Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 133

1886 - Berlin : Hofmann
§ 78. Friedrichs Staatsverwaltung. 133 beschränken, zumal durch einen Regierungswechsel in England ihm die Hilfsgelder von dort ausblieben. Endlich trat eine günstige Wendung ein durch den Tod seiner Feindin Elisabeth von Rußland 1762. Ihr Nachfolger P et er Iii. schloß den Frieden 1762 zu Petersburg, und wenn auch die bald darauf zur Regierung kommende Kaiserin Katharina Ii. die von Peter gesandten Hilfstruppen zurückzog, so trat sie doch nicht in den Krieg gegen den Preußenkönig ein. Als nun auch Frankreich, durch den Frieden mit England bewogen, seine Truppen aus Deutschland zurückzog, wurde Friedrich leicht mit den Sachsen und Österreichern fertig. Die Schlachten bei Burkersd orf und bei F reib erg entschieden gegen letztere. Im Jahre 1763 kam es zum Frieden zu 1763 Hubertusburg, durch welchen Preußen für ewige Zeiten in dem Besitz vou Schlesien samt Glatz bestätigt wurde. § 78. Friedrichs Staatsverwaltung. Hatte der unverwüstliche Mut, mit welchem Friedrich der Große den Angriffen von halb Europa getrotzt, feinen Ruhm groß und allgemein gemacht, so suchte er nach und zwischen den Kriegen denselben durch eine vortreffliche landesväterliche Fürsorge für seine Unterthanen zu befestigen. Er nahm die Regierung ganz allein in die Hand und gewährte niemand Einfluß auf dieselbe. Dafür aber nahm er es sehr ernst mit seiner Regentenpflicht; er betrachtete sich als den ersten Diener des Staates. Seine Hauptsorge war gerichtet auf die ^Wiederherstellung und Hebung des Wohlstandes. Er ließ in den vom Kriege fchwer heimgesuchten Gegenden die Steuern nach,, gab aus eigenen und Staatsmitteln Pferde zum Ackerbau, baute verbrannte Häuser und Dörser wieder auf u. s. w. Er ließ ferner Kanäle graben (Plauenscher, Finow-und Bromberger Kanal), sumpfige Landstrecken (Oder- und Netzebruch !) urbar machen, Fabriken anlegen (Porzellanmanufaktur in Berlin!); er pflegte den Bergbau und die Forstkultur. Die geringen Einkünfte des Staates zwangen ihn, da sie trotz der äußersten Sparsamkeit nicht ausreichten, zu mitunter etwas drückenden Einrichtungen, wie z. B. dem Kaffee- und Tabakmonopol, dessen Handhabung er französischen Beamten überließ. b) Die Armee, welcher Friedrich feine großen Erfolge verdankte, war der Gegenstand besonderer Fürsorge. In der Berliner

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 135

1886 - Berlin : Hofmann
§ 78. Friedrichs Staatsverwaltung. 135 a) In der ersten Teilung Polens (zwischen Rußland, Österreich und Preußen ohne eigentlichen Rechtsgrund vereinbart) erhielt Friedrich West Preußen (außer Danzig und Thorn), Großpolen bis zur Netze mit dem Netzedistrikt und das Bistum Ermeland. — Die späteren Teilungen Polens (zweite 1793, dritte 1795) brachten an Preußen: Danzig, Thorn, Gnesen, Posen, Kalisch, Warschau und den Landstrich zwischen Weichsel, Bug, Niemen. b) Um den Vergrößerungsplänen Österreichs, welche besonders im Hinblick auf Bayern hervorgetreten waren in dem bayerischen Erbfolgekrieg, zu begegnen, schuf Friedrich im Jahre 1785 den sog. deut- 1785 schen Fürst eit 6 und (Sachsen, Brandenburg, Hannover und andere Reichsstände). Hierin lag der erste Ansatz zu der Führung, welche Preußen später den deutschen Staaten gegenüber einnahm. Repetition. D. Die Entwicklnng Brandenburg-Preußens zum Großstaat. § 73. 1473 Unteilbarkeit der Kurlande und männliche Erbfolge festgesetzt in dem Hausgesetz des Albrecht Achilles. — 1539 Kurfürst Joachim Ii. tritt zum evangelischen Bekenntnis über. 1608—1619 Johann Si gismund vereinigt das Herzogtum Preußen als Polnischeslehen mit dem Kursürstentume. 1614 Cleve, Mark, Ravensberg kommen an Brandenburg. 1619—1640 Georg Wilhelm, seine schwankende Haltung im dreißigjährigen Kriege (Schwarzenberg). § 74. 1640—1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst; im westfälischen Frieden erhält Brandenburg: Hinterpommern, Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin. Durch geschickte Benutzung des schwedisch-polnischen Krieges erhielt der Große Kurfürst im Frieden zu Oliva die Souveränetät in Preußen 1660. — Die Schweden schlug er in der Schlacht bei Fehrbellin 1675. Gegen Ludwig Xiv. von dem Kaiser in Stich gelassen, mußte er im Frieden zu St. Germain 1679 seine Eroberungen (z. B. Vorpommern) wieder an die Schweden herausgeben. — Im Innern entwickelt Friedrich Wilhelm eine segensreiche Thätigkeit: Sorge für das Heer (28000 Mann), für Industrie (Aufnahme der französischen Protestanten; französische Kolonie in Berlin) und Handel; für die Wissenschaft (Gründung der Universität Duisburg 1655). § 75. 1688 — 1713 Friedrich Iii. (I.) 18. Januar 1701: Kurfürst Friedrich Iii. wird als Friedrich I. König in Preußen. — Seine Prachtliebe. Ausschmückung Berlins. Pflege geistiger Interessen: Gesellschaft der Wissenschaften und Akademie der Künste in Berlin. Universität Halle. — Kurfürstin Sophie Charlotte und ihre Beziehungen zu Leibuiz. 1713— 1740 Friedrich Wilhelm I. Sparsame Hofhaltung. Ausschließlichkeit der militärischen Interessen (Leopold von Dessau, lange Kerle). — Tabakskollegium.

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 23

1886 - Berlin : Hofmann
§ 11. Karl der Große. 23 Die gewaltige Machtfülle, welche so Karl in sich vereinigte, fand ihren Ausdruck darin, daß er am Weihnachtsfeste des Jahres 800 800 sich in Rom durch den Papst zum römischen Kaiser krönen ließ. Diese Würde hatte nicht aufgehört in dem Gedächtnis der Menfchen als der Inbegriff der höchsten irdischen Macht zu gelten. Karl übernahm dadurch die oberste Schutzherrschaft der abendländischen Christenheit, als deren Vertreter er sich von nun an auch dem Morgenlande gegenüber fühlte. Die Krönung selbst geschah unter seierlichen Formen und dem jubelnden Znrus der Anwesenden. Ii. Karls des Großen innere Werwaktung. Karl hatte die Absicht, sein ungeheures Reich, das sich von dem südlichen Fuße der Pyrenäen und dem Tiber über die Elbe und an die Eider erstreckte, zu höherer Gesittung und Bildung zu führen. Dazu schuf er zunächst: a) eine großartig geordnete Verwaltung, kraft deren er fernen Willen bis an die fernsten Grenzen einheitlich durchführen konnte. Das ganze Reich war in Grafschaftsbezirke (Gaue) geteilt, deren jeder einem Grasen als oberstem Beamten unterstellt war (Graf = gerefa, vgl. auch das französische greffier). Diese Beamten wurden wieder durch besondere Sendboten (Königsboten), die von ihm auf den großen Reichsversammlungen („Maifelder") mit besonderen Weisungen versehen wurden, überwacht. An den Grenzen errichtete Karl die sog. Marken, in denen beständig eine starke Militärgewalt unter Markgrafen zum Schutz gegen die Nachbaren bereit stand (Ostmark, spanische, dänische Mark, vgl. oben 1). Der Gau war wieder eingeteilt in Hundertschaften; in diesen wurde das Gericht abgehalten, bei welchem sieben ans dem Volke ernannte Schöffen das Urteil fanden. b) Karl hat ferner die Absicht gehabt, einen allgemeinen Volksunterricht zu begründen. Zu diesem Zwecke errichtete er an seinem Hofe eine Art Akademie zur Heranbildung von höheren Geistlichen, die nun ihrerseits wieder Schulen stiften sollten. An dieser Akademie unterrichteten Männer von höchstem wissenschaftlichem Ansehen, wie Alkuin, Peter von Pisa, Paulus Diakonus u. a. Überhaupt war der Hof Karls eine Pflegestätte für geistige Interessen, die z. B. durch Einhard und Angil-tiert vertreten wurden. Karl selbst nahm persönlichen Anteil an allen Fragen des Wissens. Er ließ die alten deutschen Volks-

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 127

1886 - Berlin : Hofmann
§ 74. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 127 gewachsen, zum Separatfrieden von Vossem gezwungen. Bald darauf aber griff er wieder in den Kampf ein und wurde als des Kaisers Bundesgenosse Ludwigs gefährlichster Gegner. Dieser aber rief gegen ihn die Schweden auf, welche alsbald in sein Land einfielen. Friedrich Wilhelm mußte den Kriegsschauplatz am Rhein verlassen. Schnell und unerwartet langte er in der Mark an (Dersflinger) und schlug die Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 vollständig aufs Haupt. Ja, er nahm ihnen 1675 fogar Vorpommern. Aber dieser Erfolg wurde ihm dadurch verkümmert, daß der Kaiser und Holland ihn im Stich ließen und mit Ludwig Friedeu schlossen. Friedrich Wilhelm mußte in dem Frieden zu St. Germain eit Laye 1679 auf alle Errungen- 1679 schäften verzichten (vgl. § 66). Für die Hebung des innern Zustandes seiner Länder entwickelte der Kurfürst eine umfangreiche und allseitige Thätigkeit. Zunächst schlug er jedwede Opposition der Stände nieder und schuf sich die Uuumschräuktheit der Gewalt, welche er zur Durchführung seiner Reformen bedurfte. Die Vorbedingung für jedes Wachstum des Staates sah der große Kurfürst in der Stärke und Schlagfertigkeit des Heeres. Er richtete daher auf dieses, unterstützt von den Feldmarschällen Dersflinger und Sparr, sein Hauptaugenmerk (Größe des stehenden Heeres bei seinem Tode 28000 Mann). Sodann suchte der Kurfürst durch Hebung der Industrie die schweren Wunden zu heilen, welche der dreißigjährige Krieg seinem Lande geschlagen. Zu diesem Ende öffnete er sein Land den französischen Protestanten, welche nach der Aufhebung des Edikts von Nantes ihr ^ Vaterland verlassen mußten. Etwa 20 000 an der Zahl sind diese gewerbfleißigen Bürger von der höchsten Bedeutung für die Marken geworden. Um den Handel zu fördern, wurden große Kanalbauten unternommen (Friedrich - Wilhelms-Kanal), ja selbst deu überseeischen Handel suchte der Große Kurfürst wenn auch mit geringem Erfolge, zu beleben (die afrikanische Gesell-®mben; Koloniengründungen an der afrikanischen Küste). Für die Wissenschaften, deren große Bedeutung der selbst hoch* ^bildete Fürst wohl erkannte, that er viel; in Duisburg gründete ra f t eme Universität. - In religiöser Beziehung war der ^oße Kurfürst duldsam. Gleichwohl verfocht er eifrig die Sache Protestantismus und besonders der reformierten Kirche. Doch war er der Orthodoxie abhold, wie sein Verhalten gegenüber Paul

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 128

1886 - Berlin : Hofmann
128 Geschichte der neueren Zeit. Gerhardt zeigt. Seine erste Gemahlin war Prinzessin Henriette von Oranien, die fromme Liederdichterin, Enkelin des Admirals Coligny. Der Staat ist unter dem Großen Kurfürsten sehr gewachsen; die Zahl der Einwohner hob sich von 700 000 auf 1 300 000; die Einnahmen stiegen von 11/2 auf 71j2 Millionen. — § 75. Friedrich Iii. (I.) und Friedrich Wilhelm I. Auf den Großen Kurfürsten, den Begründer brandenbnrgifch-1688 preußischer Größe, folgte sein Sohn Friedrich Iii. (1688—1713). Mehr auf äußeren Glanz gerichtet, hat derselbe es sich zur Aufgabe ° gemacht, seinem Hanse die Königskrone zu verschaffen; den Anreiz dazu bildete u. a. der Umstand, daß um jene Zeit das Knrhans Hannover die englische und das Kurhaus Sachsen die polnische Krone erwarb. Kaiser Leopold zeigte sich geneigt, gegen eine erhebliche Unterstützung, welche Kurfürst Friedrich ihm im spanischen Erbfolgekriege leistete, diesem die Anerkennung als König in Preußen 1701 zu gewähren. Am 18. Januar 1701 fand zu Königsberg die Feier statt, bei der Friedrich Iii. (nunmehr Friedrich I. genannt) sich und seiner Gemahlin, der geistvollen Sophie Charlotte von Hannover, mit eigener Hand die Krone aussetzte. Zum Andenken an dieses Ereignis, das außerdem durch eine Reihe der glänzendsten Feste verherrlicht wurde, stiftete der König den schwarzen Adlerorden („Suum cuique“). Fortan verlieh Friedrich auch dem Äußeren seiner Hofhaltung, sowie der Stadt Berlin einen königlichen Glanz, wobei offenbar das Vorbild Ludwigs Xiv. von Einflnß war. Berlin wurde durch große Bauteu (Schloß, lange Brücke, Zeughaus re.) geziert. Jn Charlottenburg residierte die edle Königin, die Freundin des großen Philosophen Leibniz. Sie wie der König förderten in freigebiger Weise Wissenschaften und Künste. Jn Berlin wurde die Gesellschaft der Wissenschaften und die Akademie der Künste gestiftet; Halle wurde der Sitz einer rasch aufblühenden Universität, an welcher hervorragende Gelehrte, wie Thomasins und Wolf, wirkten und edle Männer, wie Hermann Francke (Stifter des Waisenhauses) und Freiherr von Canstein (Bibeldruckerei) ihre gemeinnützigen Werke schufen. Aber diese Unternehmungen, verbunden mit einer glänzenden Hofhaltung, kosteten dem Lande mehr, als es auf die Dauer hätte aufbringen können; zumal der Bürger- und Bauernstand litt unter einem hohen Steuer-

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 138

1886 - Berlin : Hofmann
138 Geschichte der neueren Zeit. Shakespeares hinwiesen. Es gelang ihnen, den in französischem Sinne geübten allmächtigen Einfluß Gottscheds in Leipzig zu brechen (Streit der Schweizer und der Leipziger). Ihr Werk vollendete dann der große Lessing. c) Die bildenden Künste haben in dieser Periode in Deutschland keine selbständige Blüte erlebt. In der Baukunst wurde der in der Reformationszeit zu so hoher Vollendung geführte Renaissancestil zwar noch weiter gepflegt und fand auch noch einige würdige Vertreter (Schlüter zur Zeit Friedrichs I., Kuobels-dorf zur^ Zeit Friedrichs des Großen, in Berlin), aber er verlor feine Reinheit durch den Hinzutritt fremder Elemente, besonders durch das Überwiegen der Dekoration, des Ornamentes, welches als das Wichtigere an dem Bau behandelt wurde. So erzeugte sich der sog. Perrücken- oder Rokokostil (Zwinger in Dresden), welcher natürlich auch die Skulptur beherrschte. — Die deutsche Malerei sank im 17. Jahrhundert von der Höhe der Reformationszeit herab, wenn auch in der äußeren Handhabung der Kunstmittel (Technik) noch Erhebliches geleistet wurde. Das 18. Jahrhundert hat dann einen neuen Aufschwung der bildenden Künste vorbereitet, zumal durch die geläuterten Kuustaufchauungen, deren Verkünder Winckelmann wurde. Die Musik hat im 17. und 18. Jahrhundert bei uns in höchster Blüte gestanden. Die deutsche Kirchenmusik fand ihre größten Vertreter in Johann Sebastian Bach (1685 — 1750 [„Matthäus-Passion" n. ct.]) und in Georg Händel (1684—1759 [„Messias", „Makkabäus" u. a.]), welcher letztere vorzugsweise in England gewirkt hat. Nachdem Joseph Haydn und Christoph Gluck auch der weltlichen Musik einen hohen Aufschwung verliehen, erreichte die Tonkunst ihre Vollendung in den großen Komponisten Wolfganq Amadeus Mozart (1756—1791) und Ludwig Beethoven (1770—1827). d) Das politische Leben war in Deutschland, zumal auch durch den westfälischen Frieden, völlig entartet. Es fehlte, infolge der Schwächung der Kaisergewalt, an einem beherrschenden Mittelpunkt. Der Reichstag, welcher seit 1663 ständig in Regensburg sich befand, war ohne jedweden Einfluß auf das Leben der Nation ; seine Verhandlungen waren, gleich denen des Reichskammergerichtes in Wetzlar, schwerfällig und langwierig; feine Mitglieder, wie die Räte am Kammergericht, sehr oft bestechlich. Um

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 93

1886 - Berlin : Hofmann
§ 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit. 93 Bekämpfung der abweichenden Lehren war, wozu er u. a. die Wiedereinführung der Inquisition bewirkte, so hat er doch auch durch eine großartige Heiden Mission und durch ein reges Betreiben der Wissenschaften Segensreiches gewirkt. Letzteres hatte freilich vorzugsweise den Zweck, auf die Jugendbildung und das Schulwesen Einfluß zu erlangen. Der Orden besteht noch heute, wenngleich er in manchen Ländern, wie z. B. in Deutschland, verboten ist. — § 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit. I. Das reformatorifche Werk Luthers wurde unterstützt durch eine allgemeine Bewegung der Geister, die sowohl in der gelehrten als in der belletristischen Litteratur ihren Ausdruck fand. Erasmus von Rotterdam (1467 — 1536) griff die veralteten Formen kirchlicher Gelehrsamkeit und das entartete Mönchtum in glänzenden, vielgelesenen Schriften an, deren berühmteste das „Lob der Narrheit" ist. Gleichwohl hat dieser große Humanist sich der Reformation Luthers nicht offen angeschlossen. — Mit ganzer Seele gab sich der Reformation hin Ulrich von Hutten, aus ritterlichem Geschlechte stammend. Er geißelte die Mißstände seiner Zeit in glühenden Flugschriften, von denen die in Gesprüchsorm gekleideten „Klag und Vermahnung wider die unchristliche übermäßige Gewalt des Papstes" und „die Anschauenden" die wichtigsten sind. Viel verfolgt und besonders nach dem Tode seines Freundes Franz von Sickin gen von Lebensgefahr bedroht, mußte Hutten das Vaterland fliehen und starb noch jung 1523 auf der Insel Usnan im Züricher See. — Unter den volkstümlichen Erscheinungen unserer Litteratur, soweit sie von der Reformation beeinflußt war, ist vor allen Hans Sachs, der Meistersänger von Nürnberg, hervorzuheben, in welchem sich die Sympathie des niederen Bürger-standes für „die Wittenbergisch Nachtigal" verkörperte. Auch der Satirenschreiber Johann Fischart ging dem Mönchtum hart zu Leibe. Einen ganz neuen Aufschwung erhielt durch die Reformation die religiöse Liederdichtung: das deutsche Kirchenlied verdankt Luther seine Entstehung und wurde nach seinem Vorbilde später durch Paul Gerhardt, Paul Fleming n. a. weiter entwickelt. Ii Auch die Kunst blühte im Reformationszeitalter. Zunächst ward sie in Italien unter dem Schutze kunstsinniger Päpste und

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 97

1886 - Berlin : Hofmann
§ 57. Frankreich im Reformationszeitalter. 97 deutschen und protestantischen Provinzen. Wilhelm von Oranien wurde zum Statthalter der neuen Republik der vereinigten Niederlande erwählt. 3. Aber die junge Freiheit hatte noch schwere Kämpfe zu bestehen. Nachdem Wilhelm von Oranien 1584 in Delft ermordet war, trat sein Sohn Moritz an die Spitze. Die drohende Haltung Spaniens zwang nun die Niederländer, sich mit den Engländern zu verbinden. Beide gemeinsam eröffneten einen siegreichen Kampf gegen die spanische Seeherrschaft, welche seit der Entdeckung Amerikas beständig gewachsen war. Dieselbe wurde gestürzt durch den Untergang der sog. unüberwindlichen Flotte (Armada) 1588 (Medina Sidonia und Philipp Ii.). Da kurz zuvor Spanien 1588 durch Erbschaft auch Portugal erworben hatte, so richteten die Niederländer ihre Angriffe auch gegen die ostindischen Besitzungen: dadurch ward der Grund gelegt zu dem niederländischen Welthandel (Amsterdam). Die Seemacht der Niederländer ist um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts die bedeutendste der Welt: Gründung der ostindischen Kompagnie 1602 (Java Batavia). Nach langen Kämpfen mit den Spaniern, die oft noch' durchs innere Unruhen an Gefahr zunahmen (Staatenpartei und oranifche Partei), errangen die Niederlande doch endgiltig ihre Unabhängigkeit. Im Jahre 1648, im westfälischen Frieden, wurde 1648 dieselbe von allen europäischen Mächten anerkannt. , Die Wirkung dieser Freiheitskriege bestand — ähnlich wie in Griechenland — in einem erstaunlichen Aufschwung des gesamten Volkslebens. Ungeheure Reichtümer flössen in die holländischen Häsen, in den Städten entwickelte sich gediegene Pracht und behag* Itche Lebensführung, in welcher der Kunst, zumal auch der Malerei 0- oben § 55), ein breiter Platz eingeräumt wurde. Auch die Wissenschaft blühte schön aus, besonders an der Universität Leiden. — § 57. Frankreich im Reformationszeitalter. Wie König Franz I. von Frankreich schon bei der Wiederbesetzung des erledigten Kaiserthrones als Gegner Karls V. aufgetreten war, so blieb er in Feindschaft mit demselben säst während seiner ganzen Regierung. In den vier Kriegen zwischen Franz I. und Karl V. handelte es sich um den Ausgleich gegenseitiger Gebietsansprüche auf Navarra, Mailand und Burgund. Franz war in diesen Kriegen trotz tapferster Gegenwehr im allge- Wychgram. Lehrbuch der Geschichte. Ii. 7

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 113

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. Hz § 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 1. Wirtschaftliche Verhältnisse. Um diese kostspieligen Kriege führen zu können, war Ludwig der Xiv. beständig darauf bedacht, die Steuerkraft seines Landes zu erhöhen. Dies erreichte er durch eine umfassende Fürsorge für die Entwickelung des Handels und des Gewerbfleißes, wobei ihm sein Minister Colöert (1661—1683) außerordentliche Dienste leistete. Derselbe 1661 ließ allenthalben Fabriken und Manufakturen anlegen, in welchen so- bis wohl die bisherigen Erzeugnisse in größerer Menge und vervollkommneter Weise als auch neue produziert wurden (Porzellanfabrik in Sövres). Um aber die Konkurrenz des Auslandes abzuschneiden, wurden auf alle von auswärts eingeführten Waren hohe Schutzzölle gelegt (Merkantilsystem). Der Handel wurde befördert durch großartige Wege- und Kanalbauten (Kanal von Languedoc, Verbindung des Mittelländischen und Atlantischen Meeres); eine ungemein rasch geschaffene und zahlreiche Kriegsflotte sollte die Häsen und den überseeischen Handel schützen. Durch diese Maßregeln wußte Ludwig den sog. dritten Stand, der sonst die ganze Steuerlast zu tragen hatte, einstweilen an sich zu fesseln. Gleichwohl waren dieser Aufschwung des Handels und der dadurch zunehmende Nationalwohlstand nicht ausreichend, um die ungeheuren Kosten zu decken, welche die Kriege und die über alle Maßen luxuriöse Hofhaltung des Königs verursachten. 2. Der Hof des Königs wurde zu Versailles gehalten wo in sandiger und reizloser Gegeud um ein prachtvolles Schloß das etwa 100 Millionen Franks gekostet hat, ein weiter Park geschaffen wurde. Auch andere Schlösser, wie Marly und Triauou, wurden mit verschwenderischer Pracht aufgeführt und ausgestattet. Das Leben am französischen Hofe war das glänzendste, von dem die neuere Geschichte zu berichten weiß; die an demselben abgehaltenen Feste setzten ganz Europa in Erstaunen; der an ihm herrschende Geschmack wurde für ganz Europa maßgebend. — Eine wesentliche Bedeutung hat das Hofleben unter Ludwig noch dadurch erlangt, daß in demselben die Formen des geselligen Verkehrs eine sehr reiche und feine Ausbildung erhielten, an der zumal auch Frauen teil hatten. 3. Die Litteratur und Kunst. Der Glanz Ludwigs wurde erhöht durch die große Blüte der Dichtung und Kunst, Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 8
   bis 10 von 23 weiter»  »»
23 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 23 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 1
3 1
4 16
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 4
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 2
27 3
28 1
29 3
30 0
31 2
32 0
33 2
34 3
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 3
43 0
44 0
45 11
46 1
47 6
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 8
5 0
6 0
7 3
8 0
9 7
10 0
11 1
12 0
13 2
14 0
15 1
16 1
17 1
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 0
24 0
25 6
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 6
36 1
37 1
38 7
39 2
40 0
41 5
42 0
43 8
44 0
45 0
46 3
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 3
57 0
58 2
59 0
60 1
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 2
69 1
70 0
71 8
72 0
73 0
74 2
75 0
76 1
77 0
78 1
79 0
80 0
81 0
82 0
83 2
84 0
85 1
86 1
87 0
88 0
89 0
90 2
91 0
92 14
93 0
94 0
95 0
96 1
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 2
2 0
3 0
4 9
5 0
6 0
7 3
8 0
9 21
10 9
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 13
17 0
18 8
19 13
20 0
21 6
22 0
23 0
24 1
25 0
26 2
27 0
28 0
29 3
30 7
31 3
32 0
33 7
34 1
35 9
36 0
37 0
38 1
39 3
40 25
41 0
42 0
43 1
44 6
45 0
46 3
47 1
48 8
49 10
50 0
51 1
52 6
53 1
54 39
55 9
56 2
57 2
58 10
59 9
60 0
61 4
62 2
63 0
64 2
65 2
66 0
67 5
68 2
69 0
70 0
71 10
72 6
73 10
74 5
75 1
76 2
77 7
78 1
79 11
80 12
81 4
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 3
88 2
89 0
90 0
91 16
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 1
98 4
99 2
100 0
101 1
102 1
103 17
104 0
105 3
106 3
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 1
118 5
119 0
120 2
121 1
122 2
123 1
124 0
125 0
126 7
127 13
128 2
129 0
130 0
131 6
132 10
133 0
134 0
135 0
136 34
137 0
138 0
139 0
140 3
141 5
142 1
143 1
144 3
145 8
146 0
147 3
148 24
149 0
150 7
151 4
152 0
153 0
154 0
155 1
156 4
157 12
158 13
159 1
160 0
161 8
162 0
163 0
164 0
165 21
166 7
167 0
168 0
169 0
170 4
171 17
172 11
173 8
174 2
175 1
176 8
177 12
178 1
179 6
180 0
181 0
182 19
183 19
184 2
185 0
186 1
187 3
188 3
189 0
190 0
191 3
192 7
193 0
194 3
195 0
196 0
197 4
198 4
199 6