387
zweimal, jedoch ebenfalls ohne bleibenden Erfolg nach Britan-
nien hinüber (55, 54). Cäsar ging zum zweitenmal über den
Rhein (53, etwas südlicher vom ersten Uebergangsorte), und be-
ruhigte nach Unterdrückung eines erneuerten, fast allgerneinen Auf-
standes der Gallier unter Vercingetorix (52, 51) endlich nach
und nach das Land. — So war nach achtjährigen Kämpfen
ganz Gallien der römischen Oberherrschaft unterthan, und vor-
läufig dem Statthalter des narbonensischen Galliens untergeord-
net. Den einzelnen gallischen Gemeinden und Cantonen wurden
bestimmte Abgaben auferlegt, deren jährlicher Gesammtbetrag der
römischen Staatskasse 40" Millionen Sestertien (gegen 3 Mill.
Thlr.) eintrug.
5) Nach den Verabredungen der Machthaber zu Luca war
Syrien und die Führung des an der Oftgrenze des Reichs ge-
gen die Parther ausgebrochenen Krieges dem Marcus Cras-
j'us zugefallen. Crassus traf noch'vor Ablauf seines Konsu-
lats (55) in Syrien ein, wo der habsüchtige, nur auf Anhäufung
seiner Schätze bedachte Mann vor Allem das Land und die rei-
chen Tempel plünderte (auch den zu Jerusalem). — Die Feind-
seligkeiten mit den Parthern hatten bereits begonnen. Nach einem
von Lucullus mit den Herrschern zu Ktesiphon eingeleite-
ten Tractat sollte der Euphrat die Gränze zwischen Römern
und Parthern ausmachen. Aber schon Pom pejus hatte diesen
Vertrag wenig beachtet, indem er mehrere Landschaften jenseits
des Euphrat, auf welche die Parther Ansprüche hatten, dem von
ihm nach seiner Unterwerfung besonders begünstigten Könige Ti-
tz ran es von Armenien zutheilte. Es kam daher bald nach des
Pompejus Heimkehr zum Kriege zwischen Armenien und den
Parthern, an dem auch die Römer Antheil nahmen, da jenes
Land unter ihrem Schutze stand. — Crassus fiel im I. 54 in
Mesopotamien ein, besetzte mehrere Orte und ging darauf wieder
nach Syrien zurück. Im folgenden Jahre setzte er zum zweiten-
mal über den Euphrat, ließ sich aber von dein arabischen Häupt-
ling Abgarus in der Wüste des nördlichen Mesopotamiens irre
führen, und erlitt unweit Karr hä (Harran) gegen die überlegene
parthische Reiterei eine gänzliche Niederlage. Crassus selbst,
der sich mit den Trümmern des fast zernichteten Heeres in die
armenischen Gebirge retten wollte, fand bald darauf bei einer
Zusammenkunft mit dem parthischenheerführer Sureñas seinen
Tod (53). Von dem ganzen römischen Heere (aus 7 Legionen
mit 4000 Reitern und eben so viel leichten Truppen bestehend)
retteten sich nur eine kleine Reiterschaar unter dem Ouästor Casus
Ca)sius und einige zerstreute Haufen. Die Parther unternahmen
nun ihrerseits Einfälle in Syrien, das jedoch Cassius tapfer ver-
teidigte; die Euphratlinie blieb vorerst im Osten für das rö-
mische Asien erhalten.
25
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388
§. 190.
Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pom-ejus.
1) Unterdessen suchte Po mp ejus, der zu Rom geblieben
war, und von dort aus seine Provinzen durch Legaten verwalten
ließ, der republikanischen Partei, die vorzüglich noch im Mittel-
stand ihre Stärke hatte, entgegenzuarbeiten und seine eigene
Macht durch Ränke zu vermehren. Unter blutigen Unordnungen
wurden zweimal die Consulwahlen verhindert, weil republikanische
Kandidaten, unter diesen der energische Titus Annius Milo,
Aussicht hatten obzusiegen, und Pom pejus die Dictatur für
sich nothwendig machen wollte, ein Plan, der vorzüglich an Ca-
t o's kräftigem Widerstand scheiterte. Fast täglich kam es in die-
ser Zeit auf dem Markte und in den Straßen Roms zu gewalt-
thätigen Auftritten. Da geschah es, daß der Pöbelanführer Clo-
dius auf der appischen Straße in der Nähe Roms bei einem zu-
fälligen Zusammentreffen mit Milo, welcher der Senatspartei
war, was Clodius den Triumvirn, in einem Handgemenge ver-
wundet und nachher in dem Hause, wohin man ihn gebracht,
von Milo's Leuten getodtct ward (13. Jan. 52). Der Pöbel
über den Tod seines Führers erbittert trug den Leichnam des
Clodius in die Curia Hostilia und verbrannte ihn hier sammt
dem Gebäude. Po mp ejus zog jetzt Truppen in die Stadt, be-
setzte das Capitolium und zwang den Senat, ihn zum alleini-
gen Konsul zu ernennen. Als solcher eigentlich im Besitze
diktatorischer Gewalt stellte er mit Nachdruck die Ordnung wieder
her, und suchte durch Gesetze wider Gewaltthat scks vi) und wider
Amtserschleichung (äs ambitu) den innern Unruhen vorzubeugen.
Die Vorfälle auf der appischen Straße und die damit zusammen-
hängenden Verbrechen wurden einem Specialgerichtshof K über-
wiesen und die Schuldigen beider Parteien strenge bestraft, unter
ihnen auch Milo, der nach Massilia in die Verbannung ging.
Erst nach sieben Monaten hatte der Konsul Pomp ejus sich
einen Kollegen in dem von ihm ganz abhängigen Q. Metellus
Scipio für den Rest des Jahres 52 ernannt. Cicero war in
demselben Jahre wider seinen Willen als Proconsul nach Cilicien
0 Nach den Bestiminnngen dieses Ausnahmegesetzes sollte nicht einer der
Prätoren, sondern ein besonders gewählter Untersuchungsrichter (gnaesitor)
dem Gerichte Vorsitzen; die Mitglieder des Gerichtshofes ernannte P o ñi-
pes us selbst, der "dabei mit lobenswerther Unparteilichkeit verfuhr, indem
er die achtbarsten Männer beider Parteien, unter ihnen selbst Cato,
auswählte. Nebrigens waren der Redefreiheit einige Gränzen gesetzt; die
Anklagerede sollte nicht über zwei, die Pertheidigung nicht über drei Stun-
den dauern dürfen. Die Anklage gegen Milo umfaßte das zweifache
Verbrechen, Wahlumtriebe und Gewaltthat. Die Dertheidigung führte
Cicero; die uns erhaltene oratio pro Milone wurde von diesem später
ausgearbeitet.
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389
gesendet worden, wo er nach einem gegen die räuberischen Be-
wohner des Amanusgebirges unternommenen Streifzug von sei-
nen Truppen, wie dies bereits gewöhnlich war, als Imperator
begrüßt wurde.
2) Seit dem Tode der Julia (54, Casars geliebter Toch-
ter und des Po mp ejus Gemahlin) und dem kläglichen Unter-
gänge des Crassus (53), stieg die Entfremdung und damit die
Eifersucht zwischen jenen beiden Machthabern. Ein unvermeid-
licher Entscheidungskampf zwischen den Militärchefs um den Allein-
besitz der Gewalt bereitete sich immer offener vor. Während Cä-
sar auf die demokratische Partei, die übrigens durch des Clo-
dius Wühlereien um alles Ansehen gekommen war, und auf
sein überlegenes, ihm ganz ergebenes Heer (er hatte es durch
Recrutirung in seinen Provinzen auf zehn Legionen erhöht) sich
stützte, schloß sich Po mp ejus jetzt offen an den Senat an und
wollte als Stütze der bestehenden Verfassung gelten. Er verstän-
digte sich daher mit der streng republikanischen Partei, namentlich
mit den beiden entschlossensten Führern derselben, mit Cato und
Marcus Claudius Marcellus, die mit Grund Cäsar
mehr als Pompejus fürchteten.
3) Während indeß Po mp ejus nach seiner Weise zauderte
und Cäsar sich noch mit diesem zu vergleichen hoffte, war es
die Verfassungspartei, die den Bruch beschleunigte. Sie wider-
setzte sich der Absicht Cäsar's, abwesend um das Consulat sich
zu bewerben, als verfassungswidrig, und stellte durch den Consul
Marcus Marcellus im I. 51 im Senat das Verlangen,
daß da der gallische Krieg beendigt sei, der Proconsul Cajus
Cäsar die ausgedienten Soldaten entlassen und sein außeror-
dentliches Commando niederlegen solle. Die Verhandlungen über
diese Anträge zogen sich übrigens längere Zeit hin, da die Ma-
jorität des Senats aus Furcht vor dem Bürgerkrieg, Cäsar
aber durch wiederholte Vergleichsvorschläge die Entscheidung hinaus-
zuschieben suchten. In Rom wurde Cäsars Sache durch seine
Anhänger und erkauften Agenten mit viel Geschick betrieben.
Weit der fähigste unter diesen war Cajus Curio, Volkstribun
im I. 50, ein Mann ohne allen sittlichen Charakter, den Cä-
sar durch Zahlung seiner durch wüstes Leben aufgehäuften
Schuldenmasse (gegen 60 Milt. Sestert.) ganz an sein Interesse
gebunden hatte. Dieser stellte im Senat den Antrag, daß beiden
Statthaltern zugleich die Niederlegung ihres Heerbefehls aufgege-
den werden solle, ein Vorschlag, mit dem Cäsar sich einverstan-
den erklärte, während Po mp ejus zwar versprach folgen zu
wollen, ohne jedoch einen bestimmten Zeitpunkt hierfür festzusetzen.
Auch der Senat hatte den Antrag mit großer Majorität ange-
nommen. Ebenso fügte sich Cäsar dem Beschlüsse des Senats,
zwei Legionen für den parthischen Krieg abzugeben, die aber statt
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390
nach Syrien eingeschifft zu werden, vorerst in Italien für Pom-
pejus zurückgehalten wurden. — Es stellte sich immer deutlicher
heraus, daß "die beiden militärischen Machthaber der Regierung
in Rom nur zum Scheine sich fügten, nebenbei aber ihre Kriegs-
vorbereitungen im Stillen betrieben. Auf das Gerücht, daß Ca-
sar Truppen aus dem jenseitigen Gallien in das diesseitige ziehe,
forderte der Cónsul Cajus Marcellus (ein Vetter des Mar-
cus Marcellus) in Verbindung mit den beiden defignirten Con-
suln des nächsten Jahres den Pom pejus auf, zur Vertheidigung
der Republik in Italien die wehrpflichtige Mannschaft zu den
Waffen zu rufen. So war man auf beiden Seiten bereits zu
weit gegangen, als Cäsar am 1. Januar 49 in einem durch
Curio dem Senat überbrachten Schreiben seinen letzten wohl
nicht ernstlich gemeinten Vergleichungsvorschlag machte, wornach
er das Heer bis auf zwei Legionen entlassen und sich mit der
Statthalterschaft des diesseitigen Galliens bis zu seinem Consulat
begnügen wollte. Der entscheidende Senatsbeschluß ging
vielmehr dahin: „daß Cäsar, wenn er nicht bis zu einem be-
stimmten Termin sein Heer entlasse, als Hochverräther erachtet
werden solle." C In einer folgenden Sitzung (am 7. Januar)
wurde sodann in den üblichen Formens der Kriegsstand erklärt,
indem die Consuln und alle Magistrate angewiesen wurden, Für-
sorge zu treffen, damit der Staat keinen Schaden nehme. Ver-
gebens hatten die Tribunen von Cäsar's Partei (M. Antonius
und Q. Cassius) gegen dies Vorschreiten ihr Veto eingelegt und
entflohen angeblich wegen drohender Gewaltthat als Sklaven
verkleidet zu Cäsar nach Ravenna. Jetzt berief dieser die Sol-
daten der dreizehnten Legion, die er bereits bis Ravenna vorge-
schoben hatte, zusammen, setzte ihnen die Lage der Dinge aus-
einander, und forderte sie auf ihm zu folgen, um das verletzte Volks-
tribunat und ihren Feldherrn gegen den Adel zu vertheidigen.
Er selbst überschritt noch am Abende des Tages nur von weni-
gen Freunden begleitet das Flüßchen Rubico, die Gränze seiner
Provinz gegen Italien, mit den Worten: „Die Würfel sind ge-
worfen" (jacta est alea) ein Beginnen bezeichnend, das für ihn
wie für sein Vaterland gleich verhängnisvoll werden sollte.
§. 191.
Fortsetzung.
1) Cäsar hatte beim Beginne des Bürgerkrieges neun Le-
gionen (etwa 50,000 Mann), die er in den" gallischen Kriegen 1 2
1) — uti ante certam diem Caesar exercitum demittat; si non faciat,
eum adversus rempublicam facturum videri. (Caes. bell. civ. I. 2.)
2) ,,Dent operam Cónsules, Praetores, Tribuni plebis, quique consulares
sunt ad urbem, ne quid respublica detrimenti capiat.“
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Extrahierte Personennamen: Cajus_Marcellus_( Marcellus) Cäsar Cäsar Antonius Cäsar Cäsar
391
vortrefflich geschult, auch mit seltener Treue an seine Person zu
binden gewußt hatte. Nur ein einziger seiner höheren Offiziere,
doch weit der tüchtigste derselben, Titus Labienus, verließ
jetzt seinen bisherigen Oberfeldherrn, und begab sich in das Lager
der Gegner, weil der allgemein geachtete Mann hier die legitimen
Vertherdiger der Republik sah. Eine überlegene Waffe in der
cäsarischen Armee bildete die Reiterei, meist aus deutschen und
norischen Söldnern bestehend. — Auf der andern Seite war
Pompejus vom Senat zum alleinigen Feldherrn zu Land und
zur See ernannt worden; auch wurden ihm alle Hilfsquellen des
Staates zur Verfügung gestellt. Er galt jetzt als der legitime Be-
schützer der Republik, für den daher auch die Provinzen und Clientel-
staaten entschieden Partei ergriffen. Aber in eitlem Selbstver-
trauen hatte Pompejus den Ansbruch eines Krieges beschleu-
nigt, zu dem er noch so wenig kampfgerüstet war. Wohl stan-
den sieben Legionen unter seinen Legaten in Spanien; in Italien
selbst aber hatte man zunächst nur über zwei Legionen zu ver-
fügen, die früher unter Cäfar gedient und daher wenig zuver-
lässig erschienen; mit den übrigen Aushebungen hatte man erst
den Anfang gemacht.
2) Bei dieser Lage und Machtstellung der beiden Parteien kam
es vor Allem auf schnelles und entschlossenes Handeln an. Cäsar
rückte daher von Ravenna aus rasch nach dem picenischen Gebiet vor,
wiewohl er beim Ueberschreiten des Rubico zunächst nur die drei-
zehnte Legion (5000 Mann zu Fuß und 300 Reiter) bei sich
hatte; doch waren seine übrigen Legionen bereits im Anzug be-
griffen, auch vermehrte sich sein Heer täglich durch Aushebung
und Werbung. — Die Nachricht von Cäsar's raschem Anmarsch
brachte in Nom unter seinen Gegnern Schrecken und Bestürzung
hervor. Pompejus beschloß, die Hauptstadt zu verlassen und
Italien aufzugeben. Er befahl allen Gutgesinnten, ihm zu fol-
gen, und setzte von Brundisium aus, wo er etwa 25,000 Mann
zusammengebracht, nach Griechenland hinüber. Dorthin folgten
ihm die beiden Consuln des Jahres und alle angesehenen Sena-
toren. Doch war die Mehrzahl der Senatsmitglieder in Italien
zurückgeblieben. Fast ohne Widerstand hatte Cäsar in 60 Ta-
gen durch seine Energie, aber auch durch weise Mäßigung und
Milde, die er jetzt überall zeigte, ganz Italien gewonnen. Nach
kurzem Aufenthalte zu Rom. wo er den Prätor Marcus Aemilius
Lepidus als Stadtpräfect zurückließ, ging Cäsar nach Spanien1)
und zwang hier die Legionen des Pompejus unter den Legaten
Petr ejus und Afranius nach harten Kämpfen bei Ilerda
(Lerida) zu einer Capitnlation (Aug. 49), nach welcher hier die
0 Ais Grund, weshalb Cäsar zuerst nach Spanien sich wendete, giebt die-
ser (nach Suet. 38) an: ire se ad exercitum sine duce et inde rever-
surum ad ducem sine exercitu.
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364
trotz des Widerstandes der Aristokratie zum erstenmal wieder als
liomo novus mit der höchsten Magistratur bekleidet, auch mit
dem Oberbefehl in Afrika betraut. Marius schlug den Ju-
gurtha und dessen Verbündeten, den König Bochus von Mau-
retanien, bei Cirta (107). Iugurtha wurde darauf von Bo-
chus an Sulla, des Marius Quästor, ausgeliefert 106, und
starb, nachdem er in Rom beim Triumphzuge des Marius im
königlichen Gewände und gefesselt aufgeführt worden, im unter-
irdischen Stadtgefängniß (dem Tullianum) den Hungertod. —
Das Ende dieses Krieges wurde der Anfang der verderbenvollen
Eifersucht zwischen Marius und Sullas)
§. 178.
Krieg gegen Kimbern und Teutonen.
1) Nördlich von den Alpen im Thule der Mittlern Donau
erschien um die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Ehr. ein
wandernder Volksstamm, die Kimbrer (d. i. Kempen) genannt,
die vom Norden herkamen mit Weib und Kind, um neue Wohn-
sitze zu suchen. Mit ihnen vereinigten sich, jedoch wie scheint erst
später in Gallien, die Teutonen, die ebenfalls von den Ufern
der Ostsee ausgegangen waren. Beide Völker waren, wie ihre
Namen, ihr Körperbau und ihre Sitten andeuten, wohl germa-
nische Stämme, denen sich später auf ihren südlichen Wanderun-
gen auch keltische Schaaren angeschlossen haben mögen. — Die
Kimbrer näherten sich gegen 113 von der Donau aus der rö-
mischen Nordgränze, und schlugen den Consul Papirius
Carbo bei Noreja im heutigen Kärnthen (113). Die Kim-
brer, ohne hier ihren Sieg weiter zu verfolgen, wandten sich west-
wärts, und drangen durch das Gebiet der Helvetier, mit Tigori-
nern und Ambronen verbunden, nach Gallien bis Spanien vor,
furchtbar durch ihre riesenmäßige Gestalt, wilde Tapferkeit und
ungewöhnliche Fechtart (Wagenburgen). Die Römer erlitten in
i) C. Marius, von armen Landleuten bei Arpinum, einem Municipium
abstammend, hatte sich von den dürftigsten Verhältnissen zunächst im
Heere durch Tapferkeit und militärisches Talent zu höhern Ofsicierstellen
und später trotz des Widerstandes der Aristokratie und wiederholter Zu-
rückweisungen auch in der politischen Laufbahn emporgeschwungen. Ohne
gelehrte Bildung, rauh und einfach in seinen Sitten, wurde er durch
seine Verdienste als Krieger hochgeehrt und durch seine persönliche Uneigen-
nützigkeit und strenge Gerechtigkeit der Liebling des Volkes und die
mächtige Stütze der'volkspartei, lieber Marius Charakter Plutarch.
Mai°iu5 2. 3. — Sallust, bell. Jugurth. 63. — L. Cornelius Sulla,
aus altem patricischen Gcschlechte, durch griechische Wissenschaft gebildet,
in Allem fast das Gegentheiü von Marius, wurde die Hauptstütze der
Aristokratie. Heber Sulla's Charakter Sallust bell. Jugurth. 95. Plu-
tarch. Süll. 1. 2.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius König_Bochus_von_Mau- Sulla Marius_Quästor Marius Marius Marius Marius Marius Sullas Consul_Papirius
Carbo C._Marius Marius Marius_Charakter_Plutarch Marius Jugurth Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius Jugurth
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Rom Donau Gallien Donau Noreja Gallien Spanien
393
ganze Osten und alle römischen Clientelkönige in Asien fielen jetzt
dem gefeierten Sieger zu, und wiesen überall die Flüchtlinge der
geschlagenen Partei zurück. Pom pejus, nachdem er so muth-
los sich selbst aufgegeben, wollte jetzt bei Andern Hilfe suchen.
Er flüchtete, nachdem er in Mitylene auf Lesbos seine Gemahlin
Cornelia und seinen jüngern Sohn Sextus ausgenommen,
über Cypern nach Aegypten, wo er sich früher um das königliche Haus
durch Wiedereinsetzung des verdrängten P totem aus Auletes
große Verdienste erworben hatte. Von den beiden Kindern des-
selben, Pt ole maus Dionysusund seiner Schwester Kleo pa-
ira, die nach dem Willen des Vaters gemeinschaftlich den Thron
besteigen sollten, durfte er Dankbarkeit und gute Aufnahme er-
warten. Statt dessen wurde am ägyptischen Hofe beschlossen,
durch seine Ermordung Cäsar sich zu verbinden. Als P om-
pejus an der Küste von Pelusium dem Könige sich anmelden
ließ, wurde er auf einer Barke von wenigen Kriegsleuten abge-
holt und beim Aussteigen von dem Kriegstribunen Septimius,
der ehemals unter ihm gedient, niedergestoßen (28. Sept. 48).—
Cäsar folgte gleich darauf mit einem kleinen Heere, und trat
als Schiedsrichter in dem zwischen dem jungen erst zehnjähri-
gen König Ptolemäus Dion y sus und seiner ältern Schwester
Kleopatra ausgebrochenen Thronftreit auf. Der hierüber durch
Begünstigung der Kleopatra entstandene sogenannte Alexan-
drinische Krieg (l)6llnm Alexandrinum, 48) wurde unter
zahlreichen Gefahren durch die Niederlage und den Tod des P t o-
lemäus beendigt, und Aegypten als.ein von Rom abhängi-
ges Reich der Kleopatra überlassen.
5) Don Aegypten eilte Cäsar gegen P Harn ac es, der wäh-
rend des Bürgerkrieges^ Kleinasien eingefallen war und neben an-
dern Landschaften auch den Pontus in Besitz genommen hatte. Cä-
sar besiegte ihn in einer einzigen Schlacht bei Zela mit leichter
Mühe 47 ; in fünf Tagen hatte er diesen Feldzug beendigt (daher
Cüsar's Wort veni, vidi, vici). Das bosporanische Reich des
Pharnaces schenkte Cäsar an einen Bruder desselben, an Mithri-
dates von Pergamum. — Darauf ging Cäsar nach Rom, und
von da nach Afrika, wo die Anhänger der Republik und des
Pom pejus unter Metellus Scipio und dem numidischen
Könige Juba von neuem sich gesammelt hatten (liellurn Afri-
canum). Aber auch hier entschied die mörderische Schlacht bei
Thapj us (46) gegen sie. Die meisten Führer starben nun ver-
zweifelnd eines freiwilligen Todes, so Cato in Utika, Scipio,
Petr ejus und Juba u. A. ; wenige, wie Labienus und
Sextus Pomp ejus, entkamen nach Spanien, Rumidien
wurde zum größeren Theil zur römischen Provinz Afrika gezogen.
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366
chischen 9iegiments des Senats mit dem Prätor C. Servi tins
Glaucia und L. Apulejus Saturninus, zwei untergeord-
neten Führern der Popularpartei, die aber jedes Frevels fähig
waren, wenn er für ihre Zwecke dienlich schien.
2) Saturninus, gewaltthätig in demselben Jahre zum
Volkstribun erwählt, machte zwei weitgreifende Gesetzesvorschläge,
nämlich daß unentgeltliche Kornspenden an die ärmeren Bür-
ger verabreicht, und Ländereien in der Provinz Afrika an die Ve-
teranen des Marius, in Loosen zu je 100 Morgen für jeden,
ausgetheilt werden sollten. Wohl suchte der Senat diese maaß-
losen Anträge hartnäckig zu Hintertreiben; sie wurden auf tu-
multuarische Weise mit Hilfe der Veteranen des Marius in
der Volksversammlung durchgebracht. Der Senat mußte sogar
der Bestimmung des Gesetzes, daß jeder Senator bei Verlust sei-
ner Stelle binnen fünf Tagen es beschwören solle, sich fügen.
Qutittu8 Metellus (Numidicus), der sich solchem zügellosen
Treiben widersetzte und allein den Eid verweigerte, ging in das
Exil nach Rhodus.
3) Indessen dauerte die Einigkeit unter den Verbündeten
nicht lange. Marius, erschrocken" über das gesetzlose Treiben
seiner Genossen, zog sich mehr und mehr von diesen zurück, und
schloß sich mit allen Wohlhabenden, insbesondere den Rittern,
wieder enger an den Senat an. Saturninus und Glaucia
beschlossen daher für sich zu handeln und das begonnene Werk
fortzuführen. Saturninus, der seinem Verbündeten Glaucia
für das Jahr 99 das Consulat verschaffen wollte, ließ dessen
Mitbewerber, den Candidaten des Senats, auf dem Forum durch
eine Rotte überfallen und mit Knitteln erschlagen. Der Senat
beauftragte nun den Consul Marius, gegen Saturninus
und seine Anhänger Gewalt zu gebrauchen und gegen sie, als
gegen Hochverräther, zu verfahren. Es kam ans dem Forum zu
einer förmlichen Schlacht; Saturninus wurde geschlagen und
zog sich auf das Capitol zurück. Er mußte sich aber an den
Consul Marius, der den Aufrührern das Wasser abschnitt, er-
geben, und wurde mit seinen namhaften Anhängern von dem
erbitterten Volke erschlagen. Auch Glaucia wurde getödtet.
Auf solche Weise hatte der Senat obgestegt. Die saturninischen
Gesetze blieben unausgeführt; die Popularpartei, auch durch ge-
richtliche Verfolgungen geschreckt, schien vollständig besiegt. Um
die legislatorische Gewalt der Tributcomitien einigermaßen zu
beschränken und übereilte Volksbeschlüsse in Zukunft zu verhin-
dern, wurde, was bisher nur herkömmlich war, nunmehr gesetz-
lich festgestellt, daß nämlich jeder Gesetzesvorschlag drei Markt-
tage (17 Tage) vorher bekannt gemacht werden sollte, ehe er zur
Abstimmung an die Volksgemeinde gebracht werden dürfe; auch
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: L._Apulejus_Saturninus Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Glaucia
395
nennen oft nur auf kurze Zeit, so daß das Conjulat bereits jetzt
schon wie später unter den Kaisern eigentlich nur noch ein Ehren-
titel war. — Zur Bezeichnung der höchsten in seiner Person ver-
einigten militärischen, richterlichen und administrativen Gewalt
nahm Cäsar den Amttitel Imperator an, der jetzt in dieser
neuen die höchste Vollgewalt bezeichnenden Bedeutung vor den
Eigennamen (Imperator Cäsar), nicht wie früher, wo das.wort
bloßer Ehrentitel war, nach jenem gesetzt wurde. — Die Im-
peratorengewalt sollte lebenslänglich und im Hause Cäsar's ver-
erblich sein, auch über die Hauptstadt wie über die Provinzen
sich erstrecken. Absichtlich vermied Cäsar den bei Vertreibung
der Könige verwünschten und auch jetzt noch in Rom verhaßten
Königstitel, und wies, als einer seiner eifrigsten Anhänger, der
Consul Marcus Antonius, am Feste der Luperealien (15. Febr.
44) ihm das Diadem darbot, dies unter lautem Beifallsruf des
versammelten Volkes zurück. Dagegen schritt er bisweilen gegen
Andere ein und setzte die dem Namen nach noch belassenen Tri-
bunen ab, wenn diese ähnliche Ehrenbezeugungen hindern wollten.
Daß Cäsar überhaupt das Wesen des Königthums, die unum-
schränkte Vollgewalt unter dem Namen Imperator sich aneig-
nen wollte, gab er vielfach in unzweideutiger Weise kund- Er
ließ sein Standbild neben denen der sieben alten Könige Roms
auf dem Capitol aufstellen, und sein Bild auf die Münzen
setzen. C.äsar erschien bei feierlichen Anlässen in ganz purpur-
nem Gewände, dem althergebrachten Königskleide, 'den Lorbeer-
kranz ^ auf dem Haupte, und ward als „Vater des Vaterlandes"
begrüßt. Mit den zahlreich ihm errichteten Bildsäulen wurden
göttliche Ehren verbunden; sein Geburtstag ward in dem Ka-
lender als Festtag bezeichnet, und der Monat, in den jener fiel,
nach seinem Namen Julius genannt.
4) Noch bezeichnender für die Machtstellung des neuen Herr-
schers von Rom war, daß dieser in den Sitzungen des Senats
zwischen den curulisch'en Stühlen der beiden Consuln auf er-
höhtem goldenen Sessel saß, um auch äußerlich anzudeuten, daß
alle andern Aemter von den Consuln abwärts und der Senat
insgesammt dem Imperator untergeordnet und dessen dienstbare
Organe wären. Der Senat, in dem republikanischen Nom der
eigentliche Mittelpunkt der Regierung, sollte wieder auf seine ur-
sprüngliche Bestimmung zurückgeführt werden, und jetzt wie zur
Königszeit der bloß berathende Staatsrath des Herrschers sein.
In diejer Absicht erhöhte der Imperator die Zahl der Mitglieder
des Senats', bisher höchstens sechshundert, auf neunhundert, wo-
bei er vorzugsweise seine Anhänger, darunter auch Provincialen
aus Gallien und Spanien, Söhne von Freigelassenen und selbst
Leute von zweideutigem Ruf berücksichtigte. Durch solche außer-
ordentliche Aufnahme abhängiger Leute sank der römische Senat,
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Cäsar Marcus_Antonius Antonius Cäsar Julius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Roms Rom Gallien Spanien
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nur daß diese im Verhältniß zu den Bürgern meist in doppelter
Zahl ausgehoben wurden, so blieben sie auch der äußersten
Strenge des römischen Kriegsrechts, insbesondere dem Recht des
Feldherrn, Todesstrafen zu verhängen und zu vollstrecken, fort-
während unterworfen, während für den Bürgersoldaten allmählig
manche Milderungen eingeführt wurden, und das Provocations-
recht, seit den Zeiten der Grachen auch auf die Militärgerichts-
barkeit ausgedehnt, wenigstens Leib und Leben des römischen
Bürgers vor Willkür und Mißhandlung schützte. Eine tiefe Ver-
bitterung bemächtigte sich daher der italischen Gemeinden, die
jeden Augenblick eine erschütternde Katastrophe über die herrschende
Hauptstadt herbeiführen konnte.
2) Schon Cajus Grachus wollte den drohenden Sturm
beschwören. Aber in der kurzsichtigen Engherzigkeit, die Bundes-
genossen von einer gleichberechtigten bürgerlichen Stellung ferne
zu halten, gingen in Rom alle Parteien, Senat und Bürgerschaft,
stets einmüthig mit einander, und vereitelten gemeinsam die dahin
zielenden Bestrebungen einzelner erleuchteter Staatsmänner. Als
daher die Lex Licinia Mucia1) die Erlangung des römischen
Bürgerrechts noch erschwerte, und mit dem gewaltsamen Tode
des Volkstribunen Livius Drusu s (91) die letzte Hoffnung der
Bundesgenossen schwand, auf friedlichem Wege zu einer Gleich-
berechtigung zu gelangen, so ergriffen viele derselben die Waffen
gegen Rom, besonders im südlichen und mittlern Italien, voran
die Marser, daher der ganze Krieg auch der mar fische ge-
nannt wird, dann die Samniten, Peligner, Maruciner,
Bestiner, Lucaner u. A.
3) Der Aufstand nahm zu Asculum seinen Anfang, als
hier der römische Prätor C. Servil ins erschien, und an das
im Theater versammelte Volk wegen seines den Römern verdäch-
tigen Benehmens eine drohende Strafrede hielt. Der Prätor
wurde von der wüthenden Menge ergriffen und sammt allen
übrigen in der Stadt befindlichen Römern ermordet (91). Schnell
verbreitete sich der Aufruhr über einen großen Theil Italiens.
Doch hielten die latinischen und griechischen Städte wenigstens
in ihrer Mehrzahl, ferner die meisten Etrusker treu zu Rom. —
Nach dem Plane der Verbündeten sollte die Stadt der Peligner,
Corfinium (unter dem Namen Jtalica) die Bundesstadt für
ganz Italien, und ein Senat von fünfhundert Mitgliedern, zwei
Consuln und zwei Prätoren an der Spitze des italischen Bundes-
staates stehen. — Der Kampf selbst wurde mit abwechselndem
9 Die Lex Licinia Mucia de civibus redigundis, von den Consuln L. Li-
cinius Crassus und Q. Mucius Scävola im I. 95 durchgebracht, bedrohte
Nichtbürger mit strengen Strafen, die sich das römische Bürgerrecht an-
maßten, und bewirkte die Austreibung vieler Italer aus Roin.
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