Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 84

1886 - Berlin : Hofmann
84 Geschichte der neueren Zeit. glaubten, hatten die Gemüter verwirrt. Besonders als sich ihnen sogar Luthers Freund Dr. Karlstadt (vgl. § 47) anschloß und sie in der Ausübung der Bilderstürmers (denn sie hielten jedweden Bilderschmuck für Gotteslästerung) unterstützte, wurde die Bewegung für deu geordneten Fortgang der Reformation bedrohlich. So mußte Luther, wider das Anraten seines Kurfürsten, der für ihn sehr besorgt war, die Wartburg verlassen, und es gelang ihm durch den Eindruck seines Wortes und seiner Persönlichkeit den Brand zu ersticken. Auch im Zusammenhang mit einer irrtümlichen Auslegung der Lehren Luthers stand eine andere Bewegung: die Versuche des Bauernstandes, seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage zu bessern. Der Bauer war damals in Deutschland gegenüber dem Adel in einem sehr gedrückten Verhältnis: hohe Abgaben und Mangel an jedwedem Rechtsschutz lasteten schwer auf ihm. Besonders empfanden dies die Bauern im südlichen Deutschland, welche Gelegenheit hatten, die freien Verhältnisse ihrer schweizerischen Standesgenossen zu kennen. Darum hatten sich schon im 15. Jahrhundert Bauernbünde („Der arme Konrad" u. a., vgl. § 39) zusammengeschlossen, welche durch Empörung eine Besserung ihrer Lage herbeiführen wollten. Als nun aber Luthers Lehre von der „Freiheit des Christenmenschen" in das Volk drang, da glaubten die Bauern ihre Forderungen von der Autorität Luthers bestätigt. In 12 Artikeln stellten sie dieselben zusammen, und Luther-selbst war, da die Forderuugeu nicht gerade unmäßig lauteten, nicht abgeneigt, die Annahme derselben durch den Adel zu befürworten. Als aber die Bauern, ungeduldig der Verhandlungen, zu den Waffen griffen und mit unerhörter Roheit plündernd, mordend und sengend umherzogen (Graf von Helfenstein!), da wandte sich Luther von ihnen ab und forderte sogar den Adel auf, mit dem Schwerte die Bauern zu züchtigen. Heftig entbrannte der Kampf. In Süddeutschland wurden sie bald zu Paaren getrieben. In Mitteldeutschland wurde einer der größten Haufen, der unter der Anführung des fanatischen Schwärmers Thomas Münzer stand, bei Frankenhausen 1525 geschlagen und vernichtet. So wurde zwar diese sehr gefährliche Bewegung unterdrückt, aber die Spuren derselben sehen wir noch heute in den zahlreichen Kloster-und Schloßruinen Mittel - und Süddeutschlands (Pauliuzelle; Walkenried).

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 161

1886 - Berlin : Hofmann
§92. Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo. Neuordnung Europas. 161 § 91. Das Jahr 1814. In der Neujahrsnacht überschritt Blücher den Rhein bei Caub und drang dann in Frankreich vor. Napoleon wurde bei Brienne und bei La Rothiöre geschlagen; trotzdem hätte er einen nicht ungünstigen Frieden haben können, wenn seine Forderungen nicht zu groß gewesen wären. Blücher vereinigte sich mit Bülow und schlug den Kaiser in der Nähe von Laon; nttch Schwarzenberg, welcher mit seinen Österreichern lange auf dem Plateau von Langres gesäumt hatte, giug vor und besiegte Napoleon bei Areis snr Anbe. Dieser suchte nun durch einen Zug nach Lothringen zu in östlicher Richtung die Verbündeten von ihrer Absicht, Paris zu nehmen, abzubringen. Aber vergebens. Sie rückten weiter vor, und nachdem sie die Marschälle Marmont und Mortier geschlagen, stürmten sie den Montmartre und zwangen die Hauptstadt zur Übergabe. Am 30. März 1814 zogen die Ver-so.märz Kündeten in Paris ein. Am 2. April sprach der Senat die Absetzung Napoleons aus (Talleyrand!); am 11. entsagte dieser für sich und seine Nachkommen zu Fontainebleau allen Ansprüchen auf den französischen Thron. Die Insel Elba wurde ihm als Fürstentum und zwangsweiser Aufenthalt angewiesen. Das alte Königsgeschlecht der Bourbonen aber wurde in der Person Ludwigs Xviii. (des Bruders des enthaupteten Ludwig Xvi.) zurückgerufen. Frankreich selbst wurde in dem ersten Pariser Frieden in die Grenzen von 1792 zurückgewiesen (mit einem Zuwachs freilich von 150 Quadrat-Meilen). Da aber hinsichtlich der nun frei werdenden Länder und des neu zu ordnenden Verhältnisses der Mächte zu einander Zweifel und Zwistigkeiten bestanden, so wurde ein Kongreß nach Wien znsammenbernsen. § 92. Das Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo. Neuordnung Europas. Da auf dem Wiener Kongreß zwischen den Vertretern der Staaten eine Menge schwer zu schlichtender Zwistigkeiten schwebten, wodurch ihre Einigkeit in Frage gestellt wurde, da ferner die Bourbonifche Regierung in Frankreich in weiten Schichten der Bevölkerung Unzufriedenheit hervorrief, so beschloß Napoleon, der Uuthätigkeit überdrüssig, das kühne Wagnis, Elba zu verlassen und Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. u. 11

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 111

1886 - Berlin : Hofmann
§ 66. Ludwig Xiv. Hl auch nach Eintritt seiner Volljährigkeit zunächst noch Mazariu selbständig schalten lassen. § 66. Ludwig Xiv. 1643 (1661) — 1715. Unter und durch König Ludwig Xiv. erreichte das französische Königtum seine höchste Gewalt, die Uuumschränktheit. Die Macht des Adels, der hohen Geistlichkeit, der Parlamente erblaßte vor der Machtfülle dieses gewaltigen Mannes, dessen Auffassung von dem Wesen des Staates und der Stellung des Königtums sich in dem Grundsatz aussprach: L’etat c’est moi! Aber wie seine unumschränkte (absolute) Herrschaft sich bildete auf Kosten einer ruhigen nud gesunden Entwicklung des Volkslebens, so haben auch seine großen äußeren Erfolge, die eine Zeitlang Frankreich zum mächtigsten Staate der Welt machten, für die Nation nicht dauernden Segen gebracht. Die Mittel, durch welche er diese Erfolge erreichte, waren: a) Überanstrengung der natürlichen Hilfsquellen des Landes, und b) Nichtachtung des guten Rechtes der fremden Staaten. Ludwig Xix . hat durch drei willkürlich vom Zaune gebrochene Kriege, welche zumeist gegen die habsburgische Macht gerichtet waren, die Greuzeu Frankreichs erweitert. Man nennt dieselben Raubkriege. In dem ersten gegen die spanischen Niederlande gerichteten Raubkriege wurde er zwar durch die Tripelallianz (Holland, England, Schweden) an der Eroberung der ganzen Niederlande gehindert, erhielt jedoch im Frieden zu Aachen 1668 einen 1668 wichtigen Teil von Flandern. Der zweite Krieg richtete sich zunächst gegen Holland. Dasselbe, schlecht geleitet, konnte den Franzosen anfangs nicht widerstehen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst vou Brandenburg, der den Holländern zu Hilfe gekommen, wurde zu dem Frieden von Vossem gezwungen. Als aber Wilhelm Iii. vou Dramen Statthalter von Holland wurde, gerieten die Franzosen in Nachteil. Auch der Kaiser und Spanien nahmen nun am Kriege teil. Gleichwohl erfochten tüchtige Feldherrn, wie Eonde und Tureuue, für Ludwig Erfolge, und zumal als der Große Kurfürst durch die Schweden, welche 1675 ans Anstiften Ludwigs in die Mark einfielen (Schlacht bei Fehrbellm! f. n.) an der weiteren Teilnahme am Kriege gehindert war, gelang es den Franzosen in dem Frieden zu Ny mw egen 1678, wieder neue 1678 Abtretungen zu erzwingen. (Friede zu St. Germain en Laye mit dem Großen Kurfürsten vgl. unter § 74.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 82

1886 - Berlin : Hofmann
82 Geschichte der neueren Zeit. deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung"; „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"; „Von der Freiheit des Christenmenschen". Während so die Angen des ganzen Volkes sich ans den Wittenberger Mönch richteten, traf das Ereignis ein, durch welches nun auch äußerlich Luther von der katholischen Gemeinschaft getrennt wurde: im Jahre 1520 wurde der Bann über Luther verfügt; Eck hatte denselben beim Papste ausgewirkt. Luther, der bisher geglaubt hatte, der Papst (Leo X.) werde den Reformvorschlägen ein geneigtes Ohr leihen und nur seine römische Umgebung sei den Reformen abhold („der Römischen stnel ist Deyner und Deynis-gleichen nit werd"), sah von jetzt an auch in dem Papste den Antichrist. Um seine Gleichgiltigkeit gegen den päpstlichen Gewaltschritt zu bezeugen, verbrannte er die Bannbulle am 10. De- 1520 zember 1520 unter dem Beifalle der Wittenberger Universität vor dem Elsterthore daselbst. § 48. Der Reichstag zu Worms. — Luther auf der Wartburg. An Stelle von Maximilian I. war nach langen Verhandlungen und Wahlumtrieben, in denen es sogar dem französischen König Franz I. beinahe gelungen wäre, auf den deutschen Thron zu kommen, im Jahre 1520 der Habsburger Karl I., König von Spanien, gewühlt, der fortan als deutscher Kaiser den Namen jsnrl V. trug. Fast während seiner ganzen Regierung mit auswärtigen Kriegen beschäftigt (zumal gegen Franz I.) und ganz voreingenommen durch politische Erwägungen, hat Karl V. kein Verständnis für die resormatorische Bewegung gehabt, und es ist für unsere Geschichte verhängnisvoll geworden, daß Luther und die Reformatoren keine Stütze in dem Reichsoberhaupte gefunden haben. 1521 Ans dem ersten Reichstage Karls, der im Jahre 1521 in Worms gehalten wurde, kam auch die Sache Luthers zur Sprache. Derselbe wurde, unter Zusicherung freien Geleites durch den Kaiser, geladen, persönlich zu erscheinen. Trotz der Warnungen derer, die für ihn das Schicksal Hussens fürchteten, begab sich Luther auf den Weg („Und wenn sie gleich ein Feuer machten" ac.). Schon jetzt war er der populärste Mann in Deutschland. Alles strömte herbei, ihn zu sehen. Nachdem er bei seinem ersten Erscheinen vor dem Reichstag unter dem Eindrücke der glänzenden Versammlung und dem Gefühle der auf ihm lastenden Verantwortlichkeit nicht

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 58

1886 - Berlin : Hofmann
58 Zweiter Teil. Das Mittelalter. zu eigennützigen Zwecken benutzten. In einem solchen Kampfe er-1292 schöpft sich z. B. im wesentlichen die Regierung des Königs bis Idols von Nassau (1292—1298), den infolge davon die Fürsten sogar absetzten, und die Albrechts I. (Sohnes von Rudolf I., 1298 1298—1308). Der letztere, ein finsterer, eigensüchtiger Mann, fand bis seinen Tod durch die Hemd seines Neffen, Johann Parrieida, dem er fein Erbe vorenthielt (vgl. Schillers Tell). Noch einmal suchte der von hochstrebenden Plänen erfüllte 1308 Heinrich Vii. (1308—1313) den Glanz des alten Kaisertums zu bis erneuern, indem er einen Zug nach Italien unternahm. Dieses 1313 £Qnft toqr durch heftige Parteikämpfe (Gnelfen und Ghibellinen) völlig zerrissen, und die Erwartung glühender Patrioten, wie z. B. des Dichters Dante von Florenz, daß Heinrich diesem elenden Zustande ein Ende machen würde, konnte sich nicht erfüllen, fo ehrlich die Absichten des Kaisers waren. Als dieser sich anschickte, den vom Papste geschützten Robert von Neapel seiner angemaßten Herrschaft zu entsetzen, wurde er plötzlich bei Siena vom Tode dahingerafft. — Von nun an wird Italien immer mehr das Opfer der Zersplitterung; in den wichtigeren Städten schwingen sich einzelne Familien zur Herrschaft auf (Carrara in Verona, Visconti in Mailand, Medici in Florenz u. a.), und wenn auch Kunst und Litteratur in diesen Gemeinwesen zu hoher Blüte kamen, so war doch ihre Entwicklung der nationalen Einigung der apeuninischen Halbinsel sehr hinderlich. § 34. Kaisertum und Papsttum. — Das Kursürstenkolleg. In älterer Zeit war der König von dem ganzen, nach Stämmen versammelten Volke gewählt worden. Allmählich aber ging die Wahl auf die Fürsten über, und aus diesen hatten sich im Laufe der Zeit wiederum die einflußreichsten abgesondert, denen nun vorzugsweise die Wiederbesetzuug des Thrones zufiel. Da das alte deutsche Reich im Gegensatz zu dem heutigen (Erbmonarchie) eine Wahl Monarchie war, so konnte ohne Wahl und Zustimmung der Fürsten selbst nicht der Sohn auf den Vater als König folgen. Dadurch entbehrte die oberste Leitung des Reiches die beiden Haupterfordernisse einer gedeihlichen Entwicklung: Stetigkeit und Unabhängigkeit. Zumal die letztere fehlte seit dem Interregnum gegenüber den sog. Kurfürsten fast ganz: mußte doch stets der zu Wählende seine Wahl durch Versprechungen und Schenkungen von

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 41

1886 - Berlin : Hofmann
§ 24. Friedrich Ii. 41 verhielten wie Sonne und Mond, d. H. daß das Kaisertum vom Papst abhängig sei. Überhaupt war Friedrich Ii. ein durchaus freisinniger Herrscher, der in gewisser Weise schon den mittelalterlichen Ideen sremd gegenüber stand. 1. Einen Kreuzzug, den er bei seiner Krönung dem Papste versprochen hatte, unternahm er erst nach längerem Zögern, gedrängt von Papst Gregor Ix., der dieselben Zwecke wie Innocenz Iii. verfolgte. Als er aber wenige Tage nach dem Ausbruch, durch eine pestartige Krankheit an der Fortsetzung gehindert, zurückkehrte, schleuderte Gregor, bloß einen Vorwand darin sehend, den Bann gegen ihn. Nun brach Friedrich von neuem auf und brachte durch Vertrag mit dem Sultan, trotz aller Hindernisse, die ihm Gregor in deu Weg legte (Interdikt über Jerusalem und das heil. Grab), einen Teil des heil. Landes und die Königskrone von Jerusalem in seine Hand. Zurückgekehrt zwang er den Papst, der seine Soldaten mittlerweile in des Königs Länder hatte einfallen lassen, zum Frieden (S. Germano.) 2. Die nun folgende Friedenszeit benutzte Friedrich Ii. zur Ordnung der Angelegenheiten in seinen italienischen und deutschen Ländern. In Sizilien errichtete er eine vortrefflich geordnete Regierung, in welcher nicht, wie bisher, das Lehnswesen vorherrschte, sondern ein nach heutiger Weise eingerichtetes Beamtentum und geregeltes Steuerwesen. Art dem glänzenden Hose in Palermo herrschte reges künstlerisches und wissenschaftliches Leben; hohe Schulen errichtete Friedrich hier und in Neapel; Troubadours und Minnesänger fanden sich bei ihm zusammen; er selbst war nicht nur ein freigebiger Beschützer, sondern auch ein Jünger der Kunst. In Deutschland indes erlebte er an seinem Sohne Heinrich, welchen er dort als König zurückgelassen, bitteres Leid. Derselbe, von unzufriedenen Fürsten in seinem reizbaren Ehrgeiz angestachelt, empörte sich gegen den Vater, so daß dieser ihn gefangen setzen und bis an seinen Tod in Haft behalten mußte. Friedrich unterzog dann auf dem glanzvollen Reichstag zu Mainz 1235 die Verhält- 1235 nisse in Deutschland einer Neuordnung. Welsen und Hohenstaufen versöhnten sich hier (das Herzogtum Brauuschweig-Lüueburg kam an Heinrich des Löwen Enkel Otto das Kind). Zugleich sorgte Friedrich für die Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in Deutschland (Landfrieden), die durch Bürgerkriege sehr bedroht gewesen

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 57

1886 - Berlin : Hofmann
§ 33. Das Interregnum. — Rudolf von Habsburg u. seine nächsten Nachfolger. 57 schon früher sehr geschwächten Bande der öffentlichen Ordnung. Gewalt und Willkür der Einzelnen, der Landesherren oder Ritter, ging vor Recht. Besonders hart lastete die allgemeine Unsicherheit auf denjenigen Klassen, die ans Handel und friedlichen Verkehr von Stadt zu Stadt angewiesen waren. Der durch die Kreuzzüge so geförderte Handel erlahmte durch das Raubrittertum, welches in der Ausübung des „Faustrechtes" seine einzige Beschäftigung sah. Auch bedrückten räuberische Rechtsgewohnheiten, wie z. B. das Grundruhrecht und das Strandrecht, den Handelsverkehr auf Landstraße und Flüssen. So kam es, daß in dieser „kaiserlosen und schrecklichen Zeit" jeder einzelne, so gut es ging, auf Selbsthilfe dachte. Zumal die Städte organisierten eine solche in dem 1254 gegründeten rheinischen Städtebund. Auch zu anderen 1254 Vereinigungen wurde in dieser Zeit der Grund gelegt. Um der zunehmenden Verwirrung ein Ende zu machen, entschlossen sich endlich die Fürsten auf den Antrag des Erzbischofs von Mainz den Grafen Rudolf von Habstmrg (1273 — 1291) L273 zum König zu wählen. Derselbe steuerte mit starker Hand dem brs Raubritterwesen und hielt den Landfrieden aufrecht, wodurch er sich namentlich den Dank der Städte, in denen sich mehr und mehr die Kraft und Blüte der Nation zusammendrängte, verdiente. Da der König Ottokar von Böhmen, der während des Interregnums zu seinem Stammlande noch Österreich, Steiermark und Krain erobert hatte, die Huldigung versagte, sah sich Rudolf genötigt, mit gewaffueter Hand gegen ihn zu ziehen: er besiegle ihn in der großen Schlacht auf dem March selbe 1278, in der 1278 Ottokar bett Tod fand. Nun verlieh Rudolf Österreich, Steiermark und Krain feinen Söhnen zu Lehen und begründete damit die h a b s b u r g i f ch e Macht, die sich nachher zu weltumspannendem Umfange ausdehnen sollte. Zu früh für das Reich, welches seiner ordnenden Hand länger beburft hätte, starb Rubels in Speier 1291, ohne daß er die ersehnte Wahl seines Sohnes Albrecht 1291 zu seinem Nachfolger hätte bnrchfetzen können. Von nun an ist das Streben der beutscheu Könige vorzugsweise barauf gerichtet, sich eine eigene H ausmacht zu gründen, da sie nur so bett widerstrebenden Fürsten überlegen sein konnten. Sehr oft ittbes war bieses Streben nach einer Hausmacht so stark, daß sie darüber den Nutzen des Reiches versäumten, ja demselben oft geradezu zuwider waren und sogar ihre Stellung als Könige
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 6
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 2
28 2
29 1
30 0
31 1
32 0
33 0
34 3
35 0
36 1
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 1
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 1
5 0
6 0
7 2
8 0
9 4
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 2
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 2
39 0
40 0
41 4
42 1
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 1
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 2
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 2
91 0
92 3
93 0
94 0
95 0
96 2
97 0
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 2
2 0
3 0
4 9
5 0
6 0
7 3
8 0
9 21
10 9
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 13
17 0
18 8
19 13
20 0
21 6
22 0
23 0
24 1
25 0
26 2
27 0
28 0
29 3
30 7
31 3
32 0
33 7
34 1
35 9
36 0
37 0
38 1
39 3
40 25
41 0
42 0
43 1
44 6
45 0
46 3
47 1
48 8
49 10
50 0
51 1
52 6
53 1
54 39
55 9
56 2
57 2
58 10
59 9
60 0
61 4
62 2
63 0
64 2
65 2
66 0
67 5
68 2
69 0
70 0
71 10
72 6
73 10
74 5
75 1
76 2
77 7
78 1
79 11
80 12
81 4
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 3
88 2
89 0
90 0
91 16
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 1
98 4
99 2
100 0
101 1
102 1
103 17
104 0
105 3
106 3
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 1
118 5
119 0
120 2
121 1
122 2
123 1
124 0
125 0
126 7
127 13
128 2
129 0
130 0
131 6
132 10
133 0
134 0
135 0
136 34
137 0
138 0
139 0
140 3
141 5
142 1
143 1
144 3
145 8
146 0
147 3
148 24
149 0
150 7
151 4
152 0
153 0
154 0
155 1
156 4
157 12
158 13
159 1
160 0
161 8
162 0
163 0
164 0
165 21
166 7
167 0
168 0
169 0
170 4
171 17
172 11
173 8
174 2
175 1
176 8
177 12
178 1
179 6
180 0
181 0
182 19
183 19
184 2
185 0
186 1
187 3
188 3
189 0
190 0
191 3
192 7
193 0
194 3
195 0
196 0
197 4
198 4
199 6