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einzog. Auf vergoldetem Tuche wurde die Ablaßurkunde vorangetragen. Wie beim Jahrmarkte schlug man Tische auf und bot für Geld Sündenvergebung feil. Wie lustig wurde nun das Leben der Leichtsinnigen, denen der Ablaß so schön über die Gewissensbisse hinweghalf! Wie bitter aber war der Kummer des armen Tagelöhners, wenn er sah, wie bloß die Reichen sich Befreiung von den Sünden erkaufen konnten! Mit den Ernstdenkenden seiner Untertanen wird da Fürst Wolfgang die Schändlichkeit dieses Beginnens gefühlt und im stillen geseufzt haben: Wann werden wir endlich erlöst von Priesterzwang und Werkedienst? Wann wird sie kommen, die Reformation an Haupt und Gliedern? Doch gottlob! Der Retter war schon an der Arbeit. Dicht an der Grenze Anhalts, zu Wittenberg, stand die Wiege der Reformation. Das Band äußerer Verwandtschaft, das den Fürsten Wolfgang mit jener Lutherstadt verknüpfte, sollte ihn zu inniger, unauflöslicher Gemeinschaft an die höchste und heiligste Sache fesseln, für die das deutsche Volk je gelebt und gerungen hat.
4. In den ersten Novembertagen 1517 kamen die 95 Thesen gegen den Ablaß, die Martin Luther am 31. Oktober an die Schloßkirchentür von Wittenberg geschlagen hatte, auch über Anhalts Grenze. Mit wärmster Anteilnahme verfolgte Fürst Wolfgang in den nächsten Jahren den weiteren
1521 Fortgang des mutig begonnenen Werkes. Am 17. April 1521 saß er zu Worms in der glänzenden Fürstenversammlung und hörte den großen Reformationsmann mutig bekennen: „Ich glaube weder dem Papste noch den Konzilien allein, da mein Gewissen in Gottes Wort gefangen ist. Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen!" Von dem gewaltigen Eindrucke dieser Worte bewegt, beschloß der junge Fürst, dem Lutherwerke in seinen Landen fortan freien Lauf zu lassen, ja es tätig mit zu fördern.
5. Schon vor dem Reichstage zu Worms soll die Äbtissin des Klosters Gernrode, Elisabeth von Weida, sich offen zu Luther bekannt haben. Sie war, wie ihr Grabstein sagt, eine Frau, „der Gott ein männlich Herz gegeben, Vernunft und guten Verstand daneben, daß sie ihr Geschäft und Regiment wohl geführet bis an ihr End." Sie ließ sich aus Wittenberg einen evangelischen Prediger kommen mit Namen Stephan Molitor, d. H. Müller, und fing an, auf dessen Rat mancherlei Mißbrauche abzustellen. Am größten war die Begeisterung für den Wittenberger Gottesmann in der Stadt Zerbst. Bereits am 18. Mai 1522 predigte er im dortigen Augustinerkloster. Es kümmerte die guten Zerbster wenig, daß er in Acht und Bann war und daß ihre Stadt vielleicht die gleiche Strafe treffen konnte. Im Jahre 1525 wurde die erledigte Pfarrstelle an der Nikolaikirche zu Zerbst mit einem lutherischen Prediger besetzt. Heiligenbilder, Weihkerzen, Weihkessel und anderen Kirchenschmuck fegte man hinaus und verbrannte ihn unter dem Braukessel. Da beschwerte sich der Bischof von Brandenburg mit zornigen Klagen bei den anhaltifchen Oberherren, die Zerbst gemeinschaftlich besaßen, bei Fürst Wolfgang und den Dessauer Fürsten. Die drei fürstlichen Brüder Johann, Georg und Joachim von Dessau (S. 23) standen bisher unter der Vormundschaft ihrer trefflichen Mutter Margarete, einer treuen Anhängerin der päpstlichen Kirche, und dreier Fürsten, die Luthers entschiedene Gegner waren: des Erzbischofs Albrecht von Mainz, der den Tetzel aussandte, des Kurfürsten Joachim von Brandenburg und
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Stephan_Molitor H._Müller Johann Georg Joachim_von_Dessau Margarete Albrecht_von_Mainz Albrecht Joachim_von_Brandenburg
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-2-In demselben Frühjahre rückten Fürst Wolfgang und Kurfürst Johann Friedrich im Heere des Schmalkaldischen Bundes gegen den Kaiser in das katholische Süddeutschland hinein. Sie wurden aber durch den hinterlistigen Einfall des Herzogs Moritz von Sachsen gezwungen, in die Heimat zurückzukehren. Während der Kurfürst Moritzens Land eroberte zwang Fürst Wolfgang Aschersleben, das um 1325 widerrechtlich an das Bistum Halberstadt gekommen war (S. 23), zur Huldigung, leider aber nur auf wenige Monate. Denn mit starker Heeresmacht zog nun der Kaiser heran In der Schlacht bei Mühlberg ward Kurfürst Johann Friedrich am 24r. April 1547 geschlagen und gefangen genommen. Sein Kurfürstentum fiel an den Herzog Moritz. Nach tapferer Gegenwehr war Fürst Wolfgang aus der Schlacht entkommen.
Er hatte früher einmal gesagt, „wenn es darauf ankäme, wolle er lieber einem die Stiefel putzen
und auf Land und Leute verzichten, als daß er
sollte eine andere Lehre anerkennen." Hierin wollte
ihn der Herrgott nunmehr beim Worte nehmen .
3. Das Cöthener Fürstentum hatte der Kaiser seinem Oberstallmeister Grasen Ladron überwiesen. Dieser verbrannte Coswig, besetzte Göthen und zog nun ge-
gen Bernburg, wohin sich Fürst Wolfgang zunächst geflüchtet hatte. Es war in der Nacht vor dem Einmärsche der Spanier,
da standen die wackeren
Bürger von Bernburg auf ihrem Marktplatze. Si0-18‘ Wolfgang, Fürst zu Anhalt.
Obgleich sie alle bereit waren, für ihren Fürsten Gut und Blut zu opfern, hatte sich Derselbe doch entschlossen, zur Schonung seiner Untertanen die Stadt zu verlassen. Man erwartete, von einem schmerzgebeugten Manne Abschied nehmen zu müssen. Aber hochaufgerichtet ritt Wolfgang vom Schlosse herab. Als er über den Marktplatz kam, stimmte er, so wird erzählt, das Lutherlied an: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Die Bürger vergaßen ihre Abschieds-
tränen und fielen in die herrliche Weise ein, daß hundertstimmig der Marktplatz widerhallte. Als die mächtigen Klänge verrauschten, war es ihnen, als hätten sie nicht einen Abschied, sondern ein Siegesfest erlebt. Der geflüchtete Fürst verbarg sich der Sage nach zunächst, als Müller verkleidet, in der Mühle von Chörau bei Aken. Danach wurde er von seiner Schwestertochter, der Äbtissin von Gernrode, aufgenommen. Auch in einem Gartenhause bei Aschersleben und in der Mühle von Warmsdorf soll er
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Das_Cöthener_Fürstentum Wolfgang Wolfgang
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Rietzmeck, Grochewitz, zum Teil auch Düben. Nur an einer Stelle waren also die Ortschaften für den Eingang und den Ausgang offen. Willig
ließen sie sich von ihren Fürsten oder Häuptlingen beherrschen. Gegen
Höherstehende waren sie kriechend unterwürfig, gegen Untergebene tyrannisch gesinnt. Sie waren ein stilles, wenig entwicklungsfähiges Volk ohne große Unternehmungslust. Deshalb reizten sie das kühnere, weiterstrebende
deutsche Volk zum Unterwerfungskriege. Aber es gab noch einen andern, wichtigeren Grund: die Slaven waren noch Heiden. Seit Heinrich I. hielten es die Deutschen für ihre Pflicht, das Land östlich der Elbe und Saale dem Christentume zu gewinnen.
4. Im Gegensatze zu den Germanen stellten die Wenden ihre Götter in rohen Götzenbildern dar und beteten sie abergläubisch an. Fast jeder Gau hatte seinen besonderen Tempel. Ihr Kriegsgott hieß Radegast. Er war von hoher, mächtiger Gestalt und trug auf dem Kopse einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, auf der Brust einen Stierkopf, in der Hand die Streitaxt. Nach ihm ist das anhaltische Städtchen Radegast benannt. Vielleicht hat man ihn früher dort verehrt. Gefangene Feinde wurden ihm zum Opfer geschlachtet.
5. Die Slaven sind auf anhaltischem Gebiete schon feit Jahrhunderten vom Deutschtume gänzlich verdrängt. Nur weniges erinnert noch an sie: alte Urnenfelder, besonders im Kreise Dessau zwischen Mulde und Elbe, hier und da eine volkstümliche Redensart, die Bauart einiger Dörfer, vor allem aber die Ortsnamen. Slavische Ortsnamen finden sich in dem stets deutsch gebliebenen Kreise Ballenstedt gar nicht, im Kreise Bernburg nur 10 gegen 30 deutsche. Dagegen überwiegen sie in den Kreisen Göthen, Dessau, Zerbst bedeutend (150 gegen 70 deutsche), ein Zeichen, daß jene drei Kreise, als die Deutschen seit dem 10. Jahrhundert eindrangen, von den Wenden bereits gut besiedelt waren. Diese slavischen Dorfnamen sind schon an ihrer fremdklingenden Endung kenntlich, wie owe, ow, o, an; itz, eetz; ig, igk, igkan; witz, wig; ene, ehna, en.
§ 9. /Markgraf Gero.
1. Die Unterwerfung der Wenden, die König Heinrich I. begonnen Hatte, fah dessen Nachfolger Otto der Große als feine Hauptaufgabe an.
937 Sogleich im Anfange feiner Regierung übertrug er 937 dem Grafen Gero die Marken zwischen Saale und Elbe. Gero stammte aus einem bis dahin noch wenig bekannten Adelsgeschlechte, welches an der mittleren und unteren Bode, in der Gegend von Alsleben, also auch im Schwabengaue, seine Stammgüter hatte. Ohne sich um den neidischen Unwillen der Großen des Reiches zu kümmern, hielt König Otto I. zeit seines Lebens an diesem treuen Diener fest. Kein anderer als Gero eignete sich bester zu jener verantwortungsreichen, gefährlichen Stellung. Für die Ausbreitung des Christentums begeistert, seinem Könige unbedingt ergeben, gründete Markgraf Gero mit größter Tatkraft und Umsicht die Ostmark, deren Kern etwa die heutige Lausitz bildete. Ein Vierteljahrhundert lang bekriegte er die Heiden als ein gewaltiger Feldherr. Jede seiner Schlachten, so rühmte man, sei ein Sieg gewesen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Gero Heinrich_I. Otto Gero Gero Bode Otto_I. Gero Gero
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von Aschersleben erschlagen. Die Folge davon war, daß der erzürnte Kaiser durch ein Fürstengericht dem Askanier wegen Landfriedensbruches die Mark Lausitz und die Ostmark absprechen ließ. Die Nordmark verlieh er dem Grafen Konrad von Plötzkau, einem trefflichen Ritter, den seine Zeitgenoffen wegen seiner Schönheit und Ritterlichkeit die Blume der Sachsen nannten. Er ist der Erbauer der herrlichen Kirche zu Heeslingen, die zu den schönsten Bauwerken im romanischen Stile gehört. Im Jahre 1132 begleiteten Markgraf Konrad und Graf Albrecht der Bär den Kaiser Lotar auf einem Römerzuge. Hier gelang es Albrecht, die Gnade des Kaisers wiederzugewinnen. Markgraf Konrad starb in Italien plötzlich. Nach der Rückkehr in die Heimat belehnte der Kaiser den Grafen Albrecht zum Danke 1134 für wichtige Dienste feierlich mit der Nordmark, Weihnachten 1134. Das ist ein denkwürdiger Tag fürs deutsche Vaterland, ja bedeutsam für die Weltgeschichte: der Geburtstag der Mark Brandenburg, aus der unser neues Deutsches Reich hervorging.
2. Zunächst hatte Markgraf Albrecht einen langen, erbitterten Streit mit den Wellen dnrchznfechten. Der damalige Welfenfürst Heinrich der Schwarze, Herzog vondaiern, war der Oheim Albrechts. Wulfhilde, die Gattin des Welfen, und Eilika. die Mutter des Markgrafen, waren Schwestern und hatten als Töchter des söhnelofen Herzogs Magnus von Sachsen gleiches Erbrecht auf dessen Herzogtum. Als dieses nun vom Kaiser Lotar an den Welfenherzog gegeben wurde, glaubte sich Markgraf Albrecht seinem Oheim gegenüber benachteiligt. Kaiser Lotar starb 1137. Nun machte sich sein Schwiegersohn, Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern und Sachsen, als mächtigster Herr im Reiche Hoffnung auf die Königskrone. Aber Markgraf Albrecht verfocht mit Eifer die Sache der Staufer und trug dazu bei, daß mit Konrad Iii. das Geschlecht der Hohenstaufen auf den deutschen Thron kam. Der neue König fürchtete mit Recht die übergroße Macht des Welfen. Er entsetzte ihn daher >138 des Herzogtums Sachsen und gab dasselbe seinem anhaltischen Vetter Albrecht dem Bären. Aber die hartnäckigen Sachsen hielten fest zu ihrem bisherigen Herrn und seinem Erben, dem noch minderjährigen Heinrich dem Löwen. Sie vertrieben Albrecht den Bären, der sein neues Besitztum anfangs mit Glück erobert hatte, und griffen ihn im eigenen Lande an. Er verlor die Nordmark sowie seine Familiengüter und mußte sich zum Könige flüchten. Das schutzlose Anhalt wurde verheert und geplündert, Bernburg erobert und die Stammburg Anhalt gebrochen, bis endlich das Jahr 1142 zwischen den erbitterten Häusern Wels und Anhalt wenigstens äußerlich den Frieden brachte. Albrecht erhielt seine Besitzungen zurück, mußte aber auf Sachsen verzichten.
3. Nachdem Albrecht so in einem blutigen, für Anhalt höchst verderblichen Kriege vergeblich versucht hatte, den trotzigen Welfen das Herzogtum Sachsen zu entreißen, wandte er sich dem Gebiete zu, auf dem er feine Größe zeigen sollte. Im Jahre 1147 unternahm König Konrad den zweiten Kreuzzug. Es gereicht dem Markgrafen zum Lobe, sich nicht daran beteiligt zu haben. Denn wie die Römerzüge waren auch die Züge ins Heilige Land nicht die wahre Aufgabe der Deutschen. Ein anderer Kreuzzug lag viel näher: der Kreuzzug gegen die Wenden. Als die deutschen Fürsten sich und den König in blutigen Bürgerkriegen befehdeten, war das Andenken an Markgraf Geros Ruhmestaten verblichen. In den von ihm eroberten Gebieten zwischen Elbe und Oder hatten die Wenden und ihr Heidentum die Herrschaft wiedererlangt. Dorthin wandte sich nun von der Nordmark aus der ebenso deutsche wie fromme und kluge Markgraf Albrecht. Er wurde durch den zum Christentums bekehrten Hevellersürsten Pribislaw unterstützt, der für die Ausbreitung des Evangeliums in seinem Lande bemüht war. Mit Albrecht durch enge Freundschaft verbunden, hatte er
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Plötzkau Konrad Konrad Konrad Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Konrad Konrad Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Heinrich_der_Schwarze Heinrich Albrechts Albrechts Wulfhilde Magnus Albrecht Albrecht Heinrich_der_Stolze Heinrich Albrecht Albrecht Konrad_Iii Konrad Albrecht Albrecht Heinrich_dem_Löwen Heinrich Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht König_Konrad Konrad Geros Albrecht Albrecht Albrecht
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Glaubens hoch und sagte, „er wisse im Reiche keinen Fürsten, den er an Frömmigkeit und Geschicklichkeit mit Fürst Georg vergleichen könne."
4. Nun wurde ganz Anhalt nach den Plänen der Wittenberger Reformatoren eingerichtet. Von den Gütern der eingezogenen geistlichen Güster bekamen die evangelischen Pfarrer meist ihr Gehalt. Nach Martin Luthers Beispiele verheirateten sich viele Geistliche. In den Kirchen wurde Sonntags regelmäßig deutsche Predigt über Worte der Heiligen Schrift gehalten. Beim Gottesdienste erklangen die herrlichen deutschen Kirchenlieder. Luthers kleiner Katechismus, dieses unschätzbare Kleinod, wurde überall im Lande eingeführt. In den verbesserten Schulen sollte jetzt jeder lesen und die schöne Bibelübersetzung Martin Luthers selbst verstehen lernen, damit er sein eigener Priester werde. Die vier anhaltischen Reformationsfürsten selbst sorgten, daß Bibeln im ganzen Lande verteilt wurden.
§ 19. Des Glaubenshelden schwerste Prüfung und friedlicher Lebensabend.
1. Im Jahre 1545 ließ der Kaiser ein Konzil nach Trient berufen, dessen Spruche sich die Protestanten unweigerlich zu fügen hätten. Da sie
Fig. 17. Bcrnburg, die „Dolfgangsstadt", nach Merian.
aber, getreu der Speierer Protestation, sich standhaft weigerten, der katholischen Mehrheit zu gehorchen, war nunmehr der Religionskrieg unvermeidlich geworden. Ehe er ausbrach, nahm der Herr in Gnaden den teuren Gottesmann Luther hinweg. Derselbe starb am 18. Februar 1546 zu Eisleben. 1546 Eine Stunde nach seinem Abscheiden stand Fürst Wolfgang an dem Sterbelager. Schmerzerfüllt berichtete er an seinen Neffen Kurfürst Johann Friedrich: „Der Wille des Herrn ist bei ihm ergangen und ist ganz sanft mit guten Sprüchen entschlafen in Gott." Auf Befehl des Kurfürsten geleitete er den Sarg über Halle nach Wittenberg, wo der Leichnam in der Schloßkirche beigesetzt wurde. Es war ein Trauerzug ohnegleichen. Der höchste Fürst hätte kein schöneres Ehrengeleit finden können als das, welches Wolfgang damals anführte. In allen Städten und Dörfern erklang Trauergeläute.
Die Einwohner, hoch und niedrig, empfingen schluchzend den Sarg und folgten ihm, soweit sie konnten.
Lo ren z -G ünther, "Inhalts Geschichte. g
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luthers Martin_Luthers Merian Kurfürst_Johann_Friedrich Johann Friedrich
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2. Als die Kriegssteuern nichts mehr einbrachten, begannen die immer zuchtloser werdenden Horden mit Plünderungen. In den Städten wurden alle Kostbarkelten geraubt. Schon 1626 mußte der Rat zu gerbst die reichen Stlbergeräte der Stadt ausliefern. Aus den Kirchen entwendeten die Krieger schamlos jeden Schmuck. Sie zertrümmerten die Fenster raubten bte silbernen Kelche, Taufbecken, Kannen und Leuchter, zerrissen die Kirchenbücher und verbrauchten das Papier berfelben zur Anfertigung ihrer Patronen. Auf dem Lanbe wurden bte noch grünen Saaten als Futter abgeschnitten, bte Acker zerstampft, bte Obstbäume umgehauen, alles Vieh geschlachtet ober weggetrieben, bte gefüllten Scheuern in Branb gesteckt Da aus Mangel an Zugtieren die Felber nicht bestellt würden, schwächte der Hunger bte Gesunbheit. Der Unrat, welcher nicht mehr abgefahren werden sonnte, verpestete Lust und Wasser. Furchtbare Seuchen begannen zu wüten. Tausende wurden durch die Pest hinweggerafft. Wer von Krankheit verschont blieb und nicht in die Wälder und Elbesümpfe oder unter die Soldaten flüchtete, der starb unter den grausamen Martern der entmenschten Krieger. Gar oft lautet es in anhaitischen Berichten an die Fürsten über manche früher wohlhabende Bauernfamilie: „Ist ausgestorben Haus und Hof verwüstet." Ganze Ortschaften sanken auf immer in Krümmer, rjhre Namen wie die schon früher untergegangener Dörfer Und heute nur noch als „Wüstungen" bekannt.
3. Soweit es ihnen möglich war, haben die damaligen anhaltischen Fürsten als treue Landesväter das Elend zu hindern oder wenigstens zu lindern gesucht. In keinem anderen deutschen Lande ist trotz der ver-
Zbit Jahr für Jahr so eingehend von den Landesbeamten über die Kriegsschäden Bericht erstattet. Wir vernehmen baraus, wie bte Fürsten sich alles zu Herzen gehen ließen, wie sie sich in Hunberten von Briefen an bett Kaiser, an die Feldherren mit eindringlichen Bitten und Klagen wandten, freilich, je länger die Kriegsnot dauerte, mit desto weniger Erfolg.
4. Wir erfahren auch, wie die anhaltischen Untertanen wieder und wieder gemahnt würden, in aller Not und Traurigkeit den Herrgott nicht zu vergessen, sich zu bemütigen und die große Drangsal als heilsame Schickung sttll zu tragen. Fürwahr, bei aller Roheit und Sinnlosigkeit, trotz aller unsäglichen Verfolgung haben unsere anhaltischen Väter ihr evangelisches Christentum unentwegt hochgehalten. Sicher stimmten sie auch mit innigem Danke in die herrlichen Kirchenlieder ein, die dem endlich wiedergekehrten Frieden galten. Waren doch die Dichter dieser frommen Gesänge m Anhalts unmittelbarer Nachbarschaft zu Hause: Paul Gerhardt aus Gräsenhainichen mit dem machtvoll erklingenden Friedensgruße: „Gottlob! nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort," und mit dem schonen Neujahrsliede (1649): „Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn!" sowie Martin Rinckhardt zu Eilenburg mit dem allbekannten Dankpsalme: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen!"
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