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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 27

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Wiedererhebung der Katholizismus und die Weltpolitik Philipp? Ii. 27 auf dem Throne Spaniens ein Fürst saß. der mit den großen Machtmitteln seines gewaltigen Reiches für die alte Kirche eintrat. Philipp Ii., ein Fürst von rastloser Arbeitsamkeit und zäher Beharrlichkeit, zugleich aber von düsterem, mißtrauischem, despotischem Wesen, strebte denselben Zielen wie sein Vater nach, der Weltherrschaft Spaniens, der Herstellung einer unbeschränkten königlichen Gewalt in allen seinen Landen, zugleich der Ausbreitung des Katholizismus und der Bekämpfung des neuen Glaubens. Von der Verfolgung dieser Ziele hat er während seiner mehr als vierzig Jahre langen Negierung nicht abgelassen; zeitweise schien ihm ein glänzender Erfolg zu winken, schließlich aber erlitt er Mißgeschick auf Mißgeschick, während Spanien unter dem Drucke der Steuerlast und einer despotischen Regierung verarmte und innerlich verfiel. Ganz besonders waren es die Niederlande, in denen Philipp die Die meder. ererbten Freiheiten der Stünde zu vernichten und den um sich greifenden Calvinismus auszurotten gedachte. Er sandte dorthin den Herzog Alba, der mit blutiger, erbarmungsloser Strenge auftrat. Zwei Führer der ständischen Partei, den als Feldherrn bewährten, ritterlichen und beliebten Grasen Egmont und den Admiral Grafen Hoorn, ließ er verhaften und auf dem Marktplatz zu Brüssel hinrichten. Er setzte einen Gerichtshof ein, den das Volk den Blutrat nannte, weil er zahllose Hinrich- tungen verfügte, und drückte das Volk durch schwere Steuern. Da brach in den nördlichen Provinzen ein Aufstand ans, an dessen Spitze Graf Wilhelm von Nassan-Olanien trat. Geusen nannten sich die Aufständischen; sie hatten den Spottnamen gueux, d. h. Bettler, mit dem sie einst bei einem feierlichen Aufzuge in Brüssel ein spanischer Edelmann bezeichnet hatte, als Parteinamen angenommen. Alba wurde von Philipp abgerufen; aber auch seine Nachfolger konnten der Erhebung nicht Herr werden, und die sieben nördlichen sibfnn der Staaten der Niederlande schlossen unter sich eine Union und sagten sich ^5“' im Jahre 1581 von Spanien los. In langen, schweren Kümpfen haben sie dann, anfangs von Wilhelm von Dr anien, nach dessen Ermordung von seinem Sohne Moritz ge'ührt, ihre Unabhängigkeit behauptet. Zugleich erwuchsen sie zu einem Handels- und Kolonialvolk, das eine Blüte des mächtige Flotte schuf, den hanseatischen Kaufleuten bcn Ostseehanbel ent-5anbcls-riß und auf bcn Sunbainscln, auf Ceylon, im Kaplanbe gewinnbringende Kolonien erwarb. Damals war Amsterdam der Mittelpunkt des europäischen Handels und der gelbreichste Platz des Erbteils. Auch die nieberlänbische Malerei erlebte im 17. Jahrhundert eine herrliche Blütezeit. Der größte Maler der nördlichen Nieberlanbe war Rembranbt,

2. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 32

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Da« Zeitalter bet reltgtötm Kämpfe 1519-1618. Um ihm den „Majestätsbrief" abzutrotzen, eine Urkunde, in der er ihnen volle Religionsfreiheit zusicherte. Bald daranf aber mußte Rudolf Matthias auch Böhmen überlassen; er starb, machtlos und verbittert, im Jahre 1612. Matthias. Ihm folgte auf t)cm kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war, wie Rudolf, kinderlos. So wurde denn bestimmt, daß ihm sein Vetter Ferdinand von Steiermark, der Verfolger der Protestanten, auf dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, daß in Böhmen und Ungarn seiue Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein r welche den Anlaß zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutschland heimgesucht hat. 3. Der Dreißigjährige Krieg 1618 —1648. Der Böhmisch-Pfälzische Kries,. §37. Der Böhmische Krieg. Im Jahre 1618 brach in Böhmen ein Ansstand aus. Den ersten Anlaß dazu gab, daß von zwei etimv gelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschlossen, die andere niedergerissen worden war, was die Protestanten als eine Verletzung der ihnen zugestandenen Rechte auffaßten. Beschwerden, die Der sie beim Kaiser einreichten, hatten keinen Erfolg. Da entstanden in Prag ?u Prag" Unruhen, in deren Verlauf bewaffnete Protestanten auf das Schloß 1018 zogen und zwei von den kaiserlichen Statthaltern, denen man die Schuld an der ungnädigen Antwort des Kaisers beimaß, nebst ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinausstürzten; übrigens kamen diese mit dem Leben davon. Darauf wurde eine neue Regierung eingesetzt und ein Heer zur Verteidigung ausgestellt. Die Seele der aufständischen Bewegung war der ehrgeizige Graf Thum, der sich persönlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Böhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und verwegenen Söldnerführer, der aber zügellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunächst in einer sehr gefährlichen Lage. Der

3. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 36

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Das Zeitalter der religiösen K-impfe 1619-1648. geschädigt; zugleich erlitten diejenigen protestantischen Fürstenhäuser, welche geistliche Güter eingezogen hatten, eine starke Schmälerung ihres Besitzstandes. Indessen war die Mißstimmung über Wallensteins eigenmächtiges und rücksichtsloses Verhalten und die Besorgnis vor dem ungeheuren Aufschwung der kaiserlichen Macht immer mehr gewachsen und insbesondere auch bei den katholischen Fürsten weit verbreitet Man warf dem Feldherrn vor, daß er in katholischen Gebieten ebenso gewalttätig verfahre wie in evangelischen, daß er viele protestantische Obersten habe, daß er überhaupt nicht für die Religion, sondern für das Kaisertum Krieg führe Von seinen persönlichen ehrgeizigen Wünschen abgesehen, war Wallenstein in der Tat bestrebt, die „kaiserliche Majestät" zu erhöhen, die „fürstliche Libertät" nach Kräften einzuschränken. An die Spitze der Unzufriedenen trat Maximilian von Bayern; und auf einem Kurfürstentage zu Wanenstetns Regens bürg mußte Ferdinand die Absetzung seines Feldherrn zugestehen *16$0.*’ Tilly erhielt den Oberbefehl über die kaiserliche und ligistische Armee. Wallenstein hörte die Abgesandten, die ihm seine Absetzung mitteilten, ruhig an; er habe es, sagte er, längst in den Sternen gelesen, daß der Geist des bayrischen Kurfürsten den des Kaisers regiere. Er verließ das Heer und begab sich auf seine Güter in Böhmen, wo er in königlicher Pracht Hof hielt. Der Siegeszng Gustav Adolfs. Gustav Adolf. § 41. Gustav Adolf bis zur Schlacht bei Breitenfeld. In denselben Tagen, in denen zu Negensbnrg Wallensteins Absetzung beschlossen wnrde, landete an der Nordwestspitze der Insel Usedom Gustav Adolf König von Schweden. Er war der Enkel Gustav Wasas, unter dessen Führung sich das schwedische Volk von der Verbindung mit Dänemark gelöst, und der in Schweden die Reformation eingeführt hatte. Er hatte sich zu dem deutschen Kriege vornehmlich aus zwei Gründen entschlossen; erstens, weil er die Machterweiterung des Hauses Habsburg fürchtete, das jetzt schon nach der Ostsee die Hände ausstreckte, welche Schwedens Könige zu einem schwedischen Meere zu machen wünschten; andrerseits, weil er dem evangelischen Glauben zu Hilfe kommen wollte, der durch die Siege der katholischen Waffen auf das äußerste bedroht war. Denn Gustav Adolf war nicht nur ein weitsehender, klarblickender Staatsmann und furchtloser, kriegsgeübter Feldherr, er war auch ein von seinem Glauben innerlich tief ergriffener evangelischer Christ: in ihm vereinigten sich

4. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 2

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
2 Da« Zeitalter der rettglbjen Kämpfe 1519 — 1648. Die Entdeckungen. § 2. Die Portugiesischen Entdeckungen. Die Seefahrten der portugiesischen und spanischen Entdecker wurden ermöglicht durch die Erfindung des Kompasses, der ihnen erlaubte, die Fahrt ins offene Weltmeer zu wagen. Sie gingen aus dem Wunsche hervor, eilten neuen Seeweg nach Ostindien zu finden. Die Handelswege durch Vorderasien und über Ägypten, auf denen man seit alters die Waren des Orients, besonders die Gewürze Indiens, bezogen hatte, waren durch die Erobe-ruugeu der Türken in Verfall geraten; der Levantehandel war unsicher und gefährlich, die Waren bedeutend teurer geworden. So tauchte der Gedanke auf, das ersehnte Ziel auf anderen Wegen zu erreichen, durch Umsegelung der unbekannten Südspitze Afrikas oder gar durch eine Fahrt nach Westen über den Ozean hinüber. Ein besonderer Sporn zu solchen sühnen Unternehmungen war die Hoffnung, ungeheure Reichtümer, besonders an edlen Metallen, zu erbeuten, wie sie nach den Berichten früherer Reisender im fernen Osten zu finden waren. Es waren tapfere Abenteurer, welche diese Fahrten ausführten; die Gier nach Gold verbündete sich in ihnen mit heldenmütiger Todesverachtung, Herrsche sucht mit christlichem Vekehrungseifer. Zuerst waren es portugiesische Seefahrer, die, zum großen Teil ausgerüstet und ausgesandt durch den Prinzen Heinrich den See-fahrer, an der Westküste Afrikas hinfuhren, in der Hoffnung, die Südspitze dieses Weltteils aufzufinden. So wurde das Kap Verde, dann der Meerbusen von Guinea erreicht; endlich fand Bartholomäus Diaz Seeweg nach das Kap der guten Hoffnung. Vasco da Gama war es sodann, der °?498.' *m 3ahre 1498 Afrika umsegelte und über den indischen Ozean die Küste Vorderindiens erreichte. Hier gründeten in den nächsten Jahrzehnten «portugiesische Seefahrer und Feldherrn ein Kolonialreich, daß außer einigen Punkten an der ostindischen Westküste (Malabar) Ceylon, mehrere der Sundaiuseln und die gewürzreichen Molukken umfaßte. Dazu kam außer einigen afrikanischen Küstenlandschaften auch Brasilien, das ein vom Sturm westwärts verschlagener portugiesischer Seefahrer entdeckt hatte. eolumbus. § 3. Die spanischen Entdeckungen. Einige Jahre vorher schon hatte der Genuese Christoph Columbus (italienisch Colombo, spanisch Colon) in spanischen Diensten einen neuen Weltteil entdeckt. Von dem Gedanken der Kugelgestalt der Erde ausgehend, hatte er den Plan gefaßt, durch eine Fahrt nach Westen Indien zu erreichen. In Portugal mit seinen Vorschlägen abgewiesen, wandte er sich an Jsabella von

5. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 43

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
rrutschland am Endedes Dreißigishrtgen Ärtegel. 43 Auf Kosten des Ganzen hatten sich die deutschen Einzelstaaten Di-kleineren ausgebildet. Die meisten von ihnen freilich waren so klein und unbedeutend, Ben' daß man auf sie keinerlei Hoffnungen für ein künftiges Erstarken der deutschen Nation setzen konnte. In den engen und kleinlichen Verhältnissen dieser Staaten blieb der Gesichtskreis beschränkt und konnte der nationale Stolz nicht gedeihen. Manche der Regenten jener Zeit zeichneten sich durch landesväterliche Fürsorge für die wirtschaftliche und geistige Hebung ihrer Untertanen aus. Andere dagegen waren vor allen Dingen bestrebt, fürstlichen Glanz zu entfalten, Schlösser zu bauen und eine prunkvolle Hofhaltung einzurichten, um im kleinen das Beispiel des französischen Königs Ludwig Xiv. nachzuahmen; so wurden sie zu Bedrückern ihrer Untertanen. Die größeren Staaten aber, welche zu einer Die größeren selbständigen Politik imstande waren, nahmen vor allem ihre Sonder- Sn. interessen wahr. Österreich besonders wuchs, während es durch seine vom Glück begünstigte europäische Politik sich zur Großmacht entwickelte, aus Deutschland mehr und mehr heraus. Aber auch die übrigen Staaten waren in erster Linie auf das eigene Wohl bedacht, setzten die nationalen Angelegenheiten hintan und hielten es öfter für zweckmäßig, sich mit Frankreich zu verbinden. Auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg trieb in erster Linie eine brandenburgisch-preußische Politik; er kräftigte seinen Staat nach innen und verfocht seine Interessen nach außen-Aber indem er den brandenburgisch-preußischen Staat, dessen Adler schon damals an der Memel wie am Niederrhein geboten, zu einem einheitlichen und machtvollen Staatswesen ausbildete, bereitete er die Entstehung der norddeutschen Großmacht vor, die einst den Kern bilden sollte für ein neuerstehendes deutsches Reich. § 48. Das wirtschaftliche und soziale Leben. Der deutschen Do.rs. Volkswirtschaft hatte der Krieg die schwersten Wunden geschlagen.tolrtw* Die deutschen Länder waren verwüstet; viele Dörfer und Flecken waren niedergebrannt und zu Wüstungen geworden; durch den Krieg, durch Seuchen und Hungersnot war die Bevölkerung im Durchschnitt auf die Hälfte, in manchen Gegenden noch mehr zurückgegangen; der Viehstand war in weiten Landschaften säst ganz vernichtet. Auch in den Städten sah es vielfach schlimm aus; viele Häuser waren zerfallen, die Mauern halb zerstört, die Bewohner verarmt. Wie reich war Deutschland im sechzehnten Jahrhundert gewesen! Wie blühte die Landwirtschaft, das Handwerk, der Handel! Damals hatte die Wohlhabenheit vielfach ein üppiges Leben hervorgerufen, wogegen die Behörden vergeblich durch Kleiderordnungen und andere Luxus-

6. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 44

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
44 Da« Zeitalter bet religiösen Kümpfe 1519 — 1648. gesetze eingeschritten waren. Jetzt hatten sich die Erwerbsverhältnisse völlig verändert. Die Bauern konnten sich nur mühsam aus dem Elend und aus der sittlichen Verwilderung, in die sie der Krieg gestürzt hatte, emporarbeiten. Die deutschen Handwerker, die einst so behäbig gehaust hatten, waren arme, gedrückte, mutlose Leute geworden; einst waren die Erzeugnisse des deutschen Gewerbes ins Ausland gegangen, jetzt wurden englische, holländische und französische Waren in Menge eingeführt. Der deutsche Handel lag danieder, denn die Mündungen der großen Ströme waren in den Händen der Fremden, die dort hohe Zölle erhoben. Am Welthandel nahm Deutschland keinen Anteil; während sich Holland, Frankreich und England zu Handelsund Kolonialvölkern ersten Ranges entwickelten, mußte Deutschland, dessen Handelsschiffe zur Zeit der Hause die nördlichen Meere beherrscht hatten, mühsam um die ersten Anfänge des Wohlstandes ringen. Die sozialen Auch die sozialen Verhältnisse machten in jenen Zeiten eine Verhältnisse. W^dlung durch. Am schlechtesten ging es dem Stande der Bauern, die fast allenthalben unter dem Drucke der Gutsherren standen, ihnen untertänig und zu Frondiensten verpflichtet und nicht einmal selbständige Besitzer ihrer Höfe waren. Aber auch das Bürgertum besaß nicht mehr die Bedeutung und das stolze Selbstgefühl früherer Zeiten; ein demütiges und unterwürfiges, zugleich aber geziertes und förmliches Wesen nahm überhand, und von nationalem Sinn und Selbstbewußtsein war an vielen Orten keine Spur mehr vorhanden. Auch der Adel stand nicht mehr so selbständig und trotzig da, wie vorzeiten: er hatte sich der Macht der Fürsten beugen müssen und bildete sich eben damals vielfach zu einem Hofadel oder, wie in Brandenburg, zu einem Offiziers- und Beamtenadel um. Dafür wurde er aber auch von den Fürsten in hohem Maße gefördert und mit Vorrechten ausgestattet; er genoß das höchste gesellschaftliche Ansehen und war in jeder Beziehung der erste Stand. Das adlige und höfische Lebeu abei nahm damals Formen an, die aus dem Auslande erborgt waren; mit der Etikette des französischen Hofes Übernahm man französische Sitten und Moden, französische Kleider und Perücken; die französische Sprache wurde die Sprache der feinen Welt, und wer deutsch sprach, glaubte sich dann am geschmackvollsten auszudrücken, wenn er möglichst viele Fremdwörter anwandte. Dar neirnoe § 49. Das geistige Leben. Auch das geistige Leben hatte durch 8t6en" den Krieg gelitten. Am schlimmsten war die geistige Roheit bei den. Bauernstande. Aber auch das höhere Schulwesen und die Wissenschaft nahmen erst allmählich wieder einen Aufschwung. Aberglaube war weit

7. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 74

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
74 Das Zeitalter des Emporkoimiiens Preußens 1648 — 1786. Stünde (vgl. § 68) seinen Anordnungen nicht gefügt hätten. Er war . ein absoluter Herrscher, dem sie „Ordre parieren" mußten; auf eine Eingabe der ostpreußischen Stände schrieb er: „Ich stabilire die Souverainetö wie einen Rocher von Bronce". In seiner selbstherrlichen Art ging er sehr weit; er hielt es z. B. für sein königliches Recht, gerichtliche Urteile umzustoßen, nicht nur um sie zu mildern, sondern auch um sie zu verschärfen. dcuoaltung ^ Derselbe König, der das preußische Heer schuf und durch das eigene ö Vorbild erzog, hat auch einen anderen Grundpfeiler des preußischen Staatswesens errichtet; er hat die preußische Verwaltung geschaffen und das preußische Beamtentum durch das eigene Vorbild zur Tüchtigkeit, Pünktlichkeit und Pflichttreue erzogen. Von den Beamten forderte er, daß sie ihre ganze Kraft seinem Dienste widmeten; „die Seligkeit ist für Gott", schrieb er, „aber alles andere muß mein sein". Bis ins einzelne wurde ihre Amtsführung geprüft; insbesondere mußte auf das genaueste Rechnung gelegt werden. Finanzen. Der Finanzverwaltung widmete er die größte Fürsorge. Die Domänen, die direkte Steuer, die auf dem Lande, die Accise, die in den Städten erhoben wurde, waren auch unter ihm die wichtigsten Einnahmequellen. Durch große Sparsamkeit wurden die Einnahmen wesentlich erhöht. Bei weitem der größte Teil der Geldmittel des Staats wurde für das Heer ausgegeben. Für solche Hofhaltung brauchte der König wenig; denn sobald er den Thron bestiegen hatte, war der glänzende Hofstaat seines Vaters aufgelöst, die meisten Hofbeamten entlassen und die Gehälter stark herabgesetzt worden. Was erübrigt wurde, verwandte der König zur Bildung eine Staatsschatzes.^, Wie sein Großvater, der Große Kurfürst, so trat Friedrich Wilhelm für die Hebung der Volkswirtschaft ein. Besondere Teilnahme brachte Ackerbau, et der Landwirtschaft entgegen, sorgte für den Anbau von Kulturpflanzen und ließ Brüche austrocknen. Am meisten hat er getan für das durch die Pest hart mitgenommene Ostpreußen und Litauen; hier siedelte er auch Über 20000 lutherische Salzburger an, die um ihres Glaubens willen von ihrem Erzbischof vertrieben worden waren, und denen er in Gewerbe.seinen Landen eine Freistatt eröffnete. Auch in der Förderung des Gewerbes schritt er auf den Bahnen seines Großvaters fort, indem er die Einfuhr mancher fremder Waren verbot, andere mit hohen Zöllen belegte, um so seine Untertanen zu nötigen, einheimische Erzeugnisse zu laufen. Besonders die brandenburgische Tuchfabrikation nahm durch seine fordernden Maßregeln eine hohen Aufschwung.

8. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 75

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrichs Jugend. 75 Im Jahre 1740 starb der König, innerlich längst auf den Tod 1740, vorbereitet. Zu seinen Lebzeiten war er wenig beliebt, nach seinem Tode ist er lange verkannt worden; aber ohne seine vorbereitende Tätigkeit hätte sein genialer Sohn Preußen nicht zur Großmacht erheben können. Friedrich der Große. 1740—1786. Friedrichs Jugend. ^ § 81. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlosse zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine Welsische Prinzessin. Zwei Offizieren und einem Franzosen, Dnhan de Janduu, der wegen seines hugenotti- Erziehung, sehen Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Königs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Männern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, daß sein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen auf gegen die strenge, soldatische Zucht, gegen das Einerlei der militärischen Übungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die französische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Flötenspiel brachte er es unter der Anleitung des Dresdener Musikers Quautz bald zu hervorragenden Leistungen. So kam Friedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der über das weichliche und verstockte Wesen des „Qnerpfeifers und Poeten" empört war; durch strenge Behandlung, ja durch Schläge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die königliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurückzuführen; vielmehr bestärkte sie ihn eher, im Verein mit der älteren und Lieblingsschwester des Prinzen, Wilhelmine, der späteren Markgräfin von Bayreuth, in seinem Widerstande. Zumal seit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem üppigen, unsittlichen Hose von Dresden machte, kam er auf Abwege. Der Zwang am väterlichen Hofe

9. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 15

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Erhebung der Reichsritter und der Bauernkrieg. 15 Stand und konnten sich nicht, wie Adel und Städte, gegen zu große Belastung wehren. Auch darunter, daß damals die Preise der Waren merklich stiegen, litt vor allem der Bauernstand; und so entstand allmählich eine starke Mißstimmung und Unzufriedenheit. Schon im fünfzehnten und zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts hatten mehrfach Aufstände der Bauern stattgefunden; den „armen Konrad" nannten sie sich, der bäuerliche „Bundschuh" war vielfach ihr Abzeichen. Im Jahre 1524 brach zuerst im südlichen Schwarz- £tr9j$g walde eine neue Erhebung aus, die sich schnell über den größten Teil Süd- ° ' 8 deutschlauds mit Einschluß des Elsasses, dazu über Thüringen erstreckte. Die Bauern faßten ihre Forderungen in den „zwölf Artikeln" zusammen; sie beriefen sich vielfach auf die „Freiheit des Evangeliums" und darauf, daß nach Gottes Wort alle gleich wären. Sie rotteten sich zu Heerhaufeu zusammen, die teils von Bauern, Gastwirten, Dorfpfarrern, teils auch von Rittern, wie Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Florian Geyer befehligt wurden; sie zerstörten und verbrannten Schlösser, Burgen und Klöster und begingen an manchen Orten furchtbare Grausamkeiten; in Weinsberg wurde die ganze ritterliche Besatzung durch die Spieße getrieben. In Thüringen stand einer der „Schwarmgeister" an der Spitze des Aufstandes, Thomas Münzer, der durch Prophezeiungen und schwärmerische, blutgierige Predigten die Menge an sich fesselte. Luther hatte anfangs beiden Parteien, den Herren und' den Bauern, mrder-ihr Unrecht vorgehalten. Dann aber empörten ihn die Roheiten und Gewalt- w»au"nuet taten der Bauern so, daß er in einer Flugschrift die Fürsten aufforderte, auf 1525. das strengste und härteste gegen sie einzuschreiten; diese Schrift hat seiner Volkstümlichkeit sehr geschadet. Indessen hatten die Fürsten, nachdem anfangs manche der kleineren Herren sich aus Angst den Aufrührern gefügt hatten, bereits gehandelt. Der schwäbische Bund, ein Bund von Fürsten und Städten Süddeutschlands, hatte ein Heer aufgestellt, das der Truchseß von Waldburg als Feldherr befehligte; und dieser siegle in mehreren Schlachten über die Haufen der süddeutschen Bauern. Gleichzeitig wurde Thomas Münzer mit seinem Haufen bei Frankenhausen unweit des Kyffhäusers besiegt. Er hatte noch knrz vor der Schlacht einen am Himmel stehenden Regenbogen für ein Zeichen der göttlichen Hilfe erklärt. Nach dem Kampfe versteckte er sich auf dem Boden eines Hauses in Frankenhausen, wurde aber gefunden und hingerichtet. Grausam war allenthalben die Rache der Sieger. Den Bauern ging es fortan noch schlechter als vordem; ihr Recht wurde noch mehr mißachtet, der Druck wurde noch ärger.

10. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 21

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Uv' Karls V. Kriege. - Der S-Hmalkaldische Krteg. 1646 — 1517. 21 sich Jan Bockelson zum König des „neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher führte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung, während die Lebensmittel in der Stadt immer knapper wurden und unter den Belagerten Hungersnot ausbrach. Endlich gelang es im Jahre 1535 den Bischöflichen unter Beihilfe von Verrätern, in die Stadt einzudringen und sie nach hartem Kampfe einzunehmen. Bockelson und seine Genossen wurden unter großen Martern hingerichtet, und noch heute sieht man an einem der Kirchtürme Münsters die eisernen Käfige, in denen man ihre Leichen aufgehängt hatte. Die Bevölkerung aber wurde wieder zum alten Glauben zurückgeführt. Karls V. Kriege. § 24. Indessen hatte Karl V. eine Reihe äußerer Kriege zu führen. Zwei Feldzüge unternahm er gegen die türkischen Seeräuber, welche uou den sogenannten Barbareskenstaaten Tunis und Algier aus das westliche Mittelmeer beherrschten, die Küsten unsicher machten und den Handel lahmlegten. Auf dem ersten Feldzuge wurde Tunis unter Beihilfe der sich empörenden Christensklaven genommen und große Bente gemacht. Dagegen mißglückte ein Zng gegen Algier völlig: Stürme vernichteten einen Teil der Flotte, und nur mit Mühe konnte der Kaiser die Neste des Heeres nach Spanien zurückführen. Karl hatte ferner einen dritten und vierten Krieg gegenffi£rcycfn Franz I. zu führen; erst 1544 wurde ein Friede geschlossen, in dem Franz endgültig auf Italien verzichtete. Im nächsten Jahre kam auch ein Waffenstillstand mit Snlei-man zustande, dem freilich ein großer Teil Ungarns mitsamt der Hauptstadt Ofen überlassen werden mußte. Karl V. konnte endlich daran denken, den lange geplanten Krieg gegen die deutschen Protestanten zu führen. C. vom Schmalkaldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden. 1546—1555. Der Schmlilkaldische Krieg. 1546 —1547. §25. Vorgeschichte des Krieges. Luthers Tod. Mit tiefstem Wider-Gründe und willen hatte Karl das Anwachsen des Protestantismus gesehen, nicht als ^Wges^ katholischer Christ allein, sondern auch als Kaiser; denn in jeder Kräftigung des Protestantismus mußte er eine Verstärkung des Widerstandes gegen seine kaiserliche Gewalt sehen. Er hoffte jetzt, durch einen glücklichen Krieg in
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