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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 210

1880 - Heidelberg : Winter
210 Kap. 28. § 153—154. Kaiser Rudolf I. (Gründung der Habsburgischen Hausmacht.) eine Hauptschlacht zu meiden und durch List und Hinterhalt Vorteile zu gewinnen. Endlich kam es zur Schlacht. Nachdem vor dem kaiserlichen Heere der Bischof von Basel gebetet hatte und der Kriegsgesang angestimmt war, begann der Kampf und dauerte eine Stunde mit der größten Hitze und mit abwechselndem Glück. Mehrere feindliche Ritter hatten es besonders auf des Kaisers Leben abgesehen; aber Rudolf wich dem Lanzenstotz des einen aus und streckte ihn mit dem Gegenstoß ins Auge tot darnieder, und als ihm ein anderer das Pferd unter dem Leibe erstach, deckte er sich mit dem Schilde gegen den Angriff der Feinde, bis er ein anderes Pferd erhielt. Nach Erneuerung des Kampfes wich das böhmische Heer und wurde gänzlich geschlagen, Ottokar aber auf der Flucht von zwei steiermärkischen Rittern (aus Rache dafür, daß er ihren Vater grausam hatte hinrichten lassen) getötet. Rudolf hielt hierauf zu Wien ein Dank- und Siegesfest (wobei unter andern ein über hundert Jahre alter Ritter, von Haslau, mit seinem Urenkel turnierte) und brach dann zur Verfolgung seines Sieges auf. Zwar wollte der Markgraf Otto der Lange von Brandenburg als Vormund von Ottokars Sohn Wenzel den Krieg fortsetzen; allein Rudolf überließ aus Klugheit und Großmut dem jungen Wenzel in dem Vergleiche zu Kollin Böhmen und Mähren als Lehen, da er ihm schon vor der ersten Unterwerfung seines Vaters seine fünfte Tochter, Jutta, verlobt hatte; ebenso kam die Verbindung seines Sohnes Rudolf mit Wenzels Schwester zu stände. 154. Um die für das Reich eingezogenen österreichischen Länder seinem eigenen Hause zuzuwenden, dessen Machtvermehrung ihm zur kräftigeren Durchführung seines Kaiserberufes notwendig schien, hielt er einen österreichischen Gerichtstag unter Zuziehung des Adels und der Landleute, auf welchem ihm zugestanden wurde, daß der römische König über das babenbergifche Erbe verfügen dürfe, jedoch unter Vorbehalt der Rechte der Allodialerben. Nachdem er sodann auch die österreichischen Bischöfe gewonnen und die Willensmeinung der Kurfürsten eingeholt hatte, eröffnete er gegen das Ende des Jahres 1282 den Reichstag von Augsburg, wobei ihm seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf, welche gegen Ottokar mitgefochten hatten, zur Seite standen. (Sein dritter, aber zweitgeborener, hoffnungsvollster Sohn Hartmann, dem er die Nachfolge im Reich hatte zuwenden wollen, war ein Jahr zuvor im Rhein ertrunken.) Nachdem der König der Reichsversammlung vorgestellt hatte, was er dem Reiche für ein Opfer gebracht, und was man nächst Gott besonders diesen seinen beiden Söhnen zu danken habe, erhob er sie unter die Reichsfürsten und belehnte beide, unter Erwähnung der Zustimmung der Kurfürsten, mit Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und der windischen Mark, worauf sodann seine Söhne an den Grafen Meinhart von Tirol, als einen Seitenverwandten der Babenberger, Kärnten (unter dem Vorbehalt des Rückfalls an Österreich) verliehen. So ward König Rudolf der Grün-1282 der der habsburg-österreichischen Hausmacht. Als ein Jahr darauf der Adel und die Städte in Österreich dem Könige vorstellten, daß dem Lande ein Doppelhaupt nicht gut sei, ließ er seinen Erstgeborenen, Albrecht, im alleinigen Besitz von Österreich und verschaffte seinem Sohn Rudolf ein neugeschaffenes Herzogtum Schwaben. Um dem Papst einen Beweis seiner aufrichtigen Gesinnung zu geben, vermählte er die letzte seiner sechs Töchter, Clementia, an denkönig Karl Martell von Neapel (den Sohn Karls von Anjou). Indem Kaiser Rudolf (denn so nannte ihn das Volk, obgleich die Umstände es nie zur Kaiserkrönung kommen ließen) jede Einmischung in die italienischen Angelegenheiten vermied und den Alpenkamm als die Grenzmark zwischen Deutschland und Wälschland betrachtete, verschaffte er sich

2. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 71

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 15. § 73. Chlotar Ii. Scheidung des Frankenreichs. 71 und ließ sich von den neustrischen Großen (575) huldigen. Aber noch während der Krönungsfeierlichkeiten ließ ihn Fredegund meuchlings toten, verfolgte dessen Witwe Brunhild mit unversöhnlichem Haß und tötete viele, die sich derselben annahmen. Einige Zeit nachher ward auch (thilperich, als er von der Jagd zurückkehrte, ermordet, wahrscheinlich auf Anstiften Fredegund's, der feine Vorwürfe über ihre Lebensweise lästig waren. Von da an führte das herrschsüchtige Weib als Vormünderin ihres vier Monate alten Sohnes Chlotar's Ii die unbeschränkte Regierung in Neustrien. Beide Königswitwen gingen nun mit der ganzen Kraft eines von der Herrschergewalt unterstützten Hasses darauf aus. einander zu verderben. Zweimal sandte Fredegund je zwei Mörder (noch dazu Geistliche) mit Gift und Dolch gegen Brunhild und deren Sohn Childebert aus, beidemal aber wurde der Anschlag vereitelt. Eben so trachtete sie dem König Guntram von Burgund nach dem Leben, wiewohl auch vergeblich. Nicht minder wütete sie in ihrem eigenen Reiche und Hause wie eine Furie, ließ alle, die ihr im Wege standen, martern, blenden und hinrichten, ja wollte sogar ihre eigene Stieftochter Riguntis, mit der sie in beständigem Streit lebte, dadurch toten, daß sie ihr den Deckel einer Truhe, aus der sie ihr etwas herauszunehmen befahl, auf den Kopf fallen ließ; nur zu Hilfe eilendes Gesinde vereitelte das volle Gelingen der bösen Tat. Unterdessen führte Brunhild in Australien die Zügel der Regierung mit männlichem Sinn, und als der mildere Guntram von Burgund starb, gelang es ihr, Burgund an Australien zu bringen. Der Tod ihres 25jährigen Sohnes Childebert aber, der zwei Söhne hinterließ, führte 596 eine Teilung seines Reiches herbei, indem der ältere Sohn Theodobert Ii Austrasien, wo Brunhild, als seine Großmutter, die Regierung führte, und der jüngere Sohn Theodorich Ii Orleans und Burgund erhielt. Davon nahm Fredegund Veranlassung zum Kriege gegen Brunhild. Zwar siegte Fredegund's Heer, sie selbst aber starb schon im folgenden Jahre 597, ohne für ihre Freveltaten gebüßt zu haben. Inzwischen hatte sich Brunhild den Haß der austrasischen Großen zugezogen, so daß sie sich genötigt sah, ihre Zuflucht zu ihrem Enkel Theodorich Ii in Burgund zu nehmen, den sie dann sogleich gegen seinen Bruder Theodobert Ii antrieb, um ihre Rache an den Austrasiern zu kühlen. In dem zwischen beiden Brüdern ausbrechenden Kriege wurde Theodobert geschlagen, gefangen und samt feinen zwei Söhnen auf Betrieb feiner Großmutter getötet (612). Schon dachte Brunhild darauf, auch Fredegund's Geschlecht auszurotten, als ihr Enkel Theodorich Ii starb und nun die 80jährige Brunhild mit dessen vier unmündigen Söhnen, ihren Urenkeln, allein dastand, entschlossen, abermals die Zügel vor-mundschaftlicher Regierung zu ergreifen. Allein die fränkischen Großen, einer solchen Regierung überdrüssig, trugen dem König Chlotar Ii von Neustrien die Herrschaft an. Dieser zog mit Unterstützung austrasischer und burgundischer Großen aus und siegte in einer großen Schlacht (613). Brunhild wollte entfliehen, wurde aber gefangen und sah sich der ganzen Rache des Sohnes der Fredegund preisgegeben. Zwei ihrer Urenkel wurden durch Chlotar's eigene Hand getötet, der dritte, weil er ihn aus der Taufe gehoben, verschont; der vierte entfloh; Über feine weiteren Schicksale ist nichts bekannt. Nachdem in einer Versammlung der Franken Über Brunhild das Todesurteil gesprochen war, ließ Chlotar Ii die greife Königin drei Tage lang foltern, dann auf einem Kamel zur Schau im Lager herumführen und sie zuletzt mit Einem Arm und Einem Bein an den Schweis eines wilden Pferdes gebunden zu Tode schleifen uni^ den Leichnam verbrennen. — (Obgleich sie zehn Könige und Königssprossen ihrem Hasse geopfert hatte, so war sie doch nicht so verrucht als Fredegund, und manche Geschichtschreiber vermuten, daß man Brunhild's Untaten übertrieben habe, um die unmenschliche Behandlung, die sie von Chlotar Ii erfuhr, zu rechtfertigen.) Unter diesem Urenkel Chlodwig's erfolgte die zweite Wiedervereinigung des gesamten Frankenreichs (613) und eine fünfzehnjährige Friedensruhe. Das Ergebnis dieses wilden Kampfes der merowingischen Könige war die An sscheidnng eines west fränkischen (Neustrien) und eines o st-fränkisch en Reiches (Austrasien): von jenem machten die salischen, von diesem die ri Pu arischen Frankenstämme den Grundstock aus. So lange die Salier sich von der Vermischung mit den Gallorömern fern hielten.

3. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 212

1880 - Heidelberg : Winter
212 Kap. 28. § 154—155. Kaiser Rudolfs I Ende. König Adolf v. Nassau. von Böhmen, der mit jenem seinem Schwager Albrecht entzweit war, erhoben dagegen Schwierigkeiten. Um aber den bejahrten und verdienten Kaiser zu schonen, setzten sie den Endbeschluß hierüber auf eine spätere Beratung aus. Dadurch gekränkt reiste Rudolf von Frankfurt nach dem Elsaß ab; als er sich in Straßburg krank fühlte, und der Ausspruch der Ärzte nur noch auf einige Tage Lebensfrist lautete, rief er: „Wohlauf nach Speier, wo ein Teil meiner Vorfahren ruht, die auch die Krone trugen!" Er erreichte dies Ziel aber nicht, sondern starb unterwegs zu Germersheim am 15. Juli 1291 in einem Alter von 73 Jahren. Er wurde im Dom zu Speier beigesetzt und auf dem seine Gruft deckenden Marmorstein seine 7 F. hohe Gestalt mit dem ernstmilden Gesicht, den vielen Stirnfurchen, der großen gebogenen Nase und der etwas dicken Unterlippe auf das genaueste nachgebildet. Er war ganz ein Mann des Volkes, dessen Andenken sich in vielen Anekdoten erhielt. Besonders erfreute sich das Volk an seiner schlichten Einfachheit und heiteren Milde, an seiner Uneigennützigkeit und Redlichkeit. Wenn es einen bezeichnen wollte, der in den beiden letzten Punkten nicht fest war, pflegte es zu sagen, „der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Obwohl er seine Freunde freigebig belohnte, so geschah es doch nicht auf Kosten des allgemeinen Wohls, wie er denn auch nichts für sich behielt. Nur die Dichter und fahrenden Sänger der absterbenden Minnesängerzeit, die sich an Rudolfs Hofe.eine ähnliche Aufnahme geträumt hatten, wie die früheren Dichter sie am thüringischen und hohenstaufischen Hose gefunden, fahen sich in diesem Kaiser getäuscht, und ihre Lieder klagten viel, daß sie unbeschenkt von dem Hoflager desselben abziehen mußten. Aber diese Klage hätte der ganzen Zeit gelten können, welche, durch kein Ideal mehr gehoben und getragen, nur die alltägliche Wirklichkeit kannte, wo Fehdesucht, Faustrecht und Raubleben herrschend geworden war, und wo man es als ein Glück zu achten hatte, daß ein, wenn auch nüchterner, poesieloser, doch ordnender und sittlich waltender Geist die Willkür, das Unrecht und die Rohei{ wieder in die gebührenden Schranken zurückführte. 155. Der Erzbischof Gerhard von Mainz, ein abgesagter Feind des habsburgischen Hauses, lenkte die Königswahl, unter Festhaltung des Grundsatzes, die Krone keinem Mächtigen zu geben, auf den ihm verwandten, noch jungen, tapfern und ehrbegierigen Grafen Adolf von liftflau, der denn auch, weil die übrigen sechs Wühler ihre Stimmen dem Erzbischof übertrugen, am 5. Mai des Jahres 1291 als König Adolf zu Frankfurt einmütig erkoren wurde. Doch hatte auch er ihnen vorher viele Reichsrechte und Vergünstigungen versprechen müssen (namentlich dem Erzbischof von Mainz den Rheinzoll bei Boppard auf ewige Zeiten, dem Erzbischof von Trier und dem Pfalzgrafen bei Rhein den Ersatz der Wahlkosten rc.); wie es überhaupt ein charakteristischer Zug jener Zeit ist, daß bei jeder Kaiserwahl die Stimmen der Kurfürsten durch Geld und Gunst gleichsam erkauft wurden, und daß sich dabei die Geistlichen stets am habsüchtigsten zeigten. Nachdem Adolf auf seinem ersten Hoftage (im Okt. 1292) den Landfrieden eidlich hatte erneuern lassen, dämpfte er die in Schwaben und im Elsaß ausgebrochenen Unruhen teils mit Gewalt, teils mit Milde und empfing zu Hagenau von Albrecht von Österreich, der bisher mit einiger Heeresmacht an der Schweizergrenze gestanden hatte, mit der Auslieferung der Reichskleinodien dessen Huldigung, wobei derselbe durch Entfaltung einer großen Pracht den neuen König seine Armut fühlen ließ. Wie sollte nun dieser nicht um so mehr nach Vermehrung seiner Hausmacht gestrebt haben!

4. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 74

1880 - Heidelberg : Winter
74 Kap. 15. § 75. Karl Martell. Das Sbeftgotenrdcfj in Spanien. Grossen und durch die aus allen diesen Uebeln hervorgegangenen steten Thronumwälzungen und Bürgerkriege längst in innerer Auflösung begriffen vergeblich suchte der vorletzte König Witiza durch ernste Reformversuche zu helfen: er wurde vom Adel und der Geistlichkeit verjagt und der Thron 710 dem schmiegsamen Roderich Uberlassen. Gegen diesen bilvete sich durch die beiden Söhne des gestürmten Königs eine Verschwörung, an der auch der von Roderich schwer beleidigte Graf Julian, der bis dahin treue und heldenmütige Verteidiger der den Westgoten gehörigen afrikanischen Festung Ceuta, teilnahm: er übergab diesen Schlüssel Spaniens dem arabischen Statthalter von Afrika, Müsa, und machte dadurch die Araber zu Herren der Meerenge. Diese landeten unter Musa's Felvherrn Tarik am Vorgebirge Calpe, (das von ihm den Namen Dschebel al Tarik. Berg des Tarik >711 J?°*ai?§v.i)er ^amc Gibraltar entstand), schlugen in einer siebentägigen «11 Schlacht bet Xeres de la Frontera den König Roderich, welcher selbst fiel, und machten durch die Einnahme der Hauptstadt Toledo dem westgotischen Reiche ein Ende. Eine Menge Goten wurden in die Sklaverei nach Afrika geschleppt- der Rest derselben flüchtete in die Gebirge von Galicien, Asturien 'und Bisca y a. Aber selbst die Pyrenäen schienen den siegenden Arabern keine Grenze setzen zu können: schon waren sie durch die baskischen Paffe in Aquitanien eingefallen und nach der Besiegung des aquitanischen Herzogs in's Herz von Frankreich bis an die Loire vorgedrungen, um alles dem Islam zu unterwerfen: da stellte sich ihnen die fränkische Macht entgegen, und an der Spitze seiner hochstämmigen Austrasier, sowie der Türingen, Alemannen und Baiern 732 schlug Karl Plnrtcu die Araber zwischen Tours und Poitiers in einer siebentägigen Schlacht und rettete dadurch europäische Volkstümlichkeit und christliche Religion und Bildung. Zwar fielen sie zwei Jahre darauf bei Gelegenheit eines Aufstandes der Burgunden wieder in Frankreich ein, wurden aber von Karl Martell durch einen Sieg bei Narbonne abermals zurückgetrieben und behielten nur noch das Gebiet zwischen den Pyrenäen und dem Fluße Aude. Im Jahre 756 bildete sich in Spanien durch den Omaijadensprößling Abderah-man, der sich allein aus dem völligen Untergänge seines Geschlechtes in Damaskus 750 gerettet und hierher geflüchtet hatte, das maurische Emirat Cordöva, gegen welches die spanischen und französischen Christen viele Jahrhunderte lang in schweren Kämpfen lagen, bis es nach und nach den in der Halbinsel wieder neu sich gründenden christlichen Reichen wich und der letzte Rest desselben erst im Jahre 1492 vollends vernichtet wurde. ^ Nachdem Karl Martell die vier letzten Jahre seines Lebens (nach dem Tode Theodorich's Iv) den Thron unbesetzt gelassen und 734 noch Fries-Islnd völlig unterworfen hatte, teilte er seine Macht unter seine beiden Söhne Karlmann und Pippin, von welchen jener Austrasien, dieser Neustrien bekam. Da aber ihr Stiefbruder Grippo (aus einer zweiten Ehe mit der baierischen Prinzessin Sonnichild) ebenfalls Ansprüche auf einen Teil des väterlichen Erbes machte und die auf der rechten Seite des Rheins liegenden deutschen Länder (inbesondere Baiern nach Herzog Odilo's Tode 748) vom Frankenreich losreißen wollte, erhoben jene beiden Brüder wieder einen Merowingen, Childerich Iii, auf den Thron und unterwarfen die empörten Völker. Karlmann aber, der Kriege müde, zog sich in ein Kloster unweit Rom (das nachmals so berühmte Benedictinerkloster Monte-Cassino) zurück und überließ die Reichsverwaltung seinem tatkräftigen Bruder Pippin, welcher den Beinamen der Kleine oder Kurze führte und der Stifter einer neuen Dynastie zu werden bestimmt war. Er regierte von 752—768.

5. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 214

1880 - Heidelberg : Winter
214 Kap. 28. § 156. Kaiser Albrecht I. Adolfs Ende. Adolf, der kurz zuvor Anstalten getroffen hatte, dem König von England das versprochene Hilfsheer zuzuführen, sah sich jetzt genötigt, in einen Kampf um seine eigene Krone einzutreten. Anstatt aber auf den Rat seiner Freunde Zuzug aus rheinischen Städten abzuwarten, rückte er in ungeduldiger Hast — von Speier aus — seinem Widersacher entgegen und griff ihn bei Göllheim (in der Nähe des Donnersbergs) an, in welcher Schlacht er nach einem verzweifelten Kampfe dem Stoße seines Gegners erlag und mit der Krone auch sein Leben verlor. Adolf hatte mit einem Teile seines Heeres den sogenannten Hasenbühel besetzt. Nachdem die Bischöfe von Trier und Straßburg das Heer ermahnt und den Schlachtpsalm angestimmt hatten, eröffneten die Baiern in der Thalebene den Kampf. In seiner Ungeduld sprengte Adolf wider die Ermahnung seiner Freunde den Hügel hinab, um am Gefechte teilzunehmen, stürzte aber mit dem Roß und wurde ohnmächtig zur <Seite getragen. Kaum hatte er sich erholt, so drang er ohne Helm an der Spitze eines zweiten Hausens mit Ungestüm vor, um feinen Gegner persönlich anzugreifen. Aber mitten im Getümmel wurde er am Halse tödlich verwundet und stürzte vom Pferd. Von wessen Hand er fiel, ist nach gleichzeitigen Berichten ungewiß. Einige schreiben dem König Albrecht selbst die That zu; andere sagen, der rheinische Raugras habe ihn getötet. Alle hatten Mitleid mit dem Gefallenen, und selbst Erzbischof Ger-hard jagte mit Thränen in den Augen: „Heute ist ein tapferes Herz gestorben." König Adolf wurde zunächst im nahen Kloster Rosenthal, später im Dom zu Speier beigesetzt. In der Erkenntnis, daß bei seiner Erwählung die Reichsform nicht gehörig beobachtet worden war, erklärte Albrecht klüglich, er habe seinen Vorgänger nicht vom Throne stürzen wollen, um sich darauf zu schwingen; falls etwa die Fürsten einen andern wählen wollten, werde er beistimmen. Daher vereinigten sich am 27. Juli 1298 sämtliche Kurfürsten in Frankfurt zu Albrechts vollgiltiger Wahl, worauf er zu Aachen gekrönt wurde. Dafür gewährte er dem Kurfürsten von Mainz außer andern Vorrechten den Bopparder Rheinzoll, dem Kurfürsten von Köln den Rheinzoll zu Kaiserswerth, dem König von Böhmen Freiheit von allen Lehndiensten und vom Besuche der Reichstage. Albrecht war zwar ein guter und zärtlicher Vater, aber nach außen ein kalter und strenger Mann; sein Äußeres war durch den Verlust eines Auges sehr entstellt. Er hatte den Plan, sich ein mächtiges Fürstenhaus zu gründen und die kaiserliche Vollherrschaft wiederherzustellen; dieses Ziel wollte er dadurch erreichen, daß er seine Hausmacht vergrößerte und sich auf die Städte stützte, indem er ihre Freiheiten erweiterte, ihren Handel beschützte, ihre Steuern ermäßigte und ihre Bündnisse gestattete und begünstigte; ja er schien in Deutschland eine ähnliche Einheit und Unumschränktheit der Regierungsgewalt zu erstreben, wie sie seinem Zeitgenossen Philipp dem Schönen in Frankreich herzustellen gelang. Als Albrecht die Kurfürsten um die Reichsnachfolge für seinen Sohn Rudolf anging, waren ihm besonders die rheinischen Kurfürsten entgegen. Darauf gebot ihnen Albrecht, die den Handel der Städte schwer drückenden Rheinzölle, die sie sich seit Friedrichs Ii Tode angemaßt hatten, aufzugeben, und als sie sich dessen weigerten und sich mit dem König von Böhmen zu seinem Sturze verbanden, brachte er sie mit Hilfe der Städte durch Waffengewalt zur Unterwerfung und befreite so den Rhein von vielen lastenden Zöllen. Ueberhaupt verfolgte er mehr und mehr den Plan, sich

6. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 138

1880 - Heidelberg : Winter
138 Kap. 22. §109. Kaiser Heinrich I V».Gregorvii.(Hildebrand. Gregor's Reformsystem.) die geistlichen Aemter oft an die unwürdigsten und unwissendsten Menschen kamen,-ja selbst nicht wenige Päpste den heiligen Stuhl nur niedrigen Parteikämpfen verdankten und nicht selten, ihrer hohen Würde vergessend, ein unheiliges Leben führten, und daher die größte Sittenlosigkeit auch in der niedern Geistlichkeit einriß; so war die Kirche teils durch ihre eigenen Hirten und Wächter, teils durch die willkürlichen Eingriffe der weltlichen Macht in den größten Verfall geraten. Dieses Grundübel glaubte Gregor nur durch völlige Umkehr des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat, zwischen Papst und Kaiser heilen zu können. Nicht blos die Reinigung der Kirche und ihre völlige Unabhängigkeit von der weltlichen Macht, sondern auch die absolute Herrschaft über letztere war sein Ziel, das im Grunde schon in den pseudo-isidori-schen Decretalen (§ 103) vorgezeichnet war.' Gregor ging sofort an die Ausführung seines längst vorbereiteten Werkes. Nachdem er, um die Kirche zu reinigen, zunächst die Gesetze gegen die an Heinrich's Iv Hofe am ärgsten getriebene Simonie verschärft und die strengste Zucht gegen unwürdige Geistliche geübt, suchte er die Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht durch folgende weitere tiefgreifende Maßregeln vollends herbeizuführen: 1) durch die strengste Durchführung des ßölibats oder Gebots der Ehelosigkeit aller Geistlichen ohne Ausnahme, wodurch diese aus der Abhängigkeit von weltlichen Obern, zu der sie die Sorge für ihre Familien nötigte, heraus und in die unmittelbare Verbindung mit dem Kirchenoberhaupte traten. Die Ehelosigkeit der Bischöfe war schon früh kirchliche Sitte geworden; die Ausdehnung dieses Gebots auf alle Geistliche war von der abendländischen Kirche ausgegangen und schon vom 4. Jahrhundert an hatten mehrere Synoden und Gesetze den allgemeinen Cölibat geboten, sich aber nicht immer und nicht überall völligen Gehorsam verschaffen können. Selbst in Italien fand der Cölibat den hartnäckigsten Widerspruch, zumal Gregor darauf bestand, daß jeder verheiratete Priester sein Weib und seine Kinder entlassen, oder seine Stelle aufgeben solle. So unnachsichtlich aber Gregor darauf bestand, so dauerte es doch ein ganzes Jahrhundert, bis der Cölibat durchgeführt war; 2) durch das Uerbol der Investitur, d. i. durch die Verordnung, daß die Belehnung der Bischöfe und Aebte mit der geistlichen und weltlichen Amtsgewalt nicht durch Laien geschehen dürfe, so daß also von nun an die Kirche selbständig die Geistlichen sollte wählen und in's Amt einsetzen dürfen, was an sich nicht unbillig gewesen wäre, wenn nicht mit den Bischofsrechten auch die Grafschaftsrechte verbunden gewesen wären (§ 103). Da nun diese nicht getrennt wurden und auch kaum mehr zu trennen waren, so sollten durch Gregor's Maßregel auch die großen geistlichen Länder und Güter, die bisher Lehen des Kaisers waren, gewissermaßen Eigentum der Kirche werden, wogegen die Kaiser mit Fug und Recht stets Einspruch taten; 3) durch die schon von Päpsten früherer Zeit (§ 103) aufgestellten und nun wiederholten Behauptungen, daß kein Concilium gütig fei, welches nicht der rechtmäßig gewählte Papst berufen habe, und daß jedenfalls der Papst Über den Aussprüchen der Concilien stehe, Behauptungen, durch welche einerseits jeder Eingriff der Kaiser oder Könige, die sich etwa der Concilien gegen die Päpste bedienen möchten, beseitigt, anderseits die Macht der Bischöfe für immer gebrochen und die päpstliche Alleingewalt in d er Kirche befestigt werden sollte; endlich 4) durch die kühne Erklärung, daß alle weltlichen Herrscher ihre Krone vom Papste, als dem „Stellvertreter Christi", zu Lehen empfangen müßten, weshalb dieser das Recht habe, Kaiser, Könige und Fürsten ab- und einzusetzen, je nachdem sie sich würdig erwiesen, die ihnen anvertrauten christlichen Völker zu leiten. Dem an sich untadeligen Bemühen, die Kirche zu reinigen und ihre Rechte gegen die Uebergriffe der weltlichen Macht zu schützen, mischte sich demnach das von Gregor's glühendem Eifer für die Freiheit der Kirche

7. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 140

1880 - Heidelberg : Winter
140 Kap. 22. § 110. Kaiser Heinrich Iv und Papst Gregor Vii. nicht liege, und als der König durch einen abgesandten Stellvertreter sogar den Mailändern einen Erzbischof gab und noch einige andere Bistümer in Italien besetzte; vollends als er einen, wiewohl vergeblichen Versuch machte, die Normannen auf seine Seite zu ziehen, da kam es endlich zum Bruch. ^ Der Papst ließ dem Könige ein Schreiben übergeben, in welchem er, jedoch in gemäßigter Form, verlangte, daß er seine gebannten Räte von sich entferne und sich wegen des bisherigen Umgangs mit ihnen von einem untadeligen Bischöfe Absolution erteilen lasse, sodann daß er sich in Bezug auf die Investitur fortan der Eingriffe in die Rechte der Kirche enthalte. Mündlich aber ließ er ihm erklären, daß er wegen der ihm von seinen Gegnern vorgeworfenen Laster, um deren willen er verdiene excommunicirt und des Reiches entsetzt zu werden, Buße tun solle. Eine solche Sprache mußte den König Heinrich, der sich nach seinem Siege über die Sachsen im Vollgenuß seiner glänzenden Erfolge eben in Goslar befand, doppelt erbittern. Er teilte die päpstlichen Zumutungen sogleich seiner Umgebung mit und entschied sich mit ihr dahin, den Papst durch ein Concilium deutscher Bischöfe absetzen zu lassen, da ja ohnedies Gregor's Wahl keine regelmäßige gewesen sei und der König ihn nie förmlich anerkannt habe. Und so sprach das zu Worms am 24. Januar 1076 versammelte deutsche Concilium im Beisein des Königs die Absetzung Gregor's aus, welcher sodann auch lombardische Bischöse auf einer Synode von Piacenza beipflichteten. Von 36_ deutschen Bischöfen waren 24 zugegen, die übrigen fehlten, die meisten nur aus äußerlichen Gründen; von den Erzbischöfen erschien der von Mainz und Trier. Außer ihnen war noch ein Cardinal, Namens Hugo, ein großer Feind Gregor's, aus Italien dazu gekommen und versetzte durch seine von Bosheit und Haß eingegebenen, rem erfundenen Anklagen gegen Gregor die Versammelten in die leidenschaftlichste Stimmung, welche bei dem Könige sich um so mehr steigerte, da auch der Papst den Zum größern Teil übertriebenen Schilderungen von seinem frühern Privatleben vollen Glauben geschenkt hatte. In dem Schreiben, in welchem die Bischöfe dem Papste den Gehorsam aufkündigten, wurde ihm vorgeworfen, er gehe darauf aus, die Gewalt der Bischöfe zu vernichten, so daß niemand mehr Bischof oder Priester fein könne, der sich nicht in schimpflicher Weise vor Nom demütige; die gute, alte Ordnung der Kirche sei durch die Dekrete seiner angemaßten Uebermacht aufgehoben worden; aus diesen und andern Gründen könnten sie ihn nicht auf dem Stuhle Petri anerkennen, den er nie habe besteigen dürfen. — Diesen Synodalbeschluß sandte Heinrich an den Papst mit einem Begleitschreiben,^ dessen leidenschaftlichen Ton schon folgende Worte des Anfangs und Schlusses kennzeichnen: „Heinrich, nicht durch Gewalt, sondern nach Gottes frommer Anordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch! Diesen Gruß hast du durch die Verwirrung verdient, die du über alle Stände der Kirche gebracht hast, u. s. w. — Du mit Fluch Behafteter und durch unser und oller Bischöfe Gericht Verdammter, steige herab! Verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl! Es soll ihn ein Anderer besteigen, der nicht mit dem göttlichen Worte seinen Ucbermut umhüllt. Ich, Heinrich, durch Gottes Gnade König, und alle unsere Bischöfe sagen dir: Steige herab! Steige herab!" Zugleich forderte der König in einem andern Schreiben die Römer auf, den Papst zu vertreiben und einen andern zu wählen. Gleichzeitig übersandten freilich ^mehrere deutsche, besonders sächsische und lombardische Bischöfe dem Papst eine Ergebenheitsadresse. Auf die Kunde hievon säumte Gregor keinen Augenblick und berief den 21. Febr. 1076 ein Concilium nach Rom, bei dem sich 110 Bischöfe einfanden. Als des Königs Abgesandte darin auftraten und dem Papste zuriefen, der König gebiete ihm, vom Stuhle Petri zu steigen, und fordere

8. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 221

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 28 § 159. Kaiser Ludwig. (Schlacht bei Amfing. Papst Johann Xxii.) 221 vom Rhein und von Schwaben her gegen den Lech im Anzug war. Indessen rückte Ludwig gegen Friedrich und lagerte sich in der Nähe von Mühldorf auf der Haide von Amfing. Voll Ungeduld, den langjährigen Kampf zu beenden, nahm Friedrich, ohne seinen Bruder abzuwarten, wider den Rat seiner Freunde die Schlacht an und kämpfte, im goldenen Harnisch leuchtend, mit der größten Tapferkeit den Seinen voran. Ludwig hatte Anordnung und Leitung der Schlacht Schweppermann übergeben: auf dem linken Flügel standen König Johann von Böhmen und Herzog Heinrich von Niederbaiern; die Öberbaiern hielten das Centrum; einen Hinterhalt bildeten 600 Reiter mit österreichischem Feldzeichen, vom Nürnberger Burggrafen Friedrich von Zollern geführt, die durch ihr rechtzeitiges Eingreifen die Entscheidung herbeiführten. Nach einem zehnstündigen harten Gefecht wichen vor Friedrichs Ungestüm die Böhmen und Baiern, und kaum entging König Johann der Gefangenschaft. Da ließ Schweppermann den Hinterhalt hervorbrechen, den Anfangs die Österreicher für die Vorhut Leopolds hielten, bis sie enttäuscht in Verwirrung gerieten und die Flucht ergriffen. Friedrich setzte verzweiflungsvoll den Kampf fort, ward aber von seinem verwundeten Roß zu Boden geworfen, vom Ritter Albrecht von Rindsmaul überwältigt und dem Burggrafen übergeben. Mit noch 1400 gefangenen Rittern vor den König Ludwig geführt, wurde er von diesem mit den Worten empfangen: „Vetter, wir sehen Euch gern!" und darauf mit nach München genommen, von wo er auf die Burg Trausnitz (bei Nabburg in der Oberpfalz) gebracht wurde. Schweppermann ehrte Ludwig dadurch, daß er, als in der Gegend wegen Mangel an Lebensmitteln nur wenige Eier für die Fürsten aufgebracht werden konnten, diese mit den Worten herumreichen ließ: „Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann zwei." — (Gleichzeitige Chroniken und Urkunden erwähnen jedoch dieses Feldherrn erst bei der Gamelsdorfer, nicht bei der Amfinger Schlacht. Die erste bairische Chronik, die ihn als Feldherrn bei Amfing kennt, ist aus dem Jahre 1495.) Dessenungeachtet wollte Leopold, als Vertreter der österreichischen Partei, den Sieger nicht anerkennen und setzte den Krieg fort, während Papst Johann Xxii, ein Franzose von Geburt, daraus ausging, die Macht des französischen Königs, unter dessen Einfluß der päpstliche Stuhl seit seiner Verlegung nach Avignon (s. oben 158 a. E.) stand, auf Kosten Deutschlands zu erhöhen. Weil Ludwig dem Galeazzo Visconti von Mailand ein Hilfsheer sandte, das dort die päpstlichen und neapolitanischen Truppen zwang die Belagerung von Mailand aufzuheben, so nannte ihn der Papst einen Beschützer der Irrgläubigen und ließ zu Avignon öffentlich anschlagen, daß kein von den Fürsten Erwählter den Titel „römischer König" führen dürfe, ehe der römische Stuhl ihm das Recht dazu erteilt habe. Dagegen berief sich Ludwig auf das Herkommen und erklärte, daß er vor einem allgemeinen Concilium beweisen wolle, daß dieser Papst selbst ein Irrgläubiger sei. Hierauf schleuderte Papst Johann am 23. März 1324 den Bannstrahl gegen ihn, belegte seine Länder mit dem Jnterdict und reizte die Polen zu einem Einfall in Brandenburg, das Ludwig einige Zeit vorher (nach dem Erlöschen des brandenburgisch-askanischen Hauses) seinem 9jäh-rigen Sohne Ludwig als Reichslehen gegeben hatte (ohne die Ansprüche der beiden andern askanischen Linien anzuerkennen). Drei Monate nach der Bannerklärung verkündigte der Papst Ludwigs Absetzung und trat mit der Absicht hervor, die deutsche Krone dem Könige Karl Iv von Frankreich (dem letzten Eapetinger) zuzuwenden. Aber dieser Plan, für den schon mehrere deutsche Fürsten (besonders Leopold von Österreich, der deshalb mit diesem Könige zu Bar ein persönliches Abkommen traf) gewonnen waren, scheiterte an der vaterländischen Gesinnung des Erzbischofs

9. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 144

1880 - Heidelberg : Winter
144 Kap. 22. § 110. Kaiser Heinrich Iv in Canossa. (Anschluß an die Lombarden.) rich warf sich unter Tränen dem Papste zu Füßen. Die ganze Umgebung weinte laut, und selbst des strengen Gregor's Auge wurde feucht. Nachdem Heinrich reuig ein Schuldbekenntnis abgelegt, erhielt er (mit noch einigen andern Gebannten) die Absolution und den apostolischen Segen. Darauf führte ihn der Papst in die Burgkirche, erteilte ihm nach einem feierlichen Dankgebet den apostolischen Kuß und hielt selbst die Messe. Nach der Messe behielt der Papst den König zum Mahle bei sich, und als sich Heinrich nach demselben entfernen wollte, erinnerte Gregor ihn noch einmal an feine Versprechungen, warnte ihn vor Erneuerung des Umgangs mit Gebannten und versprach ihm seine Unterstützung bei den Fürsten, so weit er sie ohne Verletzung der Gerechtigkeit gewähren könne. Nichts desto weniger hatte der König durch seine schmachvolle Erniedrigung zu Canossa dem Papste und der Kirche den großen Triumph bereitet, daß das höchste Richteramt auf abendländischem Boden vom Kaiser auf den römischen Bischof übergegangen war. Dies erkannte die ganze Welt auf lange Zeit hinaus, und von den Tagen zu Canossa begann in der Weltgeschichte eine neue Aerct. Davon hatte auch Heinrich ein Vorgefühl und darum ging er mit einem Stachel im Herzen aus den Toren von Canossa. Und als er auf dem Rückweg durch die Lombardei gewahrte, daß ihn auch die dem Papst feindlichen Bischöfe mieden und die Städte ihre Tore verschlossen, steigerte sich die Scham und Erbitterung seines Innern so, daß es dem Erzbischof Wibert von Ravenna, dem entschiedensten und mächtigsten Feinde Gregor's, nicht schwer wurde, den König zum Anschluß an die Lombarden zu bereden und ihn dadurch in seinem Entschluß zu bestärken, sich sein angestammtes Recht zu erkämpfen, das er „weder ausgeben wollte, noch konnte". Noch fühlte der nun 28jährige König Kraft zum Widerstand in sich, und durchdrungen von der Notwendigkeit, für die Rettung des Königtums fein Leben einzusetzen, trat er in einen Kampf ein, der, so gefährlich er war, ihn doch zu einem wenn auch nur vorübergehenden Sieg über feinen gewaltigen Gegner führte. Unterdessen hatten sich die deutschen Fürsten (nachdem der auf den 22. Febr. 1077 anberaumt gewesene Augsburger Tag nicht zu Stande gekommen war) am 13. März zu einer Versammlung in Forchheim eingefunden und sowohl den Papst als auch den König dazu eingeladen, diesen, damit er sich gegen die wider ihn erhobenen Beschuldigungen reinige, jenen, damit er den Schiedsspruch tue. Aber Heinrich wollte sich nicht zum zweiten Mal erniedrigen: er entschuldigte sich mit seinen Geschäften in Italien und verlegte dem Papst in Canossa den Weg, so daß dieser weder nach Deutschland noch nach Rom kommen konnte. Daher^ schritten die Fürsten, die den Kaiser wieder dem Bann verfallen betrachteten, in Gegenwart der päpstlichen Legaten zur Wahl eines andern Königs. Sie fiel nach dem Vorschlag des „wetterwendischen" Erzbischofs Siegfried von Mainz auf den Herzog Rudolf von Schwaben, der zuvor hatte versprechen müssen, die Wahlfreiheit der Fürsten anzuerkennen und die Bischofswahlen freizugeben. Der Tag von Forchheim bildet einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des deutschen Königtums; denn hier wurden von den Fürsten zwei verhängnisvolle Grundsätze zur bleibenden Anwendung gebracht: 1. daß das Königtum nicht mehr, wie bisher, durch Erblichkeit vom Vater auf den Sohn übergehen, vielmehr es in der Ge-

10. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 225

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 28. § 160. Kaiser Ludwig. (Gegenkönig Karl. Landplagen.) 225 König Philipp, der eben durch einen Krieg mit England beschäftigt war, als auch den Papst, der auf diese Weise seine beiden Stützen (Frankreich und Neapel) gelähmt sah. Da erneuerte und verschärfte Clemens Vi im April 1346 den Bann gegen den Kaiser und stellte durch die drei geistlichen Kurfürsten, sowie durch Böhmen und Sachsen, einen Gegenkönig aus dem luxemburgischen Hause auf und zwar in Karl von Mähren, dem Sohn des alten Böhmenkönigs Johann. (Bei der Wahl desselben zu Rense, am 11. Juli, fiel das alte Reichsbanner in den Rhein und ward nicht mehr gefunden.) Sogleich zog der Kaiser von Tirol aus an den Rhein, wo ihm alle Städte samt den weltlichen Fürsten wider diesen Gegner beistanden, der, weil er sich nicht im Felde halten konnte, vom Niederrhein aus mit seinem erblindeten Vater nach Frankreich ging, um dem König Philipp gegen den König Eduard beizustehen. Dort in der entscheidenden Schlacht bei Crecy (August 1346) fiel der wilde Böhmenkönig unter den Streichen des schwarzen Prinzen, Eduards Sohn, und mit genauer Not rettete sich Karl durch die Flucht. Noch einmal suchte Kaiser Ludwig den Papst zur Zurücknahme des Bannes zu bewegen und wollte ihm das Beaufsichtigungsrecht in Ansehung des Königtums einräumen; dagegen protestierten die treuen Städte auf dem vom Kaiser angeordneten Städtetag zu Speier (im Sept. 1346) auf das feierlichste und verwarfen alle päpstlichen Verfügungen samt der Wahl des Luxemburgers. Vergebens suchte sich dieser den Eingang in Aachen zu erzwingen: er mußte sich in Bonn vom Erzbischof von Köln (den 26. Nov.) krönen lassen. Hierauf fiel er, unterstützt von den Italienern, im März 1347 in Wälschtirol ein, um von Trient aus in Niederbaiern einzudringen; er wurde aber von Ludwig dem Brandenburger zurückgewiesen und zog sich nach Böhmen zurück. Eben hatte Kaiser Ludwig am Oberrhein eine Erhebung des schwäbischen Adels mit Hilfe der Städte bekämpft, als er, nach München zurückgekommen, am 11. Okt. 1347 auf einer Bärenjagd bei Fürstenfeld am Schlage starb. Der 63jährige Kaiser, dem am Morgen dieses Tages ein Kind geboren worden war, saß fröhlich an der Mittagstafel, als ihn plötzlich ein Übelbefinden ankam; rasch stellte er, um sich davon durch Bewegung zu befreien, eine Jagd an, auf der er tot vom Pferde sank. — Während dieser politischen Wirren wurde Deutschland zwischen den Jahren 1337—1348 durch verschiedene furchtbare Landplagen heimgesucht. Zuerst kamen drei Jahre hindurch verheerende Heuschreckenzüge; auf diese folgte an vielen Orten Hungersnot; darauf erschütterte ein Erdbeben die Alpenländer, so daß Berge einstürzten, und in Kärnten die Stadt Villach und 30 Ortschaften zerstört wurden. Zuletzt erschien der schmale Tod, d. i. eine Pest, die, aus Asien über Ägypten, Italien, Frankreich in Deutschland einbrechend, ganze Städte und Dörfer verödete. So verlor Basel 14000, Straßburg 16000, Lübeck 19000 Einwohner. Alles dies setzte die Gemüter in einen Schrecken, der manche zum heilsamen Nachdenken, viele aber zu wahrhaft wahnsinnigen Bußübungen trieb, wie man sie an den Flagellanten oder Geißelbrüdern sah, deren Treiben der Staat und die Kirche mit Acht und Bann Einhalt thun mußten. Dittmar, deutsche Geschichte. 8. Aufl. 15
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