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1. Theil 1 - S. 354

1875 - Leipzig : Brandstetter
354 wohntes Heer durch Anstrengungen aller Art stark und streitfertig zu machen. Erst im Jahre 103 kamen die wilden Schwärme der Cimbern über die Pyrenäen zurück, um sich mit den ihnen stammverwandten Teutonen, die unter ihrem König Teutobod /heranzogen, zu vereinigen. In zwei, große Heerhaufen getheilt, machten die Schaaren der Deutschen sich auf, um diesmal alles Ernstes die Alpen zu überschreiten. Marius hatte ein festes Lager an der Rhone bezogen, an welchem die Teutonen, nachdem sie es vergeblich zu erstürmen versucht hatten, in sechstägigem Zuge vorbei marschirten, mit höhnischen Fragen, ob die Römer nichts in ihrer Heimath zu bestellen hätten. Als der Zug vorüber war, brach auch Marius sein Lager ab und folgte dem Feinde längs der Rhone auf dem Fuße nach. So traf es sich, daß die Truppen der feindlichen Nachhut beim Wasserschöpfen mit den Römern handgemein wurden. Das Gefecht verbreitete sich alsbald durch gegenseitige Hülfeleistungen, die Teutonen mußten bis in ihre Wagenburg zurückweichen. Dieser erste Sieg über die bisher unbezwungenen Deutschen stärkte die Zuversicht des Heeres und gab dem römischen Feldherrn kühneren Muth zum entscheidenden Angriff. Am dritten Tage nach diesem ersten Zusammenstoß erfolgte die Schlacht bei Aquä Sextiä (102), welche mit einer vollkommenen Niederlage der Teutonen endigte. Der Kampf war heiß und lange; bis gegen Mittag standen die Deutschen wie Mauern fest; als aber in ihrem Rücken eine Schaar des römischen Trosses hervorbrach, welche sie für eine neue Heeresabtheilung hielten, lösten sich die Reihen und die Schlacht war entschieden. Unter den Gefangenen war der Teutonenkönig Teutobod, unter den Todten eine Menge Frauen, die sich selbst das Leben genommen hatten, um nicht dem Loos der Sclaverei anheim zu fallen. Das römische Gallien war nun von den feindlichen Einfällen der fremden Völkerschaften befreit. Während aber die tapferen Teutonen das blutige Schlachtfeld bei Aquä Sextiä deckten, oder als Sclaven nach Rom wanderten, war das Heer der Cimbern schon über die Alpen gedrungen und stand bereits in Oberitalien, ohne daß es dem gegen sie ausgesandten Feldherrn Lutatius Catulus gelungen war, ihrem Vorschreiten ein wirksames Hinderniß entgegen zu setzen. Marius genoß indeß seine Lorbeeren in Rom, wo er jedoch den feierlichen Triumphzug, welchen man ihm anbot, nicht annahm. „Er wollte warten, bis er auch das Heer der Cimbern besiegt haben würde." Im Frühling 101 vereinigte er seine Armee mit der des Catulus und zog nun, 50,000 Mann stark, den Po stromaufwärts dem Feinde entgegen. Bei Vercellä, unweit der Mündung der Sesia in den Po, da, wo Hannibal seine erste Schlacht auf italischem Boden geschlagen hatte, trafen die feindlichen Heere auf einander. Die Cimbern ließen nach hergebrachter Sitte die Schlacht für den nächsten Tag anbieten; Marius nahm sie an. Auf dem raudischen Felde ward mit ge- I

2. Theil 1 - S. 355

1875 - Leipzig : Brandstetter
ringein Verluste von den Römern ein Sieg erfochten, dessen gleichen sich ihre Geschichte kaum eines zweiten zu rühmen hat. Das ganze cimbrische Heer ward mit einem Schlage vernichtet. Nur wenige Ueber-reste entrannen dem Tode oder der Sclaverei. Sie sollen in den Vene-dischen Alpen und den Tyroler Bergen Zuflucht gesunden haben. Die Völkerzüge, welche dreizehn Jahre hindurch von der Donau bis zum Ebro, von der Seine bis zum Po die Nationen in Furcht und Schrecken gesetzt hatten, ruhten nun unter der Erde oder arbeiteten in dem harten Sclavenjoch. Ein neuer Abschnitt der Weltgeschichte hatte begonnen; das erste Blatt lag aufgeschlagen den Römern vor Augen, aber sie achteten wenig darauf. Im Kampfe der Parteien übersahen sie die großen Anzeichen, welche den Umschwung der Zeiten verkündigen sollten. In Rom war der Sieg des Marius über die einbrechenden Horden der Deutschen nichts als eine dem Volke erwünschte Niederlage der Adelsregierung. „Zwanzig Jahre waren verstrichen," heißt es in Momm-sens römischer Geschichte, „seit Cajus Gracchus' blutende Leiche die Tiber hinabgetrieben war; seit zwanzig Jahren ward das Regiment der restaurirten Oligarchie ertragen und verwünscht; immer noch war dem Gracchus kein Rächer, seinem angefangenen Bau kein zweiter Meister erstanden. Es haßten und hofften Viele, viele von den besten und von den schlechtesten Bürgern des Staates. War der Mann, der diese Rache und diese Wünsche zu erfüllen verstand, gesunden in dem Sohne des Tagelöhners von Arpinum? Stand man wirklich an der Schwelle der neuen, vielgefürchteten und vielersehnten zweiten Revolution?" Marius wurde für seine Waffenthaten und als erwählter Held der Volkspartei zum sechsten Male als Consul erwählt. Seinem unersättlichen Ehrgeiz schien die Erfüllung der höchsten Wünsche nahe zu sein. Mit Hülfe von zwei bis zum Aeußersten thätigen und entschlossenen Gehülfen, des Apulejus Saturnirms, eines der beredtesten und unversöhnlichsten Feinde des Senates, und des gemeinen, verwegenen Volksführers Servilius Glaucia, glaubte er unbedenklich die Bahn des Cajus Gracchus vollenden und schließlich auch wohl sich selbst als unumschränkten Gebieter des römischen Staates erblicken zu dürfen. Marius war abergläubisch; er hielt auf Zeichendeutung und Wahrsagung. Eine Prophezeihung aus seiner Jugend schien ihm auf große Macht und seltenes Glück zu deuten; von dem siebenten Eonsulut erwartete er die Erfüllung seines Schicksals. — Diesem seltsamen und doch in seiner Beschränktheit großen Manne gegenüber stand Sulla schon jetzt als leitendes Haupt der Adelspartei. Die frühe Feindschaft zwischen Beiden entwickelte sich nun zu einem Kampf auf Leben und Tod, in welchem Marius nothwendig unterliegen mußte, da es ihm, der nur für das Uebungslager und das Schlachtfeld geboren war, an jedem feineren

3. Theil 1 - S. 356

1875 - Leipzig : Brandstetter
356 politischen Tact und Verständniß fehlte, welche sein Gegner neben dem militärischen Talente in so hohem Grade besaß. Die Hauptfrage, um welche sich seit den gracchischen Unruhen der Streit der römischen Parteien unaufhörlich drehte, war der schon timt Cajus Gracchus aufgestellte Antrag, den italischen Gemeinden, nebst dein Antheil an den Gemeindegütern, auch das römische Bürgerrecht zu verleihen. Dem Einflüsse und den Bemühungen der Marianischen Partei gelang es nun wirklich, diese erneuerten Anträge zur Gesetzeskraft zu bringen. Der Senat selbst sah sich genöthigt, den Eid auf die neuen Gesetze zu leisten. Metellus war der Einzige, welcher die freiwillige Verbannung dem aufgezwungenen Schwur vorzog. Marius selbst aber, dessen politischer Unverstand sich jetzt in vollem Umfange kund gab, wurde an seiner eigenen Partei irre. Er leistete den Eid nur unrer gewissen Vorbehalten, welche seinem eigenen Werke die Spitze abbrachen, und ging zuletzt so weit, seine eigenen Helfer vernichten zu helfen, indem er dem Senat gegen ihre frechen liebergriffe und Straßentumulte militärische Hülfe verlieh. Dieser letzte Schritt, durch welchen eine Anzahl der heftigsten Demokraten, mit Saturninus und Glaucia an der Spitze, nach dem Capitol gedrängt und dort durch eine Schaar junger Adeliger auf grausame Weise getödtet wurde, raubte dem Marius mit einem Male seinen ganzen Einfluß und seine Stellung. Er sah sich plötzlich in eine um so kläglichere und entwürdigendere Lage versetzt, je größer der Glanz gewesen war, welcher ihn, den Triumphator, vor einem halben Jahre umgeben hatte. Angeblich, um im Orient ein Gelübde zu erfüllen, entfernte er sich aus Rom, in der That aber, um nicht Zeuge der Wiederkehr seines ältesten Feindes, des Metellus, sein zu müssen, der jetzt mit all’ dem Ruhm und allen Ehren zurückgerufen ward, welcher sich früher Marius zu erfreuen hatte; ja der Umschwung der öffentlichen Meinung ging so weit, daß ein Volkstribun, welcher gegen die Rückkehr des Me» tellus sprach, von der Menge des rasenden Volkes buchstäblich in Stücke zerrissen wurde. Nie hatte die Regierungspartei einen vollkommeneren Sieg errungen. Die neuen Gesetze wurden zurückgenommen und durch die seit Cajus Gracchus dem Ritterstande zugehörigen Geschwornengerichte ein Verfolgung^ und Erpressungssystem, willkürlicher und rücksichtsloser als je, in's Werk gesetzt. Der nächste Versuch zur Rettung des zerrütteten Staatswesens sollte indeß nicht lange auf sich warten lassen und diesmal aus der Mitte, des Adels selbst hervorgehen. Livius Drusus, ein Mann von streng aristokratischen Grundsätzen,, voll edler vaterländischer Gesinnung und sittlicher Kraft, unternahm es, um den nächsten Uebeln zu steuern, die Richtergewalt dem Senat zurückzugeben; zugleich sollte nach seiner Meinung das gesammte, noch unvertheilte italische Ackerland und der beste i Theil Siciliens zur Ansiedelung für Bürgereolonien verwendet

4. Theil 1 - S. 357

1875 - Leipzig : Brandstetter
r 357 den italischen Gemeinden endlich das langersehnte und vielbestrittene Bürgerrecht gewährt werden. Ein großer Theil des Senates trat auf die Seite des Drusus; desto erbitterter bekämpften die übriggebliebenen Gegner mit öffentlichen und geheimen Waffen die neuen Anträge. Als Drusus eines Abends auf seiner Hausflur die, wie gewöhnlich, ihn geleitende Menge verabschieden wollte, stürzte er plötzlich vor dem Bilde seines Vaters zusammen; eine Mörderhand hatte ihn getroffen, so daß er wenige Stunden später den Geist aufgab. Der Thäter war in der Abenddämmerung verschwunden, ohne daß Jemand ihn erkannt hatte. Dasselbe grauenvolle Ende, welches den demokratischen Staatsverbesserer Cajus Gracchus getroffen, sollte nun gleicherweise den aristokratischen Drusus erreichen, der mit dem Bewußtsein starb, daß sein gewaltsamer Tod der Anfang eines fürchterlichen Bürgerkrieges werden mußte, dessen Ende und Folgen zu ermessen damals kein menschliches Auge stark und hell genug war. 4. Bundesgenossenkrieg. Mithridatischer Krieg. Marius. Sulla. Die italischen Bundesgenossen, die mehrere Jahrhunderte lang in guten und schlimmen Tagen bei Rom ausgehalten, sahen sich auf's Neue aller Hoffnung beraubt, je aus ihrer abhängigen Lage befreit zu werden. Die Nachricht von dem Tode des Livius Drusus, welchen sie als ihre einzige und letzte Stütze betrachteten, brachte eine ungeheure Aufregung hervor. So viele Versuche bis jetzt gemacht wurden, die Kluft zwischen Rom und den italischen Gemeinden auszufüllen, war sie doch, wie zum Hohne, nur immer größer geworden; den einzelnen Aufstandsversuchen war stets ein furchtbares Strafgericht gefolgt, welches die Lage der betreffenden Gemeinwesen nur noch um Vieles verschlimmerte. Jetzt erhob der schon unter Drusus' Vorwissen und Schutz vorhandene Geheimbund der abhängigen Staaten das Haupt. In Asculum brach die seit lange vorbereitete Empörung in hellen Flammen aus. Alle Völker sabel-lischen Stammes, die Samniter und Marser voran, kündigten den Römern den Gehorsam auf und schlossen unter Leitung des tapfern und klugen Qu intus Silo einen italischen Bund, an dessen Spitze ein Senat mit zwei Consuln stehen und dessen Hauptstadt die Stadt Corfinium unter dem neuen Namen Jtaliea werden sollte. Waffen--geübte Feldherren, ein begeistertes Heer und eine wohlgefüllte Kriegskasse schienen dem Unternehmen einen günstigen Erfolg zusichern.

5. Theil 1 - S. 358

1875 - Leipzig : Brandstetter
358 In Rom legte man Trauerkleider an, stellte die Hochverraths-processe ein und dachte an nichts als Truppenaushebungen und Waffenrüstungen. Um die Streitkräfte zu verstärken, wurden celtische und nu-midische Truppen in Sold genommen und die Freigelassenen bewaffnet. Zugleich ertheilte man nun den treugebliebenen Staaten, den Latinern. Etruskern und Umbrern, so wie einzelnen Stadtgebieten in Unteritalien das römische Bürgerrecht freiwillig, um sie von dem Anschluß an die Empörer abzuhalten; nicht minder wurde denjenigen, welche die Waffen sogleich niederlegen würden, dieselbe Vergünstigung, obwohl unter beschränkenden Bedingungen, angeboten. So thaten sich die Pforten des römischen Bürgerthums, die so lange den Bitten verschlossen gewesen waren, jetzt auf, als die Schwerter daran pochten. Mit dem gewohnten Glück hatten die Römer diesen verhängniß-vollen Kampf, wenigstens größtenteils, überstanden, als schon wieder ein neuer gefährlicher Feind auftrat, dessen Abwehr der entschiedensten Anstrengungen bedurfte. Mithridates, König des schönen gebirgigen Küstenlandes Pon-tus am schwarzen Meere, ein glühender Römerfeind, wie einst Hanni-bal, suchte durch einen großen Bund der asiatischen Staaten, zu dessen Haupt er ssch selbst auswarf, die römische Herrschaft im Osten zu brechen, während in dem heimischen Italien die letzten Funken des Empörungskrieges noch nicht ausgeglüht hatten. Mithridates war von väterlicher Seite dein altpersischen Königshause entstammt, von der mütterlichen mit den Seleukiden verwandt. Die Sage rühmte seine Körpergröße und Stärke, seine Gewandtheit in allen Leibesübungen, seinen Unternehmungsgeist und Kriegsmuth, seine außerordentliche Sprachkenntniß. Seine Thaten zeigen ihn als einenmann, zu List und Trug stets bereit wie zum entschlossenen Handeln; abergläubisch, grausam, sinnlich, treulos, aber voll kühner Thatkraft und von unverwüstlichem Widerstandsmuthe. Er bemächtigte sich der Halbinsel Krim und der gegenüber liegenden asiatischen Landspitze mit den reichen griechischen Handelsstädten, unterwarf mit Hülfe seines Schwiegersohnes Tigranes von Armenien durch Gewalt und Hinterlist die römischen Schutzländer Pa-phlagonien, Kappadocien und Bithynien, nachdem er ihre Könige getödtet oder vertrieben hatte, setzte darauf mit einer neugeschaffenen Kriegsflotte und mit einem aus aller Herren Länder gemischten Heere nach Kreta über und trat mit den andern Inseln des ägäischen Meeres alsbald in Verbindung, die nicht anstanden, ihn als einen Retter von dem verhaßten römischen Joche freundlichst zu begrüßen. In Kurzem war er Herr von Phrygien und ganz Vorderasien; die Städte sandten Boten entgegen, ihn als „rettenden Gott" einzuladen; die Bürgerschaft strömte vor die Thore, ihn zu empfangen. Der Sitz des römischen Statthalters ward die Hauptstadt des neuen Reiches; ihn selbst tödtete man, indem man ihm geschmolzenes Gold in den Mund I

6. Theil 1 - S. 359

1875 - Leipzig : Brandstetter
359 goß. An 80,000 friedlich wohnende Italiker wurden in den verschiedenen Städten, ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, gemordet, ihr Vermögen eingezogen; es war ausdrücklich befohlen, die Leichen den Vögeln zum Fraße hinzuwerfen. Schon war Mithrrdat auf europäischem Boden angekommen; seine Flotte landete auf Delos und Euböa, das Landheer durchzog Thraoien und Macedonien und rückte in Thessalien ein, auf demselben Wege, den einst Xerxes auf seinem Zuge nach Griechenland genommen hatte; die griechischen Staaten Athen, Böotien, Achaia, Lacedämon erklärten sich zum Anschluß bereit. — In dieser Noth erwählten die Römer den thatkräftigen Cornelius Sulla, welcher sich in den letzten Kriegen ausgezeichnet und auch das Consulat erlangt hatte, zum Oberfeldherrn gegen Mithridates. Cornelius Sulla, das Haupt der aristokratischen Partei in Rom, besaß mit den militärischen Talenten des Marius zugleich eine überwiegende Klugheit in politischen Dingen und eine vor nichts scheuende Entschlossenheit, wo es sich um Macht und Herrschaft handelte. Rücksichtslos und ehrgeizig wie Marius und kälter als dieser, schien seinem Thun und Sinnen in dieser verwirrten Zeit keine Schranke gesetzt. Marius brannte vor Neid, sich in dem asiatischen Kriege zurückgesetzt zu sehen, nachdem er in dem Bundesgenossenkriege nicht unerhebliche Dienste geleistet und bei dieser neuen Gelegenheit hoffte, den Glanz seines Namens wieder herstellen zu können. Es bildete sich eine neue Demokratenpartei unter der Führerschaft des Volkstribuns Publius Sulpicius Rufus und ward ein Volksbeschluß durchgesetzt, welcher dem bereits mit dem Heere abgegangenen Sulla den Oberbefehl nahm, um ihn dem Marius zu übertragen. Die zwei Feldobersten, welche diesen Beschluß in das Lager überbrachten, büßten ihre Botschaft mit dem Tode; sie wurden von den erzürnten Soldaten ermordet. Sulla selbst, nicht im Mindesten gesonnen, seine Macht ungestraft schmälern zu lassen, wandte sich mit dem ihm treu ergebenen Heere gegen Rom. Die Stadt ward ohne Widerstand eingenommen, Sulpicius niedergemacht, sein Haupt dem Sulla als Siegeszeichen überreicht; Marius rettete sich durch die Flucht. Während Sulla als unumschränkter Herrscher von Rom, jedoch immerhin noch mit einiger Mäßigung, verfuhr und selbst, die demokratische Partei zu besänftigen, des Marius Genossen Ein na zum Mit-consul annahm, irrte dieser auf seiner wundersamen Flucht zu Fuß und zu Schiffe, verfolgt und gehetzt von Ort zu Ort. In Ostia hatte er ein Fahrzeug bestiegen, um nach Afrika überzuschiffen; allein widrige Winde und Mangel an Lebensmitteln zwangen ihn, am cireeischen Vorgebirge zu landen und auf gut Glück in die Irre zu gehen. In dem Strandsumpf bei Minturnü, bis an den Gürtel in Schlamm versunken, ward er von den verfolgenden Reitern ereilt. Jn's Gefängniß gelegt, sollte »

7. Theil 1 - S. 360

1875 - Leipzig : Brandstetter
360 er durch einen cimbrischen Sclaven ermordet werden; dieser aber wich erschrocken zurück, als er den Helden von Vercellä erkannte; er erschrak vor den blitzenden Augen seines Besiegers und das Beil entsank seiner Hand. Dieser Zwischenfall entschied das Schicksal des Marius. Die Minturnäer entließen ihn ungekränkt und er fand mit einigen seiner Unglücksgefährten auf dem ehemals karthagischen Boden eine augenblickliche Zuflucht. Die Dichtkunst hat fortan den alten Marius auf den Trümmern von Karthago zu einem Lieblingsgegenstand effectvoller Dar-ellung gemacht. Sulla wandte sich indeß nach Griechenland, erstürmte nach harter Belagerung das abtrünnige Athen, das mit einem fürchterlichen Blutbad seinen Abfall büßen mußte. Den pontischen Feldherrn Archelaos besiegte er • trotz der Überlegenheit seiner Heeresmacht in der blutigen Schlacht bei Chäronea so vollständig, daß kaum der zwölfte Mann des feindlichen Heeres sich zu retten vermochte (86). Ein zweiter Sieg bei Orchomenos brachte ganz Griechenland unter Roms Herrschaft zurück, wobei der größte Theil der Feinde theils durch das Schwert, theils in den Sümpfen des kopaischen Sees umkam. Neue Unruhen iu Rom, durch den demokratisch gesinnten Consul Cinna hervorgerufen, machten dem römischen Feldherrn einen raschen Friedensschluß wünschenswerth. Rom erlangte nicht nur die volle Herrschaft über Vorderasien zurück, sondern es ward zugleich durch eine große Geldsumme und durch Abtretung der pontischen Flotte entschädigt. Die abgefallenen Städte mußten außer den rückständigen Steuern und Zöllen eine Kriegslast von 20,000 Talenten (34 Millionen Thaler) entrichten. Die bei der Eroberung Athens bewiesene rohe Zerstörungswuth machte Sulla's Namen zum Schrecken und Abscheu aller Griechen. Er verschonte weder die herrlichen Bauwerke Athens, noch die heiligen Erinnerungsplätze. Die geweihten Haine" der Akademie und des Lykaion, in deren schattigen Saubgängen einst Platon und Aristoteles gewandelt, mußten das Holz für die Belagerungsmaschinen liefern. Der Grimm, die Genuß- und Habsucht Sulla's waren hier stärker als sein Kunstsinn. Das Verdienst jedoch bleibt ihm, die bis jetzt verborgen gehaltenen und ihm bei dieser Gelegenheit in die Hände gefallenen Schriften des Aristoteles und Theophrast bekannt gemacht und dadurch der Nachwelt erhalten zu haben. In Rom hatte indeß Cinna, Sulla's Abwesenheit benutzend, dessen Einrichtungen und Gesetze zu stürzen und die geächteten Marianer in ihre alten Rechte einzusetzen versucht. Nach einem heftigen Straßenkampf von der Adelspartei des Consulats beraubt, ward er mit dem edlen, tapferen Demokratenführer Sertorius, dem einzigen reinen und untadeligen Charakter jener entarteten Zeit, aus der Stadt vertrieben. Haß und Rache dürstend, sammelte er aus unzufriedenen Neu- »

8. Theil 1 - S. 386

1875 - Leipzig : Brandstetter
Von den strengen Strafgerichten, die einst in Gallien über die Besiegten ergingen, zeigte sich hier keine Spur. Der persönliche Haß schwieg: Cäsar war zu groß oder auch zu klug gesinnt, um in kleinlicher Rache Befriedigung zu finden. Er bot den Besiegten Verzeihung an und lud die Senatoren ein, nach Rom zurück zu kehren. Pompejus war indessen mit seiner Gemahlin Cornelia und seinem jüngeren Sohne nach Asien geflüchtet, von wo er nach Aegypten überschiffte. Der Vater des damaligen Königs Ptolemäus hatte ihn den Thron zu verdanken, und er hoffte mit voller Zuversicht dort gute Aufnahme zu finden. Man rieth jedoch dem dreizehnjährigen Könige, durch den Mord des Pompejus die Gunst des mächtigeren Cäsar zu erringen. Als das Schiff im Hafen ankam, wurde Pompejus in einem kleinen Boote abgeholt; trüber Ahnungen voll bestieg er dasselbe; er nahm mit Thränen von seiner Gattin und dem Sohne Abschied, indem er ihnen die Worte des Sophokles zurief: „Jedweder, der zun: Herrscher sich begiedt, Wird dessen Sclav', geht er auch frei dahin!" Schon war das Fahrzeug nahe am Lande, als er durch den Kriegs- . tribun Lucius Septimius hinterrücks niedergestoßen ward. Die unglückliche Cornelia, welche den Mord ihres Gatten mit Augen sehen mußte, kehrte mit dem Schiffe nach Griechenland zurück. Dem Cäsar wurde bei seiner Landung in Aegypten Kopf und Ring des Pompejus i entgegengetragen; er empfing sie weinend. „Die Geschichte hat seine < Thränen nicht vergessen. Der Krieg konnte nicht anders als mit dem i Untergang des Pompejus enden; dennoch waren diese Thränen Cäsar's I Herzen gemäß, aufrichtig." An demselben Tage, den 28. September 48, j an welchem Pompejus dreizehn Jahre früher über Mithridates triumphi-rend in die Hauptstadt eingezogen war, endigte auf einer öden Düne j des unwirthlichen Strandes, durch die Hand eines seiner Soldaten, der ] Mann, der ein Menschenalter hindurch der Große geheißen und Jahre lang Rom beherrscht hatte. 9. Julius Cäsar wird Alleinherrscher in Rom. , Die Mörder des Pompejus hofften Dank, doch war der erste Ent- -i schluß Cäsar's ihre Bestrafung. Mit einem verhältnißmäßig kleinen Heere zog er in Alexandrien ein, um die Schuldigen vor sein Gericht zu fordern und die streitige Erbfolge des ägyptischen Königshauses zu jq ordnen. Die schöne Kleopatra, die sich als Bittende nahte, fand Mittel, die Entscheidung Cäsar's zu ihren Gunsten zu wenden. Ein furcht

9. Theil 1 - S. 362

1875 - Leipzig : Brandstetter
362 Sulla war bisher, unbeirrt von all' diesen Gräueln, an der Spitze seines Heeres auf seinem Posten geblieben. Nach dem gewonnenen günstigen Frieden in Asien aber und nach beendigtem Kampfe mit den letzten Resten der italischen Empörung hinderte ihn Nichts, auf Rom vorzurücken. Ein rascher Sieg über das demokratische Heer am colli-nischen Thore öffnete ihm die Hauptstadt. 8000 Gefangene wurden im Circus niedergestoßen, während Sulla den Senat in dem nahen Tempel der Bellona zur Berathung versammelt hatte. Angstgeschrei, Aechzen und Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden drang in die Halle der Versammlung; die Senatoren horchten bebend und fügten sich dem Machtgebot des nunmehrigen unumschränkten Herrschers. Das Schreckensgericht des Sulla überbot wo möglich noch dasjenige des Marius. In Wahrheit hat niemals ein Gewalthaber in grausamerer Weise seinen Sieg benützt, als Sulla in Rom. Er wollte seinen Freunden und Feinden von Grund aus vergelten, die Volksherrschast für immer ausrotten und der Aristokratie das unbeschränkte Regiment in die Hände legen. Tausende fielen als Opfer der Rache, Mord, Raub, Plünderung und jegliche Frevielthat war dem Gewaltherrscher-willkommene Strafgerechtigkeit. Zuletzt wurden Aechtungslisten entworfen und jeden Tag erneuert, auf welchen diejenigen Marianer bezeichnet wurden, deren Leben und Gut für vogelfrei erklärt und in die Hand jedes beliebigen Mörders und Räubers gelegt werden sollte. Alte Feindschaften wurden jetzt mit Blut bezahlt; kein Band war heilig genug, daß Habgier und Rachsucht es nicht zerreißen konnten. Die Schilderung der damaligen Zustände erinnert lebhaft an die Zeiten der französischen Revolution in den Jahren 1792 und 93. Man sieht, daß die Menschen während achtzehn Jahrhunderten in dieser Beziehung wenig gelernt und nichts verlernt hatten. Ueber hundert Con-sularen und an zweitausend Ritter fanden damals auf solche Weise ihren Tod. „Das Morden wurde durch Sulla's Kunst erfinderisch betrieben, um die Todesqualen zu vermehren." Auf seinen Befehl ward das Grab des Siegers von Aquä Sextiä wieder aufgerissen und die Asche desselben in den Anio gestreut, die Denkmäler seiner Siege über die Deutschen umgestürzt und, da der Tod ihn selbst, so wie seinen Sohn, der Rache entrückt hatte, sein Adoptivneffe, Marcus Marius Gratidianus,' unter den grausamsten Martern hingerichtet. Sulla hätte nicht so kleinlich zu handeln gebraucht, um dennoch ein großer Unmensch zu heißen. So sah es jetzt in Rom aus; in dem Rom, von welchem einst ein israelitischer Mann seinem Volke erzählt hatte, „daß es Königreiche nah und fern sich dienstbar mache, und daß Alle, die von ihm hörten, sich fürchteten; mit den Freunden aber und denen, die sich ihm anvertrauten, hielte es Freundschaft, und es sei solche Macht und Herrlichkeit bei den Römern, daß sie nach ihrem Willen Könige einsetzten und verjagten; und dennoch setze sich keiner von ihnen die Krone auf und prahlte im

10. Theil 1 - S. 388

1875 - Leipzig : Brandstetter
388 fahren und Verlusten verbundenen Feldzuge entschied die blutige Schlacht bei Thapsus das Geschick der Republik. In Utica hatten sich damals die Häupter des alten Roms zusam-mengesunden. Die Niederlage trieb sie nach allen Himmelsgegenden aus einander. Cato allein blieb zurück. Er vermochte den Sturz der Republik nicht zu überleben. Seinem Sohne und einigen Freunden war er zur Flucht behülflich; mit einigen derselben, so wird erzählt, aß er noch unter philosophischen Gesprächen zu Abend, begab sich dann in sein Schlafgemach, las Plato's Phädon von der Unsterblichkeit der Seele und schlief ruhig bis Mitternacht. Hierauf erkundigte er sich bei seinen Sclaven, ob die Freunde glücklich abgesegelt seien, und als diese bejahend antworteten, hieß er sie zur Ruhe gehen. An der Thüre lauschend, hörten sie ein Geräusch, und fanden ihn darauf in seinem Blute auf dem Boden liegend. Den Verband, welchen man ihm anlegen wollte, riß er unmuthig auf und gab ungebeugten Muthes seinen Geist auf. Gewaltsam endete auch Scipio, der sich auf einem Schiffe erstach. Juba und Petrejus aber hielten zusammen ein Gastmahl, nach welchem sie sich einander freiwillig im Zweikampfe tödteten. Afranius und mehrere'andere vornehme Römer geriethen in die Gewalt Cäsar's; und diesmal wich seine gewohnte und grundsätzliche Milde einem Anfall von heftigem Zorne. Im Andenken ihres hartnäckigen Widerstandes, welcher den Feldherrn beinahe um die Frucht seiner Siege gebracht hätte, wurden sie hingerichtet. Cäsar kehrte nach Rom zurück, wo ihn Senat und Volk mit Ehrenbezeigungen und Lobpreisungen empfingen. Für seine Siege wurden vierzig Tage lang Dankfeste gefeiert; er selbst hielt mit einer Pracht, die man bisher nicht gesehen hatte, vier Triumphzüge, wobei er 72 Millionen Thaler und 2822 goldene Kränze in den öffentlichen Schatz legte. Große Geschenke erhielten die Soldaten; das Volk wurde an 22,000 Tischen gespeist. Die ihm auf 10 Jahre ertheilte unumschränkte Dictatorwürde machte ihn factisch zum Alleinherrscher und König des römischen Reiches, obschon der Name Republik noch immer als leere Formel gebraucht wurde. Cäsar's letzte Kriegsthat war ein abermaliger Feldzug nach Spanien, wohin sich die Neste der republikanischen Armee gezogen hatten. Aus Haß gegen Cäsar, der einst als Prätor die Spanier hart bedrückt hatte, verbanden sich die Eingeborenen mit ihnen, so daß ungefähr 60,000 Mann gegen ihn unter Waffen standen. Anführer waren die beiden tapferen Söhne des Pompejus, Cnejus und Sextus. In der Ebene von Munda, einer Stadt im heutigen Granada, kam es zum Treffen. Nach Cäsar's eigener Angabe war diese Schlacht die blutigste in dem ganzen Bürgerkriege. Die Pompejaner fochten wie Verzweifelte, schon wichen Cäsar's Legionen, als er selbst vom Pferde sprang, Schild und Schwert ergriff und sich in die Reihen der Soldaten mit den Worten
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