— 200 —
Plateau (welche sind es?); im W wird es von den W-Ghats'
begrenzt, welche mit Steilabfall an die Küste herantreten. Diese
ist vermöge ihrer felsigen Beschaffenheit reich an geschützten Häsen
Neben dem britischen Haupthafen Bombay (—be) [□ (979) finden
sich hier französische und portugiesische Niederlassungen (welche?).
Weniger günstig ist die O-Küste, von welcher die O-Ghats
gegen 100 1cm entfernt bleiben und einer mit Strandseen und
Sümpfen erfüllten, ungesunden Küstenebene Ranm lassen; sie hat
keinen einzigen günstigen Hafen, und bei hoher See müssen
Personen und Waren für Madras □ (519) wegen heftiger
Brandung meilenweit von der Küste ausgebootet werden. Gegen-
sätzlich sind die beiden Küsten auch in klimatischer Beziehung, da
infolge des Wechsels der Monsune53 die eine Küste Regenzeit hat,
während auf der andern Trockenheit herrscht und umgekehrt. Bei
dem ungeheuren Regenfall, den die Sw-Monsune der Küste
Malabar bringen, ist diese mit ausgedehnten Waldungen be-
kleidet, deren Reichtum das für den Schiffbau hochwichtige
Tiekholz ist; hier ist die Heimat des schwarzeu Pfeffers, und auf
der Höhe der Berge wächst das Sandelholz. Die Hochebene da-
gegen ist größtenteils trocken und steppenartig; sie ist der Haupt-
sitz der Baumwollkultnr und der Mohnpflanzungen (Opium).
Das Dekan im S abschließende Gap^, durch das die Straße
von Kalikut nach Madras geht, trennt das letzte Stück des
W-Randes, das Kardamömgebirge, vom Plateau der Halb-
insel ab. Dieses Gebirge ist das höchste der Halbinsel und an
seiner W-Seite bis zur halben Höhe mit Wald bekleidet; an
seinen Abhängen werden in den Pflanzungen der Chinarinden-
bäum, die Kärdamome, Kaffee und Tee gebaut.
Die der vorderindischen Halbinsel im S vorgelagerte Insel
Ceylon4 ist von birnförmiger Gestalt, so groß wie Bayern ohne
die Rheinpfalz, im N eine trockene Ebene, im übrigen von einem
hufeisenförmig sich nach N öffnenden Kammgebirge erfüllt, auf
dessen sw-er Seite der Adamspik sich erhebt mit der Fußstapfe
Adams. Ceylon ist die Heimat des Zimts. Seine Ausfuhr
wird aber von der des aus China eingeführten Tees übertrofsen.
Auch wird der Chinarindenbaum mit Glück hier angebaut. An
der W-Küste der Hasenplatz Colombo ^ (158), der Anlegehafen
der Dampfer von Sues uach O-Asien und Australien.
Die weitaus größte Zahl der Bevölkerung bilden die Hind u,
die einst durch die Kabulpforte eindrangen, die dravidische
Urbevölkerung teils unterwarfen und zurückdrängten, teils sich
mit ihr vermischten. Ihre Religion war anfangs ein einfacher
Naturdienst. Opfer, Gebete, Bußübungen und peinlichste Erfüllung
unzähliger Vorschriften sind die Hauptforderung des Brahmais-
' Ghats = Gassen, benannt nach den stufenförmigen Eingängen ins
Innere, die durch die kulisfenartige Anordnung der in meridionaler Richtung
streichenden Abschnitte des Plateaurandes verursacht werden. * S, 193.
s Gap = Sattel. * Die Bewohner Ceylons heißen Singhalesen.
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Extrahierte Personennamen: Adams
Extrahierte Ortsnamen: Bombay Madras Madras Rheinpfalz Ceylon China Hasenplatz_Colombo Australien
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— 165 —
mit Wasserdampf gesättigten Meereswinde ins Land ein, um
die gewaltigen Wasseradern und Wasserbecken hinreichend zu
versorgen.
Die Landbrücke, die Nord- und Südamerika verbindet, heißt
Zentralamerika.
Zentralamerika reicht vom Gols von Panama bis zum Golf
von Tehuantepec, hat eine wenig gegliederte W- und eine reicher
gegliederte O-Küste (Nachweis!).
Seine Gebirge sind nicht eine Fortsetzung der südamerika-
nischen Anden; eine Hügelkette, die in dem den höchsten Punkt
der Bahn von Aspinwall nach Panama tragenden Bergsattel bis
gegen 80 m herabsinkt, trennt sie entschieden von diesen. Aber
auch die zentralameritanischen Cordilleren ziehen nahe der W-
Küste mit Steilabsall nach dem Großen Ozean hin und tragen
gefürchtete Vulkane. Nach O senken sie sich in Tasellandschasten
zu der die Meeresküste begleitenden Tiefebene.
Wie die Oberfläche, so ist auch die Pflanzenwelt im W eine
andere als im O. Die pacisische Seite mit ihrem regenlosen
Winter zeigt den tropischen Wald nur „in gedämpster Form und
räumlicher Beschränkung" und in mehr als 650 in Seehöhe
Savannenbildung; die Abdachung zum Atlantischen Ozean aber
ist wegen des Regens zu allen Jahreszeiten mit dichtestem Ur-
walde überzogen (Blau- und Mahagoniholz). Außerdem gedeihen
die meisten Früchte der Tropen in ausgezeichneter Güte: Mais
(zwei Ernten), Kakao, Kaffee, Bananen und Tabak.
Die Bewohner sind zum größten Teile Indianer und
Mischlinge, zum kleineren Weiße und Neger. Die Deutschen
sind besonders zahlreich in Guatemala (1100). Hier beherrschen sie
den Kaffeehandel und erzeugen die Hälfte der gesamten Kaffeeausfuhr.
Deutsche haben einen bedeutenden Anteil an Plantagenwirtschaft und
Handel in Nicaragua und Costarica.
Staatenkundliches. 1. Die fünf Republiken (zusammen etwa so
groß wie das Königreich Preußen mit kaum so viel Einwohnern wie im
Königreich Sachsen) sind bei den beständigen Wirren zu einem nur geringen
Aufschwünge gekommen. Die Hauptausfuhr erstreckt sich auf Kaffee, Kakao,
Kautschuk, Nutz- (Mahagoni-) und Farbhölzer.
2. Britisch Honduras hat als Hauptausfuhrartikel Mahagoni- und
Campecheholz, Bananen und Zucker. Belize (—
Die Westindischen Jnseln1.
Sie setzen sich zusammen aus den vier großen Antillen
(antiljen)^ (Euba, Haitis Puertorico und Jamaika) und den
Kleinen Antillen. Die letztgenannten teilt man wieder in
1 Der Name erinnert an den Irrtum des Kolumbus, welcher glaubte,
das asiatische Indien auf einem neuen, dem w-en Wege, gefunden zu haben.
2 Das Wort kommt von der mythischen Insel Antiglia (antilja), die im
15. Jahrhundert zwischen Westeuropa und Ostasien liegend gedacht wurde.
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— 236 —
Die Tierwelt ist im ganzen dieselbe wie in Kamerun; nur
tritt an Stelle des Gorilla der Pavian.
Von Mineralschätzen besitzt die Kolonie hauptsächlich Eisen-
erze, und zwar soll das eine Lager (bei Banjeli) nach vorläufiger
Schätzung im Tagbau etwa 20 Mill. Tonnen liefern können.
Außerdem hat man Graphiteinlagerungen, Vleiglanz, Schwesel--
und Kupferkies gefunden.
Die Bewohner gehören zu den Sudannegern. An der
Küste wohnt der Ewestamm. Die Ewe sind gutmütig und sried-
fertig, dabei fleißig und leistungssähig. Sie treiben Ackerbau
und Gewerbe (Eisen- und Lederbereitung, Töpferei, Flechterei und
Weberei). Die Gebirgsbewohner sind weniger friedfertig und
leisten weder im Ackerbau, noch in der Viehzucht Besonderes. Für
die Ausbreitung des Evangeliums wirkt neben der Baseler und
Bremer Missionsgesellschaft auch eine katholische, die sogen.
Steyler Mission. Regierungsschulen bestehen in Söbe, der
früheren Hauptstadt, und in Lome; in letzterem Orte besteht
außerdem eine Handwerkerschule.
Bedeutung der Kolonie, Handel und Verkehr. Das eigentliche
Produktionselement in Togo ist die farbige Bevölkerung. Bei dem
mäßig fruchtbaren Boden ist dagegen die Plantagenwirtschaft un-
bedeutend. Die Ausfuhrprodukte werden daher zum größten Teil
von den Eingeborenen gewonnen: Kautschuk, Olpalmerzeugnisse,
Elfenbein; durch Anbau Mais, Baumwolle, Erdnüsse, Schibutter^.
Um dem jungen Bevölkerungsnachwuchs Gelegenheit zu geben, eine
ertragreichere Bebauung des Bodens (Pflugkultur, Düngewirtschaft,
Fruchtfolge) kennen zu lernen, hat die Verwaltung eine land-
wirtschaftliche Schule eingerichtet. In Plantagen werden
Kautschuk und Baumwolle gezogen, und zwar Baumwolle
iu solcher Güte, daß sie die amerikanische übertrifft. Die Aus-
fuhr erstreckt sich neben Mais und Kautschuk auf Palmöl, Palm-
kerne, Kopra. Steigend ist die Ausfuhr von Baumwolle.
Eingeführt werden Baumwollgewebe und andere Gegenstände für
den Handel mit den Eingeborenen.
Außer der Küstenbahn Lome-Anecho ist eine Binnen-
landbahn bis Palime gebaut. Bewilligt ist eine andere, von
Lome n gehende Linie nach Atakpame, die bis zu den
Eisenlagern von Banjeli weitergeführt werden soll. Die
Telegraphenlinien sind an das internationale Telegraphennetz
angeschlossen.
Erwerbung, Verwaltung und Orte. Erworben wurde das
Gebiet 1884 (s. Kamerun!). Die Verwaltung führt ein kaiser-
licher Landeshauptmann. Regierungssitz ist Lome, ein stadtartig
angelegter Ort mit sauberen Straßen und 6400 Einwohnern.
1 Schibutter ist ein Pflanzenfett, das aus den Kernen des Schibutter-
baumes gewonnen wird, bei den Eingeborenen als Nahrungsmittel, bei
uns zur Seifen- und Kerzenfabrikativn dient.
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Extrahierte Personennamen: Kopra
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Lome Togo Lome-Anecho Lome Lome
— 244 —
Die Bewohner, Santuneger1, sind zumeist ansässig und
treiben Ackerbau, häusig daneben Viehzucht, seltener Viehzucht allein.
Aufgabe der nächsten Zeit wird es sein, die ackerbautreibende Be-
völkerung wie in Togo zu einer erfolgreicheren Bebauung des
Bodens anzuleiten und auf solche Erzeugnisse hinzuweisen, die
für das Mutterland erwünscht und für den Weltmarkt wertvoll
sind. In den Gegenden w und sw vom Viktoriasee leben Hirten-
Völker. Im N zwischen Kilima-Ndscharo und Viktoriasee sitzen
die raub- und kriegslustigen Masai und am Rovuma und
Njassasee Sulus. In den Küstenplätzen sinden sich Inder und
Araber. Die erstgenannten bemächtigten sich des Handels, und
die andern brachten aus dem Innern mit Trägerkarawanen (Last-
tiere erliegen dem Klima!) Elfenbein und bis zur Besitzergreifung
durch das Deutsche Reich Sklaven. Die Verkehrssprache der Küsten-
neger oder der Wa-Suaheli, das Ki-Suaheli^, ist die Handels-
spräche in einem großen Teile Ostafrikas. Als Münzeinheit
haben die Inder die Rupie, eine Silbermünze im Werte von
1,40 Ji, eingeführt.
Durch die Araber ist an der Küste der Islam verbreitet.
Nun wird dem Christentum durch evangelische und katholische
Missionare eine Stätte bereitet. Meist sind die Missionsstationen
mit Militärstationen verbunden, welche die Ordnung aufrecht er-
halten und den Missionen ausgiebigen Schutz gewähren. Re-
gierungsschulen sür die Eingeborenen bestehen in Daressalam,
Tanga u. a. O.
Bedeutung der Kolonie. Wie unsere übrigen tropischen Schutz-
gebiete in Asrika ist Deutsch-Ostasrika zum größten Teil für euro-
päische Ansiedler nicht geeignet. Nur die höheren, malariafreien
Gebiete können für eine Besiedelung in Betracht kommen; ihre Ge-
samtgröße wird von einigen Kennern der Größe des Königreichs
Preußen gleichgesetzt, während andere aus die Hälfte zurückgehen.
Zur Zeit liegt der Wert der Kolonie in der Eingeborenenprodüktion
und im Plantagenbau. Die erste liefert Kautschuk aus wilden
Beständen, Erträge der Jagd (Elfenbein, Hörner, Flußpferd-
zähne, Felle), Kopra, Bienenwachs, Erdnüsse, Sesam, Erzeugnisse
der Viehzucht und in den Gebieten am Viktoriasee Kaffee und
Reis. Mit dem Ausbau von Verkehrswegen, besonders von Eisen-
bahnen, wird auch eine Steigerung in der landwirtschaftlichen
Produktion stattfinden.
Der Plantagen bau erstreckt sich im Berglande hauptsächlich
auf Kautschuk pflanzen, an der Küste auf Kokospalmen, außer-
dem auf Kaffee. Ufambara-Kaffee ist bereits ein begehrter Handels-
artikel. Die Tabakkultur hatte bisher wenig Erfolg; besser ge-
deihen Zuckerrohr, Vanille und Faserpflanzen, besonders Sisal-
Hans, und für die Baumwollkultur scheint Ostafrika vor-
1 S. 218. * 241 Anm. 4.
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— 249 —
wahrscheinlich durch die Aquatorialströmungen des Großen Ozeans
über Polynesien verbreitet worden. Kopra bildet den Haupt--
Handelsartikel auf den Inseln der Südsee. Kaffee und Tabak sind
ohne Bedeutung. Auf den Samoainseln herrscht eine üppige
Vegetation, sogar die steilen Felswände sind mit Pflanzen bedeckt.
Kulturpflanzen sind Kokospalme, Kakao (von ausgezeichneter
Güte) und Kautschuk.
Spärlich ist die Tierwelt vertreten. Säugetiere fehlen fast
ganz; nur die Australien eigentümlichen gehören auch Deutsch-
Neuguinea an. Besonders hervorzuheben sind die hier heimischen
herrlichen Paradiesvögel, Nashornvögel und Krontauben, Papa-
geien und Kakadus.
Bewohner. In Deutsch-Neuguinea gehört die Bevölkerung
zu den Melanesiern oder Papua (S. 208). Samoa bewohnen
malayische Polynesier und die übrigen Inseln Mikronesier. Unter
allen zeichnen sich die Samoaner aus durch einen schön gewachsenen
Körper und ansprechende Gesichtszüge; dabei sind sie gastfreund-
lich und lebenslustig, aber auch leicht erregbar, leichtsinnig und
sehdelustig. Da ihnen die Natur die schönsten Früchte mühelos
in den Schoß wirft, so sind sie der Arbeit ungewohnt, und es
müssen Arbeiter vom Bismarck-Archipel und von andern Inseln
Polynesiens eingeführt werden. Mit Ausnahme von ca. 4000
Katholiken sind die Bewohner Protestanten. Die Bewohner der
Marianen sind katholische, spanisch redende Christen. In
Kaiser Wilhelmsland und auf den übrigen Inseln arbeiten
protestantische und katholische Missionen.
Bedeutung der Kolonien, Handel und Verkehr. Die Be-
sitzungen in der Südsee sind teils Plantagenkolonien, teils Schiff-
sahrts- und Kohlenstationen. Die Aussuhr Neuguineas erstreckte
sich 1910 auf Kopra, Paradiesvögel, Steinnüsse. Schildpatt, Perl-
mutterschalen, Trepang; Hauptausfuhrprodukt von hier sowie
von den übrigen Besitzungen war Kopra. Samoa liefert auch
Kakao. Auf den Palaw Inseln sind Phosphatlager, deren Mächtig-
keit auf 21/2 Mill. t hochwertigen Phosphats geschätzt wird.
Erwerbung, Verwaltung und Orte. Deutschlands erste Er-
Werbungen in der Südsee fallen in das Jahr 1884, als eine
Privatgesellschaft Verträge über Landerwerbungen mit den Ein-
wohnern von Neuguinea und dem Bismarck-Archipel abschloß und
die deutsche Flagge hißte; 1885 wurde die erste Station, Finsh-
Hafen, gegründet und 1899 die Verwaltung an das Deutsche Reich
abgetreten. 1885 wurden auch die Marschall-Jnseln, 1886 die
nw-en Salomoninseln deutsch; durch das Abkommen mit Eng-
land 1899 fielen die s-en Salomoninseln an England. Durch
Kauf gingen in demselben Jahre die Karolinen, Marianen* und
Palauinseln von Spanien an das Deutsche Reich über, und ein
' Guam, die größte der s-en Hälfte war bereits 1898 von den Ver-
einigten Staaten Amerikas erworben.
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Extrahierte Personennamen: Kopra Kopra
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Neuguinea Papua Polynesiens Neuguineas Samoa Deutschlands Südsee Neuguinea England Spanien Deutsche_Reich Guam Amerikas
— 8 —
Ist die Küste ohne nennenswerte Einbrüche des Meeres in
das Land, so heißt sie glatt, im andern Falle gebuchtet.
Überall, wo das Meer tief in das Land eingreift, haben wir eine
Bucht oder Bai oder einen Golf. Bietet die Bucht Schutz
gegen Wind und Wellen, so führt sie den Namen Hafen. Ein
ins Meer ausspringender Teil des Festlandes, der sich von dem
in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen „Rumpf" scharf
absetzt, heißt Halbinsel. Kleinere, schmale Halbinseln nennt
man Landzungen. Ein bloßer Vorsprung der Küste wird,
wenn er flach ist, Landspitze, wenn er hoch ist, Vorgebirge
(Kap) genannt. Ein schmaler Streifen Landes, der die Ver-
bindung zwischen zwei Landmassen herstellt, heißt Landenge
(Isthmus). Meerenge, Straße, Kanal, Sund nennt man
einen schmalen Meeresstreifen, der zwei Meere oder Meeresteile
miteinander verbindet. Ein ganz von Wasser umgebenes Stück
Land heißt Insel. Ein Meeresbecken mit mehreren nahe bei-
einander liegenden Inseln heißt Archipel. Die Halbinseln und die
küstennahen Inseln, die meist vom Rumpf sich abgelöst haben,
bilden die Glieder des Festlandes; sie greifen oft wie Arme
nach den benachbarten Erdräumen hinüber. Das Verhältnis der
Glieder zum Rumpfe ist in Europa 1 : 2, in Asien 1 : 3, in
Amerika 1 : 12, in Nordamerika 1 : 4, in Südamerika 1 : 89,
in Australien 1 : 36, in Afrika 1 : 47. Somit haben die Land-
masfen der n-en Halbkugel eine reichere Gliederung als die der
s-en Halbkugel, und während jene vom Äquator aus einander
zustreben und dadurch den Verkehr der Gegenküsten erleichtern,
scheinen diese sich in demselben Maße zu fliehen.
t Unter der senkrechten., (vertikalen) Gliederung eines Länder-
raumes versteht man die Übersicht über seine Gestalt mit Rücksicht
auf seine Erhebung.
Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche wird entweder
vom Meeresspiegel, oder von einem andern, höher oder tiefer ge-
legenen Orte gerechnet, und zwar nennt man die Größe seines
senkrechten Abstandes von der Meeresoberfläche ^ seine absolute,
die von einem beliebigen andern Punkte seine relative Höhe.
c
Fig. 3. Ab bezeichnet den Meeresspiegel, C D eine Ebene, a c ist die
absolute, b c die relative Höhe.
1 In Preußen beziehen sich alle neueren Angaben der absoluten Höhe
auf den Normal-Nullpunkt (abgekürzt N. N. Normal-Null), der mit
dem Mittelwasser der Ostsee zusammenfällt. Er liegt genau 37 m unter
dem am Nordpfeiler der Berliner Sternwarte etwa 1 m über dem Erd-
boden angebrachten Normalhöhenpunkt.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Amerika Nordamerika Südamerika Australien Afrika Normal-Null Ostsee Berliner_Sternwarte
— 12 —
zu bedecken. Auf der Karte von Nord- und der von Süddeutsch-
land ist das Verhältnis wie 1 : 2 250000; 1 mm auf der Karte
ist gleich 2*/4 km in Wirklichkeit. Die direkte Entfernung von Berlin
nach Cöln beträgt auf der Karte etwas mehr als 210 mm; diese
würden rund 500 km gleich sein. Die kürzeste Eisenbahnstrecke
von Berlin nach Cöln beträgt jedoch ca. 600 km. Noch weniger
als Eisenbahnstrecken kann man bei der Verallgemeinerung der
Linienführung auf unseren gewöhnlichen Karten die wirkliche
Länge von Fluß- und Küstenlinien, politischen Grenzen, Gebirgs-
kämmen usw. ausmessen. Die Flächengrößen werden am besten
durch Vergleich mit bekannten Größen von der Karte abgelesen.
Da die Karte uns ein Bild eines Teiles der Erdoberfläche
vermitteln will, so enthält sie eine Reihe von Grundrißfiguren
und Zeichen, die man den Lageplan nennt. Dahin gehören
nicht nur die Grenz-, Küsten- und Flußlinien, die Ortszeichen
und das Wegenetz, sondern auch die Andeutung über die Art
des Bodens, des Anbaus des Landes, die Arten der Verkehrs-
wege, die Arten der Besiedelung, der Bewaldung u. a. m.
Welches sind die im Schulatlas verwendeten Zeichen des Lageplans?
Daneben bringt die Karte auch die Unebenheiten der Erdober-
fläche — das Gelände oder Terrain — zur Darstellung.
Höhenzissern geben nicht nur die absoluten Höhen von Berg-
gipfeln und Pässen, sondern auch von Ortschaften, wichtigen
Punkten eines Flußlaufs und Seespiegeln an. Linien, welche
alle Punkte gleicher Höhe miteinander verbinden, heißen Höhen-
kurven oder Isohypsen^ (Schulatlas). Um die Verschieden-
heiten der Höhen dem Auge noch deutlicher zu machen, versieht
man die Flächen zwischen den Höhenkurven mit verschiedenen
Farben. In unserm Atlas sind die Höhen von 0—100 m, 100
bis 200 m, 200-500 m, 500—1500 m und über 1500 m zu-
sammengefaßt und mit gleichen Farbentönen von Hell zum
Dunkel fortschreitend bezeichnet; Senken, die unter den Meeres-
spiegel hinabreichen, haben eine dunkelgrüne Farbe. Ebenso sind
die Tiefen des Weltmeeres durch verschiedene Farbentöne ange-
deutet, wobei Gebiete gleichertiefe vontiefenlinien, Jsobathen^,
begrenzt sind. Als ferneres Hilfsmittel der Geländedarstellung
benutzt man die Schraffen. Sie dienen dazu, die verschiedene
Steilheit der Abhänge anzudeuten und aus der Stärke der
Schraffen den ungefähren Neigungswinkel erkennen zu
lassen nach dem Grundsatz: Je steiler, desto dunkler. Er-
kläre hiernach die verschiedenen Bergzeichnungen aus S. 1 von
Dierckes Schulatlas! Das richtigste Bild einer Geländeform gibt
das Relief; denn es läßt die Erhabenheiten der Erdoberfläche,
wenn auch oft bedeutend überhöht, wirklich als solche hervortreten.
Ein aus Grund von Isohypsen oder von Höhenschichten leicht
herstellbares Hilfsmittel zur Verdeutlichung der Oberflächengestalt
eines Erdraumes ist das Profil.
1 hypsos — Höhe. 2 bäthos — Tiefe.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
— 233 —
meiden auf diesen Grasfluren, während Schimpanse und Gorilla,
graue Papageien mit rotgespitzten Schwanzfedern den Urwald,
Krokodile und Flußpferde die Flüsse beleben. Die Raubtiere sind im
S durch den Leoparden, im N durch den Löwen und die Hyäne
vertreten. Von Pflanzenformen des Urwaldes sind besonders die
Olpalme^, die Kautschukliane 2 und die Riesengestalten der Woll-
bäume zu erwähnen, während sür die Küstenniederung neben der
Mangrove^ die Kokospalme und die Raphiapalme^, für die
Waldstreifen an den Flußläufen der Hochebene neben der Raphia-
palme der Kolabaum 5 charakteristisch sind.
Die Bewohner gehören an der Küste und in der Urwaldzone
zu den Bantunegern; mit Fulben gemischte Sudanneger
wohnen im Innern. Zu den ersteren gehören als wichtigster
Bestandteil die Duala rings um das Kamerunbecken. Sie sind
starkknochig und wohlgebaut, mit allen Kennzeichen ihrer Rasse und von
brauner bis schwarzer Hautfarbe. Aufgeblasenheit, Jähzorn, Faulheit und
Unehrlichkeit sind hervorragende Eigenschaften. Sie vermitteln hauptsächlich
den Handel zwischen der Küste und dem Innern. Wie andere Negerstämme
benutzen sie als Verständigungsmittel die Trommelsprache.
Im N des Schutzgebietes wohnen die Fulben (£>. 219) und
zerstreut durch die ganze Kolonie in kleinen Ansiedelungen die
Haussa, die hauptsächlich Händler und Handwerker sind.
Von den Missionsgesellschaften hat die Baseler Mission die
meisten Stationen errichtet; daneben wirken zwei katholische
Missionen. Regierungsschulen bestehen in Viktoria und Duala.
Bedeutung der Kolonie, Handel und Verkehr. Die Be-
deutung der Kolonie besteht heute noch zum großen Teil in den
Ausfuhrgegenständen, die aus dem Handel mit den Eingebornen
stammen: Kautschuk, Palmöl, Palmkerne. Ob hochgelegene Teile
des Innern sich für eine Besiedelung durch Europäer eignen, ist
noch eine offene Frage. Als Plantagenkolonie steht Kamerun
eine große Zukunft bevor. Eine Anzahl von Pflanzungsgesell-
schaften hat sich gebildet, die in Plantagen Kakao, Gummibäume
und Kola anbauen. Versuche mit den anbaufähigsten Pflanzen
werden in dem 1888 gegründeten botanischen Garten zu Viktoria
gemacht, der sortan den Namen „Versuchsanstalt für Landeskultur"
führt. Die Ausfuhr nimmt stetig zu und betrifft hauptsächlich
Palmkerne, Kautschuk und Kakao, daneben Gummi, Elfenbein,
Bau- und Nutzholz u. a. Waren.
Auch für Neukamerun ist das wichtigste Ausfuhrprodukt
der Kautschuk; denn trotz des bisher betriebenen Raubbaus besitzt der
Urwald noch einen großen Reichtum an Kautschukpflanzen.
Außerdem liefert er Elfenbein, Ölfrüchte und Nutzhölzer. Der
n-e Teil Neukameruns soll für den Baumwollbau sehr geeignet
1 Die pflaumenähnlichen Früchte, die in dichtgedrängten Kolben zu
500—600 stehen, liefern das Palmöl. 2 Ein Schlinggewächs. 8 Eigentümlich
durch die netzförmig ausgebreiteten Stelzenwurzeln, die über den Wasser-
spiegel hervorragen.^ Liefert den Raphiabast. ° Liefert die Kolanuß, eine
Frucht mit weicher Schale, die die Nerven anregende Bestandteile enthält.
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Extrahierte Personennamen: Louis Aruscha Kilwa Karl_Peters Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Daressalam Kopra Daressalam Mrogoro Muansa Hamburg Daressalam Neapel Deutsch-Ostafrika Sansibar England Gouver-