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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 30

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 Das Zeitalter der rellntbfrn Sümpfe 1619— 1648. %erotcftanb-e8 <So Eonnte sich zunächst der Protestantismus immer weiter ans-lismus. breiten. Um 1570 berechnete man, daß etwa neun Zehntel der deutschen Nation vom alten Glauben abgefallen waren. Zwei Kurfürsten, die von Brandenburg und Sachsen, waren lutherisch, einer, der Kurfürst von der Pfalz, calvinisch. In Deutschland hatten die meisten weltlichen Fürsten die Reformation durchgeführt; aber auch eine ganze Reihe geistlicher Stifter, waren dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, säkularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischöfen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Fürstenhäuser, verwaltet. Die meisten Reichsstädte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja. selbst in den Ländern katholischer Fürsten, in den habsbnrgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Böhmen und Österreich waren der größte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhängnisvoll aber war es, daß die beiden protestantischen Richtungen sich auf das stärkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist für einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pfälzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umständen begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermüdliche Tätigkeit. Unter seinem Einfluß wuchsen insbesondere zwei Fürstensöhne heran, die berufen waren, in den religiösen Kämpfen b ©tetenim!')cr Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdi- ünd^Maxt- nond von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der von Bayern, letztere war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfüllt von dem Gedanken, den Protestantismus zurückzudrängen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schnf. Während sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum größten Teil evangelisch. Hier aber führte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden Vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln öffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. § 35. Union und Liga. Der klevische Erbfolgestreit. Die Spannung, die zwischen den religiösen Parteien bestand, führte zur Entstehung von Bündnissen. Zuerst schlossen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend

2. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 7

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
fift Nmwandkung Im gclstigrn Lrben. 7 § 7. Humanismus und Renaissance in Deutschland. Auch in^beuwje Deutschland hielt der Humanismus seinen Einzug. Der „König der mus. Humanisten", Desi^erius Erasmus, stammte aus Rotterdam, das damals noch für eine Stadt des deutschen Reiches galt, und lebte meist in Basel; er war ein feinsinniger und geschmackvoller Gelehrter, der auch die Schäden der Kirche wohl einsah, Luthers Bahnen aber nicht folgte. Ihm zur Seite steht Johannes Reuchlin, der aus Pforzheim stammte, und dessen besonderes Verdienst die Wiedererweckung der hebräischen Studien ist; größer noch als er wurde sein Großneffe Philipp Melanchthon, ursprünglich Schwarzerd, der bereits mit kaum 17 Jahren in Tübingen die Magisterwürde erhielt, nachher an die Universität Wittenberg berufen und Luthers vertrauter Freuud und Helfer wurde. Eine besondere Stellung unter den Humanisten nimmt der kühne und feurige Ritter Ulrich von Hutten ein, der einst für den geistlichen Stand bestimmt worden, aber aus dem Kloster entsprungen war und ein unstetes Wanderleben führte; in seinen Streitschriften, die er anfangs lateinisch, später deutsch schrieb, wandte er sich mit großer Schärfe gegen das Papsttum. Sein Wahlspruch war: „Ich hab's gewagt!" Von ihm stammt das Wort „O Jahrhnndert, o Wissenschaften, es ist eine Lust zu leben! Es blühen die Studien, die Geister erwachen!" In denselben Jahrzehnten erreichte die deutsche Kunst ihren Höhe-Die^dkunche Punkt, vor allem die Malerei. Damals lebte der aus Nürnberg gebürtige Albrecht Dürer, der größte deutsche Maler, der Schöpfer von Heiligenbildern, Porträts, Kupferstichen und Holzschnittwerken; ein Mann von tiefem deutschem Gemüt, ein treuer Anhänger Martin Luthers. Ihm steht zur Seite Hans Holbein, ein Augsburger von Geburt, der aber lange in England weilte, wo er mehr Aufträge erhielt als im Vaterlande; von ihm stammt u. a. das Darmstädter Bild der Mutter des Heilandes. Ferner sind der große Kolorist Mathias Grünewald und Luthers Freuud Lukas Kranach zu nennen. Unter den deutschen Erz-gießern ragt Peter Bischer hervor, der wie Dürer aus Nürnberg stammte, und dessen berühmtestes Werk, das figurenreiche Grabmal des heiligen Sebaldus, in der dortigen Sebaldnskirche steht. Zugleich blühte die Bildhauerkunst und die Holzschnitzerei. Was endlich die Baukunst anlangt, so folgt auch in Deutschland auf das Zeitalter der Gotik ein Zeitalter der Renaissance, das bis zum Dreißigjährigen Kriege gedauert hat; das herrlichste Baudenkmal jenes Stils ist wohl das Heidelberger Schloß, das leider seit seiner Zerstörung durch die Heere Ludwigs Xiv. eine Ruine ist.

3. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 8

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
8 ta< Rriroltet der rtltplbltn Kämpfe 1619—164%. § 8. Die Erfindung des Buchdrucks. Die Blüte der Wissenschaft und Kunst kam zunächst den höheren Ständen zugute. Die niederen Stände, zumal die Bauern, lebten in großer Unwissenheit dahin; Handschriften waren teuer; die Kunst des Lesens und Schreibens war auf einen kleinen Teil der Nation beschränkt. Da war es von der größten Bedeutung für die allgemeine Volksbildung, für die Verbreitung nützlicher Kenntnisse, für die geistige Anregung der weitesten Volksschichten, daß der Buchdruck erfunden wurde. Bilderholzschnitte, die wohl auch Unterschriften gehabt hatten, waren längst bekannt; da kam um die Mitte des fünfzehnten Dutenbcrg. Jahrhunderts Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, bewegliche, aus Metall gegossene Lettern anzuwenden. In Mainz hat Gutenberg die erste Buchdruckpresse eingerichtet; er hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da er ohne die nötigen Gelbmittel war und sich feine Geschäftsteilnehmer als unzuverlässig erwiesen. Von Mainz hat sich die Kunst des Buchbrucks, die „beutsche Kunst", schnell nach den verschiebenden Säubern verbreitet. Sie ermöglichte die billige Herstellung von Büchern und Flugschriften; sie kam besoubers der Verbreitung der Reformation zugute, und eins der verbreiteren Bücher wurde Luthers Bibelübersetzung. Martin Luther und die Reformation. § 9. Die kirchlichen Zustände. Die Klagen über die kirchlichen Zustände hatten seit dem Konstanzer Konzil, auf dem man vergeblich versucht hatte, bte ersehnte Reform der Kirche an Haupt und Glieberu durchzuführen, nicht aufgehört. Es gab bamals viele, welche von einem herzlichen Verlangen nach Gott erfüllt waren; die Bibel ist schon vor Luther mehrmals übersetzt worben; noch inbrünstiger als früher verehrte man die Juugfrau Maria und die Heiligen; viele suchten durch Kirchliche reichliches Almosengeben, bnrch Wallfahrten, bnrch Verehrung der Reliquien bte Seele zu beliebigen; anbcre wieber toanbten sich von der Kirche ab. In der Tat saßen bamals auf beut päpstlichen Stuhle Männer, die mehr von weltlichen als von geistlichen Interessen erfüllt waren; auch sonst hörte man laute Klagen über das weltliche Leben vieler Geistlichen. Besoubers anstößig war es von jeher gewesen, daß das Papsttum unter den verschiedensten Grünben immer von neuern große Geldsummen ans allen katholischen Ländern nach Rom zu ziehen verstand. Eine große Ausdehnung hatte vornehmlich das Ablaßwesen gewonnen. Derablah. Auch Papst Leo X., der zum Neubau der Peterskirche viel Geld brauchte,

4. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 9

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Martin Luther und bk Reformation. 9 schrieb einen Ablaß aus; einer der Ablaßprebiger, die in Deulschlanb umherzogen, war der Dominikanermönch Johann Tetzel. Da trat ihm Dr. D^artin Luther entgegen. § 10. Martin Luther. Martin Luther stammte aus einer Bauernfamilie. Sein Vater, der ans Thüringen gebürtig war, arbeitete als armer Bergmann in Eisleben, wo sein Sohn Martin am 10. November 1483 iv.november geboren würde; später zog er nach Mansfelb, wo er sich ein Haus erwarb und ein angesehener Mann würde. Der Sohn würde streng erzogen und oft „hart gestäupt". Mit vierzehn Jahren würde er nach Magbeburg auf die lateinische Schule gebracht, von wo er balb nach Eisenach übersicbelte; bort fang er, um fein Brot zu verbienen, als Knrrenbefchüler vor den Häusern. Erst als sich Frau Ursula Cotta seiner erbarmte und ihn an ihren Tisch zog, lernte er ein behaglicheres Leben kennen. 1501 bezog er die Universität Erfurt; er sollte Jura Erfurt, stubicren, und später ein Beamter werben zu können. Aber nach vier- 0 jährigem Stubiuni trat Luther, von Gewissensängsten getrieben, durch den plötzlichen Tod eines Freunbes, durch einen neben ihm nieber-zuckenben Blitz an die ewigen Dinge gemahnt, in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein. Dort unterzog er sich allen mönchischen Pflichten mit dem größten Eifer und der größten Selbstverleugnung, ohne boch lange Zeit den Frieden des Herzens mit Gott zu finben. Da war es der Generalvikar des Orbens, Johann Staupitz, der ihm nahe trat und ihn durch seinen Zuspruch stärkte; immer fester würde in ihm das Vertrauen auf die uergebenbe ©nabe Gottes. 1508 würde er auf Staupitz' Betreiben an die Universität Wittenberg berufen, die der Wittenberg, sächsische Kurfürst Friedrich der Weise vor kurzem gegruubet hatte; 150ä* biejer entstammte der ernestmischen Linie des Hauses Wettin, währenb die albertintsche Linie in Sachsen-Meiningen herrschte. Einige Jahre später hatte Luther in Drbensangelegenheiten eine Reise nach Nom zu machen. Da kam 1517 Tetzel, zwar nicht nach Kursachsen, das ihm der Kurfürst zu betreten verboten hatte, aber boch an die Grenze des sächsischen Gebietes und fanb auch aus Wittenberg viel Zulauf. Unter biesen Um- stäuben fühlte sich Luther durch feine Pflicht als Seelsorger gebrängt, nicht zu schweigen, sonbern sich gegen den Mißbrauch des Ablasses öffentlich zu erklären, und am Abeub des 31. Oktober 1517 schlug er seine lateinisch abgefaßten 95 Thesen über den Ablaß an die Tür der Schloß- Die kirche zu Wittenberg. Er hatte babei zunächst nur die Absicht, Tetzel 31. v^der zur öffentlichen Disputation herauszuforbern, wie das bamals unter 1517.

5. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 10

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
10 Dar Zeitalter bet rett,lösen Kämpse 1619—1648. Gelehrten häufig vorkam. Aber die Thesen gewannen eine weit darüber hinausgehende Bedeutung; binnen vierzehn Tagen waren sie in ganz Deutschland verbreitet, fanden manchen scharfen Widerspruch, aber viel mehr begeisterte Zustimmung. Schon wurde der Streit vor den Papst gebracht, der den kühnen Mönch zur Verantwortung nach Nom vorlud. Aber Kurfürst Friedrich der Weise nahm sich Luthers an und erwirkte, Catetan. daß er von dem Kardinal Cajetanus, der seinen Namen von seiner Vaterstadt Gaeta trug, und der 1518 bei dem in Augsburg abgehaltenen Reichstag auwesend war, vernommen würde. So reiste Luther nach Augsburg; aber mit Berufung auf die heilige Schrift, bereu Wert und Geltung größer sei als die der Kirchenväter und Konzilien, verweigerte er den Widerruf, den der Kardinal von ihm verlangte. Als er fürchten mußte verhaftet zu werden, floh er heimlich aus der Stadt. Mtltitz. Bald darauf kam der päpstliche Kammerherr von Miltitz, der damit beauftragt war, Friedrich dem Weisen als Geschenk des Papstes eine goldene Rose zu überbringen, mit Luther zu Altenburg zusammen und erreichte, daß er zu schweigen versprach, wenn auch seine Gegner schwiegen. Aber der Streit konnte auf diese Weise nicht mehr beigelegt werden. Luthers Wittenberger Amtsgenosse Andreas Karlstadt hatte mit einem Die Leipziger Geaner Luthers, dem Jnaolstädter Professor vr. Eck, eine öffentliche Disputation. ' r f c. r < .1 , o • • or 1510. Drspntaüon auszufechten, die auf der Pleißenbnrg zu Leipzig unter Anwesenheit des albertinischen Herzogs Georg von Sachsen stattfand. Hier kam Luther dem hart angegriffenen Karlstadt zu Hilfe; und hier erklärte er es offen, daß auch unter den Lehrsätzen, um bereit willen Hns verbrannt sei, manche gut evangelisch gewesen seien, und daß auch die Konzilien irren könnten. Diese Erklärung war für Luther entscheidend; sie schied ihn von der alten Kirche. Ihm zur Seite stand jetzt Philipp Melanchthon, keine Kampfnatur wie Luther, zarter und milder angelegt, aber als Gelehrter und Schriftforfcher ihm ebenbürtig. Obwohl der Kurfürst sich von der alten Kirche nicht trennte, so trat er doch in seiner gerechten und milden Art auch ferner schützend für Luther ein. In Deutschland aber stieg sein Anhang von Tag zu Tag; zumal viele der Humanisten und insbesonderr Ulrich von Hutten feierten ihn als den Ihrigen, und der Führer bei rheinischen Ritterschaft, Franz von Sickingen, bot ihm auf seinen Luther» Burgen eine Freistatt an. Luther aber schrieb jetzt die berühmten Streit-,Wn. fchriften „An den christlichen Abel beutscher Nation von des christlichen Staubes Besserung" und „Von der babylonischen Gefangenschaft bei Kirche", denen er die Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen"

6. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 12

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Da« Zeitaltrr bet reltglbfen Kämpf, 1619 —1648. Dingen auch die Sache Luthers zur Verhandlung. Ein kaiserlicher Herold lud ihn unter Zusicherung freien Geleits vor den Reichstag; und Luther versprach trotz aller Warnungen und aller Hinweise auf das Schicksal des Böhmen Hus zu kommen, „und wenn dort", wie er sagte, „so viel Teufel toärettt als Ziegel auf den Dächern". Seine Reise war wie ein Triumphzng; wie der päpstliche Legat selbst nach Rom berichtete, „riefen tnärms. domals neun Zehntel der Deutschen Luther". Am 17. April ward er zum ersten Male vor den Kaiser und den Reichstag borgefordert; auf die Frage, ob er feine Schriften widerrufen wolle oder nicht, bat er sich Bedenkzeit aus. die ihm gewährt wurde. Am 18. April,.abends 6 Uhr, erschien er von °'J * neuem vor dem Reichstag. Aufgefordert, eine klare und bündige Antwort zu geben, erklärte er: wenn er nicht durch Zeugnisse der Schrift oder durch einleuchtende Vernunftgründe überführt würde, so könne und werde er nicht widerrufen, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefährlich sei. Er schloß, wie berichtet wird, mit den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helf mir. Amen." Als er in feine Herberge kam, rief er freudig und unerschrocken: „Ich bin hindurch!" Auf viele unter den Fürsten hatte er Eindruck gemacht. Der Kaiser freilich sagte: „ Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Er erließ, als der Reichstag seinem Ende zuging, mit Zustimmung der noch ®a8smferanwesenden Fürsten das Wormser Edikt, wodurch Luther in die Reichsacht erklärt und die Verbreitung seiner Bücher und seiner Lehren verboten wurde. § 13. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister. Luther, der bereits vorher abgereist war, wurde unterwegs in einem Tale des Thüringer Waldes auf Befehl des Kurfürsten Friedrich des Weifen unter dem Schein eines räuberischen Überfalls aufgegriffen und nach der Wartburg bei Eisenach geführt. Dort lebte der Reformator in Reitertracht als Junker Jörg; und auf den freien Höhen dieses Schlosses, umgeben vorn Die Bibel, grünen bculschcn Walbe, begann er bic Bibel, zunächst das neue Testament, in die beutsche Sprache zu übersetzen. So machte er dem deutschen Volke ein herrliches Geschenk; auch dem gemeinen Manne ermöglichte er es, sich in die Worte des Evangeliums zu versenken und Trost, Erbauung und Belehrung baraus zu schöpfen. Seine Sprache war nicht gelehrt, fonbern so volkstümlich wie möglich; so verbreitete sich denn seine Bibelübersetzung mit ungemeiner Schnelligkeit in deutschen Landen, und kein Buch hat mehr als dieses zur Entstehung unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache beigetragen.

7. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 13

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl V. und die Nnfange der Reformation. 13 Kaum ein Jkchr verblieb Luther auf der Wartburg. In seiner Abwesenheit traten in Wittenberg „Schwarmgeister" auf, teilweise Di-^ Tuchmacher aus Zwickau, Leute, welche bort Gott begeistert zu sein glaubten, setfter. ihre Eingebungen für bedeutsamer als die Worte der Bibel erklärten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst müsse gänzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerstört, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schloß sich auch Karlstadt an; und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewaltsam durchzusetzen. Da erschien Luther in Wittenberg. Er hatte auf die Mahnungen seines Kurfürsten, der ihn auf die ihm drohende Gefahr aufmerksammachte, geantwortet, daß er in Gottes Schutz stehe: „Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfürstliche Gnaden mehr schützen, als Sie mich schützen könnten. Wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schützen." Eine Woche lm'g predigte er täglich gegen das Unwesen der Bilderstürmer und Wiedertäufer und erreichte, daß sie aus Wittenberg weichen mußten. Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit Luthers später legte er die Mönchskutte ab und heiratete Katharina von Bora, die, aus einem sächsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und es nun, wie so viele andere Mönche und Nonnen, verlassen hatte. Außer Philipp Melanchthon standen ihm Jnstus Jonas, Bugen Hagen und andere Freunde zur Seite. Er predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen Fürsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller Stände, er schrieb Bücher und Streitschriften, er forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu übersetzen, er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder. - § 14. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Reformator wurde Ulrich Zwingli, der als Sohn wohlhabenderzwinan in Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universitäten studiert hatte, dann Geistlicher geworden und damals Priester in Zürich war. Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablaßwesen in Gegensatz zu der päpstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem für Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, daß der Rat von Zürich einen Ablaßprediger auswies. In den nächsten Jahren wurde in Zürich die Reformation durchgeführt, dem Papste der Gehorsam ausgesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders Bern und Basel, schlossen sich diesem Vorgehen an.

8. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 16

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
16 Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1b19—1648. Die Fortschritte der Reformation. § 17. Kaiser Karl V. führte, während Deutschland diese schwere Revolution durchmachte, im Interesse seines Hauses in Italien Krieg. Für die Reformation war seine Abwesenheit von Nutzen; an die Durch-Evangelische führung des Wormser Ediktes war nicht zu denken. Nicht wenige N°ichssta»de. Reichsstände sielen von der alten Kirche ab; unter ihnen waren der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem nach seinem Tode sein Bruder Johann der Beständige folgte, und Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen die mächtigsten. Auch eine Reihe von Städten führten die Reformation durch. Von besonderer Bedeutung war es. daß der Hochmeister des deutschen Ordens, der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg, übertrat, sein Land säkularisierte, d. H. in ein weltliches Fürstentum umwandelte und sich von nun an Herzog von Preußen nannte. Schon ergriff die Reformation auch die nordischen Lande. Der Schwedenkönig Gustav Wasa, der Schweden von der dänischen Herrschaft befreite, reformierte sein Land und ebenso der König von Dänemark das seinige. Reichstag Im Jahre 1526 beschloß der Reichstag von Speier, in reli-gwsen Angelegenheiten solle es jeder Reichsstand halten, wie er es „gegen Gott und Kaiserliche Majestät hoffe und vertraue zu verantworten". Nunmehr gingen Kurfürst Johann, Landgraf Philipp und andere Reichs-stände daran, den kirchlichen Verhältnissen in ihren Landen eine gesetzliche Ordnung zu geben. Bisher hatte die katholische, d. h. allgemeine Kirche alle abendländischen Staaten gleichmäßig umfaßt; jetzt entstanden Lande? in den eiuzeluen evangelischen Landen besondere Landeskirchen. Sie tud,m' konnten nur von der bürgerlichen Obrigkeit begründet und eingerichtet werden; so kam es, daß dem Landesherrn, obwohl er ein Laie war, meistens eine Art bischöflicher Machtbefugnis zugesprochen wurde. Ihm und seinen kirchlichen Räten lag zunächst die Ernennung von Pfarrern ob, sodauu die Einziehung des Kirchenguts, das für Staatsgut erklärt und zum größeren Teil für Kirchen- und Schulzwecke verwandt wurde, ferner die Neuordnung des Gottesdienstes, in welchem nun Predigt und Gemeindegesang in den Vordergrund traten, endlich auch die Sorge für die Schulen, für die bisher meist die Kirche gesorgt hatte, und die nun der Staat in seine Obhut nahm. Das Vorbild für andere deutsche Laude wurde Knrsclchsen. Während Luther für b-m Religionsunterricht den großen und den kleinen Katechismus verfaßte, machte sich Melanchthon um die Kirchenordnung und die Einrichtung von Schulen hochverdient.

9. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 18

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 tat Zeitalter der religiösen Ksmpfe 1619—1648. fein Schwager Ferdinand, Karls V. Brnder, der nun die Krone von Böhmen und Ungarn erhielt. So wurde der Grund gelegt zu der österreichisch-ungarischen Monarchie. Freilich war Ungarn zunächst nur teilweise in Ferdinands Besitz. Suleimau belagerte bald darauf sogar Wien, konnte es aber nicht nehmen. Ter Augsburger Reichstag und der Nürnberger Religionsfrtede. § 20. Der Reichstag von Augsburg 1530 und der Schmalkaldische Bund. Seit Karl V. den Krieg mit Franz I. beendet und auch mit dem Papste Frieden geschloffen hatte, erfüllte ihn mehr als je das Verlangen, der Ketzerei in Deutschland ein Ende zu machen und die Abgefallenen zur katholischen Kirche zurückzuführen. Schon auf dem Reichstag, der im Jahre 1529 zu Speier stattfand, traten feine Beauftragten sehr scharf gegen die Reformation auf, und die Mehrheit des Reichstages beschloß, daß jede weitere Neuerung in kirchlichen Diu gen verboten fein solle. Gegen Protektion^^n Reichstagsbeschluß gaben die evangelischen Neichsstände eine Pro-»>on ©pcier. testation ab, in der sie sich für ihr Vorgehen auf ihr Gewissen und auf 0 ' Gott selbst, „den höchsten König und Herrn aller Herren", beriefen. Seit- dem trugen sie den Namen Protestanten. Eine Einigung zwischen den Lutheranern und den Anhängern Zwinglis suchte Philipp von Hessen durch Nelitzions-das Marburger Religiousgespräch herbeizuführen, bei dem Luther ^Marburg! und Zwingli anwesend waren. Aber allzusehr wurden die beiden Männer durch Verschiedenheiten in ihrer Lehre, besonders der Abendmahlslehrc, getrennt, und es ergab sich kein Einverständnis. Im nächsten Jahre erschien nun Karl V. selbst im Reich und berief einen Reichstag nach Augsburg. Hier fanden sich auch die evangelischen Stände ein, aber nicht um sich zu fügen, sondern um ihren Glauben offen zu vertreten. Luther freilich durfte nicht wagen sie zu begleiten, sondern weilte indessen auf der Feste Koburg; dafür war Melanchthon mitgegangen. Dieser faßte auch in seinem milden und versöhnlichen Sinne die Bekenntnisschrift ab, welche die Evangelischen dem Kaiser einreichte» Tie Angs- und vor ihm verlasen, die Augsburgische Konfession. Auch als der Konfession. Kaiser dagegen durch den Dr. Eck eine Widerlegung abfassen ließ und, 1530. ohne aus ihre Gewissensbedenken einzugehen, unbedingten Gehorsam forderte, blieben sie fest; ehe der Reichstag geschlossen worden war, verließen Kurfürst Johann und die anderen evangelischen Fürsten Augsburg. Der schmal- Sie mußten nunmehr einen baldigen Angriff des Kaisers fürchten. So '©unbt kamen denn im folgenden Winter Kurfürst Johann der Beständige, Philipp

10. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 96

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Geschichtliche Tabellen. 1519—1648 1498 1492 1483 io. No». 1501 not 1517 31. Okt. 1530 10. Dez. 1510—1556 1519—1532 1521 18. April Das Zeitalter -er religiösen Kümpfe. Übergang vom Mittelatter zur Neuzeit, a) Das Zeitalter der Entdeckungen. Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch Vasco da Gama. Entdeckung von Amerika (Guanahani) durch Columbus. Die erste Weltumsegelung: Magelhäes. Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez, von Peru durch Franz Pizarro. d) Umwandlung des Heerwesens (Landsknechte, Schießpulver) und des Staats Wesens (Sieg des Absolutismus über das Lehnswesen). c) Das Zeitalter des Humanismus und der Re- naissance. d) Die Ersindung der Buchdruckerkunst. e) Die Reformation. Martin Luther zu Eisleben geboren. Ee bezieht die Universität Erfurt. Er tritt in das Augustinerkloster ein. Er wird an die Universität Wittenberg berufen. Die 95 Thesen. Verhör durch Eajetan zu Augsburg. Disputation mit Eck zu Leipzig. Verbrennung der Bannbulle. 1. Karl V. und die Reformation. A. von Maxis V. Thronbesteigung bis zum Nürnberger Religionsfrieden. Luther vor dem Reichstag zu Worms. Das Wormser Edikt. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister in Wittenberg.
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