schwächte dadurch die noch
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670 Unsre Zeit.
zu empfangen und ihre Kinder von ihnen taufen zu lassen. — Über die Verfolgung in Italien klagte Pins Ix. in der Allokution vom 30. September 1861: „Die gottgeweihten Jungfrauen müssen ihr Brot betteln; die Tempel Gottes werden ausgeplündert und in Räuberhöhlen verwandelt, die kirchlichen Güter eingezogen, die Gesetze der Kirche werden verachtet und mit Füßen getreten." Für die unglückliche Kirche Spaniens ordnete schon Gregor Xvi. öffentliche Gebete an.
4. Dreihundert Jahre — seit dem Konzil von Trient — war es den Oberhäuptern der Kirche unmöglich gewesen, den Gesamtepiskopat zusammenzurufen. Die Bequemlichkeit der Verkehrsmittel gestattet es aber heute den Bischöfen aus den entferntesten Ländern, sich um den Nachfolger des Apostels Petrus zu scharen und die katholische Wahrheit den Entstellungen der göttlichen Offenbarungen gegenüber auszusprechen. Anwesend waren 10 Patriarchen (5 vom lateinischen und 5 vom orientalischen Ritus), 4 Primaten, 106 lateinische und 20 orientalische Erzbischöfe, 500 lateinische, 20 orientalische Bischöfe, 27 Äbte und Generaläbte der Mönchsorden, 79 Generale und Generalvikare der Kongregationen der regulierten Kleriker und der Bettelorden, im ganzen beiläufig 760 geistliche Würdenträger. Davon waren 176 Italiener, 17 Deutsche, 42 aus Österreich-Ungarn, 55 aus Großbritannien, 81 aus Frankreich, 40 aus Spanien, 2 aus Portugal, 6 aus Belgien, 3 aus Holland, 4 aus der Schweiz, 88 aus Nord- und Südamerika, 12 aus der Türkei, 4 von den griechischen Inseln, 42 aus dem Morgenlande und 120 Missionsbischöfe und apostolische Vikare.
§ 239.
Wissenschaft und Kunst. Erfindungen. Schiffahrt und Handel.
(Seit 1789.)
668) Am Ende des vorigen und am Anfange dieses Jahrhunderts waren es hauptsächlich zweierlei einander ganz entgegengesetzte Wissenschaften, denen eine vorzügliche Pflege gewidmet wurde: nämlich die exakten, welche ihre Aufgaben (Probleme) mit mathematischer Gewißheit zu lösen streben (Physik, Astronomie, Mechanik, die Mathematik selbst), und die spekulativen, welche den Urgrund alles Existierenden durch begriffsmäßiges Denken erforschen und die ersten Thatsachen aller Erkenntnis feststellen wollen, und deshalb im allgemeinen philosophische Wissenschaften genannt werden. Als Physiker zeichneten sich aus: die Franzosen Lavoisier (f 1794) und Laplace (f 1827), die Italiener Galvani (f 1798), der zuerst die tierische Elektrizität beobachtete, und Volta (f 1827), der durch die von ihm erfundene Voltasche Säule die Elektrizität zu steigern lehrte. Der Engländer Faraday (^ 1867) und der Däne Örsted (f 1851) erkannten den Elektromagnetismus. In Deutschland beschäftigten sich Gauß (t 1855) und Wilhelm Weber (geb. 1804) mit
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§ 246. Übersichtliche Darstellung der neuesten Geschichte. 701
Krieg von 1870 losbrach, zeigte Frankreich Italien an, daß es i87o. wieder zur Septemberkonvention zurückkehre, und die französischen Truppen zogen von Rom ab. Italien erklärte sich für neutral; als Frankreich aber zu unterliegen begann, brach es auch die Konvention und ließ seine Truppen in Rom einrücken. Rom jo. wurde nun zur Hauptstadt, der Quiriual zur königlichen Re-tember sidenz und die päpstlichen Museen als Nationaleigentnm erklärt. 187°-Ein sogenanntes Garantiegesetz sicherte zwar dem Papst den vatikanischen und laterauischeu Palast und das Schloß Castel-Gandolso, königliche Ehrenbezeugungen und eine jährliche Rente von 3 225 000 Lire. Allein der Papst zog es vor, von den Liebesgaben der Gläubigen (Peterspfennig) zu leben, als durch Annahme des Garantiegesetzes das Königreich Italien anzuerkennen. König Viktor Emmanuel starb am 9. Zannar 1878, und9. Ja-folgle ihm sein Sohn Hnmb ert I. Unterdessen arbeiten diesel- ma den Kräfte, welche die Zertrümmerung der weltlichen Herrschaft des Papstes sich zur Aufgabe gemacht, auch an der Vertilgung der Kirche und der Religion überhaupt, aber auch an der Zertrümmerung der Königsherrschaft und der Einführung einer allgemeinen Republik, und ist die Aufhebung des Garautiegesetzes ihr nächstes Ziel. Verschiedene Vorgänge haben gezeigt, daß die italienische Regierung das Garantiegesetz weder aufrecht erhalten kann, noch dasselbe aufrecht zu erhalten ernstlich gewillt ist. Seit den Pöbelexzessen bei Veranlassung der Überführung des Leichnams Pins' Ix. in die für ihn bestimmte Gruft in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1881 werden durch ganz Italien Vom Versammlungen gehalten, welche mit dein Hasse, den sie gegen die 12{3auf Kirche und das Papsttum kundgeben, auch ungeschält die Volks-sonveränetät proklamieren. Allem Anscheine nach steht Italien, wie Frankreich, vor einer Krisis.
695) Griechenland verfolgte auch unter Georg I. die Aufgabe, seine Stammesgenoffen in dem türkischen Gebiete, namentlich ans den Inseln des Mittelländischen Meeres, aufzureizen.
Die Kaudioten erhoben sich und wurden von Griechenland nndisos. Rußland mit Massen und Mundvorrat unterstützt, so daß die Türken größere Streitkräfte aufbieten mußten, um Meister zu bleiben. Der Vorschlag der Mächte, Kandia an Griechenland abzutreten, wurde von der Pforte abgelehnt. Da Griechenland fortfuhr, den Aufruhr, nicht zum Vorteil der Kaudioten, zu schüren, richtete die Türkei ein Ultimatum an dasselbe, in welchem sie drohte, alle griechischen Unterthanen aus dem Reiche auszuweisen.
Um dies zu vermeiden, trat in Paris eine Konferenz der Großmächte zusammen, welche Griechenland aufforderte, nachzugeben.
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